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Professor Karl f}eitirid> Hau
PRESENTED TO TME
UNIVERSITY OF MICHIGAN
IMv. ptjilo porsons
OF DCTROtT
1871
ZEITSCHRIFT
FÜR
VERGLEICHENDE
SPRACHFORSCHUNG
AUF DEM GEBIETE DES
DEUTSCHEN, GRIECHISCHEN UND
LATEINISCHEN
HERAUSGEGEBEN
Sr. ADAX.BBB.T KUHN,
PROFK8SOR AM OÖLT^ISCHRN GYMNASIUM ZV BRRUM.
ACHTER BAND.
BE11I.IN
FBRD. DÜMMLER'S VERLAQSBUCHHANDLUNO
1859.
Verzeichnifs der bisherigen mitarbeiter.
Director Dr. Ahrens in Hannover.
Dr. Andresen in Mülheim a. Rh.
Dr. Th. Aufrecht in Oxford.
Prof. Ag. Benary in Berlin.
Prof. Th. Benfey in Göttingen.
Prof. F. Bopp in Berlin.
Dr. Jos. Budenz in Stuhl weifsenburg.
Dr. G. Bühler z. z. in England.
Dr. Sophus Bugge in Christiania.
Prof. Dr. W. Corssen in Schulpforte.
Prof. G. Curtius in Kiel.
Director Prof. Dr. A. Dietrich in Hirschberg.
Dr. Lorenz Diefenbach in Bornheim bei
Frankfurt a. M.
Dr. H. Ebel in Schneidemühl.
Dr. E. Förstemann in Wernigerode.
Hofrath J. Grimm in Berlin.
Dr. M. Hang in Punah (Ostindien).
Hofrath Holtzmann in Heidelberg.
Prof. Dr. Hupfeld in Halle.
Prof Dr. Jülg in Krakau.
Dr. H. Kern in Mastricht.
Justizrath Dr. Th. Kind in Leipzig.
Prof. Dr. K i r c h h o f f in Berlin.
Dr. K. V. Knoblauch in Tübingen.
Prof. Dr. A. Kuhn in Berlin.
Dr. F. A« Leo in BerliiL
Prot R Leo in Haue.
Gymnasiallebrer Dr. Gustar Legerlot z iu Mag-
deburg.
Dr. C Lottner z. z. in London.
Dr. W. Mannbardt in Berlin.
Prot Mafsmann in Berlin«
Dr. Mauropbrydes ans Kappadocien in Athen.
Dr. Leo Meyer in Göttingen.
Dr. Michaelis in Berlin.
Prof. Dr. Max Müller in Oxford.
Dr. Friedr. Pfeiffer in Breslau.
Prof. Dr. A. Pictet in Genf.
Prof. Dr. A. F. Pott m HaUe.
Profi Dr. R. Roth in Tübingen.
Oberlehrer Dr. J. Savelsberg zu Achen.
Hofrath Profi Dr. A. Schleicher in Jena.
Profi Dr. Schmidt-Göbel in Lemberg.
Profi Dr. H. Schweizer-Sidler in Zürich.
Profi Dr. Spiegel in Erlangen.
Dr. H. Steinthal in Berlin.
Oberlehrer G. Stier in Wittenberg.
Dr. Strehlke in Danzig.
Dr. L. Tobler in Aarau.
Profi Dr. A. Weber in Berlin.
Profi Weinhold in Grätz.
Profi Dr. Westphal in Breslau.
Fr. Woeste in Iserlohn.
Profi Zyro in Bern.
Inhalt.
Seite
IJfQta im griecb. 7i«^)ri//(» und skr. pa^, pa^i und verwandtes, von
Th. Benfey 1
Ovidiana, von Pott 21
Altitalisches, von Sophus Bugge 81
Griechische etymologieen, von G. Legerlotz 45
Roswitha, von Leo Meyer 56
ratum esto, rätam astn, von A. Kuhn 64
Ueber die ableitung des lat. sons, von Th. Aufrecht 71
Einige einzelne linguistische bemerkungen, von Th. Benfey ... 75
Thos. Wright : 1) A volume of vocabularies u. s. w. 2) On the history
of the English language, angezeigt von A.Kuhn 77
nimius, nimis; goth. bi, ahd. bi, nhd. bei, von A. Kuhn .... 79
S/fo?. xufioq^ von Th. Benfey 81
'XoXoq, colere, xogoq, nikoftcu^ von Th. Benfey 90
Ovidiana, von Pott (fortsetzung) 96
Griechische etymologieen, von G. Legerlotz 116
Noch einmal «I«, ^/a, IV, von Leo Meyer 129
Das gothische zd, von Bühler 148
Btthler, das griechische secundärsuffix ti;«, angez. von Leo Meyer 158
Schleicher, volksthümliches aus Sonneberg, angez. von A.Kuhn . 156
T. Hewitt Key, A latin granmiar, angez. von H. Ebel .... 159
Buechelcr, de Ti.. Claudio Caesare, angez. von H. Ebel .... 160
Noch einmal «1$, fita^ IV, von Leo Meyer (schluTs) 161
Ovidiana, von Pott (schlufs) 174
Xäo(, vi-h&yas, von Th. Benfey 187
Griechische etymologieen, von G. Legerlotz 207
Lateinische etymologieen, von Th. Aufrecht 211
B p p : Vergleichende grammatik u. s. w., angez. von H. Schweizer-
Sidler 221
VI Inhalt.
8«ite
Schambach: Wörterbuch der niederdeutschen^mondart u. s.w., an-
gexeigt von Diefenbach 236
Furtwftngler, die siegesgesftoge des Plndar u. s. w., angezeigt von
A. Kuhn 238
Varia, von H.Ebel 241
Einige deutsche wurzelformen auf &, von Leo Meyer 245
Lateinische etrmologieen, von Jos. Budenz 287
Eine bisher nicht beachtete griech. imperativform, von 6. Curtius . 294
Corssen: Ueber ausspräche, vokalismus und betonung der lateinischen
spräche, angezeigt von H. Schweizer-Sidler 299
1) Fritsch: Vergleichende bearbeitnng der griech. und lat. partikeln.
2) Harriso n: A treatise on the Greek prepositions u.s.w. 3) Pott:
Etymologische forschungen, bd. L 2. aufl., angez. von A. Kuhn 314
'ExdxfQoq^ ^xcB<rT09, von Th. Benfey 321
Ein beitrag zur etymologie der griech. zahlworter, von H. L.Ahrens 329
Etymologieen, von Leo Meyer 362
McTaUao), von Georg Bühler 365
Noch ein wort über aS*o; und verwandtes, von D. Hupfeld . . . 370
Zur etymologie der griechischen spräche, von Th. Kind 376
Verschiedene Schriften von Fried. Müller, Breulier, Wahlen-
berg, Weingärtner, Leo Meyer, v. Zeschwitz, Leger-
lotz, Dörr, Rangab^, Helfferich, Fabretti, angez. von
H. Ebel . . . . , 378
Wurm: Wörterbuch der deutschen spräche, angez. von Diefenbach 383
Frommann: Die deutschen mundarten, angez. von de ms 385
Griechische etymologieen, von G. Legerlotz • 395
Der perfectstamm im lateinischen, von A.Schleicher . . .. . 399
*'0(r*o?, satya, von H. Kern 400
Das griechische relativ, von J. Savelsberg 401
Griechische etymologieen, von G. Legerlotz 416
Mytho-etymologica, von Pott 425
G. Curtius: Grundzüge der griech. etymologie. 1. thcil, angezeigt von
U. Schweizer-Sidler 437
Queif, von A. Kuhn 453
Sach- und Wortregister, von C.Arendt 454
Ileqva in ndQvtjui und sanskritisch pan, pani
und verwandtes.
In meinem griechischen wurzellexikon habe ich schon rich-
tig gesehen, dafs tieq, nog, noX^ ticoX, nga^ tiql zu dem
sanskritischen verbum pri gehören, welches fast nur mit
den präfixen vi und ä zusammengesetzt vorkommt und „be-
schäftigen, beschäftigt sein^ bedeutet. Dagegen ist dort
noch unbemerkt gelassen, dafs das präsensthema neg-va in
nBQ'Vtiui wesentlich identisch ist mit, oder vielmehr die
Vorstufe des im sanskritischen Sprachschatz erscheinenden
fast ganz bedeutungsgleichen präsensthema pana vom ver-
bum pan „handeln, kaufen, wetten, spielen^. Von diesem
verbum finden sich unter andern nominalen ableitungen im
sogenannten classischen sanskrit pana „kauf, geschäft u.s. w.^
panya eigentlich partic. fut. pass. „ käuflich ^. Das ver-
bum ist, wie so viele andre im sanskrit-sprachschatz vor-
kommende, keine eigentliche sanskritbildung, sondern durch
prakritartige einflüsse aus dem zuerst erwähnten pri ent-
standen und aus derjenigen Volkssprache, in welcher es
sich gestaltet hatte, schon verhältnifsmäfsig früh in das
sanskrit eingedrungen. Dasselbe ist auch mit einigen an-
dern prakritartigen bildungen der fall, die meisten jedoch
scheinen erst in einer verhältnifsmäfsig bedeutend späteren
zeit in das sanskrit eingang geftmden zu haben und zwar
eher gewissermafsen hinübergenommen als eingedrungen zu
sein.
VIII. 1. 1
2 Benfey
Indem pri sein präsensthema nach der sogenannten
9. conjugationsclasse des sanskrit bildete, wäre nach den
•regeln der klassischen spräche prina, in der 1. pers. prä-
sentis prinämi entstanden. Es ist aber kaum dem gering-
sten zweifei zu unterwerfen, dafs die organische form parna
paritämi, letztre, abgesehen vom accent, ganz identisch mit
niQV}]f.u lautete. Denn es ist för sicher anzunehmen, dals
die verba, welche die indischen grammatiker mit auslau-
tendem ri schreiben, so wie die meisten derer auf ri, ur-
sprünglich statt dieser vokale auf ar auslauteten; dafür
spricht, aufser den allgemeinen Untersuchungen über die
entstehung des vokals ri im sanskrit bei Bopp vergl. gr.'
2. ausg. §.1. s. 2 ff., speciell die Zusammenstellung von
z. b. skr. grinämi mit lat. garrire durch assimilation für
gamire, welches äufserlich ganz dem vedischen grinishe
entspricht, mit griech. *yiXX(ü fiir yiXvbn in ayyi^^ia für
*ara-/€AAw, und auch mit lat. gannire mit entgegengesetz-
ter assimilation (r an n); ferner skr. kiinämi (welches der
bedeutung nach ursprünglich mit kirämi „ werfen '^ identisch
ist), mit lat. cello, griech. xiXXvo für celno (wie Pott etym.
forsch. I, 227 richtig erkannt hatte, ich aber griech. wur-
zell. I, 199; II, 175 mit unrecht verwarf; über o in oy.illu)
als rest einer ursprünglichen reduplication werde ich bei
einer andern gelegenheit handeln, wo ich eine menge bei-
spiele zusammenstellen werde, in denen der consonant der
reduplicationssilbe eingebüfst ist, vgl. flQr jetzt gr. wurzell.
II, 328, oSvQO^ai. gr. wurzell. II, 205, o^/^w gr. wurzell. II,
43 und oxQfiQog^ welche bezüglich des o dort falsch erklärt
sind gr. wurzell. II, 253); skr. mrinämi mit griech. fidovcc-
l^xi, skr. strinämi mit lat. stemo, skr. vrine (ftir organisch
*vriname) mit griech. ßovXo^ai für *ß6lkofiat aus ßolvo^iai
u. s. w. Die angegebnen formen des sanskrit sind alle aus
formen mit ar, welche den verglichenen lateinischen und
griechischen genau entsprechen würden, durch einflufs des
im sanskrit bewahrten ursprünglichen accents entstanden,
welcher im präsens der sogenannten 9. conj. cl. stets hin-
ter die vocalsilbe — thcils auf das Charakteristikum des
nfova in niQvrjui und sanskritisch pan, pani und vcnvandtes. 3
präsensthema, theils auf die personalendung fällt — und die
Schwächung des vokalisirten r zu ri herbeiführte. Am
schlagendsten zeigt diefs, aulser einer menge andrer ana*
loger falle, die regel über die bildung des präsensthema
der sogenannten 5. conjugationsclasse, nach welcher hier
der verbalvokal auch noch in seiner sogenannten gunaform
erscheinen darf (vollst, skr. gr. §. 804, kurze §. 192), also
z. b. von skr. ri nicht nur rinu in 1. sing, rinomi sondern
auch arnu arn6mi gebildet werden kann, welches letztre,
abgesehen vom accent und der dehnung, statt gunirung,
des Charakteristikum im griechischen, ganz identisch ist
mit oQvvfAi. In bezug auf die hieher gehörigen verba auf
ri ist unzweifelhaft anzunehmen, dafs die formen mit ar
die älteren sind, welche dem einflufs des accents noch nicht
erlegen waren. Im fortgang der zeit hat sich dieser je-
doch im Sprachgebrauch fast ganz geltend gemacht und
ich zweifle, ob es bis jetzt gelungen ist die regel der gram-
matiker, welche ohne zweifei auf ihnen bekannte beispiele
basirt ist, aus dem uns bekannten Sprachschatz durch for-
men mit ar zu belegen. Nur eines ist mir bekannt, in
welchem sie sich auch an ihm und zwar unbeschränkt be-
hauptet hat; es ist dies das verbum kri „machen^, welches
zu der 8. conjugationsclasse gezählt wird, aber wie alle
verba der 8. eigentlich ein verbum der 5. conjugationsclasse
ist, welcher es auch bekanntlich in den veden noch folgt;
sein präsensthema lautet hier krau 1. sing, krinomi; jener
regel gemäfs konnte es auch *karnu karnömi bilden und
daraus ward vermittelst der oben im lateinischen und grie-
chischen mehrfach hervorgetretenen assimilation und dann,
in folge der feindschaft des sanskrit gegen verdoppeltes
rr, das karomi u. s. w. der gewöhnlichen spräche. In den
schwachen formen der conjugation, wo kuru in der ge-
wöhnlichen spräche statt *karu erscheint, ist das a theils
durch einflufs des accents, mehr aber noch durch die assi-
milirende kraft des charaktervokals u zu u geschwächt,
ähnlich wie im sanskrit aus *garü = ßccQv^ dessen a sich
unter dem accent im comparativ gariyans und im superla-
1*
4 Benfey
tiv garishtha erhalten hat, im positiv giirü geworden ist.
Dieselbe form kariiu liegt auch, so viel ich erkenne, im
persischen der keilinschriften zu gründe; hier ist aber das
rn in dem organischen karnu, ähnlich wie in lat. gannire
im gegensatz zu garrire, umgekehrt assimilirt, so dafs ei-
gentlich nn daraus entstand, worauf aber wie im sanskrit
das eine r, so hier das eine n eingebüfst ist; die eigent-
liche form würde also kann sein; statt dessen erscheint
aber k'unu, in welchem Bopp (vergl. gramm. 2- ausg. s. 3)
u für eine Schwächung des ursprünglichen a, nach analo-
gie von u in skr. kuru nimmt; es lassen sich dagegen viel-
leicht einige bedenken geltend machen, welche uns jedoch
hier zu weit abführen würden. Im zend entspricht kerenu,
welches dem allgemeinen lautverhältnils des zend zum
sanskrit gemäfs der vedischen form krinu entspricht, in
Wirklichkeit aber, den Bopp^schen ausführungen gemäfs,
zunächst auf karnu ruht, zwischen den beiden consonanten
den schwächsten vokal e eingeschoben und zugleich a zu
e geschwächt hat. Diese Umwandlung im verein mit einer
stelle in dem von Weber so trefflich bekannt gemachten
Väjasaneyi-Präti^äkhyam, nämlich IV, 16, sowie dem Rigv.
Präti^. VI, 13, ist ganz geeignet uns über die entstehung
des ri im sanskrit in den vorliegenden, sowie überhaupt in
den allermeisten fällen einen entschiedenen aufschlufs zu
geben. Hinter einem r vor einem unmittelbar folgenden
consonanten überhaupt, nach andern nur vor gewissen, fin-
det nämlich nach den Präti^äkhya^s die einschiebung eines
gewissen vokalischen lautes statt, welcher im Rv. Pr. VI, 13
(M. Müller 422) und Väjas. Pr. geradezu als ri bezeichnet,
sonst dem ri ähnlich genannt (Seh. zu Rv. Pr&tip, I, 7, Re-
gnier p. 46 und zu Väjas. Pr. IV, 16) und wie Weber
a. a. o. s. 218 nachgewiesen hat, in den handschriflen bis-
weilen durch i dargestellt wird. Zu den von Weber an-
gefbhrten fällen werden weiterhin noch mehr kommen und
schon danach, sowie durch die vergleichung des im zend
an derselben stelle eingeschobenen e ist es höchst wahr-
scheinlich, dafs er ursprünglich fast ganz wie i lautete«
:7f^»i'a in niitvfiftt und sauskritisch pa», paui und verwandtes. 5
Schreiben wir nun dieses hinzu, so erhalten wir z. b. für
organ. *kani6mi die form *karin6mi. Indem nun der hin-
ter der silbe mit dem verbalvokal stehende accent seinen
schwächenden einflufs äul'serte, bewirkte er, gerade wie
z. b. in jagmiva für organisches *jagamiv4 (pf, red. von
gam „gehen**) die ausstofsung des a, so dafs nur das r
mit dem durch die lautbrechung (im skr. svarabhakti) ent-
standenen ton blieb, dieses ri verwandelte derselbe einflufs
zugleich in den yokal ri, gerade wie das ri in tri „drei**
im ordinale tritiya durch den nachfolgenden accent za
vokal ri geschwächt ward (kurze skr. gramm. s. 329 n. 1).
In dem verhältnifs von tritiya zu tri liegt die entstehung
des ri aus ri sowie der grund derselben klar vor, in vie-
len andern ist dieser hergang nicht ganz so sicher aber
doch ebenfalls kaum zweifelhaft. Der art ist z. b. das
verhältnifs von grihnämi zu organ. *grahnämi, pricchami
zu organ. *praccfaämi; hier ist, in analogie mit sehr vielen
fällen, zuerst das a zu i geschwächt, vgl. z. b. sthita =
griech. ara-ro vom verbum sthä, vedisch dhi-tä = dc-ro
von dhä; alsdann ist ri zu ri-vokal geworden also die Stu-
fenfolge 'grahnämi *grihnämi grihnämi anzunehmen. Man
sieht dafs dem als mittelform angenommenen karinömi das
zendische kerenaoimi fast ganz genau entspricht,* auch hier
ist diis e vor n durch die svarabhakti (lautbrechung) ent-
standen; von krinomi unterscheidet es sich wesentlich nur
dadurch, dafs das a — durch den sicher auch hier anzu-
nehmenden einflufs des accents — nicht eingeböfst ist, son-
dern nur geschwächt ward.
Es giebt fkbrigens aulser den durch die regel über die
5. conj. cl. erhaltnen Überresten der alten bildnng auch sonst
noch viele falle, wo sich gegen die in dem uns bekannten
zustand des sanskrit herrschende analogie ar statt ri er-
halten hat; doch scheint es dann stets durch besondre um-
stände geschützt worden zu sein, was dafür spricht, dafs
im classiscben sanskrit die Schwächung des ar zu ri durch
nachfolgenden accent fast unbeschränkte regel geworden
war; so ist z. b. märta mensch, wie griech. ßgoro und die
Benfev
etymologie zeigt, unzweifelhaft der entetehung nach iden-
tisch mit skr. mrita ,,ge8torben", bedeutet aber, mit der
in den indogermanischen sprachen so häufigen modification
der bedeutung des part.perf.pas8., nicht mehr das, an
welchem sich der verbalbegriff vollzogen hat, sondern das,
an welchem er sich stets vollziehet „der sterbliche^ (vergL
das hervortreten dieser bed. in Rigveda I, 110, 4, wo märta
im gegensatz zu amritatva steht, „als sterbliche eriangten
sie Unsterblichkeit^); das ar ist hier im sanskrit nur da-
durch bewahrt, dafs das a darin gegen die allgemeine re-
gel des part. perf. pass. den accent hat; dieser accent Wech-
sel ist folge davon, dafs die eigentliche bedeutung des par-
ticipiums sich geändert hat, dafs es zu einem Substantiv
geworden ist (vollst, sanskr.-gramm. §. 899) *).
Wir dürfen demnach unbedenklich prinämi aus par-
nämi (vermittelst par(ri)nämi, parinämi) deuten, welches, wie
gesagt, lautlich mit nkQvrjfii identisch ist.
Im sanskrit strebte, — wie sich aus einer menge fälle
erweisen läfst, von denen einige schon in meiner vollst,
sanskritgr. namhaft gemacht sind (vgl. z. b. §. 801, VI, 2;
802, V; 803, V; 804, V); andre, nämlich die auf diese
weise entstandenen neuen verbalthemen, zu einer andern
zeit im Zusammenhang behandelt werden sollen — , die con-
jugation der präsensthemen auf a danach, sich fast über
die ganze spräche auszudehnen. Aehnlich wie in folge die-
ses bestrebens z. b. mrinämi mrinäsi mrinati u. s. w. nach
der 9. conjugationscl., zu mrinami mrinäsi mrinati; prinami
prinäsi prinäti zu prinämi prinäsi prinäti u. s. w. ward , und,
weil in letzteren formen dem sprachbewufstsein gegenüber
das auslautende a des präsensthema's mrina, prina das Cha-
rakteristikum der 6. conjugationsclasse zu sein schien, der
übrige lautcomplex mrin prin den werth eines generellen
verbalthemas annahm, konnte auch parnämi parnäsi parnäti
in die auf a auslautende conjugation übertreten, und wegen
*) Es bedarf wohl kaum der bemerkung, dafs diefs nicht die einzige
art war, wie der vokal p entstand.
TifQta in :ri^i'f//fi und sanskritisch pai^, pani und verwandtes. 7
der gunirtcn verbalform schlols sie sich sehr natürlich an
die analogen der 1. conjug. cL, d. h. liefe zugleich den ac-
oent auf die verbalsilbe vorrücken, wie diefs einer im Sans-
krit schon allgemein hervortretenden neigung entspricht
(vgl. kurze skr. gramm. s. 84); so wäre an die stelle jener
formen *parnämi pärnasi pärnati u. s. w. getreten. Wie in
prina mrina mufste auch in pärna das auslautende a dem
sprachbewufstsein als ausdruck des conjugation-classenzei-
chens (hier der der ersten) erscheinen und auf annähme ei-
nes generellen verbums parn fähren. Im prakrit verwan-
delt sich nun aber bekanntlich rn durch assimilation innn
(vergl. Lassen institutiones linguae pracriticae p. 245); es
müfste dieser Umwandlung gemäfs die l.sing. praes. ätma-
nepadi, d. i. medii panne lauten; diese unterscheidet sich
von der entsprechenden des im sanskrit vorkommenden ver-
bum pan, nämlich pane nur dadurch, dafs letztre nicht zwei,
sondern nur ein n enthält. Diese differenz, dafs sich näm-
lich in den prakritartig entstandenen bildungen, welche sich
im sanskrit nachweisen lassen, der laut, welcher in den
prakritformen doppelt erscheinen mufste, nur einmal findet,
zeigt sich nicht selten: einige dahin gehörige beispiele habe
ich gelegentlich in einem aufsatze in der Zeitschrift d. d.
morgenl. gesellschaft bd. XII heft 4 mitgetheilt und hoffe,
dafs ich noch dazu kommen werde den ganzen, für die
geschichte des veda insbesondere nicht unwichtigen gegen-
ständ im Zusammenhang zu behandeln; hier will ich nur
ein dem tibergang von *parn *pann pan ganz analoges bei-
spiel hinzufügen, jedoch zugleich noch ein andres geben,
welches die entstehung von verbalthemen auf n (auch n)
aus präsensthemen der 9. conj. cl. aufs entschiedendste er-
weist und für die erkenntnifs einer andern reihe von ver-
ben oder auf solchen beruhenden nominalbildungen, wie die
Engländer sagen würden, ein Standard, muster-beispiel ist.
Was das erstere betrifft, so findet sich im sanskrit ein ver-
bum ghürn „sich herumdrehen", welches griech. wurzellex.
II, 292 unzweifelhaft mit recht zu hvri „krümmen" gestellt
ist Hier will ich noch hinzuftigcn, dafs es, wie mrin
8 Benfcy
prin, ebenfalls aus hvri nach der 9. conj. cl. entstanden ist.
Was das yerhältnifs von gh zu h in hvri und zu dem dh
in dem mit hvri identischen dhvri betrifil, so vergleicht
sich skr. *dhan (in ni-dhana u. a.) griech. d-uv im verhält-
nifs zu skr. han und dessen formen und ableitungen mit gh
z. b. ghnänti (filr *hanänti, mit einbufse des verbalen vo-
kals wegen des auf die folgende silbe fallenden accents)
ghana ^keule** ghätaya, denominativ von ghäta „das töd-
ten*^, von *ghan flir han, nach analogie von jäta aus jaa
„zeugen", khäta aus khan „graben", |i?]r* aus *fAav „den-
ken" formirt. Was ür betrifft, so zeigt sich die neigung
des älteren sanskrit neben r den vokal u entstehen zu las-
sen, sehr oft, vgl. z. b. cancur intensiv von car „gehen",
vedisch tartur intensiv von tri, das nomen des gewöhnlichen
sanskrit dardura „berg" eigentlich „geklüft" u. a. m. von
dri „spalten", vedisch jarbhur intensiv von bhri ved. fiir
hri (vgl. vollst, skr. gr. §. 59 bem. §. 158 bem. und sonst);
auch tritt sie gerade in hvri hervor, woher z. b. hurcch,
welches eigentlich inchoativ wie rieh 'iQX'Ofiat. von ri ög.
Was die flexion von hvri nach der 9. conjug. cl. betriffit,
so ist sie durch Rv. I, 166, 12 vihrunäti belegt, wo hvri
nach analogie des ved. partic. hruta (Pänini VII, 2, 31 ; vgl.
glossar zum Sämaveda unter hvri) zu hru umgelautet oder
vielmehr durch einflufs des hinter die verbalsilbe fallenden
jiccents geschwächt ist (wohl vermittelst hvruta, vgl. wegen
einbufse des v taksh neben tvaksh griech. wurzeil. II, 242
u. a. m.). Das u in ghürn ist lang nach der bekannten
sanskritregel, der gemäfs i und u vor verbalem r, sobald
diesem ein consonant unmittelbar folgt, gedehnt werden
müssen (vollst, skr. gr. §. 57, kurze §. 23), und da wir nach
obigem als organische gestalt des präsensthema von hvri
nach der 9. conjug. cl. *hvarna annehmen dürfen, so ist
ghürna, abgesehen von gh, daraus phonetisch völlig ebenso
entstanden wie das part. pf. pass. türna vom verbum tvar
„eilen".
Dieses ghürn lautet im prakrit ghunn (Lassen a. a. o.),
und daraus ist unzweifelhaft das im sanskrit vorkommende
ntgva in niqvfi^u und sanskritisch pa^, pa^i und veiwandtes. 9
gleichbedeutende ghun zu deuten, welches, wie pan, eben-
falls nur ein n enthält.
Das andre verbum, welches ich noch erwähnen wollte,
ist das im sanskrit erscheinende bhan „sprechen^. Dieses
ist aus dem sanskritischen verbum bhäsh „sprechen^, nach
der 9. conjug. cl. bhäshna (vergL griech. cfuivi} fiir cfwa-vt}^
eigentlich femin. des partic. pf. pass., welches die grundlage
dieser präsensbildung ist) entstanden. Das präsens würde
bhäshnami bhäshnäsi bhashnäti u. s. w. lauten und hier zeigt
sich diese entstehung noch deutlich in der prakritischen
flexion, wo das lange ä vor der personalendung bewahrt
ist, vgl. sing. 2. bhanäsi 3. bhanädi, pl. 2. bhanädha, imper.
sing. 2. bhanähi 3. bhanädu (bei Delius radices pracriticae
unter bhan; Lassen a. a. o. p. 159, wo aber der grund des
langen ä nicht erkannt ist) ; dafs es in bhanädha gegen die
regel des sanskrit, welche bhäshnitha erfordern würde, steht, .
ist im prakrit schon an und für sich nicht auffallend, und
hier um so weniger, da der singul. häufig die andern for-
men in seine analogie zieht und sogar höchst wahrschein-
lich ist, dafs auch im sanskrit die organischere form einst
bhäshnäthä lautete und ä nur durch einflufs des in der
folgenden silbe stehenden accents zu i geschwächt ward,
wie im sanskrit sehr oft, vgl. z. b. da „geben" im passiv
diya; pa „trinken" im partic. perf. pass. pi-ta u. a. m.; wie
sing. 2 imper. erklärt es sich aus der vedensprache , wo
auch bhäshnähi statt des gewöhnlichen bhäshnihi erschei-
nen würde (vollst, skr. gramm. §. 824, verglichen mit s. 356
n. 2). bhäshna hätte im prakrit bhänhä werden müssen
(Lassen a. a. o. p. 261, 2 und 138 S.); das h ist aber als
ein überaus schwacher laut (als solchen erweisen ihn die
phonetischen regeln wenigstens im sanskrit; vgl. z. b. vollst
skr. gramm. §. 103 kurze §. 50) vollständig eingebüTst. Aus
dieser phonetischen Umwandlung hat sich denn, wie bei
prin, mrin, pan, ghun, auch bhan dem sprachbewufstsein
gegenüber als generelles verbalthema geltend gemacht, ist
in das sanskrit übergegangen und hat hier, nach analogie
der übrigen, auch jene im prakrit noch so deutlich erhal-
10 Benfey
tene spur seiner entstehung aus der 9. conj. cl. verloren;
es flectirt sich hier ganz nach analogie der 1. conjugation
und zwar speciell nach der 1. conjugationsclasse bhanämi
bhänasi bhanati u. s. w. , während z. b. das aus ^hvarnami
hvarnäsi u. s.w. hervorgegangene ghürn dadurch, dais es
nach der 6. und 1. conjug. cl. flectirt wird, uns die Zwi-
schenstufe des Übergangs von der 9. in die 1 . conjugations-
classe veranschaulicht ^ghürnäsi IX, ghürnäsi VI ghürnase
(ätmanep.) I (vgl. kurze sanskr. gr. s. 84).
Beiläufig bemerke ich, dafs aus jenem spurlosen Ver-
lust des h sich noch mehrere ohne zweifei prakritartig ent-
standene und in das sanskrit übergegangene verbalthemen
erklären, so z. b. ran in der bedeutung „tönen% welches
ich aus dem gleichbedeutenden sanskritischen verbum ras
mit einstiger flexion nach der 9. conjug. cl., also Vasna
prakritartig ranha = ranh = ran ableiten zu dürfen über-
zeugt bin. Ebenso trage ich kaum das geringste bedenken
gan „zählen^ für prakritartig aus grihnä (vom verbum grab
nach der 9. conjug. cl.) oder dessen organischerer form
*grahnä entstanden zu betrachten, indem mit einbufse des
h und des auslautenden a aus grahna nach Lassen instit.
ling. pracr. s. 250. 282 gan entstand. Am unzweifelhafte-
sten aber erklärt sich so das verbum pun 6. conj. cl. „red-
lich handeln, gut sein^; es stammt nämlich von push in
der bedeutung „segnen'', „gesegnet sein**. Dieses flectirt
im sanskrit nach der 9ten pushnä, woraus dann prakritisch
punbä werden würde, aus welchem nach den besprochenen
analogien das prakritartige verbalthema pun entstanden ist.
Daran schliefst sich punya eigentlich part. fut. pass. und
der grundbedeutung gemäfs „des Segens würdigt und in-
sofern „redlich, rein''. Dieses punya verhält sich zu push
wesentlich ganz ebenso, wie das aus pan hervorgetretene
schon erwähnte panya zu dem ihm in letzter Instanz zu
gründe liegenden verbum pri. Dieses mit stri „frau'' zu-
sammengesetzte panyastri hat die bedeutung meretrix ei-
gentlich femina venalis, gerade wie das aus dem griechi-
schen reflex noq von pri abgeleitete noQ'^v^ welches eben-
rttQi'a in niQvrjfu und sauskritisch pa^, papi und verwandtes. 11
falls eigentlich ^eine käufliche person^ bezeichnet; das
Suffix vo, eigentlich endung des part. perf. pass., hat auch
die oben hervorgehobene bedeutungsmodification ^das an
welchem sich der verbalbegriff stets hier häufig vollzieht^.
Wie ein verhältnilsmäfsig grolser theil der prakritar-
tig entstandenen yerbalthemen, so erscheint auch pan schon
in den yeden. Ueber die folgerungen, zu welchen diese
thaisache nöthigt, werde ich an einer andern stelle spre*
chen, wo ich alle zu diesem kreis gehörige bildungen zu
vereinigen versuchen werde. Wie in der gewöhnlichen
spräche hat es auch hier die bedeutung „kaufen^ (z. b.
Yajurv. VIII, 55) und „loben", welche letztre sich dort an
ein besondres präsensthema pan-äya schliefst, in den veden
aber sowohl für dieses als auch pana angegeben wird
(Naighantuka III, 14). Beide bedeutungen beruhen auf der
oben an die spitze gesteUten „handeln" (vyavahäre); der
begriff „loben" geht speciell aus dem „herausstreichen, an-
preisen" seiner waaren durch den Verkäufer hervor und ist
dann allgemein geworden.
Aus pan „handeln" ist das vedische pani abgeleitet,
welches Yäska (Nirukta II, 17; VI, 26) durch vanij, sonst
gewöhnlich banij geschrieben „handelsmann" erklärt. Das
in banij vanij erscheinende bani vani ist nur eine — viel-
leicht ursprünglich dialektische — nebenform von pani, ent-
standen durch die im Sprachschatz des sanskrit häufig vor-
kommende Schwächung einer tenuis zu ihrer media, insbe-
sondre von p zu b und selbst v, vergl. z. b. vedisch piba,
gewöhnlich piva, f&r ursprünglicheres pipa (reduplication
von pa „trinken"), bad „fest sein" mit päd „gehn" aus der
bedeutung „fufs fassen", pis, pes, vis, ves, bip, be^ „gehn",
pud bud „herauslassen", rap (lap) „sprechen", ramb „tö-
nen", lup (präsens lumpämi) „brechen", lumb „quälen", sap
„verbinden" (s. mein glossar, Wilson und DhätUpätha XI,
6 ; vgl. auch das vedische nomen sapti), samb gleichbedeu-
tend, srip gehen, sarb gleichbedeutend g. a. m. Das ange-
tretene j in banij, vanij ist eine Verstümmelung von ja „ge-
boren", so dais also banij eigentlich bedeutet „söhn eines
12 Benley
handelsmanns". Die bezeiclinung eines Standes nach deui
gleichen stand des vaters ist ein aus dem kastenwesen her-
vorgegangenes gewöhnliches verfahren im sanskrit, z. b.
rajaputra eigentlich „söhn eines königs** (im sinn von „krie-
ger") für einer aus der kriegerkaste.
Obgleich pani gewöhnlich in den veden als bezeich-
nung des von Indra besiegten Asuren dient, welcher die
befruchtenden regen wölken verschliefst, so ist die eigent-
liche bedeutung „handelsmann^ doch noch mehrfach zu er-
kennen und auch die grundlage von jener bezeichnung. So
heifst es z. b. Kigveda I, 33, 3 :
ni sarvasena ishudhi^r asakta sam aryo gä ajati ydsya väshti;
coshkÜ74mana Indra bhdri vämäm mä panir bhür asmäd
adhi pravriddha.
Ich übersetze diese stelle:
„der besieger aller beere hat die köcher angelegt; der ge-
bieter treibt kühe zu dem, welchem er gnädig; viele schätze
stets bei dir bergend, o Indra! sei gegen uns nicht eiu
handelsmann, o grofsmächtigerl ^ Das heifst lafs dir deine
gaben nicht von uns abhandeln, sondern schenke sie uns.
Rv. I, 32, 7 wird pani von den schollen zwar als bezeich-
nung jenes dämonen gefafst, aber es erscheint in einem ver-
gleich und das damit verglichene bezieht sich auf diesen
dämon selbst, so dafs, wie man sogleich sehen wird, wenn
diese deutung richtig wäre, wesentlich dasselbe mit sich
selbst verglichen wäre. Dies geht nicht. Im gegentheil
ist grade dieser vergleich geeignet uns erkennen zu lassen,
wieso jener dämon dazu kam, als pani bezeichnet zu wer-
den. Die stelle lautet:
däsäpatnir ahigopä atishthan niruddhä apah paninevah g£vah
apäm bilam äpihitam yäd äsid vritram j4ghanvä^ apa täd
vavära.
Wilson, welcher fast ausnahmslos die erklärung des
scholiiisten annimmt, übersetzt den ersten halbvers:
The waters the lyives of the destroyer guarded by Ahi
stood obstructed, like the cows by Panin (corrigire Pani).
Diese wasser werden aber sonst vielfach als kühe gefafst
TtfQva in TiiQrfjfiv und sanskritisch pa^, pani und verwandtes. 13
und Abi ist bezeichnung desselben dämons, der auch Pani
genannt wird, so dafs in dieser Fassung der sinn wäre „die
wasser von Ahi bewacht standen eingesperrt, wie
(die mit jenen identischen) kühe von dem (mit Ahi iden-
tischen) Pani^. Es versteht sich von selbst, dafs das kein
vergleich ist Vergleichung kann nur bei gegenständen
stattfinden, welche, an und fiir sich verschieden, nur in ei-
nem bestimmten punkt (dem tertium comparationis ) sich
einander gleich oder ähnlich vorgestellt werden. Nehmen
wir auch hier pani in der bedeutung „handelsmann^ so
erhalten wir schon so ein dem Charakter des lebens, wie
es uns in den vedischen hjmnen entgegentritt, ziemlich
angemessenes bild. Ich würde danach wörtlich übersetzen:
„Von dem sclaven beherrscht, von Ahi bewacht, stan-
den die wasser gefesselt, gleich wie kühe von einem handels-
mann (Viehhändler); die grotte der wasser, welche gesperrt
war, die hat Indra geöffnet, nachdem er Vritra erschlagen."
Die „grotte der wasser" bedeutet die „grotte, in wel-
cher die wasser sind" und ist bezeichnung der wölke.
Man könnte zur noth sich mit dieser Übersetzung be-
friedigt fühlen und es liefse sich sogar noch manches flir
die auffassung von pani als „handelsmann" in dieser stelle
anführen, was ich jedoch hier nicht weiter ausfähren will,
da mir trotzdem diese bedeutung hier nicht die angemes-
sene scheint. Ofl erscheint nämlich pani als bezeichnung
von „bösen" überhaupt, z. b. Rv. IV, 51, 3:
ucchantir adya citayanta bhojän rädbodeyäya ushaso
maghonih
acitre antäh panayah sasantv abudhyam^näs t4maso vi-
madhye.
„Aufleuchtend heut wecken zur opferspende, die mächtigen
morgenröthen die speisenden (d. h. die die götter mit opfer
speisenden); im unerkennbaren mögen die bösen schlafen,
in der finstemifs mitte nicht erwachend."
Der scholiast glossirt zwar auch hier panayah durch
„die, welche wie kaufleute nicht geben", d. h. nicht opfern.
Dafs die kaufleute nicht geben, nicht opfern, ist aber deut-
1 4 Benfey
lieh eine sehr willkührliehe Voraussetzung; da ethnographie
und geschiebte aller zeiten zeigt, dafs kaufleute, wie über»
haupt handelsvölker stets, insbesondere die äulserlichkeiten
der religionen auf das allerstrengste gewahrt haben und
wahren. — Noch bestimmter tritt die allgemeine bedeu-
tung „böse« hervor Sämav. II, 6, 1, 3, 2 = Rv. Asht. VI,
4,43(26), 2:
padä panin ärädhaso ni bädhasva (Rv. V. L. panik^^r).
„zermalme mit deinem fufs die nicht opfernden bösen.^
An manchen stellen kann man zwischen annähme der be-
deutungen „böse oder dämonen« schwanken. Doch scheint
mir auch hier die eigentliche bedeutung gröfstentheils „die
bösen«, aber bezeichnung der mit dem als Pani xar i^o-
Xr}v bezeichneten vereinigt gedachten dämonen. Der art
sind z. b. Sämav. H, 7, 3, 10, 3 = Rv. Asht. VII, 5, 42, 2:
tvao ha tyät paninam vido vasu (Rv. V. L. tväm ty&t pa°)
„du wahrlich fandest der bösen schätz«. Rv. Mand. VI,
33, 2:
tvam hf sndrävase viväco havante carshanäyah ^iKrasätau
tvam vlprebhir vi panl'r a^äyas tvota it sanitä väjam
4rvä.
„denn dich, o Indra! rufen mannigfach sprechend im hel-
denkampfe zu ihrer hülfe die menschen; du hast durch die
lobsänger die bösen zu boden geworfen; von dir geholfen
gewinnt macht das rofs« (d. h. machen die reiter im kämpf
beute). Rv. Mand. VI, 51, 14:
gräv&nah soma no hi kam sakhitvanäya väva^üh.
jahi nl atrinam panim vriko hi shäh.
„die (prefs-) steine rufen ja wohl wiederholt zur genossen-
schaft: schlage den gefräCsigen bösewicht zu boden; denn
er ist ein wolf«.
In andern stellen wio mand. II, 24, 6; IV, 58, 4; VI,
20, 4, 39, 2; VHI, 7, 7, 10 bei' Yäska Nirukta VI, 26 u.s.w.
ist wohl an die eigentliche bedeutung „böse« nicht mehr
zu denken, sondern nur an die durch sie bezeichneten dä-
monen.
Es entsteht nun die frage: wie kömmt es, dafs ein
nt^ra in Ttigrrjui und sanskritisch pa^, pa^i und verwandtes. 15
wort, welches eigentlich „handelsmann" bedeutet, zu der
Bedeutung ,,bö8e^ gelangt ist und zur bezeichnung des dä-
mons und der dämonen dient, welchen der mythus oder
vielmehr die mythische naturaufiassung den raub von In-
dra's befruchtendem regen, oder den befruchtenden wölken
zuschreibt, welche als kühe vorgestellt werden, die auf der
himmlischen trifl, dem gebiete des Indra, weiden? Ich
glaube, dafs hier zwei einander ziemlich ähnliche deutun-
gen zulässig sind. Die ältesten vedenhymnen stellen uns
das Volk, unter welchem sie gedichtet sind, theilweis von
ackerbau, vorzüglich aber von Viehzucht lebend vor; inso-
fern erscheint es noch halb nomadisch. Es besteht aber
schon zwischen den ackerbau treibenden und handelnden
Volksschichten eine gewisse feindschafl, welche sich noch
stärker bei den nomadischen ausgeprägt findet. Der ge-
winn der kaufleute, welchen sie ihre produkte überlassen
müssen, der daraus entstehende reichthum bei jenen, gilt
ihnen für übervortheilung, betrug und von daher mag es
gekommen sein, dafs der begriff handelsmann mit dem von
„betrüger" sich identificiren konnte. Allein wir dürfen
uns auch den handel in diesen ältesten zeiten dem ältesten
handel überhaupt z. b. dem der Phonicier, Griechen u.s.w.
mit den westlichen Völkern ziemlich ähnlich oder gleich
denken; so wie diesen ein gelegentlicher diebstahl, raub
und jedmögliche übervortheilung — ähnlich wie ja selbst
heute noch bei und mit uncivilisirten Völkern — die grän-
zen des handelsrechts nicht zu überschreiten schien und
scheint, so mochten auch die handelsleute, mit denen das
vedenvolk in ältester zeit in berührung kam, nach dieser
richtung hin eine so ungünstige meinung von sich erwek-
ken, dafs „handelsmann und dieb^ bei diesen begrifflich
zusammenzufallen schien. Diese bedeutung „dieb'^ ist es,
die ich für Rigv. I, 32, 7 vorziehen möchte und also über-
setzen „gleichwie kühe von einem diebe". Von dieser be-
deutung geht dann auch die bezeichnung des Asuren, wel-
cher die wolkenkühe geraubt hat, aus; er ist der „dieb"
yMT ^^oxtjv; dafiir spricht auch der umstand, dafs in der
16 Benfey
form, in welcher dieser mythus bei den Griechen vorliegt,
der listige gott der diebe seine rolle übernommen hat, Her-
mes die rinder des Helios stiehlt. Weiter alsdann erwei-
tert sich die bedeutung „dieb^ zu „böse^ überhaupt.
Kehren wir jetzt zu dem verbum pan zurück! Wir
sahen, dafs aus der bedeutung „seine waaren herausstrei-
chen^ sich die bedeutung „loben^ in ihm entwickelt hat.
In dieser erscheint auch das verbum pan und dessen ab-
leitungen mit dentalem n statt des cerebralen und wir ha-
ben darin unzweifelhaft eine art dialektischer nebenform
von pan zu erkennen, in welcher sich wenigstens vorwal-
tend nur die eine bedeutung erhalten hat; dieser umstand
bewirkte vielleicht, dafs der differenziirung halber sich das
dentale n in ihr fixirte. Daför, dafs es wirklich als eine
nebenform von pan anzusehen ist, spricht, aufser der be-
griMichen und übrigen lautlichen identität, zunächst die
Übereinstimmung in bezug auf eine präsensbildung, panäya
und panäya, ferner in bezug auf eine denominativform
panasya (V. L. im Naigh. HI, 14) und panasya, ferner der
umstand, dafs pan im Yv. XIX, 64 die bedeutung „geben^
hat, welche augenscheinlich auf der ersten bedeutung von
pan „verkaufen" beruht; endlich die analogie des vedischen
bhan, welches Westergaard unzweifelhaft mit recht zu dem
oben besprochenen bhan gestellt hat, wo also auch n statt
n erscheint. Da es kaum einem zweifei zu unterwerfen
ist, dafs die cerebralen laute nicht ursprünglich sanskri-
tisch, sondern durch einflufs der von den Ariern in Indien
vorgefundenen Urbevölkerung in das sanskrit eingedrungen
sind, so läfst sich vielleicht annehmen, dafs der lautwech-
sel bei einem indischen stamm stattfand, welcher die ur-
sprünglichen laute des sanskrit treuer bewahrt hatte. Zu
pan in der bedeutung „loben, preisen" gehören natürlich vi-
panyü „begierig zu preisen", vipanyä „lust zu preisen" von
pan mit dem präfix vi. Auch diese bildungen beruhen also
in letzter instanz auf dem verbum pri und die Zusammen-
setzung mit vi in vipanyü vipanyä erinnert noch an die in
der classischen spräche stets eintretende decomposition von
nt^va in ni^vfifik und sanskritisch pa^, pa^i und verwandtes. 17
pri mit vi und &, wo das vi die gegens^tigkeit, wie sie
beim handeln stattfindet, ausdrückt. Dieses zusammentref-
fen macht es höchst wahrscheinlich, ja wohl unzweifelhaft,
dafs vipra „lobsänger, priester'' eine unmittelbare ableitung
von pri mit vi ist und ebenfalls ursprünglich „der seine
waaren herausstreichende^ bedeutet, dann „der lobende^
überhaupt, endlich „lobsänger^. Dieses führt schlielslich
auf die firage, ob nicht auch vip „preisend^ und (z. b. in
vipa^-cit acc. plur.) „loblied" hieher gehört. Habe ich im
griech. wurzellex. 11, 278. 320. 321 prähva mit recht von
pra + ä + hvri, pradhva von pra-f-dhvri abgeleitet, in-
dem ich sie als Verstümmelung zunächst von *prähvar (fUr
prähvara) 'pradhvar (pradhvara) betrachte, so ist auch an-
nehmbar, dafs vi-par (von vi-pri) sich zu *vipa verstüm-
melt habe; dieses hätte dann, nach analogie des oben an-
geführten banij für bani-ja und vieler andrer (vergl. Leo
Meyer in d. zeitschr. V, 366 ff. insbes. 371) sein auslauten-
des a eingebüfst. Die einbufse des a hinter r (Vipar aus
*vi-para) beruht auf einem allgemein phonetischen grund,
der in vielen sprachen nicht seltnen absorption eines vo-
kals durch vorhergehende liquidä (vgl. lat. puer fbr pue-
ru-s), die des r hat ihre analogie in der sanskriteinbufse
von r hinter dem ä im nom. sing, der themen auf ri vgl.
pitä, mäta mit narrjo ftarijo, sowie überhaupt in der Ver-
wandlung von auslautendem r in einen so gut wie unhör-
baren hauch, punah fQr punar.
Wir haben uns einen augenblick noch zu dem grie-
chischen zurückzuwenden. Ich habe nämlich in meinem
griech. wurzellex. die form ngia^at nicht genauer erklärt
und die von Ciuiius beiläufig nebeneinander gestellten for-
men ngiarai = skr. priyate (in d. zeitschr. III, 414) könnte
einen minder kundigen leicht zu einer irrigen annähme ver-
führen. Die indischen grammatiker setzen nämlich pri so-
wie dri „achten'* dhri „tragen** und mri „sterben** zu der
6. conjug. cl. und nehmen an, dafs sich vor dem Charak-
teristikum derselben, dem acuirten a, das auslautende ri
dieser verba in riy verwandelt habe, also priy&te, driyate,
VIII. 1. 2
18 Benfey
dhriyäte, mriyate aus pri-l-a u. s. w. entstanden seien. Man
könnte, bei der äufserlich fast Yollständigen identität von
priy&te und ngiavai^f n^lafiai auf ähnliche weise deuten
wollen, wobei man aber vollständig irre gehen würde. Die
indischen grammatiker haben sich bei erklärung dieser for-
men getäuscht; vielleicht nicht ohne absieht, denn dafs die
sogleich zu gebende erklärung vorzuziehen sei, konnte ih-
nen kaum entgehn ; sie hätten aber alsdann annehmen müs-
sen, dafs dri und pri gar keine flexion der primären form
besitzen, eine annähme, zu welcher sie sich auch sonst nicht
gern entschlielsen konnten. Das 7 in diesen formen ist
nicht phonetisch entstanden, sondern es ist theil des Cha-
rakteristikums des passivi ya und diese vier verba sind
nicht nach der 6. conjug. cl. flectirt, sondern ursprüngliche
passiva reflexiva, in denen ri ganz in analogie mit z. b«
dem passiv von kri „machen^ kriyate als ri erscheint. Das
hier in den verben, welche von den indischen grammati-
kem mit auslautendem ri-vokal in ihren wurzelverzeichnis^
sen aufgef&hrt werden, vor dem passivischen yä erschei-
nende i ist dasjenige, auf welches ich oben als ebenfalls
durch einschiebung (svarabhakti) entstanden verwies. Nach
analogie des sanskritischen passivthemas arya (vom verbum
ri), welches sich ganz in lateinisch orio- in orior wider-
spiegelt, sowie nach dem verhältnifs von z. b. lat mono- in
morior (vgl. auch das mariya der persischen keilinschriftsn
in a-mariya-ta, Bisut. T, 43) zu dem entsprechenden sans-
kritischen passivthema mriya, und den oben angedeuteten
Untersuchungen über die entstehung des ri-vokals über-
haupt, ist nicht zu bezweifeln, dals in den organischen for-
men dieser passivthemen statt ri das ursprüngliche ar er-
schien, also *marya, *paryd wie arya; indem nach obigem
vor y ein vokal eingeschoben ward, welcher sich — viel-
leicht hier durch einflufs der verwandten liquida y — als
reines i fixirte, entstand eigentlich *mariyÄ *pariyä, welches
durch einflufs des accents, genau wie das oben erwähnte
jagmiva aus *jagamiva, den vokal a einbüfste, so dafs mriya
priya blieb. Im griech. noiaxav dagegen, so ähnlich es
:i{Q»a in m'i^vtifu und sanskritisch pai^, pa^i und verwandtes. 19
auch dem skr. priyate sieht, haben wir iu analogie mit dem
lat orio-r zu skr. arya, das i nicht etwa als reflex des i
iu skr. priyäte zu setzen, sondern als den des y, spedell
das ta mit ya zu identificiren (vgL skr. medya in medyämi
= fieiSia in ^eiSiäo)) und als Charakteristikum des passi-
vum oder genauer, im ursprünglichen sinn, des reflexivum
zu nehmen. Andrerseits stimmt das griechische mit dem
Sanskrit darin überein, dafs der eigentliche verbalvokal auch
hier eingebüfst ist {nglarai für *7tBQiaTai^ wie skr. priyäte
für *pariyate), und sich die einbufse auch hier durch den
accent erklärt. Doch ist selbst in dieser beziehung die
gleichheit nur äufserlich; die gründe, weshalb der accent
in beiden sprachen auf gleiche weise wirkte, sind ganz
verschiedene. Die den ursprünglichen accentgesetzen der
indogermanischen sprachen conforme accentuation der Cha-
rakteristika der modificirenden demente, welche das Sans-
krit bewahrt hat, kennt das griechische nicht mehr (vergl.
z. b. skr. arnomi, griech. ogvvfiij skr. arnumäs, griech. ogvv-
fiBv). Hier hat vielmehr in Übereinstimmung mit der die
geschichte der accentuation in den meisten indogermanischen
sprachen bedingenden neigung den accent, wo er seinen
begriflflichen werth eingebüfst hat, so weit als möglich nach
vom rücken zu lassen, der accent seine ursprüngliche stelle
veriassen, konnte aber, da im griechischen der accent nicht
über die dritte silbe von hinten an hinausrücken darf, nur
bis auf das t gelangen, so dafs die organische form Vc-
Qiarai zunächst zu neniarai ward. Hier wirkte er aber,
gerade wie im sanskrit, schwächend, durch ausstofsung des
verbal vokals, auf die vorhergehende silbe, so dafs nglatav
entstand. Man sieht also, dafs so ähnlich sich auch die
griechischen und sanskritischen flexionsformen dieses ver-
bum sehen, sie sich doch nicht vollständig einander reflec-
tiren, sondern zum grofsen theil unabhängig von einander
zu dieser grofsen ähnlichkeit gelangt sind.
Was TiQä in rnngdaxu) betrifll, so verhält es sich zu
nBo, wie z. b. fiva fivrj in fiifivijaxw zu fnv in fiivog (skr.
mnä zu man), nltj in mfinXjjfii^ zu noX in nolv (skr. prä
2*
20 Benfey, mQva in n^f^^fit, und skr. pa?, pa^i und verwandteg.
ZU pr(, organisch par) und viele andre. Sie sind aus den
entsprechenden primären yerbalthemen durch antritt eines
ursprünglich bindevokalisch dienenden ä entstanden, wel-
ches, gewöhnlich in folge der weiter antretenden forma-
tionselemente, Schwächung der vorhergehenden silbe gröfs-
tentheils, wie hier, ebenfalls durch einbufse des verbal vo-
kals, herbeiffthrte.
Zu Tigäy in nodaau) vgl. ruriyw von t€/i rfiri „schnei-
den" griech. wurzeil. II, 245. Für diejenigen, welchen viel-
leicht auffallt, dals ich TtQciaao) mit der allgemeinen bedeu-
tung „machen, thun" zu nigvii^i mit der speciellen „kauf-
männisch handeln" gestellt habe, bemerke ich, dafs das
ihnen zu gründe liegende par nicht von dem sanskritischen
verbum pärayami „zu ende bringen" und allen in dem in-
dogermanischen sprachstamm damit zusammenhängenden
bildungen (vergl. griech. wurzell. I, 131 ff.) getrennt werden
darf. Ich betrachte alles dahin gehörige als aus dem Do-
rnen entstanden, welches im sanskrit para lautet und mit
apara wesentlich identisch eigentlich „die andre seite, ende"
u. 8. w. bedeutet (vergl. griech. wurzell. I, 129 ff., wo jedoch
vieles zu ergänzen). Genauer werde ich darüber in einer
arbeit über die griechischen denominative handeln.
Th. Benfey.
Pott, Ovidiana. 21
Ovidiana.
1. Vertumnus, nord. ürdhr, Verdhandi.
Es kann keinem zweifei unterliegen: die beiden Nomen
der Überschrift, d.h. die gewordene (Vergangenheit) und
werdende, wozu noch als dritte die Skuld (die sollende,
als Zukunft, allein goth. doch ana-vairths zukünftig ne-
ben and-vairths gegenwärtig) stofst, haben mit dem
VertumnuB der Römer in dner gleichen wurzel den
grund ihres namens. Das werden, goth. yairthan a.8.w.,
ist, im gegensatze zum ruhigen sein, Wechsel (vices), ist
Wandel (von: wenden) in der zeit, und geht daher, ge-
meinschaftlich mit lat. verti (vgl. in betreff mancher Wen-
dungen im sinne engl, to turn, eigentlich drehen, ft*anz.
tourner, ital. toinare aus mlat. tornus, roQvog drehei-
sen, vgl. drehen, drechseln Diez etym. wörterb. s. 348) auf
skr. vrt zurück, wovon s. bei Westergaard z. b. nicht nur
verti, versari, sondern auch fieri, agi, existere*). Wie aber
Verdhandi das fem. part. präs. ist: in entsprechender
weise haben wir Vertumnus als mediales, dem skr. präs.
vartamäna gleichkommendes particip zu betrachten, und
als gar nicht abzuweisen, drängt sich uns ftür letzteres die
bedeutung auf: „der sich wandelnde^ oder auch „der stets
im werden begriffene" gott. Abgesehen jedoch von der-
jenigen inneren beziehung, welche die hyperboräischen Nor-
nen und der italische Vertumnus vermöge der gemeinsam-
*) Daher z. b. varttnla roand, circular, globular, spherical (also von
der beständigen Windung) und als subst. wegen ihrer rUndung: erbse; ball.
Aufserdem aber auch varttulÄ f. oder varttana a baU of clay at a spindle
to assist its rotation, also wie lat verticillus der wirtel an der spindel.
Yart-man das augenlid (wegen der beweglichkeit) und ein weg. Den rus-
sischen wersten, wersti, poln. wiersta, wiorsta liegt wohl die Vorstellung
einer gleich gemessenen strecke zum gründe, welche durch die Wieder-
kehr eines pfahles bezeichnet wird. Vergl. lat versus furche, wegen der
Umkehr des pfluges am ende des ackers, und die zeile, mit der auch immer
wieder von vom begonnen wird. Russ. wertj^uie heifst nicht nur: Umdre-
hung, sondern auch Schwindel, wie lat vertigo ^on gleicher wurzel. Wer-
stat'sja (auch po-w.), sich mit einem vergleichen, kommt dem goth. gaga-
vairthnan sich versöhnen, xajoXXdTTia&ai (sich wieder zu einander keh-
ren), in Überraschender weise nahe.
22 Pott
keit des etymons, welche ihnen zum gründe liegt, noth-
wendig erheischen, scheint ihr mythisches wesen ziemlich
weit aus einander zu liegen, und möchte ich eher glauben,
diesseit und jenseit der Alpen seien beide in freier Unab-
hängigkeit von einander erdacht, als dafs sie, was indefs
auch möglich, sollten bereits aus einer, schon vor der völ-
kertrennung drüben und hüben fliefsenden gemeinsamen
quelle geschöpft sein. Die drei nordischen schicksalsgöt-
tinnen, unter denen übrigens Urdhr zumeist hervorragt,
bestimmen, gleich den Parzen, jedem menschen seine le-
benszeit (Grimm myth. s. 228 fg. ausg. 1): ein amt, was
sich passend an die dreitheilung der zeit anschUelst.
Siehe d. zeitschr. m, 449 fg.: Die morgenröthe und die
Schicksalsgöttinnen. Praeteriti est origo, praesentis sub-
stantia, futuri dissolutio. Lactant. Inst. p. 64 b. ed. Aid.
1535. Im latein, auiser dem zweiköpfigen Janus, auch
nach Makrobius Sat. I, 7 die das künftige besorgende
(also auf das nachfolgende gerichtete) göttin Postvorta,
entgegengesetzt der Antevorta, während sonst Post verta
auf die verkehrte läge des kindes während der geburt
gedeutet wird im gegensatz zur Prosa == die regelmäfsige
geburt mit dem köpfe voran. Also von verto auch Prosa
(pro -versus). Merkwürdiger weise übrigens sagt Horaz
Sat. n, 7, 14 von einem veränderlichen und wetterwen-
dischen menschen: Vertumnis, quotquot sunt, natus ini-
quis, gleichsam als hätte es Vertumnen in der mehrheit
gegeben. Der Schol. Cruq. indefs (s. Heindorf zu der stelle)
erklärt: Erat enim Yertumnus multiformis, positus in
multis locis civitatis, et fere in omnibus municipiis Ita-
liae consecrabantur simulacra, quibus essent ambigui vol-
tus, qui pro habitus diversitate (Schol. Acr. : prout dedis-
sent eis habitum) in diversas facies deorum vertebantur.
Yertumni sind also nur die verschiedenen gestalten des
einen gottes, wie sie auch in bunter auffassung hier oder
dort (vgl. übrigens ^uch z. b. 'Eofiijg für Hermen) zur dar-
stellung gelangten. Vgl. übrigens etwa die Hören, und
als vorstände der Jahreszeiten, Flora für frühling; Ceres
Ovidiana. 23
Sommer; Bacchus uud Pomona herbst; Aeolas, also
der windgott, wintcr (Jani Ars po6t. p. 689).
Man hat wegen der vielen Wandlungen des Yertumnus
auch an den griechischen Proteus erinnert. Es ist aber der
genannte gott bei den Griechen von völlig anderer mythischer
bedeutung, indem er nicht, wie Yertumnus*) auf den Jah-
reswechsel geht, sondern nach einer kosmogonischen
speculation das urwasser vorstellt, das im mannichfaltig-
sten Stoffwechsel sich in die verschiedensten formen des
geschaffenen verwandelt s. d. zeitschr. VT, 115« Yf^ z.h.
den Vishnu alsyi9varüpa, d. i. ndfjtixoQcpog^ wegen sei-
ner avataren oder herabsteigungen. Mundus receptaculum
omniformium specierum. Appul. Trismeg. p. 78. 98. £lm.
ndvva Sh yivüfiBvog vom Proteus bei Homer, wie von den
wölken: rivovrai ndvd-' o, ri ßovXiavxat (vgl. quae-vis,
quae -1 i b e t ) Arist. Nubb. 347.
Anders Yertumnus, den ich viel eher mit dem grie-
chischen Tgionag^ dem dreigesichtigen, vergleiche. Siehe d.
zeitschr. YI, 331 fgg. Bei Tib. lY, 2, 13:
Talis in aeterno felix Yertumnus Olympo
Mille habet ornatus, mille decenter habet.
Dazu Heyne: „Yertumnus, priscis Italis symbolum anni
vicissitudinum ac temporum, mox poeticis fabulis
tractari et ornari coepit. Locus class. apud Propert. lY,
2, 21 sqq. At Ovidius multa novavit Met. XIY, 642 sqq.
In nostro autem loco illud notabile est, quod in Olympo
Yertumno locus est; cum alias inter deos agrestes ille sit".
cet. Nach Ascon. zu Cic. in Yerr. HI, 59: Yertumnus
deus invertendarum rerum, id est mercaturae. Wenn diese
angäbe sich wirklich so verhält (und das meint z. b. Yos-
sius Etym. v. Yersura): eine besondere abart des begriffes,
welcher z. b. die des Hermes, als beschützers jeder ge-
winnbringenden beschäftigung, parallel liefe, indem auch er
ein hirtengott ist. Als gewifs annehmen darf man sicher-
*) Statt verto gebrauchte der Grieche etwa /rMo/ia», oder Tplnw, aus
welchem letzteren die frühere etymologie lächerlicher weise verto durch Um-
stellung hervorgehen liefe.
24 Pott
lieh, dafs wenigstens ursprünglich der name sich nicht
auf ^handel und wandel", auf kaufmännischen waaren-
umtausch oder gar auf das Wechselgeschäft (lat. cam-
bire, ital. cambiare, franz. changer u. s. w. Diez et.
wörterb. s. 82) beziehe, welchem freilich die neuzeit in
maafsloser Verehrung fröhnt. Ein gott der patriarchalischen
zeit hatte es mit ganz andern dingen zu thun; und auch
selbst, wo jene längst aufgehört, wäre es schlimm gewe-
sen, hätte er in seinem von früh auf üblichen geschäft, dem
regelrechten Wechsel der Jahreszeiten, den Römern seine
gunst entziehen wollen. Natürlich falsch ist die deutung,
wonach bei Properz a. a. o. vers 10 der gott selbst von einer
Veränderung des Tiberlaufes (in Yelabro) benannt zu sein
behauptet mit den werten:
Vertumnus verso dicor ab amne Dens,
der aber sogleich die richtige auf dem fufse folgt:
Seu, quia vertentis fructum praecepimus anni,
Vertumni rursus creditur esse sacrum.
Es werden ihm die primitiae (daher praecepimus = primi
cepimus), und zwar mit recht dargebracht, indem er es
ja ist, der jede frucht zu ihrer rechten zeit reifen läfst und
zeitigt. Sodann vers 47 :
At mihi, quod formas unus vertebar in omnes,
Nomen ab eventu patria lingua dedit.
Et tu, Eoma, meis tribuisti praemia Tuscis;
(Unde hodie vicus nomina Tuscus habet) cet.
Dafs der name römisch sei, ist eine bemerkung, ganz an
ihrem orte. War nämlich, wie Varro L. L. V, 46 behaup-
tet, Vertumnus ein tuskischer gott (ab eis dictus vicus
Tuscus, et ideo ibi Vertumnum stare, quod is deus Etru-
riae princeps) : dann mufste er auch ursprünglich einen tus-
kischen namen haben. Eine aedes Vertumni Fest. v. Picta
p. 197. Lindem. Allein Vertumnus, soweit wir von der
etruskischen spräche künde haben, fallt gewifs ganz aus
letzterer heraus, und müfste daher erst nach dem wirk-
Ovidiana. 25
]ich tuskischen namen*) des gottes geforscht werden.
Vertumnus bezeichnet also die anniversariae (ebenfalls
von vertere) vicissitudines, wie in sinnentsprechender weise
es auch bei Tib. IV, 1, 169 von der gemäfsigten zone heifst:
Hinc placidus nobis per tempora vertitur annus, frei-
lich mit der Variante labitur, die aber, als hier ungeeig-
net, Heyne mit recht verwirft. Auch Varr. L. L. VI, 9:
Ver, quod tum virere incipiunt virgulta ac vertere se
tempus anni, obschon natürlich die etymologische erklä-
rung von ver aller Wahrheit ermangelt. Möglich übrigens,
dafs Vertumnus, in weiterem ethischen sinne gefafst, so-
dann auch auf den unbeständigen Wechsel und Um-
schwung aller dinge ausgedehnt wurde; und es liefse
sich dahin v. 53: Vidi ego labentes acies, et tela caduca
u. s. w. ziehen unter mitberücksichtigung etwa von 11, 7, 28 :
Magni saepe duces, magni cecidere tyranni:
Et Thebae steterunt, altaque Troja fuit.
Omnia vertuntur: certe vertuntur amores.
Zufolge Varro V, 46 heulst der Caelius mons a Caelio
Vibenno Fusco duce nobili, und letzterem, welcher mit sei-
ner schaar dem Romulus gegen Tatius zu hülfe gekommen
wäre (auch der locus Caeliolus in deminutivform angeb-
lich daher), wird, so scheint es, die einführung des Ver-
tumnus aus Etrurien zugeschrieben. Creuz. II, 958 fügt
aber hinzu: „Er heifst endlich auch herbstgott, seine gattin
Pomona, sein söhn Cäculus. Hier liegt der allegorische
sinn vor äugen. Vertumnus, von der Sonnenwende be-
nannt [vielleicht, wenn man vrill, auch mit rückblick dar-
auf; indefs nicht ausschliefslich] , wirbt um Pomona, die
personification der gartenfrüchte, erwirbt sie aber erst, nach-
dem sie gealtert, und nun wird ein blinder söhn, Cä-
culus [eig. nur demin., also nicht ganz erblindet, sondern
blofs am augenlicht geschwächt] vom winterlichen dunkel
genannt, von ihnen erzeuget. Früher hatten Priapus [gott
*) Das wort ril, jähr, im taskischen liest jetzt Stickel, das Etr. s. 249,
qil und vergleicht es mit semitischen Wörtern, deren grundbedeutung um-
wälzen, rollen ist.
26 Pott
der fruchtbarkeit; daher in gärten aufgestellt] und die Sa-
tyre [hirtengötter] der Pomona nachgestellt — eine cyclische
allegorie der drei Jahreszeiten.^
Wir wenden uns jetzt zu Ovid, bei welchem viele
gleiche züge vom Vertumnus, als beim Properz, vorkommen.
Die hauptsache aber ist: unser gott als formas deus aptus
in omnes Met. XIV, 765 wirbt um die spröde (d. h. erst
nach vielerlei bemühen und Wechsel dem menschen ihre
gaben überlassende) Pomona in allerhand gestalt: als
Schnitter (messor), heumäher, pflüger, winzer(fron-
dator vitisque putator) und oebster (vgl. den insitor, wel-
cher pomosä Corona sein gelübde löst. Prop. II, 2, 17);
als fisch er, und — (dies wohl nur, weil Soldaten bei den
kriegerischen Römern nicht fehlen durften und weil Soldaten
bei den mädchen überhaupt in besonderer gunst stehen,
sonst denke man auch an den Marmar des Ambarval-liedesI)
— als krieger mit dem Schwerte. Kurz, was seinen guten
sinn hat, in der rolle fast aller ländlichen beschäftigun-
gen. Zuletzt begiebt sich Yertumnus als alte frau (anus)
in die gärten seiner geliebten, welche ihn so wenig, als
Satyre, Pane, Silvanus (gott nur der unfruchtbaren wald-
bäume) und den Priapus, erhören will, und wirbt in solcher
gestalt um jene für den Vertumnus, d. h. sich selber.
Die scene endet aber d^nit, dafs er wieder von neuem zum
Jüngling wird, und sie dann durch seine, dem buntfarbi-
gen schillernden regenbogen gleiche Schönheit, ohne grofsc
mühe für sich gewinnt. Es ist nicht schwer einzusehen,
warum vor allem auch die göttin des obstes, sollen ihre
fruchte gedeihen, der gunst des gottes der Jahreszeiten be-
darf, wenn sie gleich erst spät und nach vielem sträuben
in ein ehebündnifs mit ihm willigt. Unter dem Vertumnus
in seiner vermummung als greisin wird augenscheinlich
aber der winter verstanden, lat. hie ms mit weiblichem ge-
schlecht. Als solche weist er aber auf das abschreckende
beispiel der Anaxarete („herrschend, königin in — weib-
licher? — tugend'') hin, welche um ihrer harten und lieb-
losen begegnung willen gegen Iphis, ^Icpig (etwa kraft
des Wachsens, vgl. ''Itpirog Kuhn zeitschr. VII, 97) in einen
Ovidlana. 27
stein verwandelt wird, was — vom silex als bild der hart-
berzigkeit abgesehen — auf winterliches, schwer schmel-
zendes eis zu deuten, meines bedünkens nichts weniger als
aufserhalb des weges liegt. Anton. Lib. Metarn. 39 erzählt
die geschichte unter dem namen der Arsinoe (hier etwa
superba, eig. den sinn — in unserm zusammenhange: zu
sehr — erhebend) und Arkeophon (vgl. Idgxecpuivlnscr.
172), was auf die Jahreszeiten gehen mag, wo die sonne
„zur genüge leuchtet^, das wären alle, mit ausschlufs des
winters.
Vielleicht trägt man kein bedenken, die Verwandlung
der A grau los (d. h. drauisen die nacht zubringend) gleich-
falls in einen stein mit mir in ähnlichem sinne auszulegen.
Zwar soll zufolge Ov. 11, 832 dieser stein nicht weifs,
sondern — in gemäfsheit mit ihrer neidischen gemüthsart,
gefärbt gewesen sein. Agraulos (oder — mit gewohnter
vertauschung — Aglauros, das wäre etwa: „glänzend**,
wie beim reife der fall ist, wo nicht euphemistisch) war
Schwester von der Pandrose (allthau) und Hers e (thau).
Weil sie aber dieser ihrer zweiten Schwester die liebe des
Hermes (natürlich in seiner eigenschafl als hirtengottes)
mifsgönnte: erlitt sie durch den gott das vorhin erwähnte
Schicksal. Was könnte also mit der Agraulos als steine
gemeint sein, wenn nicht der nachtfrost mit seinem
reif und eis, welcher — gegenüber dem erfrischenden
thau — auf die pflanzenweit nachtheilig wirkt und den
zarteren gebilden derselben die fahle färbe der mifsgunst
(livor) mittheilt? Daher letalis hiems v. 827, wie vorher
808 glacies. Vgl. auch vom winter Mart. Capella p. 56 ed.
Graflf: Posterior autem pars corone ydatide {vSccrig Was-
serblase), adamante et cristallo lapidibus (in der sonne
funkelndes eis) alligabatur, während z. b. der frühling sich
mit saftgrünen smaragden (p* 53) schmückt.
um zum Vertumnus zurückzukehren: seine rede an
Pomona endet mit den werten:
Pone, precor, fastus, et amanti jüngere*), Nympha.
*) Ein merkwürdiger, gleichsam medialer imperativ: „Verbinde dich,
lafs dich verbinden". So: Avertere, wende dich ab (zu verti) III, 433.
28 Pott
Sic tibi nee vernum nascentia frigus adurat
Poma, nee exeutiant rapidi florentia venti.
Drauf dessen rüekverwandlung aus einer greisin (positis
ad tempora eanis v. 655, weleher schnee der haare auch
dem winter zukommt) in einen jüngling, — werden wir sie
auf etwas anders als den zwar schon mehr herangewach-
senen, obsehon noch immer jungen lenz deuten, welchem
sieh Pomona, vom weifshaarigen winter schon bedroht, end-
lich doch ergiebt?
2. Imperativ im passiv.
Vapula z. b. Plaut. Amph. I, 1, 214 (du sollst oder
wirst prügel bekommen, nur in der mehr energischen form
unmittelbaren befehles ausgedrückt) läfst sich ertragen. Un-
sinn aber wäre zu sagen: Verberare ab aliquo, indem von
jemandem geschlagen zu werden, nicht in des angeredeten
macht steht. Ein solcher befehl könnte zum höchsten das
stillhalten beim geschlagenwerden, die passive widerstands-
losigkeit abseiten des zu schlagenden ausdrücken ; aber der
befehl inttfste ja vielmehr an denjenigen gerichtet sein, wel-
cher den befehl zu vollziehen hat, z. b. den büttel. An-
ders liegt die Sache in person 3: verberator, verberantor,
weil dabei der befehl, obwohl an einem dritten (object)
zu vollstrecken, doch (wenn auch nicht in unmittelba-
rer Weise) an das vollstreckende subject gerichtet ist.
Vergl. OTCiVQ(o&iqxb). Matth. XXVII, 22. Wie aber in
memento eigentlich nur das festhalten im gedächt-
nifs nach seiner Währung (präsens) verlangt wird, ob-
gleich die präteritalform eigentlich auf das revocasse
in mentem zunächst ihr augenmerk gerichtet hat; oder wie
in xixgay^d-i man nur, weil überhaupt bei schreien redupli-
kation beliebt ist, zu der reduplicirten perfeetform griff:
Anch: Pascere weide dich (von pasci) nostro dolore Corque feram satia
VI, 280. Dagegen: Estote rogati, seid gebeten [lafst euch erbitten] IV,
154. Ein iinper. 2. ps. im reinen (allopathischen) passiv ist genau so wider-
sinnig als beim ächten Präteritum (Kuhn beitr. I, 56); läfst sich aber beim
medium, d.h. avtOTia&dq, hören, wo auch an selbatthätigkeit des ange-
redeten subjects eine anfiforderung ergehen kann.
Ovidiana. 29
80 ermöglicht auch oft die gemischte natur bei passiv-
formen zuweilen die anwendung von imperativen innerhalb
des passiven genus. Z. b. vogel frifs oder stirb (mo-
rere; als deponens trotzdem passivisch, wenn auch nur in
autopathischem sinne), aber schwerlich: Interficere a me,
wenn nicht etwa einmal komisch etwa statt: aut interficie-
ris a me. So z, b. -2*1; 5' tax so (halte dich zurück), nei-
&eo 8' Tifiiv. 11.1,214. Auch nü&to gehorche (lafs dich
fiberreden) H. Cer. 472. *I8ov sieh da! (gleichs. sieh dir
an). Sehr lehrreich J^Q^mao gehab dich wohl, vale, als im-
perativ von iQooj/Liai, also sogar von einem per f. pass., was
aber die präseutiale fortdauer guten gesundheitszustan-
des (gekräftigt, gesund bleiben) ausdrückt. — Ein im-
per. aor. passivi, sollte man denken, gehöre, da ja in
den aor. medii ausgebeugt werden könnte, doppelt, nach
zeit und genus, zu den Unmöglichkeiten. Etym. forsch. I,
57. 145. Ueber die bedeutung von aor. und präs. im grie-
chischen imperativ. Von E. Moll er im Philol. VI, 115
— 130. Ich habe nicht genügend darauf geachtet, wünschte
aber wohl zu wissen, innerhalb welcher schranken sich die
classische spräche den gebrauch des ersteren gestattete.
Ein sicheres beispiel findet sich z. b. Arist Nubb. 265:
!^g&t]Te, (pdvrit\ J SicTioivai xtL Erhebt euch, er-
scheint (zeigt euch), ihr wölken, aigo/aai, cfaivofiai (krfci-
vt]v)y mit Übergang in mediale bedeutung dem sonstigen
strengeren brauche zum trotz, der, als passiv, selber mit
der entschieden activen form sich in Widerspruch setzt.
(Vgl. etym. forsch. I, 187; II, 674 z. b. fpdvrj&i : avdartj&i).
Aus der hellenistischen zeit stehen mir genug beispiele zu
geböte. Davon einige. ÜOQSvofiai verhält sich begrifflich
zu nogevio (fortschaffen), wie lateinisch proficisco-r (als
reflexivum hinten mit r = se) ich fange an (inchoativ-
endung) mich (eig. sich) fort (pro) zu machen (facere)
zu dem auch als activ vorkommenden proficisco (ich
mache fort, wie auch wir zuweilen sagen statt ich reise
weg), oder wie se prom euer (sich vorwärts führen, sich
ergehen; lat. spatiari gleichsam mit seinem räume wech-
30 Pott, Ovidiana.
selo) zu mener (führen), s'en aller (sich hinweg, inde,
begeben) zu aller. Daher sagt Act. Apost. VIII, 26 der
engel zum Philippus: 'Avdaxrj&i (stehe auf: ein momen-
tan abschliefsender act; daher aor.) xal tioqbvov (wan-
dere, begieb dich; in längerem zeitverlauf, daher präs.)
xara fieatjfißglav. Und avaardg knogev&r]. Auch XXII,
10: Mvaardg nogevov, wie desgleichen 21. IIoQBvea&B
an ifiov oi xariyoaa^i/oi Matth. XXV, 41 hebt euch hin-
weg von mir (für immer; daher präs., wie aiQS aTto r^g
yijg Tov toiovtov. Act. Ap. XXII, 22). Dagegen Matth.
VIII, 9: üogev&ijTij xai nogavetac, wo es den augen-
blicklichen aufbrach (marsch!) bezeichnen soll, in gegens.
z. b. zu "Eqxov (marschire) xal iQ^^xai. Vgl. auch z. b.
Schol. Ae8ch.Per8.662: Bdaxe xal TtoQBv&fjTiy d.h. mach
dich auf (daher inchoativ) und geh. — Femer: MiJ qpo-
/?o~, dkXd kdXei xal fArj OKoniqarfg Act. XVIII, 10, wo das
(fjoßuG&ai, perfectiv als: fürchte dich nicht, genommen
worden, nicht imperfectiv und momentan, d.h. erschrick
nicht, was, streng genommen, mittelst des aoristes aus-
gedrückt werden müfste. Allein trotzdem Matth. X, 28
zwar auch richtig: fifi cpoßeiad'e dno rSv aTtoxrsvovTcov
t6 awfia, allein minder genau (dem accent nach conj. und
nicht imper.) XXVI, 30: fii? ovv cpoßtj&iJTe (airovg;
also trotz der passivform doch mit transition auf ein an-
deres im acc.)) was nichts desto weniger: darum fürch-
tet euch nicht (vor ihnen). — ügoaBld^e xal xoXXiq&riTi
r^ ägfiart rovrcp gehe hinzu und mache dichbei die-
sen wagen, wie Luther übersetzt, eig. klebe dich dicht
daran (adhaere). — Aus der septuag. fragm. Estherae XIV,
12: MvTqad-riTiy xvqib^ yvda&rjTi äp xaig^ &Uxpe(og
rfivüv gedenke an uns (erinnere dich unser), herr, und er-
zeige dich in unserer noth.
Also, wenn man es sich recht überlegt und nicht ge-
dankenlos an diesen, in sich widerspnichvoUen imperativ-
formen vorübergeht, kaum minder wunderbar als eine er-
ste person dieses modus, worüber von mir in den beitra-
gen am angegebenen orte verhandelt ist. Pott.
Bugge, altitalLsches. 31
Altitalisches.
1) Umbr, manuve.
Tab. Iguv. IIb. 23: urfeta manuve habetu = or-
bitam (?) man- habeto. Durch die völlig analogen stellen
Ylb. 24: eam mani nertru tenitu = eam manu sinistra te-
neto und Ha. 32: iepru erus mani kuveitu =
manu convehito wird man sogleich darauf hingewiesen,
manuve als ablat. zu fassen. — Abi. sg. kann das wort
eben der genannten form mani (= manu) wegen nicht
sein; der cj^ntext lälst ja aber auch die Übersetzung ^mit
den bänden^ zu, und somit sind wir nicht genöthigt, in
manuve mit Aufrecht-Eirchhoff umbr. sprachd. II, 349 ei-
nen locativ zu sehen, welche erklärung sich nur durch sehr
unsichere analogie stützen läfst. — Ich deute manuve als
„manibus^. Man wird aus berus Ig. IIa. 23 nicht folgern
dürfen, dafs der abl. plur. vom masculinen stamme manu
manus laute; denn in acc. pl. unterscheidet sich das neutr.
berv-a IIa. 26 vom masc. kastruv-uf. Vielmehr dür-
fen wir mit Wahrscheinlichkeit schliefsen, dafs wie sich der
acc.pl. kastruvufzu pupluf nach der o-declination ver-
hält, so ein dat.-abl. kastruves, manuves zu puples.
Durch Wegfall des s ist aus manuves manuve entstan-
den, wie auf Ig. IIb. das s des dat.-abl. pl. auch in vielen
anderen Wörtern nach e weggefallen ist, so etre Hb. 2;
Klaverniie IIb. 3; Satane IIb. 4 u. m. a.
2) Die umbr. pronominalstämme I und ERO.
Ig. IIa. 2. 3: estu esunu fetu fratrusper Atii-
erie; eu esum esu naratu. Der erste satz ist klar:
istud sacrificium facito pro fratribus Attidiis; dagegen ist
der andere nicht ohne Schwierigkeit. Die lesart der tafel
wird sich nicht erklären lassen, und gewifs richtig haben
A. K. n, 380 esum in esunu geändert. Sie deuten den
ganzen satz folgendermafsen : „Dals esu object zu naratu
sein müsse, ist an sich klar und bedarf es zum beweise
32 Bugge
kaum der Verweisung auf eso naratu VI a. 22. eso persnimu
VIb. 6. 9. 25. 57; Vlla. 10. 25. 48. Eu esunu sind
als abL sg. zu fassen und die construction derselben genau
dieselbe, wie die von persclu in enom persclu esu deitu
(persnimu) VII a. 20. 34: „in eo sacrificio", „bei gelegenheit
dieses Opfers^, nämlich des oben durch estu esunu fetu
angeordneten^. — Es ist zu verwundem, dafs A. K. das
eu ohne bedenken als abl. sg. neutr. gedeutet haben. Sie
bemerken ja doch selbst II, 274, dafs die pronominalstämme
I und ERO sich gegenseitig in der art zu ergänzen schei-
nen, dafs von einem jeden nur gewisse casus in gebrauch
waren, die dem anderen abgingen, und deren mangel bei
dem einen durch formen des anderen ersetzt wurde, da die
bedeutung beider nicht wesentlich verschieden gewesen zu
sein scheint. Die vergleichung der vorhandenen stellen
scheint zu zeigen, dafs nom. und acc. vom stamme I (EO),
gen., dat. und abl. dagegen vom stamme ERO gebildet
wurden. A.K. sind daher geneigt erafont Ylh. 65 als ver-
schrieben aus erahont (abl. sg.) = erahunt Ib. 24 zu be-
trachten. Besonnen fttgen sie zwar hinzu: „Natürlich be-
rechtigen die angefahrten beispiele zu keinem bestimmten
urtheile; dazu ist der umfang der denkmäler, denen sie
entnommen worden, zu unbedeutend, jenes zusammentref-
fen, auf das wir unsere vermuthung stützen, könnte daher
sehr wohl ein nur zufalliges sein^. Dafikr jedoch, dais
jenes zusammentreffen nicht zufällig ist, bürgt die verglei-
chung der oskischen spräche; hier ergänzen sich nämlich,
wie ich in dieser zeitschr. V, 2 gezeigt habe, I und EISO
gegenseitig gerade so, wie im umbrischen die entsprechen-
den Stämme I und ERO.
Hiemach wird es mir sehr bedenklich neben eru IQ,
31; IIb. 22; VIb. 50 einen ablativ eu ^ lat. eo anzu-
nehmen.
Der form nach kann eu acc. sg. masc, statt eum =:
lat. eum; nom. pl. masc, statt eus = ii; acc. pl. masc, statt
euf = eos; nom. sg. fem. = ea, und endlich nom. und acc«
pl. neutr. = ea sein. Allein unter allen diesen formellen
altitaliBchen. 33
möglichkeiten wird keine, wenn ich recht sehe, hier einen
sinn geben. Man mochte vielleicht daran denken eu (acc.
plur. nentr.) ids object zu naratu zu fassen und esu als
abl. sing, mit esunu zu verbinden; diese aufTassung wird
aber durch die bedeutung der pronominalstämme, durch
die Wortstellung und besonders durch die von A. K. ange-
führten analogen stellen eso naratu Via« 22 und eso pers-
nimu VIb. 6 verhindert.
Wird man es denn verwegen nennen, hier eine cor-
ruptel des textes anzunehmen? Die Übersetzung A. KJ^b
würde sich durch die änderung des eu in eru beibehalten
lassen. Die vergleichung der analogen stellen enom pers-
du eso deitu VII a. 20 und enom persclu eso persnimu VII a.
34 führt mich jedoch vielmehr auf die vermuthung, es sei
das eu statt enu a= tum verschrieben; in derselben form
kommt die partikel auf dieser tafel auch sonst vor: erus
tetu, enu kumaltu, IIa. 9.
3) ümbr. abrunu.
Ig. IIa. 12: Ahtu Marti abrunu perakne fetu.
A. K. ändern ohne bedenken das unzweifelhaft verschrie-
bene abrunu in abrum = aprum; und gewifs würde
dies hier stehen können. Eine andere änderung scheint
mir jedoch paläographisch mindestens ebenso nah zu lie-
gen: abrunu kann statt abru unu = aprum unum ver-
schrieben sein; so steht IIa. 9 purtiiusuru fehlerhaft
statt purtiius suru, so Ib. 18 purtatulu statt purtatu
u 1 u. — Auch in zwei anderen stellen unserer tafel ist das
Zahlwort unu dem gegenstände, welcher geopfert werden
soll, hinzugefügt: Juvie unu erietu sacre pelsanu
fetu, IIa. 6; unu suru pesutru fetu, IIa. 8. — Man
könnte einwenden, dafs das Zahlwort, wie in den beiden
anderen stellen, vorangestellt sein mfifste; dieser einwand
scheint mir jedoch nicht sehr erheblich. In betreff der
Stellung der Zahlwörter schwankt der Sprachgebrauch der
iguvinischen tafeln. — Ein zahlwort ist dem Substantiv (dem
Substantiv mit beigefügtem adj^ctiv), wozu es gehört, auf
VIII. I. 3
34 Bugge
den älteren tafeln gewöhnlich vorangestellt) auf den jflnge-
ren dagegen immer nachgestellt; so tre buf la. 2 ss Imf
treif Via, 22; trcf sif kumiaf la. 7 =« «i gomia irif
Via. 58 u. m, a., s. A. K. II, 125 f.; tura tefra IIa. 27;
III, 32- 34, dagegen prinvatur dur VIb, 50; Vlla. 46.
Einmal auf einer jüngeren tafel ist das Zahlwort zwischen
das Substantiv und das adjectiv gestellt: buf trif calersu
VIb. 19 = tref buf kaleruf la. 20. — Jedoch findet
sich das zahlwort auch auf den älteren tafeln zuweilen
nachgestellt; so: eaf iveka tre Ib. 43 >= eas juvencas
tres. Sogar in zwei aufeinander folgenden stellen dersel*^
ben tafel ist die Wortstellung verschieden: seples ahes-
nes tris (ahenis tribus) kazi astintu; ferehtru etres
tris ahesnes (tribus ahenis) astintu III, 18. Durch diese
stelle würde sich abru unu IIa. 12 allenfalls vertheidigen
lassen.
4) Umbr. nosve und ier.
Ig. VIb. 54: Nosve ier ehe esu poplu, sopir {corr.sce-
pir) habe, portaUu. Die erklärung des nosve als
,,nisi^ ist sicher, die form scheint aber sehr auffal-
lend. A. E. fassen das wort als eine Zusammensetzung von
non =3: lat. non und sve =±& si; allein es kommt im umbri-
schen so wenig als im oskischen die form non (ursprüng-
lich n-oenum) irgendwo sonst vor, und eben in dieser zu«
sammensetzung würde non um so auffallender sein, als nicht
nur die Samniten neisvae, sondern auch die Römer nisi
sagten. — Ich möchte daher hier einen leichten fehler auf-
nehmen und statt nosve nesve (vgl. nep neben neip) schrei*
ben: „c und o verwechselte der graveur der jüngeren tafeln
häu6g genug** (A. K. II, 118 anm.); so auch in derselben
Zeile sopir Statt s[v]epir.
Von dem nachfolgenden ier sagen A. K. II, 257: »In
ier erkennt man leicht eine form von ire, wenn man un-
ser ier ehe esu poplu mit dem obigen eetu ehe esu poplu
vergleicht". Dies ist ohne bedenken. Der folgenden be-
merkung: „Auch erklärt sich ier ungezwungen als 2. pers.
altitalisches. 35
s. fut« L^ entstanden aus ies durch den gewöhnlichen Qber-
gang des auslautenden s in r^ kann ich dagegen nicht
beistimmen. — Das fut. I wird im umbrischen (und oskiscben)
durch Zusammensetzung mit einem dem lat. ero entspre-
chenden futuro des Stammes ES gebildet. Ein beispiel der
ersten pers. sing, ist nicht bewahrt, man darf aber nach
präs. sestu, subocau und lat. ero mit Sicherheit e-e8u =
ibo annehmen; ibit lautet e-est Ig. Via. 2. 6, was aus e-eset
(vgl. lat. erit) entstanden ist. Die zweite person mufs e-es
oder i-es (vgl. heries Ib. 10) lauten; diese form ist, wie
die dritte person lehrt, aus e-ess, und diese wieder aus
e-eses (ygl. lat eris) entstanden. Allein dies s der zwei-
ten pers. sing, des fut. I wird, wie ich glaube, eben weil
darin das s des stanmies und das s der endung zusam-
mengeflossen sind, niemals in r übergehen können. Fut. I
pafst jedoch in unserer stelle trefflich, und eine form ier
weifs ich überhaupt nicht zu erklären. Ich möchte daher
auch hier einen fehler annehmen und ies schreiben. Dies
kann „ibis^ sein, man wird es aber hier besser als 3« pers.,
statt iesty erklären, wodurch habe VIb. 54 mit habe Ib. 18
gleich wird.
5) Umbr. Hurtentius und das lat. sufiSx ensi.
Auf der inschrift von Ameria ( A. K. tat. X d. 11, s. 398)
findet sich der name Hurtentius, der auf der anderen
Seite der platte H[ur]tutia verschrieben ist. Die form
ist nicht ohne Wichtigkeit fär die erforschung eines latei-
nischen sufExes. Es scheint kaum bezweifelt werden zu
können, dafs dieser name, sowie lat. Hortentius, was
Huschke aus Grut. 465. 9 anfahrt, mit lat. Hortensius
identisch ist. Nun ist aber Hortensius eine ableitung
von hortensis, was von hortus, osk. horz durch das
Suffix ensi gebildet ist. Wir finden demnach hier eine
veraltete form des localsuffixes enti statt der gewöhnlichen
ensi, wodurch die erklärungen von Pott et. forsch. II, 607
und von Corssen in d. zeitschr. HI, 298 widerlegt werden.
Das ursprüngliche dürfte ent-ti sein, woraus ensti,
3*
36 Bugge
enssi, ensi (vgl- osk. kenstur s=s lat. censor) entstand, wie
aus yicent-timus vicenstimus, vicensimus, vice-
simus (Pott et. forsch. 11, 216); irrig nimmt Corssen zeit-
schr. III, 247 den entwickelungsgang vicenttimus, vicentsi-
mus, yicensimus an. Auch utensilia ist wohl aus utent-
tilia, utenstilia entstanden.
Die form Hurtentius ist auch in einer anderen be-
ziehung beachtenswerth. Es ist dies nämlich das einzige
beispiel eines nomin. masc. von einem stamme auf o (u),
worin dieser vocal bewahrt ist, wenn man Trutiknos
auf der nach Mommsen nicht umbrischen inschrift von Todi
bei Seite läfst. Dieser umstand, welchen A. K. mit keinem
Worte berühren, ist um so auffallender, als auf derselben
Inschrift das u im namen ..etveris, den Huschke mit
Wahrscheinlichkeit Betveris ergänzt, ausgestofsen ist.
6) Umbr. upetu.
Diesen imperativ habe ich in dieser zeitschr. III, 39
als (hostiam) optato, „das opferthier auswählen'^ erklärt,
und Ebel VI, 216 hat dies adoptirt. Jetzt mufs ich jedoch
auf eine stelle der iguvinischen tafeln aufmerksam machen,
welche dieser erklärung widersprechen dürfte. Die dritte
iguvinische tafel handelt von dem opfer eines schafes pro
fratribus Attidiis: es soll bei dieser gelegenheit die brüder-
schaft einen „auctor^ ernennen (z. 4. 5). Die functionen
desselben lernen wir aus z. 8. 9 kennen: sacrem uvem
uhtur teitu = sacrem ovem auctor dicito; also, wie
A. K. gewifs richtig erklären: der auctor hat auszuspre-
chen, dafs das schaf diejenigen eigenschaften besitze, wel-
che es zur hostia qualificiren. Hiernach folgt zunächst das
dunkele puntes terkantur. Dann heifst es 9. 10: inu«
mek sacre uvem urtas puntes fratrum upetuta,
wo urtas puntes fratrum, wie A. K. bemerkt haben,
mit frater wesentlich gleich ist. Nun scheint es wider-
sinnig diese stelle folgendermafsen zu übersetzen: „Dann
hat die brüderschafl das opferthier auszuwählen^. Das
„auswählen^ des opferthieres, die erklärung, dafs das schaf
altitalisches. 37
sich zur hostia qualificire, soll ja schon durch den „auctor^
vollbracht sein.
Eine sichere erklärung von upetu weifs ich nicht zu
geben; die deutung Corssens (de Volscorum lingua p. 1 9 ft.)
ist mir nicht recht einleuchtend.
7) Umbr. froseiom.
Ig. Via. 28. 37. 47; VIb. 30: persei (persi, perse) tuer
(tover) perscler (pesckr) axueto {eagetom, ecueiom) est, pe-
selom est^ pereiam est, frosetam est, daetom est, tuer {io-
ver) perscler (pescler) virseto avirseto vas est = quod toi
sacrificii vacatum est, peccatum est, -tum est, fraudatum
est, -tum est, tui sacrificii visum invisum Vitium (?) est.
Die erklärung „fraudatum", welche Ebel in d. zeitschr.
VI, 418 gegeben hat, ist in der genannten formel sehr pas-
send und, wie ich glaube, richtig; nur hat er nicht er-
kannt, wie das s in frosetom entstanden ist. Ebel erin-
nert daran, da(s das umbrische oft Zischlaute vor i oder j
entwickelt hat, und vergleicht unter anderem, dafs s in
Fise aus di entstanden ist. Diese lauterscheinungen ge-
hören aber gar nicht hieher. Sowohl auf den in epicho-
rischer, als auf den in lateinischer schrift geschriebenen
tafeln, kann s zwischen zwei vocalen aus di entstanden
sein, so Fise = Fise = lat. Fidio, welchen lautübergang
wir anderswo, z. b. im sabinischen Clausus = Clau-
dius, im lat. rosa aus griech. ^oäia wiederfinden. Dage-
gen ist s zwischen zwei vocalen auf den älteren tafeln nie
aus blofsem d entstanden; dies ist nur auf den jüngeren
tafeln zuweilen, und zwar mittelbar, der fall. Im umbri-
sehen ist ein ursprüngliches d im inlaute zwischen zwei
vocalen regelmässig in einen eigenthümlichen laut überge-
gangen, der in nationaler schrift durch Q, was A. K. r
wiedergeben, in lateinischer durch rs bezeichnet wird. Hier-
nach müfste man ftkr lat. fraudatum umbr. fruratum
oder fruretum (vgl. tagetom = lat vacatum, pesetom^=
lat. peccatum), auf den jüngeren tafeln frorsetom erwarten.
Nun wird statt rs oft nur s geschrieben; dies geschieht
38 Bugge
zwar am meisten, wemi das rs ursprünglich ist, zuweilen
wird aber auf den jüngeren tafeln auch statt eines aus d
entstandenen r« nur s geschrieben: so Äcesoniame Vlb. 52
= Akeruniamem Ib. 16 = osk. Akudunniam, lat. Aqoi-
loniam, neben Acersoniem "VTIa. 52; airepuscUu Vlb. 36 =
atripursatu Vlb. 16 = atrepuratu IIb. 18 = lat. tripo-
dato. Hiemach wird es erlaubt sein, in frosetom eine ei-
genthümliche Schreibart statt /ror^e^on» = lat. fr an dat um
zu sehen. Dafs in diesem worte viermal «, nie rs geschrie-
ben ist, mag vielleicht im voiiiergehenden r seinen grund
haben; jedenfalls darf dieser umstand nicht gröfseren ao-
stofs erregen, als dafs viermal pesetom^ nie pegetotn ge-
schrieben ist.
8) Osk. fuid T. B. 28. 29.
Diese verbalform deutet man gewöhnlich als 3. ps. sg.
präs. conj, von ezutn = sit. Allein dies ist nicht ohne
bedenken. Das einzige beispiel eines präs. conj. von einem
verbo der consonantischen (einfachen) conjugation, welches
uns bewahrt ist, nämlich deicans T. B. 9 = dicant, zeigt
den modusvocal a; in perf. conj. ist dagegen bei den con-
sonantischen Stämmen, wie bei den vocalischen, der mo-
dusvocal i, t: fefacid T. B. 10=sfeceriL Im umbrischen
haben die verba der consonantischen conjugation in präs.
conj. immer den modusvocal a; nur si stimmt mit lat. sit.
Da die stamme auf u im lateinischen der conjugation der
consonantischen stamme folgen, müfste man im oskischen
von einem stamme fu eher präs. conj. fuad = altlat. fuat
erwarten. Dies hat auch Ebel in d. zeitschr. V, 412 er-
kannt und er schlägt daher eine andere erklärung vor. £r
fafst fuid als identisch mit dem nmbr. fuia Ig. UI, 1, was
er fiat, nicht wie A. K. sit, deutet; es entspreche osk.
fuid dem umbr. fuia gerade wie osk. deivaid dem umbr.
portaia. Diese erklärung will mir aber noch weniger zu-
sagen. Man darf keineswegs schliefsen: weil die verbal-
stämme auf a im oskisshen als modusvocal das blofse i , t
haben, wo die lunbrische spräche das vollständige ia be*
altitalisches. 3Q
wahrt hat, habe das oakiscbe in der verbalflezion, wo eia
a nach i folgen sollte, das a überall ausgestoCsen. In fuid
würde nach der erklärung Ebels jede bezeicbnung des mo-
dus fehlen, was gewils nicht zulässig ist; umbr. habia, ha-
beat, kann im oskischen nicht hafid, sondern nur bafiad
lauten. Weiterhin sagt Ebel: „namentlich aber können wir
formen wie arhabas gegenüber das i von fuia nicht als
blofsen conjunctivcharacter betrachten, sollte auch, wie fuid
vermuthen I&fst, pr&sens- und moduscharacter sich darin
gemischt haben ^. Hier scheint er noch eine andere erklä-
rung der form anzudeuten und fuid zunächst aus fui-^-d
zu erklären; allein dagegen läfst sich da3selbe einwenden,
was £bel selbst gegen die deutung von fuid als sit ange-
führt hat. Ein stamm fui müfste im oskischen den präs.
conj. fuiad bilden. Noch ist folgendes zu beachten, was
sowohl gegen die deutung sit als gegen fiat sprechen
dürfte. Bei einem verbot gebrauchen die Samniten ge-
wöhnlich den conjunctiv, nur T. B. 15: neip tnais pomtis —
actud steht imperativ. Nie findet sich aber in der prohi-
bitiven redeform, wenn wir von fuid absehen, präs. conj.,
sondern immer perf. conj.: ni hipid T. B. 8. 14. 17 = ne
habuerit; nep fefacid T. B. 10 = neque fecerit; ne pruhi-
pid T. B. 25 = ne prohibuerit; nep Abellanos nep
Novlanos pidum tribarakattins C. Ab.46— 48 = ne-
que Abellani neque Nolani quidquam (occup)averint. In
positiven Vorschriften wird gewöhnlich imperativ gebraucht,
seltener conjunctiv, auch dann aber immer perf. conj., nie
präs. conj.: patensins C. Ab. 51 = aperuerint;. . errins
C. Ab. 54. (Die erklärung von lamatir T. B. 21 als 3. ps.
sing. conj. präs. von einem deponens der lat. 3. conjug. hat
Ebel in d. zeitschr. YII, 269 mit recht bezweifelt; sakahi-
ter T. Agn. a. 19 scheint aus sakarater entstellt, kann
jedenfalls keine conjunctivform sein; staiet C. Ab. 58 ist
= stant; st alt T. Agn. b. 23 =3 stat). In der umbrischen
spräche dagegen gilt nicht dasselbe gesetz. Wir sind so-
mit darauf hingewiesen, fuid als einen conjunctiv des per-
fects zu fassen, und dies scheint sich auch formell zu em-
40 Bugge
pfehlen. Lat. fuit lautete, wie maQ aus aikdafed, aama-
naffed folgern darf, wahrscheinlich fued; und dazu ver-
hält sich nun fuid = fuerit gerade so, wie fefacid za
*fefaced^ trlbarakattins zu *tribarakattens. Man
wird aber vielleicht einwenden, perf. conj. von sum laute
im osk*fu8id C. Ab. 19. Hierbei ist jedoch zu beachten,
dafs diese verbalform, wie auch Ebel in d. zeitschr. Y , 4 11
zugicbt, in ihrer bedeutung för den Zusammenhang unklar
ist; auch findet sich im oskischen sonst kein beispiel eines
conj. des perfects, welcher durch Zusammensetzung mit
sid gebildet ist. Ebels yergleichung (1. c.) der altlat. for-
men ausim, fax im u.a. scheint zwar richtig; allein der
Ursprung dieser formen, worin Madvig conjunct. der futur-
formen faxo u. 8. w. sieht, dürfte noch nicht entschieden
sein. Jedenfalls wird im oskischen neben perf. conj. fuid
= fuerit ein fusid bestehen können, wie im lateinischen
neben fecerim faxim.
9) Osk. ri = lat. r6.
In einer pompejanischen inschrift (herausgegeben von
Minervini Interpretazione u. s. w. Nap. 1851 ; in d. zeitschr.
II, 55; allg. monatsschr. 1852 s. 589; G. Stier, Pompeji;
Huschke no. XLIXa.) heifst es:
ekass. vi
ass. inj. via. ioviia. ini. dekkvia
rim. medikeis. pompaiianeis
serevkidimaden. uupsens.
In dekkviarim sehen alle erklärer den acc. sg. eines adj.
auf ari, welches sufißx sie mit dem lat. äri, äli identi-
ficiren. Dies scheint jedoch sehr zweifelhaft. Im lateini»
sehen sind die suffixe ali und äri, wodurch adjectiva von
Substantiven abgeleitet werden, nur euphonisch von einan-
der verschieden; äri kann nur stehen, wo im stammworte
ein 1 vorhanden ist (Pott. et. forsch. II, 97 flP.). Von einem
stamme decvio, decvia oder decvi müiste im lateinischen
nothwendig decviali gebildet sein; eine bildung decviari
altitalisches. 41
fände kein seitenstQck, wenn man von dem seltenen pecu-
niari statt pecuniali absieht, was Pott II, 98 mit recht als
eine falsche nachbildung von peculiari fafst. Auch in den
anderen italischen sprachen galt, insofern wir es beobach-
ten können, dieselbe regel. So im umbrischen: von Tefro
Tefrali^ von sorso sorsali^ dagegen stafiari. Von sehme-
niar Ig. Ib. 42 = sehemenicw YUa. 52 sagen zwar A.K.
II, 297: „Es scheint eine ähnliche bildung wie das lat
Latiar u. a., also aus sehemeniare, dem neutrum einer ad-
jecti vischen bildung auf aris, verstümmelt zu sein"; dies
ist aber nur eine vermuthung, die sehr unsicher bleiben
mufs, so lange wir die bedeutung des wertes nicht enthül*
len können. Das sabellische flusare = florali (Momm-
sen, unterit. dial. s. 339), was sich auch auf der lateinischen
inschrift aus Turfo findet, stimmt mit den lateinischen for-
men plantari, clusari (gegen fiiuviali, Flaviali u. a.). Hier-
nach dürfen wir sicher annehmen, dafs auch im oskischen,
wo kein beispiel dieser adjectivbildung bewahrt ist, das
sufHx nur, wenn im stamm worte ein 1 vorhanden ist, ari
laute, sonst äli. Die substantiva jubar (jubäris), bac-
car (baccäris), Caesar (Caesaris), instar, sowie das oski-
sche casnar (Varro 1. 1. VII, 29), vom adjectivum casnus
= canus (Aufrecht in d. zeitschr.II, 152), sind gewifs durch
ein verschiedenes sufBx gebildet und dürfen für ein ad-
jectivum dekkviari nicht angeführt werden.
Ich schlage eine andere erklärung vor. Das dekkvia
endet eine zeile, man kann also ebenso gut dekkvia rim
als dekkviarim lesen, und das erstere scheint richtig,
dekkvia ist acc. sg. fem., statt dekkviam, und gehört
wie ioviia als adjectiv zu via. In rim dürfen wir wohl
ohne bedenken lat. rem sehen. Zwar findet sich auf der
bantischen tafel mehrmals ein wort egmo^ das wir res
übersetzen, aber dafs daneben im oskischen ri, gewifs nicht
ohne Verschiedenheit der bedeutung, gebraucht ward, dür-
fen wir um so eher annehmen, als auch im umbr. dat. ri
Ig. Va. 4; abl. ri Va. 5; re Ig. Vllb. 2 vorkommt. Des
vocab i wegen in ri gegen lat. re vergleiche man ligatos
42 Bugge
= lat. legati; likitud = lat. liceto; zicel (ia natioua-
1er Schrift gewifs zikel) = diSculus.
Welche stelle nimmt aber dieser accusativ im satze
ein? Object kann er nicht sein: das haben wir schon in
ekass viass ini via ioviia ini dekkvia. Dagegen
würde es einen guten sinn geben, rim medikeis Pom*
paiianeis als apposition zum ganzen satze zu fassen. Im
lateinischen und griechischen wird ja bekanntlich bei trans-
itiven verben eine apposition zum ganzen satze durch at-
traction dem objecto als accusativ angefügt. Nach dieser
auffassung würden wir also übersetzen dürfen: has vias et
viam Joviam et -iam aediles fecerunt, id quod res meddi«
eis Pompejani erat (was — viass upsavum — geschäft des
meddix war). In betreff der bedeutung des rim verglei-
che man lat. me de illius re (angelegenheit, Sache, ge-
schäft) laborare, Cic; umbr. reper fratreca Ig. Vllb. 2,
in angelegenheiten der brüderschaft. Jedoch scheint mir
bedenklich die genannte syntaktische eigenthümlichkeit für
die amtsmäfsige spräche unserer Inschrift anzunehmen ; ich
möchte daher eine andere auffassung empfehlen, welche
dieselbe meinung giebt. Ich nehme hier lieber einen freie-
ren, gewissermafsen adverbialen gebrauch des accusativs
an, wie in lat. magnam partem, vicem alicujus, griech. rot)-
Tov Tov TQOTtoVy TipoQ %ä()iv u. a. ; namentlich dürfte rim
medikeis Pompaiianeis auch in der bedeutung dem
lat. vicem meddicis Ppmpqaiii entsprechen. Dafs das up-
savum eigentlich sache des höheren magistrates war, wis-
sen wir aus mehreren anderen Inschriften, z. b. Mommsen
taf. X no. 20.
Ueber die bedeutung des adjectivs dekkvio läfst sich
manches vermuthen, aber nichts sicheres sagen.
10) SEFFI.
Auf der merkwürdigen, gewifs nicht lateinischen, son-
dern irgend einem mittelitalischen, vielleicht sabellischen,
dialect angehörigen inschrift, welche Mommsen s. 364, taf,
XV aus einer kleinen inschriftensammlung der Wolfenbüt-
teler bibliothek mitgetheilt hat, sind die schlufsworte:
altitaliscbes. 43
...SEFFI.I.NOM.SVOIS
. . . CNATOIS.
Mommsen erklärt diese gewifs richtig „sibi et suis...guatis^,
indem er I . NOM in INOM ändert. Anstofs erweckt je-
doch das doppelte F in SEFFI. Auch beachte man, dafs
die inschrifl die diphthonge sonst treu bewahrt hat, so
stimmt . . . BKAIS (dat. pl. der a-declination) mit der os-
kischen endung ais; SVOIS, ...CNATOIS (dat.pl. der
o-decl.) mit osk* eis; SEI ist wahrscheinlich mit Huschke
s. 260 als sit zu fassen, auf altlat. inschriften SEIT; lat.
si, osk. svai, wofür Mommsen das wort nimmt, würde nach
der analogie von . . . BRAIS == osk. -ais gegen lat. -is
auf dieser ioschrifl eher SVAI lauten. Hiernach wird man
statt SEFFI ohne bedenken SEFEI lesen dürfen, was mit
der altlat. inschrifllichen form SIBEI stimmt; auch in
umbr. tnehe^ tefe ist das letzte e gewifs lang und aus ei
entstanden.
11) AISERNIM.
Die münzen von der samnitischen stadt Aesernia
tragen verschiedene aufschriflen , welche mit lateinischen
buchstaben geschrieben sind und, wie ich glaube, sämmt-
lich das ethnikon im gen. pl. geben. Das ethnikon kann
lat. Aeserninus oder Aesernius lauten;^ das letztere
verhält sich zum stadtnamen Aesernia wie Corfinius
zu Corfinium, umbr. Atiieris (Attidius) zu Atiierim
(Attidium) u. m. Von der form Aeserninus sind die
aufschriflen Äisemino^ AeseminOj selten Aiseminom (Momm-
sen unterital. dial. s. 338), gebildet; auf den süditalischen
münzen mit lat. aufschrifb fehlt das m im gen. pl. des eth-
nikons fast constant (Mommsen s. 204). Nach dieser ana-
logie ist auch die au&chrifl Aisemio als gen. pl. der an-
deren form des ethnikons, nicht mit Huschke s. 145 als
oskischer nom. sg. fem. des stadtnamens zu erklären, zu-
mal da eine aufschrifb Aesemium zuweilen vorkommt (Ric-
cio in annali dell' inst. XVHI s. 119, angeführt von Fried-
länder s. Vn, und bei Mommsen s. 338). Gröfsere Schwie-
rigkeit macht dagegen die münzaufscbrift Aisemim, Mit
44 Bugge, altitalisches.
unrecht sehen Mommsen und Friedländer darin einen oski-
schen gen. pl. der 3. decHnation von einem nomen Aeser-
nes; das ursprünglich lange u des genitivs kann, wie Cors-
sen in d. zeitschr. V, s. 127 richtig bemerkt, nicht ausfal-
len. Eben so wenig ist aber Corssens deatung Ton Aiser^
nim als loc. sg. von einem oskischen femin. stamme Aeser-
nio = lat. Aesemia durch analoge formen in der oski-
schen spräche gestützt; denn Safinim und tacusüm sind
von ihm unrichtig als locative erklärt (in dies, zeitschr.
VI, 23). Formell könnte eine oskische form Aisemim nom.
acc. sing, von einem neutralen stamme Aisernio sein, vgl.
Safinim und tnedicim, oder acc. sing, von einem mascuL
stamme Aisernio, oder endlich acc. sing, von einem masc.
oder fem. stamme Aiserni, vgl. slagim, pim; allein keine
dieser auffassungen scheint hier zulässig. Eine neutrale
form Aesernium statt Aesemia findet sich nirgends; auch
möchte ich keinesweges nach der andeutung Huschkes
s. 144 die legende Aisemim auf der rückseite als acc. sg.
mit Volcanom auf der Vorderseite verbinden, also Vulca-
num Aeserninum (vides). Nur ein ausweg scheint noch
übrig: Aisemim mufs eine graphische abkürzung von
Aiserninom oder Aisernium sein; ebenso wird auf lateini«
sehen inschriften libs, lubs statt libens, lubens geschrie-
ben (Mommsen unterit. dialal. s. 345 f.), und in eitiv.
(Mommsen taf. VIII no. 4) habe ich in d. zeitschr. VI, 25
eine abkürzung von eitiuvad vermuthet. Hiernach haben
wir auch in Aisemim das ethnikon in gen. plur. Alle auf-
schriften scheinen in lateinischer spräche, wenn auch viel-
leicht unter oskischem einflufs, abgefafst. Namentlich ^t-
semim ist höchst wahrscheinlich nicht oskisch, da die
legende der Vorderseite Volcanom lateinisch sein mufs: os-
kisch würde die form Volocanom lauten müssen, vgl. Mu-
lukiis (Mommsen taf VIII no. 16) und Kirchhoff in d.
zeitschr. I, 36 ff. Auch hiedurch werden die oben bespro-
chenen erklärungen von Friedländer, Mommsen und Cors-
sen widerlegt.
Berlin, im Juli 1858. Sophus Bugge.
Legerlotz, griechische etymologien. 45
Griechische etyinologien.
1. V&Qvg.
Auf das etymon dieses gebirgsnamens bin ich durch
zwei glossen des Hesjchius geführt worden: 6&qvv KQtj-
Tsg t6 o^o^v und 6&qv6bv rQa)[v^ vXciSegy SaaVy XQriuvwdeg,
'Od-Qvg bedeutet demnach allgemein berg. Wie könnte
aber der berg schicklicher benannt werden denn der em-
porragende, hohe? Ich glaube nämlich dafs *'Od-ovg aus
"OgO^'V-g entstanden (vergl. Hesych. vcc&qciI vcco&ti^, ferner
öTiv&Qct^ und anvQ&a^y ßarga^og und ßagra^og und s. Pott
etym. forsch, n, 112) und mit og&'O-g wurzelverwandt, ja
im gründe sogar identisch sei. Denn oQ^-o-g aufrecht,
gerade, ist aus OQ&'jrO'g^ ^ogO-'^o-g*) verstQmmelt, wie
das gleichbedeutende skr. ürdh-va-s(corripirt aus vardh-va-s,
von Wurzel vrdh wachsen, also eigentlich emporgewachsen)
lehrt; zu oo&'jro g verhält sich das von mir angesetzte "0(>-
&'V'g aber wie no?.'V'g zu nok-ko-g (aus nok-^o-g), wie
ykvX'ihg zu ykvA-xo-g (aus ykvx-^o-gi Hesych. ykvxxov
ykvxv). Noch in einer dritten gestalt hat sich vardh-vant
— denn das ist unzweifelhaft die urform — im griechi-
schen erhalten: ßkw&'Q-o-g hoch; denn dies verhält sich
hinsichtlich des Suffixes oder vielmehr der suffixe zu "Oo-
x^-'V-g wie vex-g-o-g zu vex-v-g^ wie des Hesych. nikExga
{jiskBX'Q'd^) cc^ipi/ zu Tiilexv-g^ auch wie ykvx-sg-o-g zu
ykvX'V-g, xgaT'BO'O'g zu xgaT-v-gj yeg-ag'O'g zu des He-
sych. yig-v-g yigcov^ kiy-vg-o-g (corripirt aus kiy-jrag-6-g)
zu Aty-v-g**); mit andern worten: fikwö^-g-o-g ist aus ßkm9-
^ag-o-g verstümmelt und dies ^ag aus ^avv auf die von
*) Das anlautende^, das uns hier nicht weiter angeht, wird durch
das argivische BoqO-ayÖQaq = '0()0ay6i)ai corp. inscr. no. 2 und die he-
sychianischen glossen B»QO^(a ^0{i&la und ßoqaov aiavQov 'HXiloi (»i. e.
6o&6v ^('Aor, lignum rectum^ Küster) erwiesen.
*♦) Auch alffX'Q-O'q und ftax-Q-oq neben manchen andern lassen sich
noch nennen; denn ein aiV;^-!*-? und ein firix-v-q ergeben sich aus alaj^Cotv
atff/iaioq aiVj^tio;, firixtcioq //ijxww.
46 Legerlotz
Ebel in d. zeitschr. IV, 336 ff. besprochene weise entstan-
den. Was die gestalt der wurzel in ßkuO-'Q-o-g betrifil,
80 ist das () wie in ßlaoro^g in X übergegangen und vor
den vocal (o) getreten, welcher zum ersatz der dadurch
aufgehobenen position gedehnt worden ist (vgl. nog-slv ni*
itQw-raiy d-oQ'Biv &Q(iü-ax(o, fnoX-alv ß?,(6'ax(o).
Ich möchte auch ro og-og auf die wurzel vardh zu-
rückführen. Dafs hinter dem q ursprünglich wirklich noch
ein consonant gestanden habe, beweisen die mundartlichen
nebenformen, ion. ovgog, dor. (ogog, in denen die yemiehtete
Position durch vocaldehnung ersetzt worden. Beispiele von
der elision eines & hinter einer liquida sind mir nun frei-
lich nicht bekannt; aber eine solche nehm^ ich geradezu
auch nicht an, sondern meine dafs das & zunächst in a
übergegangen sei wie in jenem eleischen ßogoov und wie
so häufig im lakon. (s. Ahrens diall. gramm. II. §. 7), aber
auch im kret. (Ahrens II. p. 70) und karyst. dialekte und
wie im atticismus doch wohl in oga-o-g der keim. Vergl.
Kuhn in d. zeitschr. I, 381. Die ausstofsung eines a aber
nach einer liquida ist im griechischen eine namentlich aus
dem futur und aorist der verba liquida bekannte erschein
nung. S. Kuhn in d. zeitschr. II, 260 ff.
2. üaQ&ivog^ Jungfrau.
Als eine ableitung von demselben vardh betracht' ich
auch Tiagd-^iv-o-g,] denn der ansieht Benfeys, welcher
griech. wurzellex. I, 583 ff. naoMvog mit skr. prathuka,
prthuka (das junge) vergleicht, steht das d- entgegen. Was
den anlaut unseres wertes anbelangt, so nehm' ich an, dafs
das ß zunächst in ß übergegangen und dies dann durch
den bekannten einflufs der die wurzel schliefsenden aspi-
rata zu n verhärtet worden sein. Zu vergleichen sind be-
sonders das kret. nolxoQ = att. ox^og, äol. olxogt lat. vul-
gus, skr. varha; naxvg = skr. bahu, vahu; Ttijxvg = skr.
babu, v&hu; ndd'-og = skr. badh, vadh vexare, laedere.
Das -ev ist die abgestumpfte participendung. HaQ&'iv^o^g
griechische etymologien. 47
hat seine analoga an 'EX-iv-o-g, 'Ek-iv-tj, igK-dv-tj^ ax^ov-tj
und dergl.
Dafs die Jungfrau, das weib, mehrfach vom wachsen,
blühen ihren namen bekommen habe ist bekannt: lat. yirg-o
nebst virg-a = skr. vrh; ahd. mag-ad = skr. mah,- skr.
adh-i mulier menstruans, !/l&'i]vrj^ isländ. Id-una, ahd.
id-is und it-is femina Ton einer wurzel adh wachsen, blü-
hen, die in di>-ijp, a&'iQ^i^ (Hesych.) oder avi^-i^§, «V-
x9'og sichtbar ist.
3. *IiQä^, habicht.
Bei Homer und Hesiod heifst der habicht iQfj^^ bei
den jungem loniern iigt]^^ bei den Attikem iigä^ und igä^j
bei den Doriem Iciga^. Zu diesen formen ftkg' ich aus
Hesychius ägaxog iiga^ Tv^prjvoL Das Tv^gi^voi ist mir
bedenklich; vielleicht hieoki IIokvQQrivioi dahinter, aus de-
ren mundart Hesychius auch sonst einige brocken auftischt.
Gewöhnlich leitet man jenen namen von lagog isgog Igog
ab; so auch J. Grimm gesch. d. deutach. spr. s. 51. Ich
will kein gewicht darauf legen, da(s igt]^ den lenis hat^
während lagog legog igog mit dem asper versehen sind, da
mehrere grammatiker bei Homer tgog, Igsvg schreiben woll-
ten (s. Giese über den äol. dial. s. 409) und eine eleische
inschrift (corp. inscr. no. 11) iniagog^ eine theräische (corp.
inscr. no. 12) ^Idgoov darbietet. Von größerer bedeutung
ist die frage, ob denn das sufSx äx jene ableitung des
Ugä^ von isgog gestatte ; ich bezweifl' es noch einstweilen.
Vollends umgestofsen wird sie, wenn Kuhns und Curtius
identificirung von iegog mit skr. ishira-s (s. d. zeitschr. H,
274 f. und HI, 154—156) richtig ist. Denn für die erste
sUbe von igf]^(i) kommen wir auf eine ganz andre grundge-
stalt als laig durch folgende glossen des Hesychius: (Sei-
gaxeg ligaxsg — ßdgßa^ ligcc^ nagd Aißvav — ßdgaxog
ly&ig noiog. Die letzte glosse hab' ich deswegen mit hie-
her gezogen, weil Athenäus VHI, 356A berichtet, iiga^
bezeichne auch einen Seefisch, was durch Hesychius be-
4R Legerlotz
stätigt wird: IcxQa^ Ix^^Q noiog^ JcoqixwtsqoVj öid t6 hoi-
xBvai TM 7tTr]V(p, Als grundform für unsern vogelnamen
setz' ich ^ccQfäxo'g an. Daraus konnte ^dofä^ und jriu^
^ä^ werden (vgl. cpvkaxog und (fvka^, &vkaxog xhvkdxf] und
&v?M^, avaxoi und ävaxbg). Und aus diesen drei ausätzen
lassen sich alle jene von mir beigebrachten namensformen
des habichts erklären. In ßccgfia^ sind beide ^c in /? ver-
wandelt, in ßccQaxog nur das anlautende, während das an-
dre ausgestofsen worden, in ägaxog sind beide, ohne eine
spur zu hinterlassen, geschwunden; ßeigaxeg schliefst sich
in der behandlung des anlautes dem ßdgßa^ und ßdgaxog
an, in der des inlautenden jt dem ßdQaxog und äoaxog\
letzteres jedoch nur annähernd, da wenigstens noch eine
spur des zweiten ^ in ßeiQax^g erhalten ist. Die silbe €iq
erklärt sich nämlich aus sgj^ wie stQ in ^eivog aus evjr (s.
Aufrecht in d. zeitschr. I, 120) und eik in ;^€Uog und ;^€i-
kcüP aus eA/c. Letzteres scheint sich mir aus ;^€A^a;i/ =
XHXciv und aus x^^^^^ = ;^€ZAo^ zu ergeben: in jenem ist
das jT in ^i übergegangen, in diesem mit einem folgenden
a zu V corripirt {x^\fdv'rj würde sich zu x^^J^^^ verhalten
wie z. b. igX'dv'Tj zu ^^Qx^og), Im äol. x^^^^Q (s* Ahrene I.
p, 58) = ;^€2Aoff und in ;^6AAwi/ = ;^€tAwi/ x^^f*^^ ist das
jT wie im äol. ^ivvog der vorhergehenden liquida assimilirt,
in ;K€Aft5r wie im att. ^ivog rein ausgestofsen. Von ßeigä^
nun unterscheidet sich das homerische Hgv^iJ) nur dadurch,
dafs es das anlautende ^ wie agaxog aufgegeben und den
dipbthongen ei zu T zusammengezogen hat. Regel ist diese
zusammenziehung bekanntlich im böotischen dialekte (s,
Ahrens I. §. 40, 3); sie kommt aber auch in den andern
griechischen mundarten vor; so in dem von eifia abgelei-
teten i^artor(r), in iSog = skr. sveda, isl. sveiti, in x^^f'Oi^t)
aus ;|f6/Ato/, was uns noch in einer dorischen und einer böo-
tischen inschrift (corp. inscr. 1511 und 1569 a) und in des
Hesychius x^^^'^oarveg ai cpvkai (denn so ist fQr ;fnA^aVrt;€g
zu schreiben : vergl. ixaToarvg . dg x^^f^oovvg . auyyivsia bei
demselben) begegnet. Besonders genau vergleichen sich
mit iQf]^(J) das erste und dritte beispiel, da in beiden das i
griechische etymologien. 49
ebenfalls aus einem bi hervorgegangen, das zum ersatz ei-
ner aufgehobenen position aus s gedehnt worden. Denn
aiua ist bekanntlich aus ^ia-fia entstanden (Hesyeh. ia-rai
ivdvfiara^ ders. yk^i-fAccT-a iudna^ lat. ves-ti-s); und für
ylXiot x^lkioi ergiebt sich die richtigkeit meiner ansieht aus
dem äol. %ÜMoi, das uns Chöroboscns, das Etymol. M. und
Gudian. und andre überliefern (s. Ahrens I. p. 58).
Wie steht es nun aber mit den formen HQtj^ ligä^
iciQcc^? Bei diesen scheint mir die Volksetymologie im spiele
gewesen zu sein. Da hrj^ mit *io6g{üher den lenis s.
oben) oder i()6g sich lautlich sehr nahe berührt und „hei-
liger, gottgesandter vogel'* auch den alten Griechen wie
vielen neueren keine üble benennung für den habicht zu
sein schien, so leiteten sie denn loa^ wirklich von *ig6g
ioog ab und sagten wie legog iagog neben igog, so nun
auch ligt]^ oder Uga^ und kioa^ neben £()>;|. Es leuchtet
ein, wie sehr meine ansieht durch den umstand bestätigt
wird, dafs bei Homer und Hesiod, bei denen doch das of-
fene leoog ungleich häufiger ist als das contrahirte £00^9
niemals Ugj]^^ sondern immer nur igi]^ vorkommt.
Ich sehe dafs auch Förstemann in d. zeitschr. DI, 58
auf den gedanken gekommen, „dafs allerdings die Volks-
etymologie, da die geier in Aegypten und anderwärts hei-
lig waren, das wort {i^ga^) fälschlich auf Ugog bezogen"
haben könnte. Dafs aber durch dies tappende etymologi-
siren möglicherweise die wortgestalt geändert sei, daran
hat er nicht gedacht. Denn er geht von der form iegä^
aus, dessen beide erste silben er mit dem skr. vi-hr weg-
nehmen, identificirt. Wenn sich nun auch die elision des
X allenfalls durch luip-ya^ /cJ, ioip = skr. aham (s. Kuhn
in d. zeitschr. IE, 270 f.) vertheidigen liefse, so stehen doch
ßcigßa^j ßdgaxog, ägaxog schlechterdings jener deutung
entgegen. Als wurzel ist jedenfalls ^ci;p^ anzusetzen, üeber
ihre bedeutung erhalten wir einen wink durch des Hesy-
chius ßeigdxjj {ßeigaxfj?) 17 dgTtaxnxi^ (s. Benfey I, 323 f.):
igr]S: ist als der räuberische aufgefaßt worden, er, oar
VIII. 1. 4
50 Legerlotz
iffo/Srjas xoXotovg rs xfß^gcig rs, Vergl. lat. viil-tur mit ik-
etv ßO.-HV und ahd, bab-uh, unser bab-icbt mit lat. cap-ere.
Soll ich eine vergleichung unseres j^aQf mit einer sanskrit-
Wurzel wagen, so könnt' es wohl dem vedischen grbh, alt-
slav. grab-iti capere, rapere entsprechen. Das^ gegenüber
einem skr. g hat gar nichts bedenkliches (s. meine miscel-
lanea etymologica, grammatica, critica p. 14), und auch
ein ^ an der stelle eines skr. bh ist nicht unerhört, wie
denn auch im zend zuweilen ein w neben b einem skr. bh
entspricht (s. Bopp vergl. gr. I. §. 45 ausg. 2). Aus dem
griechischen nenn' ich^(^iyy-i/i>-^i ^dy^w-fu = lat. frang-o,
skr. bhaj; -iv im dat. dual, aus jriv = skr. bhyäm (s. Bopp
vergl. gr. §. 221 ausg. 1); yavQ-o^g aus ydgjr-o-g = skr.
garv-a (der stolz) von einer wurzel, die vedisch galbh (for-
tem, audacem esse), ags. gelp (wovon gelp-an superbire,
gilp arrogantia) lautet (s. Kuhn in d. zeitschr. I, 140 und
516). Der wandel ist jedenfalls so geschehen, dafs bh in
b und dies in w überging. Das fi erscheint denn auch in
unserer wurzel in Ictß-Biv (aus ylaß-slv; daher das perf,
eiXricpa fiir Ü-yltjcf/'a wie oijvoua für o-yvo-fia) neben der
aspirata in dfiffi^Xacptig. Interessant ist, dafs das zend ge-
rade auch in einer ableitung aus unsrer wurzel sein w an
die stelle des skr. bh hat treten lassen: garewa uterus (so
genannt a concipiendo, dno tov avXXafißdvsiv ^ vom „em-
pfangen") = skr. garbh-a.
4. Die wurzel ^ctga (pluere, irrigare, semine irrigare
i. e. implere sive salire) im griechischen.
Vgl. Benfey griech. wurzellex. I, 826—882 und Bopp gloss. akr.
Aus den verwandten sprachen will ich das zu meinem
zweck nöthigste vorweg erwähnen: skr. vrsh pluere, irri-
gare, implere; davon varsh-a pluvia; vrsh-a taurus, glis,
wegön ihrer brünstigkeit so genannt; vrsh-a-bha taurus;
vrsh-an idem; vrsh-an-a testiculus; vrsh-n-i aries, ebenfalls
wegen seines starken foegattungstriebes — lat. verr-e-s aus
vers-e-s , dessen brünstigkeit sprichwörtlich ; ver;e-tru-m
griechische etymologien. 51
nach Bopp aus vers-ö-tru-m, „ita ut proprie sit insirumen-
tum irrigandi semioe^ — lett. wehrsh-i-s taurus, bos (v^
lat. venr-e-s) — lit. wersh-i-s juvencus, vitulus.
Aus dem griechischen zieh^ ich nun hierher: Hga-stv
cl. 1 benetzen, fxir das sich ein ursprünglich consonanti*
scIier anlaut aus dem homerischen compositum dnoigasiv
fortschwemmen, fortreüsen, ergibt — l^i^o-tj, att. ^ga-fj der
thau, regen (vgl. skr. Yarsh-a), dessen jr durch den spir.
asper der attischen form und durch das ion. Ugari^ kret
aigaa (Hesych, aigactv rriv Sgoaov Kg^reg) erwiesen wird —
dem skr. vrsh-a-s entsprechen mehrere Wörter: oggog ö
TavQog in Phot. lex., ogaoi rujv agvQv oi iaxccroi yevo^S"
voi bei Hesych. und ikkog oder iXkog das hirschkalb. In
ogg-o-g hat sich wie in verr-e-s das a dem p, in ikl-o-g
dem aus g hervorgegangenen l assimilirt. Und was die
bedeutungen anbetriffl;, so nehm^ ich an, dafs oga-o-g und
i?.l-6'g ursprünglich den alten widder und hirschbock be-
zeichnet haben, so dafs der name des vaters, obgleich nur
auf diesen passend, auf seine kinder übergegangen wäre,
als der grund der benennung aus dem gedächtnisse des
Volkes geschwunden war. Ein ganz analoges beispiel ha-
ben wir eben in dem lit. wersh-i-s juvencus, vitulus ge-
habt, das ursprünglich den brünstigen stier bedeutet hat
(vergl. lett. wehrsh-i-s). Ein deminutivum von *^aga'0'g^
wie die grundform des eben besprochenen kleeblattes lau-
tet, ist des Hesychius ßag-io-v ngoßarov; denn so ist fiir
(iagelov jedenfalls zu schreiben, da dieses die alphabeti-
sche Ordnung stört und Alberti bemerkt: „Bagiov etiam
Cyrill. Lex. M. S. Brem. mouente Bielio*^. Vielleicht steckt
dies ßag-io'V (vgL hinsichtlich des accents ntö^io-v) auch
in des Hesychius ßdga voatjfid ri xagtjßagixov tj &giu'
pLatai in der bedeutung von xagtjßagia wäre ßagia als
nom. sing, eines femin., in der von xhgifAfiaxa als nom. pl.
eines neutr. zu nehmen; dergleichen Zusammenfassungen
finden sich bei Hesychius in zahlloser menge. In ßag-io-v
wäre das a wie in ver-e-tru-m und wie oben in rd oo^og
52 Legerlutz
nach dem q elidirt, das anlautende a in /? verwandelt. In
i ist das jr übergegangen in des Hesychius laQHov (sehr.
iccQiov) TiQoßaxov^ (iovg; beispiele dieses wandeis s. in mei-
nen miscellanea p. 9. Hesychius bietet uns auch ein iqiov
tgdyog, xQiog dar, das in seinem i noch eine spur des al-
ten <y hinter dem g enthält. Denn igiov verhält sich zu
ßccQiov gerade so wie igril^ zu ßdgaxog. Als ein zweites
deminutivum von *^aQa'0'g betracht' ich Hg-i-cpo-g und Hl-
a-tpo-g; denn beide scheinen mir formell ursprünglich iden-
tisch zu sein und dem skr. vrsh-a-bha zu entsprechen.
Von egi-cfo-g wird dies allgemein angenommen, ISkatpog
aber wird ebenso allgemein als der ÜMcpQog^ der flinke ge-
deutet. Zu meiner auslegung bin ich zunächst durch ik-
X'O-g gekommen, in dessen iXl ich dieselbe wurzel suchte
wie in dem kX von i^k-cc-cpo-g. Soll diese Zusammenstellung
richtig sein, sagte ich mir, so mufs die wurzel consonan-
tisch angelautet und mit einem zwiefachen consonanten ge-
schlossen haben; denn nur so erklärt sich der spir. aap.
und die doppelte liquida neben dem lenis und der einfin-
chen liquida. Da fiel mir 'ig-i-cpo-g ein, das ja, wie ich
wufste, flir 'ig-a-cpo-g steht und mithin von 'iX-cc-tpo^g sich
nur unwesentlich unterscheidet. Und dessen wurzel er-
füllte jene beiden formellen anforderungen , und auch die
bedeutung pafste trefilich auf den brünstigen hirsch. Und
dafs ich mich nun nicht geirrt geht aus glossen des He-
sychius hervor: ovXacpog vsxoog, was schon Pergems und
Alberti richtig in vsßQog geändert haben. Beide sehen
jedoch in dem ov fälschlich eine krasis. Dafs diese an-
nähme unstatthaft sei beweist nämlich die unmittelbar vor-
hergehende glosse: ovXatpricpoQü vexgocpoQSi (lies reßgo^fo^
gei)^ die sich denn auch Alberti in ovXacpricfOQog vsßgo-
(pOQog zu ändern genöthigt sah. Aus diesem ovl-a-^^o^
ergibt sich, dafs in der that hinter dem k von eXa(po^g
ursprünglich noch ein consonant gestanden habe; ot/A-a-
q)0'g ist aus oka-a-rpo-g hervorgegangen. Uebrigens hat
oi'A-a-qpo-g veßgog gleich ig-i-ifo-g noch die demiautive
bedeutung bewahrt, während in il-a-cfo-g und den übrigen
griechische etjmologien. 53
Wörtern (z. b. Hesych. xigaq^og aXdnt]^, vgl. xiga altin^i^
yJdxcjvsg bei demselben) q>o die verkleinernde kraft verlo-
ren hat. S. Pott II, 498 und Benfey I, 105. 331; ü, 101.
Auch neben iQ-i-cfo-g ist noch eine form erweislich, die
in dem zu st gedehnten e eine spur des alten a bewahrt
hat und zugleich an der stelle des i das ursprüngliche a
zeigt: Hesych. Elgacfvar^g 6 Jiovvüogf nagd to kgpdtp&ai
iv rq) firiQ^ xov /iiog' xai "Egupog nagd Adnuaaiv. Die
mythologen pflegen dies Eigatpidtrig wie Hesychius ab
firjQOQQatftjg aufzufassen, was meiner meinung nach die
form durchaus nicht gestattet. Ich sehe darin eine ablei-
tung von einem tig^a-cpo-g = 'ig-t-cpo-g (vgl. argaTKozfjg^
f]?uxi(aTtjg) ; schliefst doch Hesychius seinen artikel mit der
bemerkung, dafs Dionysos bei den Lakonen auch "Egitpog
genannt werde und bestätigt dies durch die glosse: ^Egi^
(fog 6 Jtovvaog. Die weitere Untersuchung über diese an-
gäbe muls ich mythologen von fach überlassen. Dem skr.
vreh-an entsprechen im griechischen wiederum mehrere for-
men: äga-TiV oder dgg^tjv, ion. ÜQü'tjv (gen. äga^ev-og etc.)
männlich, „proprie is qui femineos locos rigat et fecnn-
dat**. Dafs ich mit eQö-tjv Üga-ev-og biq-^v oder elg-ijv
eiQ-eV'Og identificire gegen Pott I, 224, Benfey I, 315— 17,
Bopp vergl. gramm. s. 926 ausg. 1 , Sonne epilegg. s. 22,
Schweizer in d. zeitschr. HI, 337, hab' ich in d. zeitschr.
VII, 239 bei gelegenheit von xta-ri^o schon ausgesprochen:
der Jüngling hat von der zeugungsföhigkeit den namen er-
halten. Bei Herodot IX, 85 findet sich die neb^iform Iq^
iv-eg^ bei Hesychius ig-av-sg, mit deren i es dieselbe be-
wandtnifs hat wie mit dem in tgiov und igf]^. Drittens
entspricht dem skr. vrsh-an ein igg-t^v und dg-rjv widder,
dann scbaf überhaupt, besonders das junge schaf (vgL das
über ogaoi und ilkog gesagte) : k^griv-o-ßoaxog oder dgi^v-
O'ßoaxog oder dgsv-o-ßoöxog = ngoßaxo-ßoaxog Soph. in
der zweiten Tyro, äg-v-eg lämmer ohne unterschied des
geschlechts. Dafs ag-v-eg wirklich ein/- gehabt habe, lehrt
Homer T, 310; /l, 158. 435; 0, 131 ; /7, 352; X, 310 und
eine boot. inscfarift corp. inscr. n. 1569 a II, die den eigen-
54 Legerlotz
namen jrdgvcjv darbietet (vgl. den ebenfalls böot. eigenna-
men !AQvoxlriq ibid. d. 1593, und was die bildung anbe-
trifft, Ti>cöy, niovTcov U.8.W.: s. Pott II, 588— 590 und
Buttmann II, 443 f.); endlich Hesychius durch die glosse
ßavvBla (denn so verlangt die alphabetische Ordnung statt
ßavBitt) ta agvBia, xal ßdvviua ro avro, worin das vv je-
denfalls aus Qv entstanden ist (vergl. Hesychius Mo^ptat, o
fifieJi; MoQfiO) cpafiev, ro (foßriXQOv Toig naiöioig). Mit
ßdvv'ifia sind an formation zu vergleichen fid^-ifio-g^ tgorp-
ijtio-gy aia-ifio-g, voar^ifio-g u. s. w. (s. Buttmann II, 419).
Hesychius bietet uns auch ein ßgivvi^a xd ägveia xgia dar;
dies ist jedenfalls aus ßgic-v-ia hervorgegangen (vergl. Iv-
vv^fii aus Ma-vv-fii = skr. vas, goth, vas-jan, lat. ves-ti-s),
worin sich das q umgestellt und das a vor der doppelcon-
sonanz zu i geschwächt hat. Aus j:aQ-fjv ist fQ-iiv Q-riv,
das schaf, gerade so verstümmelt wie pvofAai ^Qvofiai aus
jrsQvo/iiai, Einen rest des ^ hat folgende zwischen pvÖov
und Qverai stehende glosse des Hesychius noch bewahrt:
gvrjva {pveva?) dgvcc Kvngioi, worin das j: eine mir sonst
nicht weiter bekannte metathesis und dann vocalisation er-
fahren hat. 'Ogeidveg oder ogedveg, wozu ich aus Hesy-
chius noch ogsioveg avdgeg fQge, hat Benfey I, 332 be-
reits mit aga-i^v äga-ev-og zusammengestellt und aus ogea^
dp-eg erklärt; in oge-dv-eg ist das a zwischen den vocalen
elidirt, in ogu-dv-eg in i verwandelt: vergl. ^ag elag früh-
ling = lit. wasare (aestas), skr. vasanta; dag elag blut =
altlat. assir, skr. asan; iavog siavog = skr. vasana; imper.
OTieio Hom. Ä", 285 aus öne-ao; imper. Ügeio Ay 611 aus
igt-üo. Zwischen g und g ist zur erleichterung der aus-
spräche ein € eingefügt worden. Bei Hesychius begegnet
uns ein ogech ngoßdrotg, wofür die alphabetische Ordnung
ogeaöi verlangt; das wäre ein epischer dat. pl. von einem
neutr. 6g-og (vgl. inaa^ai, cm^Ea-öt u. dgl.). Auch 6^«t;-g,
ion. ovg^tv-g maulesel fühl*' ich auf unsre Wurzel zurück
und vergleiche dazu Hesych. fivx^og . . . ox^vr^g, kdyvog^
fioi^dg^ dxgaxrig' 0foxslg äe xal ovovg tovg inl o^eiav nsfuino'
fiivovg. — Hesych. ßdg-ix-oi cigpeg und dgnx'-a äggev ngo-
griechische etymologien. 55
[^atov (vgl. a(>t'<yr-t;jf-o-^, o^rdl-i^-o-g oqv-Tx'^q)' Hesych.
ßeiQ-il^ 'i)M(fog*y derselbe ßiQXiog i^acfog imo jiaxoivayv^
wofür mit Is. Vofs ßig-ix-o-g zu schreiben sein dürfte. —
Dafs ich auch fjiüQ-a^^ fiikl-a^, jnik-a^, fii^-ct^ bei Hesy-
ehius {iiik-a^? Vgl. igiop, loiregy iQtj^) als ableitungen von
j^aga betrachte, hab' ich in dies, zeitschr. VII, 239 bereits
erklärt. Ohne zweifei gehört hierher auch Hop-ao-gj bei
Lykophr. 1316 und Hesychius der widder, nach schol. Cal-
lim. der eber (vgl. lat verr-e-s). Die ursprüngliche form
des Wortes ist schwer anzugeben. Den beschlufs macht
Arcad. ßiXX-o-g to ävdguov aidoiovy ro xotvatg ßiXX^iv,
Tiaga *ErpBaioig ßagvperau Vgl. lat. ver-e-tru-m, auch skr.
vrsh-an-a. In der gestalt ßilk-o-g entspricht es eigentlich
neben ogg-o-g, oga-o^ und Uk-o-g dem skr. vfsh-a.
Magdeburg, den 25. Aug. 1858.
Gust. Legerlotz.
56 Leo Meyer
Roswitha.
In neuerer zeit ist die theilnahme für die wohl viel
gepriesene doch seit langer zeit nur wenig gekannte Sän-
gerin Roswitha, deren lebenszeit sich ungefähr vom jähre
930 bis zum schlufs des Jahrhunderts ausdehnt, wieder et-
was geweckt. Besonderes verdienst darum erwarb sich
schon Gustav Freitag durch seine kleine schrift de Ros-
witha poetria, die im jähre 1839 in Breslau erschien. Sechs
jähre später erschien in Paris: Tbeätre de Hrotsvitha, re-
ligieuse AUemande du dixi^me siecle traduit en Fran^ais
avec le texte Latin von Charles Magnin. Als erste aus-
gäbe ihrer werke wird die von Konrad Celtes : Opera Hros-
vite, Nürnberg 1501, bezeichnet. In neuster zeit sind sich
nun rasch gefolgt: Roswitha, die nonne aus Gandersheim
von Edmund Dorer, Aarau 1857; Hrotsvithae Gandeshe-
mensis comoedias sex edidit J. Bendixen, Löbeck 1857,
und dann die gesammtausgabe: die werke der Hrotsvitha,
herausgegeben von doctor K. A. Barack, Nürnberg 1858.
Es mag wohl gut sein, in der Zeitschrift für verglei-
chende Sprachforschung auch mal einiges über ihren namen
zu sagen, für den einige, wie wir oben sehen, die ältere
form Hrotsvitha festgehalten haben, andre lieber Ros-
witha gesagt, das im gewöhnlichen gebrauch auch wir
vielleicht vorziehn dürfen. Ernst Förstemann führt s. 741
seines altdeutschen namenbuchs sehr verschiedenartige for-
men des namens auf: Hrotsuitha, Rotsuitha, Roth-
suit, Rotswith, Roswida, ferner Hroadswind, Rot-
suinda, Rotswinda, Rodsuind, Hrosuind, Hroo-
swind, also mit nasal im zweiten theil, oder dann auch
mit vocal u in der ersten hälfte der Zusammensetzung, also
Hruodsuind, Hruodswid, Ruotsuind, Ruad-
swid, Ruadsuind, Ruaswind, ferner Rutsuind, Rut-
suint, Rutswint.
Es unterliegt keinem zweifei, dafs in allen obigen for-
men ohne nasal dieser nur ausfiel, wie er es in der regel
Roswitha. 57
zum beispiel im altsächsiscben (Grimms gramm. I, 210)
thut vor th, dafs hier also other dem goth. anj^ar, muth
dem goth. mun]?, suith dem goth. sviD)>s, entspricht, und im
angelsächsischen (Grimm I, 244) auch vor 8 (dh), so dafe
die genannten Wörter hier oöer, mu8, sviö lauten, und auch
noch anderwärts häufig in deutschen mundarten vor fol-
genden bestimmten consonanten. Damit ergiebt sich aus
dem scheinbar so grofsen gewirr der aufgeführten formen
doch zur genüge klar, dafs die gothische form unseres na-
mens Hrö))asvin]>a, vielleicht auch mit der nicht unge-
wöhnlichen Verkürzung Hr6)>svinJ)a lauten würde. Wäre
der name bei uns gebräuchlich geblieben, so würde er
vielleicht als Roswide beliebt geworden sein, oder wohl
noch eher als Ros winde, oder — ja wer möchte wagen
hier bestimmt zu entscheiden?
Was nun die weitere erklärung des namens betrifft,
so mufsten sich die neueren gegen die alte deutung als
„weifse rose", die von Gottsched herrühren soll, natürlich
auf das entschiedenste auflehnen. Förstemann nennt sie
nicht mit unrecht abgeschmackt. Er selbst nun, wie auch
Barack, findet sich befriedigt durch eine andere, die wir
in den werken der Hrotsvitha selbst antreffen. Sie nennt
sich in der vorrede zu ihren komödien übersetzend: ego
clamor validus Gandershemensis , sagt also ziemlich deut-
lich, dafs ihr name bedeute „starkes geschrei". Trotz die-
ses ihres eigenen Zeugnisses müssen wir diese erklärung
doch eine völlig verfehlte nennen. Sie bezeugt uns gerade,
wie wenig stark unsere dichterin auf dem gebiete der ety-
mologie war. Weder pflegen im deutschen Wörter so zu-
sammengesetzt zu werden, dafs Hrotsvitha, dessen erster
theil doch der substantivische ist, wirklich „starkes ge-
schrei" bedeuten könnte, noch ist auf der andern seite
überhaupt denkbar, dafs jemals eine frau oder ein mäd-
eben „starkes geschrei'^ benannt wurde; „starke Schreie-
rin" oder „starkschreiend" wäre dagegen statt dessen wohl
denkbar.
Wir halten uns an die mit Sicherheit aufgestellte go-
58 Leo Meyer
tbische form Hrö))asviD)>a. Den schlufstheil haben wir
mehrfach in alten namen, so z. b. auch in dem bekannten
goth. Amalasvin}>a und über seine bedeutung können
wir nicht zweifelhaft sein, da das adjectiv svinj^a mehr-
fach in Wulfilas bibelübersetzung begegnet, wo es gewöhn-
lich das griech. laxvQog übersetzt, einmal (Kor. II, 13, 9)
auch Svvarogj also „kräftig, stark^ heilst und Mark. U, 17
laxiiooVj gesund. In unserm ge-schwind wurde der be-
griff der raschheit, Schnelligkeit herrschend, wie ganz ähn-
lich in unserm wörtchen bald, dessen entsprechende for-
men im gothischen, mit der grundform *bal]>a, „kühn, mu-
thig" bedeuten. Von jenem 8vin}>a geleitet begegnen im
gothischen auch das Substantiv svin)>ein, f. stärke, filr
griech. i(r;^5 und XQccTog^ ferner svinjjjan, gewalt antbun,
hindern, Nehemia V, 16 für das griech. xgarelVy ga-svint>-
jan, stärken, Kol. I, 11 fbr Svvafiovv, SYin]>nan, stark
werden, Lukas I, 80 und II, 40 für XQaraiovö&at.
Treten wir noch einen schritt über das gothiscbe zu-
rück, so scheint ein weiterer aufschlufs über das syin]>a
noch völlig zu mangeln*). Es gehört zu einer gröfsem
menge gothischer Wörter mit der anlautsgruppe sv, denen
im altindischen nur eine auffallend geringe anzahl mit der-
selben anlautsverbindung gegenübersteht. Leichtsinn wäre,
hier ein spurloses verschwinden der zahlreichen jenen go-
thischen Wörtern mit dem anlautenden sv entsprechenden
formen im altindischen anzunehmen. Es steht zu vermu-
then, dafs jene Wörter mit sv im gothischen und im deot-
schen überhaupt erst durch eigenthümliche lautveränderun-
gen sich gemehrt haben. Wir wissen, dafs in den indo-
germanischen sprachen, namentlich im deutschen, nach kehl-
lauten häufig der halbvocal v auftritt, wo wir ihn im alt-
indischen nicht finden, so im goth. hvas, wer = altind.
käs, wer, in goth. qviman, kommen = altind. gam, ge-
hen, goth. varma (fttr gvarma), warm = altind. gharma.
*) Schweizer hatte darüber bereits bd. III, 367 eine vermnthung auf-
pfcstcllt. d. red.
Roswitha. 59
warm, goth. vaurmi (für hvaurmi), wurm = altind.
krmi, wurm, goth. qvi)>an, sagen = altind. kath, spre-
chen, erzählen, und in vielen andern Wörtern. So führt
uns die gothische anlautsverbindung sv unmittelbar zum
altind. sk oder seiner gewöhnlicheren Umstellung ksh. Im
nhd. schw (ge-schwind = goth. svin)>a) ist der kehl-
laut wieder vertreten, wie wir ihn z. b. auch haben im
schl (schlafen = goth. slSpan)*) im gegensatz zum
goth. sl und auch in sehr (z. b. schreiten), dem gegen-
über wir auch im gothischen nur skr (dis-kreitan, zer-
reifsen) nicht sr, wie man neben sl erwarten möchte, an-
lauten finden. ^
Sehr deutlich haben wir das verhältnifs von schw, sv
zum altind. sk oder ksh in unserm schwinden (causal
schwenden in verschwenden), ahd. svintan, das im
gothischen ^'^svindan lauten würde und sich eng an-
schlielst an das altind. kshi (aus ski), zu gründe gehn,
hinschwinden, also auch an das griech. cp&ivei^Vj hin-
schwinden, vergehen (Benfeys wurzellex. I, 178), sich an-
lehnt. Ohne zweifei gehört zu dieser wurzel auch das go-
thische sveiban, ablassen, aufhören, j£aA£i;z6iv, Luk. VII,
45, worin die alte bedeutung also etwas schwächer gewor-
den ist. Die goth. af-svairban, abwischen, k^aXsifpsiv,
nur Kol. II, 14 und bi-svairban, abwischen, kxfidaaeiv,
stellen sich doch wahrscheinlich zum altind. kshur 6p,
kratzen, schaben, und den vielen andern noch dazu gehö-
rigen formen.
Auf die genannte weise schliefst sich nun offenbar auch
das goth. svinj'a, stark, an ein altind. kshi Ip, das in
der bedeutung „herrschen, gewalt haben '^ angegeben wird
und so z. b. auch wieder begegnet im griech. evQv-xgsiwv,
weitherrschend, dem Bopp s. 93 des glossars ein gleichbe-
deutendes uru-kshaya gegenüberstellt. In bezug auf das
verhältnifs von altind. ksh zum griech. xo, die einander ent-
*) Der kehllaut ist doch in diesen ftlllen nur nothbehelf der sdirift für
den lingualen Zischlaut, d. red.
60 Leo Meyer
sprechen können, ohne mit einander geradezu identisch zu
sein, vergl. man noch das lat. crepusculum und altind.
kshäpas n. nacht, das griech. xQamvoq und das altind.
kshipra, schnell, die griech. x()oi/o^ und XQ^^^S und das
altind. kshana, m. augenblick, zeit, gelegenheit, muise.
Unmittelbar zu jenem kshi, gewalt haben, und xqsImv dür-
fen wir dann auch das griech. xgctrog^ stärke, gewalt, kraft,
stellen, mit dem dann das goth. svinj'a auch in hinsieht
auf den vorhandenen inlaut ziemlich genau übereinstimmt,
so auffallend auf den ersten blick diese Zusammenstellung
erscheinen mag. Weiterhin können wir nicht umhin, auch
einen Zusammenhang von svin]?a mit dem altind. 9 vi Ip,
wachsen, grofs werden, zu vermuthen. Es ist schon öfters
darauf aufmerksam gemacht, dafs das altind. 9 mehrfach
auf die alte gruppe ksh oder sk hinweist. Zu 9 vi wird
man wohl auch das gr. yJxvgfJ), kraft, zu stellen haben;
nicht unmöglich ist, dafs von dieser seite her auch das
lat. vis, kraft, licht erhält. Man beachte dafs vor dem v
ein anlautendes k z. b. auch eingebüfst wurde im lat. vä-
nus, leer, das dem altind. pünyä, leer, aus pväny4, ab-
gesehn vom sufSx, genau entspricht, also auch dem griech.
xsvog, xeveog^ das bei Homer wahrscheinlich noch xfBVEog
lautet (siehe d. zeitschr. VII, 219), sehr nahe kömmt. Mit
jenem ^vi, schwellen, scheint auch das goth. **svillan,
schwellen, zusammenzuhängen, das aus der caussalfonn
**svalljan sich ergiebt, die man selbst aus uf-svalleini,
aufsch wellung, aufgeblasenheit, nur Kor. II, 12, 20 ftkr gr.
cfvaicootg^ sicher folgern kann. Denkbar wäre, dafs in
**8villan das 1 auf die alte präsensbildung durch n (nä,
nu, nva) zurückkäme, wie ja z. b. das altind. an yä, der
andre, im gothischen alja lautet. Auch unser schwan-
ger, das wohl goth. svaggra lauten würde, drängt sich
nun zum vergleich mit jener wurzel ^vi, die wir ftlr jetzt
nicht weiter verfolgen wollen.
Es ist zeit nun auch dem ersten theil unsrer Hro-
]?asvin]?a noch einen blick zuzuwenden. Er ist im An-
fang deutscher namen aufserordentlich häufig. Bei För-
Roswitha. 61
stemann, der aber auch jede kleine formabweichung sorg-
sam aufführt, sind volle dreifsig spalten damit gefüllt; er
sagt, dals dieser wortstamm seit dem flQnften Jahrhundert
in namen nachzuweisen sei und namentlich häufig vorkomme
in hessischen, alamannischen und bairischen Urkunden. Ei-
nige dazugehörige formen haben sich auch bei uns erhal-
ten, wie Robert, Ruprecht, Rüdiger, Roland, Ro-
derich, Rodewald, Rudolf. Bei aller dieser lebendig-
keit in eigennamen begegnet uns ein einfaches hruod oder
ruod, das dem goth. **hr6]>a entsprechen würde, in alt-
hochdeutschen denkmälem nirgend mehr, ebenso wenig ent-
sprechendes im mittelhochdeutschen oder etwa auch bei
uns. Im altnordischen aber und angelsächsischen hat sich
das wort erhalten. Dort findet sich die form hroör, m.
rühm, bei Egilsson mit der erklärung honor, fama, gloria,
celebritas nominis, deren r in vielen fallen allerdings der
grundform anzugehören scheint, wie ja in dem aus der
Edda angeführten hr6)?rs örver]>r, des rühm es, der ehre
unwerth. Mehrfach aber tritt sie auch entschieden ohne
jenes r auf und dann stimmt sie ofienbar völlig mit dem
goth. hröj^a überein, so in hröömögr, berühmter söhn,
und in dem adjectiv hroöigr oder hroöugr, ruhmreich,
berühmt. Aus dem angelsächsischeli bietet EttmüUer s. 507
ein hröö, m. bewegung, aufwallung, hefligkeit, unter dem
aus Beovulf die eigennamen Hröögär, Hrö6mund und
Hroövulf angeführt werden, denen auch Hreöric sich
noch anschliefst. Der bedeutung nach liegen für uns nä-
her die noch dazu gestellten hre&jan, hreSan, loben,
und das adjectiv hreöig, frohlockend, fröhlich, heiter.
Das e ging darin durch einflufs des folgenden i-lautes aus
älterem 6 hervor. Auch hrööor, freude, vortheil, schliefst
sich noch daran. In fernerem Zusammenhang mit unsem
formen stehen ohne zweifei dann auch das scbwed. ros,
lob, rühm, rosa, loben, rühmen, das dän. ros oder roes,
lob, rühm, preis, und rose, rühmen, loben; deren ältere
formen wir auch noch im altnord. hros, n. lob und hrösa,
loben, preisen, antreffen. Weiter schliefst sich dann auch
62 • Leo Meyer
natürlich unser rühm hieran, ahd. hruom, dessen grund-
form im gothischen **hröma lauten würde.
Jenes einfache goth. ""hroj^a, das wir als männlich-
geschlechtig mit der Bedeutung rühm ansehen dürfen, be-
gegnet in unsern gothischen denkmälern nicht selbst, wohl
aber in einem unmittelbar daraus gebildeten adjectiv, näm-
lich hr6)?eiga (s. band VI. s. 6), das nur einmal belegt
ist, Kor. II, 2, 14, wo Wulfila das r^ TtdvTovB &QiafAßeV'
opTij das Luther durch „der uns allezeit sieg giebt^ über-
setzt, wiedergiebt durch j^amma sinteinö ustaiknjan-
din hröj^eigans. Dem griech. x^Qiaptßavuv^ das in der
stelle, und zwar im neuen bunde so nur an dieser stelle,
ebenso wie das triumphat der alten lateinischen Übersetzung
in der caussalbedeutung „triumfiren lassen, siegen lassen^
gebraucht ist, giebt also der Gothe durch ustaiknjan
hrö]>eigans, ruhmvoll zeigen, ruhmvoll sein lassen, ruhm-
voll machen, wieder. Für hr6]?eiga genügt in dieser
stelle durchaus die bedeutung „ruhmreich, berühmt^, man
braucht nicht, wie meist geschieht, geradezu an „siegreich^
zu denken; hrö}>a ist „ruhm^. Die zahlreichen deutschen
namen mit hröj^a, hruod, rud, als erstem theile kom-
men daher in ihrer bedeutung den vielen griechischen mit
dem schlufstheil xXrig (gtundform xXiBg = xXioq^ rühm) sehr
nah. Während der Grieche in seiner beliebtesten weise
die Wörter damit so zusammensetzt, dafs eine bezügliche
oder adjectivische Zusammensetzung entsteht, so dafs z. b.
^oqaoxlijg zunächst bezeichnet (weisen rühm habend)
„eines weisen rühm habend^, dann „rühmlich, weise^, stellt
der Deutsche einfach das hruod, rud vor das zweite nä-
her zu bestimmende wort, so dafs also das alte Hrnod-
bert, unser Robert, das gothisch Hrö]>abairhta lau-
ten würde, zunächst bezeichnet „ruhm-glänzend^, was wohl
nicht sagen soll „glänzend von rühm oder durch ruhm%
sondern eher „rühmlich glänzend, sehr glänzend^.
Das griech. xUog^ alt xUjrog, rühm, entspricht dem
altind. ^ravas, n. rühm, sehr genau und schliefst sich mit
ihm nebst dem gr. xlvrog, berühmt, das zunächst nur „ge-
hört^ sagt, eng an das altind. ^ru 5pa, hören, bezeichnet
Roswitha. 63
also iin gründe nur „das geliörte". Viel gehört aber, viel
gesungen und gesagt wird nur das gute und ruhmeswer-
the, das nichtswürdige und schlechte verhallt bald im ge-
rede der menschen. Es ist längst bekannt, dafs das go-
thische hropjan, rufen, eigentlich hören machen, sich
eng an jenes altindische pru, hören, anschliefst; klar ist
nun auch, dafs in engstem zusammenhange damit nicht
minder unser rühm =5 goth. **hröma als auch jenes go-
thische *hrö]>a, m. rühm, steht, in denen die nominalsuf-
fixe ma und ]>a sich deutlich ablösen. Möglich wäre nun,
dafs in allen diesen gothischen formen sich das ö erklärte
ganz wie in den bekannten stojan, richten, neben staua,
f. gericht und in töja (nom. tauX) n. that, neben tau-
jan, thun, also wie es scheint durch irgend einen einflufs
des vordrängten u- lautes, wahrscheinlicher aber bleibt
doch, dafs das ö in jenen formen ohne alles beiwesen ei-
nes u zu erklären ist und einfach zurückzuführen der ge-
wöhnlichsten regel gemäfs auf ein altes ä, so dals also
unser hruod im altindischen präta lauten würde und un-
serm rühm ein altind. präma entsprechen. Ebenso ver-
hält es sich ohne zweifei mit dem auch hieher gehörigen
lat. clämor, worin wir also wohl ein altes mas als Suffix
ablösen und nicht etwa das m als Vertreter eines alten v
ansehen dürfen. Wir können dieses clämor also sehr wohl
passend auch in unserer Untersuchung zur belehrung her-
bei ziehn, ohne aus dem clämor validus der Roswitha die
unmittelbare erklärung ihres namens zu entnehmen.
Als einfache erklärung des namens Roswitha oder
Hrotsvitha, dessen gothische form als Hr6)>a8Vin)>a
festgestellt wurde, was nach aller strenge der lautregeln in
nhd. Rudsch winde umzuschreiben wäre, statt dessen aber,
wenn wir z. b. Robert für altes Hruodperht verglei-
chen, wohl eher ein wohlklingenderes Ros winde möchte
beliebt geworden sein, ergiebt sich also „ruhmstark^, was
so viel sagt als „rühmlich stark, ruhmvoll stark, durch
stärke berühmt^.
Göttingen am Johannistage 1858. Leo Meyer.
64 Kuhn
ratum esto, rätam astu.
Es gewährt ein nicht geringes interesse die volle Über-
einstimmung ganzer Wörter nach wurzel und suffix in ver-
wandten sprachen nachzuweisen, da sie uns natürlich in
solchem falle als historische Urkunde über das Vorhanden-
sein der in ihnen enthaltenen begriffe in einer zeit gelten
dürfen, wo jene verwandten sprachen noch ungetrennt wa-
ren, und wenn die trennung derselben in einer vorhistori-
schen zeit vor sich gegangen ist, so erhalten solche Über-
einstimmungen natürlich einen noch viel höheren werth,
da sie die einzigen Zeugnisse über das leben des Volkes
sind, aus dessen spräche sich jene verwandten entwickelt
haben. In noch höherem mafse interessant ist es aber,
wenn sich derartige Übereinstimmungen selbst in ganzen
redewendungen nachweisen lassen, da uns dadurch ein viel
tieferer blick in das geistige leben jenes Volkes gestattet
wird. Eine Übereinstimmung der art zeigt sich zwischen
Römern und Indern in der Verbindung von ratum und r&-
tam mit den verbis sum und asmi oder genauer mit den
imperativen esto und astu, sunto und santu, die ich hier
näher darlegen will.
Die Wurzel rä, welche (nach den grammatikem) im
späteren sanskrit der zweiten klasse folgt und ihre formen
aus dem activ bildet, während sie dieselben in der vedi-
schen zeit auch aus dem medium nimmt, also 3. sg« praes.
räti und rate, hat die bedeutung geben, schenken, jedoch,
so viel ich wenigstens aus den von mir gesammelten stel-
len entnehme, immer nur zur bezeichnung des Wechselver-
hältnisses zwischen göttern und menschen, so z. b. R. III,
13. 7:
nu no rasva sahasravat tokavat pushtimäd vasu |
dyumäd agne . . . . ||
„schenk uns tausendfaltiges an sprossen und an uahrung
reiches gut, o Agni, glänzendes". R. II, 27. 7:
TAtum esto» rfttam astu. 65
tvam vipyeshäm Varunä' si räjä ji ca deva asura ye
ca martah |
patam no räsva ^arädo vicaxe ||
^du bist der köDig aller, Varuna, sei's dafs sie götter, le-
bensreicher, dafs sie sterblich' sind; verleihe hundert herb-
ste uns zu schaun". R. III, 57. 6:
tarn asmabhyam pr&matin^jätayedo väso räsva sümatim
vipvajany&m |
„diese f&rsorge, du reichgeborner, guter, verleihe uns und
die über alle sich erstreckende gute**. R. HI, 62. 4:
br'haspate jushasva no havyäni vipvadevya I
rasva rätnäni däpüshe || "
„Brhaspati, du götterfreund, nimm unsre spenden freund-
lieh an, verleih schätze dem opferer". — Wie an diesen
und vielen andern stellen von den gaben der götter an die
menschen , steht es z. b. in den folgenden von den opfer-
gaben der menschen an die götter. R. lU, 14. 5:
vayäm te adyä rarima hi kamam uttänähasta nämaso
'pasadya |
„wir haben heute dir nach herzenswunsch gespendet, Agni,
mit ausgestreckter band und ehrfurcht nahend dir**. R. lU,
35. 1 :
pibasy ändho abhisrshto asme Tndra svah^ rarima te
madäya ||
„den opfertrank mögest du, von uns getrieben, trinken,
mit heilruf, Indra, haben wir dir zur lust gespendef*. Wei-
tere beläge finden sich noch bei Westergaard und Benfey
8. V. rä. Von diesem verbum stammt nun das particip pf.
rata, welches in der Zusammensetzung rätahavya ein
nicht seltenes bei wort des frommen ist, der die opfer ge-
bracht hat, aber auch den gott bezeichnet, dem sie ge-
bracht sind, vergl. R. I, 31. 13; 54. 7; 118. 11. VI, 11. 4
(namasä rätahavyä). Sä. I, 1. 2. 2. 1 (namasa rätahavyam
saparyatä) ; aus dieser anwendung auf die opfer, die zu be-
stimmter zeit wiederzukehren pflegen, hat sich dann die
bedeutung des den göttem bestimmten, geweihten entwik-
kelt, wie sie wohl auch in rätahavya (namentlich z. b. in
VIII. -1. 5
66 Kuhu
der zuletzt angeführten stelle) zuweilen anzunehmen ist,
besonders wenn man R. III, 35. 7 vergleicht:
stirnam te barhih sutä Indra somah krtä dhänä ättave
te haribhyam |
tädokase puru^äkäya vr shne marütvate tübhyam rata
havinshi ||
,) gebreitet ist das lager, gepieeist der soma, Indra, bereitet
sind die körner zum futter deinen falben; der du gefallen
daran hast, dem vielgepriesenen Spender, dir, dem Marut-
fiirsten, sind die opfer bestimmt'^. Vgl. auch R. X, 116. 7:
idam havir maghavan tubhyam rätam prati samrat
ahmano grbhäya |
tubbyam suto maghavan tubhyam pakvo 'ddhi ^ndra
piba ca prasthitasya ||
„dies opfer, Maghavan, ist dir bestimmt, greif freundlich
zu, o fbrst. Dir ist, o Maghavan, der geprefste trank be-
stimmt, dir der gebraute, o Indra ifs und trink vom hin-
gestellten^. — In diesen fällen ist das particip schon ganz
zum adjectiv geworden, was sich darin zeigt, dafs eine
form von as dazu zu ergänzen ist; diese adjectivnatur zeigt
sich namentlich auch darin, dafs es im Superlativ vorkommt.
R. I, 61. 1:
asmä i(}u pr4 tavdse turäya prayo na harmi stomain
mähiuaya |
r'cishamäyÄ 'dhrigava oham I'ndräya br4hmäni r&ti-
tamä II
„ihm, dem starken, schnellen, dem gewaltigen, bring ich
ein licd als opfer dar, dem eifrigen, unaufhaltsamen an-
dacht, dem Indra sind die heiligen werke zunächst ge-
weiht^. In ein paar stellen findet sich denn auch eine
form von as wirklich hinzugefügt R. I, 131. 1:
Indräya hi dy&ur asuro anamnata
I'ndräya mahi' prthivi' varimabhir
dyumnäsätä varimabhih |
I'ndram vipve sajöshaso deväso dadhire purdh |
Indräya vipvä sävanani mantishA
rät£ni santu mänushä ||
ratam «stu, r&tam astu. 67
„dem Indra neigte ja der ew'ge himmel sich, die weite
erde ihm mit breitem land, beim lichtgewinn mit breitem
land; den Indra schufen sich zum haupt die götter alle
insgesammt, dem Indra jeglich opfer sei, das menschliche,
geweiht sei ihm das menschliche'^. R. I, 162. 11:
yat te gäträd agninä pacyämänäd abhi ^ülam nihata-
syä^ vadh£vati |
ma tad bhümyäm ä^rishad mit tr neshu dev^bhyas tad
u^adbhyo ratam astu ||
„was von deinem an den spiefs gesteckten und vom feaer
gerösteten körper herabträufelt, nicht geh es auf der erde,
nicht im gras verloren, den göttern sei's geweiht, die sein
begehren**.
Mit dem zuletzt besprochenen gebrauch des skr. rata
stimmt nun ganz das lat. ratus in der Verbindung mit esse
überein, welches gleichfalls den begriff des bestimmten,
feststehenden zeigt und auch noch Verbindungen mit an-
deren verbis wie facere, habere, ducere eingeht und sich
in rcchtsformeln wie ius ratumque esto (lex Eubria ed.
Kitschi p. 5. 7) mehrfach zeigt. Die herausgeber des Pe-
tersburger Wörterbuchs haben nun dies ratus mit dem skr.
rta, welches in seiner bedeutung mehrfach dem lat. ratus
sehr nahe steht, verglichen. Wenn wir aber bedenken,
dafs der sanskritwurzel r unzweifelhaft das lat. orior mit
dem particip ortus zur seite steht, so müfsten wir eine
doppelte Vertretung des skr. rta einmal durch ratus, dann
durch ortus annehmen, was bedenklich ist. Mir schien
daher räthlicher ratus zu obigem skr. rata zu stellen, um
so mehr als dieses ganz die Verbindung mit esse eingeht
vne jenes. Dazu kommt ferner die Vertretung der laute.
Dem skr. r entspricht gewöhnlich ein vokal mit folgendem,
nicht vorangehendem r oder 1 im lateinischen, so in mori,
skr. mr, memor, skr. smr, mordeo mrd, sterno strnämi, de-
sero, insero skr. sr, ursus rxa, verto vrt, ferre bhr, torreo
skr. trsh, horreo skr. hrsh, cor hrd, vermis krmi, compesco,
comperco (comperce pro compesce dixerunt antiqui Fest,
ed. Lind. 46. 386) skr. prc (spargere, raiscere, conjungere,
5*
68 Kuhn
längere), steUa skr. str, mulceo mrpämi, pulc-er prp-ni,
culter, cortex skr. krt, mollis mrdu, vigil skr. jägr, posco
skr. prchämi prak. pachämi. Nur an der letztgenannten
Wurzel, sofern sie in precari procus u. s. w. einerseits und
mit abgefallenem labial in rogare andrerseits ebenfalls ver-
treten ist, hätten wir eine Vertretung mit dem auf das r
folgenden vokal, doch liegt sie hier schon auch in der vol-
leren sanskritwurzel prach vor. Dagegen findet sich eine
Vertretung des langen skr. a im lateinischen durch kurzes
mehrfach, so in amo kamayämi, in datum für welches data
im ältesten sanskrit anzusetzen ist (während nur datta
nachweisbar ist), wofür namentlich dätr, dator spricht,
Stator sthatr, famulus, familia zu skr. dhäman das haus ge-
hörig (vgl. Rofsbach röm. ehe s. 14), apiscor äp-nomi, pa-
tera skr. pätra n. pätri f. von würz, pä trinken, lavo plä-
vayämi, flägrare bhräjas; diese beispiele beziehen sich na-
türlich nur auf den inlaut, da im auslaut die Verkürzung
regel ist. Wenn also auf diese weise die lautgesetze mehr
für eine gleichstellung von ratus mit rata sprechen, so
wird auch ihre oben nachgewiesene übereinstimmende Ver-
wendung, namentlich auch der übereinstimmende gebrauch
des Superlativs (man vgl. mit obigem brahmäni rätatamä
die beneficia ratissima atque gratissima bei Festus ed. Lin-
dem, p. 236) ein gewicht fttr diese gleichstellung in die
wagschale legen.
Betrachten wir endlich die verba, zu denen ratus und
rata als participia gehören, so könnte auch von dieser seite
ein bedenken erhoben werden, indem die sanskritwurzel rft
der zweiten klasse folgt, wie oben angegeben wurde, also
die 3. sing, praes. räti und r&te bildet, während ratus zu
reor gehört, das erstens meinen, glauben heilst und zwei-^
tens ein e statt des zu erwartenden ä in der wurzel zeigt.
Aber es zeigt sich hier sogleich, bei einer vergleichung
der bedeutungen von reor und ratus, dals dieselben ziem-
lich weit auseinander liegen, indem reri das subjective mei-
nen, ratus die objective bestimmtheit ausdrückt, so dafs
man auf den ersten anblick fast meinen sollte, sie könnten
ratttm esto, r&tam asta. 69
nichtß mit einander gemein haben. Dies liegt aber nach
der obigen vergleichung in dem umstände, dafs ratiis reine
passivbedeutung hat, während reri die seinige aus dem
medialen begriffe entwickelt und die passivische vollstän-
dig aufgegeben hat. reri konnte, wenn anders uns im
skr. ra die grundbedeutung der wurzel erhalten ist, ur-
sprünglich nur sich geben bedeuten, und wenn aus dem
geben sich die bedeutung des zugestehens, bestimmens und
weihens entwickelte, so scheint sich aus derselben im me-
dialen sinne die von reor genügend zu erklären, es bedeu-
tete eben ursprünglich ich bestimme mir, ich gestehe mir
zu wie z. b. in dem satze quos quidem plures, quam re-
bar, esse cognovi Cic. div. 2. 2 und daraus entwickelte
sich dann die allgemeinere bedeutung des glaubens und
meinens.
Was endlich die unregelrechte Vertretung des skr. 4
durch e im lateinischen präseusstamme betriffi;, so scheint
es am natürlichsten sie aus einem übergange der wurzel
in eine andre conjugationsclasse zu erkläpen und anzuneh-
men, dafs rä im lateinischen seine formen nach der 4ten
klasse, also von einem thema räya bildete; dies ging dann
in re, re über wie luce-o aus rocayämi hervorging. Doch
wäre auch möglich an eine andere erklärung zu denken;
lat. rex steht dem skr. raj gleich, und es könnte sich in
gleicher weise in reri lat. e aus älterem ä durch einflufs
des vorangehenden r entwickelt haben; ich bin jedoch die-
ser ent Wicklung bei rex nicht ganz sicher, schon raj, wenn
man das daneben stehende aus räjan verkürzte räja ver-
gleicht, könnte als eine weitere Verkürzung angesehen wer-
den, die auch wohl für rfix annehmbar ist, wenn man re-
gina vergleicht. Dies entspricht nämlich dem skr. räjüi,
welches aus räjani entstanden ist und ein volleres räjanyä
voraussetzt; anyä wurde ina, vne das sufSx tavya lat. ti-
vus wurde, setzt also auch regina ein ursprüngliches latein.
rägan voraus, so stand vielleicht demnächst ein stamm rägin
(vgl. nömin- und näman), später ragi an der stelle des la-
teinischen reg und die umlautung des ä in e wurde durch
70 Kuhn» ratum ei^tu, rutam astu.
den folgenden i-laut hervorgerufen gerade wie in semi, ver-
glichen mit skr. sämi. Wenn sich daher kein sichreres bei-
spiel für die Verwandlung eines alten ä in S nach r im
lateinischen beibringen läfst als rex, so scheint es rath-
samer die zuerst gegebene erklärung festzuhalten.
A. Kuhn.
Aufrecht, Über die ableitung des lat. Bona.
71
Ueber die ableitung des latein. sons*).
Das Sanskrit x, eine Verbindung von k + s, wird im
griechischen und lateinischen gevtröhnlich durch ^ x, ax sc,
XT et vertreten. Einige verwandte worte werden dies ver-
deutlichen :
sanskrit :
griechisch :
lateinisch:
axa (achse)
axis
daxina (rechts)
Se^iog
dexter
shash, zend. khsvas**)
M^
sex
xura (scheermesser)
^VQOV
—
maxu (schnell)
mox
maxa (fliege)
musca •**)
xap (nacht, wörtlich die
axendu)
—
bedeckende)
rxa (bar)
ägxTog
ursus (f. urcsus)
taxan (faber)
rixTCJV
texere (basilicam, naves)
xan (tödten)
KT AN
—
xi (tödten)
XTl
—
xinumas<
'XTivv/asg
naxatra (stern)****)
VVXT
noct
♦) üebereetzt aus den Transaclions of the Philological Society 1866.
d. red.
**) Beide eine entstellung aus xvax. Die griechische form mit digamma
kommt auf den Tabulae Ileracleenses vor.
***) ftvla darf nicht, wie es gewohnlich geschieht, mit diesen Worten
verglichen werden, bevor nicht nachgewiesen wird, dafs ^ oder o"k zwischen
zwei vokalen im griechischen aasfallen kann, wie dies scheinbar , aber nur
scheinbar der fall im lateinischen ist. Ich glaube, dafs ftvla fUr fivina
steht und dafs dies kleine thier ebenso wie fivq^ mos seinen namen von sei-
ner neigung zum stehlen bekam.
****) Dieser ausdruck bedeutet wörtlich übersetzt „Wächter der nacht ''^
aus naxa für nakta (nacht) und tra ( Schützer). Das letztere steht Rv. I,
100. 7. Da naxa nicht für sich vorkommt, so ist es wahrscheinlich, dafs
die Verwandlung stattfand, um den Ubelklang zweier t in zwei aufeinander
folgenden unaccentuirten silben zu vermeiden. Bopp und Benfey (Sv.) lei-
ten nixatra von nax ab, ohne sich über die bedeutong der wurzel aoszu-
sprechen. Die eingebomen granmiatiker, wie in den meisten flillen, wo eine
ableitung nicht auf der oberflüche liegt, überlassen sich allen möglichen fase-
leien. TAska, einer der ältesten, leitet es von nax, gehen, ab. Da aber die
meisten dinge nach derselben thätigkeit genannt werden könnten und bewe-
72 Aufrocht
Ucberall wo das skr. x mit xr im griechischen über-
einstimmt, müssen wir das letztere als die ältere gestalt
und das x als eine entstellung ansehen, weil s, schwächer
als t, niemals aufser durch den einflufs einer folgenden
muta in den stärkeren laut übergehn kann. Das sanskrit
ist ebenso wenig wie das lateinische im stände, kt im an-
laut der Wörter zu ertragen, aber das sanskrit zeigt noch
eine weitere schwäche, indem es dasselbe nie im auslaut
der Wurzel duldet. Formen wie flect, nect, pect, plect,
TBxr sind im sanskrit unmöglich. Aber alle drei sprachen
haben oft kt in einen weicheren laut verwandelt und in
vielen föllen sind wir kaum im stände die ursprüngliche
gestalt aufzufinden. Ich will mich jetzt nicht auf einen
beweis des satzes einlassen, obgleich ich glaube, dafs er
sich später bestätigen wird, dafs jedes skr. x, ^, und lat. x,
welche sich im wurzeltheil eines wertes finden, aus kt ent-
standen sind. Es möchte von Interesse sein, die verschie«
denen organischen Verwandlungen, welchen kt im griechi-
schen und lateinischen unterworfen ist, aufzuweisen.
1 ) Das k kann abfallen. Vergleiche xrvTiog und Timra).
kt, t.
2) Das t wird in s verwandelt. Vergleiche tbxtojv und
texo, fixum fQr fic-tum, noxa für noc-ta. kt, ks.
3) Das anlautende k kann in p verwandelt werden.
4) Das ^ und x können entweder in (Tx, sc verwandelt
werden, oder verlieren den anlautenden guttural und
erscheinen als a oder s. Vergleiche 1) ^lepog und <rx<-
(fog^ maxa und musca. 2) ^v und avvy Zovvv^oq
und Jicivvoog, xvivvvfit und aivig^ Sextius und So-
stius, mixtus und mistus, das oskische Santia und
Xanthias. kt s= ks, sk; kt = ks, s.
Nach aufetellung dieser regeln werde ich jetzt sicherer
gung nicht gerade ein sehr hervortretender zug der steme ist, und da nax
niemals einfach »gehen« bedeutet, so scheint diese etymologie wiUkürlich.
Nach anderen grammatikem sind die steme die unvergtoglichen, ewigen von
na-^xar oder na-4-xi. Dies «eigt von mehr verstand, aber von geringerer
grammatischer kenntnifs.
über die ableitung des lat. sons. 73
zur aufSndung des Ursprungs des lat. sons und demnächst
einiger anderen lateinischen Wörter schreiten. Ich glaube
zuversichtlich, dals Festus recht hat, wenn er sons durch
nocens erklärt. Qu. XIV, 1. 22 „sons nocens, ut ex con-
trario insons innocens'^. Qu. XIII, 27. 24 „sonticum mor-
bum in XII. significare ait Äelius Stilo certum cum iusta
causa, quem non nulli putant esse, qui noceat, quod son-
tes significat esse nocentes. Naevius ait: sonticam esse
oportet causam, quam ob rem perdas muUerem'^. Aber
die analogie zwischen nocens, noxius und sons scheint mir
viel inniger, als die lateinischen grammatiker wahrnehmen.
Wie „nocere alicui" nichts ist als „neci esse alicui'^ die
Ursache der Zerstörung, des todes für jemanden sein, so
bedeutete sons ursprünglich „zerstörend, tödtend'^ und da
jeder Zerstörer durch die gesetze der gesellschaft sich zu
rechtfertigen gehalten ist, ging es von da leicht in die ge-
wöhnliche bedeutung „schuldig" über. Die ursprüngliche
bedeutung zeigt sich klar in sonticus morbus, eine tödtliche
krankheit, d. i. eine krankheit, welche entweder den tod
verursacht oder droht. Vgl. Gellius XX, 1. 27 „Cetero-
quin morbum vehementiorem, vim graviter nocendi haben-
tem, legum istarum scriptores alio in loco non per se mor-
bum, sed morbum sonticum appellant." Ein anfall solcher
krankheit entschuldigte einen Soldaten, wenn er nicht am
bestimmten tage der aushebung erschien und hemmte alles
fernere rechtliche verfahren. Daher, oder wie ich geneig-
ter bin zu glauben, weil der umstand, dafs tod und mord
den menschgeist in jedem zustand der gesellschaft mit dem
gröfsten entsetzen erfüllen, finden wir sonticus, aber sehr
selten, in dem sinne von „äufserst, drängend"*).
Ich betrachte sons als eins von den participien — von
denen eine kleine anzahl in jeder spräche übrig sind —
*) Wir haben eine analogie im gebrauch von „deadly" für „extremely,
exceedingly* in einigen provincialdialekten, wie z. b. „a deadly lively child**
für «a very lively child**. — The dialect and folklore of Northaoaptonshire
by Thomas Stcrnberg, p. 29: John Noakes and Mary Styles, by Charles
Clark, p. 28.
74 Aufrecht, über die ableitung des Ist. sons.
welche in adjectiva und substantiva übergegangen sind und
anscheinend mit keinem stammverbum in Verbindung ste-
hen. So im lateinischen dcnt (edent), fönt (xiovr^ oder
vielmehr ein veraltetes x^^'^f ^^<^^ Pott)*), frequent, de-
ment, im griechischen äxovr, ixovv (skr. u^ant, willig, Pott),
yiQovT, dgdxovT. Das verbum, zu welchem sons gehört,
ist das griechische KTJN, in jener kürzeren form KTjI^
welche im aorist Jixrav erscheint, so dafs sont in jeder be-
Ziehung mit xtavr {xrdg)**) übereinstimmt. ÜCT^^ konnte
im lateinischen, nach dem was ich vorausgeschickt, nur
xan oder scan werden, und wenn wir annehmen, dals es
die erstere gestalt zu einer zeit, wo das lateinische ein x
im anlaut ertrug, annahm, so mufste es in einer späteren
periode den guttural aufgeben. In gleicher weise fin-
den wir, dafs das griech. aivig von xri, einer dritten ge-
stalt, in welcher unser verbum erscheint, abstammt. Für
xtav und xrt finden wir im sanskrit xan und xi. Im alt-
nordischen haben wir das verbum KTA als skä. Vergl.
Edda 111. a:
Mjök er osvi^r ef hann enn sparir
Qanda inn folkskä;
„er ist sehr thöricht, wenn er irgend länger den männer-
schädigenden feind schont^. Das neutrum skae, schaden,
kommt oft vor. Ich finde z* b. in Fagrskinna p. 21 ein
schiff blämoerar skae „den Schädiger der blauen fläche^
genannt.
*) Kuhn, zeitschr. III, 399, schlägt eine neue aber keineswegs vorzüg-
lichere ableituug vom skr. dhävant, currens, lavans, abluens vor.
**) Bezüglich des o, vergl. dos von dare, cos von ♦care, dessen partioip
wir in catus haben.
Th. Aufrecht.
Benfey, einige einzelne linguistische bemarkungen. 75
Einige einzelne linguistische bemerkungen.
Das verhältnifs von ai^ alyog, ziege zu skr. aja „bock**
ist in meinem griech. wurzellex. I, 345 unerklärt geblieben.
Ich spreche wohl nur jetzt allgemein bekanntes aus, wenn
ich es aus einem durch das feminale i gebildeten femini-
num von skr. aja „bock* deute, doch ist, so viel mir be-
kannt, diese erklärung noch nicht veröffentlicht*); es steht
also ftlr ayi, mit fiem bekannten übertritt des t (vgl. übri-
gens auch Pott Comm. 11. de Borusso-Lithuanicae tarn in
slavicis quam in lett. ling. principatu 1841 p. 43).
asigo)^ welches griech. wurzellex. I, 84 ganz verkannt
ist, ist denominativ durch ya (vgl. vollst, skr.gr. §.224 ff.)
formirt, von aeg (ccfeg) „luft'^, eigentlich afegjao und heifst
etymologisch „in die lufl heben". Ueber diese denomina-
tive werde ich hoffentlich bald in Zusammenhang handeln.
ä^iog gr. wurzellex. I, 68 ist ganz verkannt; es gehört
zu dem verbum, welches im skr. anc lautet und „ehren"
heifst; mit einbufse des nasals, welcher vor dem suff. ti in
den mehreren verben, zu denen auch anc gehört (jedoch
nicht in bedeutung „ehren", wie die indischen gramma-
tiker lehren, was aber fiir die alten sprachzustände, wel-
che wir hier im äuge haben, keinen maafsstab abgiebt) stets
ausfallt, würde das primäre abstractsufHx skr. akti, griech.
mit dem gewöhnhch in diesem suffix eintretenden Übergang
von T in (7 ccxai = a^i „ehre, achtung" lauten,- davon
durch sekundäres suffix (o = skr. a oder wahrscheinlich
eher lo = skr. ya) d^io „der achtung werth". Ich brau-
che wohl kaum zu bemerken, dais hieher auch unser deut-
sches „achten" ahd. ah-t-6n, denominativ, wenigstens höchst
wahrscheinlich, gehört.
Beiläufig will ich noch bemerken, dafs mir Pott etym.
forsch. II, 482 und Freund in seinem lateinischen lexikon
*) verniuthet wenigstens wurde es von mir in den ind. stud. I, 843. K.
76 Benfey, einige einzelne linguistische bemerknngeii.
das gno in benignus maliguus mit unrecht zu gen (gignere)
zu ziehen scheinen ; Freund erklärt diese bildung benignus
etymologisch durch „von guter art". Die bedeutnng ,,g^t-
artig^ ist aber zu allgemein, als dafs sie sich mitleiehtig-
keit dazu hergegeben haben würde, dies adjectiv, was ge-
rade so häufig geschieht, in beziehung zu personen zu set-
zen benignus, malignus versus aliquem; es ist nicht sehr
logisch zu sagen „gutartig, bösartig gegen jemand^; dieis
sind eigenschaften, die, gewissermafsen heutral, nicht ein
besondres object zu sich nehmen können, gegen welche
sie sich äufsern. Auch würde der begriflFliche werth die-
ser Zusammensetzung überhaupt gegen die analogie derar-
tiger Zusammensetzungen sein. Die auslautenden verbal-
ableitungen haben im allgemeinen in ihnen die bedeutnng
eines nomen actoris, so dafs, gen in bedeutnng „zeugen''
genommen, benignus „wohl zeugend^ heifsen würde. Aus-
nahmsweise hat im sanskrit jedoch ja von jan in diesen
Zusammensetzungen die bedeutnng „geboren^; wollte man
diese bedeutungsmodification auch hier statuiren, so er-
hielte man die etymologische bedeutung „wohl geboren «i-
yevr]g^j die zwar der von Freund angenommenen „von gu-
ter art^ näher liegt, aber auch keinesweges geeignet ist,
diese deutung mit dem gebrauch dieser Wörter in Überein-
stimmung zu bringen. Mir scheint daher in diesem gno
das verbum gno (in nosco f&r gnosco, co-gnosco) zu lie-
gen, so dafs beni-gnus „wohl erkennend, wohldenkend, wohl-
gesinnt'' bedeutet, malignus das umgekehrte; die bildung
steht demnach in begrifflicher hinsieht der von benevolus
malevolus ganz nahe, und die etymologie steht mit dem
gebrauch in bester harmonie.
Th. Benfey.
Kuhn, anzeige. 77
A volumc of vocabniaries illustrating the condition and mannen
of onr forefalbers, as well as the hislory of the forma of elemen-
tary educatioa and of the languages spoken in this island, from
the tenth Century to the fifteenth. Edited from mss. in public and
private collections, by Thomas Wright, Esq., M. A. , F. S. A,
IION. M. R. S. L, ETC., corresponding member of the Institute
of France. Privately printed. MDCCCLVII. XXIV. 291 pp. fol.
On the history of the English language; a lectare delivered at Liver-
pool on the 23. April 1857 before the historic society of Lancashire
and Cheshire by Thomas Wright, Esq., M. A., (F. S. A., etc.
corresponding member of the imperial Institute of France. (Reprin-
ted from the transactions of the historic society, yol. IX.). Liver-
pool, 1857. 26 pp. 8.
Das erstgenannte der obigen werke bildet den ersten band
der library of national antiqaities, welche unter der leitang und
auf kosten eines reichen Privatmannes, Mr. Joseph May er, Esq.,
F. S.A., Etc. zu Liverpool veröffentlicht ist, den wir unseren
landsleuten als ein muster von freigebigkeit für wissenschaftliche
zwecke, wie England und America deren mehrere aufzuweisen
hat, hinstellen dürfen. Der gelehrte herausgeber^ Thomas Wright^
beabsichtigte zunächst nur einen genauen abdrnck der zum theil
noch ungedrucken texte, hat dieselben jedoch, um das werk auch
in weiteren kreisen nutzbar und interessant zu machen, mit einer
einleitung über den zustand der mittelalterlichen Schulbildung in
England, über die zu gründe gelegten handschriften und mit an-
merkungen versehen, die eine sehr schätzenswerthe beigäbe bil-
den. Die abgedruckten texte enthalten tbeils interlinearüberset-
Zungen, tbeils Vokabularien, welche die ganze entwicklung der
spräche vom 10. bis zum 15. Jahrhundert hauptsächlich in ihrem
Wortschatz klar darlegen und daher als ein äufserst dankenswer-
ther beitrag zur angelsächsischen und mittelenglischen lexikogra-
phie anzusehen sind; nach des herausgebers Versicherung sind
hier alle bis jetzt bekannten, in England vorhandenen Vokabula-
rien der angelsächsischen periode vereinigt Aber diese glossen-
sammlungen und Interlinearübersetzungen bieten noch in einer
andern hinsieht höchst interessante resultate, indem sie durch
die anordnnng der Wörter nach bestimmten begriffskreisen zu-
gleich in vielen beziehungen ein culturgeschichtliches bild ihrer
zeit entwerfen, wie wir es in andern historischen quellen meist
78 Knhn
vergeblich Sachen. Als ein solches stuck ist ganz besonders
Alexander Neckam's treatise de atensilibus aus der mitte des
12. Jahrhunderts, der anglonormännischen periode, zu bezeichnen,
dem sich the dictionarius of John de Garlande (1. hälfte des
13; Jahrhunderts) anschließt Diese bedeutung der vorliegenden
glossensammlungen hat ihr denn auch den platz als ersten band
der nationalalterthümer verschafft und der herausgeber hat dem
werke auch zur erleichteruug für den alterthumsforscher eine
Übersicht der hier behandelten gegenstände mit den nachweisen,
auf welcher seite sie zu finden sind, beigegeben, die beim man-
gel eines alphabetischen index denselben wenigstens in vielen fal-
len ersetzen hilft Diese antiquarische seite des buches findet
sich noch in höherem maafse durch ein bildervokabular des 15.
Jahrhunderts vertreten, welches, wenn die durch holzschnitt wie-
dergegebenen bilder auch weit davon entfernt sind auf den werth
von kun st werken ansprnch zu machen und zuweilen wie z. b. bei
lapis p. 250, Corona p. 262, liber p. 262, fumus p. 270 u. e. w.
höchst überflussig erscheinen, dennoch oft nicht uninteressant
sind. — Aber, wie schon oben gesagt, auch die sprachliche seite
des buches, die uns hier speciell angeht, ist von hoher bedeu-
tung, was man am besten aus einer ohne weitere auswahl her-
ausgenommenen probe beürtheilen wird ; auf s. 282 incipit de ho-
mine et partibus eins: barba beard, mala ceacan, maxilla
ceacan, mentem ein, auris eare, pinnula ufeweard eare, na-
ris nasu, columpna eall seo nasu, pirula forewerd nasa,
pennnla ncBS-]>yrel, flegma borg, os mu]>, labium welor,
dens to}>, abum neo]>era welor, gingifa toj'-riman, precissor
fore-ceorfend , canini hundlic^, molares cweorntej?, lingna
tunge, palatum goma, faus hyge, sublinguae under-tangan,
toles cyrnla, rumen wasend, gurgilio J?rotbolla; die mehr-
fachen fehler in der lateinischen Orthographie machen hier den
cindruck als seien sie durch ein dictat hervorgerufen. Zuweilen
treten auch an die stelle der einfachen glossirung ausführlichere
auseinandersetzungen , so heifst es z. b. unicornis an-hymed
deor; J?aet deor h»fl> lenne hom bufan J^am tvam eagum, swa
strangne and swa scearpne J?ajt he fiht wiö ]>one myclan ylp,
and hine oft gewunda^ on ^sore wambc of deaS. He hatte eac
rinoceron and monoceron.
In der in der Überschrift zweitgenannten kleinen schrift giebt
der verf. einen kurzen überblick über die geschichte der engli-
anzeige. 79
schea spräche, in welchem er die bauptpankte seiner ansieht fiber
dieselbe auseinandersetzt. Nach derselben ist das heutige eng-
lisch aus einer mischung zunächst des anglischen, sächsischen
und jütischen dialekts entstanden (die reste des letzteren sind in
Kent zu suchen), ohne dafs ein celtisches dement sich damit
verbunden hätte. Dagegen bringt die normannische eroberung
im laufe des 11. und 12. jahrh. dem englischen einen neuen be-
standtheil zu, der einerseits zwar, wenn auch nicht erheblich,
den wortvorrath bereichert, dagegen andrerseits die grammati-
schen flexionen in hohem grade beeinträchtigt; die spradie der
feudalaristokratie, das normannische oder franzosische, war es,
welche diesen einflufs hervorrief, aber bereits am ende des 13.
Jahrhunderts hatte sie aufgehört die Umgangssprache der vorneh-
men zu sein, wie ein in den Vocabularies abgedrucktes stück the
treatise of Walter de Biblesworth beweist, dessen zweck war to
instruct the rising generation (of the aristocracy) in the proper
use of words of the French language, and especially in the cor-
rect application of the genders, und da die französischen Wörter
englisch erklärt werden, so ist offenbar, dafs der schüler mit
dem englischen bekannt war, ehe er anfing j^anzösich zu lernen.
Im folgenden bespricht der verf. dann diejenigen begriffsklassen,
denen besonders französische Wörter Zugeführt wurden, und weist
schliefslich auf die heutigen dialekte hin, welche einen beträcht-
lichen vorrath aas dem alten angelsächsischen Wortschätze be-
wahrt haben. Wir müssen uns versagen einzelheiten aus diesem
theil des interessanten aufsatzes anzuführen, da der räum uns
weiteres eingehen auf denselben verbietet.
A. Kuhn.
nimms, nimis.
Pott hat (et forsch. I, 194) nimins und nimis bereits richtig
zu skr. wrz. ma gestellt und „ohne maafs^ übersetzt, ohne sich
jedoch über die bildung des Wortes weiter auszusprechen. Das
wort entspricht genau einem skr. *nameya d. h. es ist ein com-
positum aus na, nicht, und dem ptc. fut. pass. der wrz. ma meya,
bedeutet also das nicht zu messende. Composita mit na sind
dem späteren sanskrit ziemlich geläufig, ich erinnere nur an
naga berg und bäum (wörtlich: nicht gehend), napunsaka eu-
80 Kuhn, raiscellen.
nuch, neutrum (wörtlich: nicht männlich) u. a.; in den veden fin-
den sich so gebildet namaci, name des wolkendämons (der den
regen nicht freiläfst) and naveda nescius R. I, 79. 1. Im lateini-
schen finden sich gleichfalls mehrere composita der art, wie na-
mentlich nescire, nescius, nihil; über die composition mit na, lat
ne, ni kann also kein bedenken herrschen, ein solches konnte
nur die Verkürzung von meya in mio machen. Nun hat aber
Ritschi in seiner abhandlang de sepulcro Furiorum Tasculano.
Bonnae 1853 den allmähligen Übergang des lat. Suffixes eins in
ius evident nachgewiesen und so kann denn auch über das ent-
stehen von nimius aus jenem vorausgesetzten nameya kein Zwei-
fel sein, nimis erklärt sich als comparativ davon in derselben
weise wie magis ans magius, vgl. Pott a. a. o. und Corssen in d.
zeitschr. III, 278 f.
goth. bi, ahd. bi, nhd. bei.
Die herausgeber des Petersburger Wörterbuches stellen unter
abhi die entsprechenden präpositionen der verwandten spradien
zusammen und reihen ihnen auch das ahd. umbi an. Ich will
diese Verwandtschaft nicht läugnen, doch hätte mit gleichem reeht
auch den in der Überschrift genaitnten präpositionen eine stelle
gebührt, um so mehr als die herausgeber am Schlüsse des arti-
kels selbst bemerken: „nicht selten entspricht abhi der deut-
schen Partikel be : varsh regnen, abhivarsh beregnen u. s.w.*
Denn was die bedeutung betrifft, so kann über die nahe berüh-
rung von bi mit« abhi gar kein zweifei herrschen; die verkurzang
um den anlautenden vokal erklärt sich aber in den deutschen
sprachen (ebenso wie die Verlängerung des auslautenden i im
hochdeutschen) sehr einfach durch die beibehaltung des alten ac-
cents, da abhi die einzige zweisilbige präposition im sanskrit ist,
die den ton auf der endsilbe hat. Derselbe abfall des anlauten-
den a zeigt sich im verhältnifs von ädhi zu lat de, wo es gleich*
falls durch einen ursprünglicheren accent auf der fichlufssilbe her»
vorgerufen scheint, wie ihn adhas wahrscheinlich macht
A. Kahn.
Gedruckt bei A. W. Schade in Berlin, GrOnstr. 18.
Benfcy, Ufoq. xufioq. bl
^^vog^ xdifiog.
Beide Wörter sind in meinem griech. wurzellex., jenes
I, 280, dieses II, 150 irrig behandelt. Von ^ipog ist seit-
dem durch eine corcyräische inschrift ^ivfoq als organi-
schere form gesichert (vgl Aufrecht in d. zeitschr. I, 120).
Das verbalthema, zu welchem es gehört, ist dagegen noch
nicht nachgewiesen.
Ich habe schon mehrfach darauf aufmerksam gemacht,
dafs ein im sanskrit anlautendes o sehr häufig ein 9 vor
sich eingebüTst habe, und dieses pc für organisches sk
stand, daher dem skr. c in den verwandten sprachen nicht
selten, aulser seinen allgemeineren reflexen, auch die von
sk (im griechischen auch mit Umstellung |) und, mit der
80 gewöhnlichen einbufse von gruppenanlautendem s, blo-
fses k entsprechen ( vgl. unter andern d. zeitschr. VII, 59.
116. 126). In diese kategorie gehört auch das sanskriti-
sche verbum cam „essen, trinken'^. Wenn der Scholiast
zu Kigveda I, 104, 2 die hier erscheinende form ^camnan
(imperfect nach der 9. conjug.-classe) mit recht dazu zieht,
so wäre in diesem einzelnen fall — wie auch sonst biswei-
len — die organischere form noch bewahrt. Die stelle
lautet:
devaso manjüm däsasja pcamnan
„die götter verzehrten (= vernichteten) den zorn des scla-
ven*^. Westergaard (Radd. ling. Sscrit. unter 9am) sieht
jedoch darin eine form des verbum ^am „beruhigen, stil-
len'^ und für diese ansieht kann geltend gemacht werden,
dals 9am der 9. coujug. cl. wirklich folgt, was von cam
sonst nicht nachweisbar, auch 9 für pc eintritt (vgl. z. b.
skr. 9al = cal = car = ^car „gehen" bewahrt in ä9carya
vgl. den weiteren aufsatz über xoA xo(>), und die bedeu-
tung besser zu passen scheint. Doch sind diese gründe
gegen des Schol. auffassung keinesweges entscheidend. Was
den umstand betrifit, dafs cam sonst nicht nach der 9. conj.
cl. fiectirt erscheint, so zeigen uns die veden nicht selten
falle, wo ein verbum nur in einem einzelnen fiJl sein prä-
vm. 2. 6
82 BentVy
scnsthciiia nach einer conjug.-classe flectirt, welcher es sonst
nicht folgt (so ist das erwähnte ^am nach der 9ten selbst
erst aus den Nighantu belegt) und die vergleichung der
verwandten sprachen macht es wahrscheinlich, dafs in ei-
nem früheren sprach zustand die yerba yielfach auch andere
präsensthemen formirten, als in einer einzelnen derselben
in ihrem historisch bekannten zustand vorkommen, eine
annähme, für welche auch schon im allgemeinen die fast
zweifellose ansieht spricht, dafs die präsensthemen urspröngr
lieh nicht die präsensmodification überhaupt, sondern be-
grifllich di£Ferente dem damit gebildeten verbaltbema ver-
liehen. Was aber die bedeutung an dieser stelle betrifit,
so wäre der gebrauch von „verzehren, auffressen ** für „voll-
ständig vernichten'^ der stark sinnlichen anschaulichkeit,
welche ein hauptcharakteristikum der entschieden ältesten
vedengedichte bildet, keineswegs unangemessen. Doch brau-
che ich diese frage hier nicht weiter zu verfolgen, da för
unsern nächsten zweck : die annähme dafs cam für organi-
scheres 9cam stehe, im allgemeinen schon die sonst von mir
geltend gemachten analogieen sprechen (skr. ^cand ftir cand,
9car für car, ^cyut neben cyut, pcut neben cut), im beson-
deren aber die daneben stehende gleichbedeutende form
cham, da sich auch ch nicht selten als Vertreter von ein-
stigem sk ergiebt und aus diesem grund mit c wechselt,
vgl. skr. chäyä mit axid^ chad und axo-rog, chata „glanz^
mit 9cand, champ = camp „gehen^, chyu = cyu als des-
sen organischere form *9oyu sich durch das erwähnte auf
denominativischem weg daraus entstandene ^cyu-t erweist.
Das verbum cam ist sowohl in der bedeutung „essen^
als „trinken ** belegt (s. Westergaard unter dem verbum),
also bedeutet es im allgemeinen etwa „gastiren^. An diese
bedeutungen schliefsen sich auch mehrere nomina z. b. ca-
masÄ Opferlöffel, camatkära „row, riot, festive er angry
turbulence** bei Wilson Dictionary vergl. weiterhin xwfiog.
Hieher ziehe ich auch das wort camü, welches mir in der
vedensprache noch die eigentliche bedeutung „fresser** zu
haben scheint. Es erscheint hier häufig im dual und be-
U»'Oi- xötftoq. 83
zeichnet vorwaltend die beiden platten, welche zum aus-
pressen der somakräuter dienen; mit der in den veden
herrschenden stark sinnlichen anschauung werden diese so
vorgestellt, als ob sie die kräuter gemeinschaftlich zerkau-
ten, aufFräfsen, Dies geht insbesondere aus Kigveda I, 28, 9
hervor, einer stelle, welche, wenn man camü nicht in der
etymologischen bedeutung nimmt, fast gar nicht zu verste-
hen ist und in der that sowohl von dem Scholiasten als
Wilson ganz mifsverstanden ist Die stelle lautet:
üc chishtam camvör bhara somam pavitra ä srija
ni dhehi gor adhi tvaci.
Der Scholiast erklärt camvoh durch adhishavanaphala-
kayoh, 9ishtam durch abhishavarähitjenavapishtam „was
in ermangelung der auspressung (durch die) der beiden
prefsplatten übrig gelassen ist", zu ud bhara supplirt er
^akatasyopari „hebe auf einen wagen"; dann weiter somam
da^äpavitra äniya prakshipa „bring und giefse den soma
auf die seihe", prakshepe saty ava^ishtam somam änaduhe
carmani sthäpaya „den beim aufgufs auf die seihe übrig
gebliebenen soma stelle auf eine rinderhaut". Wilson, wel-
cher im allgemeinen den Scholiasten treu wiedergiebt, über-
setzt hier „Bring the remains of the Soma juice upon the
platters"; die platters sind hier Übersetzung von camvos;
auf diesen, welche nur zum auspressen der somakräuter
dienen, hat der schon ausgepreiste somasaft aber nichts
zu thun; überhaupt ist weder mit dem Scholiasten noch
mit Wilson an einen übrig gebliebenen soma oder Überrest
des somasaftes zu denken, am wenigsten wie Wilson in
den noten meint, an „what remains after the libation has
been offered"; so weit reicht der Inhalt dieses liedes gar
nicht. Dieses schildert nur die somabereitung bis zu ihrer
Vollendung und war vielleicht, oder sogar wahrscheinlich^
dazu bestimmt, während derselben gesungen zu werden.
Nehmen wir camvös in der etymologischen bedeutung „fres-
jser" so erhalten wir den angemessensten sinn und die voll-
ständige abrundung des liedes. ud bhara bedeutet ganz
wörtlich „nimm heraus" nämlich aus dem unter den platten
6*
84 Benfey
stehenden trog, in welchen der durch diese aus doo soma-
kräutern geprefste saft hineintropft, camvöh ^ishtam „das
was die (als) fresser (vorgestellten prefsplatten) übrig gelas«
sen haben**. Di^s ist aber das durchgetropfte, was übrig
geblieben ist, während sie die kräuter selbst gewissermafsen
zerkaut haben; dann folgt „giefse diesen (ans dem trog
genommenen) somasaft auf die seihe** (um ihn hier zu rei-
nigen) und dann „schütte ihn auf die rinderhaut** (d. h., wie
mir scheint, in einen rindsledemen schlauch, um ihn darin
zum gebrauch zu bewahren. Doch ist hier auch yielleicht
ein blofses wegstellen gemeint, nur fehlte alsdann die an-
gäbe eines geföfses, worin der feVtige trank bewahrt wäre).
Damit ist der saft vollendet und das lied hat seinen rich-
tigen abschlufs. Alles was der Scholiast und auch wohl
schon seine Vorgänger supplirt haben, ist folge davon, dafs
sie 9ishta für einen Überrest des somatrankes genommen
haben; und dieses mifsverständnifs wiederum ist ergebnils
davon, dafs sie gar keinen sinn mehr ftlr die lebendige
sinnliche anschaulichkeit der vedensprache hatten. Dafs
meine auffassung die richtige sei, geht auch insbesondere
aus vers 7 dieses liedes hervor, wo die prefsplatten mit
zwei kräuter fressenden rossen verglichen werden und von
ihnen ganz wie von lebendigen fressem gesagt wird, dafs
sie ihren rächen weit aufsperren, was ebenfalls der Scho-
liast und nach ihm Wilson nicht verstanden haben. Ueber-
haupt spricht aber der von dem Scholiasten sehr verkannte
Charakter des ganzen lieds dafür und, da der streit über
den grad des einflusses, welchen wir der traditionellen er-
klärung der veden auf die uns mögliche einräumen sollen^
noch immer nicht entschieden ist, dieses lied mir nbet
recht anschaulich die mängel von jener ins licht zu setzen
fähig scheint, so erlaube ich mir es ganz hiefaer zu setzen
und mit der Wilson'schen Übersetzung, welche die tradi-
tionelle erklärung im wesentlich^i wiedergiebt und der mri-
nigen, welche in den ältesten vedenliedern als criteriam
des Verständnisses die markirteste sinnliche anscfaauong er-
kennt, zu begleiten. Ich erlaube mir dieses hier nm so
(cVoc. xißtoq, 85
eher, da das richtige verständDifs der yedensprache filr die
vergleichende Sprachwissenschaft eines der bedeutendstea
momente ist. Zugleich ist das lied eines der kleinsten
und, wenn sein inhalt vielleicht einigen anstofs zu erregen
geeignet ist, so, denke ich, fällt diese röcksicht wohl hier
weg, da es an dieser stelle wohl weder in die hände von
frauen noch kindern gerathen wird. Der text lautet:
1. yätra grävä prithübudhna ürdhvo bhävati sotave
ulukhalasutänäm äv^d v Indra jalgulah.
2. yatra dväviva jaghanädhishavanyä' kritä
uldkhalasutänäm 4ved v Indra jalgulah.
3. yatra näry apacyaväm upacyavam ca ^ikshate
uläkhalasutanäm 4ved v Indra jalgulah.
4. yatra manthäm vibadhnäte ra^mih yämitavaSva
ulükhalasutänam aved v Indra jalgulah.
5. yac cid dhi tväm grih^grihe ülükhalaka yujy4se
iha dyumattamam vada jäyatamiva dundubhih.
6. Uta sma te vanaspate väto vi väty dgram it.
atho Tndräya pätave sunü sömam ulükhala.
7. äyajt väjasätama tä hy ücicä vijarbhritah
harilvändhänsi bapsat4.
8. ta no adya vanaspatt rishväv rishvebhih sotr ibbih
I'ndrAya madhumat sutam.
9. üc chishtam camvör bhara sömam pavitra ä srija
nl dhehi gor 4dhi tvaci.
Wilson's Übersetzung lautet folgendermaafsen :
1. Indra as the broad-based stone is raised to ex-
press the Soma juice, recognize*) and partake of the effu-
sions of the mortar.
2. Indra in the rite in which the two platters for
containing the juice as (broad as a woman's) hips, aro
employed, recognize and partake of the effusions of the
mortar.
♦) Die» recognize beruht auf ava, welches der Schol. mit gewöhnlicher
supplirung für avagatva Bimmt; es gehört aber zu jalgnla^.
86 Benfoy
3. Indra (in the rite) iu which the housewife repeats
egress from and ingress into (the sacrificial chamber): re-
cognize and partake of the efFusions of the mortar.
4. When they bind the churning-stafF (with a cord),
like reins to restrain (a horse), Indra recognize and par-
take of the effusions of the mortar.
5. If indeed, o Mortar, thou art present in every
house, give forth (in this rite) a lusty sound like the drum
of a victorious host.
6. Lord of the forest as the wind gently blows be-
fore thee, so do thou, o Mortar, prepare the Soma juice
for the beverage of Indra.
7. Implements of sacrifice, bestowers of food, loud-
sounding sport like the horses of Indra ehamping the grain.
8. Do you two forest lords, of pleasing form, pre-
pare with agreeable libations our sweet (Soma) juices for
Indra.
9. Bring the remains of the Soma juice upon the
platters, sprinkle it upon the blades of Kusa grass*) and
place the remainder upon the cow-hide.
Indem ich zu meiner Übersetzung übergehe, mache
ich vorher darauf aufmerksam, dafs unter den mancherlei
vergleichungen, durch welche die somabereitimg veran-
schaulicht wird, die bedeutendste stelle der zeugungsact
einnimmt, daher auch das somapressen durch das verbum
SU bezeichnet wird, welches „zeugen" (==griech. v, griech.
wurzellex. I, 410) heifst und der soma eigentlich „zeugung*
bedeutet. Ich übersetze:
1. Wo der stein mit breiter kolbe zu der zeugung sich
hoch erhebt,
Da schlürfe wiederholt Indra von den mörsergezeugeten!
2. Da wo die beiden prefsplatten gleichwie zwei hüften
sind gemacht,
Da schlürfe wiederholt Indra von den mörsergezeugeten I
♦) Für pavitra erklärend, aber schwerlich richtig.
3. Wo das mädchen das wegziehen und das zudrängen
kennen lernt*),
Da schlürfe wiederholt Indra von den mörsergezeugeten I
4. Wo man den quirlstab anschirret wie man mit zögein
rosse lenkt**),
Da schlürfe wiederholt Indra von den mörsergezeugeten!
5. Wirst du in jedem hause auch — liebes mörserchenl —
angeschirrt,
So kling' doch hier aufs herrlichste, gleichwie der Sie-
ger trommelschlag!
6. Und dir o waldgebieter***) traun schnaufet der athem
grade vorn****);
So zeuge rasch denn mörserl du dem Indra soma zu
dem trank!
7. Durch Opfer segnend t), kraft schenkend, sperren weit sie
die rächen auf.
Wie falben, kräuter fressende.
8. Ihr beiden mächtgen waldfürstentt), mit mächtgen zeu-
genden ttt) gepaart,
Zeugt dem Indra den honigsaft!
9. Nimm was die fresser nicht verzehrt, sprütz auf die seih'
den somatrank
Und giels ihn in die rinderhaut.
Indem die Verbindung zwischen himmel und erde wie
die Vorrichtung zum pressen des heiligen soma, die beiden
übereinander liegenden platten, vorgestellt wird, dient der
dual von camü in den veden auch zur bezeichnung von
jenen.
*) Zeugungsact = der bewegung der morserkealc.
**) Bezieht sich auf das quirlen der mit dem soma zu mischenden milch.
Dies geschah wohl zugleich mit der anspressung des somakrauts.
***) = hölzerne morserkeule.
****) Er wird wegen der starken arbeit schnaufend vorgestellt; wohl we-
gen des aus den zerstofsencn kräutem hervordringenden dunstes; zugleich
bildet es den Übergang zu dem folgenden vers, wo die platten als rosse er-
scheinen.
f) Eigentlich „herbciopfemd" das hcifst: „dadurch dafs ihr im opfer
dient, herbeibringend **.
tf) Die beiden hölzernen prcfsplatten.
fit) Die auspressenden.
88 Beufey
Mit diesem verbum cam nun, oder vielmehr dessen
organischeren formen *9cam, *8kam verbinde ich ^ivfOQj so
dafs dessen eigentliche bedeutung etwa ^der gast^ ist. Das
suff.^o entspricht dem skr. va und ist ein häufig zur bil-
düng primärer nomina dienendes; | entspricht 9c vne in
^av&'O von ^and, ^ von *9cu (VII, 126). Der Über-
gang des verbalen m in n, welcher im sanskrit vor v noth-
wendig eintreten mufste, hat im griechischen bekanntlich
analogieen genug und zwar wird nicht blos im auslaut or-
ganisches m zu V, sondern auch vielfach im inlaut; vergl.
z. b. skr. gam = *ßoff^ = lat. *vem , welche letztre nach
analogie der 4. conj. cl. des sanskrits fiectiren und m in n
verwandeln, daher lat. ven-io, griech. ßaivo) mit dem be-
kannten abertritt f&r ßav-iw\ skr. yämätri, lat. janitri-x,
griech. üvatigtq u. aa. Aus livfo entstand mit einbuTse
des ^ ^ivo u. s. w. (s. Aufrecht in d. zeitschn I, 120).
Wie gegenüber von skr. ^cand griech. ^cev& im latein
cand-ere erscheint, neben ^vv xvp in xoivog VII, 126 9 so
konnte skr. \cam organisch *skam mit einbufse des anlau-
tenden s im griechischen durch xofA reflectirt werden. An
diese form schlielse ich xw/40-g „gasterei^ (vgl. oben skr.
camatkära). Die dehnung des organischen verbalvokals,
welcher im skr. a entsprechen würde, ist gerade bei no-
minalbildungen durch a = griech. o im sanskrit sehr häufig
und auch im griechischen und zwar gerade bei auf m aus-
lautenden verben nicht selten. So entspricht griech. tafio
dem skr. äma (griech. wurzellex. 11, 84) und beide stammen
wohl unzweifelhaft von dem verbum, welches im sanskrit
am lautet; als dessen grundbedeutung ist „hart sein^ auf-
zustellen, daher skr. ama eigentl. „härte, stärke, schwere,
beschwerde^. Im verbum am treten die bedeutungen ,,hart
behandeln, beschweren, verletzen, verletzt sein" u. s. w. her-
vor. äm&, (ifÄO ist „hart" im sinn von „unreif"; sollte
nicht auch lat. am-ärus hieher gehören „hart = bitter"?
entweder im sinn von „beschwerend", oder, was mir fast
wahrscheinlicher scheint, ebenfalls durch Vermittlung von
„unreif, bitter schmeckend"; veiwandt ist es wohl auf
jeden fall mit skr. am-la ^sauer, den mund zusammenzie-
hend^, wie dies ebenfalls mit dem genufs von unreifem
verbunden ist. Was das suffix ärus in amärus betrifft, so
vergleiche man z. b. av-&ru8, can-örus, son-örus, sev-erus.
Das verbum am hat im sanskrit insbesondere die bedeu-
tung ^krank sein^, woher amiva „krankheit, leid^; daran
schliefst sich, wie schon griech. wurzellex. I, 409; 11,453
bemerkt ist, ebenfalls mit dehnung des vokals, jedoch zu tj
rifi (f&r *riuo „krankheit") in n^Qi-rni-^riw^ einem denomi-
nativ von *rifiixTi]g^ zusammengesetzt aus *fjuo und *ixTfjg
von l^x^ , wie xaxixrtjt; von xaxo -h ixrtjg u. aa. (vgl. auch
Westergaard in Memoires de la Societe des Antiquaires
du Nord 1843 Sect. Asiat, p. 49, Dietrich in Haupt Zeit-
schrift VII, 1, 180). Ebenso mit dehnung von x(>€/i = skr.
kram eigentlich „schweben^ xgrifA-vo (griech. wurzellex. II,
307), von V6/U vwfidü) u. s.w. (auf Vw/io beruhend, griech.
wurzellex. II, 184) von *fa/i = skr. yam *Cvf*o in Cw^^
griech. wurzellex. II, 201, von xafi in der bedeutung „beru-
higen, zähmen^ = skr. ^am xr]fi6 „maulkorb^ (vgl. griech.
wurzell. II, 108 wo nicht richtig) verwandt mit ahd. chamo
„gebifs*^.
Theodor Benfey.
90 Benfey
^xology colere, xogogy niXo^iai.
Dafs das sanskritische verbum car för organischeres
pcar stehe, ist schon mehrfach bemerkt; diese form er-
scheint noch in ä-^car-ya „wunderbar'^, eigentlich partieip
futuri passivi des verbum mit dem präfix ä; die bedeutong
fliefst ans der im sanskrit vorherrschenden ^häufig gehen^
und ist etymologisch ^das, wozu man häufig gehen muis^
wesentlich in demselben sinn wie sonst „wunderbar^ durch
das partic. fut. pass. von drip ,,sehen^ darpaniya vedisch
darpata „was man sehen mufs^ und auf ähnliche weise be-
zeichnet wird. Dafs dieses 9c, wie wir mehrfach ange-
nommen, aus organischem sk hervorgegangen, zeigen hier
mehrere verwandte formen , wie skr. kshal „sich hin und
her bewegen, wanken^, skhal „wanken^, kshar „flielsen^,
öxccQ in axaiQU) u. s. w. „springen* (vgl. skr. plu „flielsen,
schwimmen und springen" bei Westergaard und im nomen
plava „Sprung", plavaka „tänzer" u. aa.), oxbX in axeXog (gr.
wurzellex. I, 620 ff.)* Das griechische scheint mir hier, wie
so oft, den organischen anlaut bewahrt zu haben, in skr.
ksh ist er umgesetzt und in folge der phonetischen r^el,
nach welcher s hinter k zu sh wird (vollst, sanskritgramm.
§• 32, kurze §. 21), das s in sh umgewandelt; im anlaut
skh hat das s auf den folgenden laut aspirirend gewirkt
(vergl. acpsvS-ovi] öfpoS-Qog im verhältnifs zu skr. spand
und unzählige andere), in 9c zerquetschend zu palatal,
worauf dann das dentale s sich dem nachfolgenden pa-
latal dem Organ nach assimilirte, bei anlautendem c ist
endlich der anlautende zischlaut, wie oft, ganz eingebüfst.
Wo in den verwandten sprachen k anlautet, ist diese ein-
bufse schon in dem organischen anlaut sk eingetreten.
Das sanskritische verbum car hat die bedeutung „wan-
dern, im fortgesetzten gehen begriffen sein". Daraus geht
dann die bedeutung „weiden" hervor und zwar sowohl „auf
die weide gehen, auf der weide sich befinden" z. b. Ramä-
yanal, 41,26; II, 45, 33, als „auf der weide fressen" z. b.
Hitop. p. 81, 15 gardabhah ^asyam carati „der esel firilst |
-Hokoq, colere, xO(>o?, nikoftai, 91
frucht", Pancatantra, Kosegarten 229, 16 und Variante der
Berliner handsebrift zu Kos. 25, 4, wo dieser bhakshayi-
tum „essen", jene aber als synonym caritum hat; von dem
„opfer verzehrenden feuer" wird es Yajurveda V, 4 ge-
braucht; vgl. auch Naishadhiya I, 1175, wo mit präfix vi
„auseinander" vi car „weidend fressen". Daher im sanskrit
mit go „rind" zusammengesetzt gocara eigentlich „rinder
weidend" (vgl. auch gocarman „rinderweide", schwerlich
mit carman „leder" zusammengesetzt); dann heifst gocara
„weidend" überhaupt, indem, wie in andern mit go zusam-
mengesetzten Wörtern, die bedeutung von go eingebüfst ist
(vgl. goyuga „rinderpaar" und goshtha „rinderstall" in der
Zusammensetzung in der bedeutung „paar, stall" s. vollst,
sanskritgramm. s. 233 CI, CII, und über das wohl von
demselben Standpunkt aus zu deutende ved. gva, gvin, gu
[s. Böhtlingk-Roth sanskritwörterbuch unter 5. gu] Roth er-
läuterungen zu Nirukta XI, 19). Diese bedeutung „wei-
dend" erscheint vorwaltend als bezeichnung dessen, was
häufig besucht wird, zugänglich ist.
Die bedeutung „essen" tritt in dem sicher zu car ge-
hörigen verbum carv hervor, welches wir unbedenklich för
ein denominativ (aus •car-va(?)) nehmen dürfen. Doch
lehnt es sich wohl nicht an die bedeutung „weiden, fres-
sen", sondern scheint eher eigentlich „beiisen, mit den zah-
nen zermalmen" zu sein vgl. Pancatantra 259, 8, Devimä-
hätmya VII, 10 dantaip carvayati. Diese bedeutung setzt
es eher mit den nominibus cir-na cür-na vgl. verbum cürn
(eig. denominativ) cir-a, cir-a, car-man (griech. wurzellex.
II, 82) in Verbindung, die aber sicherlich ebenfalls aus car
hervorgegangen sind ; in ihnen liegt die bedeutung „reiben"
zu gründe, aus welcher die von „gehen" in diesem fall
erst durch Vermittlung von „schaben, hingleiten" entstan-
den ist „Beifsen" in carv ist als ein „zerreiben mit den
zahnen" gefafst, wie lat. mord-ere = skr. mrid „zerreiben".
Was das lautliche verhältniTs der erwähnten nomina zu
car betrifil, so ist in cir-a „lang* (vermittelt etwa durch
tempus terens, vielleicht jedoch ^uch schon aus der be-
92 Beufey
deutung ^gchn, hingehcD, zubringen, dauern"), das verbale
a durch einfluls des auf der nachfolgenden silbe stehenden
accents zu i geschwächt (vgl. von stha griech. arä-To aber
im skr. sthitä); auf analoge weise erkläre ich cira „altes
(zerriebenes) kleid"; es ist aus *cära entstanden (vgl. pita
von pa „trinken" + ta; tir4 aus *tära vom verbum tri),
cirna „zersplittert" und cürna „zerriebene Substanz, staub,
pulver" (woher cürn „zerreiben" ) sind eigentlich part. pf.
passivi, in denen ebenfalls durch einflufs des accents, wel-
cher hier ursprünglich entschieden auf die suffixalsilbe fiel,
das ursprüngliche a nach der allgemeinen neigung des Sans-
krits zu i und nach der im älteren sprachzustand häufig
hervortretenden zu u geschwächt ist (vgl. das intensiv von
car, welches cancur lautet vollst, skr. gramm. §. 173); die
dehnung des i, u ist nur folge des r mit einem consonanten
unmittelbar dahinter (s. vollst, skr. gr. §.57,2; kurze §.23).
Ob wir caru „opfer" aus der bedeutung „essen" oder
„begehen, vollziehen" ableiten sollen, will ich nicht mit Si-
cherheit entscheiden. Die gewöhnliche bedeutung von car
Stimmt eher zu der letzteren annähme; doch ist das opfer
eigentlich theils die götter-, theils die durch darbringang
geheiligte menschenspeise.
Zu car für ^car organisch *skar ziehen wir nun zu-
nächst griech. xoX in ßovxoXog u. s. w. lat. col-ere. Bovxoko
ist der form nach ganz und gar das schon erwähnte skr.
go-cara, doch hat sich die etymologische bedeutung „rin-
der weidend" im griechischen treu bewahrt. Bei dem lat
colere ist es interessant, dafs es mit ausnähme der bedeur
tungen „weiden und fressen" so ziemlich dieselben hat wie
das etymologisch gleiche skr. car; so z. b. „häufig besu-
chen" (skr. ä car), daraus (begehn) betreiben (bearbeiten)
Studiren (sam ä car, sam üpa ä car) thun, leben, dienen,
verehren (upa car und upa ä car) warten, pflegen (pari-
car). Dafs col-onus „anbauer" incola dazu gehört, bedarf
natürlich keiner bemerkung (vergl. mein griech. wurzeilex.
11, 287, wo hiernach zu ändern).
An die bedeutung „bedienen, verehren" schlieüit sich
-xoloif colere, xogoq, nilofiat. 93
xolo in &BT]x6log u. «. w. gr. wurzellex. II, 287, wo eben-
falls hiernach zu bessern. An die bedeutung ,, begehen,
behandeln, thun", xolo in dvaxolog (griech. wurzellex. II,
287), welches in seiner form ganz mit skr. dup-cara „schwer
zu begehen, zu behandeln'^ stimmt und auch wohl in der
bedeutung ursprünglich schwerlich verschieden ist; denn
auch duaxolog von personen bedeutet sicherlich „einen, mit
dem schwer auszukommen ist, dann mtirrisch u. s. w.*^ von
Sachen, „etwas was schwer zu behandeln ist, schwierig^;
beides beruht ebenfalls auf dem part fut. pass. (vgl. kurze
skr. gramm. §. 387) vom begriff „behandeln".
Ob sich an die bedeutung „essen" xoXov „essen" und
äxokog „brocken" (griech. vnirzellex. 11, 153) schliefse, ist
mir noch nicht sicher; xokog^ ov „gestutzt" u. s. w. (griech.
wurzellex. II, 152. 153) betrachte ich jetzt als mit xhinn
„brechen" (II, 172) zusammengehörig und verwandt mit
skr. kala; vergl. raXa mit rXri u. aa. der art oben bei tibq
n^a; xXda) ist erweiterung eines eingebüisten *xXfifAi nach
analogie des neben ddfivrjfn^ ddfivauai, präsensbildung nach
der sanskritbchen 9. conjugationsclasse von dam, erschei-
nenden dafdvdo)^ neben xixQfi^i' xixgdcDj vgl. xQdopiai neben
XQti aus *XQW'' (beiläufig bemerke ich, dafs dieses griech.
wurzeil. II, 191 irrig behandelt ist; es gehört zu x^Q =
skr. hri „nehmen" gr. wurzellex. II, 108).
Dagegen nehme ich fast wenig anstand xoQog „Sätti-
gung" hieherzuziehen, welches auf jeden fall griech. wur-
zellex. II, 136 irrig behandelt ist Ich leite es aus der be-
deutung „weide" ab. Was xoQewvfAi betriffl;, so erklärt
sich seine causale bedeutung zunächst dadurch, dafs es ei-
gentlich denominativ ist; ich leite es aus einem nomen
xoQ'tg mit snfKx eg = skr. as ab; dieses ist wesentlich
identisch mit dem thema xoqo in xoQog. Dafs sowohl das
Suffix skr. a = griech. o, als skr. as = griech. o^, eg aus
dem part. praes. ovt skr. ant entstanden sind, wie zuerst
vollst sanskritgramm. s. 142 §. 381 und s. 149 bemerkt,
vrird wohl schwerlich mehr bezweifelt; den zusammenhän-
genden beweis werde ich wohl noch gelegenheit haben zu
9 4 Benfoy
lieferu. An *7toQBg schlierson sich die generellen ableitun-
gen des verbum z. b. xexoQsafiai^ vgl. auch xo^ecy-rd^. Das
präsens ist durch zutritt von vv gebildet, oder, wissen-
schaftlich gesprochen, ein durch vv gebildetes adjectiv ist
zur bildung desselben vervrandt, vgl. skr. dhrishnü ^kQhn^
und präsens dhrishnomi eig. „ich erkühne mich**. Nach
derselben analogie ist, mit assimilation des g an i/, xoqev-
vvixi gebildet (vergl. d. zeitschr. II, 469). Im sanskrit er-
scheinen zwar keine verba denominativa dieser art, wohl
aber adjectiva der kategorie, welche ihnen zu gründe liegt.
Kuhn, welcher sich das verdienst erworben hat, die rich-
tige erklärung der verba auf vvvijii zuerst auszusprechen,
hat mit recht das vedische vridhasnu (Kigveda IV, 2, 3)
hiehergezogen, obgleich der Scholiast und die Pada-schreib-
weise vridhä 5 snn eine Zusammensetzung darin erkennen
zu dürfen glaubten. Dafs Kuhn's annähme richtig ist, zeigt
das in der gewöhnlichen spräche erhaltene vardhishnü, wel-
ches in analogie mit den übrigen adjectiven auf ishnü den
organischen accent — auf dem modificirenden dement — .
bewahrt hat und dadurch wie gewöhnlich das a der vor-
hergehenden silbe zu i schwächte (vgl. überhaupt Schwä-
chung von a zu i im skr. suff. it, vollst, skr. gramm. s. 153
und is, 8. 155, wo die dort noch mit fragezeichen verse-
hene bemerkung nicht mehr zu bezweifeln ist). Bezüglich
des a in dem vedischen vridhasnu ist entweder anzuneh-
men, dafs der accent vorgerückt ist, weil das organische a
gegen die sonstige analogie in diesem wort bewahrt war,
oder es ist bewahrt, weil sich in diesem einzelnen wort
schon die allgemeine neigung, den accent vorzurücken, gel-
tend gemacht hatte. Steht demnach ishnu für organisches
asnu, so ist auch das skr. carishnü für ^carasnü zu nehmen
und letzteres der form nach ganz identisch mit dem in
xoQivvvfAi zu gründe liegenden xoqbgvv.
Schliefölich bemerke ich, dafs zu der nebenform von
car nämlich cal „bewegen", mit dem gewöhnlichen reflex
von skr. c durch griech. tt, wie schon Pott etymol. forsch.
I, 227 vermuthet, nikofiai, u. s. w. (irrig griech. wurzeUex.
-xoXoqj colere, xoooq, nfkofiai. 95
II, 292. 293 behandelt) gehört. Es entscheidet dafiSr alno-
?^og für aiy-nokog ganz in analogie mit ßovxoXog und a/i-
cfinoXogy der bedeutung nach identisch mit skr. paricara.
ndXXw ist ebendaselbst irrig für nakjia nach der 4. conju-
gationsclasse genommen; es ist, so gut wie ßdlltü = skr.
galayämi, causale fQr nakejcoj was jetzt als allgemein be-
kannt vorausgesetzt werden darf. Zu der intensivform nai-
ndklo) fQr nuiTtaXjo) (eigentlich deponens, im sanskrit noch
im Atmanepadam =3 medium, flectirt, von dem intensiv-
thema nainaX) ziehe ich jetzt auch nainaXong und zwar
in der intensivbedeutung , welche die verba, die „gehen"
bedeuten, im sanskrit stets annehmen „krumm gehen^ (vollst.
skr. gramm. §. 165 ausn. 1), also „mit Windungen (naiTiaXo)
versehen (j:^vt)^ tortuosus. Zu lat. pulvis, -veris, pollen
vergleiche man, der bedeutung wegen, das oben erwähnte
skr. cürna; das suffix ist vas und van (pollen fiir polven),
welche aus org. vant hervorgegangen sind wie an und as
aus organ. ant (vgl. vollst, skr. gramm. s. 170. 171 zu va,
vat, van, vara, vala, vas, und ved. ribhvan, ribhvas, ribhva
und ribhus nebeneinander bei Böhtlingk-ßoth sanskr. Wör-
terbuch). Dafs niuTiijD hieher gehörig, ist schon griech.
wurzellex. 11, 293 bemerkt; ebenso nol^rog „das herumbe-
wegte, herumgeröhrte = brei". tiwqo in raXai-ntagog er-
innert an SvaxoXog'^ wegen des gedehnten verbal vokals vgl.
oben bei xcSfiog. Wahrscheinlich gehört auch poples, po-
plitis hieher, aus poplu-vat „mit vieler bewegung verse-
hen", weil die kniekehle der am häufigsten bewegte theil
des menschlichen körpers ist.
Theodor Benfey.
96 Pott
Ovidiana.
(Fortsetzung.)
3. E g e r i a.
Für Egeria, 'Ilyegia*)^ allein bei Dion. H. ü, 60,
vcrmutblich blofs um eines unberechtigten hinschielens nach
aiyei()og (Schwarzpappel) willen, Ai/egia, schickt sich, glaube
ich, eine namenserklärung, welche von der quelle ab sol-
cher ausgeht und nicht von der quellnymphe (vgl. Ov. M.
XV, 547 fg.) als person, am naturgemäfsesten. Unter die-
ser, gewifs nicht zu willkürlichen Voraussetzung denke ich
an lat. egero. Dem steht nicht gerade der umstand ent-
gegen, dafs dies verbum, nach Freund, bis auf ein beispiel
im Bell. Alex., nicht voraugusteisch wäre. Solcher man-
gel an schriftlichen Zeugnissen bewiese nichts z. b. mit be-
zug auf die Volkssprache. Von einer springquelle könnte
gauz füglich Egeria gesagt sein, etwa als aqua, quae ege-
ritur ex terra, wie z. b. aquam egerere vomitu Curt
VII, 5, bitumen egerit von einem see Tac. H. V, 6, und
sogar von thierischcn ausleerungen egeries. Vielleicht
eigentlich adjectivisch, wie Jupiter elicius (hervorlockend,
also activ), Genius u. s. w. Egerit hie fluctus Ov. AL
XI, 488 vom ausschöpfen des eingedrungenen wassers aus
dem schijSe. — Zwar hat Fest. p. 58 ed. Lindem, die xio-
tiz: Egeriae njmphae sacrificabant praegnantes, quod
eam putabant facile conceptam alvum egerere. Das
scheint nur eine in den namen gelegte deutung, wdcher
sich schwangere zu ihren gunsten hingaben, obschon dies
wider alle Wahrscheinlichkeit für die wahre und ursprüng-
liche gehalten würde. Doch fand, was nicht zu überse-
hen, Diana (ja auch, als Lucina, geburtsgöttin) zu Aricia
Verehrung. Vgl. noch Egeria Marcella Gruter. p. 392 n. 2
und sogar ein Jupiter Aegerius p. 72 n. 5 als citat zu Liv.
I, 19 und s. jetzt Preller röm. myth.279. 508. 542. 577.
*) Etwa daraus durch motion ins männliche 'Hy/g^oq Suid., Antipater
Th. 64 als mannsname.
Ovidiana. 97
4. Ascanius.
Ascanius binominis, weil sonst auch I u 1 u s geheifsen.
Ov. M. XIV, 609. Des namens !Acxdvioq fuhrt Pape vier
auf; sämmtlich aus EJeinasien und mit dem Troerlande in
bezug. Sehr erklärlich: man lehnte, wie vielen geschicht-
lichen persönlichkeiten bei den Griechen ein von flQssen*)
entlehnter name zu theil wurde (s, d. zeitschr. VI, 245), auch
diese sagenhaften an den gleichnamigen flufs in der Land-
schaft 'Aaxavia Strab. XIV, 681 an, die an der !Aaxavia
AifAVJ}^ auf der grenze von Phrygien und Mjsien, belegen
war. Ob damit der Aschkenas der bibel, wie Bochart
wollte, in Verbindung stehe, ist höchst zweifelhaft. Tuch,
Genesis s. 205 ausg. 1. Von besonderem interesse ist aber
zu sehen, vne das mittelalter (nicht viel anders, wie die
Römer und überhaupt mehrere italische Völker ihrer ge-
schichte die troische sage vorstückten) desgleichen Troja
in seine geschichte hereinzuziehen bemüht war. Man glaubte
um einige zoll an gröfse und adel zu wachsen, gelang es
in irgend einer, ob auch noch so gewaltsamen und vrider-
sinnigen weise seinen Stammbaum anzuknüpfen an jenes alte
ereignils zvirischen zwei welttheilen, welches, wenn auch nicht
ganz von dichterischer phantasie erfunden, doch durch sie
ausgeschmückt und getragen, dieselbe ununterbrochen wach
erhielt, virie, nur in anderer weise, bis zum heutigen tage. —
Aschkenas als söhn Gomers, welchen letzteren man, durch
den namen der Cymri (Cambri) unterstützt, als ahn der
Kelten, Gallier, deutete, ward hiedurch zum Vertreter
zunächst der Franken in Gallien, und damit, in einer ge-
wissen naturgemälsen folge, vne gut von Selig Cassel
magyarische alterth. s. 315. 320 gezeigt worden, die be-
zeichnung von Deutschland bei den Juden. (Vgl. auch
*) Einen merkirürdigen beleg daftir giebt noch Aiaaqa^ wirkliche oder
mythische tochter des Pythagoras. Phot. 438, b. 30. Ganz unzweifelhaft
nach dem flösse AiattQ oder ASaä^oq bei Kroton in Unteritalien, weil der
genannte philosoph sich hier vonragsweise aufhielt (Tiedemann, Uteste philos.
8. 267).
vra. 2. 7
98 i*ott
noch die askanische dynastie sammt Aseliersleben!).—
"lovlng als angegebener mnafsen späterer nanie für den As-
canius, scheint, wie man, und in dem falle gewils mit
recht vermuthet hat, dafs seiner nicht vor der kaiserzeit
gedacht wird, aus einer gewissen Schmeichelei ftkr das Ju-
li sc he geschlecht erfunden, dem ja Cäsar angehörte. So
wurde nun mittelst seiner (Liv. I, 3) die gens Julia, indem
"Iov).og ihr Stammvater sein sollte Strab. XIV, 595 (ja da-
her 'lovlüg nach Steph. B., wie auch Romulidae, f. Römer),
in die troische stammsage der Römer aufs innigste ver-
flochten und dadurch ihr genealogischer rühm bedeutend
erhöht. Aller Wahrscheinlichkeit nach war aber Julius
weder troisch noch griechisch (wie z. b. der mannsname
'lovkiog Ar. Eq. 405; doch wohl von tovlog^ und zwar
eher in dem sinne von milchhaar, wie Barbatus, Aheno-
barbus u. s. w. als in dem von Garbe), sondern in Italien
einheimisch. Indem man aber auf Verlängerung des Stamm-
baums der nachmals so ber(\hmt und mächtig gewordenen
Julier nach rückwärts bedacht nahm: bot sich vielleicht
V^og, der eponymus von Ilium, zu dem zwecke dar, in-
dem man ihn eben so unbedenklich in einen "lovXog um-
taufen mochte, als wenn zufolge einer nachrieht bei Tac.
II. V, 2 der name der Idaei, anwohner des berges Ida auf
Kreta, soll, mithin unter ziemlich gleichen vokalverhältnia-
sen, zu Judaei umgeformt sein. Vgl. II ia Fest. p. 225
an stelle der Rbea Silvia, und sogar bei Creuz. 11, 975
aus dem Schol. zu Pers. Sat. I, 72 der Trierer handschrift:
„Palilia dies sacer in honorem Iliae [man denke!], quae
peperit Remum et Romulum, et dicontur Palilia quasi
parilia^. Bekanntlich doch von der birtengöttin Pal es
und folglich denominativ, wie puerilis, anilie, smiis und
daher, wenn auch je zuweilen Parilia geschrieben, dann
dies doch nur aus dem dränge, die beiden 1-1 zu dissimi-
liren (et. forsch. 11, 99), und nicht verbalableitung aua pa-
ri o, etwa nach dem muster von habilis, agilis (das i
kurz). Vgl. über die flamma Palilis als einen, dem johan-
nisfeuer ähnlichen brauch Grimm mythol. s. 356 ausg. 1.
Ovidiana. , XJg||««tJ^
Creuz. n, 997, wo auch von einer form IlaJitjXujc in Plat.
Kom. cap. 12 die rede ist. Das liefse sich durch fiddlis:
fides (also nicht aus fidus) rechtfertigen, wogegen freilich
üagccvTaha Dion. H. I, 88 p. 229. Reisk. bloise vermen-
gung scheint mit den Parentalia von parentes.
Der Sil vi US (von silva, etwa noch fQr rohe zustände
ohne eigentlichen ackerbau?), Alba (nach der Stadt, unter
beibehaltung der sonst doch gewöhnlich feminalen endung),
Latinus*) (erst als gentUe aus Latium hergeleitet), Ti*
berinus (desgleichen vom flusse Tiberis, nicht umgeiEehrt),
Aventinus (nach dem hügel) sind nicht wahrhafte per-
sonen, sind vielmehr namen, nichts als eitel leere und in-
haltlose namen, womit die speculation wirkliche lücken in
der geschichte kümmerlich zu verdecken vergebens sich
abmühete. Siehe die vergleichende tabelle albanischer
könige im Drakenborch'schen Livius vol. I. p. 51. Weiter
der Epitos, als daktylus bei Ovid, meint wohl den^'HTnH
TOiS, woher der troische herold *HnvTiSt]g L. XVII, 324.
Vgl. i^Ttvra xr^Qv^ H. VII, 384. Mithin ein, das amt schon
durch sich selbst verrathender name, wie vielleicht nicht
minder KrigvxiSrjg Archiloch. frg. 39, was indefs auch von
Kt]^^ (als herold söhn des Hermes) Paus. I, 38, 3 stam*
men könnte. Nicht auch von gleicher wurzel (man ent-
sinne sich femer des figtijnvog *^Qrig) Adnvvog^ Akanthier,
Hippocr. 1127, b., sei nun das intensive Aa- darin zu su-
chen, oder Xaog, wie vielleicht desgleichen in jiaßdvag in
d. zeitschr. VI, 49, da es der schreier {SrivxwQ von axivui\
"Ißvxog 141 und TtjlBßoag) noch sonst genug giebt? Sollte
aber statt Epytus (auch Fast IV, 43) vielmehr Aepytna
gesetzt werden dürfen = y^invrogi dann würde hiemit
— passend! — ein landsmann des Arkader Evander ge-
wonnen. Der Atys beim Livius, welcher an die Atii er-
innerte, erklärt sich leicht genug, jirvg pafst als söhn des
*) jiaTUoq in Verbindung mit den Tyrrhenem bereits Hei. Th. 1018,
welche crwÄhnung aber schon an so unerwarteter stelle die frage nach spä-
terer Interpolation heraosfordert. V{^. Bemh. Gr. Lit. n, 247 fgg.
7'
100 Pott
Tv()(n]v6i; in die lydische sage, welche die letzteren nach
Italien wandern und dem lande Tyrrhenien (Etruria) den na-
men geben lä&t. Post hunc (Epyton; so richtiger mit y)
Capetusque, Capysque, Sed Capys ante fiiit Kanvg^
söhn des Assarakus, vater desAnchises IL XX, 239; ApoUod.
m^ 12 (8. auch D. Hai. I, 71 ; App. P. 1, 2; und vgl. Ka-
nvXog^ unstreitig rait deminutiv -endung auf einer phrygi-
schen münze), und hienach grofsvater von Aeneas, kam
demgemäfs den alterthümlern wahrscheinlich äufserst gele-
gen, um damit Capua, Kauvri, in Verbindung zu setzen.
Vulturnum, Etruscorum urbem, quae nunc Capua est, ab
Samnitibus captam; Capuamque ab duce eorum Capye,
vel (quod propius a vero est) a campestri agro adpella-
tarn. Liv. IV, 37, 1. Ich halte die von Livius gebilligte
etymologie nicht für allzu sicher, trotzdem dafs auch Plin.
111,9 p. 602. Franz. hat: Capua ab campo dicta, und
Leo Meyer in d. zeitschr. VII, 288 eine Verbindung von
xf]7iog, dor. xänog Ahrens Dor. p. 140 (also mit langem ä)
sowie unserem hufc mit campus nicht unschicklich fin-
det trotz des dort mangelnden nasals. Capua, übrigens
ja die hauptstadt Campaniens, hat aber vom kürze, und es
ist mehr als zweifelhaft, ob die endung etwa einem -uus,
-ivus im sinne eines örtlichen adjectiv-suflSxes, wie in
Camp-anus (be wohner der ebene, wie montanus u. s. w.)
oder camp-estris gleichkomme. — Nach Fest. p. 34.
Lindem, und dem commentar dazu p. 361 und nach Serv.
ad Virg. Aen. X, 145 hätte die Stadt von einem falken
den namen, obwohl auch hier wieder die meinung getheilt
ist, ob von dem so geheilsenen vogel oder von einem
manne, der wegen gekrümmter zehen selber erst den na»
men Falco (denn capua hiefse man im tuskiscben leute
mit solcher Verdrehung) empfangen hätte. Ersteren fiüb
aber wird gesagt: Constat tamen, eam a Tascis coBditam
de viso falconis augurio, qui Tusca lingua capys dicitur.
unde est Capua nominata. Scaliger meinte aber: xänog
nagä t6 xdnTea&ai (also von dem gierigen verschlingen),
-ijyovv xdfiTiTBa&ai, nämlich weil die raubvögel yafM^lfdvv-
Ovidiana.
^01 seien. Semitische erklärungen, jedoch, wie mir scheir
DCD will, von nicht allzu sicherem Charakter bei Stickel,
das etruskische s. 252. Ob nun Capua wirklich, wie im
deutschen viele Ortschaften, nach falken benannt sei, was
immer wahrscheinlicher ist als nach einem KaTtvg (zumal
dem Trojaner, för welchen ein sonst fiir einen mann nicht
unschicklicher name — vgl. familienn. s. 603 — doch kaum
aus der tu ski sehen spräche herzuholen wärel), — das
auszumachen, wird uns wohl fbr immer versagt sein. Von
interesse bleibt aber fQr mich die notiz von der italischen
(ich möchte freilich zweifeln, ob in der that tuskischen)
benennung des falken, welche als capus (wie es scheint,
jedoch decl. 2 z. b. dat. plur. capis, acc. cappos, und
nicht 4), capo (durch vermengung mit kapaun), capis
oder capidus (bei DC. und Diefenb. Gloss. Latino-Germ.)
das mittelalter beibehält. Freilich mit einer herleitung, die
zu den obigen durchaus nicht, wohl aber zu den „fan-
gen^ (klauen) der raubvögel vortrefflich stimmte, nämlich
von c apere, worauf sogar Grimm accipiter (was indels
wxvnTBQog) zurückbringen will. Capus, falco, avis, a
capiendo. So z. b. Papias. Man nahm aber als söhn
des Capys (diurch das y sich als griechisch verrathend)
einen, im namen, auch der Quantität nach, anklingenden
Capetus, KccTiETog D. Hai. I, 71 noch mit in den kauf,
welcher sonst unter den freiem der Hippodameia Paus.
VI, 21. 10 aufgezählt wird. Kaum ein gleichsam ins grie-
chische umgedeuteter Capito. Vielmehr ward wohl ein my-
thologischer anhält darin gesucht, dafs unter andern ihres
namens es auch eine 'Innoöd^iuct gab, die gemalin des Alka-
thous, welche eine tochter des Anchises war. IL XIII, 429.
Man könnte aber auch die steUe, welche dem Capetus
bei Livius zwischen Capys und Tiberinus, als söhne des er-
stem und vater des letztem gegeben wird, qui, in tra-
jectu Albulae amnis submersus, celebre ad posteros nomen
flumini dedit (nein; umgekehrt wie marinus von mare), —
sich vielleicht versucht fühlen, es habe dabei die appella-
tive bedeutuug des wertes xdntxog (graben) mitgewirkt.
I^JQfl. - Pott
D. Hai. I, 7, 1 giebt, statt des Capetus, dem Kapys einen
KdlnsTog zum nachfolgen Eine Variante, von der ich
glauben möchte, sie sei vielleicht der gens Calpurnia zu
liebe erdacht, die von einem KdXnog^ söhne des Nnma,
abstammen wollte. Nicht unmöglich wäre aber auch, man
habe damit an den flufs KdlTiag in Bithynien erinnern
wollen.
5. Ardea.
In Ovid's Verwandlungen gründet sich, wie überhaupt
bei einer grofsen zahl mythischer erzählungen, so auch der
kern mancher legenden auf etymologie, und niohts we-
senhafteres. Davon giebt Ardea, das vielleicht, ich wdis
nicht ob hoch gelegen, aus ardua (sc. nrbs; vgl. ^ Atsuta^
t6 Jflnv) seine wahrhafte deutung empfangen möchte , ein
der namenserklärung von Capua entsprechendes beispid.
Daher XIV, 537: cadit Ardea, Tumo Sospite, dicta po-
tens (etwa ardua?): quam postquam barbarus ignis Abs-
tulit — congerie e media tum primum cognita prae-
pes Subvolat cet. — Nomen quoque mansit in illa TTrbis
(die Stadt nach einem bis dahin, weil sachlich, doch auch
gewifs namentlich unbekannten vogel, ardea &= kgwdiog^
ei, das wäre!), et ipsa suis deplangitur Ardea pennis.
Als im gründe nur erschlossener erbauer von ZZieZ-
Xrjvt] wird — nach der für das ältere Griechenland schwer-
lich glaubhaften sitte, Ortsnamen nach menschen zu benen-
nen — genannt entweder 1) ein IlilXfjVj Argiver, söhn des
Phorbas Paus. VII, 26, 12, oder 2) nkUtig, vater desT^e^.
daiog^ d. i/YntQi}(5iog^ könig von Achaja, Schol. Ap« IQi.
I, 176, welche benennung offenbar aus 'Y7i6Qi]aii]j dem na-
men der Stadt in Achaja II. 11, 573 [t lang] (nach Pans.
VII, 26, 1 das spätere Aigeira, zwischen welchem und Si-
kyon nsXXi]VT] lag), herausgenommen worden. Söhne des
Hyperasios, folglich enkel des PeUes, waren aber l^arigtog
8h xal j4fiq)i(ov, die Argonauten. Ap. Rh. I, 176. ITtk"
Xi]vtj übrigens nebst IleXldva, IlhXXa, könnten, wo die ört-
lichkeit keinen einspnich thut, recht wohl von nkXXa^ stein.
Ovidiana. 103
ausgehen. Ist es demnach blofser zufall, dalis ardeolarum
tria gencra: leucon (H^ron blanc), asterias, pellos {nil'
log. H^ron cendr^) Plin. H. N. X, 79 p. 171. Franz. ganz
ähnlich neben einander stehen, wie Asterios und Felles
eben? Von der mittlem reiherart, d. h. dem rohrdommel,
welchen Nemuich nach der Zeichnung benannt glaubt, be-
merkt jedoch Harduin: !AGTtQiag, ceu stellaris, uou a punc-
tis, sed quia volatu Stellas petere videatur: uude et ar-
dea. Hinc poSta: supra Tolat ardea nubem. Er
denkt also an ardua, was aber doch viel eher auf die hohe
gestalt dieser vögelgattung ginge als auf ihren hohen flug.
Da übrigens ardea von igwdtog nicht zu trennen ist (kaum
doch von ar und unda am wasser), schlägt die erklärung
aus arduus = 6g&6g (also mit {/•) fehl. £tym. forsch. I,
240 ausg. 2. Nicht vielmehr aber aaieyiag daher, weil er
nachts (bei Sternenlicht) sein weithin schallendes geschrei
ertönen läfst? Sonst erklären sich !AaTi{iiog und *^öTBQi(av^
söhn des Kofitjnjgj Ap. Kb. I. 35. Apollod. I, 9, 1(), alle
beide Argonauten, zur genüge daraus, dal's es auf Seefahr-
ten leitender sterne bedarf. Z. b. ^Jareonäeia^ tochter des
Okeanus und der Tethys Schol. Ap. Rh. III, 242 (eine genear
logie, welche ftir sich selber spricht), d. h. also Vorsteherin
des „ Sternen weges ", wie es auch eine Athene als Kskiv^
xfaa (zum wege gehörig) gicbt. Faus. III, 12, 14. Kofujrtjg^
welch es, obschon es, wie der hirtenname Ko^iuzctg un-
zweifelhaft einen „langhaarigen" (vgl. Cincinnatus) bezeich-
net, ähnlich genommen werden könnte, geht doch in un-
serem zusammenhange gewifs auf Kometen, d.i. haar-
sterne. Vgl. den söhn des Aegyptus Xaltug, was wegen
Xaixti sich vielleicht auch auf eine Stella jubata Varr.
oder crinita, und zwar um so mehr deuten läl'st, als die
Danaide, welche ihm als frau zufällt, !JaTB()i€t lieifst.
Apollod. II, 1, 5. Selbst obiger "J^ifiwv mag, als cii%ui-
tu8 gedacht, eine astronomische bedeutung haben.
104 Pott
6. Stellio. Ascalaphus.
Zufolge Met. V, 451 flg. wird von der Ceres auf ihrer
Wanderung ein unverschämt die göttin spottender knabe in
eine eidechse, stellio, verwandelt: variis stellatus Corpora
guttis. Vgl. ausl. zu V. 438. Griechisch war das yalsei-
T7]g, eine bunte eidechscnart = äaxalaß(iTi]g^ öxaXaßdxriq
oder daxdkaßog. Creuz. IV, 467. Bei Diefenb. Gloss. La-
tino-Germ. v. Accalabus u. s.w. sowohl eydefs als sche-
vout (bubo) u. s. w., aber nicht, wie DC. daxaXaßoTtig* 6
fAvq. Defshalb reiht sich an diese geschichte, selbst der
blofsen lautähnlichkeit nach, die von ascalaphus, ama-
Aaqpog, ein nachtvogel und wahrscheinlich, schon der gran-
dia lumina wegen, eine eulenart, unmittelbar an. Ascalaphus
ward an der Proserpina zum verräther, indem er allem von
allen (d. h. in der finsternifs des Hades) es gesehen, wie
sie von einer granate etwas gegessen hatte. Ans zom
darüber verwandelte die fürstin des E rebus den Askala-
phus, quem quondam dicitur Orphne (also ogtfvri^ finster-
nifs, und gleichen Ursprungs als ÜQsßog, nämlich ans igigm)^
Inter Avernales haud ignotissima Nymphas, ExAcheroote
furvis (s. etymol. forsch. I, 577 ausg. 2 ) peperisse sub an-
tris, zur strafe in ein — leichhuhn. Foedaque fit Tohi-
cris, venturi nuntia luctus. Ignavus bubo, dirum mortaHbns
omen. Met. V, 539 sqq., vgl. d. zeitschr. II, 421. Ein ftn-
fserst erklärliches und mit dem Volksglauben innig zusam-
menhängendes motiv der Verwandlung. Auch beim ApoUod«
I, 5, 3 heifst 'AaxdXacpog ein söhn des Acheron. — Warum
aber auch ein andrer des namens, könig der Minyer, als
söhn des Ares und der Astyoche (s. d. zeitschr. VU, 257«
Heyne Apollod. Obss. p. 288) ? Den Ares als vater eines
Askalaphus verstünde ich freilich leicht, weil jener gott
al# „männermordend" genug menschen, und zwar vor ihrer
natürlichen lebenszeit, in den Hades hinabsendet. Was
hat damit aber eine Astyoche, d. h. stadtschirmerin, zu
schaffen? Vielleicht erklärte sich auch dies, im fall es sich
um eine solche eulenart handelt, welche sich nicht in wäl-
Ovidiana. 105
dern, sondern, und das ist ja auch für ein leichhuhn pas-
sender, in der nähe menschlicher Wohnungen au&ii-
halten pflegt. Ol 5' !Aa7ih]ö6v haiov, id' 'Og^ofieviv Mi-
vveiov Twv riQx '^(^xdkacpog xai 'Idkfievog u. s. w. heilst
es von diesen söhnen des Ares und der Astyoche II. U, 511.
Hat demnach etwa der bootische fluls Mikag ,,der schwarze^
zwischen den eben genannten beiden Städten Strab.
IX, 407. 415 Paus. IX, 38, 6 einflufs auf einfQhrung von
!JöxaXacfOQ in obige genealogie gehabt? Weil aber die
Astjoche den Askalaphus und lalmenus gebar So^Kjp !^xro-
Qog l4^dSao^ und bereits in d. zeitschr. VII, 257 mir*/aA-
ixivo^ als missus (vgl. missi — coloni Ov. Trist. III, 9) und
Ü/dxTioQ als führer, auf wegfiährung einer kolonie anwend-
bar schien: ist mir jetzt der gedanke gekommen, ob nicht
mit solcher kolonie eigentlich niederlassung der verstorbe-
nen in der, zuletzt alle sterbliche in sich aufnehmenden
{navSixTtjg) behausung des Hades (daJ,a' !Atdao) gemeint
sei. Darauf bringt mich, auTser Askalaphus als todtenvo-
gel und dem ausdrucke laAAco, der mit iccTtTO) so ziemlich
zusammenfallt (daher zu anfange der Ilias rpvxdg Ü^iSi
agotaxfjsv sandte zu früh, vor der zeit, hinab zum Hades),
ganz vorzüglich noch der 'A^^g (oder Id^Bvg Paus. IX, 37,
1 und 3), des Klvfjiivoio IlQeaßmvuidao jüngster (wie Ergi-
nos, vater des Trophonios und Agamedes, dessen ältester)
söhn. Kkvfjtevog allein, oder mit jiiärjg verbunden, wird
f&r den regenten der unterweit gebraucht, vielleicht weil
dies ^in locus celeber et frequentatus. Möglicherweise soll
auch Kljmenus, vater des A^evgj den Hades vorstellen,
und es wäre hübsch, wenn man gar in letzterem (etwa
Zevg mit priv. «-?) einen Vedius, Vejovis oder Zevg x^o-
viog und xarax&oviogj Tartareus Juppiter; Juppiter
infernus, Stygius, niger und dgl. suchen dürfte. Ja aus-
drücke vom Pluto, wie Taenariae moderator aulae; do-
minus regni tristis; carentes luce qui regit domos u. ä.
konnten auch der Astyoche als einer walterin in der un-
terirdischen Stadt gewissermafsen die stelle einer zwei-
ten Persephone im Orkus anweisen. Bedeutete dann aber
106 Tott
IlQiaßüDV^ der söhn des Minjas (ein andrer des namens
war söhn des Phrixos), eigentlich die älteren (TtQeaßvg)
vorangegangenen, und schon in den Hades {KXvfiBvog) hin-
abgestiegenen geschlechter?
Augenscheinlich aber soll der knabe, welchen Deme-
ter in ein erdthier, die eidechse, und jener zweite, wel-
chen ihre unterirdische tochter in einen unheimlichen nacht-
vogel verwandelt, bei Ovid eine art gegensatz bilden. —
Aehnlich, allein wohl blofs dem wortanklange zu gefallen
erdacht, ist die Verwandlung der Gälanthis IX, 304, ei-
ner dienerin der Alkmene, in eine ya?,^ {a kurz?) d. h.
wie Schneider aus dem epitheton flava comas v. 307 schHefst,
das wiesei, welches aus dem munde junge gebären soll
Ael. H. Anim. 2, welchen glauben man daraus erklärt, dafr
man diese thierart zuweilen ihre kleinen mit dem munde
forttragen sehe. Es wird aber erzählt: Lucina sei über
Gälanthis das, auch in betreff des trächtigwerdens durch das
ohr und des gebärens durch den mund sonderbare schick*
sal zu bringen durch den umstand veranlafst worden, dais
sie, von dieser gemeinen magd tiberlistet, die Alkmene an
der geburt des Herakles zu hindern einen augenblick au-
fser acht liefs. Deshalb sollen die Thebaner das wiesei
verehrt und „des Herkules amme'^ genannt haben. Un-
streitig auch der grund, warum beim Anton. Lib. 29 ausNi-
kanders Verwandlungen unsere Gälanthis (er selbst heilst
sie Galinthias) tochter ist vom Thebaner Prötus. In
Wirklichkeit scheint FaXav&ig (schwerlich lAxakavö-ig^ das
wäre distelfink beim Libanius) aus dem im thema gekCkrz-
ten ycika (statt yalcexr mit äv&og) gebildet, und demnach
„milchbltithig'^, d. h. etwa „wie milch und blut^ oder^ wie
ich mich von der färbe der wangen gelesen zu haben er-
innere: „wie rosenblätter auf milch gestreut^. So wäre
MelccvOia auch wohl wesentlich gleich mit fA.skav&^g (das
schlufs-ar in fiÜMv verwischt), schwarzbltihend, schwarz
gefärbt. Es könnte übrigens mit dem namen auch auf den
ya?M^iccg y.uxXog^ oder die milchstrafse, angespielt sein, in-
dem ja der mythus wollte, diese sei entstanden, als der
Ovidiana. 107
junge Herakles an der Brust der Hera, obgleich seiner und
seiner mutier feindin, sog. S. Preller 1, 1 14; H, 122 (Die mei'-
nung ist wohl die: es entstand die lichte milchstrafse aus
der Verbindung vom Herakles, als strahlendem sonnengotte,
mit der Hera als wolkenhimmel).
7. Cerastias, Propoetides.
Ksgaaridg, ddog^ der angäbe nach, schwerlich jedoch
in prosaischer Wirklichkeit, alter name von Cypern Steph«
B.; bei Nonn. D. 3, 614. Kagaatigj vgl. XUI, 441. Ov. M.
X, 220:
At si forte roges fecundam Amathunta metalli.
An genuisse velit Propoetidas; abnuat aequc
Atque illös, gemino quondam quibus aspera cornu
Frons erat; unde etiam nomen traxere Cerastae,
KiQccaTjjg (gehörnt, gleichsam xegaatpogog^ wie dsa/^civfjg
fesseln tragend, gefesselt, während avecfavcüTijg activ: der
kränzende; und daher auch die homschlange) könnte nar
türlich auch auf juvenci gehen. Aber war denn Cypern so
ausgezeichnet durch homvieh? In der Gierig^schen aus-
gäbe: Ipsa insula dicta Cerastis, quia, auctore Xenagora,
noXld xipara, tovt* kari 7io?JMg i^o^oig, %€i, quia mul-
tas eminentias, i. e. promontoria, habebat. Adde Steph. in
h. V. Hinc nata fabula. — Wirklich ward xegag^ wie das
schweizerische hörn, in derartigem örtlichem sinne ge-
braucht. Z. b. Kigag Vorgebirge bei Byzanz Pol. IV, 37, 7
„das Goldne Hörn''; und Ki^ata (plur.) zwei berge zwi-
schen Megara und Attika Strab. IX, 395. Nichts desto
weniger, wie mich bedünken will, eine, mindestens anlan-
gend die verwandluDgsscene, etwas weit hergeholte und zu
nüchterne erklärung. Der name v. 229: Ophiusiaque
arva parabat Deserere alma Venus lie&e mich daher fast
auf cerastes im sinne der Schlangenart rathen, da „Ophiu-
sia olim dicta Cyprus ob serpentium multitudinem v. Span-
hem. ad Arist. Plut. p. 717''. Dem einwände aber, warum
in diesem falle die Verwandlung jener frevler, welche dem
Jupiter Hospes, ^iviog^ statt der kätber und schafe viel-
108 Pott
mehr selber bospites schlachteten und als (menschen-) opfer
darbrachten, nicht in homschlangen, sondern in rinder er-
folgt sei, begegnet man etwa damit: sie sollten nun selber,
wollte die kyprische göttin, zu opfervieh werden, wozu
schlangen, versteht sich, nicht gehören. Spräche aber
Ovid nicht ausdrücklich vonjuvenci: so hätte man triftigen
grund, bei den cerastae vielmehr an auch hömertragende
Widder zu denken. „Widder und taube waren sehr alte
Symbole, von Cypern her fast überall, wo man die Venus
findet. So ist der widder ein sehr gewöhnliches Symbol
der cyprischen münzen^ u. s. w. Preller myth. II, 233.
Die Prostitutionen der Propoetiden (vergl. ebenda s* 230)
ständen dann damit in sehr begreiflicher Verbindung. „Mos
erat Cypriis, virgines ante nuptias statutis diebus dotalem
pecuniam quaesituras, in quaestum ad litus maris mittere,
pro reliqua pudicitia libamenta Veneri soluturas^. Just.
XVin, 5. Ich halte hieraus etymologische erklärung der
Pröpoetides als ante (nuptias) concubantes (cum viris)
für gerechtfertigt. Nämlich als die demente, woraus der
name bestehe, gelten mir ngo und 6nvi<a^ att. o;n;a) (im
med. nubere), vgl. etym. forsch. I, 647 ausg. 2 , womit ich
nakkaxiSi TtQOuiyrjpat Od. IX, 452 zusammenhalte. Das
lange o (also griech. a>), falls nicht etwa blofs durch lati-
nisirung, wie zuweilen in pröpino, zugelassen, wäre folge
von contraction, mundartlich etwa statt ov (aus o mit o)
und einigermafsen mit ^Sintg dorisch neben Ovnig statt onig
(Vergeltung, räche) vergleichbar; oe, o*, aber auch wohl
kyprische Sprechweise statt v-ivig, plur. v-i^riSeg fem. —
Kaum, trotz der (ptloTi]aia igya, zu noulv. Mit demsel-
ben Suffix, wenigstens von einem Substantive, bei Steph. B.
MiyvDvitig^ beiname der Aphrodite, von dem lakonischen
orte Miydviov Paus. III, 22, 1 ; ich weifs nicht ob auch
mit hinblick nach dem (piXovfjrt fiiy^vai. Eine 'A&tfvä
' OipäalfilTig Paus. III, 18, welche Plut. Lycui^. 8. 11 in
dorischer mundart 'OTinliuv (s. Sehn., und Grenz, zu den
abbildungen s. 41) heifst. Desgleichen yl&tjvag Ugov im^
xkf]aiv Maxavinöog Creuz. II, 750. Ferner geographisch
Ovidiana. 109
z. b. '[ojkxlug ein theil von Thessalien, oder XaXxltig in-
sel in der Propontis, nach erzgruben so benannt.
8. Virbius, Hippolytus.
Ov. M. XV, 541 sqq.:
(Venus) Delo Cretaque relictis
Hie posuit, nomenque simul, quod possit equorum
Admonuisse, jubet deponere. Quique faisti
Hippolytus, dixit, nunc idem Virbius esto.
Wie man den griechischen namen verstand, erhellet z. b.
aus Ov. Fast. III, 265:
Hie latet Hippolytus loris distractus equorum:
Unde nemus nullis illud aditur equis;
also „von seinen durchgegangenen rossen aufgelöst (so-
lutus; navem solvere; solvi morte), zeixissen^. Aeskulap,
fabelte man, habe den Hippolyt von den todten, wie zer-
schlagen er auch gewesen, wieder erweckt, „worauf er dann
in Italien einen neuen herrlichen lebenslauf begonnen ha-
ben sollte, als liebling der Diana, mit deren dienerin Ari-
cia er den Virbius zeugte Virg. Aen. VII, 762 ; oder er
war [dem vermeintlichen etymon seines namens nach: qui
inter viros bis fuit, Tia^ijußtog^ ein wiederauferstandener],
ein bild der Unsterblichkeit und gegenständ eines neuen
sonderbaren dienstes! ^ Creuz. II, 147. Die anknüpfung des
italischen Virbius, der wenigstens den Dii minores beige-
zählt ward, an den griechischen Hippolytus gehört natür-
lich erst einer vergleichsweise späteren zeit an. Das mo-
tiv dazu scheint aber, wo nicht allein, doch mit durch das
etymon gegeben, welches man dem namen Virbius unter-
zulegen kühn genug war. Natürlich kann Virbius nicht
vir bis bedeuten, und selbst mit vorau%ehen des zahlworts
(vgl. bivira, die einen zweiten mann geheirathet; also
poss.) wäre der sache nur wenig geholfen. Ist nun aber
anders das wort wirklich lateinischen Ursprungs und darin
vir enthalten: dann möchte ich auf eine gewisse möglich-
keit hinweisen, die, im fall sie sich zur Wahrheit erheben
liefse, gar artig wäre. Polluz und Eastor waren bekannt-
110 Pott
lieh in ihrer getheiltheit der eine sterblich, und nar eigent-
lich einer, der jedoch den bruder an seiner höheren natar
theil nehmen Uefs — unsterblich. Wie, wenn nun Vir -
bius beides in sich vereint und dem wortsinne des namens
zufolge einen „manngott^ darstellte? Vgl. compp. solcher
art, wie ags. verevulf *), währwolf (aus goth. vair, d. i.
vir; mithin = Xvxdv>anog ^ dessen auch sonst etymolo-
gisch verschiedene glieder übrigens die umgekehrte folge
haben), oder dvSgoyvvrjg mannweib. Auch noch näher kom-
mend im begrifiP: 'AvSgo&ia in Simmiae Securis die Athene,
weil sie als göttin doch in manchen rücksichten sich wie
ein mann benimmt. Ferner, jedoch wieder in umgedre-
heter Stellung, ^^iavögiTCij üxwv u. s. w. das bild Christi
als g Ott mens che n. Es käme darauf an, ob in ähnlicher
weise, als lat. bi8,«griech. Sig dem skr. dvis etym. forsch.
I, 706 ausg. 2 entsprechen, die beiden letzten silben sich
aus Dens, Dii (also kürze trotz skr. dSvas, und lat.
dtvus, Dia Dearum) umwandeln konnten, indem d-v mit
überhörung des vokals b gab. Ein redivivus liefse sich
auch dann nicht heraus interpretiren, wollte man von vi-
vere sich ein adjectivum denken in analogie mit Biberius
(trinker) als Verdrehung von Tiberius, und demselben Um-
stellung des r gestatten. Ganz anders Preller RM. 278. 328.
Wir wollen uns nun den namen 'iTtnokvtog auf seinen
wahren werth ansehen. Er ist so häufig, dafs, stellt man
ihn sich nicht als überall dem berühmten und tugendhaf-
ten Hippolytus, des Theseus söhne, nachmals abgeborgt vor,
von dem allein das umkommen durch pferde erzählt wird,
kaum glaublich wäre, wie altem konnten einen so nnglück-
verheüsenden namen (wenn: „von pferden aufgelöst, zer-
rissen^) ihrem söhne geben wollen. Es ist mir deshalb
wohl einmal der einfall gekommen: 'InnoXvtog möge, gleich«
*) Vergl. Shakespeare Hindnst. DicL p. 651: Arab. J^ ghül (vnlg.
ghol) m. An imaginaiy sylvan demon of different ehapea and coloura , lup-
posed to devour men and animals. (From this our European lonp-garou or
man-irolf seems to be borrowed). S. jedoch Dies EW. 677.
Ovidiana. 111
sam als stehe das zweite glied {kvTog) vorn, so vid sagen,
als: ^mit gelöstem, för: verhängtem zOgel (frenum sei*
vere Phaedr. T, 2, 3 ), d.h. in schnellstem tempö, die
p forde (beim fahren, Wettrennen u. s. w.) laufen lassend'^.
Nehme ich aber eigennamen, wie Avomnog, ?;, zusammen
mit dem bei Homer ganz gewöhnlichen ausdrucke*) innovg
XvBLvxmiki: 6yib)v, vcp' ägfiacn u. s.w. für: losbinden, aus-
spannen, z. b. kv innovg II. x' 480: dann regt sich bei mir
der verdacht, ob nicht 'InnoXvrog der analogie von ßoiy»
IvTog (die zeit, wo die ochsen ausgespannt werden, der
abend) folge, und selber die zeit anzeige, wo die sonne
zur röste geht. Die rosse, welche dann abgespannt
werden, sind die sonnenrosse, und ihr lenker, welcher
auf Poseidons Veranstaltung an felsen in der nähe der mee-
resfluthen (d.h. im westen) zerschmettert wird, um frei-
lich (an jedem nächsten morgen) sich wiederzubeleben,
ist zwar kein unkundiger Phaethon, wohl aber doch die
sonne oder der tag! Der stier, welcher aus dem meere
heraufsteigt, um des Hippolytus rosse zu schrecken und
wild zu machen, ist aber unstreitig der meeresgott selbst,
welcher von dem furchtbaren gebrüU der wogen zuweilen
Tav{}Biog, ja rat;(»off zubenannt wurde. Creuz. II, 594. An
meeresgestaden scheinen sonne, mond und Sterne beim auf-
gange (auffarth mit rossen Creuz. abbildungen s. 43) aus
dem meere auf- und beim niedergange in dasselbe hinab-
zusteigen. Mit unserer Vorstellung vom Hippolytus verei-
nigt sich nämlich aufs vortrefflichste, was CreuzerlV, 146
bemerkt: „Theseus hatte des Minos tochter, Phädra (die
helle, glänzende) geheirathet, nachdem Ariadne von ihm
verlassen worden oder gestorben war. Er, der söhn der
Aethra (Al&Qa^ der heiteren, klaren), hält sich in einem
kreise von frauen dieser namen und bedeutong, und, wie
sein Vorbild Herkules eine Amazone ['Innolvri]^ tochter
des kriegsgottes Ares Ap. Rh. 11, 968. ApoUodor. U, 5, 9.
*) nInnoXvTtjq x^iiM'* ^'^' ^* P* ^^^' *^® pferde vom wagen lo-
send und znm streite gebrenchend**. Schneider worterb.
112 Pott
Heyne Obss. p. 153. Paus. I, 41, 7] gefangen geführt und
ihr wehrgehäng genommen hatte, so gewann er die Ama-
zone Antiope [mond, welcher der sonne gleich — ävri —
zu blicken strebt?] selber. Nach unserer, oben entwik-
kelten ansieht des Amazonenmythus gehört auch diese
begebenheit zudem solarischen kreise, den beide holden
in ihrem leben beschrieben. Hippolytus ward dem The-
seus von der [dem söhne gleichnamigen] Amazone geboren,
dem wieder eine Stiefmutter, Phädra, das verderben berei-
tet^ u. s. w. Die abenddämmerung ist ein kämpf zwi-
schen licht und dunkel, und es ist daher kein übler ge-
danke, wenn dies verhältnifs als ein aus nur halber Ver-
wandtschaft (Phädra als blofse Stiefmutter) und ferner aus
unerlaubter liebe und, nach der Zurückweisung, hafs ge-
mischtes zur darstellung kommt. Auch darf nicht ver-
gessen werden, wie jene in leidenschaft fQr und gegen ihren
stie&ohn entbrennende mutter von der helle ihren namen
hat: 0ai8Qa, Vgl. Ov. M. IV, 399 sq. vom abend: tempus
Quod tu nee tenebras, nee possis dicere lucem; Sed cum
luce tamen dubiae confinia noctis. Uebrigens begreift sich,
wie die beständige Wiederkehr der sonne und die durch
sie herbeigeführte abwechselung von tag und nacht (allen-
falls auch von sommer und winter) kaum minder gut konnte
zu einem bilde der Wiederbelebung des menschen nach
dem irdischen tode gemacht werden.
In der Gigantenschlacht 'EgfA^g Si xriv Üdiöog xu-
vkriv ix^v xaiä rriv fidxrjv'InnoXvTov anhtxuvtv. Apollod.
I, 6^ 2. Dieser Hippolytus, der Gigant, gewinnt durch
obiges nun vielleicht auch ein verständnifs. Der mond
mufs einen mit der tödtung des Argos durch den Hermes
analogen sinn haben, welcher bekanntlich auf das erbleichen
der gestirne am nachthimmel geht in der frühe des neuen
morgenlichtes. Wenn nun Hermes, mit der unsichtbar ma*
chenden tamkappe des Hades angethan, den «rofsab-
schirrer^ tödtet: so ist damit auch wohl das aufhören
der um acht gemeint eben auch durch Sonnenlicht. —
Unter den söhnen des Aigyptos giebt es auch wieder
Ovidiana. 113
einen Hippolyt, welcher die Danaide 'FoSri zur fraa er-
hält. Die Dekade von Aegyptus- söhnen aber, worin w
sich befindet zugleich mit mehreren freiem oder brauten,
deren namen auch i'Ttnog enthalten, soll mit der lalgaßia
erzeugt sein, wie die ihnen vermählten Jungfrauen vom Da
naus mit Hamadryaden, d. h. zu einem theile mit der Ät-
lanteia, zum andern mit der Phöbe. Irre ich mich, oder
läfst nicht auch in gegenwärtiger Verbindung der Hippolyt
einen hinblick auf Sonnenuntergang zu? Hippolyt ist
erzeugt im Morgenlande (daher Arabien seine mutter),
und verbunden mit der *P6Stj — ein name, der, sonst ei-
ner tochter des Helios und mutter Phaethons angehörig,
entschieden mit dem sonnencult auf Rhodos (daher der
name) zusammenhängt, hier aber entweder auch durch die
Phöbe mit demPhöbus, wo nicht gar, falls tochter der
!AtXavTBlri^ noch willkommener mit dem tief in westen
befindlichen Atlas in Verbindung käme. Ueber die Rhode
8. d. zeitschr. VI, 332.
Für beachtenswerth und auf sontiendienst bezüglich
halte ich auch Al&^ala (aus ai&Qa himmelsheitere) als an-
geblich älteren namen von Rhodus. Ja dals sonderbarer
weise "HXiog sich beim Tzetzes ad Lycophr. 480 für Apol-
lonius Rh od ins findet (Ruhnken epist. crit. p. 203), scheint,
wie Schäfer ad Arist. Plut. extr. anmerkt, zwar in einer
Verwechselung von 'ijhog, IdnoXXfüv und yl7to?*Xojviog, aber
doch mit hinblick nach der genannten insel gegründet,
welche mit dem Helios in so mannichfacher Verbindung
stand.
Ein vierter Hippolytus, der Sikyonier, wird Plui
Numa kap. 4 besprochen. Er sei von Apollo, mithin
vom sonnengotte, sehr geliebt und, so oft er von Si-
kyon nach Kirra hinübergefahren, ihm, gleichsam als freue
sich der gott darob, ein orakelspruch in heroischem maafse
zu theil geworden: Kai S* avd'' 'Innohüxoio (piXov xaga
ikg äXa ßaivu. Darf man das anders auslegen, als von
dem hervor- und wiederhinabtauchen der sonnenrosse ins
meer zur morgen- und abendzeit? Zur stelle desPlu-
vm. 2. 8
114 Pott
tarch sagt Leopold: „Videtur hic Hippolytus is esse, quem
inter reges Sicyonios namerat Paus. Corinth. cap. 6. Fuit
Rhopali filius et Pbaesti nepos vixitque Agamemnonis tem-
poribus qui bellum ei intulit, et imperata facere coegit"
Dies hineinziehen ins geschichtliche darf uns nicht tod der
mythischen erklärung zurückhalten. Nach Hephaest Phot.
148)34 ist' PoTtaXog ein söhn des Herakles, und unreinem
blinden könnte entgehen, dafs dieser söhn des keuleuträ-
gers (claviger) nichts sei als poTiakov^ keule, zu einem manne
personificirt. Einen ' InnoXvrov 'Fondkov naidcc rov ^ai-
(fTov aber darf man, indem Herakles gleich dem Apollo
die sonne vertritt, auch nicht, bedQnkt mich, anders aus-
legen, als den abend, welcher einen heifsen und kampf-
vollen tag (daher die keule und der glänz) beschliefst.
Der ^l^aJoTog gilt nach Steph. B. als erbauer von ^UaiGTog^
einer Stadt auf Kreta bei Gortyna. 11. 1, 648- Ein cpceiarog^
hell, leuchtend, ist allerdings zweifelhaft, wäre aber als adj.
verb. (nämlich a statt S) neben (fcadgog, (faiStfiog (auch
beide eigennamen) ganz wohl von Seiten der etymologie
gerechtfertigt. Es ist kaum zufall, dafs auch (DalSga nicht
nur von gleichem sprachlichen stamme als Ü^ctlövog her-
rührt, sondern auch als tochter des Minos und der llaai-
(pect] (einer filia Solis, Minoia conjux, Gnosia, ja selbst,
wie die tochter adultera, infamis) „Pasiphaeia, Minoia, Gno-
siaca, Thesea, scelerata, noverca Cressa, incesta" von dich-
tem zubenannt wird (Jani Ars poet. p. 699) und dadurch
ihr Ursprung von der gleichen iusel sich bewährt.
Von einem fünften Hippolytus lesen wir bei ApoUod.
U, 6, 2: Dessen söhn Jr^tcpoßog reinigte den Herakles we-
gen seines am Iphitos begangenen mordes. Wenn ich an-
ders richtig in d. zeitschr. VH, 97 diesen Vorgang auf eine
wüthende Sonnenhitze deute, wodurch bei mangel an re-
gen die kraft des Wachsens, d. h. "IcfiTog (von i^i, und,
wie es scheint, mit ähnlichem Schlüsse, als -^iJiTo^ , etwa:
unter dem kaog wandelnd, d. h, mit dem adj. verb, iro'g,
ctfia^iTog von frachtwagen befahren; dragnirog und ärga-
mrog neben äragTiog^ ?}, sc, oSog)^ gebrochen wird und er-
Oridiana. HS
lischt: SO begreift sich die aussöhnung mittelst des aus-
spannens der sonnenrosse. Allein, warum doch nnr in
vermittelnder weise? Leider weifs ich nicht mit Sicherheit
zu sagen, was der an den namen Jr^iccveigay gemahlin des
Herakles, anklingende Deiphobus etymologisch besagen
wolle? Feindliche (den feinden) furcht einflölsend, oder,
wegen Sfjiov nvg, das brennende (die sonnengluth?)
fürchtend? Vielleicht soll auch der Waffenstillstand (^x«-
X^igia) dahin zielen, welcher während der olympischen
spiele mittelst des Diskus des Iphitus angesagt wurde. Paus.
V, 4, 20. Es heifst nämlich, nachdem von bürgerkriegen
und einer pestartigen krankheit geredet worden: Unsias Sk
'Ji?Movg "Icf'iTog xai 'IlgaxXel &vslv^ rd ngo tovtov noXi-
ftiov ßcpiöiv 'ÜQaxXia elpat vofii^ovrag, Waffenstillstand
in der natur, namentlich mit Herakles als sonnenhelden,
wäre etwa Unterbrechung zu arger gluth und in folge da-
von besseres gedeihen in wald und flur. \Jehngens"I(piTog
ano ywaixog ariifavovfievog 'Lxsx^igiag V, 10, 3.
Pott.
8^
116 Legerlotz
Griecliische etymologien.
Varvara-s oder barbara-s, ßccgßctQo-g^ barbaru-s.
Ueber die ursprüngliche bedeutung dieser Wörter und
ihr verhältnifs zu einander ist oft gesprochen worden, ohne
dafs die schwierige frage zu sicherer entscheidung gelangt
wäre. Lassen wir die Untersuchung darüber, ob wir es
hier mit gemeinschaftlichem erbe oder aber mit specialgut
einer — und blofs entlehntem gut andrerseits zu thun haben,
vorerst bei seite und suchen zunächst die wurzel zu er-
mitteln.
Mit recht scheint mir Kuhn in d. zeitschr. I, 381 — 384
angenommen zu haben, dafs ßcioßaoo^g und barbara-s ur-
sprünglich auf eine eigenthümlichkeit der spräche und nicht
des haares (woolly or curly hair, as the hair of an Afri-
can), wie Benfey gr. wiurzellex. 11, 303 und Indien p. 10
und Max Müller in d. zeitschr. V, 141 f. meinen, gegangen
seien : dafür spricht Homers KaofZv ßaoßa()0(fwvo)v B, 867
und der gebrauch des abstractums barbarata von einer feh-
lerhaften ausspräche im Kikpräti^akhya (s. Kuhn a. a. o.),
sowie wohl auch das lat. balbu-s, stotternd, stammelnd,
worin r in 1 übergegangen. Für sich betrachtet sehen var-
vara-s, ßdgßago-g wie redupHcirte formen (var-var-a-s, /9cf(>-
ßao'O-g) von einer wurzel var oder bar aus. Dies ausse-
hen schwindet aber sofort, wenn wir folgende griechische
Wörter herbeiziehen: Hesych. xak?MQoi ßcigßagot — xaAa-
ßgijg ßdgßaQog — Aesch. Suppl. 1 05 ed. Herm. xaoßäv =as
ßdgßaQog : xagßäp avSdv, w ya^ xovpsig — ibid. 879 xdg-
ßävog = ßdgßaoog : xdgßavog wv 8' *'EXlriaiv ^yx^utg
äyav; und Agam. 1019 f. d 8' d^vpfjuwp ovoa fiij dex€i
koyoPy av 8' ccvtI ffcopfjg (fgd^e xagßdptp %Bgi; wozu ich
die hesychische glosse fiXge: xdgßavoi xal Tlegoaiui*) oi
•) Für TlfQaaini, haben Sopingius und Reland fh^KTai, verrauthct, eine
conjectur, welcher ich vor der von Is. Vofs, [liQyäiot^ noch den Vorzug ge-
ben möchte: der artikel (ol) ist aus versehn doppelt geschrieben worden.
Vor dem xal Ist wohl etwas ausgefallen.
griechische etymologien. 1|7
aX(p6v i] Unoav i^^ovreg^ "Eklriveg öh xovg Sagßdgovgf oi
ök KccQag — xaQßaviL,Bi ßa^ßagl^tt und ixa()ßdyi^ap ißaQ*
ßdgi^tv xagßdpcüv (1. xd^ßaro^^ mit Heinsius) ydg 6 ßdQßa-
Qoq. x6 ö* avTo y.ai ißaQßdviL,BV — xaoßati^ei (1. xa^ßaU-
^€1 oder auch xuQßavi^si) Kagixaig lakel xai ßagßdQtag
— xaoßd^ovTsg ßagßaQi^ovTsg — xagßivai [xaQßivcti wie
xoQaxii'og^ Tvcfkivog, k^vägiyog oder xdgßivai wie dvO-gci-
nivog U.8.W.?) ßagßaQixai — xaQixd^aiv ßagßaQt^siv. Hieran
will ich endlich gleich reihen Hesych. ßdQccxov*) top avovv
xal ßdgßagov und Etym. M. ßagxd^eiv ro ßagßagi^etp,
Bigrixai dno xiZv Bagxdvutv (1. Bagxaviwv ^ nach Ctes. 36,
b. 22 und Steph. Byz. ein volk an den grenzen Hyrka-
niens), oi* eIöi^ ßdnßagoi. i]V ovv XBgaßd^eip xal kv VTisg^
ßißacfKi) ßctgßaxi^Biv xai ßagxd^aiv.
Wir sehn hier also neben ßag vielfach xag und xal
auftreten. Es fragt sich nun, ob diese drei oder, da den
Ursprung des xal aus xag niemand bezweifelt, ob xag und
ßag sich mit einander vereinigen lassen, und wenn dies,
auf welche weise? Längst hat man im lateinischen und
germanischen die neigung der gutturalen wahrgenommen,
einen labialen nachklang aus sich zu entwickeln. Beispiele
sind: ved. kis, lat. quis — ved. kat, lat. quod, goth. hvata —
dor. 'Xa (;io'-x«), skr. -da (kap-da), lat. -ce (in hio-ce) und
-que (in quis-que) — skr. sac, lit. sek-u, lat. sec (in sec-
undus der folgende, zweite) und sequ (in sequ-or) — skr.
jiv-a-s das leben, lit. gyw-a-s lebendig, goth. qviu-s (thema
qviv-a) — skr. jr conterere, lit. gir-na der stein in der
handmühle, goth. qvair-nu-s, jetgt quir-ne — ved. gn-a die
frau (aus gan-a), zend. gen-a, goth. qvin-6, ahd. quen-a.
Mehr bei Bopp vgl. gramra. I, 109—111 aufl. 2 und Cors-
sen über ausspräche, vokalismus und betonung der lat. sprä-
che I, 31 — 39. Zuweilen ist die gutturalis von jenem la-
bialen nachklang sowie auch von einem ursprünglichen v
verdrängt worden: so entspricht z. b. dem goth. hvas hvata
*) Diese glosse steht I, C91 ed. Alb., wo die alphabetische Ordnung, die
an dieser stelle freilich mehrfach gestört ist, ßatußaTtov zu verlangen scheint.
118 Legerlotz
und altnord. hver hv^t das ahd. huer huaz und wer waz,
nhd. wer was; dem skr. ^vStap-s, goth. hveit-s (thema hyeita),
ags. hvit das ahd. wiz, nhd. weifs; dem goth. qvainon das
altn. qveina und veina, ags. cVanian und vanian, ahd. wei-
nön, nhd. wemen; dem lit. kwediei, goth. hvaitei das nhd.
waizen; dem skr. gharma-s wärme das goth. varmjan, nhd.
wärmen; dem skr. jiva-s, goth. qviva das lat. vivu-s.
Auch im griechischen nun läfst sich die in rede ste-
hende erscheinung gar nicht selten nachweisen: dem siciL
yav'ä (s. Jo. Gr. f. 243 a und Greg. Cor. p. 345) entspricht
att. yvv-f]^ böot. ßaV'd (denn so versteh' ich Herodians Vor-
schrift über die accentuation dieses Wortes; s. Ahrens diall.
gr. I. §. 36, 1), und hinsichtlich dieser attischen form stimm'
ich gegen Bopp vgl. gramm. I. s. 17 aufl. 2 dem Ahrens
1. c. I. p. 172, Benfey griech. wurzellex. 11, 168, Aufrecht
in d. zeitschr. I, 129 und Kuhn ebendas. I, 282 bei, welche
yw-?/ aus yjrccv'ij (= goth. qvin-6, zend. gen-a, altpreufs.
gann-a-n acc, von würzet gan zeugen, gebären) erklären,
d. h. in dem v eine correption und nicht einen einflufs des
benachbarten v annehmen. Dieser Vorgang, dafs der auf
ein V folgende vocal hinausgedrängt und das v alsdann zu
u vocalisirt wird, ist allen indogermanischen sprachen be-
kannt: skr. 9Ünya=ags. hvon, griech, x(^)evB6'g x{jr)svvO'g
^{j')siv6-g x(^)6i/o-g, sämmtlich modificationen eines x(^)€v-
jo^g — skr. 9un-as 9un-i ^un-as, griech. xw^og xvv-l Tcvv^ag^
aber voc. sg. pvan, xvov (aus xfov) — lat. con-cutere, aber
quatere — lat. cujus und cui, aber im älteren latein quo-
jus, quoi, wie ja immer quo, quorum u. s. w. — goth. kun-i
n. genus, aber qvin-ö und qv&n-s (thema qv£n-i f.) gene-
trix — alts. cumu, bei Notker chumu, nhd. ich komme,
aber goth. qvima und noch jetzt be-quem (d. i. was einem
bekommt). Das o im nhd. kommen ist jedenfalls eine ent-
artung aus u. So entspricht auch o einem älteren va in
altn. bot = hvat, goth. hvata,- in altn. kona ss qv&na qvan
qven, goth. qvinö; in lat. somnus (aus sopnus) = vnvog
(aus avnvog)^ skr. svapnas; in sorex = vquI (aus cvga^)
von würze] svar sonum edere.
griechische etymologien. 119
Hiernach wird es wohl kein bedenken haben, yvptj
mit yavd durch ein xfavtj zu vermitteln, das sich mit for-
men wie die goth. qvinö und qvens und die altn. qväna
qvan qven u. s. w. vergliche. Das att. yvrij steht mit dem
altn. kona (für kuna) ungefähr auf einer stufe; in dem böot.
ßavd hat das jr die vorhergehende gutturalis verdrängt
(vgl. unser wer, weifs, waizen, weinen, wärmen, lat. vivus)
und sich in /? verwandelt. Bei Hesychius lesen wir die
glosse yovao ^ijripa AaxiavBg^ wofür wenigstens yopag fifj*
ri^ag Aäxwvag zu schreiben ist; vielleicht ist auch yovaQ
in yovdo zu ändern. Man könnte sich durch das lat. so«
rex und somnus, das altn. kona und hot, das nhd. kommen
leicht bestimmen lassen, das o dieses lakon. yov-a als aus
t; entstanden zu betrachten; richtiger wird es aber wohl
als ablaut gefafst: yov-a verhält sich zu ydvofitu (für yiv-
jo^uat) wie doQ-d zu Öei^a) Sig-U), wie avaTokij zu dpa-
Til'Xu) (für 'Ttl-jcü), wie anovö-ij zu anivÖ-ta, wie ^oIti^t^
zu fiekn-oj, wie tiüuti-i} zu ntuTt-Wy wie fioficp-)} zu fj^i^nf-
o-fiai, wie duüQy-i] zu duegy-o), wie ßQoX'V zu [iQiyj-o)^ wie
XQoX'fj zu xQiX'Cü, wie nXox-Vi zu nkix-io^ wie {joti-yi zu
Qkn'Hi imd dgl. — Ein zweites beispiel von der entwicke-
lung eines j: hinter einer gutturalis scheint mir ycun^ yvia
(Etym. M.) yva yvf]g, ala zu sein. Faia, verstümmelt aus
yd^'ja, ist, abgesehen vom geschlechte, identisch mit dem
goth. gavi n. gau (thema gau-ja; vgl. skr. go und s. Bopp
vgl. gramm. I, 255 f. aufl. 2). Aus yd- ja ward y^d-ja und
hieraus einerseits durch correption yv-ja yvia yv-a^ andrer-
seits durch aufgäbe der gutturalis ^d-ja jraia und durch
Verlust auch des^c ala. Drittes beispiel: skr.jiv-a-s, goth.
qviv-a, lat. viv-u-s, griech. ßi-o-g (aus liif-o-g, J^if-o-g).
Viertes beispiel: skr. gam ire, goth. qvim-an, lat. ven-ire,
griech. /?a/r6/i/ (aus ßdv'jeiv, ^dp-jeiv); Ober das n in dem
lateinischen und griechischen worte gegenüber dem skr. und
goth. m s. Kuhn in d. zeitschr. U, 319 f. Fünftes bei-
spiel: homer. yav-To für yi?.-To mit einem vorzugsweise do-
rischen lautwechsel, ferner zusammengesetzt mit dem athroi-
stiechen a d-yeiQa) (aus dylg-jw d. i. avXXaußdvw) nebst
120 Legerlotz
a-yi?.'7], dann ä-yvQ^i'g und a-yvo-rrj-g (d. i. 6 ra xQ^u^rcc
ayaiQwv ^avrq) ovofiary Saifiovog olov 'Piag Etym. Gud.)?
in denen ich das t; aus jener correption erkläre, endlich
i'-X-Btv und aX-iaX'S'ö&aij f&r die ein j: als früherer anlaut
durch das metrum bei Homer, durch das compositum ve-
O'dktoTog Herod. IX, 120, durch eine tempusbildung wie
idXow id?.cüxa und siXov (aus ^eXov) und endlich durch
die nachricht in den anecd. Oxon. III, 237 H&og jdlo?,evGt>
t6 V nkeovd^siv (p(avj]Bvrog änufSQOfievov ij rov q' vaog
vavog, düig avcjg, idXwxev Bvd?,a)X6V, feststeht. Da nun im
griechischen zuweilen auch y einem skr. h entspricht (yat^v^g
= hanu, iyciv s= aham ), so könnte man unsere wurzel yao
mit skr. hr nehmen, fassen, wovon z. b. har*an-a die hand,
identificiren, und brauchte sich darin durchaus nicht da-
durch irre machen zu lassen, dafs in x^^Q (^^8 X^^"'') ^^^
aspirata erscheint; ich will nur an Xaß^siv und dfiq)i'Xa(p'i2g^
dXS^aivo) und dX&^aivw erinnern. Doch verwerf' ich diese
gleichsetzung, da von einer wurzel gar mit der bedeutung
fassen, greifen, nehmen, sich mehrfache spuren in den indo-
germanischen sprachen erhalten haben. Im skr. gr devo-
rare, wovon gar-ä der frafs, im lit. ger-ti hinabschlucken,
trinken, in dem reduplicirten griech. yttg-yng-t^tav die gur-
gel, d. i. die schluckende, hat sich der begriff „nehmen^
zu „zu sich nehmen, verschlingen'^ modificirt. Zu dieser
gruppe gehört auch das lat. vor-are und das griech. ßog-d
= skr. gar-ä, die sich dazu wieder verhalten wie vtvus ßiog^
venire /SaiveiVj ßavd zu skr.jfva-s, gam und griech. yam.
In der ursprünglichen bedeutung, aber in einer durch eine
labialis erweiterten gestalt erscheint die wurzel femer in
skr. grbh, griech. Aa/?-€£i/ (aus yXaß^siv^ wefswegen auch
das perf. eiXfjcpa lautet, eine form, die sich zu H-yXtjfp^a
verhält wie ovvo^a zu o-yvo-fia), lit. greb-ju und glob-oju,
altn. grtp-a, ahd. grlf-an, nhd. greif-en. — Sechstes beispiel :
wurzel kan tönen, wovon skr. mit reduplication kan-kan-t
die glocke, lat. can-ere, ahd. han-o der hahn (d. L der
schreier), griech. xov-a-ßo-g geräusch (wohl £&r xop-a-^o-g^
rov-po-g, mit sufHx vant: s. d. zeitschr. VII, 136), xav^axi]
griechischo etyraologien. 121
dasselbe, xtv^vQ^o-g wehklagend. In der letzten bedeutimg
kommt nun auch fAiv-vg-o-g vor. Benfcy gr. wrzll. I, 472
äufsert sich also über dies wort: „Nicht ganz unwahrschein-
lich ist mir, dafs es in dieser bedeutung onomatopoietisch
ist und aus dem wimmernden laut entstand, welcher sich
bildet, wenn man bei schlielsung der lippen leise intonirt . . .
An eine Verbindung mit dem sonst bedeutungsgleichen xiv^
VQog^ dessen etymologie wir kennen *), ist nicht zu denken«^
Ich denke aber dennoch daran, indem ich xfip-vg^o^g als
▼ermittlungsform ansetze; (uv-vQ-o-g ist auf die weise dar-
aus entstanden, dafs das ^ die gutturalis wieder verdrängte
und sich in fi verwandelte, ein Übergang, der im griechi-
schen nicht ganz selten ist. Meine erklärung wird bestätigt
durch folgende glossen des Hesychius, die auch des j: noch
verlustig gegangen sind: Ivvqbto ifAV()BTo — ivvvsrai (lies
IvvBtai) x?.aieij oSv^trcti — ivvgijaeig &Q9jvt]üBtg — ovvgi-
^Bvai ddvQBvaL Was den wurzelvocal in den griechischen
bilduDgen betriät, so erscheint er als a in xav-ax^h ^^^ ^
in iP'VQ'ijaBig als o in xop-a-ßo-g und ov^VQ-i^Bvai, als i in
xiV'VQ'O^g^ fitV'VQ'O-g^ iP'Vq-bto^ Iv-v-bto. Bekanntlich ent-
sprechen dem skr. ä im griechischen zugleich or, b und o,
nicht in regelloser willkür (s. Pott etytn. forsch. I, 3 ff. und
Ebel in d. zeitschr. V, 61 ff.)? doch bedürfen die bedin-
gungen, an die das auftreten jedes einzelnen geknüpft ist,
noch genauerer Untersuchungen. Erkannt ist bereits, dafs
die liquidae das dunkle o vor dem cc und b begünstigen.
So wird denn auch in x6v-n^ßo-g und ov-VQ^i^erai das o
auf rechnung des folgenden v zu bringen sein. Das i kommt
als Stellvertreter eines skr. ä bis auf ganz wenige ausnahmen
(z. b. Hg-i'cpo'g = skr. vrsh-a-bha-s ) nur in position vor:
niT'Vi]-fii^ sher nBr-äv-w-fAii ml-va-fjiai^ eher nBl-d^o-fiai;
oQiy-va'fiac^ aber ogiy-o-fiai; Tix-r«, aber H-tbx^ovi ion.
ia-TtTj gegen alt. iaria; lO'&i neben Üa-TCD u. dgl. Einflufs
einer frühereu position nehm' ich denn auch in xiv-vQ-o-g^
*) Doch erklärt Benfcy II, 63 auch x»i'{'(>o$ nicht ganz richtig, das ihm
für xri^-^o-$ steht.
122 Legerlutz
/LUV'VQ'U-g ^ iV'VQ-E-to Und IV'V't'To an, indem ich das vo
der drei ersten formen als aus jrap, das v der vierten als
aus j:o corripirt betrachte und in ßao und j:o modificatio-
nen des sufSxes vant sehe, wie sie im griechischen häufig
vorkommen. Verschwiegen darf nicht werden, dals im skr.
auch kvan und corripirt kun in der bedeutung tönen vor-
kommen. Da könnten denn die zuletzt besprochenen grie-
chischen bildungen auch mit kvan zusammenzustellen sein.
Aber wenn sich no. 6 dann auch vielleicht nicht als ein
beispiel von der entwickelung eines j: aus einer vorher-
gehenden gutturalis geltend machen läfst, so kann es doch
auch dann noch als ein band weiser dienen, dafs man und
auf welchem wege man von xaQ zu ßcto {j^oq) gelangen
könne. So ffihr^ ich denn auch noch 4 fälle von Wörtern
an, die bald mit bald ohne gutturalis anlauten : xahväio^tat^
xvhvSeoficci, akivdiofxai — thessal. xaTtdva (s. Xenarchos bei
Athen. X, 4I8e), gewöhnlich aTiijvi] — y-oyX'Vt] (Hesych.
xoy^vai al O'yyvai)^ gewöhnlich (iy^-vt], oX'Vi] und o^x-gd^s
— 3«/;^-A;;, dor. y.iX'ij^a, bei Hesych auch ix-Xct^ ix-dhi,
hy,'?Mi ( xiX'h} also wohl aus xiox-h], Tciax-hj ). Als mittel-
stufen sind auch hier formen mit xf (man beachte beson-
ders xvXivdeoiitat) aif^usetzen, wenn ich schon, da ich fiber
die wurzeln nicht im reinen bin, nicht zu sagen vermag,
ob X allein oder xj: zusammen der primäre anlaut sei. Es
würde gewifs fruchtbringend sein, hier eine erörterung über
das alte griechische dem lateinischen q entsprechende Konna
und die Wörter, die durch inschriflen und münzen mit ihm
überliefert sind, anzureihen. Doch fehlt mir dazu augea-
bicklich die zeit und zum theil auch das materiaL
Nach diesem langen aber nothwendigen abstecher nun
zurück zu unserer eigentlichen aufgäbe. Ba^) scheint mir
also aus ^ag^ dies aus xjrag und dies aus xag entstanden
zu sein. Ein gleiches nehm' ich vom lat. bal-bu-s (für
val-vu-s) stammelnd, stotternd, an. Eine wurzel xag nun
mit der bedeutung des tönens der mannigfaltigsten art be-
gegnet uns im skr. kal-a leniter sonans, kär-a-va und kär-
a-van-a die (krächzende) krähe; im griech. xog-a^ der rabe
griechische etyinologien. 1^
(vielleicht aus xog-^a-^, xog-^a-xo-g), xo^-wV-i; die krähe«
xiQ'Xo-g der falke, x^X'S-a&ai rufen, befehlen, Hesyeh. xiA-
toQ (foovijy xik-aS'O-g geschrei, lärm und den denominativen
xak'iüi rufen und xEk-aQvi^b) rauschen; im lat. cor-vu-s,
cor-nix, cal-are und einigen andern; im ahd. har-en rufen,
hal-ön und hol-ön herbeirufen, holen, hellan hallen, hraban
raben (aus har-ban oder aus har-a-ban).
Wir haben nun die formation der einzelnen griechischen
Wörter zu besprechen: xag-ßccv xaQ-ßäv-og (etwa der stam-
melnde) ist durch das sufBx vant gebildet, über dessen
Anwendung als primärsufBx mit activer und passiver gel-
tuDg ich in d. zeitschr. VH, 136 gesprochen habe. Das
schlufs-r ist aufgegeben, aber zum ersatz der dadurch auf-
gehobenen Position das a gedehnt worden (vgl. d. zeitschr.
VII, 298). In xciQ'ßav-O'Q^ * ßaQ-ßav-o-'q hat ein übertritt
in die vocalische declination stattgefunden. Davon xaQ^
/9ory-/^w, ßaQ'ßav-iL,vt). KaKXagog ist ohne frage durch
assimilation aus xah-jraQ-O'Q entstanden, womit ßciQ-ßag-o-g
im gründe identisch ist. Ihr suffix jrag ist aber auch nur
eine modification von vant, wie nach Kuhn und EbePs
Untersuchungen nicht mehr zweifelhaft sein kann: man ver-
gleiche z. b. skr. vas-ant-a nnd d-ag (aus ia-ag, jria-ag);
skr. hS-mant-a, x^i-fiar-og, x^i-fiaivco (aus yji-itdv jm) und
;f€«-^ip-io-g; hy-aivo) {ans kr/'jrdv'jaj) und hy-VQ-o-g (aus
XiY'JfxQ-o-g). In einer dritten gestalt, in der wir es schon
in k&r-a-va, cor-vu-s und bal-bu-s gesehen, erscheint das
8u£Elx vant in *xag'ßo'g^ das zwar selbst nicht vorkommt,
doch aus xag-ß^ivac und xag^-ß-d^ovr-eg sich ergiebt. Ein
doppelsufBx zeigt ßäg-{ß)a-xO'V^ wovon ßag-ßa-x^i^eip wie-
der abgeleitet ist. Bagxd^eiv wird aus ßag-a-x-d^Biv ßag-
^a-X'd^uv verstümmelt sein. Kagixd^Biv möcht' ich in
xagaxi^HV ändern und ans xag-j^a-x-i^eiP erklären. Ka?.-
a-ßg-o-g ist aus xal-a-ßag-o^g verkürzt, das sich von xaX-
ia^o-g für xaX-jrag-o-g nur dadurch unterscheidet, dafs es
das suffix nicht unmittelbar, sondern erst mit hülfe eines
bindevocals an die wurzel gefügt hat (vgl. skr. kär-a-van-a
und k&r-a-va). Dieser bindevocal erscheint auch noch in
124 Lcgcrlotz
y,BQ-a'ß-(i'C,Biv, das im gründe nur dadurch von dem obigen
xag-ß-ci^ovr-eg verschieden ist. Recht wohl könnte auch
noch xiQ-ßsQ'O-g hierher gehören : es würde etwa der kläf»
fer sein; doch s. Weber ind. stud. 11, 295 ff., Kuhn in d.
zeitschr. 11, 314 ff. und Max Müller V, 148 ff. Ohne be-
denken würd' ich jetzt auch igtj^ mit seinen nebenfbrmen
ßsiga'A'Bg, ßaQßa^, ßccQaxog, aQaxog^ als deren grundform
ich jüngst ^aQfaxog erwiesen habe, hierher ziehen, da wir
schon den falken, den raben und die krähe wegen ihrer
stimme mit namen aus unserer wurzel belegt gesehen haben
und auch den geier, die dohle, den kranich, den reiher
mehrfach nach ihrem geschrei getauft finden; wenn nur das
hesychische ßetQa'xij i] aQTzaxnxfj nicht wäre.
Wir erhielten alsdann folgende tabelle:
xaQ-ßdv \
xaQ-ßaV'O-g > stammelnd, fremd redend.
^ßccQ'ßaV'O-g )
KeO'ßsQ'O-g der kläffer.
xaA-Aao-d-g ) r j j j
^ ' a l fremd redend.
paQ-ßag-o-g )
*xccQ'ßo-g (vgl. cor-vu-8 und bal-bu-s) fremd redend.
^ ^ ^ l fremd redend.
pao-pa-xo-g 5
., I der (schreiende) habicht.
aQ-a-xo-g ) ^ ^
*ßao'XO'g fremd redend.
xoO'CC'^ (wenn aus xü(j-^a-S) der (krächzende) rabe.
ßaQ-ßa^'i \
ßsiQ'Cc-^ I der (schreiende) habicht.
iO'7]-S: )
Von entlehnung des griech. ßäg-ßag-o-g aus dem sans-
krit kann nun nicht mehr die rede sein. Ich weife nicht,
ob man auch im sanskrit die entwickelung eines euphoni-
sehen v hinter einer gutturalis imd dann abwerfung der-
selben wie in der griechischen, der lateinischen und den
germanischen sprachen annehmen darf. Mir für meine
griechische etymologien. 125
person ist kein sicheres beispiel erinnerlich. Ist diese an-
nähme aber nicht gestattet, so fallt auch die möglichkeit,
varvara-s und ßctQßaQo-q als gemeinschaftliches muttererbe
beider sprachen zu betrachten, und es bleibt nur noch die
annähme offen, dafs die Inder ihr varvara-s, wie doch wohl
die Römer ihr barbaru-s, von den Griechen überkommen
hätten. Freilich müfste diese entlehnung schon vor den
perserkriegen stattgefunden haben, wenn Roth und Weber
jene mit der äufsem gestalt der vedischen texte sich be-
sehäftigenden grammatischen Schriften der Inder richtig in
den ausgang des 6., spätestens den anfang des 5. Jahrhun-
derts V. Chr. setzen. Schade dafs des Hesychius glosse
xdgßavoi verdorben ist, sonst liefse sich vielleicht irgend
ein historisches resultat daraus gewinnen.
Wenn Herodot 11, 158 berichtet: ßaQßdgovg dt ndvrag
Ol Aiyimxioi xctXeovai rovg fii] Offi o^oykdiaaovg^ so darf
w^en dieser Verbreitung des wortes auch bei einem nicht-
indoeuropäischen Volke nicht mehr gefragt werden, „ob es
überhaupt ursprünglich den sprachen unseres Stammes an-
gehört und nicht etwa fremden Ursprungs ist." Auch hier
würde entlehnung seitens der Aegypter von den Hellenen
angenommen werden müssen. Mir aber ist weit wahrschein-
licher, dafs ßdQßaQo-g gar nicht das wort sei, welches
Herodot von den Aegyptern vernommen, sondern dafs er
an die stelle eines wirklich ägyptischen wortes das ihm
begrifflich ungefähr entsprechende griech. ßdgßaQo-g gesetzt
habe.
Varvara-s soll im sanskrit auch wollig, lockig bedeu-
ten; nach Kühnes aussage jedoch fehlen noch alle beläge
filr diese bedeutung; denn auf die negerartigen Ureinwohner
Indiens angewandt könnte varvara-s das „krausharig" erst
als secundäre bedeutung haben, ursprünglich aber auch von
der spräche dieser Völker gebraucht worden sein. Sollte
sich aber die bedeutung „lockig, wollig" f&r varvara-s be-
stätigen, so würde es in dieser bedeutung von varvara-s =
ßdgßaQo-g zu trennen und mit Benfey auf die wurzel hvr
krümmen oder mit Max Müller in d. zeitschr. V, 142 — 46
126 Legerloti
auf die wurzel vr, bedecken, der mehrere nameD filr vlieüs,
wolle, entsprossen sind, zurückzuführen sein.
2iQXog der hahn und aigrijg der kranich.
Zu den von Benfej im griech. wurzellex. I, 460 ff. sra-
sammengestellten griechischen ableitungen der würz, svar,
tönen — : avo-iy^ die pfeife, zusammengezogen aus a/rdg-
i)^^; vQ-a^ die (pfeifende) Spitzmaus, aus avo-a^ (sb= lat
sor-ex), Ofdo-a^; JSsig-rjv die (singende) Sirene, nach He-
sychius auch ein kleiner vogel, etwa aus ^SQ-jnjv? adir
n-iy^ die trompete, von einer durch p erweiterten form —
zu diesen und den übrigen füg' ich aus Hesychius aig-xo-g
dXsxTQvcop, yeai dlexTogiSeg öikxsg {aeXxiSeg?) und aig-rvi-g
yigavog IIokv()gr]vioi. Hahn und kranich haben öfter, wie
oben bemerkt worden, von ihrer stimme den namen erhal-
ten: wurzel kan tönen, skr. kan-kan-t die glocke, lat. can-o
singen, griech. xav-d^co rauschen, ^ov-a-ßo-g das gerauscht
ahd. han-o der hahn — gar tönen, skr. g]>nl^mi melden,
lat. gar-rire plaudern, griechisch mit vriddhi yrig^u-g die
stimme und ^eQ-ccv-o-g der kranich.
JSdvvag der narr, aavvdg vvvdg iivvij die ziege.
2dvvag narr, spalsmacher, Spötter, zieht Benfey gr.
wurzellex. I, 181 nach Passows vorgange zu aaivfOy indem
er „Schmeichler, streichler'^ als die ursprüngliche bedeutmig
annimmt. Hesychius hat nun ein aavvdSag rag ayQietg
(uyag und ein vvvdg «i'| ccygia sowie vpvtj ai^. JSccwdg
und vvvdg oder vvvri sind, gerade wie oaX-n-iy^ uad t/(»-o|
durch ein cjraQ^ so durch ein ajrav zu vermitteln. Da kom-
men wir denn auf eine wurzel, aus der ein recht passen-
der name nicht blofs für die ziege („die meckernde^ — :
bei Homer stehend fijjxdSsg aiyeg; ja bei Theokrit und
Lucian heilst die ziege geradezu blofs firjxdg) sondern auch
für den possenreifser („der Schwätzer") erwachsen konnte,
ich meine skr. svan tönen , vgL lat. son-u-s ton, ags. svin
griechische etymologien. 127
lied U.S.W, (s. Pott ctyni. forsch. I, 235 und Kuhn in d.
zeitschr. IV, 17). Was nuu die formation der aufgeflüir-
ten Wörter anbelangt, so scheinen sie mir alle auf ein Ofav-
^avT zurückzugehen. Dafs adv-va-g wenigstens daraus
entstanden sei, lehrt das gleichbedeutende aav-vQ-o-g^ wo-
rin das V aus jra corripirt ist. Die oflFene form hat uns
Hesychius noch bewahrt: adv-voo-o-g fi(o(}6g^ nagd 'Fiv-
&(ovf Tagavuvoi, Wenn in 2avvvQi(üV das doppelte v
zugleich neben dem v erscheint, so ist dies aus einem ganz
Ähnlichen irrthum zu erklären wie das XI in xaXXvvoi (s.
Benfey in d. zeitschr. VII, 115—117, auch Kuhn 11,463).
Ableitungen aus unsrer wurzel sind im griechischen
noch das vriddhirte (putv-ri die stimme (s. Kuhn IV, 17)
und die hesychianischen ^vfi-ßev-ot avfACfwvoi und ^v^i^
ßaP'ai (etwa ^V'Oßev-ai? denn die glosse steht vor ^vofia)
avfi(f'Ct)voi,
MccQva Jungfrau, BgiTOfiagrig virgo dulcis.
Nach Steph. Byz. v, Fd^cc hiefs die Jungfrau bei den
Kretern fidova^ und Solinus cap. XVII berichtet: Cretes
Diauam religiosissime venerantur, Britomartin generaliter
nominantes, quod sermone nostro sonat virginem dulcem,
womit Hesychius übereinstimmt: BonofiaQTig kv Kgi^nj i)
Ütigrifi^ und ßgitv ykvxv Kgrjrag. Giese über den äoh dial.
8. 104 f. führt dies -^agrig auf die wurzel mar, sterben
(skr. mr, lat. mor-i, griech. fiog-ro-g der sterbliche d.i.
mensch) zurück. Doch dann kommen wir nur auf den all-
gemeinen begriff femina (Giese „süfse sterbliche, süfses
weib**), nicht auf den speciellen von virgo, der überein-
stimmend dem 'uagug und ^idgvct zugeschrieben wird. Da
nun das Jugendalter mehrfach von seinem frischen glänze
den namen empfangen hat (s, d, zeitschr. VII, 298), so steh'
ich nicht an das /^ag in ^dg-va und -fiag-n-g mit dem mar
zu identificiren, das im skr. mar-ic-i, lichtstrahl und im gr.
fjtaiga (aus fidg-ja wie fiolga aus fi6g-ja) hundsstem, mond,
auch die buntscheckige ziege (Hesych. uaiga xvcov t6 datguv
128 Legerlotz griechische etymologien.
y axfictioraTov xctv^ccy oi öh rriv asXfjPtjv, schoL Lykophr.
V. 334 xvQicjg 8i fACUQa kiysrai tj Xevxufiikmva at|), sowie
in den redaplicirten fiaQ^fiaQ-o^g der (glänzende) marmor,
fiaQfiaiQW (aus fia^-fiaQ-ju)) fiaQ-f^ag-i^o) und fAug-fiaQ-vaata
fiinkeln, erscheint.
^eiltjvog.
Ich glaube dafs ^BiX'fjV'O-g ursprünglich mit SSeig^ijv
identisch sei. ^stg-i^v aus ^fzig-riv von wurzel svar, tö-
nen, ist die singende; und die musik ist auch ein stark
hervortretendes moment in der sage von den Silenen, die
oft als erfinder der sy ringen- und flötenmusik bezeichnet
werden. Das et in JS^igriv und 2Bih]v6g erscheint im er-
sten augenblicke auffällig; es erklärt sich aber, wenn man
annimmt, dafs hinter dem g oder X ursprünglich noch ei-
ner von jenen consonanten gestanden habe, die im griechi-
schen so häufig elidirt worden sind, theils ohne irgend eine
spur von sich zu hinterlassen, theils so dafs sie durch deh-
nung des vorhergehenden vocals compensirt worden. Siehe
meinen artikel über Igri^. Dafs dem nun wirklich in un-
serm falle so sei, lehrt des Hesychius glosse SSilylvoi ol
2dTvgoi (schreibe mit Is. Vofs ^ilyijvoi^ wie auch die al-
phabetische Ordnung verlangt). Das y hierin ist ohne frage
ein Stellvertreter des^, wie in so vielen hesychianischen
glossen; der wurzelvocal hat sich vor der position zu i
geschwächt. Eine neue bestätigung erhält meine deutung
von SSeihjvog durch eine zweite glosse des Hesychius:
"EgfiTjvoi SSsdfjvoL Hier erscheint noch der unverlftngerte
wurzelvocal sowie auch das ursprüngliche g. Die anlaut-
gruppe Of hat sich wie auch sonst {ävSapco^ ixvgog^ Idgdg,
ov ol ?: s. Kuhn in d. zeitschr. 11, 134 — 135) zu spir. aap.
verflüchtigt, und das jr des suf&xes ist wieder einmal in ,a
übergegangen.
Magdeburg, den 15. Oct. 1858.
G. Legerlotz.
Leo Meyer, noch einmal tlq f,(a ff. 12^
'Noch einmal tlg fua Sv.
Als ich vor etwa drei jähren in dem kleinen aufsatz,
der im fünften bände dieser Zeitschrift (s, 161 — 166) abge-
druckt ist, die entdeckung der völligen Übereinstimmung
des griechischen Stammes %v mit dem altind. sama nieder-
legte, wiifste ich noch nicht, dals dieselbe Zusammenstel-
lung bereits mehr als zehn jähre früher von herrn director
Ahrens in seiner recension des Benfeyschen wurzellexikons,
die sich in der zeitschrifl < die alterthumswissenschaft
vom jähre 1844 (no, 7 und 8; seite 52 bis 61) findet, ver-
öffentlicht war, worauf mich später zuerst herr prof. Ben-
fey aufmerksam machte. In jener verhältnirsmäfsig sehr
kurzen recension werden von einzelnheiten des üi>erreichen
Benfeyschen Werkes nur zwei ein wenig genauer bespro-
chen, die den scblufs des ganzen bildende allzuumfassende
und auch vielge^choltene wurzel dhvr und vorher das was
unter dem pronominalstamm i, den Benfej schon auf der
erst^i Seite uns entgegentreten lälst, gesammelt ist. Dar-
unter befindet sich eben auch unser Big ^Ua tv^ deren mitt-
lere form, weil la daneben bestehe, auf ein altes ^m schlie-
fsen lasse, das als verkürzt aus o\fia angesehen wird, wäh-
rend der stamm %¥ am wahrscheinlichsten aus dem altin-
dischen sächlichen Sväm mit Übernahme des sächlichen m
in die grundform entstanden sei, woneben indeis auch als
möglich angegeben wird, dafs 'iv aus evana (einer nur
theoretisch gebildeten altindischen form) oder auch aus
Sna entstanden sei. Ahrens weist alle jene erklärungsver-
Buche (die nebenbei bemerkt von hm. pro£ Benfey, der mit
unserer erklämng des hh fiia Uv jetzt völlig einverstanden
ist, längst selbst aufgegeben sind) mit recht zuröck, indem
er zunächst hervorhebt, dafs ilg nie ein digamma gehabt
habe, f&r das nach Benfey II, 332 das epische fieig ent-
schiede, eine form, die sich nur in dem unechten und si-
cher verderbten 145. verse der Theogonie des Hesiodos
findet, und giebt dann die „ganz einfache und natürliche
etymoh^e^ des gfiei^hischen Zahlworts, die mit der unsri-
VIIL 2. 9
130 Lm Meyer
gen überciosiimmt. Unter den stammen sam und sa, die
aber doch nicht völlig identificirt werden durften, werden
von ihm mehrere formen aufgeführt, die den begriff der
einheit bezeichnen (kretisch audxig, woraus äna^ verun-
staltet sei, anXoog^ semel, simplex, singulus und alt-
indisch sakrt, einmal), die für indefinita gelten (a^g^
das richtiger sei als ccfiog^ in duov, ovdafiov, ovdapioi —
ovdivsg, goth. sums, jemand, ahd. sumhwelich und
sumalih, jemand), die den begriff der Vereinigung enthal-
ten {äficc, änag, äXoxog, bfiov^ simul, goth. sam an a, zu-
sammen), die zur bezeichnuug der gleichbeit oder ähnlich-
keit dienen {öfiog^ ofioiog^ o&gii:^ similis, altind, sama,
ähnlich, goth. sama, derselbe) und endlich fftr die unun-
terbrochene einheit der zeit, das ist die ewigkeit (sem*
per, altind. sadä und sana, immer, altsftchsisch sim-
lum, immer), gebraucht werden. Dais äna^ aus dfidxig
entstanden sei, wird schwerlich jemand für richtig halten.
Das letztere für ,,einmal^ bringt Ahrens (de dialecto do-
rica 8. 95 und 282; beide male äpiaxig ohne den scharfen
hauch) aus dem Hesychios als eine kretische form und da-
neben das gleichbedeutende tarentinische äfiang^ das er
fbr entstellt aus äfAaxig hält. Ist die form wirklich zuver-
lässig, so hat man guten grund an einen engen Zusammen-
hang mit sama, semel zu denken, jedenfalls aber ist a;sa|
von ihr zu trennen und in ä^na^ zu zertheilen, mag man
nun bei dem schlufstheile mit Pott (I, 130 und II, 515, wo
auch einfach, simplic verglichen wird) an ^cr/, n^/wfit^
fügen, denken, oder mit Benfej (II, 91) es ganz entspre-
chend halten dem altind. pä^a, m. strick, band, das hin-
ter Wörtern, die ,,haar^ bedeuten, „flklle^ bezeichnet (Ben-
fey glossar s. 190), oder, was mir das richtigste scheint,
^a|, plec (simplec, duplec) und wohl auch unser fach
(einfach, zweifach), mit einander zum altind. paro Tp^
verbinden, stellen, dessen liquider laut in der griechischen
und deutschen form eingebüfst wurde, während in nnserm
falten, einfalt, einfältig, das gewifs nicht davon ge-
trennt werden darf, goth. fal)^an, falten, znsamm^^en
noch einmal eU ftia %¥. \%l
(ftlr nTvacHv^ vom buch, Lukas IV, 20) in der laotgnipp«
1)> der kehllaut ausgedrängt wurde, womit man vergleichmi
mag, dafs man im lat ultus für ulctus sagt. Jenes a^ia-
xig oder wie Ahrens später schreibt afidxis aber würde be-
sonders noch deshalb för uns wichtig sein, weil seine be-
deutung so genau sich anschliefst an ^v, das wir ja eben
auch auf sama zurückführen, obwohl immer das hauptge-
wicht für diese Zusammenstellung, wie ich schon früher
(zeitschr. Y, 165) bemerkte, in dem lat. sem (semel; und
sim in simplex, singulus) ruht, das auf der einen seite
der Bedeutung nach Yöllig mit dem griech. ^if überein-
stimmt, mit dem es auch lautlich leicht zu vereinigen ist,
auf der andern seite aber unzweifelhaft auf das alte sama
zurückleitet. Wenn wir die formen simplex, singulus
mit semel in bezug auf. ihren ersten vocal vergleichen, so
scheint fast das umgekehrte gesetz gewaltet zu haben, als
z. b. in artifex — artificis, princeps — principis,
praeceps — praecipitis, abreptus — abripio, con-
spectus — conspicio, effectus — efficio, die in
geschlossener silbe das e zeigen, in der offnen aber die
noch weitere Schwächung des ursprünglichen a zu i eintre-
ten liefsen. Gerade aber vor folgendem nasal mit anderm
consonanten finden wir diesen Übergang von a zu i im la-
teinischen mehrfach, zum theil in Wörtern, denen genau
entsprechende formen im griechischen e zeigen, so in quin-
qae SS nivrs (altind. pancan), in intus = ^i^ro^ (altind.
**antas); dann in contingere von tangere, in con-
fringere von frangere, in compingere von pangere.
Nicht zu übersehen aber ist, dafs in simul, das niemand
von jenem sama trennen wird, der nämliche lautübergang
auch eintrat ohne die genannten bedingnngen. Möglich
ist allerdings, dals hier der enge Zusammenhang mit dem
adjectiv simili einwirkte, das völlig identisch ist mit dem
griech« Ojciaild, gleich, eben^ Ganz wie in humili in ver-
hältnifs zu dem damit identischen x^^P^^^o trat auch dort,
vielleicht durch einfache vocalschwächung die im lateini-
9*
139 Leo M«yer
Bchen beliebte adjectivendung li ein, deren i dann aof die
vorhergehenden vocale assimilirend einwirkte.
Ebenso wenig als in den angefahrten lateinischen for-
men kann die Schwächung des ursprünglichen a zu i auf-
fallen in dem auch noch hieher gehörigen goth. siml6,
einst, das mehrere male in den paulinischen briefen vor-
kömmt f&r noti^ das Job. IX, 7 durch faur|»is Übersetzt
ist und einige andere male durch suman. Jenem simid
zunächst liegen wohl das ags. simle, simble, alts&chs.
simla, simbla und simlon, simblon, ahd. simbles,
simblum, simblun (Graff VI,26) ^immer^, die also in der
bedeutung mit dem wahrscheinlich auch hiehergehörigen
lat. semper genau übereinstimmen. Möglich ist allerdingB,
dafs im lat semper das m erst durch den folgenden lip-
penlant für ursprüngliches n herbeigeführt wurde, dann
also das wort sich zunächst au das altind. 8an£, immer,
und goth. sin-teinö (s. zeitschr. VII, 402) anschliefst.
Wegen der so nahen berührung der bedeutung „einst^ und
„immer'' kann man unser j e vergleichen, das wir ja in be-
stimmter beschränkung nur fQr „einst'' gebrauchen, wäh-
rend es im mittelhochdeutschen, in der form ie, gewöhn-
lich „immer'^ doch nur in hinblick auf die Vergangenheit
bis zur gegen wart her bezeichnet, wie wir es eben in im-
mer (aus ie-m6r) bewahrt haben.
Die zweite im gothischen so sehr gewöhnliche Schwä-
chung eines ursprünglichen a, die wir besonders häufig
durch nachstehende liquide laute veranlafst sehen, die
Schwächung zu u haben wir in der form suma, iigend
einer, einer, die auch von Ahrens genannt wurde, die «eh
in Bopps glossar (s. 369) unter sami findet und cße su
meinem frühem aufsatz herr prof. Kuhn so freundlich war
in einer anmerknng nachzutragen nebst der althoohdeot*
sehen sum (GraffVI, 44— 47) und englischen form some.
Auch in andern deutscfaea mundarten begegnen wir ihm
wieder, und zwar auch mit der nämlichen bedeutung. Was
diese anbetrifil, so mag hier zunächst genügen, auf eine
berührung mit dem bJs fita IV, auf das es uns hier doch
noch einmal «Iv /u^« 'V. 18S
besonders ankömmt, hinzuweisen; wenn nämÜGh Wulfila
Mark. XIV, 43 Big tc5v öwdexa übersetzt durch suma ^izt
tvalibS oder Luk. XV, 15 ipi töHp nokiTaiv durch sa*
inamma baurgjand, und sonst ähnlich. Eng an unsere
form schliefst sich im gothischeu noch das bereits erwähnte
adverb suman, einst, einmal, noti^ daa in seiner bildung
genau Übereinstimmt mit dem an den demonstrativstamm
sich anscbliefsenden goth. )>an, dann, darauf, aber, und
dem fragenden und dann auch unbestimmten hvaq, wann^
einmal. Ist auch nicht sogleich klar, welche alte casiia*
bildung in den genannten wörtchen vorliegt, so liegt doch
auf der band, dafs sie aus den zu gründe liegenden stam-
men sama, l^a, hva zunächst hervorgingen durch eine
weitere bildung mittels des sufBxes na, mit der wir einige
altindische bildungen in unmittelbaren zusanmienhang brin-
gen dürfen, die Benfey in seiner grofsen sanskritgranmiaf ik
8.238 angiebt. Es sind das ablativische sanftt, immer,
beständig; die instrumentalformen adfaünä, jetzt, nun;
vin£, ohne, sana, immer, beständig (woran sich das ahd.
sin, immer, anschliefst), vielleicht näna, verschieden, man-
nigfach, und die alten weiblichen accusative t ad aufm,
alsdann, nun, und idäuim, jetzt, nebst dem vedischen
vipvad£nim, zu aller zeit. Am wahrscheinlichsten ist
mir, daifl die genannten suman, hvan, J^an und das nach
dem althochdeutschen nur in Zusammensetzungen erhalte-
nen (Graff VI, 25 und zeitschr. VII, 402) s i n anzusetzende
gleichlautende goth. **sin, immer, auf alte instrumentale
samanä, kanä, tanä, sana zurückkommen, deren aus-
lautende vocale später geschwächt, weiterhin aber ganz ab-
geworfen wurden. Mit dem goth. hvan stimmt der erste
theil des lat. quando, wann, vielleicht genau überein, des-
sen schlufstheU doch auf die altindischen bildungen (Ben-
fey §.572) an 7 a da, zu andrer zeit, bisweilen, ekad£,
auf ein mal; bisweilen; einst, vediseh i da, jetzt, kada
(vedisch auch kädä), zu welcher zeit, wann, tada, als-
dann, dann, yadä, zu welcher zeit, wann, als, so bald
als, vedisch sadä, immer, stets, und sarvada, zu allen
Zeiten, immer, hinzuweisen scheint.
134 Leo Meyer
Das goth. suma zeigt klar, dafs seiner bedeatung nach
wir zu dem altind. sama mit Ahrens sehr wohl auch noch
das griech. afiog^ irgend ein, würden stellen können, das
einfach in äfjio&ev^ (irgend) woher (Odyss. I, 10), afiij^ anf
irgend eine weise, afiwg^ irgend wie, ajtio?, irgend wohin,
und auov^ irgendwo, vorkömmt, sonst aber mit voransge-
hendem ovS^ sehr oft verbunden wird : ovdafiogj auch nicbt
einer, keiner, ovSafiov^ nirgend, ovSaftaig^ auf keine weise,
auSafi^, nirgend, ovSafjioäev^ von keinem orte her. Ist
die angäbe zuverlässig, dafs die, ursprüngliche form mit
hartem hauch anlautet, Ahrens sagt (s. 53) y,ifi6g (weniger
richtig aiAog)^ und schreibt doch gleich darauf . wieder
y^afiov^^ so ist an ihrer Übereinstimmung mit der angege-
benen altindischen form wohl nicht zu zweifeln und der
gedanke an eine möglichkeit der Zusammensetzung von juo
mit dem pronominalstamm a, wie sie Benfey (II, 30) auf-
stellt, eben sowohl aufzugeben, als der an irgend eine nft-
here beziehung zu der altind. pronominalform amü (ami,
amä), jenes, die, abgesehen vom singulamominatiT asCu,
m. f. jener, jene, und adas (auch acc.) n. jenes, voUstfliH
dig flectirt wird (Benfey's kurze sanskritgramm« s. 336).
Die mehrfach nachgewiesene bedeutungsentwioklnng
des ,,ein, einige^ aus dem alten pronominalstanun sami
liefs mich in dem früheren aufsatz (s. 166) auch die zu-
rückführung des griech. ivioi^ einige, auf ein gemuthmalt-
tes durch Suffix ya aus sama gebildetes ^'samya wagen,
die mir doch noch immer viel glaublicher scheint, als hm.
dr. Ebels (in d. zeitschr. V, 71), der Bopps erklftrung ans
anya, Potts aus kvvl oi\ Benfeys von Big zurückweist, der
klassischen filologie entnommener künstlicher Zusammenbau
des ivioi aus hi oi^ „es sind einige darunter, welche^
Dagegen sträubt sich doch wohl schon ipioTSy einigemal,
zuweilen, und noch mehr kvia^ov^ an einigen orten, bis-
weilen, hviaxn^ zuweilen (schon bei Herodot I, 199), ivia-
xig^ einige male (bei spätem), die eine ganz einfache gmnd-
form hno anzusetzen verlangen. Was nun jenes gemuth-
mafste """samya als ableitung aus dem einfachen sama
noch eiDinal tlq (Ua fV. 136
betrifit, &o mögen wir hervorhebeu, dais z. b. schon im
altLocbdeutscben neben dem einfachen sum, irgend ein,
ein gewisser, das weitergebiidete in der bedeutuug mit je-
nem übereinstimmende sumaiib, sumelib, sumilib
(Graflf VI, 46. 47) häuiSger gebraucht wird, und dafs z. b.
in niederdeutschen sprachen, so im altfries. sommich, ei-
nige (von llichthofens Wörterbuch s. 1039), im holländi-
sciien so mm ige, einige, ableitungen aus der einfacheren
form mittels des alten Suffixes i-ga beliebt sind.
Der völlige verlust des anlautenden s, den unsere er-
klftrung des griecb. ivioi voraussetzen wQrde, ist im grie-
chischen nichts ungewöhnliches, und ja namentlich bekannt
aus den formen aÖ6?.(fü, bruder, äkoxog, lagcrgenossin, gat-
tin, äxoiug^ gattin, axoirtjg, gatte, 6&gi^, gleichhaarig,
ünaTQog^ ondvwQf von demselben vater, ard^aprog, gleich-,
wiegend, in deren anfangsgliedern (o-, ä) längst das altin-
dische sa-, einer, derselbe, erkannt ist. Bei der form
samä selbst, und dergleichen bedarf immerhin einer be-
sondern beachtung, haben wir, abgesehen von den oben
besprochnen, immer noch nicht völlig sichere neben einan-
derliegenden formen duog und duog allerdings diesen Ver-
lust noch nicht bemerkt. Ich zweifle aber nicht, dafs wir
noch mit Sicherheit eine form hieher ziehen dürfen, die ei-
nes ursprünglich anlautenden s letzte spur auch eingebüfst
hat. Benfey stellt in seinem wurzellexikon (1,227), das
trotz aller dagegen gerichteten angriffe für griechische
Wortforschung doch noch immer eine der reichsten fund-
gruben bildet, gewifs mit vollem recht das griecb. d?J}'xiog^
ähnlich, gleich, neben das altind. sadr 9a, ähnlich, gleich,
von dem es sich nur durch das neue sufBx to und dann
den nasal, der von geringerer bedeutung hier im augen-
blick nicht weiter erwogen zu werden braucht, unterschei-
det; man hat längst das gricch. i)?Jxog dem altind. yädr 9a,
TtjXixog dem altind. t&dr^a, gegenübergestellt. Nun folgt,
ohne besondere erklärung, das dem äXiyxiog gleichbedeu-
tende hvaXiyxiog^ das die homerische spräche noch lieber
anwendet, als jenes. Man darf wohl auch jenes iva- für
136 I^^' Mey«r
eine aus sania hervorgegangene wortgestalt halten, und
so tritt das griech« ivaXiyxio dem gotb. sama-leika,
gleich, übereinstimmend, wanderbar nah, das Mark. XIV,
56 und 59 fbr das griech« laog gebraacht wird, sonst aber
h&ufiger ist in der adverbiellen form samaleikö, gleich-
fidls, fbr oiwiwg, waavrtag und auch einmal xcera ta aina
(Lnk. VI, 26). In der entstehung des innem y ans nr-
sprflnglichem m, das im griechischen ja im anslant, wo es
nicht ganz abfällt, regelmft&ig zu v zugespitzt wird, wür-
den nach unserer erklärung €Vm>» und hva- (in kvaXiyxio)
also genau mit %v (aus ivo^ ifio) übereinstimmen, in deren
weiterer begründung fbr das letzte genannte Iv ich ebenso
wie früher Ahrens auf dieselben nächst liegenden beispiele
^^19*0^ = altind. ksham£, f. erde, und;^ioy =: hima (ans
hyam4), n. frost, kälte, schnee, winter, gerathen war. Wei-
terhin können daftkr noch angeführt werden i^vm, £• zügel,
von yam, hemmen, zurückhalten, zügeln, Si^o^, jähr == alt-
ind. samä, f. jähr, worauf ohne zweifei auch hviuvrog^ m.
jähr, zurückgeht, und wohl ;^AaIycr (aus ;^^cr^T-a) neben /Aa-
lAvdy f. oberkleid, vielleicht noch mit Kuhn (zeitschr. U,
319) das lateinische suffix neo = ^6o, dann ßalvfo aus
gamyämi und aufser dem dem letzteren genau entspre-
chenden venio aus dem lateinischen noch gener = ^a/i-
ßgo (aus yafiQo) und tenebrae, neben dem altind. t&mas,
n. finstemifs, und unserem dämmerung.
Die genaueste Übereinstimmung mit dem altind. sam&,
ganz, gleich, eben, finden wir in der gothischen grundforro
sama, derselbe, der nämliche, die meist mit dem artikd
verbunden vrird, dessen männliche form sa, der, dem gldoh«>
bedeutenden altind. 8& ja auch noch ganz und gar gleich
sieht Das dürfen wir einmal ganz besonders hervorheben,
da bei aller alterthümlichkeit des gothischen die anzahl
derjenigen seiner formen, die den uralten indischen noch
ganz genau gleich sind, doch nur sehr gering ist. Wie
schon oben bei dem suma so können wir auch hier wie-
der bei dem sama als tdr die bedeutungsentwicklung des
griech. y (f^la) nicht unwichtig bemerklich machen, dafs
noch eimnal lU fiia h. 137
Mark. X, 8 xal iaovrai oi ovo elg caQxa fiiap überaetxt
ist durch jah sijaiua ]>ö tva du leika samin, Lukas
XVII, 34 iaovrai Svo knl xXivf]^ (Aiäg durch tvai vair-
)>and ana ligra eamin, Efeser II, 14 6 nou\aag ra au-
ffOTsoa ^1/ durch saei gatavida ]>ö ba du samin und
Doch Filipper II, 2 t6 iv tpoovovvnq durch samafraj'jai.
Abgeleitet von sama sind noch die goth. sama]>, zusam*
roen, an denselben ort, und s am ana, zusammen, an dem-
selben orte (samana liban, zusammenleben, avll,iiv, Kor.
11,7,3, nah vorher ist mitsterben, avvano&avelVj fiber-
setzt durch mij'gasviltan, dessen mi|> aber in einer hand-
schrift fehlt; samana arbaidjan, zusammen arbeiten,
avvad-keiv^ Filipper I, 27), durch welches letztere meist das
griech. äfÄa übersetzt wird, dessen Zusammenhang mit dem
altind. 8am4 ja auch längst erkannt ist. Wir brauchen
nur noch kurz zu erwähnen, dafs während der Engländer
noch the same, derselbe, bewahrt hat, wir das entspre*
chende einfache pronomen nicht mehr gebrauchen, wohl
aber eng damit zusammenhängende formen wie zu-sam-
men, sammeln, sammt, allesammt, sämmtlich.
Aus dem griechischen sind, da der Zusammenhang mit
sama auf der band liegt, auch schon früh herbeigezogen
ofiog^ ähnlich, gleich, derselbe, nebst den nah angehöri-
gea Ojuoi;, am selben orte, zugleich, o^oiog, ähnlich, ofia^
Xog^ gleich, eben, glatt. Von sla vischen hiehergehörigen
formen nennt Bopps glossar (s. 369) das alte sam, selb,
das im russischen samü, selb, und böhm. sam, samy
„8elb% und auch „allein^ bedeutet. Was unser selb, das
gotb. silba, das in Zusammensetzungen ganz so gebraucht
vorkommt wie das slav. samo (russ. samo-völinyi ist
freiwillig, eigenmächtig, böhmisch samo-wolnjf; Wulfila
Qbersetzt ai'i^a/(>6ro?, freiwillig. Kor. II, 8, 3 durch silba-
vilja. Kor. II, 8, 17 durch silba-viljanda), betriflft, so
ist vielfach angenommen eine deutung, die Jakob Grimm
in der grammatik (U, 6) nur ganz unsicher fragend aus-
spricht, „silba aus si-liba, das in sich bleibende, behar-
rende?^, die ich nie für möglich gehalten habe, da ich
138 Leo Meyer
silba für ein unzusammengcBetztes ganz ein&cbes wort
halte, das genau übereinstimmt mit dem altind. sarva,
all, ganz, vollständig, das in seiner flexion sich bekannt-
lich den flQrwörtern ganz anschliefst. Da ich diese zusaoi-
menstellung wohl ein ander mal weiter ausf&hre, so mag
für jetzt genügen, einmal auf unser sämmtlich und das
slav. samo, selb, hinzuweisen, die aus demselben pronomen
sich entwickelten, und dann avroaiStjoog (Euripides He*
lene 356), ganz eisern, neben das tat. solli-ferrens^ ganz
eisern, zu stellen, in denen avro in einfachem zustande die
bedeutung „selbst^ hat, solli aber formell mit s&rva und
nach unserer deutung mit unserm selb übereinstimmt.
Da Benfey (glossar s. 355) gewifs nicht mit unrecht
die altindische adverbielle form sma, die sehr häufig dem
präsens, ganz wie ein frei stehendes augment, die bedeu-
tung der vergangenen zeit giebt, als eine Verkürzung aus
sama ansieht, und ofienbar auch die vedische präposition
smat, mit, an unsem pronominalstamm sam& sich an-
echliefst, also in beiden formen eine Verkürzung eintrat
durch ausstofsung des vocals zwischen den lauten s und
m, so dürfen wir nicht zweifeln, dafs auch das griech./uia
zunächst aus einem a^ia (weiter atfiia^ asiu^ samf) ent-
stand durch die nämliche Verkürzung und nicht zunächst
aus iuia wie ich früher (zeitschr. V, 165) aussprach und
auch Ahrens (s. 54) für möglich, wenn auch minder wahr-
scheinlich hält. Dieselbe lautverändcrung haben wir höchst
wahrscheinlich im griech. jciara, das dem goth. mi)', un-
serm mit genau entspricht. Benfey (11,30), der wie auch
üopp (vergl. gramm. , aufl. 1, s. 397) das goth. mi|^ mit
dem altbaktr. mat, mit, identificirt, mit unrecht, weil ur-
sprüngliche t-lciute im gothischen abgeworfen werden, stellt
es nebst dem griech. fAsva zum pronominalstamm ma, den
or auch aus der präposition ama, mit, herauslöst. Der
hinblick auf das alte ind. smat, mit, aber und die leich-
tigkeit, mit der die bedeutung des „mit'' sich aus dem pro-
noniiualstamm sama entwickeln konnte, wie ja z. b. auch
unser sammt daher entsprang, macht den engen zusam-
noch einmal eU ftia ?r. 139
menhang des f^sra und unsers mit damit sehr wahrschein-
lich. Wir dürfen wohl eine beiden zu gründe liegende
alte form ^'smatha annehmen. Auf das sufBx tha weist
anch schon Benfey im wurzellex. (II, 30); es ündet sich
mit verschiedenen casuszeichen in einigen altindischen pro-
nominellen adverbien: tathä, auf diese weise, so; yathä,
wie (relativ); vedisch katha, neben kathäm, wie, auf
welche weise (fragend), aus welchem gnmd; itthäm, ve-
disch ittha, auch itthat, auf diese weise, so, lat. itä;
atha, darauf, dann; imäthä, wie hier, wie jetzt; prat-
nath&, wie vor zeiten, pürvathä, wie früher; vi^va-
thä, wie immer; ürdhvathä, aufwärts, aufgerichtet;
rtutha, regelrecht, gehörig, deutlich, genau (Benfeys gram-
matik §§. 572 und 579). Es ist bekannt, wie häufig die
anlautsgruppe sm, die im altindischen gar nicht ungewöhn-
lich ist, ihres s beraubt wird; das goth. mörjan, verkün-
digen, ist längst als eine causalbildung des alten smar,
sich erinnern, erkannt, über die geringen reste des sm im
lateinischen sprach noch neulich (zeitschr. VII, 225 — 228)
berr dr. Ebel, im griechischen tragen auch nicht gerade
sehr viele werter das Cfji an der spitze; das ähnliche cry
findet sich nirgend mehr. Die Verengung von sama in
sma ist ganz ähnlich, wie in ax^T^V, unermüdlich, von
xafi^ in ädfiiJT^ ungebändigt, dfAijt^iQa^ bändigerin, von Öapi^
&PfiT6^ sterblich, von &av, und in altindischen Wörtern wie
gn£, frau, aus gana = yvpri^ kshm£, f. erde, aus
kshamä und anderen. Diese entstehung nun aber des
fua aus Cfiia (asfiia) muls den gedanken an eine noch
weitere Verstümmlung zu la, wie sie Benfey (I, 3) und auch
Abrens (s. 54), der das letztere äolisch nennt, annimmt,
entschieden zurückstofsen. Gegen diese erklärung mufste
doch schon bedenklich machen, dafs Homer auch das
männliche ioc;, eins, gebraucht Ilias VI, 422 : ot fiiv advveg
t^ xlov ijfiari yljridog eiaw. Aufserdem begegnen bei ihm
allerdings nur die weiblichen formen i« Ilias IV, 437; XIII,
354; XXI, 569; iijg XVI, 173; XXIV, 496; lij IX, 319;
XI, 174. XVIII, 251. XXII, 477 und nur ein einziges mal
140 Leo Meyer
XIV, 435) in der Odyssee der accusativ iav. Wie im la^
teiniscbeu nebeo dem gewöhnlichen ünus der stamm sem
in semel, simplex, singulus lebendig blieb, so kann
es auch nicht auffallen, dafs im griechischen, das die form
oljroQ^ oIoQf die im altbaktrischen aSwa, ein, einlaches
Zahlwort ist, wenn auch in der etwas beschränkten Bedeu-
tung ^allein" sich bewahrte, in der alten dichtersprache
neben eig fila Si^, Ober deren vermeintliche Stammverschie-
denheit man sich früher doch auch wenig wunderte, noch
die besonderen log, ta filr das erste zahlwort zeigt. Wir
haben darin einen ganz andern pronominalstamm zu su-
chen und höchst wahrscheinlich den, derimlatis, ea, id
lebendig blieb und den wir auch im gothischen noch an-
treffen in !s, er, !ta, es, woneben nur im weiblichen ain-
gularnominativ das si, sie, anderswoher entlehnt worde,
während hieran sich schliefsende formen im neuhochdeut-
schen das leben jenes Stammes noch weiter beschränkten.
Der gothische weibliche accusativ !ja, eam, entspricht dann
jenem griech. Hav so genau als nur gothische formen grie-
chischen entsprechen können; die Ifj und lijg treten von
den goth. Xzai und Izös etwas weiter ab, weil hier erst
mittels des Zischlauts die casusendung antrat.
Die vermuthung Pott's (I, 223), der sich auch Benfey
(I, 198) und Ahrens (s. 54) anschliefsen, dafs in fiaxüJia^
schaufei, hacke (eig. einzack), das Stammwort von fiia^ wie
in Sixekka^ zweizackige hacke, das zweite zahlwort enthalten
sei, als anfangsglied einer Zusammensetzung, deren schlnla-
theil im griechischen selbstständig gebraucht nicht vorkömmt,
verliert an Wahrscheinlichkeit, wenn man neben fiaxB?JLa^ das
in der homerischen spräche, in der dixskXa gar nicht be-
gegnet, nur einmal vorkömmt, nämlich Ilias XXI, 259:
Z^Q<^i fddxBklav ix^v, die ebenso ausgehenden äf^iXa^ cSfaüJUr,
&iBXka, und auch xim^Xlov, becher; TtfutpüXov, höUang,
luftige Umhüllung, und (fax^Xlog^ m. bündel, ruhig betrach-
tet, in denen das cAAo, %kXa offenbar eine suffixform ist,
der eine verbalwurzel vorausgeht, als die wir dort ein putx
würden anzusetzen haben. Das von Benfey vermuthungs-
noch einmal flq fita Ff. 141
weise aufgestellte """"xilltt^ hacke, ist in ptunilka dardums
anwahrscheinlich auch ^egen der nebenform fiaxikfjy die
Hesiodos hat werke und tage 470 und ApoUonios aus
Rhodos IV, 1533. Wenn die Verstümmlung eines selbst-
ständigeo xiXka in xs?,a hier bedenklich erscheinen müfste,
so ist in den sufBxen das nebeneinanderstehen der formen
€lXa — ikrjj sXko — aAo durchaus nichts so sehr auffallendes,
haben wir doch z. b. neben (fdxskh>g auch die form (pdx^kog*
Jenem fiaxiktj aber wieder ganz gleich scheinen die bil*
dangen ayiXfi^ heerde; vetpilt], wölke; O-vfiikrjj opferst&tte;
äfiniXogy f. weinstock, und auch öxonBkog, m. fels, und
andere. Jenes (lax dürfte man vielleicht zusammenstellen
mit fioxaiga^ das schneidende schwert, goth. mekja, u.
Schwert, lat. mactare, schlachten, neben denen Benfey
(n, 43) auch ^dxekov s f*dxBkkoVj pLaxikoq m., (stechende)
domhecke, hecke, aufilührt. Selbst wenn in dix^kka wirk-
lich das Zahlwort Ji, 8f^ steckt, sind wir noch nicht ge«
fiwungen, das „ein' in dem ähnlich ausgehenden udxtkka^
fAOxikfj za suchen, da weit weniger grund war, bei einer
backe hervorzuheben, dals sie nur eine schneide oder spitze
hat, als bei dem andern Werkzeug das zweispitzige.
Noch lehnt sich Ahrens (s. 54) gegen die deutung des
ixoTOP^ aus iy-xaroV, ein hundert, auf, wie sie sich findet
bei Bopp (vergl. gramm. s. 456; auch in der neuen auf-
läge 2, & 87), bei Pott (II, 203; früher s. 162 hält er auch
entstehen aus Skapatam für möglich), und Benfey (I, 6
und 11,215)9 weil die Zusammensetzungen diaxoaiot, r(»«ä-
xoatoij dorisch diaxdr.oL, TQiaxduoi ff. auf ein älteres axa-
Tov hinweisen (durchaus nicht! niemand wird rsji^axoifioi^
nswToxaaioi zerlegen in tSTQ'dxoaioiy nevt-dxoaioi^ statt in
TtTQa-xoüioi, itBvta'XoaiOi) und dann weil im eleiscben dia-
lekt der hauch fehle, wobei auf s. 549 des dorischen dia-
lekts verwiesen wird. Euer aber lesen wir, dais bei den
Ekem und in der übrigen alten spräche wahrscheinlich
ixarow den lenis gehabt habe, weil kaum zu bezweifeln sei,
daft das e eufonischer zusatz sei; die sache wird also ge-
rade auf den köpf gestellt Es heifst, dafs bei einer zu-
142 Leo Meyer
sammensetzuDg aus iv und xarov die erste silbe nicht habe
verkürzt werden können; wir wissen aber — and gerade
i-xccTop^ diaHoatoi^ TtevTaxoaioi^ das altind. fa,tk^ neben
dem tat. centum und unserm hundert sind trefifende bei-
spiele dafbr; noch treffender XBO-nagSog (f&r Xtov-nagioq^
leovT-naQSog) neben XeoPto-nagäog, leopard, Mo-xgävov
(für xloV'Xpäpov) neben xTovo-xgävov, säulenknauf, and sahi-
reiche Zusammensetzungen mit n auslautender grundPorm,
wie sie als erstes glied einer Zusammensetzung der altin-
dischen regel gemäfs ihr n einbüfsen, wie in r&ja<->patra,
königssobn (räjan), '^Ttokko-Siogog {'Anokkwv), homi-ctda
(hömön), goth. guma-kunda, männlich (goman,
mann); ein yj6'ßXt]Tog^ schneebeworfen, wäre sehr woU
denkbar neben x^ov6''ß?yf]Tog — dafs nasale überhaupt häufig
vor folgenden consonanten ausgedrängt werden, wozn in
ixarov noch eine besondere veranlassung in dem vorge-
rückten accent lag. Wenn im gegensatz zum einfiu^hen
altind. ^atä und lat. centum, der Grieche fiür das einfii-
che, das erste hundert vielmehr ein zusammengesetztes
i-xarov gebraucht, so ist dem im deutschen sehr wohl
vergleichbar, dafs der Gothe neben tva-hunda, sweihnn-
dert, fimf-hunda, fünfhundert, ff. kein einfaches hnnd,
hundert, gebraucht, sondern statt dessen das sohwerfiUlige
taihuntaihund (Luk. XVI, 6 und 7, taihunt£hand
Luk. XV, 4). Das lebt noch im ahd. zehanzug (Graff
V, 629) und mhd. zehenzic, die lautlich allerdings nicht
ganz genau entsprechen. Daneben macht sich früh, im
altsächs. hunderod (nicht im Heliand belegt), im altnord.
hundrad, im altfries. hundred, hunderd, hundert,
im ags. hundred, hundrid, im althochdeutschen verein-
zelt hundert geltend, wohl abgeleitete und nicht zusam-
mengesetzte formen, denen dann auch unser hundert ent-
spricht. Das ungenügende der Ahrensschen erklärung des
€ oder (X in ixarov als Vorschlags mit unorganischem haach
fühlt man leicht, und dafs sie durch die zugegebenen bei-
spiele ixBlvog für XHVog, 6xiXX(a für xiXX(a^ axQodoviai snm
altind. ^ru, gar nicht gestützt wird, sieht jeder.
noch einmal uq ^Ua Vi». 143
Die von Benfey (I, 4) besprochene form ovog f&r „aät
auf dem würfel'* wird als aus einer falschen lesart bei Pol*
lux IX, 95*) hervorgegangen ganz weggeworfen und dann
der Stab gebrochen über Bcnfeys deutung des uovoi; aus
älterem j^opog^ aus dem eben auch jenes ovog hatte her-
Yorgehn sollen, die aber II, 332 des gälischen mhain we-
gen wieder in zweifei gezogen wird. Ahrens hält den Zu-
sammenhang des fiovog mit sam nicht für unmöglich, doch
bleibe dabei das ovvog der ionischen form (lovvog räthsel-^
haft. Dadurch kann indessen der Zusammenhang mit sama
durchaus nicht zweifelhafl gemacht werden, man würde
einfach ein ursprüngliches sm&nva öfiovjro anzusetzen ha-
ben, aus dem sowohl fiovvog als mit gänzlichem verlust
des y, wie z. b. in okog = sarva, fiovog hervorgehen
konnte. Jenes va trat zunächst an eine form smana(sa-
mana) als neues sufSx, wie ganz ähnlich im altind. pürva,
der frühere, vordere, das auf ein einfacheres pur a hinweist,
wie es noch im adverb puräs, vor, vom, früher, steckt.
Auch Pott I, 223 führt fiovo neben fjiia auf, allerdings in
der etwas bunten reihe „^/a (ud-XBlka), lla^ fiovo, 'iv, otvrif
olo*^^ die er neben lit. wienas, einer, lat. üno, als erstes
beispiel aufstellt, um wahrscheinlich zu machen, dafs der
scheinbare wegfall eines anlautenden /t meist eigentlich
darauf beruhe, da(s ursprünglich an seiner stelle ein w
stand. Jene formen erscheinen jetzt wesentlich anders, als
Pott damals vermeinte: fiia steht für apiia (oax-^AAa tren-
nen wir davon), ta steht fßr sich, iaovo für Ofiovfo^ %v f&r
OBfjL^ 010 fQr o7>ro, und oivrj^ ass auf dem Würfel, ist im
griechischen die einzige form, die sich eng anschliefst an
das lat. ünö, das nicht ursprünglich den laut u oder v
enthielt, sondern aus älterem oenö, oinö, hervorging und
*) Es heifst an der bezeichneten stelle, dafs der ausdruck xvßo^ nicht
allein ftkr wtlrfel, sondern auch für den wurf, besonders die geworfene eins
gebraacht werde, wie es auch im Sprichwort heifse tj rgtq tz ij tgilq xußo».
SUtt der worte xcU ftdiiata fj yt fioraq ff. (in Wilhelm Dindorfs ausgäbe
von 1824 und dann der von Immanuel Bekker 1846) hiefs es früher sinnlos
144 Leo Meyer
identisch ist mit unsenn ein, goth. aina und dem altindi-
schen pronominalstamm Sna, dieser, jener. Dafs hieran
sich auch die keltischen formen f&r unser zahlwort an-
schließen, mochte nach unserer frQheren anf&hrung (zeitschr.
V, 163) noch zweifelhaft bleiben; mit Sicherheit geht es
hervor aus den von Zeufs in seiner keltischen grammattk
s. 308 beigebrachten altirischen formen öen, oen, zu de-
nen dann das altbritannische un (s. 322), das kambrische
un, die komischen un, on, die armorischen un, vng und
neuarmorischen eun, eunn, enr in einem ganz regelmä-
isigen lautverbältnifs stehen.
Potts vermuthung (II, 324 und 137), data das griech.
fAiv, welchem öi (von Svo) gegenüberstehe, zu f^v zu zäh-
len sei, also urspröuglich „einerseits'^ SAgc, ist bestimmter
ausgesprochen von ßenfey, der (I, 4) fup als aus dem
ncutralaccusativ evam, „eins^ hervorgegangen ansieht und
(II, 219) öi als mit der grundform des zweiten Zahlwortes
dva übereinstimmend, eigentlich „zweitens^, dann „ande-
rerseits^ erklärt. So ansprechend diese erklärung auf den
ersten blick erscheinen mag, so unwahrscheinlich und halt-
los ist sie doch im gründe. Wir müssen erwägen, wie un-
geeignet die starre Zählung „eins — zwei^: denn so müß-
ten wir nach jener deutung zunächst übersetzen, sein würde,
jene partikeln wirklich zu erklären, von denen die eine gar
nicht selten ohne die andre vorkömmt, und namentlich in
der älteren zeit, in der doch das frappantere hervortreten
jener als ursprünglich angenommenen bedeutung zu erwar-
ten sein sollte. Wer möchte Ilias I, 18 Vfiiy fih &€oi
doisv — ndiSa 3* ifiol kvaai auch nur versuchsweise über-
setzen „euch erstens mögen die götter verleihen; die toch-
ter zweitens löset mir^ oder die folgende stelle Sv&' älloi
fih ndvTBi hn^vcfi^uriaav jixaiol — «AA* ovx l^VQ^fidtj
jrdvSavSj da stimmten erstens alle andern Achäer bei, aber
dem Agamemnon gefiels nicht Alle ähnlichen gegensätze
wie quidem — sed, zwar — aber werden überall an-
ders bezeichnet, als einfach zählend; jede partikel entwik-
kelt sich zunächst ganz selbstständig und erst später tre-
noch einmal dq fila fV. 14S
ten geläufigere Wechselbeziehungen unter ihnen ein. Es ist
nicht denkbar, dafs man ursprünglich sagte „erstens ^-^
zweitens** und später jedes dieser wörtchen auch selbststän-
diger, wie irgend welche andre partikel gebraucht hätte.
Ahrens tritt s. 54 jener erklärung, wenn auch nicht mit
voller entschiedenheit, entgegen; nur die deutung des ^iv
aus ^vam, an die jetzt wohl auch niemand mehr denkt,
weist er bestimmt zurück. Man müfste, meint er, wieder
an die wurzel sam denken. Dann aber fahrt er fort mit
der flüchtigen behauptung, dafs unzweifelhaft ukv aus ptiqv
abgeschwächt sei und öi höchst wahrscheinlich aus Jif.
Mag wirklich mehrfach in den griechischen werken eine
unrichtige Verwechslung des fiiv und u}]v^ vielleicht auch
des öi und dt] eingetreten sein, so kann doch niemandem,
der auch nur einigermafsen besonnen etymologisch verfahrt,
einfallen jene formen geradezu aus einander herzuleiten. Es
müfste doch wenigstens ein wenig versucht werden, jene
scheinbar so bequeme lautabschwächung im griechischen
zu begründen. Wo wird griech. i;, das erst verhältnüs-
mäfsig spät aus a hervorging, in € umgewandelt? Wenig-
stens der versuch einer deutung des fxr^v und äi; hätte ge-
macht werden müssen, ehe behauptet wurde, daraus seien
fikv und 8i hervorgegangen, formen, die reichlich ebenso
alt, vielleicht noch viel älter sind, als jene. Wir glaubten
die deutung des ^iv — Si als „erstens — zweitens" als
höchst unwahrscheinlich abweisen zu müssen, die dagegen
gestellte erklärung aber als abgeschwächter formen aus un-
erklärtem piriv — 8ri ist ganz werthlos. Vornehmlich die
ungewöhnliche starre Zählung „eins — zwei** machte uns
jene erklärung bedenklich, ein Zusammenhang des (iiv mit
dem pronominalstamme sama, sma mag aber sehr wohl
richtig sein, dabei bleibt aber zu bedenken, dafs die ent-
wicklnng des bestimmten zahlbegrife eben für jenen pro-
nominalstamm im griechischen verhältnifsmäfsig jung ist,
dafs formell noch verwandte bildungen neben el^ iiia hf
bestehen können, ohne den nämlichen begriff zu enthalten.
VTII. 2. 10
146 Leo Meyer
Bestimmter zu entscheiden über die ältere gestalt des fjii¥
wagen wir noch nicht. Selbst bei betrachtung der gleich-
ausgehenden adverbiellen wörtchen möchte man behutsam
sein; kp ist aus kvi verstümmelt, aus dem auch ein elv sich
entwickelte; ^psxsv steht neben Hi/€xa, wie ionisches Btrev
neben elta, darauf, ensiTev neben Unaira, das „woher^ be-
zeichnende -&ev entstand wohl aus dem altindischen gleich-
bedeutenden -tas, Tio&sv = kütas, vielleicht aliv aus aiig^
es wäre ganz wie cfigof^sv (dorisch q)iQ0U8g) == altind.
bharämas. Das griech. ;;€r, xi steht für altes kam, dar-
nach könnte fAiv aus smam entstanden sein (also dem h
aus samam sehr nahe stehen) und ursprünglich vielleicht
bedeuten „selbst, gänzlich^ oder „ähnlich^; dafs kein ue^
wie xi neben xev^ daneben stände, konnte die Verwechslung
mit dem fzs, mich, verhindern. Gewifs liegt dem fdiv for-
mell auch met (egomet, nosmet, temet ff.) sehr nah,
das den begriff des fürworts verstärkt, gleichsam „selbst''
ausdrückend; es steckt noch im franz. mSme, ital. me-
desimo.
Mit leugnung der bedeutung „erstens^ für fiiv fillt
auch die hauptstütze der bedeutung von „zweitens^ fttr
Se; wie oft müfste es auch „drittens, viertens" ffl heifseii,
wie oft wäre schon das eine „zweitens" völlig unpassend.
Zu aufang der Ilias würden wir haben „Achilleus, der d&i
Ächäern viele schmerzen bereitete, zweitens viel tapfere
heldenseelen zum Ades sandte, zweitens den banden und
vögeln sie zur beute machte; zweitens wurde des Zeus
wille vollendet ff." Ohne zweifei sagte de ursprünglich
nichts als „dann, darauf" und schliefst sich wahrscheinlich
an den einfachen demonstrativstamm; man darf es vielleicht
geradezu mit dem ganz ähnlichen altind. tu, aber, femer,
identificiren, für das man etwa eine ältere form tva (Ben-
fey führt §. 786 seiner gro&en grammatik unter den inde-
clinabilien die formen tvä, tve, tväi auf, doch ohne ihre
bedeutung anzugeben; derselbe lehrt §.91, dafs tu vor
folgendem vai, nicht, wie man erwartet tu v&i, sondern
I
noch einmal tlq fila fv. 147
tväi bildet) anzuoehmen wagen möchte. Von mehrfachen
Schwächungen eines ursprünglichen t zu d habe ich an
einem andern orte mehr gesagt. Das 8k entspräche altem
tu (tva), wie yi dem altind. ha, vedischem gha, ri dem
alten ca.
(Fortsetzung folg^.)
Leo Meyer.
10'
14B Btthler
Das gothische zd.
Nur drei lautverbindungen sind es, in denen wir das
gotbiscbe z vorkommen sehen. Entweder steht es zwischen
zwei vocalen oder vor oder hinter weichen consonanten
d. h. einer liquida, einem nasale oder einer media der drei
reihen. Da wir nun in allen fällen, wo Wörter, die das-
selbe enthalten, etymologisirt sind, stets finden, dafs es der
repräsentant eines s ist, so liegt es nahe, da der laut des gr. ^
zur zeit des Ulfilas höchst wahrscheinlich schon ein wei-
ches s war, es stets als eine blofse Schwächung des s
anzusehen. Dies wird um so wahrscheinlicher, wenn
man bedenkt, dafs erstlich das s zwischen zwei vocalen
öfter geschwächt wird z. b. im lateinischen zu ir, und dafs
ferner in den beiden andern fallen sehr wohl die assimila-
tion, sowohl die vorwärts- als rückwärtswirkende im spiele
gewesen sein kann. Ganz so tritt der fall im alfslavischen
z. b. in mizgu neben miskü, im zend in azdebis neben a^te-
bis ein (vgl. Hang die Gatha ahunavaiti p. 51). Sehr schön
und deutlich kann man dieselbe erscheinung auch im go-
thischen selbst an dem worte pralzbyterei (I. Tim. v. 19)
wahrnehmen. Dies ist offenbar das griech. Ttgeaßvreooi^
dessen a vor /? in z verwandelt ist. An eine willkürliche
vertauschung des s und z darf mau, obwohl das wort ent-
lehnt ist, keinesfalls denken. Denn das a wird sonst stets
durch s vertreten, aufser, wo es im griechischen auslautend,
durch den antritt gothischer flexionsendungen in die mitte
des Wortes zu stehen kommt.
Nicht anders scheint es mit dem worte mizdö zu ste-
hen, dem bekanntlich das griech. fiiad'og entspricht. Auch
hier hat das d jenes z erzeugt. Aufser den eben erwähn-
ten giebt es noch drei Wörter im gothischen: huzd, gazds
und razda, bei denen die dentale media dem z folgt und
ich ho£Pe es im folgenden zu zeigen, dafs wenigstens bei
zweien : huzd und gazds dieser buchstabe auf die angedeu-
tete weise entstanden ist.
das goth. zd. I49
Betrachten wir zunächst das wort huzd, der schätz,
etwas näher.
Es steht dasselbe dem griech. xva&og (o) mit der be-
deutung „feminal^, lautlich gerade so gegenüber wie mizdo
dem fiiaäog. Der einzige kleine formelle unterschied
zwischen beiden ist der des geschlechts. Aber schon im
mittelhochdeutschen finden wir das masculinum „der hort^.
Wenn nun die beiden Wörter auch lautlich genau stimmen,
8o scheint die gänzlich verschiedene bedeutung gegen ihre
Identität zu sprechen. Will man sie also doch für eins
halten, so wird man zunächst die weitere etymologisirung
versuchen müssen.
Die gewöhnliche ableitung des xva&og von xvio wird
auf keinen fall zu billigen sein, da zahlreiche lautliche und
begriffliche hindernisse im wege stehen. Ebenso wenig
wird man sich mit der von Benfey wurzellex. II, 24 etwas
unbestimmt ausgesprochenen ansieht, dafs es zu dem skr.
knxi gehöre, einverstanden erklären können. Denn es ist
in der that nicht klar, in welcher weise es damit in Ver-
bindung stehen soll.
Wenn wir uns deshalb nach einer andern erklärung
umsehen, so bietet sich zunächst die grundform xv&j skr.
goh zur vergleichung dar, deren part. fut pass. guhyam
gleiche bedeutung mit xva&og hat. Es fragt sich jetzt
blos, was für eine ableitung unser wort ist. Es zerfällt,
falls wir xv& zu gründe legen , in zwei theile xva + &og*
Das ö würde aus dem schliefsenden & der grundform ent-
standen sein und das suflSx &og bliebe zu erklären übrig.
Ein derartiges nominabildendes suffix existirt aber im grie-
chischen nicht und es dürfte wohl nicht zu kühn sein an-
zanehmen, dals das & unsres wertes blos durch den aspi-
rirenden einflufs des a auf nachfolgende consonanten aus
r entstanden und das sufßx selbst das part. perf. pass. sei.
Den aspirirenden einflufs eines a gewahrt man im griechi-
schen mehrfach z. b. auf gutturalen in a^iCf^ gegenüber
dem lat. scindo. Auch dem unsrigen ganz analoge schei-
nen ökia&og, das gleiten und ka&Z^g^ die kleidung, zu sein.
150 BUhler
Ueber das erstere wort vergleiche man Benfey griech. wur-
zellex. n, 119. Das zweite darf man wohl flir eine dem
homerischen noTtjg ganz analoge iorm ansehen (vgl. meine
' Schrift über das sufBx ri^g p. 33), also für ein femininum
auf r]T vom part. perf. pass. von vas respect ia. Verge-
bens würde man es mit Benfey in wurzellex. I, 296 aus
ea + wrz. &t] zu erklären versuchen — eine Zusammenset-
zung, die schon an und für sich unwahrscheinlich wäre —
da das lateinische vestis und gothische vastja eine femi-
ninform des part. perf. pass. fordern. Zu allem diesem
kommt noch, dafs eine nebenform des xva&og, xvatij exi-
stirt, die das reine r zeigt. Wenn also formell nichts im
wege steht , xva&og aus xv& •+- rog zu erklären , so fragt
es sich nun, wie sich daraus die bedeutung des wertes ent-
wickeln konnte. Man könnte glauben, dafs hier, wie bei
guhyam, der begriff des zu verbergenden, des pudendum
zu gründe läge. Aber dennoch ist es wahrscheinlicher,
da xvorig*) ein jedenfalls nah verwandtes durch suffix rig
gebildetes wort, die bedeutung von „blase, höhlung**, hat,
dafs der vermittelnde begriff der der höhle (vgl. skr. guhä)
ist. Also hiefse xva&og ursprünglich „das zu verbergen-
de, oder dazu taugliche % dann „das verbergende, ein-
schliefsende" selbst. (Vergl. die bedeutungen anderer par-
ticipien auf rog wie yra/anvog biegsam, aaenvog = aff«-
ßf^g, nicht verehrend, dXoujrog, die zeit des dre-
sche ns, d. h. die dazu pafsliche). Wenden wir uns jetzt
wieder zu dem gothischen worte zurück, so finden wir,
dafs der für xia&og zu gründe gelegte begriff auch sehr
wohl der sein kann, aus welchem sich die specielle bedeu-
tung von huzd entwickelte. Der begriff des zu verbeißen-
den pafst recht gut zur bezeichnnng des Schatzes.
Da nun aufserdem die lautliche Übereinstimmung und
entsprechung der beiden Wörter, wie vrir oben sahen, hin-
*) Ein drittes verwandtes wort nvao<; oder nvaao^ mit derselben be-
deutung, "wie die andern, dUi-ftc wohl aus dem part. fat. pass. xv^yoq zu er-
klären sein.
cUf gothiache zd. 151
zukommt, so hat die angenommene identität viel wahr-
scheinlichkeit. Ein zweifei aber, der sich dagegen erhe*
ben kann, läfst sich leicht beseitigen. Es könnte nämlich
aufTallen, dafs hier ein goth. h dem griech. x entspricht,
das nur durch Verhärtung aus ursprünglichem g entstanden
ist, während in ähnlichen fallen, wie budh, nvO^^ biudan;
bandh, neiO^ bindan stets die media bleibt. Man würde
demnach vielmehr ein guzd im gothischen erwarten. Doch
scheint es mir aus den Wörtern akuha und kuhaka (vergl.
das Petersburger lexicon darüber) hervorzugehen, dafs die
ältere gestalt der grundform *kuh war und das griechische
also nur das organischere bewahrt hat. Alsdann ist das
verhältniTs ganz dem gesetze der lautverschiebung entspre-
chend. — Wir kommen jetzt zu dem zweiten worte gazds,
xivxQov (I. Cor. XV, 55. 56). Es ist im nhd. gerte, mit
Wechsel des geschlechts. Wenn wir für dieses nach einem
entsprechenden worte suchen, so findet sich im griechischen
eins, das sich zwar nicht auf den ersten blick als zugehö-
rig zu erkennen giebt, wie mizdö zu fiiai^og^ dessen iden-
tität mit unserm worte sich jedoch in folge der bis jetzt ge-
wonnenen resultate wird darthun lassen. Da wir nämlich wis-
sen, dafs das l/* in xvo&og nur Stellvertreter eines ursprüng-
licheren T ist, so wird es uns jetzt nicht mehr befremden,
av als Vertreter von zd zu finden. So stellt sich denn zu
dem goth. gazds das griech. xsorog. In hinsieht auf die
form ist nur zu bemerken, dafs hier gegen das lautver-
schiebungsgesetz dem x ein g entspricht — eine unregelmä-
fsigkeit, die sich öfter zeigt z. b. in ga = con, giltha, die
siehe!, das zu dem skr. krt zu steUen ist. Was aber die
bedeutung anlangt, so stimmen beide Wörter sehr gut mit-
einander: xBOTog ist in der llias noch durchaus adjectiv,
wie besonders die stelle XIV, 214 zeigt, in der es neben
ifiäg steht. Es bedeutet durchstochen, gestickt (vgl. be-
sonders Uias III, 371 Tiolvxeatog). Durch diese bedeutung
giebt es sich als part. perf. pass. zu xei^-io) kund (vergl.
Benfey wurzellex. I, 199). Da nun dieses participium auch
die bedeutung „dazu tauglich, passend** hat, so sieht man
152 BUhler, das gotb. zd.
leicht, wie der ausdruck „zum stechen tauglich'', zur be-
zeichnuDg des stacheis gewählt werden konnte. Wenn
nun auch die aufgestellten etymologien vielleicht einige
Wahrscheinlichkeit für sich haben, so bleibt doch noch ein
punkt fOr ihre weitere sicherstellung zu erörtern. Man
kann nämlich anstofs daran nehmen, dafs in diesen Wör-
tern ein dental mit folgendem t nach dem zendisch- grie-
chischen gesetze in st resp. zd übergegangen sein soll,
während nach dem gewöhnlichen gothischen gesetze ss ent-
stehen müfste. Gerade dieser letztere umstand aber scheint
zu beweisen, dais es einst eine zeit gab, wo jenes griech.
gesetz auch für das gothische galt; denn das ss kann doch
nur durch Vermittlung dieser Zwischenstufe sich gebildet
haben. Die beiden behandelten Wörter wurden in der
epoche gebildet, wo das spätere gesetz noch nicht galt,
und dann, da sie appellative wurden, nahmen sie, als nicht
mehr zur categorie gehörig, ihren eignen entwicklungsgang.
Sie schwächten das t zu d und in folge davon das s zu z.
Bühler, dr. phil.
Leo Meyer, anzeigen. 153
Das griechisobe secundärsuffix ti;?^ ein beitrag zur lehre von dar
Wortbildung, von Georg Bühlcr. Göttingen 1858. 43 seilen
in octav.
Mit der vor nicht langer zeit in dieser Zeitschrift (VII, 438
bis 441) von mir zur anzeige gebrachten eingehenden arbeit des
hrn. dr. Budenz über das griech. soffix xoV hängt dieser neue
nicht minder werthvoUe beitrag zur lehre von der griechischen
Wortbildung so eng zusammen, dafs auch ohne die ausdruckliche
erklSrung seines Verfassers es leicht jeder erkennen dürfte , ja
dab man beide abhandlungen fast als ein gemeinsames werk an-
sehen möchte. Es liegt dies nicht allein in der ähnlichkeit des
behandelten gegenständes, sondern vornehmlich in der gleichar-
tigen ebenso umfassenden als eindringenden behandlungsweise,
die auch hier fast zu demselben ergebnifs wie in der früher be-
sprochenen arbeit hinführt.
Es whrd zuerst das gebiet des secandSrsuf&xes tfjg bestimm-
ter abgegränzt gegen das gleichaussehende suffix, das als neben»
form von t^Q oder todq unmittelbar aus verbalformen herleitet,
wie in nov^trig neben nov^riJQ und novrittaq. Ebensowohl die
bedeatung, die dort bestimmt wird als ^mit dem versehen, dazu
gehörig, ähnlich dem, dem entstammend, was ein nebenstehen-
des nomen bezeichnet^ führt zu dem Schlüsse, dafs wir es mit
einem durchaus verschiedenen suffixe zu thun haben, als auch
die fiofsere bildung selbst. Das secundäre riig schliefst sich fast
nar an Ij ä, 17, co, selten nur an e, und noch seltner an t;, es
bat stets den äccent auf der ihm vorausgehenden silbe, sein fe-
mininum lautet auf tid aus, während neben dem offenbar verba-
len Tt^g meist ein weibliches tgid steht; das secundäre ttjg hat
aaCserdem nie die neben form rr^Q, Gegen die annähme, dafs
doch auch bei dem secundären tfjg verbalformen zwischen liegen
könnten, wird hervorgehoben, dafs seine gewöhnlichste gestalt
inig lautet, während verba auf ioo gerade sehr selten sind. Die-
sem secundären itrjg nun wird das latitis, verkürzt is (nur in
Qairitis, Quiris und Samnitis» Samnis) gegenübergestellt,
das bei der Identität jener beiden sufßxe nur itor hätte lauten
können, dem attjg^ ^^17^» <^rrjg aber die formen auf ätis, ver-
kürzt &s, woraus dann weiter aticus nnd atilis hervorgingen.
Niemand wird darnach die wirkliche Verschiedenheit der beiden
Suffixe verkennen, wenn gleich daneben der zweifei immer offen
154 Leo Meyer
gelassen ist, ob nicht jene Verschiedenheit erst eine 8p£t gewor-
dene, unursprüngliche ist.
Nach dieser einleitenden auseinandersetzang werden dann
die bildungen durch das secundäre ttjg in ihrer ganzen fülle aas-
gebreitet, zunächst die auf irijg nach wohlgeordneter reihenfolge
der zu gründe liegenden nominalformen, dann die bildang aof
dttjg, fjttjg, oizr^g und die sehr wenigen auf ertjg, orijg undvTiig,
wobei alles im einzelnen bemerkenswerthe sorgfältig hervorge-
hoben wird.
Der zweite hauptabschnitt behandelt dann „die entatehoog
des Suffixes t^?". Es wird bemerkt, dafs die Bildung fzi^g and
dtrig aufserdem nur im lateinischen in den oben erwähnten for-
men noch klar vorliege und daraus der schlafs gezogen, dafs
sie sich erst entwickelt habe nach der trennung der Griechen
und Römer von ihren übrigen stammgenossen. Die früheren er-
klärungsversuche des Suffixes werden noch besprochen , wobei
wir auch noch auf eine früher von Benfey (wurzellex. I, 160)
ausgesprochene vermulhung nachträglich hinweisen wollen; za
innotijg fragt er tT^g für attjg? und vergleicht das altindische
a^va-stha, auf dem rosse stehend. Nachdem sie sämmtlich
als ungenügend zurückgewiesen sind, wird nun ganz ähnlich wie
in der Budcnzschen erklärung des inog, oxo^, vxog nnser soffix
in IT -f- V^ ^^^ ur-rig zerlegt, also durch ein letztes sufifix 17^ er-
klärt, das allerdings noch etwas näher betrachtet wird, nnserer
ansieht nach aber, da diese Zerlegung des Suffixes gewifs jedem
unbefangenen leser von vorn herein als höchst bedenklich er-
scheinen wird, noch viel eingehender, ja um eine volle Wahr-
scheinlichkeit solcher Suffixzusammensetzung festzustellen, in sei-
nem vollen umfange hätte erwogen werden müssen. Statt des-
sen reicht die vermuthung nicht aus, daCs jenes fjg mit dem ge»
nitiv ov aus ijg mit der grundform dg abgestampft sein mochte.
Für jenes r^g wird die bedeutung „der einzelne von einer art
oder gemeinschaft" mit einigen modiücationen angenommen and
daraus für das zu gründe liegende Tr, az collectiv- und abstract-
bedeutung gefolgert. Dieses itf är finde sich scheinbar im grie-
chischen allerdings nicht selbstständig erhalten, aber statt dessen
ein id, ad, zu dessen früherer besprechung durch Badenz nun
noch zahlreiche nachtrage beigebracht werden. ' Das id wird aof
ein danebenstehendes id als ältere grundform zurückgeführt nnd
weiter auf ein Ir, von dem aus als auch eine übergangsstafe za
anzeigen. 155
Id noch das It hervorgezogen wird in x^Q^^* ^^^^ ^"^ ^^^ ^^
riscben ^^afci^, worin ältere formen stecken, als in den wdr>
tern auf id; wie auch das homerische &ifiiGtog bezeuge, dafs der
dorische genitiv d^ffAitog älter sei als d^sfiidog. Gegen diese deu-
tung bietet sich nun aber sogleich der einwurf, dafs doch wohl
dait aus dem im Homer daneben bestehenden daittj aus älterer
form möchte abgestumpft sein, also ursprunglich ein r-anlauten-
des Suffix enthalten, was auch für x^Q'^'^ ^"^ namentlich ^iincr-
za vermuthen sehr nahe liegt. Für die entstehung des ad aus
at werden besonders einige formen auf i^r geltend gemacht und
namentlich neben einanderstehende formen wiö yvfiv^g (yvfivtjt-)^
leicht bewaffnet, und yvfivdd, yvfivog; wie yXoit^g {yXotrit-), tük-
kisch, neben yXoiad und yXoiog. Nun möchten wir aber die
frage aufwerfen, ob nicht die entstehung des yvfivijg aus yvfAr/jTTjg
ganz so wie die des lat. cüjas aus cujatis, um ein bedeuten-
des möchte wahrscheinlicher sein, als die zurückführung des yvfA-
njrrjg auf ein yvfjLw^t-. Besonderes gewicht gelegt wird dann
noch auf das lat satias, satiatis, Sättigung, das doch eher
von sati^re durch eine abstumpfung des Suffixes ti (wie gens
aus gentis) scheint abzuleiten zu sein als unmittelbar von dem
gemuthmafsten adjectiv satius durch ein suffix ät. Die neben-
form saties fuhrt den verf. zu einer genauem betrachtung der
lateinischen fünften declination, deren nominativisches s aus ur-
sprünglich zu gründe liegenden formen auf et, iet neben iat
gedeutet wird, die später verstümmelt sein, wie die flexion von
qnieSy quietis, und requies, requietis und requiei zeige.
Zuletzt werden noch aus spät römischen inschriften mehrere ab-
norme formen beigebracht, um das Vorhandensein jener feminina
auf at und et zu erweisen. Die zurückführung des id, ad auf
das ältere fr, är führt dann zu der annähme, dafs jenes itfjgt
dtrjg (ijtfig^ oSiTjg) gewissermafsen nur eine ältere form des Suf-
fixes idrjg, adrig sei, dessen bedeutung auch genau damit über-
einstimme.
Einen hauptstützpunkt der gegebenen entstehung der Suffixe
«xdff, axog, deren erklärung aus ix-off, ax-og als von Budenz
wirklich erwiesen angesehen wird, und der Suffixe id-tig^ dd-i^g^
tt-rjg^ är-t^g findet der Verfasser in den bildungen auf alog^ in
denen handgreifh'ch ein secundäres co, alt ja, mit zu gründe
liegendem weiblichem ä verbunden ist Hier aber ist der we-
sentliche unterschied, dafs lo das allergebräuchlichste secundäre
156 Leo Meyer
sufüx und der weiblichen abstracta auf a eine sehr grofse menge
ist, während das angenommene secundäre tjg, und secundäre og
sich kaum genügend und noch viel weniger die behaupteten ab-
stracta auf iH und it mit voller evidenz sich nachweisen lassen.
Nachträglich werden auch noch die bil düngen auf ijaiog in
anschlufs an die frühem deutungen in fjr-iog zerlegt und dann
zum schlufs auch noch einige anfsergriechische bildnngen zum
vergleich herbeigezogen, die aber die aufgestellten ansichten wei-
ter zu stützen kaum irgendwie vermögen. Namentlich könnten
die lat. Camertes, Tudertes, Nartes, Tiburtes vielmehr
zur begründung eines t- anlautenden Suffixes dienen und zur ab-
weisung der aufgestellten weiblichen abstracta auf ät unn et
Trotz alles angewandten Scharfsinnes und der reichen fülle
der Untersuchung, die sehr vieles beachtenswerthe im einzelnen
ans licht bringt, glaube ich kaum, dafs die aufgestellte erklämng
des it'tjgy dz-rig^ sowie die frühere des iH-ogy an-og sich je all-
gemeinen beifalls zu erfreuen haben und nicht vielmehr den mei-
sten als viel zu künstlich erscheinen wird. Jeder unbefangene
wird ebensowohl dort das r^g als hier das xog als ein altes fest
zusammengehöriges ganze fühlen und dafs diese auffassung sich
als eine völlig unnchtige mit genügenden beweismitteln sollte er-
weisen lassen, halte ich nach dem, was mich bis jetzt die spra-
chen gelehrt haben, für unmöglich.
Göttingen, den 22. Nov. 1858. Leo Meyer.
Volksthümlichcs aas Sonneberg im Meininger Oberlande, von Au-
gust Schleicher. Weimar 1858. XXV. 158 s. gr. 8.
Die oben genannte schrift enthält zum gröfseren theile sprach-
liches material und würde schon in dieser beziehong die beach.
tung des Sprachforschers verdienen, wenn nicht die behandlang
des Verfassers ihr noch einen ganz besonderen werth verliehe.
Mit ungemein feinem Sprachgefühl hat derselbe die besonderen
Spracherscheinungen der mundart seiner heimat xiisammenge£ftbt
und in einem so klaren und scharfen bilde wiedergegeben, dafs
das Studium der züge derselben für die forscher in den weite-
sten kreisen ein lebhaftes Interesse haben mofs. Namentlich den
forschern auf dem etymologischen gebiete der todten klassischen
anzeigen. 1^7
sprachen naht gar leicht die gefahr über dem kunstvollen theo»
retischen gerippe einer spräche za vergessen, dafs auch fleisch
und blut darüber safsen, die dem ganzen erst leben gaben. Sol-
cher gefahr vorzubeugen ist das Studium eines lebendigen dia-
lekts, den die schrift noch nicht fixirte, ganz besonders geeignet
Der erste theil des buches umfafst die grammatik der sonneber-
ger mundart und eine Sammlung der mundartlichen worte (s. 1
bis 73), der zweite enthält sagen, erzählungen, Sprichworte u.s.w.
znm gröfseren theil in der sonneberger mundart aufgezeichnet,
die für den vorangehenden theoretischen theil willkommene be-
lüge bieten. Die lautlehre hat naturlich den weitesten umfang
und in ihr sind es wieder die vokale, die am ausführlichsten be-
handelt sindj für die vergleichung ist jedoch mit recht nicht der
vokalismus der neuhochdeutschen Schriftsprache sondern der des
mittelhochdeutschen zu gründe gelegt, obwohl naturlich auch auf
jenen stete rucksicht genommen wird. Schleicher hat hierbei
gleich von vorn herein einen unterschied zwischen dem vokalis-
mus der Stammsilben und dem der bildungssilben gemacht, der
bei der darstellung mundartlicher formen als nothwcndigkeit er-
scheint Der grund desselben ist das in unserer spräche immer
gewaltthätiger sich entwickelnde gewicht des accents, das uns
zuletzt mit dem chinesischen auf eine stufe zu bringen droht.
Aus der darauf folgenden darstellung der lautverhältnisse hebe
ich nur einige der merkwürdigeren erscheinungen hervor, um
las interesse, das sie erregt, zu zeigen.
Aas dem mittelhochdeutschen kurzen a entstehen sonneber-
gisch : a (kämmer), durch dehnung äa (zää =: zahn), a (ant, ente),
e (derf = darf), oo (schoor = schar), ou (schmoul = smal,
nhd. schmal) und in ebenso reicher oder noch reicherer weise
sind sfimmtliche übrigen vokale vertreten; dabei sind die laut-
übergänge oft in hohem grade belehrend, so z. b. wenn sich
sonneb. ä mhd. iu (bedätt mhd. bediutet) gegenüber findet; die
Vermittlungsstufen zeigen sich in der gleichm&fsigen Verkürzung
eines nhd. eu-lauts (häfla = häuf lein) und des oe von schoener
zu schSnner, sowie in der Vertretung des ö und ü durch ä. —
Bei gelegenbeit der besprechung des mehrfachen umlauts von a
imd &, den Schleicher schon in d. zeitschr. \rr, 224 entwickelt
hatte, Sufsert er: ^anderes, mehr vereinzeltes beweist ebenfalls,
dafs in unserer mundart, aufser der ein Wirkung folgender con-
sonanten und der äufseren wortform überhaupt, die beziebung
158 Kuhn
der Worte selbst auf die Färbung der 7okale einen bestimmenden
einflufs ausübt; dafs also die verhältuifsnifirsig junge d. h. spfit
eDtstaudene mannicbfaltigkeit der vokale zum zwecke der Wort-
bildung benutzt wird^. Für diese bemerkung bietet das buch
noch mancherlei beläge dar, ich hebe noch einen hervor, wel-
cher die richtigkeit derselben auch für consonanten beweist; s. 46
wird die ersetzung des fast ganz geschwundenen pronomen je-
ner durch saller (selbiger) besprochen und zugleich bemeiH
dafs vom stamme selb aufserdem nur noch salwor nnd salworseht
vorkomme; für die verschiedenen bedeutungen sehen wir dem-
nach hier verschiedene Stammformen eines und desselben worts
verwandt, von denen die eine eine ursprunglichere consonanten-
verbindung festgehalten hat, als die andre, eine beobachtong die
für die erklärung solcher Wörter, wie sollus und saliros, von
Wichtigkeit ist — Eine interessante beobachtung Ist aach die auf
s. 29 mitgetheilte, wonach das auslautende, unbetonte e des neo-
hochdeutschen zwar abfällt, aber noch auf Stammvokal und aos-
laut nachwirkt; dieser einflufs zeigt sich in der prädikativen und
attributiven form der adjectiva, es heifst z. b. „daar mää is jnnk^
aber „daar jung maa'' und „daar mal is oolt^, aber ),daar Ut
mäa", vgl. auch noch die s. 44 besprochenen fßlie.
Für das verschwinden inlautender nasale vor anlautenden
consonanten sind die s. 29. 30 besprochenen erscheinongen von
interesse; formen wie wääst = wohnst, geweest = gewöhnst»
dermaast =■ ermahnst u. s.w. stehn mit den lateinischen wie se-
mestris von mensis, vicesimus von viginti (neben vicensimns) und
vielen andren auf einer linie, nur bleibt dieser verlast im latei-
nischen ziemlich auf das n vor s beschränkt, während er hier
eine viel weitere ausdehnung gewonnen hat. — Der auf derselben
Seite besprochenen ausnahmslosen Verwandlung von s nach r in
seh stellt sich das gleiche lantgesetz im sanskrit zur seite; auch in
die neuhochdeutsche Schriftsprache ist es, wie Schleicher bemerkti
in einzelnen fällen wie hirsch, kirsche eingedrungen. — Die afr-
similation von unner aus unser, ebendas., ist eine sehr vereinzelt
stehende erscheinung, hat doch aber einige analogie an den auf
s. 31 aufgeführten fällen, wo nn, n für ng auftritt, wie dQnna =
düngen, bedinnuüg = bedingung, wo gleichfalls der schwerere
consonant dem leichteren assimilirt ist.
Die darstellung der deklination und conjugation wurde, wie
die der lautverhältnisse, auch noch manches zur besprechnng dar-
anzeigen. 159
bieten, was indefs wohl anderer gelegenhcit aufbehalten bleiben
darf, ich hebe daher aus derselben zum schlufs nur zwei mit
grofser klarheit dargelegte erscheinungen hervor, da sie auch in
den meisten neueren mundarten unserer spräche auftreten und
die ihnen hier gewordene behandlung als moster für spätere ar-
beiten auf gleichem gebiet gelten darf, es ist dies die darstellung
der proklitischcn und enklitischen pronominalformen. Es stellen
sich danach bei den personalpronominen durchweg formen mit
vollem oder geschwächtem ton oder ganz tonlose heraus, die
diesem umstand entsprechende Vokalmodifikationen zeigen, so
laaten z. b. die formen des artikels sg. nom. masc. der, dar,
daar^ neutr. as, is, dös, döös, fem. di, dii, der nom. sg. des
persönlichen geschlechtigen pronomens masc. aar, ar, -9r, neutr.
as, -s, fem. sii, si, -sa. Eine auf s. 48. 49 beigegebene tabelle
giebt eine vollständige Übersicht über die Verbindung des verbi
mit einem und zwei dieser angehängten pronomina; im folgen-
den werden noch fälle aufgeführt, wo selbst drei pronomina in
solcher weise aneinander gehängt erscheinen, wie z. b. gibsta-
marn = gibst du mir ihn, gibtarmarschan = gibt er mir
dessen. In gleicher weise schliefsen sich diese pronomina an
selbständige pronomina und an präpositionen an.
A. Kuhn.
T. Hewitt Key, a latin grammar, 2. edition. London 1858.
enthält viel treffliches; in der formenlehre, abgesehn von der
philologischen gediegenheit und nöthigen kühnheit, die sich z. b.
im ansatz ecus, ecum statt des hergebrachten equus zeigt,
namentlich darin einen bedeutenden fortschritt, dafs in declina-
tion wie conjugation von der grundform ausgegangen wird. Beim
nomen sind consonan tische und vocalische declination (in der
Ordnung a, o, i, u, e) streng geschieden und gemischte declina-
tionen besonders behandelt: consonantisch und i (urb-^ urbi-),
i und e (nubi-, nube-), e und a (materie- und materia-)«
a und o (bono-, bona-), o und u (fico-, ficu-); dann folgen
defectiva und irrcgularia (unter denen freilich respublica und
jusjurandum füglich fehlen könnten) und einige fremdnamen.
Beim verbum nimmt der verf. drei präsensverstärkungen an, vo-
160 Ebel, anzeigen.
calverläiigung: düco, coDSonantenverdopplang: raitto und dop-
pelconsonanz : rumpo, tendo, and nnterscheidet consonanti-
sche, a-, e-, u- und i-conjugation, o- in Überbleibseln (gno-,
po- u. 8. w.). Etwas kurz ist die wortbildungslebre ausgefallen
und eine lautlebre fehlt ganz. Diese liefs sich allerdings ohne
Sprachvergleichung nicht recht genügend herstellen, und das ist
leider Key's schwache seite: so trefflich er fast alles behandelt
hat, wozu specielle Sprachkenntnisse ausreichen, so schwindet
ihm der boden unter den fufeen, wo nur die vergleichende gram-
matik auskunft giebt, wie z. b. die erklärung der imperfect- und
futurendungen aus habe- zeigt. Auf die sehr sorgfältig behan-
delte Syntax einzugehn müssen wir uns hier versagen. Ange-
hfingt sind zwei abhandlungen über die nothwendigkeit, die gmud-
formen in die grammatik einzufuhren, und über die lateinischen
verwandten des gaelischen Suffixes -agh. Eine ebenfalls auf die
grundformen gebaute griech. grammatik von Greenwood, the
Clements of greek grammar ist uns nicht zu gesiebte ge-
kommen.
Fr. Buecheler, de Ti. Claudio Caesare grammatico. Praefatus est
Fr. Ritschelius. Elberfeldae 1856.
Bespricht mit grofsem fleifse und nur bisweilen zu subti-
lem Scharfsinn die drei neuen buchstaben des kaisers Claudius,
weist als ersten das di gamma j[, als dritten den mittellaut
zwischen u und i (griech. v) J- mit evidenz aus inschriften nach,
nimmt als den zweiten für ps und bs gebrauchten mit C. L.
Schneider das antisigma^ an, wofür freilich diplomatische
beweise fehlen und fügt dazu als vierte neuernng des Claudias
den gebrauch des ai für ae. Die einführung derselben wird in
das jähr 800 U. C. (47 p. Chr.) gesetzt, das aufhören ihres ge-
brauches mit dem tode des kaisers angenommen, die ausdehnang
desselben auf alle öffentliche Urkunden in der Stadt wahrscbein*
lieh gemacht, jedoch einzelne inconsequenzen in der sohreibaag,
wie schon Ritschi bemerkt, zu künstlich erklärt. Den schlofs
bildet eine Übersicht der betreffenden inschriften.
H. Ebel.
Gedruckt bei A. W. Schade in Berlin, Gr&nstr. IS.
noch einmal tU fila %v. 161
Noch einmal äq fiLa tv.
(Schlufs.)
Wenn dieser aufsatz auf der einen seile entstanden ist,
um die frühere völlige niehtbeachtung des vom hm. director
Ahrens über das griech. Big uia Iv gelehrten einigermafsen
wieder gut zu machen, so ist er andererseits doch zunächst
veranlafst durch die freudig begrüfste neue ausgäbe des-
jenigen theils der Bopp'schen vergl. gramm., der aufser der
flcxion und Steigerung der adjectiva sich vornehmlich mit
den Zahlwörtern und den fürwörtern beschäftigt. Wenn
wir Franz Bopp fast als alleinigen gewaltigen begründer
deijenigen Wissenschaft, die unter dem namen der vergl.
Sprachwissenschaft doch gewifs schon einige bedeutung er-
langt hat, ZU verehren haben, so haben wir ihn ebenso
sehr zu bewundern wegen der ungeschwächten rfistigkeit
und fast völligen Selbstständigkeit, mit der er fort arbeitet.
Man war gespannt zu sehn, wie das griechische zahlwOTt,
das schon durch das scheinbar ferne abliegen der weibli-
chen von der männlich-sächlichen form eigenthümlich genug
da steht, und über dessen erklärung man früher so vielfach
geschwankt hatte, von Bopp behandelt sein möchte. Unsere
erklärung des bIq fila fiv aus dem altind. „samä ähnlich^
hat er, ohne der gewichtigen lat. sem-el, sim-plex, sin-
gulus auch nur mit einer sylbe zu erwähnen, (s. 58 des
IL bandes) in die anmerkung verwiesen als eine verma-
thung, auf die er nicht näher eingehen könne. Warum
nicht? ohne zweifei nur, weil er sie f&r unrichtig hält Er
erinnert nur „an das griech. ofiog als zuverlässige schwester-
form des skr. sam4-s, auf dessen fem. sami regelrecht
das griech. 6^77, dor. ofjii sich stützt.^ Wir weisen diesen
einwnrf um so mehr zurück, als eine Seite fi*üher wir z. b.
dem altind. an 7a, ander, auch sowohl äkkog als Svioi
gleichgestellt sehen, zwei formen, die sich ebenso firemd
ansehen, als ofwg und 'iv. Wir wollen noch weiter erwä-
gen, ob wir dieses mal wirklich unsere eigene ansieht
vm. 8. 11
Iß2 Leo Moyer
gegen die unseres altmeisters nicht zu vertheidigen vermö-
gen sollten.
Abgesondert von eJg und ^ wird von Bopp s. 58 die
form fiia, „wozu man sich einen männlich -neutralen stamm
fiio denken könnte^, angeföhrt und eine Verwandtschaft mit
dem armenischen stamm mio, eins, f&r möglich gehalten,
indem das griechische und armenische, die keine specielle
Verwandtschaft mit einander hätten, unabhängig von einan^
der zwischen dem i und folgenden vocal ein n verloren
hätten. Es wird nämlich für das armen, mio, ein, (nomi-
nativ mi), die entstehung aus dem daneben bestehenden
stamm mino durch ausstofsung des n vermuthet, jenes
mino aber neben mek, ein, (stamm meka) unter dem
altindischen adverb manäk, wenig, vereinigt, dem ein ad-
jectivischcs manäka vielleicht zur seite gestanden habe,
von dem in meka wohl die mittlere sylbe, in mino aber
die endsylbe entwichen sei. Den äulsersten grad der Ver-
stümmlung habe das armen, mu, ein, erreicht, das wahr-
scheinlich auch dazu gehöre und nur die anfangssylbe von
manäk mit der beliebten Schwächung von a zu u darstelle.
Weiterhin (s. 59) wird noch die vermuthung ausgesprochen,
dafs dem armen, min (grundform mino, mno), einer, das
griech. fwvog zur seite gestellt werden dürfe, was uns sehr
wahrscheinlich dünkt. Nur halten wir den Zusammenhang
aller jener formen mit dem altind. manäk, wenig, f&r gau
und gar unwahrscheinlich wegen des gar nicht weiter xa
stützenden begriffsübei^angs von „wenig^ in „eins^, aa dea
wir nach allem, was wir sonst über das erste zahlwort wis*
sen, gar nicht denken können. Man mQlste sonst, wie es
Bopp (s. 56) fast zu thun scheint, einen susammenhang
des altlat. oinos (später ünus) mit dem altind. ftn&s,
weniger, fbr möglich halten wollen, und die handgreifliche
Übereinstimmung mit unserm ein, dem altind. 6 na und den
oben genannten keltischen formen wegwerfi^ Aach ohne
irgend welchen gedanken an das altind. man&k, wenig,
dürfen wir alle genannten armenischen formen dem griech«
fiia und fiovo zur seite stellen. Für den wirklich engen
noch einmal flq fiia ^V. 103
Zusammenhang des fjiovo mit slg f^ia 'iv spricht wohl aadi
die regelmäisige Vertretung der letzteren in der Zusammen-
setzung durch jene form, worauf ich in dem älteren aufsatz
(zeitschr. V, s. 165) bereits aufmerksam machte, wie fiovo^
ytvrig^ eingeboren, allein geboren, fiovo-ecS^g^ einförmig,
fAOVO-xioarog^ einhörnig, fAov-ocp&akfiog ^ einäugig, fiovo-
novg, einfüfsig, wobei doch niemals an „wenig-ängig, wenig-
fbfsig^ gedacht werden könnte. Homer hat noch keine
dieser Zusammensetzungen, abgesehen von dem bekannten
beiwort der rosse, fiwvvx^ ^^ ^^ Verkürzung aus fioväwxj
einhufig, mit ungespaltenem huf, neben dem bei späte-
ren auch fMOV(jovv%og vorkömmt, angesehen wird. Und
sehr wohl konnte diese Verkürzung durch die Wiederholung
OV'OV veranlafst sein. Man müfste sonst etwa annehmen,
dafs hier ausnahmsweise neben fAia der stamm fio sich ein-
gedrängt habe. Denn abgesehen von dem etwas anders
entwickelten ^v könnte nur ein solcher, und nicht |Mto, wie
Bopp (s. 58) aussprach, neben fjiiä angesetzt werden, wie
ja z. b. auch norviä (= altind. pätni) kein männliches
noTVio^ ijSeJa (= altind. svadvl'), kein riöeio und ähn-
liches anzusetzen erlaubt.
„Wenn aber", fahrt Bopp nach der vorhin angegebe-
nen vermuthung s. 58 fort, y^fiia von pronominalem Ursprung
ist, so würde ich mich zu seiner erklärung am liebsten an
den skr. femininstamm smt wenden, der als anhängepro-
nomen sein m verloren hat" (^^PP erklärt z. b. tasyäi,
derselben, dat. fem. aus tä-smy-äi, und tdsyäs, dersel-
ben, gen. fem. aus t&-smy-äs ) „und aus dem isolirten ge-
brauch verschwunden ist." Mit dieser in der älteren auf-
läge noch nicht enthaltenen ansieht tritt Bopp doch schon
unserer erklärung sehr nah, nach der der männlich -neutrale
pronominalstamm sma ursprünglich von 8am4 nicht ver-
schieden ist, wie auch Benfey in seiner grofsen grammatik
(§. 773, ni) lehrt. Wir müssen noch bemerken, dafs Bopp
bei dieser Zusammenstellung des griech. fiia mit dem alt-
ind. sma, smi, doch zur weitem bedeutongsentwickelung
jener form nichts besonderes hinzufügt. Das männlich-
11*
154 Leo Meyer
neutrale kv wird zwei Seiten früher von ihm besonders be-
sprochen.
Wahrscheinlich, heifst es, stütze es sich anch auf den
demonstrativstamm ena und habe dessen endvocal YerloreB,
wie der gothische und altpreu&ische stamm aina im nübm-
liehen nominativ ains. Die letztere analogie ist nur schein-
bar genau; die gothische grundform aina ist durchaus yo-
calisch auslautend und hat im männlichen singulamomiikatif
nach einer umfassenderen regel den kurzen Yocal vor des
s abgestofsen, während das griech. tlp ganz in die- reihe der
consonantischen grundformen eingetreten ist; dem goUk
ains würde in hinsieht auf den ausgang genau nur em
griechischer nominativ ^vog entsprechen. Diese verstfimn-
lung der vocalisch auslautenden grundform würde aber dock
keine Schwierigkeit machen bei der Zusammenstellung ?od
^1/ und aina, wie ja, um nur eins der früher (V, s. 164)
beigebrachten beispiele zu wiederholen, z. b. x^j^j gans, am
Xrjvo^ Xävo hervorgegangen ist, dieses aber aus ^awo^ weiter
durch assimilation aus ^avao^ in welcher gestalt es dem
entsprechenden altind. hansä, m. gans, noch sehr fihnlich
sehen würde. Die gröfste und unserer ansieht nach qb-
überwindliche Schwierigkeit bei jener Zusammenstellung voi
%v und Ina beruht im verhältnifs des anlauts i com at
ind. I, das ist äi. Bopp verweist in ansehung dieses ve^
hältnisses kurz auf ixdzBQog^ und fügt in einer anmerkoig
hinzu, dafs' das 6 von %v nur das anfangsglied des indisdici
diflhongs, nämlich das a, vertrete, etwas später in derselbci
anmerkung finden wir das ' in liv „den unorganischen Spi-
ritus asper ^ genannt. Abgesehen von der Verweisung vi
ixccTBQog ist der höchst bedenkliche ausfall des i in aini
(ena) durch gar nichts unterstützt, es sei denn^ dabje*
mand geneigt wäre, die s. 99 versuchte herleitung des grieoL
ÜTia^ aus dem altind. eka^as (äika^&s) für möglich n
halten. Jene Zusammenstellung aber' des ixärsgog mit fiki-
tar4, für die Bopp fast eine gewisse verliebe verrätb, (inr
finden sie im vorliegenden heft der vergl. gramm. s. 24^ Sit
99, 167 und 176), müssen wir noch etwas genauer in «^
I
noch einmal dq fifa Hv, Itt
wäguDg ziehen. Sie gehört unserer ansieht nach m den
fbr laien wohl sehr blendenden, aber doch unrichtigen zu*
saramenstellungen, von denen wir eben durch Bopp fast
ganz befreit sind, die für kenner viel weniger werth haben,
als solche wie z. b. die unseres Schwester mit dem osset.
cho, deren identität bekannt ist, manchen laien aber viel-
leicht lächerlich dünkt. Schon Ahrens (s. 54 des oben an-
geführten aufsatzes) hebt aufser der bedenklichen Verkür-
zung des vocals die auffallende Verschiedenheit der bedeu-
tong hervor, ixarsgog heifst durchaus nicht, vne es dem
Ökatar4 entsprechend heifsen mülste und Benfcy (I? 6)
auch geradezu angiebt „einer von zweien", sondern nur wie
das lat. uterque „jeder von zweien'* oder „beide'* und die
superlativbildung derselben grundform, Uxaarog heifst „jeder
von vielen'* und durchaus nicht, wie das nach Bopp (wenn
auch formell natürlich nicht genau) entsprechende altind.
ekatamd, einer von vielen. Bopp lehrt allerdings (II, 24),
in l^xaöTog gewähre das superlativsufBx {arog för lorog)
eine andere modification als in Skatamäs und mache den
einen zu jedem statt zu einem aus vielen; diese ausein-
andersetzung aber ist offenbar nicht richtig, die durch das
superlativsufBx {arog und tama) gewährte modification in
bcaarogj jeder von vielen und ekatama, einer von vie-
len, also die beziehung auf die vielen, ist durchaus die
nämliche, ganz wie die in ekatarä, einer von zweien,
und ixangog^ jeder von zweien, durch das comparativ-
sufBx (tara, rsgo) gewährte, die beziehung auf zwei, ein
und dieselbe ist. Der begriff des „jed** liegt offenbar in
der einfachen grundform des Kxaarog und ixangog^ die vrir
einfach %xa nennen können, die aber in einfachem gebrauch
im griechischen nicht bewahrt ist, ganz wie in den ange-
gebenen altindischen formen der begriff des „ein** in dem
einfachen S'ka, das ja als solches bekannt ist. Der Über-
gang des begriffes „ein** in „jed** ist nicht so einfach, dafs
man ihn ohne weiteres aufstellen dürfte, wenn wir auch
z. b. unser „sämmtlich" und das griech. „Kv** aus demselben
pronominalstamm sich entwickeln sahn, auf einem wege.
166 I'C*^ Meyer
Ton dem bei S'ka keine spur ist Weitere erwägung aber
der bedeutliehen bedenken bei der zusammeostellang yon
ixaTBQo^ und Skatara ist ganz onnöthig, da das rein
&ui$ere der beiden worter ein so bedeutendes bietet, dab
man es längst hätte beachten sollen.
An dem engsten Zusammenhang der Wörter ixdtifoi
und JixaöTog hat noch niemand gezweifelt und kann nie-
mand zweifeln. Was also von der grundform des doen,
gilt auch von der grundform des andern. Nun hebt aber
schon Benfey (I, 6) mit Verweisung auf 8. 233 der griecL
gramm. von Thiersch und auf Dawes miscell. crit. ed. Eidl
8. 257 hervor, dafs ^xaarog bei Homer durchgängig jr habe.
Da stellt er's zu evä, doch mit dem seltsamen zusatx,
,,ohne jedoch jene erklärungsweise [nämlich die aus 6'ka]
geradezu zu verwerfen^, und in den neuen nachtragen (H,
332) spricht er noch bestimmter aus, dals die erklämng
des ixärsgog von ekatara vorzuziehen sein möchte, weil
txaoTog im bootischen dialekt kein wau habe, wobei auf
Ahrens dialekte s. 170 verwiesen wird, der es auch dem
Homer abspreche. Wer will sich nur so leicht irre leiten
lassen? Ahrens giebt an der angefahrten stelle, über die
böotische mundart, elf böotische formen mit anlautendem
wau, darunter drei als unsicher besternte, also streng ge-
nommen nur acht, und fährt dann fort „Niemals wird dieb
anlautende wau auf den inschriften vernachlässigt gefunden'
(ein gegenbeispiel, der beiname 'jQVoxlhloQ^ der sich dodi
an jrdgvwv anschliefse, scheine eine minder richtige lesart):
„Denn l^xaarog^ das auf einer Inschrift ohne wau stehe, ;
werde auch nicht einmal in der homerischen spräche rieb- !
tig mit wau anlautend angenommen.^ Auf diese in der
gegebenen form ganz werthlose bemerkung, deren richtigen [;
inhalt wir etwa fassen können, „dafs aus inschriften sich H
mehrere digammirte böotische formen angeben lassen, nebei
ihnen aber einmal auch l^xaarog ohne anlautendes wau, des-
sen Vorhandensein aus der homerischen spräche genflgenl
bekannt ist, vorkömmt^, verweist Ahrens auf s, 55 der
recension des Benfey'schen werkes und wiederholt dam
noch einmal ilq fUa Hif. 167
die behauptuDg, im homerischen werde in l^xaarog das wsu
unrichtig angenommen. Allerdings, heifst es, finde sich vor
^bcciOTog sehr oft unerlaubter hiatus, und man habe daraus
auf das wau geschlossen. Allein viel häufiger als bei den
sicher digammirten Wörtern sei bei h(aaxog (auch ixccTSQ&a)
rein vocalischer anlaut erkennbar. Es ist bekannt, dais
fast alle sicher mit wau anlautenden Wörter in unsem ge-
wöhnlichen homerischen ausgaben zum theil so stehen, dafs
die eintragung des jr den vers stören würde, wie z. b.
Gottfiried Hermann und Wilhelm Dindorf Ilias I, 19 lesen
nokiv ev S' oixad' ixia&ai, obwohl das betrefiende wort bei
Homer nur jroixad' lautet; Immanuel Bekker giebt nach
Hejne^s verschlag Ttohi/ xal ^oixad' ixiadai. Wie oft bei
den einzelnen formen diese metrischen Störungen stattfinden
mögen, ist im allgemeinen ganz gleichgültig. Mit ^^xaarog
aber verhält sichs in unsern homerischen texten folgender-
mafsen; sonst bei ähnlichen Untersuchungen am liebsten nur
der eignen nachforschung vertrauend wende ich mich dies-
mal an die Eost'sche ausgäbe (Leipzig 1831) des alten
Damm'schen homer-pindarischen Wörterbuchs, in dem die
betreffenden stellen allerdings nicht ganz vollständig ange-
geben sind. In der Ilias treffen wir unser wort etwa an
neunzig stellen und in der Odyssee ungefähr ebenso oft«
Von jenen stellen aber sind in der Ilias beinahe sechzig
(Hoffinann in seinen homerischen Untersuchungen §. 114
behauptet bestimmter neun und fünfzig), in der Odyssee
gegen fünfzig, die durch unleidlichen hiatus unzweifelhaftes
Vorhandensein eines anlautenden wau mehr als genügend
beweisen. Rechnen wir davon noch die stellen ab, in denen
unsere ausgaben durch einschiebung des nachklingenden v
den hiatus vermieden haben, so bleiben für die Ilias nur
noch zwanzig, für die Odyssee etwa ebenso viele verse, in
denen die ohne weiteres vorgenonunene einschiebung desjr
den vers stören würde, also textverderbnifs auf der band
liegt. Aus der Ilias wollen wir diese verse noch etwas
näher betrachten, da sie bereits vorliegt in der neuen aus-
gäbe Immanuel Bekker's, der in einer grofsen anzahl von
168 L«o Meyex
Wörtern das j: wieder in den druck eingeführt hat, was
vielfache text&nderungen herbcifilhren mufste. Mehrere male
geht dem yerschliefsenden^cxacrro (überhaupt ist zu beachten,
dafs es in den bei weitem meisten f&Uen den vers schliefst,
mehr als siebzig mal in der Ilias und fast ebenso oft in
der Odyssee) eine störende form von ö-vfiog voraus, so
xal »vfiov jTBxäaTov V, 470; XIII, 155; XV, 500. 514,
wo Bekker nach Bentley's vorschlage &vfi6v r« jrexanTov
schreibt; IL XV, 288 läfst er das störende &vf*6g ixäcrov
ungeändert; statt des gewöhnlichen ndraaae Si &vjiM6g
ixaöTov IL XXIII, 370 giebt er &vfi6g S* hndracc^ ^«xcr-
axov. Statt des störenden Hptvvov ^exuartp IL IX, 203
bietet sich leicht Hvrvvs jrexdarci), wie Bentley vorschlug
und auch Bekker giebt. Nach Heyne^s vorschlage ändert
er &odg knl vijag %xa6T0i IL XXIV, 1 in iriv inl vija
(besser viifa) jrixaarog. Noch ändert Bekker II. IX, 383
das gewöhnliche 8' dv ixdaxYiv in Si, jrBxdatag, An den
folgenden stellen giebt Bekker den gewöhnlichen text und
schreibt auch das ^ gar nicht, das wir nicht auslassen, um
das fehlerhafte der verse deutlicher hervortreten zu lassen:
Hfißal* ^Bxdarq) IL XI, 11; und XIV, 151, wo Bentley
beide male aus iL II, 451 {wgöe^axdcnq)) wgaa statt HfißaX
vorschlägt; äiäaatai ^ixaarog IL XV, 189 (Bentley will
8i8aaTo)i xai fAoi jrixaöv IL XXIII, 107 (Hoffmann II,
114 schlägt vor xai re ^ixaav ); SiaaxoTtiäa&ai ^ixaöra
II. X, 388; Siaöxomäa&ai jrixaarov II. XVII, 252; StpSll'
Xoiv kgjrixaarov II. IX, 180; jroc^ixaavogH. X, 215; xi^Se
fBxdatf] II. XIX, 302; Sai^Biag jrixaaxa II. XIX, 332; und
ktfonXiaaavTBg jrixaaroi IL XXITT, 55. Diese wenigen Terse
und die ungefähr ebenso vielen der Odyssee, deren alte
richtige gestalt überall auch nur mit Wahrscheinlichkeit her-
zustellen gewifs mit bedeutenden Schwierigkeiten verbunden
ist, sind in der that bei weitem nicht ausreichend, um die
handgreifliche thatsache umzuwerfen, dafs die dem fxaüvog
entsprechende homerische form nur jrixaarog lautet.
Wir müssen noch einmal zu hm. director Ahrens
zurückkehren, der noch einige gründe fbr das nichtvor-
noch einmal il<; ftia «V. 169
bandensein des ^ im homerischen ^xaarog s. 55 beibringt.
Zuerst den, dafs der böotische dialekt, der sonst im einfach
anlautenden wau mit homer genau stimme, ein solches in
hcaarog nicht habe. Schon oben betrachteten wir die stelle
aus dem böotischen dialekt, die zur Stützung des böotischen
ganz vereinzelten lixaatog gerade auf die homerische spräche
verwies, für die nun das böotische beweisen soll. Der zweite
grund gegen jenes ^ soll sein, dafs keine etymologische
combination das ursprüngliche dasein desselben wahrschein-
lich mache. In der that sehr bedenklich! Das hiefse
geradezu die Unwissenheit zu einem etymologischen ge-
setz machen wollen. Der ausdruck „keine etymologische
combination^ bezieht sich aber wohl nur auf die über
fbcaarog von Ahrens auf derselben seite angegebene com-
bination, die wir als bedenklich charakteristisch angeben
müssen. Das lateinische und die deutschen sprachen, heifst
es, bilde die allgemein affirmirenden pronomina und adver-
bien durch anhängung (wielat. quisque = goth. hvazuh,
aterque = hva}>aruh, hvarjizuh, jeder von vielen,
von hvarjis, wer von vielen) oder Versetzung gewisser
untrennbarer partikeln aus den fragwörtern. Für das letz-
tere wird aus Grimm's gramm. (III, s. 50 u. 51) beige-
bracht ahd. gihwer, von dem Jakob Grimm ausdrücklich
bemerkt, dafs er^s nicht beweisen könne; dann alts. gib nie,
jeder (gihuat, jedes; gihuem, jedem), ags. gehvä,
jeder (gehväs, eines jeden; gehvär, überall; gehvanon,
von allen Seiten) und dann ahd. gahwedar, gihwedar,
jeder von beiden, alts. gihuSdar, ags. gehväöer. Die
genannten bildungen, die fast nur im altsächsischen und
angelsächsischen vorkommen, im althochdeutschen aber, wo
viel häufiger eogahwedar, eohwedar, iowedar, jeder
von beiden (Graff IV, 1222), und dann eogahwelih,
iogiwelih, jeder (Graff IV, 1215) vorkommen, nur sehr
sp&rlich begegnen, beweisen f&r das griechische gar nichts.
Sie sollen (s. 55) „offenbar vollkommen^ übereinstimmen
mit ixduQog und ^xacrro^, da xdrsoog und xdarog die älte-
sten formen seien für nonoog^ lon. xdrcpo^, altind. katara
170 Leo Meyer
und noaroQ (altind. katam&), welche letztere übereiDStim-
mung sehr wohl gedacht werden könnte. Die zosammeo-
stellung aber jenes ^ (das wir als^< erkannten) mit dem
deutschen ga, ge, gi ist ebenso unmöglich, als die daneben
für möglich gehaltene zurückf&hrung jenes i auf ,,deD
gleichbedeutenden stamm i/u, a(A^ sem, sam^, in folge wd-
eher Ahrens annimmt, Homer habe wechselnd aixaaxoq
und l^xaatog gesprochen, wie avg und vg ( eine doppelform,
die, was sehr wohl zu beachten ist, auch später bestand,
während doch niemals aixaarog vorkömmt), er habe das
anlautende a „nach freier willkühr^ sprechen oder weglaa-
sen können. Ein reiner sprachunsinn. Was wir bieiher
gehörendes vom homerischen consonantbmus wissen, ist
allein, dafs in ihm noch ein ^ lebendig war, welcher laut
später erlosch und insbesondere bei den Griechen, die den
geschriebenen Homer uns überlieferten. Von andern onr
sichtbaren homerischen lauten wissen wir nichts.
Nach diesem unvermeidlichen kleinen polemischen Streif-
zuge können wir uns zu unserm lixaarogf das also homerisch
jrexaatog lautet, zurückwenden. Auch Hofbnann (Qoae-
stiones Homericae H, 21) behauptet, dals das homerische
^xaarog mit einem consonanten anlaute, irrt sich indeb
durchaus, wenn er meint, dafs sich als solcher das wan
nicht erweisen lasse, statt dessen er an a denkt. Vielleiclit,
meint er, gehöre zur selben wurzel ixdreg&cv (nur diese .
adverbielle form, nicht das adjectivische ixäregog selbst, |
begegnet in der homerischen dichtung), doch sei darin
nicht die geringste spur eines anlautenden wau. Aach das
ist ein irrthum. Wir wollen die verse anfiOihren, die dmt-
lich das ungeschriebene ^ erkennen lassen; sie gehören
meist der Odyssee. Wir nennen zuerst öxa&fAonv ^«to-
xE^äe Od. VI, 19; yvnB de fAiv jrexärsQd's Od. IX, 578;
T(o d' 'iavav ^axccTsgäe Od. XXH, 181, für die die bemei^
kung ebenso wenig ausreicht, dafs Homer kurze silben it
der hebung beliebig laug gebrauchen dürfe, als fOr die
verse axpafievoi jrexccrsg&s Od. IX, 386, rta 5* irigta ^wor
TSQ&ev Od. IX, 430 und a^cpinolog S* aqa j:oi xiäv^ /i-
noch einmal ilq fita *V. 171
xar^Q&t naQiavf] Od. 1,335; XVIII, 211; XXI, 66. In
der Ilias bessern sich kofe ök rov jrsxccTBQ&sv XXIII, 329
und Toaa äga rov ^6xarf(»i9^€i/ XXIV, 319 durch jenes ^,
das an drei stellen indefs zu stören scheint, zuerst in dem
gewöhnlich gelesenen wq oi fiev q ixdreg&e H. XX, 153,
wofür aber Immanuel Bekker liest wg ot f^hv jrexccTsgd^e.
Dann rgig 8' jrexdteg&ev H. XXIV, 273, wo Bekker die
gewöhnliche lesart noch nicht ändert, und zuletzt x^^^^^^oi
ö* ^exdrsQ&ß Od. VII, 91, das auch ursprünglich nicht so
gelautet haben kann.
Es steht unzweifelhaft fest, dafs die ursprünglichen
formen för hcaarogy ixaregog^ ixccTBQ&e im griechischen ^i-
xaarog, ^^xaregog, jrexdreg&e lauten, die ihnen zu gründe
liegende einfache form also^exa, für deren etymol. erklärung
ich indefs irgend etwas gutes weder anderwärts gefunden
zu haben, noch selbst im augenblick anzugeben wüfste.
Mit jener grundform aber fallt jede möglichkeit eines en-
gem Zusammenhangs jener formen mit e'ka, und also auch
die möglichkeit der Identität von ekatarä und ixdregog,
80 wahrscheinlich sie manchen beim ersten flüchtigen blick
dünken mag. Mit ihr fällt dann aber auch die wesentlich-
ste stütze der Zusammenstellung des ^i/ und altind. ena
and wir können sie als unhaltbar ruhig zurückweisen.
Hervorheben müssen wir noch, dafs Bopp selbst diese
Zusammenstellung doch auch im gründe ofienbar nicht für
recht wahrscheinlich, sondern vielmehr für ziemlich bedenk-
lich hält. Es heifst s. 56: „Sollte aber das griechische
Zahlwort in seinem anfangsvocal keine Verstümmlung [wie
sie im verhältnifs des € von Kp zum S = äi im altindi-
schen Sna (äina) angenommen werden müfste] erfahren
haben, so müfste man es mit dem demonstrativstamme
ana vermitteln'^. Da aber stofsen wir auf eine neue un-
serer ansieht nach hinreichend grofse Schwierigkeit; hätte
man bei der Zusammenstellung von ena, aina mit 'iv den
anlautenden hauch in letzterer form noch in dem ausfall
des i möglicherweise vermuthen können, so ist bei der Zu-
sammenstellung von 'iv mit ana jener hauch auf eine weise
172 Leo Meyer
unerklärt, wie die strenge Sprachwissenschaft es nimmer-
mehr ertragen kann. Bopp sagt kurz: ^was den onorgar
nischen Spiritus asper anbelangt^, wobei uns sogleich der
bedenkliche ausdruck „unorganisch^ entgegentritt, der hier
wie auch sonst unzählige male offenbar nichts besagt als
„uns unerklärlich^ oder „unerklärt^, und vergleicht dann
in hinsiebt auf jenen hauch das verhältnifs des griech.
iifjiBiq zum äol. äpiiABq und altind. asm 6', wir. Hier aber
liegt die sache ganz anders. Der hauch in tjfMBig^ obwohl
das äuueg in andrer griechischer mundart daneben besteht,
ist nicht unorganisch, noch unerklärlich, oder unerklärt.
Schon Benary hebt in dieser Zeitschrift (IV, 50) hervor,
dafs der zusatz des hauchs bei der etjmologie nie vernach-
lässigt werden darf, man also von einem unorganischen
hauche nicht sprechen kann. Er stellt afiagrcivw (neben
i^ußgoTov) zu einer wurzel smar, nimmt also doch wohl
zunächst die entstehung aus asmart- an; ganz so verhält
sich die entstehung des ifisgog aus iaf^egog vom altind.
ish, verlangen, des tjuai aus i^a^ai vom altind. äs, sitzen,
des schon genannten r^uBig neben altind. asm6\ wir, des
avo), ei'O), anzünden, neben avco^ ei/oo, vom altind, nah,
brennen, des isgog aus iaegog^ das mit dem altind. ishir&,
blühend, kräftig, identificirt wird, womit man wohl auch
aestimare (ais-timare), gotb. aistan, ehren, und un-
ser ehre zusammenstellen darf, welchem letzteren wohl ein
goth. aisa oder aiza entsprechen würde. Oanz ähnlich
verhält sichs mit ijhog aus fi/rikiog^ afai?uog*j mit Sa^g^ mor-
genröthe, neben rjcig, aus fifafg, ajraoig, mit innog aus Ixfog^
4p va und auch wohl noch andern formen, wie sie hr. dr.
Ebel in d. zeitschr. V, 66 — 68 unter der aufschrift Meta-
thesis aspirationis betrachtet. Es ist ganz offenbar, daft
in allen genannten Wörtern der anlautende hauch einem
folgenden a oder jr seinen Ursprung verdankt, zweien lau-
ten, die im anlaut sehr gewöhnlich im griechischen in den
einfachen hauch übergehen. Wir können jene erschei-
nung daher sehr wohl als eine Umstellung des hauchs be-
zeichnen und sie mit derselben Umstellung in Wörtern wie
noch einmal «r^- ^t(a fV. 173
^Qi^ von TQiXi &Qa\fj(jD von tgitpio^ &d7iTco von ta(py ^da-
öoov neben Ta^vg, dvyarijQ neben altind. duhitär und ähn-
lichen vergleichen. In iTiTioq spürt man das j: noch in
dem durch assimilation entstandenen nn und daneben se-
hen wir es im anlautenden hauch noch wirken und ebenso
entstand rjfiBig^ indem altes äa^ulq (zu altind. asmf) durch
assimilation in a/nftsig überging, zugleich aber das a noch
als hauch in den anlaut des wertes trat, eine lauterschei-
nung, mit der sich die für möglich gehaltene entstehung
Ton ^v aus anä ganz und gar nicht vergleichen läfsL Wir
müssen diese Zusammenstellung als eine durchaus unwahr-
scheinliche auch zurückweisen.
Damit sind wir für dieses mal am schlufs. Die Unsi-
cherheit, mit der Bopp seine erklärung des griechischen
ersten Zahlworts ausspricht und das völlig ungenügende
ihrer weitern begründung können nur dazu dienen, die
richtigkeit unserer darüber ausgesprochenen ansieht zu be-
kräftigen, die wir in kurzen werten wiederholen:
Das griech. elg fiia %v schliefet sich eng an das altind.
sam^, gleich, ganz, ähnlich, und das genau damit über-
einstimmende goth. sama, derselbe. Während /u/a, das
erst auf griechischem boden sein a erhielt, aus afü und
diefs durch Verkürzung aus GBfxT, aufü hervorging, sehen
wir den männlich sächlichen stamm ^v, dessen innerer vo-
cal € einfach aus a geschwächt wurde, seines ursprünglich
auslautenden vocals beraubt und aufserdem durch Übergang
des ursprünglichen m in 1/ und des anlautenden s in den
bauch so umgestaltet, dals er seinem weiblichen neben-
stamm fjLia, der doch mit ihm auf demselben gründe ruht,
▼öllig entfremdet scheint.
Göttingen, den 19. november 1858.
Leo Meyer.
174 Pott
Ovidiana.
(Schlufs.)
9. Peleus und Thetis.
Noch glaube ich die aufmerksamkeit darauf lenken zu
müssen, dafs, wie Phädra ihren Stiefsohn Hippolytos zu
verfahren sucht und dann ihn nach dessen widerstreben
durch die falsche anklage, von ihm in unerlaubter weise
begehrt zu sein, ins verderben stürzt, fast genau so eine
Hippolyte, des Akastos gemalin, mit dem Peleus ver-
fahrt, welcher an ihres gatten hofe als flüchtling lebte.
Pind. N. IV, 57. Sie war aber eine tochter des Kgr^d-dq^
Sohnes vom Aeolus, gründers von lolkos, weshalb Kgf^&^tg
'InTioXvta ib. V, 26. Vgl. Heyne Obss. ad ApoUod. p. 312.
Ich darf es wohl nicht für mehr als scherz ausgeben, wenn
sich mir einen augenblick and xgij&sv (von oben herab),
als dem sinne nach nicht unschicklich, für Kqy^&bvq vor
die seele drängt, — was dann das herabsteigen der
sonne von ihrem mittäglichen höhepunkte gen abend an-
zeigen müfste.
Ein söhn des Aeolus und bruder des Salmoneus war
Kretheus, so namentlich durch gründung von lolkos, ja
durch seinen söhn P he res als gründer von Pherä, tief
in die thessalische stammsage verflochten; und es erklärt
sich daher auch, warum ein ziemlich gleichlautender name
KQYi&üiv einem söhne des Diokles gleichfalls in Pherä
angehört Als lohn fldr seine tugend empfängt zur gattin
Peleus, wo nicht als einziger unter den sterblichen, doch
einer unter wenigen (Gierig Ov. M. XI, 220 vgl. Hes. Th.
967), eine göttin (II. «, 537), und zwar unter dem ehren-
den beisein aller gotter (mit ausnähme der Eris; aber
warum auch des Apoll und der Artemis, Catull XLII, 300?).
Erst aber, nachdem zuvor, um den besitz der Thetis ent-
zweit, Poseidon und Zeus (meer und himmel) vor dem
Schicksalsspruche, den ihnen Themis verkündet, zurück-
getreten: „dafs der meeresgöttin das Schicksal bestimmte.
Ovidiana. 175
ZU genesen von einem söhn, stärker als der erzeager^
u. s. w. (Find. Isthm. VIII, 30). Die Nereide Thetis iadeft
hatte lange gegen die Vermählung mit Peleus sich gesträubt,
indem sie durch Verwandlungen in mancherlei gestalt (feuer,
Wasser, thiere Apollod. III, 13, 5; Find. N. IV, 62; Ov. M.
XI, 241 sqq. mit den ausl.), gleich solchen, deren die alten
meeresgötter, wie Proteus, ja Nereus, auch fähig wa-
ren, ihrem bewerber sich entzog. — Kein zweifei : die ver-
mälung der Thetis mit dem Peleus ist ein alter, in die frü-
heste heroensage Griechenlands verflochtener naturmy-
thns, zu welchem noch den Schlüssel zu finden uns spät-
lebenden nicht zu schwer sein mag. Ich will meine ver-
muthung dem publikum zu weiterer prüfung nicht vorent-
halten. Sehen wir zuvörderst nach etwaiger herkunft und
bedeutung der namen. Qitig, idog oder log (vergl/Yerig
quelle, wenn etwa, wie Regenbach, von vsrog)^ kann billi-
gerweise nur die motion sein von &iTf]g (der etwas setzt,
oder festsetzt u. s. w.), und von gleicher wurzel da (skr.
dhä) ponere, creare, kommt als nom. ag. zend dätar (skr.
dhätar), d. i. creator, während das zweite dätar (von d&
= 00)) 8oTi]Q ist. Vgl. Calmberg lib. Estherae p. 35 pers.
däd 1) donum, 2) justitia, aequitas, welches zweite allen-
falls von skr. dhä deutbar wäre, allein auch mag als das
gebührende, als dandum aufgefafst sein, wie zend daitya
Bum. Y. p. CXXXVU. Schon epsilon und nicht eta in
0eug scheidet diesen namen sehr bestimmt von dem ihrer
grofsmutter, Tt^i^vg, ab, welcher allerdings, wie Ahrens in
d. zeitschr. HI, 103 will, aus &fjaai säugen, nähren^ redu-
plicirt, und überhaupt eine alte göttliche „urmutter^, auch
schon im namen, anzeigen möchte, zieht man nicht vor, bei
dieser meergöttin lieber an rd rij&va (woftlr z. b. das v
spräche), d. h. austern, als bewohner der gewässer, anzu-
knüpfen. Nicht ohne gewicht in unserer Untersuchung
scheint mir aber noch vorzüglich der umstand, dafs sich
in die heirathsangelegenheit auch die Qif^ig mischt, eine
tocbter des Uranus und der Gäa (also von hinmiel und
erde) nach Hesiod, deren name mit dem der 0iTig gleich-
176 Pott
stämmig ist bei Verschiedenheit mindestens des mittleren
Suffixes (r und ju). Beiden scheint aber der begriff von
„ordnerinnen^ unterzuliegen, und zwar letzterer in spä-
teren Zeiten als ordnerin rechtlicher*) Verhältnisse, in-
defs früher wohl ebenso wie bei der Thetis, als herstelle-
rin eines geordneten Kosmos unter den anfangs rohen und
wild durcheinander kämpfenden naturgewalten (z. b. bei Pin-
dar: Poseidon und Zeus). Dieser kämpf ist die Eris, wel-
cher zu der Vermählung derThetis mit dem Peleus der zutritt
verwehrt war. Obwohl uneingeladen, stellt genannte göttin
sich doch mit dem bekannten Zankapfel bei dem feste ein.
Zur zeit des chaos herrschte zwischen allem noch wider-
streit, und es gab nichts auTser einem untauglichen klum*
pen. Congestaque eodem Non bene junctarum discordia
semina rerum. Ov. M. I, 9« Denn corpore in uno Frigida
pugnabant calidis, humentia siccis, Mollia cum duris,
sine pondere (mit den imponderabilien ) habentia pondus.
Hanc Deus et melior litem ISatura diremit. Bemerkens-
werth ist aber in dieser hinsieht nicht nur die discors con-
cordia (zwischen feuer und wasser) Ov. 433, sondern auch,
dafs Heraklit das entstehen aller Veränderungen
durch feindschaft (^roAe^uog, Hgig) und freundschaft
*) Unstreitig auch unter anschluTs an formen mit 17, wie ^ij(r«i, ^xi/,
-d-fifACL^ &ijfi(6v der name des Heroen, welchem der atiienische Staat seine
gründung verdankte. Vergl. Schwegler röm. gesch. I, 662: „Hienach ist
Numa so viel als ordner, gesetzgeber (vgL Qfiatvq) dno tܥ voftav'^. Auch
angeblich zu nummus, weil er münzen eingeführt habe. In betreff der er.
sten deutung tritt wenigstens als ein bedenken uns entgegen, dafs voftoq kein
auf italischem boden . ureinheimisches wort sein möchte. Uebrigens nehme
man die verschiedenen deutungen des namens Sii<revq hinzu bei Creuz. IV,
119, unter welchen die vom geben der Satzungen, der gesetze (S-iffO-ou —
&i(rjiioi)i ^^' allein auf bertteksichtigung anspruch zu haben scheint Ob-
gleich das QrjaeXov Sklaven und leuten geringen Standes zum asyl diente
(defshalb QrjanÖTQi^ wie otxoTQttp): werden die S-rjxtq schwerlich dem The-
seus den namen gegeben haben. Doch glaube ich allerdings, dafs HeUadina
ap. Phot. mit seiner ersten angäbe recht hat, wonach ^?, ^to; (fem.
^^<T(ra, aus t^ifr-*a) von ^ stammt, mit dem nicht seltenen suff. -«jr, und
zwar im sinne von: arheiter („die arbeitende classe**). Er sagt aber: ^*
nttgd Tov ^«Ii'a*, o dtiXoi t6 x^Q^*^^ fgydl^fad-ai, xcd noKlVy — ij xara
/ifxd&tatv Tou T elq to &' t6 ydg nive<r&ai xal xfjTdff&ai^ tov ßCoVf
olo¥ criQfaO'ai, dvayxdt^H noXXovq td dovXav nqdttuv.
Ovidiana. 177
{eiojjv}]^ ouoXoyia) anaimmt sowie cntgegensetzQDg nach
festen unveränderlichen gesetzen (c/^aö^^i/iy); Em»
pedokles aber, in abweichung davon, aufser freund*
Schaft {(f^iXia) und feindschaft {vBlxog) als erklärungs-
princip noch den zu fall. Zu Ov. M. I, 430 bemerkt die
Gierig'sche ausgäbe: Laudat hos versus et suo modo ex-
plicat Lactant. Inst. div. U, 9, 15 sqq. (p. 62 ed. Aid.). Cum
his duobus Aegyptiorum principiis comparare Yalken. Diain
in £ur. p. 54 iubet Anaxagorea de Aethere et
Terra, quippe ex eodem fönte ducta. Bei Lactanz nun
z. b. Alterum enim quasi masculinum elementum est,
alterum quasi foemininum, alterum activum, alterum
patibile. Ideoque a veteribus institutum est, ut sacra-
mento ignis et aquae nuptiarum foedera sanciantur cet.,
mit weiterer anwendung auf den menschen.
Wenn sich nun ein solcher widerstreit der dinge
in der späteren speculation als ein physisches philosophem
zum öfteren vorfindet: warum sollte ihm nicht das be-
rühmte und z. b. von Catull so schön besungene beila-
ger von Peleus und Thetis als ein seiner tieferen und
ursprünglichen bedeutung nach nicht unähnliches (av&oXo^
yfjfjia gleichsam vorgespukt haben? Der widerstreit in der
einheit spricht schon darin sich nachdrücklich genug aus,
dafs Thetis die göttin, wenn auch nicht ohne alles wi-
derstreben, mit einem sterblichen manne sich ehelich
verbindet; und ich meinerseits zweifle nun kaum: wir ha-
ben in der defshalb mit Zeus so wohlbefrcundeten Thetis
in gemeinschaft mit ihrer, alles rechtmäfsig vertheilen-
den genoesin, der Themis, das göttliche princip der
weit vor uns; dagegen im Peleus den Vertreter der un-
belebten und rohen — materie. Wohl habe ich mir die
frage vorgelegt, was der nun für uns auch im ernst so
wichtig gewordene name IlriXtvg etymologisch bedeuten
möge. Vielleicht liefse es sich mit ndXXb) versuchen, und
wirklich ist das Preller's meinung, indem er II, 278 i7i?-
Xevg^ d.i. schwinger (vergl. ;raAroV wurfspiefs), als „bild
des blitzschleudernden Zeus" betrachtet, „der zum
VIII. 3. 12
178 Pott
gewappneten beiden mit einem wundermesser [/; Tlr^Uwg
ud^atga sogar sprüch wörtlich gebraucht] und mit der
furchtbaren todeslanze [optimus hasta Hie Peleus. Val. Fl.
I, 143] geworden ist". Von selten des lautes ist hiegegen
einzuwenden: der aor. 1 nfjlai^ als seinem r; nach auf er-
satz för A-<r beruhend, wäre, den gleichen laut in Ili^levs
zu erklären, defshalb ungeeignet, und höchstens durch for-
men wie Xt]&7] (aus würz, lad) entschuldbar, obschon doch
kein genügender grund vorläge zu abgehen von ?Jy z. b. in
ndXXag 8. d. zeitschr. VII, 250. Angenommen aber, Pe-
leus sei, und ich glaube das ist er, mehr als ein geschicht-
licher, nämlich ein aus naturphilosophie hervorgegan-
gener Heros: dann fallt der grund weg, in seinem namen
an einer entstehungsweise anstofs zu nehmen, die sonst
das ästhetische gefühl*) kaum minder gegen sich hätte,
als Python, der drache der fäulnifs (s. d. zeitschr. VI,
123 fg.)? welöher auch — nach neptunistischer aufFassung —
einen geologischen sinn (austrocknung der noch überall
schlammigen erde in der urzeit durch die sonne) zum letz-
ten hintergrunde haben mag. Das gebirge IIi]hov**) scheint
im Uijkevg^ obschon er ein thessalischer fürst war, nicht
♦) Freilich nur mit komischem hinblicke nach dem anfange der Ilias
rühmt sich der könig der frösche in der Batrachom. v. 19 auch ein Pelide (=
Achilles) zu sein: Kai fjie nariiQ Utiltv!; (schmutzbarthel) ttot« /»AaTo,
'Ydf^o/iiföovai] (wasserkönigin oder beherrscherin der wasserschlangen?) ^tt^-
^liq xtX. lltihdav in patron. form daraus 205. llriXoßdzty; d* iffiöair,
nriXov SQoixa gftptv in' aixov 236.
**) Als fortsetzung des Ossa läuft es in das Vorgebirge JSfjTiiäq aus,
das von tintenfischen , ati-nta^ an seinen gestaden (vgl. dies mythisch gcfafst
Heyne Obss. Apollod. p. 314) oder vielmehr, wie o^u? SrjTifa nach Paus.
VIII, 16, von der Schlangenart «ri/i//, die er kap. 4 daselbst beschreibt,
seinen namen fUhren mag. Berücksichtigt man demgemäfs die läge des Pe-
lion, als östliches (vgl. z. b. nQOt; ijXiov Paus. VIII, 16): so kommt mir der,
ich denke nicht ganz unbegründete verdacht, ob es nicht, in analogie mit
antjXuorfjq (subsolanus), seinen namen dieser läge am östlichen gestade Thessa-
liens verdankt, von wo sich über dem lande zuerst die aufgehende sonne zeigt.
Die aphärese eines a (von der präp. ano) wäre nicht allzu gewaltsam. 'ErtC
suche ich nicht so gern darin, trotz ^TirjXlq^ indem man von der richtung
nach den weltgegenden nQoq zn sagen pflegt (doch Tutoqrjhoq ist mehr apri-
cus) und i/zTio)oq auf die zeit geht (gegen morgen) und nicht den räum.
"Oaaa wohl kaum zu 6ipi (spät, abendlich), wie ocer« neben öipi oacro/fa*
neben fut. oipofiat, indem oijje nur zeitlich zu stehen scheint.
Ovidiana. |79
personificirt. Sonst hätte das i kaum vernachlässigt seiii
dürfen. Nun bietet sich aber äufserlich am ungezwungen-
sten 7ii]l6g dar, was dor. nalog Ahrens Dor. p. 143, na-
türlich mit langem «, lautet und auch im lat. pälus, üdis
enthalten scheint. Letzteres gilt mir als mit einer kürzeren
form für unda componirt im sinne von: koth-, schlamm-
wasser, und das gewicht des accents auf dem zweiten worte
in den cass. aufser nominativ mag, so vermuthe ich, an
abziehung der länge von der ersten silbe schuld tragen.
Vgl. Ov. M. XI, 364.
Was aber mit dem ntjkog anfangen? Das wird sich
besser aufklären, nachdem wir zuvor eine unter den kos-
niogonien der Orphiker in vergleich gestellt haben, wovon
Creuzer III, 303 fg. nach anleitung von Athenagoras und
Damascius berichtet. Zufolge dem ersten setzte Orpheus
wasser [damit nun etwa vergleichbar die Nereustochter
Thetis?] als den anfang aller dinge. In dem wasser setzt
sich schlämm zu boden [also etwa Peleus?], und aus bei-
den ward eine schlänge mit löwenkopfe [das erdthier, oder
vielmehr eine wasserschlange? mit dem repräsen tauten des
heifsen sonnenlandes, und beide ähnlich den mancherlei ge-
stalten, in welche sich Thetis, den antragen des Peleus zu
entgehen, warf?]. In der mitte hatte sie das gesicht eines
gottes. Ihr name war Herakles [als sonnenheld?] oder
Cbronos [zeit, bestimmt durch den Sonnenlauf]. Sie ge-
bar ein ungeheuer grofses ei, erfiillt von der kraft seines
erzeugers. Durch einen stofs zerbrach es in zwei theile,
wovon der obere der himmel, der untere die erde ward**
u. 8. w. Das ist der oft sich wiederholende glaube vom
weltei (skr. brahmända). Vgl. Kellgren, Mythus de
ovo mundano, angezeigt in der d. morgenl. zeits. V, 269. —
Damascius läfst sich aber Ober obige Genesis so verneh-
men: „Die kosmogonie, die man nach Hieronymus und
Hellanikus erzählt, wenn beide nicht etwa eine person
sind, lautet so: wasser, sagt er, war zu anfang, und
schlämm, welcher sich zur erde verdickte*). Diese bei-
♦) Dazu die anmerkung: „Es mufs corrigirt werden: Kai IX vq il ^?
12'
180 Pott
den principien setzt er als die ersten, w asser und erde,
letztere als zerstreubar von natur; jenes als das was diese
zusammenleimt und zusammenhält. Den einen weltgrund
vor diesen beiden (principien) übergebt er als unaussprech-
lich mit stillschweigen" u. s, w. Die bildung von fltiXtiq
wäre demnach z. b. der von Ntjosvg entsprechend, das
durch seine herleitung aus vi^Qog (vgl. vagog) nafs, feucht,
sich mit dem lande als trockenem (siccum) in gegensatz
stellt KoTtgevg IL o', 639. Heyne Obss. Apollod. p. 144
als der böte, welcher die befehle des Eurjstheus dem He-
rakles auszurichten hatte, anscheinend aus xongog (mist,
schmutz) sei es nun im moralischen sinne, oder glaublicher,
wegen einer noch unaufgedeckten physischen anspielung.
Etwa als beforderungsmittel des wachsthumes. Das
eherne fafs unter der erde aber, worin sich Eurystheus
aus furcht vor Herakles versteckt hält, möchte ich auf den
regen deuten, der, gleichsam sich den einflüssen der dör-
renden sonne (Herakles) zu entziehen, in das erdreich hin-
absickert. Man entsinne sich dabei etwa des fasses der
Danaiden, s. d. zeitschr. VH, 110. 'Yxpsvg, woher 'Yipijtg,
wie Ntjgtjtg, d. h. mann der höhe, weil söhn des flusses Pe-
neios. Und so viele beispiele, denen aber meist, wo nicht
immer, ein nomen zum gründe liegt und kein verbum.
'Ilvg *), sagt Schneider, ist schlämm, moder, bodensatz, he-
fen; dagegen ntjkog vorzüglich lehm, thon. Daher ntjkog,
Ikvcidijg Arr. Ind. p. 357 lehmichter morast. Ein solches
zeugnifs, wie das des alten geschichtschreibers Hellani-
inaytj ^ y^*. Darnach habe ich Übersetzt. Ersteres ergiebt sich aus der
vergleichung mit Athenagoras und letzteres ist die lesart des von mir ver-
glichenen Leydner codex, lieber die entstehung aller dinge aus wasser wer-
den beim Plato im Kratylus (p. 402 b. p. 66 Heindorf) orphische verse an-
geführt. Die orphiker drückten diesen satz auch wohl mythisch durch die
ehe des Okeanus und der Tethys aus. Plat. Theaet. p. 152 e. p. 817.
Hemd, und Sext. Empir. adr. Math. X. p. 314**.
*) 'Rvq steht auch, der faeces wegen, für r^i't, d.h. noch nicht aüs-
gegohrenen wein. Etwa aus gleichem gründe ^jjioq (s. Schneider u. Creuz.
HI, 464) für wein, oder glaublicher, aus imov mit Verlust von * (vgl. ßrj^
Xoq, ydQfiXoq)^ da, wollte man das tj aus skr. pä, trinken, ableiten, dem das
sonstige o» in n^Tiatxa, potare in den weg träte?
Oyidiana. |g|
k u 8 (Creuz. a. a. o. s. 308) verdient sicherlieh alle beaeb«
tung für den glauben, dafs solche vorstellnngsweise von
entstehung der weit schon in beträchtlich hohes alter zu-
rückgehe; und gern möchte ich mich überreden, UtjUvg
stelle, wo nicht den chaotischen urschlamm, so doch
den bildner aus thon (limus, lutum) vor, woraus sich
allerhand gestalt (vor allem auch die menschliche, 6 7ifi?.6g
UgoiAJj&ijog Callim. fragm. 87; Ruperti ad Juven. IV, 133;
VI, 13; XIV, 34) formte. Y ergl. xsfjauevg aus xigafiog.
Jl^Xoyovoi (erdgeboren) wären z. b. auch, wenn so beim
Kallimachus zu lesen gestattet ist, jene Giganten gehei-
fsenen urmächte. Der Thetis (als — etymologisch — Schö-
pferin und ordnerin), seit nun mit dem sterblichen Pe-
leus (d. h. dem vergänglichen Stoffe) ehelich verbun-
den, lag also wohl das geschäft ob, den rohen, an sich
todten Stoff wirklich umzubilden und ordnungsvoll zu ge-
stalten, oder gar zu beleben. (Dies ihre zahlreichen Ver-
wandlungen, ob auch angeblich vor der ehe. Es ist
die geschichte von dem ewigen Wechsel der formen
in der natur!). Nicht Zeus, nicht Poseidon, so war
des ewigen Schicksals wille, sollten die Thetis als gemalin
heimführen. Nein, diese göttin mulste zu einer un eben-
bürtigen ehe sich herbeilassen, welcher nun aber, gleich-
sam zu ethischer sühne solcher entsagung, als söhn der
gröfste held vor Troja, Achi Ileus, entsprofs, welchem
nur wenig an eigner Unsterblichkeit*) fehlte. Kein
wunder, dafs hierüber jedoch der ursinn von Thetis und
Feleus, d.h. als vereine von dem flüssigen und flüch-
tigen (wasser und, vne beim Pindar, tivq nayxgarig als
eine von der Thetis Verwandlungen) mit dem trockenen und
*) Dabin gehört auch wohl die wendnng: „Der tod des Achilles war
die quelle grofsen kummers fUr den Peleas ; und Thetis, ihren gatten zu trö-
sten, verhiefs ihm Unsterblichkeit, und befahl ihm, sich in die grotten
des eilandes Lenke zurttckzusieben, wo er die manen seines sobnes sehen
und damit verkehren wUrde**. S. Lempri^re. „Nach Eurip. Andrem. 1256 ff.
wurde Peleus zuletzt zum gotte und als solcher neben der Thetis und den
Nereiden verehrt« Preller ü, 880. Immer auch wird erlangung der Thetis
durch Peleus als preis seiner tugend dargestellt.
182 Pott
festen, sowie nach anderer seile hin vom göttlichen
und schaffenden geiste mit der blofs bildsamen ma-
terie so gut wie ganz sich verwischte und verloren ging.
,,Aeakos ist deutlich, sagt Preller 11,277, ein bild
des das gewölk zum regen sammelnden und durch diesen
die dörren felder der erde erquickenden Zeus der höhen,
wie die Griechen diesen gott aller orten verehrten". Ich
weifs nicht, bis zu welchem punkt das richtig ist. Un-
wahrscheinlich bedünkt es mich nicht von einem söhne
des Zeus, und vater, unter anderen söhnen (Telamon; Pho-
kos), vom Peleus, der nicht blofs durch seine gemalin,
sondern auch mittelst anderer mythischer personen und
Verhältnisse mehrfach mit wasser und regenbildung in be-
Ziehung kommt. Der an ihrem halbbruder (Daixog^ dessen
mutter Psamatho (d. h. sand) eine Schwester der Thetis,
durch Telamon und Peleus verübte mord kann wohl nur
einen volklichen sinn haben, und eine gewisse nebenbuh-
lerschafb etwa zwischen Aegina und den bewohnern von
Phokis anzeigen sollen, welche für letztere unglücklich ab-
lief. In betreff des Peleus wird hievon das motiv der
flucht nach Phthia in Thessalien ngog EvQViiwva rov '!Aa-
TOQog ApoUod. III, 12 hergenommen. Vom Eurytion ge-
sühnt und sogar durch Vermählung mit dessen tochteri/i/-
Tiyovrj als eidam angenommen hat er dann weiter das Un-
glück, seinen schwäher auf der kalydonischen jagd aus ver-
sehen zu tödten. Mag auch dieser Aktor, wie Heyne
Obss. p. 310 belegt, genealogisch ein andrer sein, als der
bruder des Augias und vater des Eurytos und Kteatos:
das wird uns kaum hindern dürfen, auch in unserm Eu-
rytion (oder Eurytos), wie anderwärts in d. zeitschr.
VII, 99 , den verpersönlichten und örtlich gebundenen be-
griff des regens oder überhaupt strömenden wassers
zu finden. Das erdreich {nrilog) trinkt gierig das fallende
nafs des himmels in sich und macht es dadurch verschwin-
den, d. h. bringt gleichsam den „schönströmer", obschon
(weil nach naturgesetzen) nur unabsichtlich, um. — Neue
flucht des Peleus aus Phthia nach lolkos zum jlxaaroq^
Ovidiana. Ig3
dessen gemalin, nach Pindar 'ItitioXvti] (s. oben), nach
ApoUodor III, 13, 3 ^Aarvdd^B.a^ mit Peleus dieselbe rofle
spielte, wie Potiphars weib mit Joseph in Aegypten. Aus
räche, nicht zu ihrem zwecke zu gelangen, sendet Astyda-
mia an des Peleus gemalin (also Antigene) die falsche bot-
Schaft, ihr mann wolle des Aktors tochter ^tbqotii] (blitz)
eheligen, und treibt jene dadurch zum Selbstmorde durch
strick. Akastos aber, von seiner frau durch hinterlistige
anklage des Peleus bethört, wagt seinen gast nicht gera*
dezu ums leben zu bringen, nimmt ihm aber, während die-
ser im Pelion von der jagd ausruhend schläft, rrjv fidxm-
gav hv Tp rüv ßocjv xoTtgrp XQvifjag; der hoffnung, ohne
dasselbe werde Peleus von den Kentauren umkommen.
Es rettet ihn aber Chiron, ja giebt ihm die versteckte
waffe zurück. Wohl wäre nun von ganz besonderem in-
teresse zu wissen, was mit letzterer, einem werke des He-
p hast US, gemeint sei, welches dem Peleus in jedweder
fahmifs zu sieg verhalf. Ist es der blitz, die SSTSoontj^
welche heirathen zu wollen er in verdacht gebracht wird?
Das wäre allerdings den Kentauren, als wolkenreitem,
gegenüber die beste waffe; aber auch diejenige, welche
ihrem besitzer ein Chiron wieder zuzustellen ganz geeignet
ist. Auiserdem war ja Hephästos privilegirter anfertiger
der blitze, und Xovadtag „goldschwert** bezieht man mit
recht auf diese naturerscheinung. — Für ganz sicher möchte
ich diese erklärung jedoch nicht halten. Ein messer,
was unter einem misthaufen versteckt wird, erinnert leb-
haft an die pflugschaar, welche den mistgedüngten
erdboden {ni^Xoq^) aufreifst, damit ihm unter friedlicher
mitwirkung der wölken (d. h. Kentauren) fruchtbringende
saat entspriefse. Der eigentliche landmann aber mag mit
der Stadt (ciatv) — bedeutet das die l^arvSafieia? — nichts
zu thun haben, er verschmäht sie, indem er sich das leben
auf dem lande lobt. Die Hippolyte pafste aber in die-
serlei Zusammenhang schwerlich, oder — man müfste bei
ihr an den ritterlichen krieg denken, nach welchem
ebenfalls der landmann kein verlangen trägt. Darf aber
184 Pott
bei der Hippolyte ganz eigentlich an den abend gedacht
werden, wo Helios seine rosse abschirrt: dann schiene mir,
zumal wenn man bei der fidxaiQa in seiner spätem bedeu-
tung als krummer säbel (ensis falcatus) festhält, die
krümmung der mondsichel allenfalls ein drittes aus-
kunftsmittel der erklärung abzugeben, worin mich selbst
die !Jarvdäfieta (die Selene als obherrscherin über die
Sterne in der götterstadt, dem himmel?) nicht schlechthin
stören würde. Auch der rindermist sollte dann wohl
wieder mit anderem bilde an die mondkuh erinnern. Das
schlimme bleibt fiir mich immer der name Üd^aaTog^ jacu-
loque insignis Acastus Ov. M. VIII, 306, dem an die seele
zu kommen mir noch nicht vollkommen hat gelingen wol-
len. Was ist dieser mann, den Peleus nach seiner rettung
ums leben bringt? Vielleicht gewährt die Okeanide Lrfxa-
GTYi einen anhält. Wenn aber mit lat. incesta, dem fem.
zu incestus (als adv. auch incaste), einverstanden, Heise es
sich neben castus (part. pass. mit s aus d ss griech. i^-
in xa&'ttQoq) und KaaraXia (als fons limpidus, purus) stel-
len und mit immunda, turbida, sc. aqua, wiedergeben, was
fi^iUch zu dem: im avrov {läxäaTOv Ilfjkevg) xa^^aigs-
Tai schlecht pafste, wäre dies nicht, wie es freilich der
fall ist, in moralischem abbüfsen begründet. Beimte sich
aber auch zur noth ein name solchen sinnes mit dem /7i7-
Xevg^ wenn aus ntjkog: woher käme doch schon der Du-
lichier 'Jäxaarog Od. XIV, 336? Also doch wohl zu x«-
xaCfiai, wie mehrere andere eigennamen s. d. zeitschr. V,
291, allein in welchem sinne? Unübertrefflich? Oder von
gleicher wurzel als xsxaäo^tjv ufid etwa: unausweichlich,
dem man (im kämpfe) nicht zu entfliehen vermag? Doch
etwa möglicher weise gleichsam zu xtjSofiSVog (fut. xsxa-
5i?(yö>), bekümmert, besorgt. ^— Beim Ovid nimmt den Pe-
leus, als er wegen theilnahme am brudermorde landflüch-
tig wird, Trachinia und dessen könig „Lucifero genitore
satus, patriumque nitorem Ore ferens Ceyx" auf, welcher
nachmals mit seiner gattin Halkyone in eine seemöwe
{xfji)^) verwandelt wird. Eine vogelart, die wohl mit dem
Ovidiaua. 1^
ersten frühroth wieder auf der see erblickt wird, und die
man sich auch bereits auf dem alten urwasser der vorweit
vorbanden denken könnte, — Immer, wohlgemerkt, spielt
die sage vom Peleus u. s. w. der hauptsache nach in Thes-
salien, also in jenem lande, wo auch die sage von den
überlebenden der grofsen fluth, Deukalion und Pyrrha,
zu hause ist.
Hiezu noch zum schlufs, wenn man will, ein VirgiKa-
num. Nämlich :
10. Mantus.
Serv. ad Virg. Aen, X, 198: Man tu am autem ideo
Dominatam, quod Etrusca lingua Man tum Ditem patrem
appellant. Stickel, das Etr. S. 240 verwirft, und, wie ich
glaube mit recht, diese erklärung. Obschon nämlich der
Städte au3 götternamen das alterthum mehrere kennt: wüIste
ich doch keine, die nach dem Pluto oder sonst einer un-
terirdischen gottheit benannt wäre; und es ist mir auch
im allgemeinen mehr als zweifelhaft, ob sich die lebenden
bewohner eines ortes so leicht zu einem beständigen Me-
mento mori von der genannten art verstanden hätten. Sie
wird wohl um nichts besser sein als wenn die grQndung
▼on Mantua, um des namensklanges willen, einem söhne
der MavTci^ Bianor oder Ocnus (Vxvog), der träge, Cun-
ctator, zugeschrieben wird. Virg. Aen. X, 198. Stickel
hat mehrere erkläningsversuche aus dem semitischen, deren
glaublichkeit zum theil wesentlich mit davon abhängig ist,
ob er in der hauptfrage recht hat, dafs die etruskische
spräche semitischen Ursprungs sei. Was den namen des
gottes selbst anbetrifft: so bilde ich mir ein, er lasse sich
ungezwungen und mit ziemlichen ansprüchen auf richtig-
keit aus italischen mittein erklären. Da Yertumnus, ob-
schon mindestens im namen acht lateinisch, dessen unge-
achtet den Tuskern zugeschrieben wird : trage ich kein allzu
groises bedenken, auch Mantus (doch verm. nach decl. IV)
ans dem lat. Man es und tueri zu deuten, was dann sach-
186 Pott, Ovidiana.
gemäfs, indem er mit dem Dis verglichen wird, einen tod-
tenwächter bezeichnen würde. Eine gewisse analogie böte
aedituus, nur dafs dies doch jünger sein soll als aedi-
tumus; desgleichen etwa janitos, vorausgesetzt dafs auch
dies ein comp, sei aus tueri, und nicht in der schlufssilbe
das sufißx -tor stecke, mit ungewöhnlicher anfügung eines
nominativ-s, wovor das r wich von janitor (wie vinitor,
olitor auch von subst., oder durch kürzung januae tu tor?).
Palatua hiefs die Schutzgöttin des Palatinus. Varro L. L.
VII, 3 §.45 ed. Müll. Vgl. Palatualis flamen consti-
tutus est, quod in tutela ejus deaePalatium est. Fest,
p. 245 ed. Müll. Hienach also vielleicht, mit unterdrük-
kung eines von zwei t, statt *Palati-tua. Oder man müfste
eine bildung aus Palati um etwa mit suff. -ua im fem.
darin suchen. Schwerlich aber hiefs Mantus so etwa in
anlafs von Mart. Capeila p. 107 ed. GraflF: quod nee Ve-
dium cum uxore conspexerit, d.h. im sinne von intueri.
Uebrigens mufs ich Creuzer vollkommen widersprechen,
wenn er myth. 11, 918 es für einen guten gedanken von
Zoega (Obelisc. p. 296) hält, „diesen etrurischen Mantus
mit dem Khadamanthus zusammenzustellen, weil Amen t
im ägyptischen die unter weit bedeute". Ich habe in dies,
zeitschr. V, 258 sogar eine etymologische beziehung von
B^aSccftavö-vg (denn dies ist der ächte und unentstellteste
name) mit dem ägyptischen ctfiiv&tjg rundweg in abrede
stellen müssen.
Pott.
Benfey, xauq. vi-h&yas. 187
Xdog. vi-häyas.
Für die geschichte der indogermanischen sprachen ist
von besonderem interesse die nachweisung derjenigen Wör-
ter, welche sich in verschiedenen zweigen derselben in voU-
st&ndiger Obereinstimmung, d. h. in bezug auf verbum,
Suffix und bedeutung identisch, erhalten haben. Betrachtet
man die zusammenstimmungen dieser art genauer, so er-
giebt sich bei den meisten derselben, dals sie keinesweges
eioe blofs sprachliche Wichtigkeit haben — etwa nur noch
eio weitres moment für den schon hinlänglich gesicherten
historischen Zusammenhang dieses sprachkreises liefern —
sondern dafs es nicht selten eine reale bedeutung war — ein
Zusammenhang mit schon vor der Separation vollendeten
instituten oder anschauungen, welche der sich abtrennende
Tolks- und spracbzweig in die neue heimath mit hinüber-
nahm — die es bewirkte, dafs sie so ungetrübt die un-
zweifelhaft aufserordentlich grofsen chronologischen und
geographischen intervalle, welche sie gewöhnlich von ein-
ander scheiden, zu überdauern vermochten. Auf eine die-
ser art erlaube ich mir im folgenden die aufmerksamkeit
zu ziehen. Es ist die zwischen den in der Oberschrift zu-
sammengestellten beiden Wörtern, dem griech. ^dog und
dem skr. -h4yas in vihayas. Was zunächst das verbum
anbetrifit, so wird vihayas schon von den indischen ety-
mologen auf das verbum hä reducirt; diesem entspricht
griech. ;^cr, welches zwar als primäres verbum — wie die
meisten primären verba — im griechischen eingebüfst ist,
sich aber unverkennbar in vielen ableitungen erhalten hat
(8. Pott etym. forsch. I, 199 und mein griech. wurzellex.
n, 188, wo jedoch manches zu ändern). Das sanskritische
verbum bildet sein präsens nach der 3. conjugationsclasse
d. h. durch reduplication , jedoch auf zweierlei weise, er-
stens durch regelmäfsige reduplication jahä (jahämi u. s. w.)
und in dieser bildung wird ihm als erste die bedeutung
^verlassen" gegeben, zweitens durch die im sanskrit ano-
male, im griechischen aber vorwaltende mit Umwandlung
188 Benfey
oder Schwächung des reduplicationsvokals zu i jihä; diese
erklärt sich im allgemeinen am wahrscheinlichsten daraus,
dafs die starken formen, welche, da sie theilweis an der
spitze der flexion stehen — nämlich durchweg den Singu-
lar praesentis in Parasmaipadam bilden — bisweilen der
ganzen formation in gröfserem oder geringerem umfang ihr
gepräge aufdrücken, einst nicht blofs auf der reduplica-
tionssilbe, sondern auch auf der Stammsilbe den accent ha-
ben konnten (vergl. bibhärmi gegenüber von dädhämi und
voDst. sanskritgramm. §. 824), wodurch die reduplications-
silbe in die schwächste stelle gerieth und ihr vokal — ei-
ner fülle von analogien gemäfs — geschwächt ward; als
sich dann der allgemeinen regel gemäfs der accent auf der
reduplicationssilbe fast durchweg festsetzte — im sanskrit
jedoch fast nur in den starken formen und im griechischen
und lateinischen mit den durch den übrigen lautcomplex mo-
dificirten bedingungen — war im sanskrit in einigen, im
griechischen in allen, die vokalveränderung schon so befe-
stigt, dafs der ursprüngliche vokal nicht wieder zurückkeh-
ren konnte; in diesem einzelnen fall — nämlich jihä —
trug jedoch vielleicht eher der umstand zu dieser anomalen
reduplication bei, dafs das verbum in dieser bildung nur
im Atmanepadam flectirt wird, in welchem das ä vor allen
consonantisch anlautenden endungen — durch einflufs des
hier auf die erste silbe derselben fallenden accents — eben-
falls nach einer fülle von analogien — in t verwandelt wird
(vollst, skr. gramm. §. 801 , kurze §. 204); die anzahl der
consonantisch anlautenden endungen ist aber hier die über-
wiegende (vgl. sing. 2 jihishe, 3 jihite, du. 1 jihivahe pl. 1
jihimahe, 2jihidhve), so dafs das Sprachgefühl durch das
im repräsentanten der verbalsilbe wiederkehrende t leicht
bewogen werden konnte, dieses als norm für die bildung
des reduplicationsvokals zu nehmen, und zwar um so eher,
da in den übrigen formen des präsens der verbalvokal von
dem anlaut der endung ganz absorbirt wird (sing. 1 jihe,
du. 2 jihäthe, 3 jihäte, plur. 3 jihate). In dieser bildung
hat das verbum die bedeutung „gehen*. Die bedeutungen
Xnoc;. vi-liAyas. |g9
^verlassen" und „gehen'* (geschwächt aus „weggehen^)
liegen sich so nahe, dafs kein grund vorhanden ist, diese
— vom praktischen Standpunkt vielleicht zu billigende —
Scheidung auch auf dem höhern Standpunkt der Sprachfor-
schung beizubehalten. Vergleichen wir nun die reflexe und
derivata dieses verbums in den verwandten sprachen: lat.
hio (auf ähnliche weise geschwächt, wie im skr. part. perf.
pass. hinä, passivthema des präsens htya) lith. zo-ju (in-
hiare) zo-tis rils und griech. ;^ai]/(u u. s. w. (s. Pott und
gr. wurzell. a. d. aa. oo.), so tritt in allen als primäre bedeu-
tuDg „gähnen, klaffen, spalten^ hervor. Derartige differen-
zen in der bedeutung der primären verba begegnen uns
nicht selten; sie sind folge der vielseitigen entwicklungs-
fähigkeit, die fast in jeder primären bedeutung liegt
und nach der trennung der sprachep natürlich oft verschie-
denartige richtungen einschlagen und mit aufgebung der
primären bedeutung fixiren konnte. So heifst z. b. das
sanskr. verbum pat, welches dem lat. pet, griech. nsr ent-
spricht, im Sanskrit „fallen^ und „fliegen^, im lateinischen
hat es weder die eine noch die andre dieser bedeutungen,
sondern die — vielleicht, weil sie die Vermittlung zwischen
beiden bildet, ursprüngliche — „sich mit heftigkeit nach
etwas bewegen^; im griechischen tritt die lateinische be-
deatnng eigentlich kaum hervor; wo sie anzuerkennen ist,
erweist sie sich wohl nur als ausflufs der bedeutung „flie-
gen^; dagegen haben sich die beiden bedeutungen „fliegen^
and „fallen^, insbesondre in der xofi/if, formal so sehr ge-
schieden, dafs nkrofiai und niTtro) und was zu ihnen ge-
hört, in dem sprachbewufstsein als ursprünglich zusammen-
gehörig wohl kaum mehr gefühlt werden konnte. Eine
ähnliche Scheidung beider so wesentlich diflferirender be-
deutungen bahnte sich auch im sanskrit an, wo die gewöhn-
liche spräche das simplex fast nur in der bedeutung „fal-
len** gebraucht; „fliegen** dagegen durch Verbindung mit
davorgesetzten präfixen, wie ud „aufwärts" ausdrückt. Aehn-
liches findet man überaus häufig und so glaube ich, dafs
auch hier die bedeutung „verlassen** zunächst aus „sich
190 Benfey
trennen*^ hervorgegangen ist, welches mit der grundbedeu-
tung „getrennt sein, gespalten sein, klaflfen*^ augenschein*
lieh wesentlich oder vielmehr ganz und gar identisch ist.
Für diese wohl schon ohnehin kaum zu bezweifelnde an-
nähme spricht einigermafsen auch der umstand, dafs im
Sanskrit mehrfach dieselbe bedeutung „erschlafifen^ hervor-
tritt, welche sich im griechischen aus der bedeutung „klaf-
fen^ z. b. in /aAao) und sonst mehrfach entwickelt hat (vgl.
z.b. hiyamänam tad rakshah samikshya Mhbhär.I, 6291 „da
ich diesen Bakschas schwach werdend sah" bei Westergaard
und ebend. unter präfix pra). Die ganz eigentliche bedeu-
tung „klafiPend** dann „weit" glaube ich sogar noch in dem
ved. jehamana zu erkennen. Es wird diefs von einem ver-
bum jeh I, 1 Atman. abgeleitet, welchem die bedeutung
operam dare (yät) und ire gegeben wird. In drei stellen
des Rigveda Mand. I. h. 163, 6; X, 3, 6; 15, 9 heifst es
„eilend" („gehn" in intensiver modification vgl. weiterhin);
danach ist wohl kaum zu bezweifeln, dafs es hier, nach ana-
logie so vieler andrer verbalthemen, aus dem präsensthema
von hk „gehen" entstanden ist, indem dessen jih — das
auslautende ä erscheint in keiner einzigen bildungsform —
in die immer weiter um sich greifende conjugation auf a
und zwar die erste conjngationsclasse Übertrat (vgl. vollst,
skr. gramm. §. 801. 802. 803; vgl. §. 141, 1 ; kurze §. 68)
und deren regel gemäfs als präsensthema jeha bildete (fast
genau wie aus sthä vermittelst tishthä das präsensthema
tishtha entstand*)). Die vierte stelle, an welcher jehamana
vorkömmt, scheint mir aber kaum die bedeutung „gehen"
haben zu können, wie es denn auch bei Sayana hier in
der andern bedeutung operam dare genommen wird. Sie
findet sich Rigveda I, 110, 5 und lautet:
ksh^tram-iva vi mamus tejanena^ ekam patram ribhävo
j^hamänam.
*) Ich könnte eigentlich das „fast" unbedenklich weglassen, denn ich
zweifle sehr, dafs je eine verbalform nachgewiesen werden wird, die nicht
zu dem präsensthema gehört, vielleicht wohl kaum eine andre als j^hamäna
selbst.
Xaoq. vi-h&yas. 191
Nach den scbolien würde zu übersetzen sein „die Ribba's
haben mit scharfer waffe das eine (zum opfer) sich an-
strengende geföls ausgemessen, gleichwie ein land*^, unge-
fähr so wie Wilson hat: „the ßibhus with a sbarp weapon
meted out the single sacrificial ladle like a field^. Die er-
klärung des Schol. lautet wörtlich: Kibbavo (die Ribhu's)
jehamänam homakriyäm prati yatamänam (das sich für
das opfer anstrengende) ekam asahäyam (gefabrtelose)
pätram pänasadhanam tvasbträ nirmitam camasam (trink-
gefSlis, den vom Tvasbtri geformten opferlöffel) mänadandena
(mit einer mefsrnthe) ksbetram-iva bbi^mim-iva (wie ein
land) tejanena tikshnena ^astrena (mit einer scharfen
wafie) camasacatusbtayarüpena kartum (um ihm die gestalt
von vier löffeln zu geben) vi mamuh vi^esbena mänam
krtavantah (baben besonders gemessen). Mit vollem recht
beziehen die Scbol. den halbvers auf die in so vielen stel-
len der Veden gerühmte that der Kibbu^s: dafs sie den
einen opferlöffel des Tvasbtri in vier verwandelt baben (vgl.
Mand. I, 20, 6; 110, 3; löi, 2. 4. 5; III, 60, 2; IV, 33, 5;
35, 2; 4; 36, 4 und wohl sonst noch). Dagegen dürfen
wir von ibnen abweichen erstens in der erklärung von te-
jana, bei welcbem ich keinen grund sehe, die gewöhnliche
bedeatung „bambus^ zu verlassen; wie mänadanda „mefs-
ruthe^ (ähnlich unsrer rutbe als feldmaafs) zeigt, brauchte
man in Indien einst stabe, rutben zum feldmaafs und ge-
wifs alsdann die geraden und langen bambusruthen am al-
lerebesten; wir übersetzen also, „wie ein feld mit einer bam-
busruthe, so vermafsen die ßibhus das eine gefafs^, wie
der Scholiast richtig supplirt, um es in die oft vorkom-
menden vier zu zertheilen; es ist gewissermafsen das ante-
cedens pro consequente gesetzt. Warum ist aber nun diefs
gefafs mit einem felde verglichen? warum mufs es mit
bambusrutben wie ein ackerfeld in (die vier) theile vermes-
sen werden? augenscheinlich soll diefs seine ungeheure
gröfse andeuten; allein diese andeutung wäre doch viel zu
dunkel, wenn sie nicht durch einen angemessenen beisatz
des pätra bestimmter hervorträte; diesen finde ich nun in
1^ Benfey
jehamäna; nehmen wir diefs in der bedeutung „sich weit
trennend^ (die 3. conj. classe beruht auf alten intensiven s.
kurze skr. gramm. §. 81) „klaffend^, „vieles zu fassen fä-
hig, riesig", so haben wir eine bedeutung, die f&r den von
dem indischen Vulkan gearbeiteten opferlöffel, der gewifs
riesig vorgestellt ward, und für unsre stelle gleich passend
ist; ich übersetze demnach „wie ein feld mit der ruthe,
vermafsen die Ribhu's das einzige riesige gefäfs". Die be-
deutung „sich anstrengen" die Sayana bei seiner erklärung
zu gründe liegt, giebt an und für sich gar keinen vernünf-
tigen sinn; das element, welches diesen mangel verdeckt,
ist erst durch annähme einer absolut unmöglichen ellipse
hineingebracht (nämlich durch supplirung von homakriyäm
prati „zum opfer"). Solche annahmen darf sich aber keine
interpretation erlauben; denn sie beruhen gewissermafsen
auf der Voraussetzung, dafs das unwesentliche gesagt, das
wesentliche aber verschwiegen sei. Gegen meine erklärung
kann man zwar einwenden, dais die bedeutung, welche ich
dem Worte gebe, im sanskritischen Sprachschatz nicht be-
legt sei; da es sich jedoch hier um eine vedenstelle ban-
delt, verringert sich die Wichtigkeit dieses einwurfs sehr.
Denn da die reflexe des verb. hä in den verwandten spra-
chen in dieser bedeutung erscheinen, und wohl unzweifel-
haft auch die im sanskrit nachweisbaren bedeutungen auf
ihr beruhen, so ist man entschieden zu der annähme be-
rechtigt, dafs sie auch zur zeit der älteren vedenhymnen
noch bekannt war, von den verhältnilsmäfsig so sehr spä-
ten indischen interpreten aber nur defshalb verkannt ward,
weil sie im spätem sanskrit eingebüfst war. Auch ist von
derselben annähme schon in ähnlichen föllen von den be-
sonneneren und kritischeren exegeten der Veden mehrfach
gebrauch gemacht. Doch will ich schliefslich noch ein
moment hervorheben, welches „spalten, klaffen" als die
letzt erreichbare bedeutung auch im gebiet des sanskrit
selbst zeigt. Es läfst sich nämlich mit fast unbezweifelba-
rer gewifsheit nachweisen, dafs der laut, welcher im sans-
krit durch h ausgedrückt wird, kein in den indogermani-
Xcioq. vi-hiyas. ]|^
sehen sprachen ursprünglicher ist (voUst. skr. gramm. §• 9,
kurze §. 14), dafs viehnehr skr. h und dessen reflexe in den
verwandten sprachen aus aspiraten entstanden sind — ins-
besondere den lauten, welche im sanskrit durch gh (vergL
skr. ha für organisches und zugleich noch vedisches gha),
dh (skr. iha für organisches und vedisches idha), bh (grah
für organ. und ved. grabh) ausgedrückt erscheinen — ; selt-
ner ist die entstehung aus harten aspiraten nachweisbar,
doch ist auch diese nicht ohne beispiel, so ist z. b. skr.
heli identisch mit kheli, jenes bei Wilson durch: dalliance,
wanton sport, sun, wiedergegeben; dieses bei Böhtl.-Both:
spiel, scherz, sonne u. aa.; ebenso ist helä, mit wesentlich
gleicher bedeutung wie heli, identisch mit dem subst. khelä,
von welchem khelayiti „spielen, scherzen" (s. Böhtl.-Roth)
abgeleitet wird. Nach der allgemeinen analogie, in welcher
die formen mit h zu denen mit aspiraten stehen, dürfen
wir auch hier die formen mit kh für organischer halten
als die mit h. Ganz ebenso stehen nun auch ableitungen
von ha formen mit kh gegenüber mit ganz gleicher bedeu-
tung. So ist von hk mit dem präfix vi „auseinander" nach
der allgemeinen regel (vollst, skr. gramm. §. 335^ ß) vih&
mit der bedeutung „himmel, paradies" gebildet; vergleichen
wir das weiter genauer zu besprechende vihäyas, welches
ebenfalls von vi hä abgeleitet ist und Inf träum, luft be-
deutet, sowie die durch zusaramensetzimg mit vihä oder
dem wesentlich gleichen viha gebildeten vihaga vihamga
vihamgama, welche „vogel" bedeuten und deren hinteres
compositionsglied aus dem verbum gam „gehen" abgeleitet
ist — so dafs sie eigentlich „den durch viha gehenden"
bezeichnen — , so sieht man, dafs die eigentliche bedeu-
tung von viha „der leere räum zwischen himmel und erde,
die luft" ist, die dann auf leicht erklärliche weise in die
von „himmel, paradies" umgewandelt ist. In derselben be-
deutung erscheint nun auch kha und vne vihaga vihamgama
„der vogel" heifst, ganz ebenso auch khaga khagama. Die
differenz, dafs kha nur ä im auslaut zeigt, während vihä
neben viha erscheint, darf uns schon wegen der letzteren
vm. 8. 13
194 Benfey
form von der vergleichung dieser Wörter nicht zurfiokbal-
ten; angenommen aber, dafs kha aas einem zur zeit der
ableitung noch existirenden khä abgeleitet wäre — .wm
jedoch fraglieh — so würde sich die kürze des a aus da
im Sanskrit überhaupt hervortretenden neigong erkUreii)
auslautendes & der verba, wenn sie nomina werden, zu vo^
kürzen (so haben die Veden noch sehr hfiofig in verbiB
auf ä, wenn sie im sinn eines nomen agentis das hinten
glied einer Zusammensetzung bilden, das & anverkOrzt be-
wahrt, während es im spätem sanskrit nach toUsL gramm.
§. 269 ausn. 1 und sonst verkürzt ist, wie z. b. eben ved.
godä erscheint (s.Sämav. GL) statt des späteren in der volkt
gramm. a. a. o. als beispiel dienenden goda). £inen E/da-
keren einsprach gegen die vergleichung kann im ersten an-
genblick der mangel des präfixes vi in kha gegenüber von
vihä viba zu begründen scheinen. Da derselbe mangd
auch meiner identificirung von *häyas in vib&yas mit x^
entgegengesetzt werden kann, so erlaube ich mir aduB
hier näher darauf einzugehen.
Haben wir mit recht für das in vih& and vih&yas n
gründe liegende verbum hä als primäre bedeutung ^klaflta,
gähnen, gespalten sein^ angenommen, so erklärt sich die aUei-
tung eines den „luftraum, luft, himmel^ bezeichnenden woiia
daraus schon an und für sich am natürhchsten dadorofa, dab
man annimmt, dals es eigentlich zunächst „die klnft, im
Spalt, den Zwischenraum^ zwischen himmel und erde bedeu-
tete. Diese annähme erhält ihre bestätigung durch die 8idM>-
lich alte (vgl. auch weiterhin) kosmogonische anschaaniift
welche in vielen indischen Schriften und insbesondere in de«
gesetzbuch des Manu I, 13 uns entgegentritt. Danach
theilte Brahman das ei — aus welchem das ganze ornftt*
sum hervorging und in welchem er wohnte — daroh m»*
ditation in zwei theile:
Und schuf aus diesen zwei theilen den himmel und dii
erde dann.
Dazwischen luft, acht weltenden und der gewiss«
ewigen stand.
Xaoq. vi-h&yas. 195
Der begriff „klaffen** u. s. w. enthält aber das moment des
„auseinander", welches die bedeutung des präfixes vi ist,
schon in sich selbst und wenn dieses durch hinzufügung
dieses präfixes noch besonders hervorgehoben wird, so ist
dies nur folge eines bestrebens nach gröfserer bestimmt-
heit, welchem wir gerade im redseligen sanskrit sowohl in
verbalen als nominalen bildungen so oft begegnen, keines*
weges aber noth wendig, ja fast überflüssig. Wenigstens
in unsrer muttersprache z. b. können wir zwar das verbum
j,klaffen^ mit „auseinander" verbinden — wobei die bedeu-
tung des verbums jedoch nur verstärkt wird — es ist aber
nicht erlaubt, statt „kluft" etwa „auseinanderkluft" zu sa-
gen, wie vihäyas, viha vom etymologischen Standpunkt aus
wörtlich heifsen würde.
Hält uns demnach nichts zurück, kha für etymologisch
identisch mit ha in viha zu nehmen, so haben wir auch
den beweis, dafs noch im sanskrit das ihnen zu gründe
liegende verbum die bedeutung „klaffen" u. s. w. hatte.
Denn kha heifst auch (s. Böhtl.-Rotfa wörterb.) „höhle, Öff-
nung, wunde, quelle", welche bedeutungen augenscheinlich
auf „klaffen, gespalten sein" ruhen.
Wie nun vihäyas an ha so schliefst sich x^^S^ so ziem-
lich nach aller urtheil (vgl. auch Welcker griech. götter-
lebre I, 293), an das diesem, dem bisherigen gemäfs, ent-
sprediende x^l ^^^^ ^^^ letzteren a in vielen ableitungen
verkürzt erscheint, steht in analogie mit fast allen reflexen
von skr. verben auf ä (vergl. z. b. die ableitungen von skr.
sthä, griech. <Tra, skr. dhä, griech. &tj u. aa.) und erklärt
sich theils durch einflufs des accents, theils durch den un-
mittelbar folgender vokale (vgl. weiterhin).
Somit dürfen wir die ursprüngliche Identität des in
vihäyas und x^og zu gründe liegenden verbum als entschie-
den betrachten und uns zur vergleichung des suffixes
wenden.
Schon VI, 158 d. zeitschr. habe ich, wie auch in mei-
nem griech. wurzellex. II, 190 /«^og als organischere form
von ;faos angenommen, also das suffix/'Off=skr. vas. Der
13*
196 Benfey
beweis für die richtigkeit dieser annähme in diesem spe-
ciellen falle liegt theils darin, dafs kein anderes suffix als
^OQ das bildungselement sein kann, theils in der verglei-
chung des adjectivs ;^avi'o und der zwar nur von gramma-
tikem angefiihrten — aber durch x^vhoScov {-3ovg) bestä-
tigten — ;^«vAo, x^vho. Was den ersten punkt betrifft,
so beweist der mangel der contraction, dafs das sufHx og
= skr. as nicht das derivazionselement sein könne ; es mufs
vielmehr einst zwischen a und o ein trennender laut ge-
standen haben; diefs könnte — der griechischen lautge-
schichte gemäfs — aufser ^ nur ein a oder einstiges j ge-
wesen sein; da es aber weder ein suffix iro^ noch /o^ giebt,
so kann nur jrog angetreten sein. — Was das zweite mo-
ment betrifft, so darf jetzt als anerkannt betrachtet werden,
dafs das suffix: skr. vas =^ griech.^o^ zunächst auf orga-
nischem vant beruht; es ist daraus hervorgegangen durch
Verwandlung des auslautenden t in s (vgl. die entstehung
der endung us aus ant, kurze skr. gramm. §. 155 bem. 4)
und einbulse des nasals vor s (vgl. die vedischen vocative
sing, von themen auf mant, vant und dem part. perf. red.,
welche auf mas, vas auslauten, also ganz dieselbe verän-
dening von vant in vas zeigen, wie das vorliegende suffix,
kurze skr.gr. §. 497). Ferner ist es eben so bekannt, dafs
die themen auf organisches ant, aufser formen auf as, we-
sentlich gleiche durch abstumpfung — d. h. einbufse des
t — also auf an bilden (vgl. z. b. den Wechsel der orga-
nischen und abgestumpften formen in kurze skr. gramm. §.
498, 10), so dafs van = ^av identisch mit vas =^j^og er-
scheint. Endlich zeigt sich schon überaus früh in den in-
dogermanischen sprachen ein Übergang von in themen auslau-
tendem n in r (ähnlich wie in spanisch hombre lumbre mu-
chedumbre nombre u. aa. aus homin lumin multitudin no-
min u. aa. vermittelst *homre lumre u. s. w.), so dafs skr.
var (= griech.^a(>) mit van (=^ai/) = vas {=j:og) iden-
tisch wird; q aber verwandelt sich bekanntlich überaus
häufig in L — Vgl. hierzu Gott. gel. anz. 1852 s. 556 ff.,
wo die, seitdem jedoch schon mehrfach von mir hervorge*
Xuoi. vi-hayas. ^ 197
hobene entstchung dieses r aus n noch nicht erkannt war«
Endlich sind nun, wie ebenfalls keiner ausfilhrung bedarf,
die gewöhnlichsten adjectivbildungen die durch sekundäres
o und 10 ; nehmen wir diese in x^vvo ^c^vlo x^vlio an, so
bleibt nach trennung von o und lo als derivazionsthema
X<xvv^ X^xv?.^ in denen wir unbedenklich contractionen von
;^a-jr«i', ;^öf-;rai {für xce-^ag) erkennen dürfen; wo aber the-
xnen aufwar, ^«() erscheinen, fehlt auch selten die dritte
form auf ^og (vgl. z. b. griech« mov, ro, nlag, t6 und niog
%6 mit maX'iog neben skr. ptvas, pivan, pivar-t) und wenn
wir eine form finden, die sich mit solcher leichtigkeit, wie
hier x^^^y blofs durch die annähme, dals das später stets
verlorne /* auch hier eingebüfst sei, als solche erkennen
läfst, ist es nicht dem geringsten zweifei zu unterwerfen,
dals wir vollständig berechtigt sind, sie so anzusehen; wir
dOrfen also unbedenklich als organischere form fbr x^og :
Xct^og hinstellen, und zwar wohl sicherlich noch mit lan-
gem ä; die Verkürzung desselben trat erst nach ausstofsung
des /- durch einflufs des nun unmittelbar folgenden vokals
ein. Den Übergang zeigt uns (fdog^ welches, den dialek-
tischen formen cpavog und cfdßog (Ahrens Dial. aeol. 36. 38.
50) gemäTs, unzweifelhaft aus (pofog entstanden ist und
zwar im allgemeinen in (pdog das a kurz, jedoch in (pdea
und (pdsai die ursprüngliche länge bewahrt hat.
Wir haben nebenher behauptet, es gäbe kein altes
Suffix yas. Wie verträgt sich damit, wird mancher leser
fragen, die zu besprechende form vihäyas selbst, in der ja
yas erscheint? und wie so wird die identität dieses yas
mit dem suffix ^og in x^J^^S ^u erweisen sein? Die ant-
wort darauf ist, dafs dieses yas nicht das wirkliche suffix,
sondern erst aus vas entstanden ist. Dafs kein suffix yas
existirt, können wir schon daraus entnehmen, dafs im Sans-
krit, aufser unserm vihäyas, nur noch eine ableitung er-
scheint, in der man es erkennen könnte, nämlich dhäyas
vom verbum dhä (auch in den Zusammensetzungen vi^-
vadhäyas, bhüridhäyas, vollst, skr. gr. s. 149 und kärudhäyas
Rigv. bei Böhtl.-Roth wtb.), in den verwandten sprachen
198 • Benfey
aber keine spur desselben; so unfruchtbar aber ist kein
wirkliches suffix, und wir können schon daraus entnehmen,
dais das y in ihm nur phonetischem oinflufs seinen Ur-
sprung dankt. Es ist aber schon früher von mir gezeigt
worden (GGA. 1852 s. 114 ff., kurze skr. gr. §. 381), dafs
gerade v mehrfach im sanskrit in y übergegangen ist; so
erscheint als femininum von manu neben manävi auch ma-
näyi und von pütakratu nur pütakratäyi, indem die form
*pütakratäyt, auf welcher -täyi nach analogie von manäyi
unzweifelhaft beruht, in der gewöhnlichen spräche einge-
bü&t ist (vollst, skr. gr. §.701, kurze §. 445). Dasselbe ist
der fall mit den nur in dieser form vorkommenden themen
auf yin, wie ätatäyin u. s. w. Wie manävi neben manäyi be-
wahrt ist, um uns — in Übereinstimmung mit der ableitung
von manu vermittelst Zugrundelegung der stärksten form
manäv (vgl. Agnäy-1 Vrishäkapäy-i, feminina von Agni und
Yrishäkapi und die starke form von sakhi näml. sakhäy) —
zu zeigen, dafs das y hier und in pütakratäyi nur phone-
tisch aus V entstanden ist, so hat eine Taittiriya- Schreib-
weise mehrere der themen auf yin mit v statt y, und zeigt
so, dafs auch hier das y Vertreter von v ist; zu den an
den angefahrten stellen gegebnen themen auf yin (statt vin)
föge man noch vishayäyin (statt vishayfirvin eigentlich „ein
mit einem reich begabter") „könig" und tanträyin Yv. 38,
12. — Diesem gemäfs steht dhäyas für organischeres *dhä-
vas und vihäyas für *vi-h&vas, so dafs dessen letzter theil
*hävas auch in bezug auf das suffix mit xv^g, xciog iden-
tisch ist.
lieber die entbehrlichkeit deis präfixes vi haben wir
schon gesprochen, so dafs wir nur noch die gleichheit der
bedeutung nachzuweisen haben. Dem worte vihäyas wird
bei Wilson die bedeutung heaven, sky, atmosphere gege-
ben; der instrumental desselben vihäyasä kommt adverbial
in der bedeutung „durch die luflb, durch den luftraum* vor
(z. b. in meiner Chrestomathie 87, 6; 92, 35 und sonst viel-
fach); dieselbe bedeutung giebt sich auch in den aus dem
verwandten vihä oder *viha durch Zusammensetzung gebil-
Xooi;. vi-hkyas. 199
deten Wörtern fttr „vogel" zu erkennen, welche etymolo-
gisch ,,der durch die luft, den luflraum gehende^ bedeu-
ten. Die bedeutung „luft und luftraum" erscheint auch
in dem schon angeführten wort kha, in dessen kh wir den
organischeren consonanten des zu gründe liegenden ver-
bums erkennen zu dürfen glaubten. Diesem giebt dasBöhtl.-
Roth'sche wörterb. zugleich die bedeutung ,,der leere raum*^,
welche auch entschieden durch die bedeutung ,,null^ (9Ünyä
„die leere") erwiesen wird. Ob wir diese auch für viha-
yas und das einstige präfixlos gebrauchte häyas annehmen
dürfen, wage ich nicht zu entscheiden; unzweifelhaft da-
gegen dürfen wir dafQr die bedeutung „luftraum" und „luft"
annehmen, welche fast in allen sprachen und auch bei uns
in der gewöhnlichen Vorstellung zusammenfliefsen. Dieselbe
bedeutung hat entschieden auch ;^aog; diels beweisen meh-
rere stellen, von denen ich die bedeutendsten hier hervor-
heben will. An der spitze stehen zwei fragmente eines
verses, deren eines dem Ibykus, das andre dem Bacchy-
lides zugeschrieben wird; sie sehen sich aber so ähnlich,
dafs sie nur eines zu sein scheinen (vgl. Dindorf zu Seh.
zu Aristoph. Av. 192); in der form wie es Ibykus zuge-
schrieben wird, lautet es noTärac S* kv alloTQicp x^^^^ ^^
der des Bacchylides viafiatat S* iv axQvyiKp x^^^y ^^
wort äXXoTQiip ist aber wohl sicherlich aus der stelle zu
deren Erläuterung der vers citirt wird, nämlich Aristoph.
Av. 192 in die Schol. gekommen und ävQvyixcp an beiden
stellen zu lesen; die stelle bedeutet demnach „er fliegt
(oder „bewegt sich'*) im unfruchtbaren chaos". Die stelle
erinnert in ihrer totalität an die sanskritischen bezeichnun-
gen des „vogels" durch „der im luftraum gehende**, durch
argvyiTfp an das homerische Sl al&i()og argvyiroco II.
XVII, 425 vergl. Hymn. in Cer. 457. Beides entscheidet
daftkr, dafs x^^S l^^er die bedeutung „luft" hat, wie es denn
auch der Schol. durch cci^q erklärt. Dieselbe bedeutung
erscheint unzweifelhaft in der stelle des Aristoph. Av. 192
(repetirt 1217).
Sie lautet im Zusammenhang von vers 187 an:
200 Benfey
nsia&iraiQog
iv fiiaq) Sjjnovd-BV äjjg kan yijg.
e2&\ ägneg rifi&tq^ 17V Uvai ßovXfafiB&a
Ilvd-wSe^ Boiiaxovg dloiov alxovfit&ay
ovTios^ orav {^vacoa^v avd-Qwnoh d-eoig^
17V fii^ (poQov (piQ(oaiv vfuv oi &6oi,
8ia r^ff nolscog rijg akXoTQlag xal tov x^ovg
räv fjiijQlcop TYiv xvlaaav ov 8idq)QYiaBtB,
„Ihr wifst ja doch, dals zwischen himmel und erde luft:
Wie wir nun durchgangszoU an die Böotier
Bezahlen müssen, wollen wir nach Pytho ziehn.
So lasset ihr, sobald die menschen opferen,
— Erlegen euch die götter keinen zoll daftlr —
Durch fremdes Stadtgebiet und eure luftregion
Den duft der schenkelknochen nie und nimmer ziehn^.
Man sieht hier deutlich, dals/aog in vers 192 völlig iden-
tisch ist mit ario in vers 187. In demselben sinn i^ixfiog
sicherlich auch Nub. 424 zu nehmen, wo die N^tfiXat da-
neben erwShnt werden, grade wie in der oben oitirten stelle
aus der kosmogonie in Manuls gesetzbuch „die luft und
der stand der gewässer^ neben einander zwischen himmel
und erde erscheinen. — Eine stelle aus Euripides Eadmos
werde ich weiterhin erwähnen.
Wir sehen also, dafs ;^cro^ und yi-häyas auch in der
bedeutung übereinstimmen und aus dem bisherigen — spe-
ciell aus der identität in betreff des verbum, des suf&xes
und der bedeutung im sanskrit und im griechischen — kön-
nen wir mit Sicherheit folgern, dafs es ein irrthum von
Welcker ist, wenn er in seiner griechischen götterlehre
1,293 sagt; „Die wortform /aog scheint fttr diesen gedan-
ken [nämlich zur bezeichnung von räum, leere, luft, welche
Welcker als erste bedeutung von x^^og nimmt] gebildet von
X^ü)'')^ hisco, capax sum) und nicht alt zu sein und ist
*) Da ich oben gesagt habe, dafs das primäre verbum ;^ä im griechi-
schen eingebüfst sei, so darf ich nicht unbemerkt lassen, dafs dieses ;^«oj
nur eine grammatische Aotion ist.
Xoioq. vi-hAyas. 201
auch sonst nicht in die spräche übergegangen^. Das wort
ist vielmehr nicht allein ein altes, sondern sogar eines der
alleräl testen , nicht erst auf griechischem boden gebildet,
sondern schon aus dem alten gemeinschaftlichen indoger-
manischen erbgut herrührend; dafür spricht aufser den er-
wähnten Übereinstimmungen insbesondere der umstand, dafs
die bedeutung, welche wir sowohl im sanskrit als im grie-
chischen erkennen, nicht mehr die eigentlich etymologische
— kluft — ist, sondern eine daraus weiter derivirte „luft-
raum^, also eine fixirung der etymologischen bedeutung zur
bezeichnnng eines bestimmten gegenständes hier schon vor-
liegt. Eine derartige weitre entwicklung einer etymologi-
schen bedeutung wird selten unabhängig von einander ein-
treten; wo sie erscheint, ist sie fast ohne ausnähme ein
zeichen, dafs das wort nur an einer statte diese bedeutung
erhalten habe, zu den andern aber schon mit ihr versehen
übergegangen sei. Wenn ferner Welcker annimmt, dais
das wort nicht in die spräche übergegangen sei, so wird
diefs schon durch die angefahrten stellen selbst für den
uns bekannten zustand der griechischen spräche zweifel-
haft; auf jeden fall mufs man vielmehr sagen, dafs es sich,
wie so viele andre, aus dem Sprachgebrauch nach und nach
verloren hat.
Da die bedeutung „luftraum^ fiXr x^^Sy sowohl vom
sprachvergleichenden als speciell griechischen Standpunkt
aus gesichert ist, so entsteht nun die frage: ist aulser die-
ser noch eine andre anzuerkennen? mit andern werten: ist
an einigen der stellen, wo ein schriftsteiler nicht ausdrück-
lich angiebt, was er unter x^og verstehe — wie Phereky-
des z. b. dafs er ^wasser" damit meine — etwas anderes
als „luftraum^ damit bezeichnet? Es können hier — da es
weiter keine der art giebt — nur die stellen der Hesiodi-
schen Theogonia in betracht kommen, deren drei sind.
Was nun vers 700 betriflRt xavfia äi &ea7i(iöiov xärex^v
xdoQy so entsteht hier die hitze durch die im kämpf mit
den Titanen geschleuderten blitze, welche den brand der
erde u. s. w. verursachen , so dafs die flamme zum himmel
202 Bcnfey
schlägt; diese gebt also durch die luftregion oder genauer
den Zwischenraum zwischen erde und himmel ; diesen, nach
obigem die erste bedeutung von vihäyas ;fcfog, haben wir
also augenscheinlich auch hier noch zu verstehen. Die
andre stelle vers 814 gehört einem absatz an, welchen
Göttling dem Hesiod abspricht; es würde also nicht auf-
fallend sein, wenn hier das chaos anders vorgestellt wäre.
E2s ist von dem wohnort der Titanen die rede; dieser ist
jenseits des dunkeln {^oipsgolo) chaos, da wo die quellen
und gränzen der erde, des Tartaros, des meeres und des
himmels sind (vers 807 — 809). Obgleich ich es nicht wa-
gen will, diese Vorstellung genauer zu bestimmen, so erse-
hen wir doch daraus, dals das chaos noch innerhalb die-
ser quellen und enden gedacht ist, so dals es wiederum
schwerlich etwas anderes ist, als der Zwischenraum zwi-
schen himmel und erde. Wenden wir uns endlich zu der
hauptstelle 116, wo das chaos als erste existenz — per-
sönlich vorgestellt — hervortritt (116). Hier ist zunächst
beachtenswerth, dafs, wenngleich es als erstes hingestellt
und durch ein avxaQ 'dneita gewissermafsen chronologisch
von den drei übrigen urexistenzen: der erde, dem Tartaros
und dem Eros getrennt wird, es diesen in bezug auf die
kosmogonie selbst doch keines weges über- sondern ganz
und gar nur beigeordnet wird, also keinesweges als ein
uranfänglicher weltkeim erscheint (wie Rinck die religion
der Hellenen I, 59 annimmt), oder als erste Substanz, wie
Pherekydes es hinstellte und mit dem wasser identificirte
(Achill. T. bei Göttling zu Hes. Theog. 116). Das chaos
bringt ganz wie die erde wesen hervor, ganz wie diese
blofs durch die nur angedeutete Vermittlung des Eros ; mit
den producten des Tartaros dagegen steht es anders; sie
werden nicht ohne Vermittlung von ihm abgeleitet, wie die
des chaos und der erde, sondern sie sind eigentlich eben-
falls geburten der erde, aber vom Tartaros concipirt (s. 820)
durch ausdrücklich erwähnte Vermittlung der Aphrodite,
während die übrigen geburten der erde aus ihr selbst ohne
männlichen zeuger hervorgehen (126). Es scheint als ob
Xaoq» vi-h&yas. M3
hier verschiedne kosmogonische anscbauungen verbanden
sind. Sehen wir von Eros ab, der gewissermafsen nur die
die kosmogoDie vermittelnde potenz bildet, so stehen an
der spitze der kosmogonie Chaos, erde und Tartaros. Wie
mit der erde etwas wirklich in die sinne fallendes an die
spitze gestellt ist, mit dem Tartaros etwas als existirend
vorgestelltes, das was unter der erde ist, so wird dasselbe
auch vom Chaos anzunehmen sein. Den himmel aber mit
allen seinen sternen setzt diese Theogonie erst als die ge-
hurt der erde (126). Was kann also das chaos auch hier
anderes sei, als wiederum der „luftranm'^? nicht jedoch
als der Zwischenraum zwischen himmel und erde gefafst
— denn der himmel existirte noch nicht — sondern als
das was über der erde ist, wie der Tartaros das was dar-
unter ist. Wir haben also hier eine kosmogonie vor uns,
die als erstes — wenigstens als zuerst coordinirt neben ein-
ander bestehendes — die erde mit dem Tartaros daruntw
und dem luftraum darüber annimmt, also genau gesprochen
von der erde und deren nächstem zubehör als der primä-
ren existenz ausgeht; will man auf das avrag ÜTtsita ein
noch so grofses gewicht legen, das chaos tritt dadurch in
kein genetisches verhältnifs zur erde, wird also keine we-
sentlich primärere potenz. Ob der dichter sich den hifl-
raum über der erde, das chaos, schon unermefslich gedacht
habe, können wir nicht entscheiden, ist aber fQr uns auch
gleichgültig; mefsbar oder unermefslich, es bleibt immer
zunächst „luftraum'*, dann etwa „leerer räum". — Daför dafs
chaos nur dies bedeute, spricht mir femer der umstand,
dafs in der ganzen kosmogonie at'jo^ als dessen synonym
wir x^og auch bei Aristophanes fanden, nicht erscheint,
während doch aid-i^g nicht fehlt. — Nicht minder scheint
mir daf&r zu sprechen, dafs das chaos als das dunkle (^o-
q^iQov) bezeichnet ist und die nacht zur tochter hat; die
dunkle nacht ist hier als tochter der luft — Verschmelzung
von luftraum und luft — gefafst,* und dafs die luft mit
wesentlich richtiger auffassung als dunkle angeschaut wird,
zeigt ijSQOBig^ eigentlich „mit luft versehen" {a/^soo'jrevt)^
aber nur in der bedeutung „finster" erscheinend.
204 Benfey
Wir glauben demnach, dafs auch in dieser hauptstelle
Xfiog eigentlich noch weiter nichts, als „luftraum^ ist. Ich
könnte — da die identität von *häya8 und x^og als voll-
ständig erwiesen betrachtet werden darf — diesen aufsatz
hier schliefsen, doch bitte ich mir noch eine bemerkung zu
erlauben. Ich kann mir nämlich kaum denken, dafs die
erwähnte kosmogonische annähme im Hesiod, nach welcher
die erde nicht blois früher als der himmel war, sondern
ihn erst laov iavrfj aus sich erzeugte, eine volksthümliche
alte Überlieferung sei; sie scheint mir bei weitem eher die
subjective Überzeugung eines einzelnen philosophischen den-
kers« Denn sie steht zu sehr im Widerspruch mit der un-
mittelbaren erscheinung, mit welcher die kosmogonischen
anschauungen wenigstens ursprünglich in Übereinstimmung
gestanden haben müssen. Der ewige fast unveränderlich
gleiche himmel, die feste erde müssen mit ihrer unbezwei-
felbaren, sich gewissermafsen einander ergänzenden exi-
stenz den allgemeinen menschengeist so sehr erföUt haben,
dais er sich schwerlich das eine ohne das andere zu den-
ken vermochte, und so sehen wir auch dafs sie in den
meisten kosmogonischen sagen sogleich neben einander be-
stehen, so z. b. in der hebräischen und der oben erwähn-
ten indischen, in denen beide, himmel und erde, zugleich
geschaffen werden. Einen anderen grund, weswegen ich
jene Hesiodische darstellung nicht für eine alte volksthüm-
liche halten kann, möchte ich darin sehen, dafs das wort
Xciog in ihr gar nicht an die etymologische entstehung sei-
ner bedeutung erinnert; denn der luftraum erscheint hier,
wie bemerkt, nicht als „kluft, spalt'^ zwischen himmel und
erde, da der himmel noch nicht existirt, sondern als die
region über der erde. Dieser grund würde natürlich an
und für sich von keiner grofsen bedeutung sein; denn das
wort x^^S konnte sich aus der natürlichen anschauung
lange vor der bildung der kosmogonischen sage entwickelt,
dann als bezeichnung des „lufbraums^ ohne jegliche be-
wahrung der etymologischen beziehung fixirt haben und
nur in diesem sinne in der Hesiodischen darstellung oder
Xnoq, vi-häyas. %05
deren grundlage benutzt sein; allein es ist augenscheinlich,
dafs, wenn es eine kosmogonische sage giebt, in welcher
Xccog die mit seiner etymologischen entstehung übereinstim-
mende stelle einnimmt, diese — wenn sie im übrigen einen
ebenso alterthümlichen oder gar noch alterthümlicheren
Charakter trägt — die höchste Wahrscheinlichkeit für sich
hat, älter volksthümlicher zu sein. Diefs ist nun der fall
mit der kosmogonischen anschauung, welche in der oben
erwähnten stelle des Manu in Indien hervortritt — in wel-
cher himmel, erde und der zwischen ihnen liegende Inft-
ramm als die ersten creatürlichen existenzen erscheinen —
und diese glaube ich auch im griechischen noch wieder-
zuerkennen; zunächst nämlich in der kosmogonie bei Apol-
lodorus Bibl. u. aa. (s. Heyne zu Apoll. I, 1), wonach auch
hier ovgavog und yctia an der spitze stehen; dafs aber
auch in dieser kosmogonischen anschauung himmel und
erde, wie in der indischen, durch das chaos im sinne von
luftraum oder lufl geschieden waren , scheint mir aus der
in M. Val. Probi Comment. in Vergili Buc. VI, 31 bewahr-
ten stelle aus Euripides Eadmus entnommen werden zu
dürfen. Denn so verderbt sie im übrigen ist, so treten
doch himmel, erde und mitten dazwischen chaos — und
zwar als traditionelle bezeichnung des luftraums — mif be-
stimmtheit darin hervor. Die stelle, deren mittheilung ich
schon oben versprochen, lautet bei Keil (der griechische
text nach der Ed. pr., da er in beiden von Keil benutzten
Codd. fehlt) : sed accipere debemus (nämlich den Aidoneus
als) aera, quem Euripides in Cadmo y^dog appellavit sie:
Ovgavog imig ij/Accg '/Mivdjg <poTcov l^dog Saifxoviov t68 kv
fiiofp Tov ovgavov ts xal 'j(&ov6g oi fikv ovofMci-
L,ovai yccog. Aus dem durch den druck hervorgehoben
nen ist das angegebene verhältnifs zwischen erde, himmel
und chaos deutlich zu erkennen; denn dieser theil scheint
nur wemg corrumpirt, wie man auch aus Yalckenaer's ver«
besserung ersehen kann, die hier vom text der Ed. pr. fast
gar nicht abweicht. Sie findet sich bei Keil in den an-
merkungen und lautet folgendermafsen :
206 Benfey, ;fao(;. vi-h&yas.
ovQavog iV-* ijjiiag inig
xal yt] ßgoräv xoivov ts Saifiovfoif &' 'iSog
t6 S* äv (ii6(p Tov T* ovgavov T8 xal x^ovog
Xciog pihv ovo^ä^ovaiv.
Diese kosmogonische anschauung scheint mir die ältere und
die Hesiodische erst von jemand gestaltet, welcher den
himmd nicht ftir gleichberechtigt mit der erde hielt, son-
dern dem Tartaros in dieser beziehung den vorrang ein-
räumte, doch ist auch des letzteren stelle keine mit erde
und chaos ganz gleiche, da er nicht wie jene aus sich
selbst sondern durch die erde zeugt; auch dieis möchte fQr
die spätere entstehung dieser kosmogonischen anschauung
sprechen. Auf welchem gedankengang die chronologische
Scheidung des chaos — durch das avtag ÜTteiva — von
der erde und dem Tartaros ruht, wage ich kaum zu er-
kennen. Lag schon eine anschauung dazwischen, welche
etwa lautete: im anfang war weder himmel noch erde
sondern nur chaos — nur der luftraum — welche dann
schon an die späteren philosophischen betrachtungen des
chaos erinnert, in denen es mit dem princip der materie
identificirt wird, so dafs die Hesiodische darstellung eine
theilweise rückkehr zur älteren anschauung wäre? oder ist
sie blofs folge der Stellung, die das chaos durch weglas-
sung des himmels einnehmen mufste, indem der luftraum
nun dem philosophen als eine, im verhältnifs zu der erde
und dem Tartaros zu mächtige potenz erschien, als dafs er
sie auf dieselbe chronologische stufe mit ihnen zu stellen
gewagt hätte? Auf jeden fall schlief sen sich die weiteroi
philosopheme über das chaos als das materielle princip — bis
zur rudis indigestaque moles bei Ovid — nur an diese Schei-
dung. Doch ist es nicht meine aufgäbe, diese weiter zu
verfolgen und ich erinnere nur noch an das für uns wichtig»
ste, dafs auch in der stelle' des Euripides die identitftt voo
a^Q und xccog gerade wie bei Ibykus, Aristophanes hervor-
trat, also wiederum dieselbe bedeutung, wie in skr. vih&jras.
Göttingen im dec. 1858. Th. Benfey.
Legerlotz, griechische etymologien. 207
Griechische etymologien.
1. '!Avd'Qct^^ die kohle.
Pott etjm. forsch. 11, 506 zerlegt av&Qax in ap'&g-ax:
^etwa von dvd + wrz. &e()^ warm sein", und Benfey griech.
wurzellex. I, 260 identificirt die silbe alv)^ mit dem skr.
adh in adh-vara, altar, „feuerort eigentlich". Beide deu-
tungen zu verwerfen bestimmt mich eine glosse des Hesy-^
chios: xdvdagog av&ga^^ die durch Etym. M. bestätigt
wird. Dies xdvSaQog zertheil' ich in xavä-aQ-o-g, ag als
modification des participialsuffixes ant und xav8 als würzet
betrachtend, die ich mit skr. cand splendere und lat. cand-
ere identificire: xcivä-aQ-o-g wäre darnach die kohle als
die funkelnde, glühende. Mit diesem xdvdagog nun läfst
sich äpd'ga^ zu gut vereinigen, als dafs ich es davon tren-
nen möchte. Hinter der anlautenden gutturalis hat sich
jenes bekannte ^ entwickelt, hat das x alsdann wegge-
drängt und ist zuletzt selbst geschwunden (s. oben mei-
nen artikel über ßdgßaQog). Das i^- in av&ga^ ist durch
den einflufs der ihm folgenden liquida g aus d hervorge-
gangen, das noch in dvdgd^hj, kohlenbecher, erscheint,
wiewohl dessen S auch erst an die stelle des t9 getreten
sein könnte wegen der folgenden aspirata x^ die ihrerseits
wieder durch die liquida l aus der tenuis x hervorgerufen
worden ist. In dv&'g-a-^ hat sich das ag von xard-ag-o-g
zu bloisem g verkürzt, eine gestalt, in welcher das suftix
ant ziemlich häufig erscheint (vgl. vs/r^av-ia-g^ vs/r-ag-o-g^
vBß-g-o-g und siehe den eben angeführten aufsatz). Sonst
unterscheidet sich av&ga^ von xdvöagog nur noch durch
sein deminutivsufSx, das hier jedoch, wie auch in andern
Wörtern, die verkleinernde kraft eingebüfst hat. Vgl. /?w-
fjiog ßöHfia^^ ß-vvvog &vvva^^ Xi&og U&a^, fivg f^vce^^ goöov
QoSa^y ß(ülog ßiSXa^y veßgog vißga^^ viog via^^ voaaog
voaaa^ u. dgl. (s. Pott etymol. forsch. II, 506 f.).
Ohne den nasal erscheint unsre wurzel im slav. kad-
iti incendere, in des Hesychius xdS-fAO-g 86gv, k6q>og, donig
208 Legerlotz
KQfJTeg, sowie in xai'VV'fiai*)^ das aber in den meisten
bedeutungen zu einer ganz andern wurzel kad gehört (s.
Kuhn in d. zeitschr. I, 91 — 96), und in xai-vo-g, eigentlich
blank, dann neu (vgl. Benfey grieeh. wurzellex. II, 1 69 und
G. Curtius in d. zeitschr. 1 , 32 f.). Auch Kcia-^Ttag kann
hierher gezogen werden, doch kann es ebenso gut auch
von der wurzel kas splendere abgeleitet sein, die im lat.
cas-cu-s, eigentlich blank, weifs, dann greis, alt, im gleich-
bedeutenden osk. casn-ar, im altnord. höss (thema has-va)
grau und sonst erscheint (s. Aufrecht in dies, zeitschr. II,
151-153).
2. 'TA?;, Silva.
Die ursprüngliche bedeutung von vltj und silva wird
holz gewesen sein ; daraus hat sich dann einerseits die von
gehölz, wald, andrerseits die von material entwickelt. Ben-
feys erklärung dieser Wörter im grieeh. wurzellex. I, 82 f.
wird schwerlich bei irgend jemand beifall gefunden haben;
vielleicht spricht die meinige mehr an. Ich fähre t/il-i?
und sil-va nämlich auf würz, svar, glänzen, leuchten, bren-
nen, zurück, wovon im sanskrit z. b. svar, der himmel,
svar-u, der Sonnenschein, im griechischen das von Suidas
überlieferte (Tc/o, sonne (aus aeg-i wie x^^Q aus ;^6p-i), (xe/p-
to-ff, brennend (aus aeQ-io-g wie JletQiäoog aus üsgi&oog^
(poiviog aus (foviog^ elvi aus kvl u. dgl.), ail^ag^ der glänz,
ask-j^V'ijy der mond, U-dv-ij, die fackel, ßik-a ^liog xai
avyri vno u^axcivcDV Hesych., ßeXXaöBxav ijJiKüd'^aeTai ders.,
yH-a-v avyrjv rjliov (mit y för ;/•) ders., yslodwla ^ho^
övcici ders., y^Xtiv IdfinsiVi av&8lv ders., H-a • . • tjliogy
aifytj, xavfia . . . ders., ^A-97 etk^ti dasselbe, kXaTa$ fjXiov^
tat Hesych., ik^sia 13 HX-a 17 rov tiXlov avyi] ders., endlich
*) Dafs xaC-vv-fiai wirklich aus xa^-vv-fiai hervorgegangen sei ( — als
mittelstufe ist wohl xatr^rv^ficu zn betrachten — ), beweist das der. xf^uaif^
fidvo^q. Was von xa/^fi*-^cu, das gilt auch von »at-vo^q. Vergleichen
läfst sich QoU'-v» itlr qad-^Vy wie das homerische i-^f^S-axou und #-^^ad-
aTu darthnt.
griechische etymologien. 909
äl'ia oder äX-ea, die sonnenwärme. Bil-a, yiX^a^ W-a,
f^l-rjy eiX'f], kk-sicCf aX-ia, aX-ia scheinen mir sämmtlich auf
ein ^aX-ja zurückzugehen: in den vier ersten ist das j rein
elidirt, in BiXf^ in die vorhergehende silbe übergetreten, in
äXia oder aXia in b aufgelöst; man vergleiche xbvoq^ xei-
vog, xBVBog = skr. 9Ünya-s; in ^Xaia erklärt sich das et
wohl wie in aSeXcpBiog neben er^cA^^pcogssskr. sagarbhya-s:
ich nehme folgenden gang an: HXja^ kXia^ iXIja^ kXUa (vgl.
ofioiiog, 6XoUog)y durch dissimilation kXeicc. In dem deno-
minativen ßeXXäastai endlich hat sich das j wie in äXXog
= lat. alius, skr. anya, dem vorhergehenden X assimilirt.
Aus den verwandten sprachen seien noch genannt lit.
swel-ti, sengen, lett. fswel-t, glimmen und fswil-t, sich ver-
sengen, ahd. suel-an, brennen, unser jetziges schwel-en.
"YX'7] und sil-va bezeichneten hiemach das holz als
das brennende. Ich erinnere an Potts deutung von lig-
nu-m. Was die form unsrer beiden Wörter anbelangt, so
hat vX't] das anlautende a zum spir. asp. verflüchtigt; es
erscheint jedoch noch in dem eigennamen ^xctTtTrj-avXfj
den Pott in der neuen ausgäbe seiner etym. forsch. I, 232
nicht übel durch Grubenhagen (ein hannöv. fürstenthum)
verdeutscht; auch weisen composita wie ofiovXog^ laovXog^
oXiyovXog noch deutlich auf ursprünglich consonantischen
anlaut in vXri hin. Das v in vX-ri scheint mir durch cor-
reption aus >ra, wie wir diese auch im skr. sür-ya, sonne,
sowie im lat. sol, lit. saul-e, lett. fsaul-e (sonne) finden, und
nicht etwa „durch umlaut^ entstanden zu sein, wie Kuhn
in d. zeitschr. II, 131 angenommen hat; denn die beispiele,
die er I, 515 von durch w(^) bewirktem „umlaut" giebt,
sind ganz andrer art als der in vXri angenommene sein
würde. "YX-ri schliefst sich in der behandlung des anlau-
tes so genau als nur möglich dem vg-ct^ (von wurzel svar
sonum edere) und vnvog (== skr. svapna-s) an. Das i des
lat. sil-va ist entweder eine Schwächung aus a, wie sie ge-
rade in Position häufig eingetreten ist, und das v wäre
ausgefallen wie in savium = suavium, in se == umbr. sve,
osk. svai, in ser-mo von wurzel svar sonum edere, oder
vin. 8. 14
210 LegerlotZi griechiBche etymologien.
aber das i ist aus einem u, das wie das v in vl^tj zu er-
klären wäre, hervorgegangen wie z. b. in siccus itkr sis-cu-s
= skr. ^ush-ka, zend. hush-ka, und sonst (s. Corssen über
ausspräche, vokalismus und betonang der lat. spräche I,
149-152).
Wahrscheinlich ist vX-t] durch dasselbe sufBx gebildet
wie sil-va, hätte also hinter dem X ein ^ eingebüfst. Lo-
beck parall. p. 302: Scythiae regio silvestris, quam Hero-
dotus *Ylait]v appellare solet, a Scymno fragm. v. 105
"YßXa dicitur correpta ultima, id est {'A77. „Ist der schlufs
richtig (in welchem falle auch die Ortschaften "tßXa auf
Sicilien, so gut wie die Stadt TA97, "Ykav in Böotien, Wald-
gegenden anzeigten), dann mufs man ihr ß vom ende in
das vordertheil des wertes eingedrungen betrachten^ (Pott
in d. zeitschr. V, 286 *)). Ueber das sufBx va s. VII, 136.
Magdeburg, den 24. novbn 1858.
G. Legerlotz.
Aufrecht, lateinische et3nnologien. 211
Lateinische etymologien.
(Ans den Tnmsactions of the Philological Society 1868. p. 18 — 21 ttbenetzt)
1. Silicernium.
Bei Terenz in den Adelphi IV^ 2. 48 kommt folgender
eatz vor: ego te exercebo hodie, ui dignus es, MtUcemium.
Wahrscheinlich ist es dieser satz, der mehrere glossen ver-
anlafst hat, ohne welche die bedeutung des wertes silicer-
nium dunkel geblieben sein würde. Festus p. 294 (ed. O.
Müller) sagt: silicernium dicitur coena /ti- nebris, . quam
Graed TtsgiSemvov ü-ocant, sed .... Ferrius existi-maf cibi
genus q-uod nos farci -m^n dicimus, quo purgabatur letum
familia-e, silicernium dici, quod cuius n-omine ea res insti-
tuebatur^ .... i-s iam silentium cemereL Caedlius Ob-olo-
state: j^Cre-didi silicernium ejus me e-sse esurum.^ Pau-
lus Diacouus giebt den folgenden auszug: Silicernium erat
genus farcimiois, quo fletu familia purgabatur. Dictum
autem silicernium, quia cujus nomine ea res instituebatur,
is jam silentium cerneret. Caecilius: „Credidi, silicernium
ejus me esse esurum.'^ Eine andere wichtige stelle kommt
bei Nonius Marcellus vor: Silicernium pessime intellegentes
ita posuisse Terentium putant, quod incurritate silices cer-
nat senex. Silicernium est proprie convivium funebre, quod
senibus exhibetur. Yarro Meleagris: „Funus exsequiati
laute ad sepulcrum antiquo more silicernium confecimus,
id est neQiSemvoVj quod pransi discedentes dicimus alius
alii vale." Zuletzt führe ich Servius zu Virg. Aen. V, 52
(ed. Lion) an: Libacitque dapes; leviter gustavit epulas
superpositas, quae silicernium dicuntur, quasi silicenium,
super silicem positae; [quae, peractis sacris, senibus daban-
tur, ut se cito morituros cognoscerent]. Aus diesen stel-
len geht hervor, dafs silicernium ein von den greisen bei
einer begräbnilsfeierlichkeit eingenommenes mahl war, und,
nach anderen, eine art opfer, das den dahingegangenen dar-
gebracht wurde. Den oben angeführten vers des Terenz
müssen wir demgemäfs so übersetzen : „Ich werde dir heut
14*
212 Aufrecht
zn schaffen machen, wie du es Terdienst, da b^giihulä-
mahl^, das heifst, ^du, der du 80 alt bist, daft dem b-
gräbnifs wohl bald kommen wird.^ Plantus nannt, mit ei-
ner ähnlichen vorausnähme, einen alten mann ,c^did^
cns.^ Nichts zwingt uns, der stelle w^^ ein adfectir
„silicemius^ zu bilden, welches unsere latenusdien wM»
bücher auf die autorität des Fulgentins, eines notoriscki
fälschers, hin angeben.
Die ältere form des lateinischen cena*) war eem
Yergl. Festus s. v. pesnis. Das s vor dem nasal fid dk :
gerade wie in ponere^ pone^ pomoeriumy camena^ eatäk, \
dumus etc. In den Iguvinischen tafeln finden wir tienii •
gesna fQr cenam. Dies jedoch ist nicht die älteste te
denn dieselben tafeln enthalten die folg^de stelle: »Etap
frater qersnatur furent, ehvelklu feia firatreks nte kveifaB;
sve rehte kuratu si^, d. h. „Et postqaam firatres ted
fuerint, decretum faciat magister aut qnaestor, ai recte»
ratum sit.^ Dies cersnaiur setzt nothwendiger weite «
cersna als identisch mit cena**) voraus. Es ist &«
cersna^ welches, mit verlust des mittleren a, ich indai
letzten theile von silicemium wiedererkenne; nnd waiil
dem ersten theile auch stecken mag, ich halte das «at
fiir ein nach analogie von cavaediumf latifundium, frUk
ginm, septimontium , und andern gebildetes compodftia
Wenn ich übrigens behaupte, dafs der letzte theil voaii'
cemium die bedeutung „mahlzeit^ hat, so bin ich diA
nicht der meinung, dafs die Römer zur ehre der Yenlt^
benen die schwere aufgäbe übernahmen, steine (silieei)*
essen, sondern vielmehr, dafs sie ihr mahl in
stillschweigen abhielten, mit einem wort, dalb
^ein stillschweigend eingenommenes mahl^ bedeutet.
Aber was für eine form von silere ist atlt? Ba fas
schwerlich die verbalwurzel sein. Composita wie ^fiafa-
* ) Die sclireibart coena oder caenn hat nicht die geringgte 1
♦*) Die Sabiner sagten nach Festus scensa für cena. Aber
glosse überhaupt richtig ist, so müssen wir Scaliger's verbessernne
scensas annehmen.
Uteinisdie etymologien. 213
voog^ auaQToenfjg, fiikXoyauog, fiev^riToleuog, ;faioaraxo^,
sind sehr gewöhnlich im Griechischen; aber im Latein sind
sie spärlich vorhanden, meist dichterisch, und wahrschein-
lich dem Griechischen nachgeahmt. Wörter wie horriso^
nu$, perierricrepusj Veriicordia würden nicht hinreichende
anal(^ sein. Ich ziehe es daher vor, die vermuthung zu
wagen, dafs es früher ein adjectivum sUis mit der bedeu-
tung „schweigend" gab, von dem dann das verbum silere
in derselben weise abgeleitet wäre, wie suadere^ wörtlich
„suis machen^ von suavis {^Svg), flaveo von fliwus^ cak>eo
von catous. Diese nothwendigkeit, eine conjectur zu hülfe
zu nehmen, bildet freilich den am wenigsten befriedigenden
theil der vorgeschlagenen etymologie.
2. Olus-
Prof. Key, in den Verhandlungen der gesellschaft f&r
1856, p. 307, leitet olus von akre ab. Yegetabilien könn-
ten ohne zweifei „die nährenden^ genannt werden, oder,
was Prof. Key vorzieht, „die wachsenden % aber die alte
form von olus läfst keine Verbindung mit alere zu. Alte
handschrifben haben stets holus und holiior*), und diese
Schreibweise mit h wird durch eine glosse des Festus be-
stätigt Paulus Diaconus Exe. s. v. helus : y^Helus et Ae-
hisa antiqui dicebant, quod nunc holus et holera." Hei-
eella^ eine art eisbaren krautes (olera minuta), ist mit helus
nahe verwandt. Uebrigens würde das h allein nicht bewei-
send sein, denn der fehler der Umgangssprache der nie-
deren volksclassen (cockneyism), ein anfangendes k fälsch-
lich fortzulassen oder hinzuzufügen, fing in Rom früher
an, und war daselbst in gröüserer ausdehnung verbreitet,
als CatuUus denken mochte, wie er sein wohlbekanntes epi-
gramm darüber schrieb. Die älteste lateinische form von
olus war aber folus^ vae wir wiederum aus Festus lernen.
♦) Vgl. Plautus (ed. RiUchl) Ps. III, 2, 25. Trin. II, 4, 7. Mil. Gl. 11,
2, 39. Wagner Orth. Verg. p. 442.
214 Aufrecht
Paulus Diaconus sub voce foedum: y^Foedum antiqui dice-
bant pro hoedo, folus pro olere, fostem pro hoste, fosiiam
pro bostia.^ Die ursprüngliche aspurata wurde zum Spiri-
tus asper geschwächt, ein procefs, den wir in vielen bei-
spielen, nicht nur im Latein, sondern in den meisten unse*
rer sprachen, verfolgen können. Dies folus fi&hrt uns zu
einer wurzel fal, fla, hal, har, gar, gra, (fl')t?»r, gal, welche
wir in den meisten adjectiven für grün oder gelb finden.
Man vergleiche fulvus^ flatus^ heleus^ x^^Q^Sj gilüus, viridis^
skr. hari (gelb und grün), wallis. gtoyrdd (grün), lit iälas
(grün), iole (gras, kraut). Ich glaube daher, dais olus
nichts mehr oder weniger ist, ab das dän. groent^ groenselj
das holländ. groente^ das deutsche grünzeug und engL greens.
üebrigens gebe ich gern zu, dafs die wurzel aller dieser
Wörter ursprünglich „wachsen** *) bedeutete, oder vielmehr,
dafs die begriffe „wachsen^ und „grün sein^ in jener wur-
zel zusammentrafen.
Möglicherweise könnte man folium und (fvXlov von
derselben wurzel fol ableiten, aber diese Wörter lassen eine
andere und vielleicht bessere ableitung zu.
3. Frequens.
Frequens ist ein particip eines verbs frequere oder
frequere. Die ableitung, welche Pott in den etym. forsch.
I, 233 vorschlägt, ist so verwickelt, dals sie über die fisis*
sungskrafl, wenn nicht eines jeden, so doch wenigstens die
meinige, hinausgeht. Prof. Key in unseren „Verhandlungen^
filr 1856 vergleicht dies wort mit deutsch drücken^ dringen
und engl, throng. Nichts würde natürlicher sein, als den
begriff „frequent, häufig^, durch „geschaart, dicht gedrängt^
auszudrücken, aber die consonanten des lateinischen und
die der germanischen worte lassen durchaus keine Verwandt-
schaft zu. Das lat. F vertritt ausnahmslos ein ilteres <P,
09 X, und diese buchstaben treten in den germanischen
sprachen als By I>, G auf. Wenn wir annehmen, dais das
*) Engl, to growj ags. (frdvan, isld. gr&a.
Uteinlaehe etymologien. 21&
F in frequens f&r ein älteres Q stehe, so müfsten wir im
aDgelsächsischen dringan und dryccan haben statt thringanj
thryccan.. Ich finde nichts, das dem frequens im lateini-
schen analog wäre, glaube jedoch, dals es in naher veD>
wandtschaft zu skr. bhrtQa „viel, übermäfsig^ steht. Pies
adjectiv mQfste im latein als entweder freco oder ferco er-
scheinen, gerade wie dhvishu im griechischen als &Qaavg
oder &aQavg. Von bhriga haben wir im sanskrit ein deno-
minativum bhriQäyate häufig werden. Nun erlaubt uns
die analogie von calcere, canere^ flavere^ nigrere etc. von
einem anzunehmenden frequo ein verbum frequere zu bilden,
welches uns dann endlich auf frequens führen würde.
Es ist möglich (und wer würde, wo es sich um ety-
mologie handelt, kühn genug sein, irgend etwas mit gewils-
heit auszusprechen?), dafs die wurzel von sowohl bhriga
als frequens sich im litauischen brinfc-H, perf. brink'tui
findet, welches nach Nesselmann für sich ausdehnen im all-
gemeinen und besonders för das schwellen in wasser geleg-
ter körner gebraucht wird. Creber^ als ein derivat von
crescere^ zeigt, dafs der begriff der „ausdehnung^ zum aus-
druck der „häufigkeit" verwandt werden kann.
Heber zwei stallen der Igaviniselien tafeln.
1.
Unter den an den Fisovius Sandus gerichteten ge-
beten, auf taf. VIb, 11, finden wir die folgende formel:
Fisovi Sau^ie, ditu ocre Fisi, tote Jovine, ocrer
Fisovi Sande, dato colli Fisio, dvitati Iguvinae, collis
Fisie, totar Jovinar dupursus, peturpursus fato
Fmü, dvitatis Iguvinae bipedibus, qudrupedibus fatum
fito peme postne sepsesarsite vov seavie esone; futu
— um ante post — — — — — «*'ö
fons paker pase tua ocre Fisi, tote Ijovinae,
eolens propitius pace tua colli Fisio, dvitati Iguvinae,
erer nomne, erar nomne.
ejus {collis) nomini, ejus {dvitatis) nomini.
216 Aufrecht
Die interlinearversion ist dieselbe, welche in den um-
Irischen Sprachdenkmälern^ vol. II, p. 209, gegeben worden
ist. Vielleicht werden wir jetzt im stände sein, eine der
im jähre 1851 leer gelassenen stellen auszufüllen. Wenn
wir. uns erinnern, dafs alliteration auch in einem andern
gebete zur anwendung gebracht wird, nämlich tafel VI^, 60
= VIIa,49:
iursitu tremitu
hondu holtu
ninctu nepitu
sonitu aavitu
^replotatu ^^reeiflatu
so werden wir geneigt sein, dieselbe form in unserer stelle
zu finden, und zu theilen:
iato
Gto
peme
^ostne
sepse
Qarsite
Fangen wir mit sarsite an. Es stehen uns drei wege
ofiPen, um dies wort, so zu sagen, zu latinisiren. 1) Das
rs könnte ursprünglich sein, was uns zu einem sarsitus^
oder, da das latein rs meist in rr verwandelt wird (vgl.
umbr. Tf/BS = torrere), zu einem sarritus führen würde.
Indessen, dals „ausjäten von unkraut^ in unserem gebete
erwähnt werden sollte, ist wenig wahrscheinlich. 2) Das
rs könnte auf ein älteres d deuten, gerade wie in dupursus^
peturpursus = bipedibtiSj quadrupedibus, serse = sedem, und
in vielen anderen fallen, die umbr. sprachdenkm. I, p. 84,
gesammelt sind. Das würde uns ein unerhörtes saditus
geben. 3) Der graveur könnte, wie er oft gethan hat, z. b.
immer in pase = pace^ den gravis bei s ausgelassen haben,
welcher die modification des c vor • und e*) von dem ge-
wöhnlichen s unterscheidet. Durch diese letztere conjectur
würden wir zu einem lateinischen sarcitus kommen. Dies
*) Vgl. cumaco = comiceMf aber cuma^ ssz comice.
lateinische etymologien. 217
würde das regelrechte particip von sarcire sein, and ob*
gleich die regelmäfsige form im lateinischen sarctus ist,
würde es doch nicht zu kühn sein, das frühere bestehen
eines sardttis anzunehmen, wenn wir in betracht ziehen,
dafs die zweite und vierte conjugation ihre participien in
einigen fällen mit oder ohne • bilden. Man vgl. recensilus
und recensusy sancitus und sanctus^ ortus und oriturus^ und
besonders die Verwandtschaft des umbrischen virseto „ge-
sehen^ mit Visus, Nun finden wir sarctus in einer bedeu-
tung angewandt, von der eine modification für unsere stelle
wohl geeignet erscheint. Charisius p. 220 (ed. Keil): Sarcte
pro integre, sarcire enim est integre facere. Hinc „sarta
tecta uti sint" opera publica [publice] locantur, etutPor-
phyrio ex Verrio et Festo „in auguralibus", inquit, „libris
ita est, sane sarcteque" ... Die glosse im Festus, auf
welche hier hingewiesen wird, ist diese: Sar-te in augu-
ralibus pro inte- gro ponitur: „sane sartequ-e audire vi-
dereque^ etc.*). Dafs Fisovius Sancius gebeten wird, ein
glückliches geschick durch ein günstiges augurium zu ge-
währen, geht deutlich hervor aus den Worten peme postne
„ab antica, a postica.'^ Vgl. tafella, 1: Este persclum
af>es anzeriates enetu, pemaieSj ptisna[i]es; d. h. „ita sacri-
ficium avibus observatis inito, anticis, posticis.^ Ich be-
trachte daher die Identität von sarsite mit sarctus als ge-
sichert So weit sind wir auf festem boden gegangen; was
ich weiter vorschlage, ist, wie ich ausdrücklich zu bemer-
ken bitte, rein hypothetisch, und macht keinen ihm nicht zu-
kommenden anspruch auf Wahrscheinlichkeit. Sepse könnte
das lat. septus sein. Man vergleiche die Verwandtschaft
von tneopte mit sepse und sapse, und ipse. Die „einhe-
gung ^ würde sieh auf die umgränzung der himmelsgegend
beziehen, innerhalb derer die „aves oscines'^ zu erscheinen
hatten. Vov seavie oder uou seauie erscheint monströs;
wenn wir avie als ein besonderes wort fassen, so erhalten
wir das unumgänglich nothwendige aves. Avie könnte na-
*) Die aves oscinea wurden gehört, die alites gesehen.
218 Aufrecht
türlich kein casus von avis sein, aber wohl ein davon nach
analogie von igneus^ virginetis, arboreus^ anguineus gebil-
detes derivativum mit der bedeutung ,,das was sich auf ei-
nen vogel bezieht." Jetzt würden wir nur ein Substantiv
vermissen, auf das sich die adjective septtis, sarctus^ aveus
bezögen. Ich wage es, das übrig bleibende vouse in vocus
zu verwandeln, den regelrechten dativ. abl. pl. von vox^ und
fasse die drei oder vier adjective als ablative mit verlust
des end*9 (siehe 1. 1. vol. I, 105). Demgemäfs würde die
Übersetzung der ganzen stelle so lauten: Fisovi Sancie,
dato colli Fisio, civitati Iguvinae, collis Fisii, civitatis Igu-
vinae bipedibus, quadrupedibus fatum faustum (?) ab antica,
a postica septis, sarctis vocibus avium sacris (?) etc.
2.
Tab. VII b, Pisi panupei fratrexs fratrus Atiersier
Qui quandoque magister fratribus Attidiis
fustj erec sveso fratrecate portaia seeacne fratrom Atier-
fuerit, is — — portet — fratrum Atti-
sio desenduf^ piß reper fratreca parsest, erom
diorum duodecim, quos pro re fratema — ebit, esse
ehiato, pone ivengar tursiandu hertei, apei arfer-
— atos, quum juvencae torreantur, postquam adfer-
tur Atiersir poplom andersafust, Sve neip portust
tor Attidius populum — averit. Si nee portaverit
isoCj pusei subra screhto est, fratreci motar sins
illos, uti supra scriptum est, magistro multae siut
a. cca
asses CCC.
Der gröfsere theil der in dieser stelle vorkommenden
Wörter sind entweder sonst noch belegt, oder doch ihrer
etymologie nach klar. Wir können aber den ersten satz
nicht construiren, wenn wir nicht die bedeutung von par-
sest und sueso finden. Parsest steht wahrscheinlich für
pargest, mit auslassung des diacritischen gravis, gerade wie
lateinische etymologien. 219
in desenduf statt deqenduf. So bekommen wir das erste
fntur des verbs parcere^ von dem wir, wie ich glaube, das
zweite in pepurkurent auf tafel Y^, 5 haben:
Panta muta, fratru Atiieriu mestru caru pure
Quantam multam^ fratrum Attidiorum major pars gut
ulu benurent, arferture eru pepurkurent herifi, etantu mutu
— venerint, adfertori esse decreverint licet, tanta tnulia
arferture si.
adfertori sit.
Das verhältnifs des a zum u ist ungefähr dasselbe, wie
das von kumates (commolitis) zu kumultu (commolito),
kut>ertu (convertito) zu kuvurius (converterit); oder, im
lateinischen, von pellOj cello, vello, zu pepuli, perculi, vulsi^
oder von tabema zu contubemium.
Das subject von decemet kann nur fratreca sein. Dies
fasse ich als den nom. eines Substantivs fratrecat, das von
fratreco gebildet wäre, wie supemat^ summat von supemo^
summo^ und ich finde den dativ desselben Substantivs in
fratrecate. Dieses fratrecat mufs, wie deutlich ist, die
bedeutung von fratrum collegium haben. Ohne zweifei
würde es vorzuziehen sein, einen nominativ fratrecatu-s
anzunehmen, nach analogie von magistratus von magister;
aber in diesem falle müfsten wir im dativ fratrecato erwar-
ten, gerade wie wir trefo (tribui) von trefus haben. Eine
zweite Schwierigkeit ist die, dafs der nominativ fratrecat -s
in der älteren periode in fratrekaz, in den neueren tafeln
in fratrecos übergegangen sein wurde. Indessen, dafs diese
regel nicht ohne ausnähme dasteht, das zeigt sich an term-
nas = terminatus, auf der tafel von Assisi. , Nun kann das
object zu portet nur seeso sein. Da wir einen accusativ
und infinitiv von diesem Substantiv abhängend finden, näm-
lich : sevacne fratröm Atiersio crom ehiato, { d. h. „soUennes
fratrum Attidiorum duodecim esse invitatos, vocatos" oder
etwas ähnliches), so werden wir nicht weit vom richtigen
entfernt sein, wenn wir sveso durch „jussum" oder „man-
datum^ wiedergeben. Meine Übersetzung würde daher diese
220 Aufrecht, lateinische etymologien.
sein: „Quis quandoqae magister fratribus Ättidiis fuerit, is
jussum fratrum collegio portet (referat), sollenoes fratrum
Attidiorum daodecim, quos pro re fratrum collegio decemet,
esse — OS, quum juvencae torreantur licit, postquam adfertor
Attidius populum circumdederit (circumtulerit, lustraverit).
Si non portaverit (retulerit) istud (jussum), uti supra scrip-
tum est, magistro multae sint asses CCC.**
Theodor Aufrecht.
SchwekeivSidler, anzeigen. 221
Vergleichende grammatik des Sanskrit, zend, armenischeD, griechischen
o. s. f., von Franz Bopp. Zweite gänzlich umgearbeitete aus-
gäbe. Ersten bandes zweite und zweiten bandes erste hälfte.
Berlin, Dümmler^sche Verlagshandlung. 1858.
Diese beiden hefte umfassen die declioation der sabstaotiva,
die flexion nnd Steigerung der adjectiva, die gestaltung der Zahl-
wörter und einen theil der pronominalformen. Wie in der laut-
lehre, so auch in diesen abschnitten ist die erweiterung der fro-
bem anläge so bedeutend (wir mahnen nur an die herbeiziehung
und TOD uogewohnlichem Scharfsinn zeugende behandlung des
armenischen u. a.), und die neuen zusätze im einzelnen sind so
wesentlich 9 dafs diese zweite ausgäbe mit recht eine durchweg
gänzlich umgearbeitete heifsen darf; wir wiederholen es im
interesse der Wissenschaft und des Verfassers, dafs, wem es
darum zu thun ist, Bopps, des begrunders und bleibenden for-
derers der vergleichenden Sprachforschung, heutigen Standpunkt
kennen zu lernen und sich eine Vorstellung davon zu gewinnen,
über welch reiche masse von sprachlichem Stoffe der altmeister
mit klarem, sichtendem und trennendem wie einigendem blicke
gebietet, sich durchaus nicht mit der ersten ausgäbe der verglei-
cbenden grammatik begnügen darf. Mehr und mehr dringt die
ansieht durch, dafs die grammatische und lexicalische forschung
auch auf dem gebiete des griechischen, italischen nnd germani-
sdien ohne vergleichung der verwandten nicht mehr bestehen
könne, und so treffliche bücher, wie die eben erschienenen von
Gorssen für die italischen sprachen und von Curtius für das hel-
lenische, deren wohl kein ernster philologe entbehren kann, zwin-
gen selbst den hartnäckigen zur comparativen Sprachforschung
und ihren quellen hinüberzublicken, J. Grimms unsterbliche werke
aber, vom ersten bis zum letzten, haben sie dem auf germani-
schem Sprachgebiete sich bewegenden längst als unabweisbar er^
scheinen lassen. Ist nun hier der ausgangspunkt von Bopp ans
licht gestellt, und ist's Bopp, der die Schöpfung mit meisterhand
fordert, so dürfen wir uns der hoffnung hingeben, dafs sein haupt-
werk bald jede gut ausgestattete philologische bibliothek eben-
sowohl zieren werde als Lobecks riesenhafte arbeiten, als Ladi-
manns und Ritschis tiefeindringende und emsige forschungen.
Einleitend zu der darstellung der declination bespricht der
verf. mit aller wünschbaren präcision einmal im allgemeinen die
222 Schweizer-Sidler
Verhältnisse des geschlechtes, den numerus, die bedeutung der
casus als ganzes, anderseits in notfawendiger ansfuhrlichkeit die
gestaltnng der themata. — Unter den bemerkungen über das
geschlecht ist besonders die treffend, dafs hiebei die individaelle
anschauungsweise gegenüber und trotz der realität eine grofse
rolle spiele. Es ist eines der vielen Verdienste J. Grimms , eine
angemessene behandlung dieses tiefgreifenden sprachlichen Ver-
hältnisses angebahnt zn haben; in neuerer zeit hat sich Pott auf
demselben gebiete in seiner weise bethätigt, und voll feiner be-
merkungen ist Steinthals besprechung der Pottischen leistung vom
sprachphilosophischen Standpunkte in den beitragen zur sprach-
vergl. I, 292 ff. Das sanskrit, das ja überhaupt und oft über das
bedürfnifs formenreich, hat es wohl unter seinen Schwestern mit
dem ausdrucke des geschlechtes an stamm und flexion am wei*
testen getrieben. — Der pluralis ist nach Bopps ansieht in den
sanskritsprachen nicht durch einen besondern zusatz vom singu-
laris unterschieden, sondern nach ihm wird der numerus einzig
und allein durch die wähl oder modification der casussilbe be-
stimmt Darf ein so festes princip aufgestellt werden? Aller-
dings trägt die endung des locatives im pluralis nicht etwas ent-
schieden pluralisches in sich; aber auffallend ist uns das im plu-
ralis mehrfach erscheinende s, so im nominativus, Instrumenta-
lis und accusativus. Wir mochten doch im nominativus und ac-
cusativus der mehrzahl nicht nur eine symbolische erweiterung
der entsprechenden singularcasus sehen, und Lassen und Benfej
sind innerlich berechtigt, in diesem s etwas die mehrheit, die
Verbindung ausdrückendes zu suchen. Auch lautlich steht ja gar
nichts entgegen, darin das skr. sa, griech. a „zusammen^ zu finden,
ist doch gerade so im nominativus singularis das sa des demon-
strativums zum blofsen s verstümmelt. Im dualis können wir
auch den endungen nach nur eine modification des pluralis se-
hen. Dafs ihn so scharf abstrahierende stamme, wie die itali-
schen^ fahren liefsen, ist ein stück der Völkerpsychologie. Ueber
den dualis im germanischen ist aufser dem von Bopp gesagten,
noch Grimm gesch. d. d. spräche s. 966 ff. zu vergleichen. Dafs
die Casusendungen ursprünglich ausdruck von raumverhältnis-
sen gewesen nnd erst von da aus auf zeit und Ursache übertra-
gen worden, sich also ähnlich den übrigen zeichen der spräche
entwickelt haben, das kann nur eine logisierende und von unbe-
fangener anschauung der Schöpfung sprachlicher formen weit ent-
anzeigen. 223
fernte grammatik bestreiten; aber ihr streit stellt sich immer
mehr als der eitle der Ignoranz heraas. Schlagende beweise li^
gen in der geschichte der spräche, wie das neulich wieder
Begnier in seinem trefHichen and instractiven buche ^sur Tidiome
des y^das^ s. 143 und a. a. o. gezeigt hat. — Wie aufserordent-
lich bedeutsam für die erkenntnifs der declination und die be-
stimmung ihrer arten — denn die gattung ist ja nur eine —
die betrachtung und abschälung des themas sei, darauf brauchen
wir heute kaum noch aufmerksam zu machen, nachdem die re-
soltate von Bopps forschungen in dieser richtung, gegen die
selbst karzsichtige nicht blind sein konnten, so ziemlich gemein-
gat geworden, nachdem J. Grimm dieselben in der deutschen
grammatik meisterhaft verwendet und sie von da aus selbst in
die deutsche schulgrammatik gedrungen. Aber Bopp hat in die-
sen abschnitt noch manche interessante, bald mehr, bald minder
sichere einzelheit verflochten und auch weitreichende principien
der Wortbildung mit berührt. Zuerst sind die vocalisch auslau-
tenden themata behandelt, und ein gröfserer räum ist da der femi-
ninbildung i des sanskrit und ihren Vertretern in den verwand-
ten sprachen gewidmet Es mag sein, dafs im griechischen in
den femininen auf la (rca) ca n, s. f. das a erst später wieder
angetreten, wie wir denn nicht läugnen dürfen, dafs da und dort
in relativ später zeit ursprungliche formen, die inzwischen un-
tergegangen, wieder hergestellt worden ; aber sehr wahrscheinlich
ist es und durch manigfache, namentlich vedische analogien be-
stätigt, dafs auch das sanskritische femininzeichen i erst aus ja,
ia entsprangen sei. Das wird kaum je bis zur evidenz entschie-
den werden können^ ob das -d, -r in griechischen Wörtern, wie
XtjatQig (idog)f x^^^ i'^fog)^ das c im lateinischen genetrix (icis)
U.S. f., wie Bopp, Curtius und andere annehmen, rein lautliche
und von anfang an bedeutungslose zusätze gewesen, oder ob
darin mit Benfey und Ebel ursprünglich bedeutsameres, wortbil-
dendes zu suchen sei, eine ansieht, für die aach wir eher ge-
stimmt sind und sie schon mehrfach za unterstützen wagten.
Ob zur entscheidung dieser frage etwas beitrage, was Benfey jüngst
am ende seiner reichen besprechung von Webers T. V. pr&ti-
^akhja in den 06. A. beigebracht, möchten wir nicht bestimmt
aussprechen. Wer aber auf dem gebiete des griechischen und
lateinischen die meinung verficht, dafs d, r, c wortbildende Zu-
sätze seien, der mufs wohl auch für das germanische n nach
224 Schweizer-Sidler
goth. ei, ahd. i dasselbe thuo, and wie dürfte man läugnen, dafs
die analogie der participialen formen auf an hier weiter greifen
konnte? Unter den au-themata^ die im lateinischen in die i-de-
clinadon hinubergewandert, ist Jovi aufgeführt. B. meint, in
Jupiter für Jovpiter noch das reine Jov erkennen zu dürfen,
was aber gegen die analogie des lateinischen streitet; ist doch
nicht nur navifragus zn nanfragns, auch avic^ps zu au-
ceps und sogar mannceps zu manceps geworden. Jupiter
mag „himmelsvater^ bedeuten and insofern von Zeig natiqQ und
dyaus pita zu trennen sein, aber Diespiter ist wohl nicht
mit Gorssen als divaspiter (divas als neutrales tbema genom-
men) zu fassen, so wenig als dies selbst erst aus diesem neu-
trum hervorgegangen ist. Selbst diurnus berechtigt nicht zur
annähme eines lateinischen neutrums dius = divas, vielleicht
eher interdius und per dius (Lachmann zu Lucret 227), wenn
es nicht erlaubt ist in diesem dius einen adverbialen genetivus
zu sehen, wie in diu das skr. diva. Neben einem masculinum
dies existierte offenbar auch ein dius, wie es sich in nudius'
tertius, quintus, sextus zeigt und vielleicht auch im ältesten
Sanskrit (Benfey glossar zum S.V. s.v. dyu) nicht fehlt. Ne-
ben sub divo finden wir in Plautus mostellaria v. 756 ed. Ritschi
und in Lucretius (Lachmann zu Lucrez 226 £) ein handschrift-
lich wolgesichertes sub diu, dessen ü wir kaum anders denn
als für o stehend erklären dürfen. Sehr einläfslich bespricht B.
§. 123 das thema gau, ßof^ bovi, welches er schon früher auch
als ersten theil von yakccar angenommen (Gorssen und Gurtius
statuieren mit recht im lat. lac, lacte aphäresis von ga oder g).
Sowohl diese scharfsinnige deutung wird durch die formen yki"
yog und ylaTito- zweifelhaft, als auch ist Benfejs erklärung aus
IßXay^ fjiely um des anlautes willen bedenklich. Ob nicht yXdyog
das ^glänzend weifse** bezeichne? Das spricht weder für noch
gegen Bopps ableitung, dafs gau nicht zwar blofs im zend, auch
im Sanskrit recht oft schon allein „milch** bedeutet, freilich auch
„rindfleisch und rindsleder % wie im griechischen ßovg. Es be-
weist nur 9 dafs auch in diesem worte das ganze für das ein-
zelne aus und an ihm stehen kann, üeber das verhältnifs von
gav, go zu yaia, yij haben wir uns zeitschr. II, 304 ausgespro-
chen, wozu man noch Aufrechts bemerkungen I, 1 90 vergleichen
möge. Sehr einleuchtend ist die herleitung von na vis und des-
sen, was damit zusammenhängt, von wrz. snu, die sich im goth.
snivan, in unserm „schleunig*' wiederfindet. Mit §. 144 geht
anzeigen. 225
der verf. zu den consonantisch aaslautenden themata über, in
welchen die sprachen naturlich scheinbar oder thatsSchlich sicli
verschiedener gestalten. Plebs läfst der verf. mit recht zunächst
aus plebis entstehen, aber die noch ältere form ist offenbar p le-
be s. Ueber den Wechsel und die allmählichen Verkürzungen
dieser formen spricht Ritschi in seiner grundlichen weise im
26. plantinischen excurse, rheiu. musenm bd. X. Sehr wichtig ist
die thatsache, die Bopp längst herausgehoben, dafs im lateini-
schen die consonanten- und i - deklination sich gemischt und ver-
wirrt, während sich das oskische und namentlich das umbrische
hierin reiner gehalten hat. Bei anlafs der auf -r aaslautenden
themata kommt der verf. auch auf sürja = sv^a zu spre-
chen, und fuhrt ijhog auf diese wortform zurück. Die formen
dßAiog^ diliog, TjeXiog und das ital. ausil leiten auf andere
fährte und machen Curtius' deutung von ^Xiog aus dfasliog mehr
als nur wahrscheinlich. Der zischlant s schliefst eine, beson-
ders wenn wir die spräche der veda hinzunehmen, gewaltige
masse von thematen auf as, os, is, us, welche in ihrem baue
erst durch neuere forschungen, besonders von Euhn^ klar ge-
worden sind und dadurch ein kräftiges licht in das verständnifs
der Wortbildung überhaupt ausströmen; aber längst hat Bopp
dieses s als stammhaft nachgewiesen. In viel ausgedehnterem
mafse als in der ersten ausgäbe bespricht dann Bopp das ver-
hältnifs von starken und schwachen casusformen im sanskrit
und in den verwandten sprachen. Sinnig ist die hier gelegent-
lich gegebene deutung von nox, rvxr ^nacht^ aus wrz. nap
im sinne von nöcere, während andere, wenn wir uns recht er-
innern, sofern sie nicht an Zusammensetzung gedacht, welche
höchstens für skr. ni9 statuiert werden dürfte, entweder wurzel
na9, naksh (im sinne von kommen, ingruere) oder wrz.
naj (Regnier etud. des Vödas), verleitet durch deutsches nackt,
ahd. nachat, neben naht, zu gründe gelegt Die nacht ist
nicht nur die arbeitlöserin und insofern „erfreuende**, sie ist na-
mentlich im höhern und natürlichen alterthum ein bild des dun-
keis und der sünde (im mittelhochdeutschen: trüebe und vinster
als diu naht) und niemandes freund; vergl. noch Regnier 1. 1. p.
119 ff. Wollte aber Bopp auch vüctj hieherrechnen , und wir
meinen, er hat recht es zu thun, dann müfsten wir in vtxtj eine
verstümmelte reduplication, in dem stamme eine art intensivstamm
sehen, wie Pipaxrj, vivsKrj, fixq.
Yin. 8. 15
226 Schweizer- Sidler
Vom §. 1 30 ao sind die einzelnen casus nacb ihrer bildong
besprochen. Es scheint uns diese Zeitschrift nicht der ort, der
eine art auszug des ganzen gestattete. Wir werden besonden
die classischen sprachen des alterthams und das germanisehe be-
rücksichtigend kurz berichten, einzelnes interessante beraDshebeo,
kleine nachtrage liefern und da nnd dort abweichende mdDoi*
gen äufsern. Ueber die deutang des nominativzeichens ist mU
keiner mehr zweifelhaft, dafs es eine form des pronomen
strativam sei. Sehr wichtig ist, was B. über die
declination auf -ja, besonders über die declination solcher ad-
jectivstämme , vorbringt. Aber ist dabei Grimms geschichte der
deutschen spräche s. 919 beachtet? Danach scheinen adjedrF-
stämme auf i nicht abzuweisen, und die casus obliqoi könoei
dessen ungeachtet die erweiterten formen auf -ja annehm^i. Ei
folgen einige feine bemerkungen über abwerfung der endiii^ u
goth. und lat. -ra- und -ri-stämmen u.a. Hier Terdienen aock
die übrigen italischen sprachen berücksichtigung, wir meinen ftOt
wie oskisches famel, umbr. katel, umbr. ocar f. ocris ^col-
lis^ u. s. f. Dafs im oskischen und umbrischen fiberhaopt (ai
spuren solchen Verfalles haben wir ja auch im lateinischen g^
uug) der Stammvokal a und i vor der endnng des nomioatin
nur ein schwaches leben gelebt, hat schon Kirchhoff in der
schönen arbeit in der allgemeinen monatsschrift vom jähre Itö
hmreichend gewiesen. Das a im nominativas des femininoM
ist im lateinischen erst sehr allmählich und langsamer als in dei
übrigen italischen dialecten verkürzt worden, und wir haben jeM
noch stellen in nicht sehr alten, aber doch den ffir nns Iddff
ältesten denkmalen lateinischer zunge, wo der vokal gedehnt»
scheint, Corssen ausspräche, vokalismus n. s. f. s. 330 f. Ai^
fallend ist die endung s in den Wörtern der lateinischen fonflei
declination, und Bopps ansieht, es sei dasselbe erst spfiter-roli'
tuiert worden, mag um so eher richtig sein, da das lateiniick
in der that sehr viel auch nothwendiges zu restituieren hatte «^
leicht in Verwirrung gerathen konnte. Sehr beachtenswertfa vd
die klaren winke, die der verf. über die lateinischen wditoirf
-es in declination III gibt, über Wörter, wie caedes, nobel.
sedes u.a., wofür später die formen caedis, nabis, sedii
erscheinen und, wie wir schon oben bemerkt, aacb noch weilBC
Verkürzungen eintreten. Der verf. nimmt hier einmal einwiital
der aualogie von den Wörtern auf -as, -os a. s. w. in ib*
anzeigen. ^7
männlich -weiblichen gestalt -as, anderseits ein eindringen den
nominativus der fünften declination in die dritte an, dieses in
fames a. ä. Wörtern. Dann hätten wir im lateinischen eine
wunderbar weite Verbreitung der -as- stamme, da aufser den
neutren auf -us auch die raasculina auf -6s, -or dahin gehören.
Ein abfall des -s und ein Übergang in die vokalische declination
könnte kein grund sein diese ansieht zu verwerfen, da ja das-
selbe schon im sanskrit auftritt, üebrigens ist doch wohl zu
beachten, was Ebel in d. zeitschr. V, 191 beigebracht und wo-
durch Bopps zweite annähme von einer einwirkung von ia-
st&mmen besonderes gewicht erhielt; es dürfen eben auch die
von Ritschi nachgewiesenen formen suaveis, hostis, quis-
quis nicht unberücksichtigt bleiben, Ritschi über den tit Mumm.
p. XVI. Die lateinischen stamme auf -tion nennt Bopp wahr-
scheinliche erweiterungen von solchen auf -ti; aber dabei ist un-
beachtet geblieben , was Aufrecht und L. Meyer im VI. bd. dies,
zeitschr. wahrscheinlich gemacht, dafs vielleicht das n im latei-
nischen Zusatz sein möge, tio aber seine begründung im skr.
tvä, tyä habe, indem v in consonantengruppen nicht nur im
sanskrit, sondern auch auf italischem boden (cf. osk. tiom für
tvam) in i übergeht. Bopp hat sicher recht goth. hairtona
gegenüber namna aus dem gewicht der ersten silbe zu erklä-
ren; aber er durfte nicht die Verkürzung des a nach dem einfa-
chen consonantcn d in dare neben bleibendem k in stäre, wo
st vorausgeht, als ähnliche beispiele aufführen. Es findet sich
statim neben stätim, osk. anterstatae wohl mit a u. ä.,
vgl. Ritschi de fictilibus litteratis p. 14 sq. Aus wohlerwogenen
gründen nimmt der verf. im nominativus von Wörtern, wie «v-
datfiav^ evdaifxop das v als ein erst auf griechischem boden aus
den cass. obliquis wieder zugenommenes an, während in den fe-
mininstämmen auf ov, odv das auslautendem des nominativs nur
nicht ausschliefslich unterdrückt worden sei. Noch nicht ausge-
macht ist uns die s. 295 statuierte vokalisierung des v in i im
vokativus und in nominativen wie J4QTSfi<p u. ä., obgleich so viel
klar ist, dafs B. mit hinreichenden gründen die meinung von
Ahrens, als liegen hier feminalthemata auf 01 zu gründe, be-
kämpft hat. Unter den stammen auf tar sind von jeher als be-
sonders wichtig die Wörter der Verwandtschaft hervorgehoben
worden , die auch J. Grimm in seiner geschieh te der deutschen
Sprache als eine hauptstütze für den indogermanischen völkerver-
15*
228 Schweizer-Sidlor
band aufgeführt hat Bopp hat einige neue erklärongen vielleicht
absichtlich unberührt gelassen. Die Schwester steht allerdings
zum bruder in einem rechtlich sehr ähnlichen Verhältnisse, wie
die gattin zum gatten, d. h. sie steht unter seinem schütze und
mufs von ihm erhalten werden: darum ist die bezeichnung ^sein
weib** oder „das eigene weib** nicht gerade ungereimt; aber des
bruders weib ist sie eigentlich nicht, nur seine genossin, welcbe,
so lange sie keinen andern genossen hat, bei ihm wohnt, darum
ist die von Benfey grofse sanskritgram m. s. 159 vorgeschlagene
erklärung von svasr aus sa+vastr „zusammen wohnend** ganz
treffend. In duhitr, ^vydrrjQ, daühtar sehen wir, gestutzt
namentlich auf goth. daug „ich bin gewachsen" und sein ver-
hältnifs zu daühtar noch immer dasselbe, was in mavi „die
wachsende"; dagegen in filius und filia, umbr. felio „ferkel,
Spanferkel" Säuglinge. Die wurzel findet sich im skr. dhe,
griech. &d(o^ die ableitung ist dieselbe als im skr. pala von p&,
im lat. Pal es, in halare u. s. f., d. h. es ist eine ableitung durch
ein participium. lieber die griechischen substantiva auf -rtjQ und
'TTig haben wir grundliche und besonnene Untersuchungen von
Ebel zeitschr. IV, 155, und referent gesteht selbst für die for-
men auf -rt]Q u. s. f. nicht mehr von der ursprünglichkeit von
^, r, also nicht mehr von einer Zusammensetzung mit wrz. tar
überzeugt zu sein.
Ganz entschieden läfst sich nicht behaupten, ob die endung
des accus, sing, -am d.h. pronominalstamm a-f-m oder blofses
-m sei; nehmen wir letzteres und damit des verf. meinung an,
80 ist immer so viel einzuräumen, dafs die mit binde vokal
versehene form sich weit über ihr nothwendiges gebiet ausge-
dehnt hat, denn nicht nur finden wir vedisch tanvam statt ta-
nüm u. ä., sondern namentlich in den italischen sprachen scheint
diese erweiterung das gewöhnliche: Quintil. IX, 4, 39 meldet,
dafs Gato diee hanc gesagt statt diem baue und erklärt selbst
diese erscheinung recht schief. Und der Wechsel swischen den
accusativformen auf -im und -em könnte doch eben darauf be-
ruhen, dafs bei dem zusammenstofsenden ie der erstere oder der
letztere vokal die Oberhand behielt; ie selbst ist aber erst aas
ia, io entstanden, vergl. mahjam, mehe, mehi, mihi a.8.f.
Im umbrischen, das, wie schon bemerkt, seine consonantendecli-
nation noch ziemlich rein erhielt, erscheint das skr. und griech.
a als o, kvesturo(m) = quaestorem, cnrnaco = cornicem
aazeigeD. .229
und ebenso im osk. tanginom. Im umbr. sim == aiiem und
im volskischen bim statt bovem, nmbr. bum läfst sich nicht
ganz evident nachweisen, ob da stamme auf -i (sui, si, bovi,
bui) anzunehmen oder ob das i als vokal der endung zufassen
sei. Das ü im nominativus und accusativus der neutralstamme
auf u erklärt der verf. als unorganisch und aus den übrigen cass.
obliquis, wo es wohlbegrundet ist, eingedrungen, und das ist
eine sehr naturgemäfse hypothese; doch haben wir zu erwägen,
dafs dieses ü, wie uns genüs neben yovvatog d. h. yov^atog
U.S. f. beweist, immer aus va, vat hervorgegangen ist Ueber
accusative wie ^mxQajjjp statt HooxQd'ri] spricht sich B. nicht
aus: man könnte hier nur einflufs derer auf 17^ in declin. I sehen
wollen ; aber manches , so ^a^v in der Odyssee , ^qijv u. ä.
stimmt denn doch dafür, dafs hier ähnliche formen erhalten seien
wie im vedischen ushäm und mahäm, d.h. dafs rjv für eaufi
stehe. Endlich fragt der verf., ob nicht ursprünglich alle neu-
tralstämme im nominativus und accusativus die endung -m ge-
habt, die nur in den a- stammen sich klar erhalten, und die
form kim ^^quid'^ neben altem kat quod, quid machte ihm das
wahrscheinlich. Ein anderes zeichen liegt in der Zusammenset-
zung vasundharä „die (schätze tragende) erde**. Noch kürzer
als über den accusativus können wir uns über den instrumen-
tal is fassen, der in den §§. 158 ff. zur behandlung kommt. We-
sentliche spuren hat er unter den uns hier zunächst berührenden
sprachen nur in den germanischen zurückgelassen. Seine grund-
bedeutung ist historisch nachweisbar die, dafs er eine begleitung,
ein nothwendiges nebeneinander im räume ausdrückt. Wir ver-
gleichen diese grundbedeutung und ihre fernere entwickelung ge-
wifs richtig mit dem gebrauche der deutschen präposition „bei^,
zumal wenn wir diese in den verschiedenen germanischen dia-
lecten verfolgen. Und Benfey kleine sanskritgram m. §. 457 macht
es wahrscheinlich, dafs das ä, welches den sanskr. instrumentalis
bildet, ein -bhi verloren habe. Die endung des dativus singu-
laris (§. 164 ff.), ist e, d. h. ai, wie sie nun immer entstanden
sein möge, ob aus blofser erweiterung des pronominalstammes a,
wie B. meint, ob aus gunirung des locativen i, wie Ebel vermu-
thet, ob endlich durch zusammenschmelzung von abhi, ahi, wie
äis sicher aus ebhis, ehis geworden, was Benfeys scharfsin-
nige ansieht ist. Ueber die ursprüngliche, mindestens historisch
nachweisbar ursprüngliche bedeutung des datives spricht Begnier
230 Schweiier-Sidler
1. 1. p. 144; L'ablatif marque le point de depart, Taccusatif indi-
que le but, le point d'arrivee. Le datif etait le cas interm^-
diaire: il exprimait et exprime encore metaphoriquement, dans
la piaspart de ses emplois, la teodance d'un de ces poiots h
Faatre. Da im dativus zum ersten male in Bopps darstellung
der casus der znsatz s m a vor der endung eintritt, so nimmt der
verf. davon veranlassung die geschichte dieser gruppe, die eigent-
lich selbst schon ein zusammengesetztes pronomen ist, innerhalb
der indogermanischen und namentlich der germanischen sprachen
zu verfolgen, womit er uns, mag er auch hie und da zu weit
gehen, doch manches rfithsel in wunderbar treffender weise löst.
Noch nicht klar ist uns namentlich nicht nur etwa h, sondern
vollständig ausgebildete gutturalis k und qu im goth. unkar
u. s.w. an der stelle von s in sma, nsa, und lieber erkennen
wir in diesen gutturalen dasselbe dement wie in mik, thnk.
Was den lateinischen dativus betrifft, so hat der verf. schon in
der ersten ausgäbe s. 1227 anm. und in seiner schrift über den
accent s. 257 seine früher geäufserte meinung berichtigt und hat
S, ai, nicht blofses i, als dessen zeichen angenommen. Wir
sprachen uns übereinstimmend und ergänzend in d. zeitschr. IV,
303 darüber aus. — AI im dativus der feminina scheint nie mehr
getrennt vorzukommen, also kein familiäe, familiäl, sondern nur
familiai als andere Schreibart und oft zur Unterscheidung vom
nom.pl. familiäe, oder auf alten Inschriften familia, Matuta
u.a., vergl. Lachmann zu Lucrez p. 40, Mommsen unterit. diall.
365 f., Orelli inscr. lat. no. 1500. In der alten zeit und in der
Volkssprache schmolz das ae, ai des dativus oft in e zusammen,
Ritschi de fict litt 22, Corssen 1. 1. 185, und ebenso im diphthon-
genarmen umbrischen. Im dativus der oskischen (und, denken
wir auch, der umbrischen) i- stamme z. b. osk. aedilei, ombr.
edile, ist nach Bopps meinung, s. 386, anm. 2, keine endoog,
sondern diese formen sind die gunierten Stammformen, also
aidilei für aidilciei u. s. f., und ebenso sei im dativ der nmbri-
schen u-declination das casuszeichen abgestofsen. Bopps ansieht
hat eine innere berechtigung, da auch im osk.>nmbr. genetivns
sich znlaut spürbar macht. Aber consequent müfste er auch den
lat. dativ der i-stSmme so ausdeuten, da hier der nom. plnr. gima
weist Dafs der germanische dativus ein wirklicher dativus und
nicht ein Instrumentalis gewesen, hat der verf. selbst in der er-
sten ausgäbe s. 511 nachtraglich gezeigt Hat er damit recht, so
anzeigen. 231
mufs man im germaDischen Schwächung von e, ai zu i anneh-
men. Dative wie fiska, anstai, handau haben gar kein car
suszeichen. Vergl. noch die schöne arbeit von Westphal in d.
zeitschr. 11, 173 ff. und besonders Ebel IV, 138 ff. Warum sollte
endlich nicht auch der griech. dativus ein aus e verdünntes i
bieten dürfen? Die gestaltung des pluralis läfst doch nicht unbe-
dingt auf die des singularis schliefsen. — In §. 179 ff. behandelt
B. den ablativus. Wir nähren die hoffnung, dafs die zeit nahe
sei, wo alle philologen auf dem gebiete des klassischen alter-
thums die ursprunglichkeit des ablatives anerkennen und aufhö-
ren von einem dativ-ablativ zu träumen, wozu die meinung von
dem griechischen als mustersprache des lateinischen Veranlassung
gab. Die ablativendung ist nach dem verf. ein blofses t, es
sprechen aber viele gründe dafür, dafs sie at gelautet, wie Ben-
fey annimmt. Dafs die italischen sprachen, das oskische und
altlateinische in erhaltung dieses auslautenden t, d sich sehr zäh
bewiesen, während im sanskrit dasselbe nur in der ä-declination
unversehrt blieb und sonst, so scheint es uns, in s übergieng, in
andern indogermanischen sprachen und auch im spätem latein,
im umbrischen und volskischen ganz verschwand, wissen alle,
die sich mit seiner geschichte befafsten. Für das lateinische ist
die ursprüngliche länge des vokales in allen vokalisch- und auch
in den consonantischauslautenden stammen vor dem ablativischcn
d gesichert, also nicht erst durch dessen abfall erzeugt (die con-
sonantisch auslautenden folgten dabei der i-declination), vergl.
Corssen 1. 1. 332 ff., wonach sich die auseinandersetzung von Bopp
auf s. 349 et>vas modificieren dürfte. Wir haben hier also in
der i- und u-declination dieselbe erscheinung der vokalsteige-
rung im ablativus, wie im oskisch-umbr. genetivus singularis und
im lat. nominativus pluralis. Besonders merkwürdig sind die von
Corssen s. 335 angeführten und trefflich erläuterten formen pro
magistratuod (wie im genetivus magistratuos) und faci-
lumed. Im oskischen ist die quantität des dem d vorausge-
henden vokales nicht sicher ausgemacht, im umbrischen sind
spuren der länge in der i- und consonantischen declination vor-
handen, i aber im umbr. mani u. s. f. kann ebensowohl der
dem o in magistratuod entsprechende vokal der endung als
eine Schwächung des stammhaften u sein. Das lat met steht
zunächst zweifelsohne für smat, was nun smat (ablativus) oder
smat (neutraler nominativus und accusativus) sein kann; nach
232 Schweizer-Sidler
der analogie von sed ist uns das erstere aasgemacbt: (8)met
ist ^ aus — selbst *. Trefflich hat Bopp l&ngst die griech. ad-
verbien anf ag und <o mit der ablativendung -at vermittelt; die-
ses ergebniOs steht sachlich und lautlich so sicher, dafs es in
jede schnlgrammatik aufgenommen werden darf und also aufge-
nommen werden soll. Sind aber im griechischen die alten abla-
tivformen nur noch im adverbium erhalten, so hatte der verf.
recht sie auch im goth. sniumundo u. s. f. zu finden. Daran
zweifeln wir, dafs die lat. quo, 111 o, hoc „wohin^ u. s. f. abla-
tive seien; wir suchten sie früher als dative zu erkl&ren, worauf
auch das griechische führt, wiewohl wir nicht läugnen, dafs aus
einem „von da^ ein „in der richtung^ und „dahin^ entstehen
konnte. Aufserordentlich wichtig und von glänzendem Scharf-
sinn zeugend ist die darstellung Bopps vom armenischen abla-
tive und von demjenigen, was gelegentlich aus der armenischen
lautweit beigebracht ist. Wenn im armenischen (s. 366) mardo
„sterblicher^ heifst, so stützt sich das allerdings auf skr. mar-
tas, und dieses erscheint in den reden vielleicht gegen hundert
male in der bedentnng mortalis, homo.
Die §§. 184 ff. verbreiten sich über den genetivns singularis.
Seine endung scheint ursprunglich -as zu sein und dieses nur
eine Veränderung des ablativischen -at darzustellen. Der grie-
chische und germanische genetivns bieten keine besondern Schwie-
rigkeiten, mehr fragt es sich um den lateinischen, der von dem-
jenigen der übrigen italischen dialekte abzustehen scheint Bopp
hat nämlich längst als sicher angenommen, dafs in der lateini-
schen li- und ä-declination in der regel genetivns und locadvos
auch ihrem ursprange nach, nicht nur lautlich, zusammenfallen.
Wir haben unsre gründe gegen diese meinung schon früher vor-
gebracht, und Corssen 1. 1. 183 ff. bestärkt uns in unserer auf-
fassung, dafs familias, familiaes und familiae dieselben
formen seien. Vergl. auch noch Ritschi rh. musenm VIII, 494 ff.
Das altlateinisch auslautende s ist ein schwacher laut, und erst
neulich bat Mommsen in der zweiten ausgäbe seiner romischen
geschichte wieder ein Majo und Mino für Mäjos(r) und Mi-
nos(r) aufgeführt. Von genetiven auf äs und ii bietet Ckirssen
s. 184 beispiele und sucht den Wechsel von als, aes, äs, äi
und ae zu erklären; die masculina Cbarmidai u.a., dieRitschl
in den prolegomena zu Plantus nachgewiesen, konnte er dabei
fuglich unberücksichtigt lassen. Uns fällt das i in der form äi
«nseigen. )S3
auf, da wir nicht unbedingt einen ubergang von a, S in I ansn-
nehmen vermögen. Man könnte darauf verfallen, i aas skr. y&
in k'j-ks zu deuten oder darin einen rest von der breiten fe-
mininendung -&s zu sehen; aber wir kennen sonst kein sicheres
beispiel von j als vokale trennend im lateinischen und ebenso
wenig von einer breitern endung im femininum. Ist es zu kühn,
bei iat. äi an die messapischen formen auf aihi zu denken?
Heute noch ist die genetivendung -ius, -jus in hüjus, quoius
u. a. nicht im klaren und am wenigsten sagt uns die erklfirung
der speciellen lateinischen philologen zu, dafs hierin -us stecke,
wie in nomin-us u. ä., da uns dabei die Stammform ganz im
dunkeln bleibt Wir selbst haben eine ansieht geäufsert, die
vielleicht doch nicht so ganz ungereimt ist, dafs im -jus das
neutrum des comparativs liege, indem der comparativus und das
possessive sich mannigfach berühren. Der umstand, dafs die
genetivendung sya oder asja in den a-themata herrschend ist,
macht die erklärung des verf. vom osk« eis und uiAbr. -es in
o-stammen (z. b. taureis, umbr. tores = tauri) zu einer min-
destens nicht unwahrscheinlichen, wenn auch die angenommene.
Umstellung von -si in -is etwas bedenkliches hat Wie ist end-
lich Iat 1 in der o-declination zu deuten? Wir finden freilich
einige lateinische genetive der zweiten declination auf s (s. diese
zeitschr. II, 378 ff.) aber nimmer so sichere Zeugnisse als für die
a-stämme, und wer verwehrt uns die vermuthung, es sei Iat
ei, t ein nebenbild des griech. oio^ des messap. oihi, eihi,
ihi? Ebel hat 1.1., wie uns scheint, bewiesen, dafs auch goth.
-is in fisk-is, dag-is u. s. f. aus iza d. h. asja hervorgegan-
gen. Darin hat B. unrecht, dafs er den stamm vom umbr. er er
im skr. adas sucht und Übergang von d in r annimmt; längst
haben Bugge u. a. hier den rechten weg gewiesen. In den §.
195 ff. kommt der locativus sing, zur spräche. Wir reden hier
nicht von seinem ausdrucke im sanskrit, der verschiedenartig ist
und verschiedenartige deutung hervorrief. Dafs das locativzei-
chen i sich auch im griechischen und den italischen sprachen fin-
det, ist unbestreitbar; aber unrichtig, wie schon facilumed
weist y nimmt es Bopp auch in den adverbien auf e im lateini-
schen an. Dagegen hat auch Corssen 1.1. 226 ganz richtig die
quarte u. ä. als locativformen bezeichnet, und mit rücksicht auf
die treffliche arbeit desselben gelehrten in d. zeitschr. V, 11 9 ff.
hätten noch andere formen dieses casus auf italischem sprachge-
234 Schweizer-Sidler
biete hier abgebandelt werden können. Der verf. greift beson-
ders eine dieser andern formen, den umbrischen locativas, her-
aus, um die von den herausgebern der umbrischen denkmale
geäufserte und seine eigene frühere ansieht zu widerlegen. Auch
Ebel in d. zeitschr. IV, 198 und ihm folgend Corssen V, 127 äu-
fsem starke zweifei zunächst über die richtungslocative im um-
brischen; Ebel erklärt aber ganz anders, und, wie uns scheint,
einfacher als Bopp diese richtungslocative als mit der präposition
en zusammengesetzte accusative. Dagegen werden wir die ruhe-
locative auf -men nicht läugnen können, sei dieses nun dem
skr. -smin in tasmin u. s. f. gleich oder setze es, was wir nicht
unwahrscheinlich finden, eine eigenthümliche endung -mam vor-
aus. Dahin dürfte man denn auch lat. cume im saliarischen
liede, tamen, oft bei Plautus in der form tam, z. b. tarn gra-
tiae, erscheinend rechnen, stände nur nicht das a entgegen.
Endlich ist unter den singularcasns noch der vokativus übrig,
der uns ab sich zu keinen bemerkungen veranlafst. Beiläufig
spricht Bopp in einer anmerkung von dvt^Q und nimmt hier wie-
.der nar als die ursprüngliche, dpTjQ als die um ein a erweiterte
form an. Wir wiederholen unsre zweifei: dvtJQ ist eine einfache
participialableitung von an „athmen% woher wohl auch atman,
wie al&fjQ aus ai&o).
Gerne würden wir unserem meister in bisheriger weise auch
über die andern theile der declination der substantiva, ober die
darstellung der adjectiva, numeralia und pronomina hin folgen;
aber schon jetzt überschreitet unsre arbeit fast das mafs einer
anzeige und wir sehen uns genöthigt nur noch über einzelnes in
den folgenden die substantivdeclination betreffenden partieen ein-
zutreten. Dafs h in mihi (s. 441) aus mifi entstanden, nimmt
auch Corssen s. 48 an und liefert eine menge beispiele ähnlicher
art. Eine sehr wichtige gruppe im casusleben ist bhi mit sei-
nen Veränderungen, und es lohnte wohl der mühe nach seinem
Ursprünge zu suchen. S. 440 äufsert B. die scharfsinnige vermu-
thung, es möchte dasselbe aus -sva, -svi entstanden sein. £s
ist namentlich durch Kuhns gründliche forschnngen über s, die
in der that zu den feinsten und fruchtbarsten der neuem Sprach-
vergleichung gehören, ausgemacht, dafs griedh. gi und lat f gar
nicht selten aus sv hervorgegangen, ein.resultat, das mindestens
die vermuthung des verf. als eine sprachlich gerechtfertigte er-
scheinen läfst. Auf ganz andere weise deuten diejenigen gelehr-
anzeigen. 233
ten, welche den zweiten theil solcher präpositionen auf allge-
meine Verbalstämme zurückführen, wie Benfey, dem -dhi in
adhi von dha, -bhi in abhi von -bhä kommt. — Ein Streit-
punkt in der wissenschaftlichen grammatik ist es, ob der nom.
plur. der ersten und zweiten lateinischen declination ursprünglich
in pronominaler art wie im griechischen, im litauischen und kel-
tischen mindestens in den ä-stämmen, auf ai, oi, ae, i gebildet
worden sei oder ob hier das pluralische s abgefallen. Nehmen
wir das erstere an, so trennt sich hier das lateinische in auffal-
lender weise von den übrigen italischen dialecten ab; anderseits,
findet sich auch vom nom. plur. auf -as vielleicht nur noch ein
einziges beispiel in der ganzen übrigen lateinischen litteratur,
nämlich quot laetitias, Pomponius v. 141 ed. Ribb., und die-
ses wohl im munde eines Oskers, so treten die plur. auf -es,
-eis, -is von der ältesten zeit bis auf Cäsar sehr häufig auf.
Ritschi de epigr. Soran. p. 18 sqq., rhein. mos. IX, 156, programm
für das sommersem. 1855. Und merkwürdig, wie im oskischen
und ümbrischen, ist diese lateinische endung -es, -eis, -is ge-
rade in pronominalstämmen nicht selten, in EEIS u. s. f. Ueber
die bildung des nom. plur. von consonantisch schliefsenden Stäm-
men im oskischen gibt uns Eirchhoff in seiner schrift über das
stadtrecht von Bantia s. 12 ff. treffliche auskunft, nach welcher
s. 454 zu berichtigen ist. Auch die annähme von medicim als
acc.v. medix scheint irrthümlich, dieses vielmehr für mediciom
(neutr. nom. od. acc.) zu stehen, indem das oskische ähnlich dem
ümbrischen den acc. sing, an consonantischen stammen auf -om
bildete ; vgl. Bugge in~ d. zeitschr. VI, 22. — Der acc. plur. scheint
aus dem des sing, mit pluralischem s gebildet, und Bopp hat
sicher recht solche formen auf ans, ons, ins, uns auch für das
lateinische vorauszusetzen. Gerade im lateinischen, wie wir schon
früher berichteten, entwickelt sich vor ns der vokal zum lan-
gen, und dann fällt das n vor s in hunderten von beispielen.
Aber wie im lateinischen, so erscheint ja auch in der veden-
sprache vor nr immer langer vokal. — Im gen. plur. auf säm
sieht der verf. das genetivzeichen 8 mit der enduug -am ver-
bunden. Im gründe ist also seine ansieht dieselbe, wie die von
Benfey, nur dafs dieser in s des genetives nicht unmittelbar das
s des jQominatives wiederfindet: säm lat. rum, alt rom scheint
in der that nur ein angehängter genetivns vom pronominal-
stamme sa.
236 Diefeubach
Damit schliefsea wir unsere anzeige. Wir haben 'aas dem
buche unendlich iriel belehrung geschöpft und wünschen herzlich,
dafs es andern denselben reichen genufs verschaffe. Unsre bei-
und nebenbemerkungen, die neben dem grofsen so klein ausse-
hen und auch nicht grofs aussehen wollen, wird gewifs am we-
nigsten Bopp selbst uns verübeln, da er weifs, mit welcher Ver-
ehrung wir ihm ergeben sind, mit welcher liebe wir seinen for-
schungen folgen.
Zürich, in den weihnachtsferien 1858.
H. Schweizer-Sidler.
Wörterbuch der niederdeutschen mundart der fürstenthümer Göttin-
gen und Grubenhagen u s w. vou G. Schambach. 8. XVI u.
323 Seiten. Hannover, Rümpler. 1858.
Wir freuen uns in kurzer zeit bereits das zweite niedersäch-
sische idiotikon anzeigen zu können, und zwar ein ebenso'reich-
haltiges, als trefflich ausgearbeitetes. Ein kenner und freund
seiner schönen muttersprache hat einen guten theil seiner gerin-
gen mufse viele jähre lang verwendet, um mit eigenen obren
und sinnen dem volke die schon allmählich verklingende rede
abzulauschen, und das gesammelte zu ordnen — geleitet, aber
nicht bestochen und präokkupiert, durch die künde der älteren
Sprachperioden und der ganzen sippschaft. Wir stimmen ihm
vollkommen bei in bochschätzung der mundartenkunde in ihrem
zwiefachen werthe für Sprachforschung, wie für kulturgeschichte;
und erlauben uns den wünsch auszusprechen: dem würdigen Ver-
fasser möge von den lenkern seines engeren Vaterlandes reich-
liche mufse zu seinen vaterländischen Studien verschafft werden I
Die kleine sprach- und gedankenweit, welche jedes lexicon
in sich schliefst, steht immer mit so vielen andern Sphären in
Verbindung, dafs sich selbst für das vollständigste wörterbudi
Zusätze und erörterungen fast von selbst ergeben. Die folgen-
den wenigen zu einigen Wörtern aus den ersten baohstaben wol-
len wir nur als eine gelegentliche zugäbe zu der vorstehenden
anzeige betrachtet wissen.
Zu dem ersten worte äbär, einer der zahllosen Varianten
eines uralten deutschen namens für den storch , gehört aach der
artikel obere nebst nachtrag, in welchem alkn kurz und be-
anieigen. t87
stimmt ein Zusammenhang mit ütske, krote, angedeutet wird;
dem dort angeführten ags. yce rana entsprechen näher mund-
artliche deutsche Wörter für krote, wie oberhess. oikch, auch
mnd. vocke nnd vielleicht ahd. oketa. Der verf. gibt auch die
(wie z. b. auch beilebart) neubelebte, resp. verballhornte form
ole var (proavus) für den storch; sie entstand, wie nnl. oijevar,
aus mnl. odevare, ahd. otivaro (niederrhein. 15. jh. edefare
neben e de bare u. s. m.). — Zu adeln gehören auch die artikel
al, alpaul; dieses mit un verschobenem dental (bei Frisch jedoch
atel) in oberdeutschen, sächsischen und nordischen sprachen vor-
kommende adel (coenum, lotium, mistjauche) wird von J.Grimm
durch ein versehen mit dakoroman. udul lotium verglichen, was
nur das gewöhnliche udu (lat. udum) mit artikel ist. — aleke
monedula, auch oberd. (z. b. bei Maaler) äelke. — ampeln
(nach etwas) eifrig sich regen, sehnend haschen und streben;
von J. Grimm mit altn. ambla (fuske paa noget) verglichen,
lautet in Oberhessen ampern, empern, was an mhd. ampare
aus antpara erinnert. — afle (ase), ofengestell, ist auch hoch-
deutsch, aber in des ref. goth. wb. A. 64 und bei Benecke schwer-
lich richtig zu goth. ans (trabs) gestellt. — Wie erklärt der verf,
die auffallende form bae (bahn)? ist n ausgefallen? oder gar
nicht ursprunglich? — balsturig (pertinax) ist auch ins däni-
sche übergegangen, während das von dem verf. verglichene
schwed. bangstyrig id. an bangas (ungestüm sein) vielleicht
erst angelehnt ist; bal stammt aus balv (goth. balvavesei xa-
aia), — herbe, berwe mansuetus lautet noch vollständig west-
fäl. bedierwe id.; nhd. bider aus biderbe ist dasselbe wort. —
blecke cyprinus alburnus hat den guttural behalten und ent-
spricht der ahd. bleicha, altn. bleikja, während in den späte-
ren hd. nd. nl. mundarten entweder der guttural ausfällt oder der
vokal ausartet. — breil, vreil, der „bandriedel% bindebaum
(drehknebel) ist hd. reidel, raitel von ridan, sächs. wridhan
drehen. — tanger (danger, mhd. 3anger) lautet in andern
nd. mundarten tenger (geschmeidig u.dgl.); im 15.jh. tenge-
rich nhd. z enger ig (acer, ponticus ut piper); für die romani-
sche Verwandtschaft des Wortes 8. Diez wb. s. 731. — dreisch,
drisch, brach, brachfeld; in andern nd. mundarten drusk, wel-
chem ein hd. drusch und trosch neben dem weit häufigeren
driesch, triesch entspricht; vielleicht gehört aber auch der
häufige hessische Ortsname Trais dazu; nordfries, trask und
238 Kuhn
franz. triebe (driesel) deuteo auf thriskan. — droske die
^druse'' des salzes an der sole, kann um so eher von drio-
Ban cadere kommen, da dieses niederd. auch drüsken lautet;
druska bedeutet lit. sal, lett. mica (vgl. goth. draubsna).
Bornheim bei Frankfurt a. M. Lorenz Diefenbach.
Wilh. Furtwängler, prof. zu Freiburg im Breisgau: Die siegesge-
sänge des Pindar in einer auswahl nach den wesentlichen ge-
sichtspunkten erklärt. Freiburg 1859. 399 s. 8. (1 Thlr. iOSgr.).
Bei der erklärung der von ihm ausgewählten Pindarischen
hymnen berührt der verf. mehrmals das gebiet der vergleichen-
den mythologie, indem er griechische mythologische Vorstellungen
und göttergestalten mit germanischen oder vielmehr nordischen
vergleicht und dieser vergleichung auch mehrmals etymologischen
halt zu geben sucht So gern wir daher von dem Standpunkt
dieser Zeitschrift aus mit dem verfahren des verf. einverstanden
sein möchten^ so sehr verbietet dies doch seine durchführung im
einzelnen; wir wollen dabei durchaus nicht läugnen, dafs hier
und da wirklich etwas für die auffassung eines griechischen my-
thus förderndes gewonnen sei, aber überall wo die gleichheit der
anschauungen auch durch die spräche als aus gemeinsamer quelle
entsprungen nachgewiesen werden soll, geräth der Verfasser so
ins bodenlose, dafs man in der that kaum begreift, wie es, selbst
wenn man sich rein auf den boden der klassischen philologie be-
schränkt, möglich sei, sich dem glauben an die Wahrheit der ge-
gebenen Worterklärungen hinzugeben. Einige proben dieser ety-
mologieen werden hinreichen um dies urtheil zu rechtfertigen.
Die älteren Vorstellungen vom Ares läfst der verf. (s. 50 f.)
einem germanisch -thracischen vorstellungskreise entspringen, in
welchem ihm „Ares der Ase vorzugsweise, der nordische Thor r,
ist, der nicht blos in blitz und gewitter kämpfend darniederfährt,
sondern auch die fruchtbarkeit des bodens weckt, den ackerban
fordert und die Segnungen der cultur, die aus diesem entsprin-
gen, verleiht. Noch in den liedem der Edda zeigt Thorr spuren,
die nach Thrazien verweisen, und momente, die in ihm den
obersten gott einzelner mythen kreise durchblicken lassen. Dirke
ist die mit ihm vermählte, aus der feuchten tiefe die fülle
ftnzeigen. 189
der pflanzenweit hervorsendende erd- und fruhlingsgöttiii
Frigga". Zur begründung dieser vergleichungen sagt der verf.
nun in den anmerkungen ^As gott, gräcis. ^^Qtjg mit Verwand-
lung des ff in ^^ und über Frigg bemerkt er: „Bekanntlich sonst
Odins gattin: insofern aber Thorr als höchster gott erscheint,
kann es nicht auffallen, wenn Frigg ihm beigesellt wird. Ent-
schieden deutet darauf auch die rolle, welche sie in derThryms-
kvidha spielt. — Selbst der name durfte ursprünglich mit dem
der Dirke identisch sein : vriij (skr.) heifst befeuchten, und Frigga
wäre demnach, wie /ÜQ^iti {/ÜQTia^ jrQixa)^ die durch quellen be-
feuchtende, ernährende göttin. Ebenso scheint ^laftrjvog mitlrmin
zusammenzuhängen". Wir wollen davon absehen, dafs Ares der
Ase sein soll, obgleich der Wechsel eines inlautenden griech. <t
mit Q mehr als bedenklich ist, ebenso davon das Ismenos und
Irmin gleich stehen sollen, aber was der verf. über Frigga und
Dirke beibringt, übersteigt doch wirklich so sehr alles maafs,
dafs man nicht weifs, ob man die mythologische oder etymolo-
gische kühnheit mehr bewundern soll. Zunächst ist ja in der
Thrymskvidha von der Frigga gar nicht die rede, sondern Freya
ist es, die dort den mittelpunkt des mythus bildet; der verf.
scheint sie demnach beide für identisch zu halten. Aber nun soll
Frigga gar von skr. vri^, befeuchten, stammen, einer wurzel, die
gar nicht existirt; der verf. meint offenbar vrsh, das bekanntlich
im griechischen durch iQarj vertreten ist. Dafs der verf. nun
auch gar nicht einmal versucht die richtigkeit des lautwechsels
von vri9 zu Frigga und nun gar von ^giaa zu JtQxa zu bewei-
sen, zeigt hinlänglich auf welchem Standpunkt er steht Dieser
ergiebt sich auch genügend aus einer andern anmerkung an
derselben stelle (s. 51), wo es heifst: „So giebt sich Dionysos,
was auch der name zu bedeuten scheint, als ein söhn des Thorr-
Thonar zu erkennen. Das v im Jiovvaog scheint mir zum stamm
zu gehören, aog zur wurzel su (erzeugen), aus welcher auch
viog (goth. sunus) sich gebildet; th, wahrscheinlich als zischlant
gesprochen, ging in das verwandte di über. Jedenfalls können
die bisherigen etymologien nicht genügen. Von gewicht ist zu-
gleich der umstand, dafs Dionysos vorzugsweise Theben ange-
hört**. Also Jiow soll = Thona-r und aog der söhn sein! Ganz
abgesehen von allem übrigen scheint der verf. von der germani-
schen lautverschiebung gar keine ahnung zu haben. — Auf die
beschaffenheit der buchstaben kommt es ihm bei seinen etymo-
240 Kuhn, anzeigen.
logien auch nicht ao, so verwirft er p. 54 die geläufige ahleitang
von 'ÖQtvyla und sagt: ^Der name 'ÖQzvyia (=: Vgovyia) be-
deutet die aus dem wasser aufsteigende: von ogta — ogwiii und
0/, worin die bedeutung des wassers liegt (vgl. (ayvyiog, (oyvyia;
nord. ogn, meer).** Also Vgr- in Vgjvyia soll aus 'Oga-
hervorgegangen sein, aber was das sei, darüber findet der verf.
nicht nöthig sich auszusprechen, und vyia stammt von oy wie
dem nord. ogn (soll ogr heifsenl) zu liebe angesetzt wird, wäh-
rend coyvyiog^ toyvyia ein oi haben. — Ob eine ableitung mit den
gesetzen der Wortbildung in Übereinstimmung sei, darum küm-
mert sich der verf. ebenfalls nicht, so sagt er s. 84 : ^Die Dios-
kuren sind hier Orestes und Pylades. Orestes ist die über die
wipfel ( I ) der berge sich erhebende {pgta — ogwfii% Pylades die
hinter denselben zu den thoren der nacht (fivhj) hinabsteigende
sonne a. s. w.^ Bei einer solchen nur der gleichheit des klan-
ges folgenden art zu etymologisiren , kann es denn nicht ver-
wundern, wenn der verf. s. 184 den Atlas mit dem nordischen
Atli zusammenstellt, wieder ohne alle rucksicht auf die lautver-
schiebung. Die Hyperboreer werden s. 191 nicht als die über
den Boreas, sondern „als die über die Sphäre der Vergänglich-
keit (vnegy ßogm — ßißgoiffxoD — ßgotog) und des irdischen Jam-
mers hinaus wohnenden** gefafst, wobei wieder die zusammenwer-
fung der wurzeln von ßtßgcaaxm und ßgotog den Standpunkt des
Verfassers hinreichend charakterisirt — Die hier gegebenen pro-
ben werden genügen, um das oben ausgesprochene urtheil zu
rechtfertigen; wir können dem verf. nur ein sorgfältiges Studium
der Curtius'schen grundzuge anrathen, damit er sich richtigere
Vorstellungen von den laut- und bildungsgesetzen des griechischen
verschaflfe.
A. Kuhn.
Gedruckt bei A. W. Schade in BeiUn, GrOnstr. IS.
Ebel, ?aria. t||
Varia.
1) Villa.
Ein weitverbreiteter und an verschiedenen Wörtern wie-
derkehrender bedeutangswechsel ist der zwischen hans
(bürg, schlofs) und Stadt (dorf, flecken, weiter). Man
vcrgl. skr. västu haus, griech. äarv^ ^darv Stadt; goth.
gards (s= skr. grha nach Schleicher) haus, slav. gradü
Stadt; griech. nvgyog (statt *nvQxog^ cf. rpovgxoQ 6xvga)fAa^
fpvgxog TBlxog) thurm, goth. bau rgo Stadt, wiederum
nhd. bürg; skr. v^pas, griech. oixog, ^oJxog haus, lai.
vicus flecken, weiler, strafse, goth. veihs flecken; lit. pi-
lis f. schlofs, bürg, griech. noXig^ skr. pura u. puri Stadt;
lat. castrum schlofs, altirisch cathir, kymr. cair caer
Stadt; ein ähnliches verhältnifs findet auch zwischen dem
oskiscben acc. f. triibum, altir. atrab n. (possessio, do-
micilium), welsch adref, atref (domum) und der römi-
schen localen tribus, kymr. treb, tref (vicus, oppidum),
goth. ]>aurp, ahd. dorf statt; ebenso zwischen goth.
haims, lit. kemas, griech. xcjfitj und altn. heimr (scble-
sisch heim).
An skr. västu schliefsen sich lai. Yesta und griech.
iaria in der bedeutung näher an; zn iaridta vergl. lit.
vaiszinti (gaste aufnehmen) und v§sze'ti (zu gaste sein).
Ebenso steht neben vicns das deminutive villa (haus^
gut) — wiederum franz. ville Stadt — mit dem genus-
wechsel wie in anguilla von anguis und mit demselben
seltnen Übergänge des cl in 11, den wir auch in paullnm
statt pauculum (wie pauxillum zeigt, vgl. ala axilla
(mala? maxilla) velum vexillum) finden; vilicnt
zeigt den gewöhnlichen Übergang des cl in 1.
2) nijxvg^ bug.
Zu der zeitschr. VII, 79 gegebenen vergleichung des
altn. bögr, nhd. bug mit griech. TtiJxvQ gesellt sich eine
interessante Übereinstimmung der bedeutung auch im ein-
zelnen. Sowohl griech. niixvg als unser bug (im sanskrit
VIIL 4. 16
242 Sbel
und altdeutschen vermag ich dies nicht nachzuweisen) be«
zeichnen nämlich auch einen theil des bogens; so stimmen
das jüngste deutsch und das Slteste griechisch auch in die-
ser kleinigkeit und helfen dadurch die Identität des Wortes
erweisen.
3) Augö; haubi]>.
Der erklärung Grimm's, dafs goth. &ug6 statt aühö
für uhö in folge des h stände, der ich selbst Y, 302 mich
angeschlossen hatte, hat bis jetzt, so viel ich weils, noch
niemand widersprochen. Gleichwohl reicht ein blick auf
andre deutsche dialecte hin, um das irrthQmliche dieser
annähme zu zeigen. Ahd. augä, altn. auga, ags«eage,
altfries. äge, alle deuten auf urdeutsches au hin; niemals
aber entspricht dem goth. aü vor h und r in andern dia-
lecten etwas anders als u, oder ein unabhängig vom go-
thischen daraus gebrochenes oder geschwächtes o. Wäre
also wirklich, wie Grimm vermuthet, auf gothischem boden
aü in äu umgeschlagen, so müiste dem goth. aug6 unbe-
dingt ein ahd. ogä, altn. oga u. s. w. zur seite stehen«
Selbst dem goth. haubi}>, ahd. houpit, das Grimm ver-
gleicht, steht ein altn.h5fuS = gothländ« hafuth gegen-
über (ein beweis, dsfs das hochdeutsche dem gothischen
näher steht als das nordische), und beide Wörter kommen
darin in der that überein, dafs ihrem au in andern spra-
chen durchweg ein a entspricht, das au in augö ist aber
entschieden älter als das in haubi]>. Ist in au g6 nicht
baarer zufall im spiele, so wüfste ich keinen andern grund,
als ein nach h eingeschobenes v, wie es so häufig im la-
teinischen und deutschen gerade da auftritt, wo skr. c,
griech. ;r erscheinen. Aus einem vorangegangenen *ahvä,
*agvä, welches zum lat. oculus, griech. o(T(T 6, otp&aX-
IX 6 q sehr gut stimmen würde, liefse sich *augä durch me-
tatheds etwa so erklären, wie die enclitica -uh aus *-hva
= lat. -que, griech. -t6, skr. -ca (IV, 142).
In haubi]> dagegen, für welches uns die nordischen
formen die anscheinend treffliche erUärung Kühnes (1, 136)
▼aria. U3
aus skr. kakubha abschneiden, läfst sich das an f&r a
nur in dem fall durch assimilation (wie griech. novXvg^
Jlsigi&oog) begreifen, dals die urdeutsche form *habu]>
oder *hafuj? (= lat, caput) wäre, wozu allerdings so-
wohl ags. heafud als die nordischen formen die hand bieten*
Will man diese erklärungen durch assimilation oder
metathese nicht annehmen, so bleibt freilich nichts übrig,
als in angö und haubi]> einen regellosen Übergang von a
in au in derselben weise anzuerkennen, wie von a in ai
in dem bis jetzt noch unaufgehellten braids neben skn
prthu (*prathu).
4) Umbrisch frosetom.
Meiner erklärung des umbrischen frosetom als frau-»
datum ist ßugge VIII, 37 zwar beigetreten, meint aber,
ich hätte das s falsch erklärt, und man müsse eine form
*frors€tom zu gründe legen, fär die jedesmal die eigene
thümliche Schreibart frosetom angewandt sei. Ich kann
seinen argumenten jedoch nicht ohne weiteres beitreten und
erlaube mir die folgenden gegenbemerkungen. DaTs eine
form *frorsetom möglich wäre und sogar in dem eirseto
avirseto derselben formel einige Unterstützung fände, Soll
damit natürlich nicht geleugnet werden; recht wahrschein-
lich ist sie mir indessen schon darum nicht, weil ein s
statt rs immer nur höchst vereinzelt vorkömmt, jedenfalls
nicht als eigenthümliche Schreibart, sondern als Schreibfeh-
ler und neben der richtigen form. Wenn pesetom sich vier-
mal statt pegetom findet, so ist das doch nicht recht mit
s statt rs zu vergleichen; denn erstlich ist dort nur ein
strich ausgelassen, der viel leichter fortbleiben konnte als
ein buchstabe, und sodann steht das g dem «, von dem es
sich in der ausspräche etwa soweit entfernen konnte wie
span. z oder poln. ^, höchstens unser seh, unstreitig im
laute viel .näher, als r, r«, dessen ausspräche zwischen dem
weichen engl, th und dem poln. rz, böhm. f liegen mochte,
somit konnten äuge und ohr den ersten fehler entschieden
leichter begehn als den zweiten. Nun tritt r zwar häufig
16*
f&r d zwischen vocalen ein, aber keineswegefl inniMr, vk
Coredier =s Kureties, tesedim bb tansitim^ fwbi^^
tellar beweisen. Dals ferner in uiisenn fidle ein j4iiit kh-
angegangen sei , also s nach meiner annähme niidit- aos ^
sondern aus dj entstanden wftre, wird mindestens sehr wil^
scheinlich durch die consequenz, mit der das k in Mfsta^
prosegeto^ tapez, pesetam in 9 übeif^^gangen ist, mint
allem durch die form nn^etoi wenn auch das q Umb
weiter um sich gegriffen hat, so geht doch dieganielsi'
Wandlung gewifs von 9 s=b k j ans, denn mehifiMsb fli^
sich noch k vor e (kebu u. a.) und selbst yor i (/rsfnaj,
in andern fällen gehn doppelte Schreibarten (fa^u wi
fa^iu, fapia und feia) neben einander her, undinpi-
pripe neben puprike findet das eindringen des 9 vi
vor unsem äugen statt. Auch in aUatiyen wie mnm\
neben cumaco^ pase neben pacet scheint -ied (i^deeL«'
im lateinischen so häufig) vorausgesetzt iP^erden sn vlw
Dafs einmal festgesetztes rs auch vor e blieb Qsk vintk
beweist nichts fbr andre fälle; mindestens dflrfts ab i
Streitfrage noch als schwebend zu betrachten sein.
März 1859. H, BbeL
Leo Meyer, einige ile«tiehe wurzelfonnen auf 4. )|S
Einige deutsche wurzelformen auf ä.
Das folgende betrifit voraehmlich ein paar reduplici-
rende deutsche Zeitwörter, die sieb in Jakob Grimmas vor«
zeichnifs der starken verba (grammatik I, s. 1022 — 1030)
unter den nummem 34—37 und 49 — 55 au%efOhrt finden.
Wir stellen diejenigen voran, die sich von ihnen im gothi-
schen belegen lassen; es sind nur vier:
Nur ein paar mal begegnet vaian, wehan, nämlich
Matthäus VIT, 25: vaivöun vindös, iitvtvaav oi äifs^otj
das im 27. verse ebenso wiederkehrt, und aufserdem Jo-
hannes VI, 18: vinda mikilamma vaiandin, aviuov
^uydXov TiviovTog, Wenn Bopp in der vergleichenden gram-
matik §. 109» (s. 209 der neuen Auflage) sagt „vaia ich
wehe fftr va-ja und dieses filr v6-ja, von der wurzol
v6 (Präteritum vaivö)% so ist das streng genommen
nicht richtig. Die lautfolge 6j a widerstrebt dem gothischen
gar nicht, wie wir aus stöjan, richten, und töja-, n.
werk, that, wissen, jenes vaia steht vielmehr fQr v6-ja,
das leicht in vaia übergehen konnte in der zeit, in der
das alte ä noch nicht in gothisches d übergegangen war,
was erst verhältnifsmälsig spät eingetreten sein kann. Um
so mehr aber wird grade die entstehung des -aia aus theo-
retisch anzusetzendem -dja wahrscheinlich, als die letztere
lautfolge in unsern gothischen denkmälern überhaupt nie
auftritt Während nach der Boppschen annähme das ver^
bum vaia — vaivö — vaivöum — vaians dem vocal nach
in 6ine reihe gehören wQrde mit hvöpa — hvaihvöp
— hvaihvöpum — hvöpans, sich rühmen, stellt es sich
vielmehr neben grßta — gaigröt — gaigrdtum— grS-
tans, weinen, nur dals eben dort das e aus besonderen
lautlichen grönden eine andere Wendung genommen hat.
Es steht also vaia fQr ursprüngliches väja und das darf
man wohl in hinsieht auf das j a wieder neben diejenigen
Zeitwörter stellen, die ihre präsensformen eben durch Zu-
satz jener silbe bilden, wie z. b. hafja, ich hebe, = lat.
capio, perf. hof, oder vahsja, ich wachse, per£ vohs,
246 Leo Meyer
und andre. Bei vaia trat eben nur der unterschied ein,
dals sein j seine ursprüngliche gränze des prftsens etwas
überschritt und nun auch in den Terbalfonnen, wo man
hätte einfaches e erwarten mögen, sich jenes ai geltend
machte; ohne zweifei lautete das passivparticipiam vaiana,
wie es saiana lautet von saian, sfien^ Mit diesem über-
schreiten der ursprünglichen gränze aber darf man sehr
wohl vergleichen, dafs neben goth. st and a, ich stehe,
(perf. stö)>), schon im althochdeutschen ein perf. stuont
sich eindrängt, und statt des goth. fraihna, ich frage,
(perf. fr ah), neben dem entsprechenden ags. fr ^gn an das
perf. frägn (auch mit Umstellung fräng oder mit verlcfir-
zung fr an) auftritt, da doch bei beiden verben der nasal
ursprünglich eben nur die bildung des prftsens ausmacht
Dem goth. vaia entspricht im angelsächsischen gleichbe-
deutendes väve, dessen starke flexion (yftve— >Te6v-
veovon—väven) EttmOller (Wörterbuch s. 103) begründe!
mit den worten vinde bevävne veallas, vom winde
bewehete mauern; im übrigen deutschen steht weheD dnrdi*
aus in der reihe der schwachen verben und unmöglich ist
nicht, dafs im gegensatz zu der vorbin ausgesprochenen an-
sieht, wornach das ja in vaian ursprünglich nur dem pri-
sens angehören sollte, die schwache bildung auch i&r das
deutsche hier das ältere ist und das genannte und die io
der bildung mit ihm übereinstimmenden übrigen verben ent
später zu den reduplicirenden verben sich stellten; wir
sen, dafs die deutschen reduplicirenden starken verben
hältnifsmärsig viel jünger sind, als die einfachen starken,
die ihre kurze reduplicationssilbe früh verloren. Die alt-
hochdeutschen formen unseres Zeitworts schwanken man«
nigfach; Graff (I, s.621 u. 622) giebt unter waio (svwajo),
ich wehe, wähet und wewet, er wehet, vvrorin das h
und das zweite w ebenso wenig etwas ursprüngliches der
Wurzel angeböriges sind, als das innere v im ags. vftve,
vielmehr nur eigentbümlicbe wir können wobl sagen stell-
vertretende haucblaute für jenes ältere j , das der wurzd
selbst durchaus nicbt angehören kann, in manchen formen,
einige deutsclie wnnelformen auf 4. )47
wie wäet, weht, w&enti, wehend (Graffs. 622), aueh
ganz ausgedrängt ist. Das mhd. waeje entspricht dem
angesetzten alten vä-ja genau. Als wurzel ergiebt sich
die einfache form, die wir auch als wurzel wieder finden
im altind. vä, mit dem präsens ySmi, v£si, väti, vä-
mAs, vätbd, vänti oder, nach der vierten conjugations-
classe, vedisch vlEyami, väyasi, y£yati, vayamas,
väyatha, ylEyanti, welche letzteren formen also mit dem
gothischen präsens vaia, vails, yail]>, vaiam, vail]>,
vaiand ebenso genau Obereinstimmen, als mit den altsla-
vischen vejq, vejesi, vejeti, vfejomu, vejete, väjqti.
Die griechische gestalt unserer wurzel, bei der wir es hier
gar nicht weiter in erwägung ziehen wollen, ob ihr anlau-
tendes d rein lautlich zugetreten ist, was durchaus nicht
unmöglich genannt werden kann, oder ob es auch einen
noch tiefer liegenden grund hat, lautet ajrij: njrijui, äjrijg,
äfrjm, af9jTov (iL IX, 5) flF. Daran schliefsen sich oftjrtjg,
das wehen, rr/rcP^Acr, stürm, und anderes. Von sonstigen hie-
her gehörigen formen nennen wir nur noch das gothische
vinda-, m. wind, das mit dem lat. ventus genau Ober-
einstimmt, imd unser wetter, das dem altslav. vetrü,
wind, genau entspricht, also deutlich das alte suffix tra
enthält; altindische namen fQr wind sind väta-, m. und
väyü-, m., welchem letzteren wieder das litt, vejas, wind,
sehr nahe steht.
Auch fiir das goth. saian, säen, wollen wir die vor-
kommenden verbalformen sämmtlich hersetzen: Matth. VI,
26: ni saiand, ov önsiQovaiv; Mark. IV, 15: saiada l>ata
vaurd, anBigstai 6 Xoyog; Mark. IV, 3: urrann sa sai-
ands du saian, k^tjkd-ev 6 aTteiQiov anslgm; Luk. Vlll, 5:
urrann saiands du saian, k^^Xd-ev 6 aneiQVDV rov (rnsl'
gm; Kor. II, 9, 10: j^ana saiandan, reo (jTiBigovn; Mark.
IV, 14: sa saijands vaurd saiji)>, 6 (jTisigcop vov Ao-
yov OTtBiQU; Kor. II, 9, 6; saei sail]?, 6 öTtstgiov (zwei-
mal; beide male hat handschrift A saiji)>); Gal. VI, 8:
saei saii]?, 6 ötisiocov (auch zweimal, wo wieder hand-
schrift A ihr saijil> hat); Gal. VI, 7: >atei saii}», o
248 I«^ Meyer
iäv öTttiqtf (wieder 8aiji> in handfiohrift A); Mmrk. IV, 4
und ebenso Luk. Vm, 5: mi]>]>anei saisd, iv r^ imü-
Quv\ Luk. XIX, 21: >atei ni saisöst, o oim iant^aq\
Mark. IV, 15: vaurd )>ata In-saianö, roy Jü6yw xow
kanaQfAivov. Bopps wortc (TergL gramm« 8. 209) ^die form
8aijij> (Mark. IV, 14), er sät, steht euphonisch f&ur 8aii>,
weil i hinter ai nicht beliebt schemt, wfthrend vor a kein
aij für ai Yorkommt^^ ergeben sich in ihrem sohlolsthäl
als unrichtig grade durch die angeführte stelle, an der auch
saijands gelesen wird. Das ij in den angeführten formen
kann man gewissermafsen als Verdoppelung des j ansehen,
welcher halbvokal ja auch sonst mancherlei eigenthfimlioh-
keiten zeigt, die wir hier nicht weiter heryorziehn wollen.
Nebenbei bemerken wir hier noch, dals an das griech« anü-
Quv^ das Wulfila regelmäfsig durch saian wieder gid>t,
sich wohl das goth. fraiva-, n. cnigfia^ anogog^ samen,
das sonst nur im nordischen stamm der deutschen Sprache
wiederkehrt, eng anschliefst, mit denselb^i laatnmwandlun-
gen im anlaut, wie wir sie z. b. in unserm dreck haben,
das im goth. mit }>r anlauten wQrde, im verh<nifa som
lat. stercus; des v wegen ist fraiva- vielleicht ani näch-
sten zum lat. Spargerezu stellen. Die starke flexion tfaeilt
mit dem goth. saian im deutschen nur noch das gleich-
bedeutende ags. säve — seov — seovan — sftyen,
worin das v natürlich wieder nichts ursprQi^Iiches sein
kann. Als einfache wurzel ergiebt sich wieder deutlich
sä, das in speciell gothischer gestalt sg vorliegt im sohlnl»-
theile von mana-sSdi-, f., der durch das alte weiUicbe
abstractsuffix ti gebildet wurde und mit unserm saat ge-
nau übereinstimmt. Mit manasedi (im anstaut mkd yor
auslautendem s steht meistens \ statt des d, auTeer Lok.
IX, 23; Job. XII, 47 (zweimal) manasSd und Job« XU,
19. XV, 18 u. 19 manaseds, an welcher letzteren stelle
aber auch einmal manas^]>s steht), das also eigentlich
„mannsaat, menscheusaat^ bezeichnet, übersetzt Wnlfila das
griech. xoafiog fast an allen den stellen, wo wir auch „mensch-
heit^ dafür sagen dürften, während er sonst jenem griecbi-
einige dentsobe wnn^lformen auf 4. M9
sehen wort sein fairhvu-, m. gegenüberstellt. Hieraus
wird einigermafsen wahrscheinlich, dafs auch das lat 8 6*
culum, geschlecht, generation, menschenalter, Jahrhundert,
ganz wie semen, n. samen, die aufgestellte alte wurzel sä
enthält und durch das sufQx culum gebildet ist, wie oper-
culum, deckel, obstäculum,hindernifs, ferculum, trag-
bahre, vehiculum, Fahrzeug, und andre. Als hierherge-
börige verbalform ist im lateinischen neben dem perf. se*
Ti und dem part sä-tus längst sero als reduplicirte prä-
sensform erkannt, das zunächst aus siro (wie gi->gno si-
sto, bi-bo) hervorging, da das lateinische kurzes i vor r
sehr ungern hat, weiter aber aus si-so mit dem gewöhn-
lichen Übergang des von vocalen eingeschlossenen s in r.
Das lat. sero macht sehr wahrscheinlich, dafs wie dem
lat« sisto das griech. lartjut, (für ciavijfii)^ so ihm genau
das i'riui, ich werfe, ich schicke, entspricht, also dieses aus
ai'6f]ui entstand, wogegen es allerdings von anderen, z. b.
von Bopp im glossar (s. 277) als aus jtjtjf^i' entstanden an-
gesehen und mit denr altind. yä, gehen, dessen caussalbe-
deutung es also angenommen hätte, in engste Verbindung
gebracht wird. Jene erklärnng führt Benfey genauer aus
im griechischen wurzellexikon (I, 390—394), wo auch das
lat. sinere (perfect si-vi, particip si-tus), lassen, legen,
eigentlich werfen, und de-sinere, ablassen, aufhören, wo-
rin das n deutlich nur präsensbildung ist, damit in Verbin-
dung gebracht wird, sowie auch das griech. ifdcj (nach
Benfey aus kfdajai), hdw^ ich lasse ab, lasse, höre auf. Das
alte j: darin ergiebt sich aus dem lakonischen und syraku-
sischen kßdta (bei Ahrens, dorischer dialekt s. 49) ; da darf
man wohl das alte präfix äva, weg, herab, das im grie-
chischen als solches unkenntlich wurde, darin annehmen.
Die altindische wurzelform sä, unter der sich alle ange-
gebenen formen vereinigen würden, wird von den gram-
matikern nicht angegeben, wohl aber mit der bedeutung
„vernichten, zerstören, tödten^ ein so, das wir aber, da
das 6 (= au) hier durchaus keinen etymolog. grund hat,
sondern nur durch die eigentliümlich verkürzende bezeich-
250 Leo Meyer
nuDgsweise der indischen grammatiker entstanden ist, ein-
fach sä nennen können, wie denn z. b. aoeh das fatur 8&-
syämi, das perfect sasau, alt sasfi, der aorist &sftm
lautet. Für die einfache verbalform, die nach Westergaards
(radices linguae sanscritae s. 81) angäbe nicht Torsukom-
men scheint, vermuthet Benfey (1, 390) die bedeatmig „wer^
fen, niederwerfen^. Mit präfixen verbunden tritt sie ziem-
lich häufig auf: abhi-sä ist vernichten, tödten; ava-sA,
beendigen, vollenden; zerstören; adhi-ava-sä, beschlie-
fsen, wollen; erwägen, überlegen; pari-ava-8&, sich be-
mühen, sich befleifsigen; vi-ava-sä, beschlielsen, fest-
setzen; überzeugt sein, glauben; sich bemfihen; streben,
erstreben; sam-vi-ava-sä, beschliefsen ; pra-s&, sich
befleifsigen; vi-sä, heraustropfen*); darbieten; zu ni-s&,
pra-ni-sä, pari-ni-sä, pari-sä finde ich die bedeu-
tung nicht angegeben. Es ergiebt sich klar, dafs die mv
sprüngliche bedeutung des einfachen sä nie „zerstören, ver-
nichten^ sein konnte. Als präsens bildet es mit eigen-
thümlieher Verkürzung nach der sogenannten vierten oon-
jugationsclasse die formen syämi, syäsi, sy&ti, syS-
mas, syatha, syanti, die nach Benfey (1,390) nichts
sind als Verstümmlungen aus äsyämi, äsyasi, &syati,
äsyämas, asyatha, asyanti (wie ja z. b. sm&s, wir
sind, sthä, ihr seid, santi, sie, aus asmäs, asth&,
asanti entstanden sind), den gewöhnlichen prAsensformen
der sehr gebräuchlichen Wurzel as, werfen, schlendern, die
auch mit präfixen verbunden häufig auftritt; so ist apa-as,
wegwerfen; bei seite lassen, im stich lassen; abhi-as, be-
sorgen, verrichten, studiren; ni-as, niederwerfen; in Ver-
wahrung geben, anvertrauen; vi-as, auseinanderwerfien,
zerstreuen. In der that scheint zwischen jenem as nnd sä
ein engerer Zusammenhang zu bestehen und es Uelse sich
denken, dafs das letztere zunächst aus asä entstanden w&ie
*) In dieser Verbindung erscheint das verbum in den veden am hlufig.
sten und hat gewohnlich die bedeutung „lösen, abnehmen, frei maehen, der
bände, des zaums u. s. w. entledigen, öffnen u. s. w. ** Die red.
einige deutsch« wnnelformen auf L 251
dorcb zutritt des ä, ähDlicfa wie wir neben dem aitind.
dbam (dh&m&mi, icb blase) die form dbmä baben, z. b.
im ftitumm dbmäsyämi oder neben dem griecb. t9nri/ in
i&avov das O-vrr in d-ptjaxü). Als gemeinsame grundbe-
deutung für as und sä würde ^werfen** sehr wabrschein-
lieb sich bieten und daraus konnte ^auswerfen, ausstreuen,
säen** leicht hervorgehn. Für jetzt aber wollen wir diese
schwierige frage nicht weiter verfolgen und damit uns ge-
nügen lassen, dafs die oben besprochenen aufscrindiscben
formen mit der grundbedeutung des „säens^, zumal die
deutschen, auf eine einfache wurzelform sä bestimmt zu-
rückleiten.
Neben saian und vaian stellt sich noch ein drittes
gleichausgehendes gothisches verb, nämlich laiau, das
aber nur aus einer perfectform zu folgern ist, Job. IX, 28,
wo erzählt wird, dafs die Juden dem von Christus geheil-
ten blindgeborenen fluchten, lailöun !mma, iXoiSo^aav
aivov. Die bildung ist ganz wie vaivöun Matth. VII, 25,
neben dem der infinitiv vaian durch das particip vaian-
din Job. VI, 18 untrüglich bezeugt ist, so dafs daneben
schwerlich ein andrer infinitiv als laian angesetzt werden
darf. Jakob Grimm aber hat daran gezweifelt; in der
dritten ausgäbe der grammatik (s. 63) setzt er allerdings
an „laia, vitupero", s. 687 aber des vierten theils sagt
er „der inf. schwerlich läian, sondern lean oder lehau,
vergleiche alts. lähan Hei. 83, ö.'' Jenes lean ist wohl
unmöglich wegen der durchaus ungothischen vocalfolge ea,
fiir lehan aber mit seinem inuem guttural scheint man-
ches aus den übrigen deutschen mundarten zu sprechen,
in denen eine dem goth. laian genau entsprechende form,
wie wir ja z. b. dem goth. vaian und saian noch genau
entsprechende wehen und säen haben, durchaus nicht be-
gegnet. Im altsächsischen Heliand findet sich die betref-
fende form an acht stellen, die wir ausheben. Es beifst
CXX, 11: ni durvun gi thene leriand Iah an, nicht dürft
ihr den lehrer schelten; XLI, 3: im that men laban, we-
rean mid wordun, ihr sollt ihm das unrecht vorwerfen,
252 Leo Meyer
wehren mit werten; LXXXm, 6: tho bigan ima thea brüd
lab an iöhannes, da begann ihm die fraa sa tadeln Johan-
nes; CXXII, 7: ne sculun wi im thia d&d Iah an, nicht
aollen wir ihm die that vorwerfen; LVI, 24: firinwero la-
hid (Ichit in der Londoner bandschrift), welcher missethat
schilt; IC, 12: lab imu is grimmun werc, verweise ihm
seine grausen werke; LVI, 8: firinwerc lahad, missethat
scheltet; XXIX, 2: im iro dädi log (Liondoner handachrift
luog), warf ihnen ihre handlangen vor. Daraus ergiebt
sich fbr das alt sächsische deutlich mit dem perfect 16g
der Infinitiv lab an, durchaus nicht l&han, wieSohmeller
8. 67 seines glossars ansetzt. Die wenigen entsprechenden
althochdeutschen formen giebt Graff II, 94: lahit, vita-
perat; labet, prohibete, aus dem perfect Inag, laagin,
bi-luagi, mit der bedeutung „tadeln, vorwerfen, verwei-
sen^. Was aus dem angelsächsischen hieher gehört, sind
einige stellen des Beovulf, nämlich vers 202 und 203 (bei
Grein): ]>one stt^fat bim snotere ceorlas lythvon 16gon,
)>eab he bim leof vaere, diese fahrt tadelten ihm weise
männer durchaus nicht, obwohl er ihnen lieb war, nnd
vers 862 und 863: ne hie buru vinedrihten viht ne 16-
gon, glädne Hröt$gär, ac J^ät väs göd cyning, darchaos
tadelten sie nicht ihren geliebten herm, den frenndliohen
Hrodgar, sondern das war ein guter könig, aas deren 16-
gon der infinitiv Icaban sich ergiebt oder verengt lean,
wie er auch in der Zusammensetzung be-le&n im Beovnlf
(vers 51 1) vorkommt; die dritte singularperson steht Beovnlf
1048: svä by naefre man lyhS, wie sie nimmer ein mann
schilt, mit dem im angelsächsischen nicht anbeliebten j
als Umlaut des a. Im gotbischen aber genau entspreehen
würde hier ein infinitiv * lab an mit dem perfect *löh, von
denen aber unsere denkmäler keine spur bieten. Trota der
übereinstimmenden bedeutung aber erlaubt ebensowenig das
vocalverbältnifs des reduplicirten lailöun, als der hi^
mangelnde guttural, diese form mit dem eben angesetzten
gotb. ''lab an zusammenzuwerfen. Wichtig ist nns, daTs
wir das letztere auch über die deutsche gränze hinaas ver-
einige dentache wimelformeii anf A. 853
folgen können. Offenbar hängt nämlich ganz eng damit
zusammen das griech. iUyx^iv^ verschmähen, verachten, und
HlByxog^ n. vorwnrf, sehimpf, worin das anlautende k nur
lautlicher zusatz ist, wie in dem mit dem altind. lag hü,
leicht, genau Übereinstimmenden iXaxv^ klein, gering; das
verhältnifs aber von goth. h zum griech. x in ^^^yxog ist
nur scheinbar ungenau, da der guttural in der griechischen
form ohne zweifei, wie so häufig, nur durch einfiufs des
vorausgehenden nasals aus ursprünglicher tenuis hervorge*
gangen ist An jenes * Iah an, schmähen^ schelten, vor-
werfen, von dessen verbalem leben, wie wir oben sahen,
nicht sehr viel spuren Qbrig geblieben sind, schliefst sich
noch das ags. leahtor, m. Vorwurf, fehler, verbrechen, und
unser damit Übereinstimmendes last er, das auch im mhd.
laster (Benecke -Müller 1,940), fehler, makel, sehr ge-
bräuchlich ist, und im ahd« lastar, vereinzelt lahstar
(Graff n, 98) lautet. Das suffix tar, tra und überhaupt
t-anlautende suf&xe zeigen im deutschen mehrfach ein s
vor sich, das eine genauere erwägung sehr wohl einmal
verdiente; so nenne ich hier aus dem gothischen huli-
stra, n. hülle, schleier, zu huljan, hüllen, verhüllen, und
vaurstva, n. werk, für vaurhstva von vaurkjan, wir-
ken. Aus dem obigen lail6un, um nun darauf zurück-
zukommen, ergiebt sich deutlich eine einfache verbalform
lä, oder streng gothisch IS, wobei vielleicht ein engerer
Zusammenhang mit dem gr. Afü/9i;,sbeschimpfung,(schmach,
zu vermuthen ist, indem das ft in die reihe derjenigen ver-
bal Weiterbildungen gehören könnte, von denen Benfey im
VII. bände d. zeitsohr. (s. 50 — 61) handelt, und zu denen
z. b. afiilßeiVy wechseln, tauschen, gehörtfim verhältnüs
zum altind. mS, tauschen, an das sich auch das lat mü-
-tare (aus moi-tare), verändern, anschliefst. Ein altind.
lä mit dem perfect lalKu, alt lal£, dem futur läsyami,
dem absolutiv -läya, das von den indischen grammatikem
aber als li aufgeftlhrt wird, erscheint als verbalwurzel, doch
mit der bedeutung „klebrigfsein, flüssig werden, anhän-
gen^, hier wenig zutreffend;] nur das cansale zu nd-lä:
254 L«o Meyet
udläpayämi, ich betrüge, ich täusche; ich beschäme, ich
verachte (bei Westergaard s. 39), würde in hinsieht auf
die bedeutung sich hier sehr wohl vergleichen lassen.
Neben laia, saia, vaia vermuthet Jakob Grimm in
der geschichte der deutschen spräche (s. 601) auch noch
ein faia — faifö — faiföum — faians, fiificpofiaij ich ta-
dele, ich schelte, auf das eine stelle des Römerbriefs lei-
tet. Es heifst vers 19 des neunten kapitels aj'j'an hva
nauh faianda, das von der Gabelentz und Lobe unrich-
tig übersetzen „at quid adhuc vituperant^, nachträglich aber
in ihrer gramn»atik (§. 177, § 5) bessern in „ — vitupera-
mur^. Wulfila hat das griech. vi ovv 'ivv jtiiutpBrai (näm-
lich dsog tjfjiäg) nicht wörtlich wiedergegeben, sondern, wie
er mehrfach thut, in die passive construction umgesetzt
„was werden wir beschuldiget* ; auch Luther ergänzt das
object „was schuldiget er denn uns**; die lateinische über-
Setzung giebt »quid adhuc quaeritur**. Aus der passivform
faianda, wir werden getadelt (formell konnte es auch die
zweite oder dritte pluralperson sein), ergiebt sich der infi-
nit! v faian, mit der wurzelform fä oder fS, auf die keine
sonstige gothische form hinweist. Die unmittelbare Zu-
sammenstellung mit fijan, hassen, perfect fijaida, in den
Wörterbüchern ist ohne eingehendere begründung völlig
wertblos. Eine dem goth. faian genau entsprechende ver-
balform, die im mittelhochdeutschen z. b. *faejen lauten
würde, tritt sonst nicht auf.
Ein goth. *knaian, perfect ^kaiknd, ist nur zu fol-
gern aus dem ags. cnäve — cneov — cneövon— cnäven,
kennen lernen, und dem engl, know— knew — known,
kennen. Die einfache gestalt der wurzel knä entspricht
genau dem altind. jnä, erkennen, im infinitiv jn£tum,
das die präsensformen jänämi, jänasi, jän£ti, jänt-
m&s, j&nithÄ, jän4nti bildet, in denen das n der wur-
zel vor dem folgenden präsensbildenden n ausgestoßen
wurde, dafs also jän£mi steht f&r jnänämi und so fort.
Es ist indefs nicht zu zweifeln, dals die wnrzelform jn&
selbst erst hervorging aus einem ursprünglichen j an, an
einige dentoche wurzelfonnen auf &. S5i
das sich das gotfa. kanDan, wissen, unser können, an-
schliefst. Jedenfalls aber ist die Bildung jnä schon nralt,
da sie in den meisten verwandten sprachen wieder begeg-
net (s. Bopps vergl. gramm. I, 230), im altbaktr. sh^nä, im
griecb. yi-yvci^axü) j ypaJoi^, erkenntnifs, yvcD-iog^ bekannt,
im lat. nösco (aus gnösco), ich lerne kennen, nötus,
bekannt, gnä-rus, kundig, i-gnö-rare, unkundig sein,
nicht wissen. Das altslav. znaj^, ich weifs, znajeiSi,
znajeti, znajemü, znajete, znaj^ti, entspricht den
anzusetzenden goth. *knaia, *knails, ^knail]' und so
fort, ganz genau; im littauischen haben wir 2inaü, ich
weifs. Aus dem kurdischen wird angeführt dsanum, ich
weiis, aus dem osset. sonin, ich weifs, aus dem ir. gnia,
das wissen, gno, verständig, klug. Was aus dem alt-
hochdeutschen hiehergehört, giebt Graff IV, 567 — 571, so
in cnahu, ich erkenne, irkn&het, er erkennt, irknäta,
er erkannte; darunter befinden sich auch die nomina ur-
chnat, f. erkenntnifs, das im gothischen ^usknSdi lau-
ten würde, cnösl, n. geschlecht, nachkommenschail, als
dessen gothische grundform wohl *knösla würde anzu-
setzen sein, und cnuot, chnuot, f. natur, dem im gothi-
schen genau knödi, f. geschlecht, stamm, y^vog^ entspricht,
das nur Filipper III, 5 belegt ist im singulardativ knö-
dai, der auch die grundform knöda erlauben würde, die
man auch mehrfach fragend angesetzt hat; bei der unmit-
telbaren bildung aus der verbalwurzel ist hier indeis nur
möglich an das alte weibliche abstractsuffix ti zu denken,
das im gothisohen oft di ist, und im griechischen fast aus-
scbliefslich (T/, wie wir es noch eben hatten in yvüai. In
den altnordischen formen ek knä, ich kann, \\i knätt,
er kna, knegom, knegotS, knego zeigt sich eine er-
weiterung der wurzel durch guttural, wie sie auch noch zu
erkennen ist im perfect kn4tta (aus knag-ta), knättir,
knätti (neben knatSi), knattum, knättu(3, knätto
oder knattu und auch deutlich vorliegt im optativ knega,
ich könne, knegi, er könne, knegim, wir können. Es
ist wohl nicht zu zweifeln, dafs wir in diesen formen die
256 Leo Meyer
ursprünglich auf das präsens beschränkte erweiterung durch
sk haben, ganz wie in yiyvciaxo) und uösco, deren Zisch-
laut aber im deutschen eingebüüst wurde, wie sichs auch
sonst findet, z. b. im goth. gagga, ich gehe, =ss altind.
g&cchämi = /9a(;xa;, im griech. igxoixai^ in arsvcixa^ tmd
CTSvdaxu)^ und ähnlichen formen.
Goth. ^blaiau, perfect baiblö, ergiebt sich aus dem
ags. bläve^bleov— bleövon— bläven, blasen, hauchen,
und dem entsprechenden engl, blow — blew -« blown.
Die angelsächsische bibelübersetzung sagt z. b. bleövon
vi n das, es weheten die winde, Matth. V 11^ 25 , wo Wul-
fila vaivöun vindös wählte. Sonst haben wir spuren
der starken flexion noch in den vereinzelten althochdeut-
schen participien, die Graff III, 235 angiebt: zaplähan-
ner, ziplähanner, zipläner, inbl&heni, inblähe-
nen, neben denen indefs ciblait, afflatus, kapl&ter, in-
flatus, ff. gewöhnlicher sind. Auch im mittelhochdeutschen
lebt blaejen, blasen, und noch bei uns mit etwas verän-
derter bedeutung blähen. Nah verwandt ist unser bla-
sen, das auch gothisch belegt ist in uf-blSsan, aufbla-
sen, auf blähen, (pvaioviß. Eng sich anschliefsende substan-
tivformen sind das ags. blaedre, f. blase, im ahd. blä-
tara, bei uns blatter; ferner das ahd. piät, hauch und
das ihm entsprechende ags. blaed, m. f hauch, das weib-
Hchgeschlechtig goth. *bl6di- sein würde, sich also in be-
T\\g auf das suffix di neben -sSdi-, saat, stellen. Aus
dem mittelhochdeutschen gehört noch hieher das mämiliche
blädem, bläbung, dessen suffix im gothischen sich zeigt
in mai-]>ma, m. geschenk, SügoVy das sich neben daslat.
mü-tuus, geliehen, geborgt, übei^eben, stellt. Im grie-
chischen erscheint jenes suffix oft als i9|uo, dessen & ohne
zweifei durch aspirirenden einflnfs des ju aus ursprünglichem
t hervorging. Von weiter verwandten wird aus dem kymr.
blwth, bloth, windstois, hauch, angegeben, aus dem gft-
lischen das gleichbedeutende blaghair. Genau entspricht
dem angesetzten goth. *blaian im lateinischen fläre, bla-
sen, wehen, auch in hinsieht auf die stufe des anlautenden
einige dentoohe wunelformen anf A. 297
Stammlauts. Wahrscheinlich aber ist diese erst bediiigl
durch die folgende liquida und das lat. f aus ursprün^i-
chem p hervorgegangen. So ergiebt sich ein Zusammen-
hang auch mit pulmo n-, m. lunge, das durch das neben-
einandergeben der gleichbedeutenden griech. TtXevfiov^^ m.
sowohl als nvBVfAoV"^ auch auf das griech. nviu)^ nvijrta^
nPEf, Ttvv^ hauchen, hinweist. Der weiter verwandten for-
men ist eine sehr grofse zahl. Aus dem altindischen wol-
len wir hier nur phal Ip, aufplatzen, wachsen, blühen,
phull Ip, blühen, und da beides auf ursprünglich anlau-
tendes s hinweist, auch noch angeben sphut la, aufplat-
zen, aufschwellen, blühen.
Ein zweites mittelhochdeutsches blaejen mit der be-
deutung „blöken" stellt das Wörterbuch I, 196 noch auf
nach einer stelle aus Seifried Helbling (in Haupts zeit-
schr. viertem band) I, 578; nach dem in einem jär ein lamp
in deheins gebüren hove enblaet. Für eine ursprünglich
starke flexion ist hier durchaus keine gewähr, aber doch
dürfen wir wohl entsprechend ein goth. *blaian auch hier
ansetzen. Verwandt sind unser bellen, unser blöken,
niederdeutsch bölken, schreien, mhd. blSren, blöken;
aus dem lat. bäläre, blöken, und sonst noch manche an-
dre form. Wir erinnern nur noch an das altind. bala,
m. krähe, die wohl vom schreien benannt ist, und dürfen
vielleicht auch brü, sagen, sprechen, mit den präsensfor-
men bravimi, brävishi, brävtti und dem imperfect
äbravam in den weiteren kreis mit hereinziehen.
Noch mehrere hiehergehörende verba sind in starker
flexion nur im angelsächsischen und im englischen bewahrt
Das ags. cr&ve — creov — cre6von — criven, krähen
(Grimm I, 896) und engl, crow — crew — crown, krä-
hen, verlangen ein goth. *kraian mit dem perfect kai-
kr 6. Die althochdeutschen formen giebt Graff IV, 584,
darunter cräuu (s= cr&wu), ich krähe, cräe und krähe,
er krähe. Das Substantiv hanakrät, f hahnenschrei, ha-
ben wir auch im mhd. hanekrät, hankrät, f. und ags.
hancraed, m., hier auch einfach craed, m. das krähen;
vm. 4. 17
258 Leo Meyer
im gotbischen dürfen wir darnach wieder ein weiblich ge-
scfalechtiges *kredi-, das krähen, ansetzen, mit dem schon
öfters genannten suffix di. Eng an schliefst sich auch noch
unser krähe, im angelsächsischen cr&ve mit n-aualauteD-
der grundform, ahd. cräa, chr&a, craia, cr&wa (Graff
IV, 587), mhd. krä, kreg, kreie, das im wörterbach
(I, 869) unrichtig an die spitze der verwandtschaftsgmppe
gestellt ist; die gothische grundform würde ohne zweifei
*kraiön, aus krejön, lauten. Die einfisiche wurzelform
krä, oder streng goth. kre, entstand auf die schon oben
erwähnte weise aus älterem kar, dem genau entsprechend
im altindischen ein gar, mit der bedeutung „anrufen, ru-
fen, singen'^ als verbum noch lebendig ist mit den prir
sensformen grnämi, grnäsi, grnäti, grutmas (ved.
groimäsi), grnithä, grnänti, dem perfcct jagara.
Dazu gehört das weibliche Substantiv gir, anrofimg, rof;
rede, spräche. Aus dem griechischen sind als uah ye^
wandt zu nennen yrjgv- f., stimme, ton, schall, yti^fo^ besin-
gen, sagen, ertönen lassen, und dann yigavoQ^ f. der vom
schreien benannte kranich. Zu dem letzteren stellt sich
auch das lat. gru-, grus, m.f. kranich, woneben auch dts
verbum gruere, schreien (vom kranich), angegeben wird
aus Fest US und dem Carm. de Philom. Wie im lat. gras,
so haben wir die entsprechende anlautsgruppe auch im
ags. cran, m. kranich, das also im übrigen genau mit dem
griech. ykgavoq übereinstimmt, und dem im althochdeot-
schen noch mit weiterem suffix versehenen chranuh, nt,
unserm kranich. Im altslavischen heifst der krauich ie-
ravli, im littauischen gerve, die also mit den genannten
formen auch eng zusammenhängen. Zusammenstellen mit
den obigen formen mag man auch noch das lat. groc-
cire vom schreien des raben, grunnire vom grunzen der
Schweine, gryllare vom zirpen der grillen und heimchen.
Aufserdem aber gehört aus dem lateinischen noch hieher
garrire, schwatzen, plaudern, auch von thieren, und gar-
rulus, geschwätzig. Neben der altindischen bereits an-
gegebenen Wurzel gar führt Westergaard (s. 74) auch ei-
einige deatodie wnrzelformen auf &. 2M
nige dazugehörige formen auf mit anlautendem j: jiratA,
jarante, aus dem imperativ: jarasva, den infinitiv j4*
radhyäi, das particip järat und im passiv jürnä.
Weiter ergiebt sich eio goth. *)>raian, perfect *J>ai-
)>r6, aus dem ags. )>räve— )>re6v— )?re6vun — J>räven,
drehen, herumdrehen, werfen, und engl, throw — threw-
thrown, drehen, drechseln; spinnen, werfen. Im verzeich-
nifs der Grimmschen grammatik (I, 1023) steht aus ver-
sehen neben ags. ]>räve engl, draw statt throw. Von
der starken flexion findet sich noch eine spur im mittel-
hochdeutschen particip gedrän, das im Wörterbuch (1,387)
angegeben ist aus Erek 7839, Lanzelet 7122 und Gries-
habers ausgäbe deutscher predigten des dreizehnten Jahr-
hunderts 11,117; gewöhnlicher ist die form gedraejet,
gedraet oder gedrät. Das mhd. draejen, neben denf
im infinitiv auch verkürztes draen oder drän angeführt
wird, ist „sich drehend oder wirbelnd bewegen; drehen,
drechseln^; bei uns ist das entsprechende drehen noch
lebendig. Die althochdeutschen dazu gehörigen formen hat
Graff V, 238 und 239; wir nennen hier das männliche
drat, unser drath, und urdrasil, kreisel; auch dräti,
schnell, heftig, im mittelhochdeutschen draete schliefst
sich daran. Die einfache ursprünglich deutsche wurzel-
form lautet l^rä, streng gothisch l?re, das wieder in einem
alten l?ar seinen grund hat. Die genau entsprechende form
erkennt man leicht im lat. terere, reiben, zerreiben; drech-
seln, das im perfect trivi und particip trttus dieselbe
lautumstellung zeigt, die wir in den oben angeführten deut-
schen formen haben. Deutlich zeigt sich die bedeutung
des drehens noch in der alten participialform teret, rund,
gedrehet, und dann in der durch guttural noch erweiterten
verbalform torquere, drehen, an die sich wohl das ahd.
drabsil, m. drechsler, und unser drechseln am nächsten
anschliefst. Weiter gehören in das gebiet dieser Verwandt-
schaft noch das lat. terebra, bohrer, auch turbön-, m.
Wirbelwind, wirbel, kreis, aus dem gviech. rigergov ^ boh-
rer, regio)^ drechseln, togvog^ dreheisen, das wir auch im
17*
260 Leo Meyer
gleichbedeutenden lat. tornus haben, and noch mandie
andere form.
Unser nähen, im mittelhochdentsohen (Benecke-Mfliler
11,303 — 305) naejen, naehen, nShen, naegen, n^-
gen, neigen, naen, ngn, im althochdeutsohen mit ähn-
lichen Verschiedenheiten der form, wie Graff H, 997 nnd
998 lehrt, zeigt nirgend mehr starkflectirte formen. Wir
können aber doch die starke flexion fQr die älteste ze%
▼ermuthen , schon wegen mehrfacher ableitnngen , die mit
oben erwähntem genau übereinstimmen, und dürfen ein
muthmafsliches goth. *naian, perfect *nain6 ansetzeo,
dessen einfache grundform nä, goth. n6 aus zahlreidieB
hiehergehörigen formen bestimmt hervorgeht. Flectirte in-
defs ein goth. *naian wie im alt- und mittelhochdeutschen
'schwach, was wir auch als möglich gelten lassen wolleo,
so lautete das perfect wahrscheinlich ^naida. Von ab-
leitungen nennen wir zuerst das weibliche alt- nnd mift-
telhochdeutsche nät, zusammenheftung mittels einer nadd,
die nath, das nähen, unser nath, das eine gothische gnmd-
form n^di- verlangen würde; daraus weitergeleitet waide
das mhd. nätaere, m. Schneider, unser näther, nftthe-
rinn. Dann gehört noch hieher unser nadel, mhd. ni-
dele, ahd. nädal, nädala, dessen genau entsprechende
gothische form ne]?la wieder erscheint, nur Mark. X, 25
und Luk. XVIII, 25, in der Verbindung ]>airh J^airki
ne]7lös, durch ein nadelöhr^ in der bekannten vergleichmfi
dafs ein kameel leichter durch ein nadelöhr gehe, ab ein
reicher ins himmelreich komme; im griechischen steht an
der ersteren stelle Sid TovjnaXiag pafp^öog^ an der zweiten
dia TQYi^ctTog ßskövtjg. Die dem goth. ]>la genan entspre-
chende griechische suffixgestalt haben wir in ^x^rktj^ pflng-
sterz, handhabe, und in tpvrh]^ natur, geschlecht, gattong,
und in etwas veränderter gestalt durch den aspirirenden
einflufs des k in yevi&Xf], geburt, abstammung, nrspnmg.
Zu gründe liegt das alte weitverbreitete suf&x tra, dtf
meist sächliche Wörter bildet zur bezeichnung des mittels.
Im mittelhochdeutschen, zumal in mitteldeutschen qnelko,
einige dentsofa« wnrzelformen auf 4. 361
ist weit gewöhnlicher als nadele, die dorch umstelliii^
der consonanten entstandene form nälde (Benecke-MüUer
11,305), die wir auch im holländischen naald haben. Im
altnordischen ist näl f. die nadel. Die gewonnene einfa-
che wurzelform haben wir im lateinischen in ndre, spin-
nen, mit dem perfect nevi and particip netus; im grie-
chischen in vijua^ gespinnst, faden, gam, viJTQov, Spindel,
'VtiTog^ gesponnen, vijaigj das spinnen, wozu als präsens-
form angegeben wird vico^ velv^ das vtjcjy vrßiv lauten sollte,
da es für ursprQngliches, vr^jcDy vi^uv steht. Daraus wei-
tergebildet, wie z. b. nktj'&ü) aus 7i?,t]j fallen, ist vri&m,
ich spinne, das wahrscheinlich erst auf griechischem bo-
den entstand und nicht mit dem altind. nah, knüpfen, bin-
den, sich anziebn, mit dem präsens n4byämi oder medial
nahy^, identificirt werden darf, wenn auch wahrschein-
lich ist, dafs dieses ursprüngliuh nadh lautete. Die ein-
fache Wurzel nä tritt im altindischen in dieser gestalt nicht
auf; vielleicht lautete sie ursprünglich mit k an, was wir
hier nicht weiter verfolgen; doch auch dieses knä finden
wir nicht, wie denn das altindische überhaupt nur sehr
wenige mit kn anlautende Wörter zeigt.
Aus dem ags. mave — meov— meövon — mäven,
mähen (Ettmüllers Wörterbuch s. 225), und dem gleichbe-
deutenden engl, mow, das neben dem perfect mowed und
dem particip mowed für das letztere auch noch die form
mown hat, welche beiden verben in Grimms verzeichnifs
(I, 1023) nicht aufgeführt sind, ergiebt sich ein goth.
*maian mit dem perfect *maim6, aus dem als einfache
wurzelform sich mä, streng gothisch m^, ergiebt. Von
bemerkenswerthen ableitungeu nennen wir das althochdeut-
sche mädari, m. mäher, das auch im mittelhochdeutschen
(Benecke -Müller 11,20) noch lebt als mädaere, auch
maeder, meder, das ags. mae^, f. das mähen, das mhd.
mät, gen. mädes n. das mähen; das gemähte, das heu,
die wiese, das auch in den Zusammensetzungen ämät,
nomät, ömet, üemet, nachmath, zweite math, und
gruonmät, gruomät, grumait, vormath, das erste mär
262 Leo Meyer
hen, unserm grummet, auftritt. Als infinitivformen fin-
den wir im mittelhochdeutschen maejen, maen, mei-
gen, meien, maien, auch mewen. Im altfriesischen ist
mea, mähen; das altnord. mä, perfect mä!5a, ist reiben,
zerreiben. Wahrscheinlich hängt das lat. metere, mähen,
ernten, wozu messi-, f. ernte, aus met-l-ti gehört, als
durch t weitergebildete verbalform mit unserm mähen
eng zusammen. Genau entspricht das griech. afido)^ ich
mähe, ich erndte, worin das anlautende a ohne zweifei nur
griechischer zusatz ist, mit äfxfirog^ m. das abmähen, die
erndte, und ctpirirriQ^ m. Schnitter; afir^tQid-^ f. schnitterinn.
Aus dem lateinischen darf man wahrscheinlich unmittelbar
dazu stellen die von den grammatikern mi genannte warzel,
mit der bedeutung „werfen, niederwerfen, niederstrecken,
vernichten*, die aber richtig nur mä genannt wird, wie
deutlich hervorgeht aus dem futurum mäsyämi, dem per-
fect mamäu, alt mamä, dem causale mäpayämi und
andern formen; im präsens minö'mi, mino'shi, mino'ti,
minumäs, minuthä, minuvänti ist der vocal der Wur-
zel geschwächt, wie es so häufig geschieht bei Verlust des
tons. Sehr wahrscheinlich ist, doch verfolgen wir das hier
nicht weiter, dafs die wurzel ursprünglich ein s im anlaut
hatte und so z. b. auch das griech. afuli]^ messer, schnitz-
messer, eng damit zusammenhängt.
Unser bähen, wärmen, trocknen, rösten (Grimms wör-
terbuch I, 1076) findet sich auch im mittelhochdeutschen
Wörterbuch (I, 78), wo die stelle aus dem Parzival 420, 29:
er bat in lange sniten baen und inme ke55el umbe draen
angezogen, dann aber auch unrichtig bäht, n. unratb,
mist, kehricht, dazu gestellt wird. Die althochdeutschen
formen, wie gebähet, capäte, kipewiter, giebt Graff
111,4, wo wir auch das abgeleitete bäunga, f fomentum,
wärmender Umschlag, bähung, finden. Wir vermuthen ein
goth. *baian, perfect *baib6, aus dem sich die einfache
wurzelform bä, goth. b^, herauslöst. An unmittelbaren
Zusammenhang mit dem lat. fövere, fovi, fötus ist nicht
zu denken, da dieses mit unserm backen lautlich genau
einige deatoche wunelformen auf &. 263
übereinstimmt, das wir in dem noch nicht belegten ftltiBd.
b b a j , kochen, b h a j 4 y a m i , ich koche, wiederfinden ; wahr-
scheinlich fiel darin ein altes r aus und bhrajj 6pa^ brü-
ten, rösten, kochen, liegt zu gründe. Im griechischen ha-
ben wir der erstgenannten form entsprechend (pciyeiVy bra-
ten, rösten, daneben aber auch mit q (fQvyuv^ dörren, rö-
sten, braten (vgl. Curtius grundz. s. 157. 158). Im latein.
fovere steht v zunächst für gv und dieses för einfaches
g, ganz wie in fävere, günstig sein, gewogen sein, be-
günstigen, dienen, das sich eng anschliefst an das altind.
bhaj, verehren, ergeben sein, lieben, bh4jämi, ich ver-
ehre, dessen participialform bhakta, verehrend, ergeben,
liebend, im goth. and-bahta, m. diener, VTtfjQivtjg, Siaxo-
vog, IsiTovQyog, wieder erscheint, auf das unser amt zu-
rückkömmt. Der oben angesetzten wurzelform h& ent-
spricht im altindischen lautlich genau bh&, glänzen, leuch-
ten, scheinen, mit dem präsens bhämi, bhäsi, bhäti,
bhäm4s, bhäthä, bhanti, das möglicherweise auch ganz
identisch ist, da die begriffe „glänzen, leuchten^ und „bren-
nen, erhitzen^ sich sehr häufig berühren.
Zwei noch hiehergehörige verba scheinen fast nur noch
im mittelhochdeutschen zu leben, nämlich schraejen und
spracjen. Vom ersteren giebt Jakob Grimm (gramm.
1,968) die form schraete, vom andern (1,969) spräte
(aus Reinfried 166«) und sprewete = spraete. In Gott-
frieds Tristan (vers 6933) heifst es, dafs dieser einen so
gewaltigen schlag bekam, da3 da3 bluot üf schraete, wor-
aus wir deutlich die bedeutung „hervorspringen, hervor-
spritzen^ erkennen. Dies muthmafsliche goth. ^skraian,
perfect *skaiskr6 ergiebt die wurzelform skre, ursprüng-
lich skrä. Vielleicht hängt es eng zusammen mit dem
lat. screare, sich räuspern, exscreare, ausräuspern, aus-
werfen, ausspritzen. Im dtindischen lebt noch kshar,
fliefsen, strömen, ausgiefsen, mit den präsensformen ksha-
rämi, ksharasi, kshärati, womit wohl auch kar, aus-
gie&en, ausschütten, ausstreuen, im präsens kirämi, ki-
räsi, kirati, wird zusammenzustellen sein, das in mehre-
264 Leo Meyer
ren zusammcnsetzangen, die Benfey §• 241 seiner gramnui-
tik anfährt, noch anlautendes s zeigt, wie z. b. in ava-
-skara, excremente, dessen s Böhtlinj^ and Roth alle^
dings zum präfix ziehen. Eng an die genannten altindi-
schen formen schliefst sich dann das griech. XBQdppvfUf xs-
QcitOf xlQVfjfii, ich mische, nebst xgäviigy m» mischkmg, in
denen ursprünglich nur der begrifiE des „gielaena, ausgie-
sens^ gelegen haben wird.
Das schon genannte mhd. spraejen findet sich meh-
rere male in Herborts von Fritzlar liet von Troye, so
2191 : mine äugen ich bespr^wete, meine äugen be-
sprengte ich aus dem brunnen; 6776 und 6777: ambe da;
er also lange facht da5 in sin blüt besprdte, er focht so
lange, dafs ihn sein blut besprützte; 8760: der nüwe phfl
sprete da5 blüt an die frischen schilde, der neue pfe3
spritzte das blut an die Schilde; 9344: und hette an blft-
men sulchen gewalt, swie vil e^ ir nider sprdte^ daz ej
ir ie mer hete, es hatte eine solche menge blumen, dais es
immer mehr wurden, wie viel es auch davon herabstrenie.
Die altdeutschen blätter haben (I, 179) in einem TolkaUed
aus dem Kuhländchen: da unten siehst du keinen Regen
nicht sprähn, und erklären „tropfen- oder flockenwens fid-
len wie Schnee und regen ^. Das mhd. spr&t, m. spren-
gen des regens, regenstrom, reifsender ström, giebt Grimm
(gramm. 11, 234) aus den minnesingem II, 240^: des regens
sprat. Für das gothische ist hier als grundform *8pr6di-
anzusetzen, als verbalform '^spraian, perfeot ^spaisprft.
Wie oben skrä, skre aus skar, so entstand die wurzele
form sprä, streng gothisch spre, aus ursprüngliohem
spar, das wir noch haben im altind. sphar «a sphar,
im präsens spharami und sphurämi, vibriren, hin und
her schiefsen, springen, herzuspringen, blitzen, blinken, wo-
mit auch in den verwandten sprachen zahlreiche formen
zusammenhängen, wie bei uns springen, sprfltsen,
spriefsen, sprossen.
Von den bisher besprochenen verbalformen unterschei-
det sich das ags. gröve — greov — greövon — gröven,
einige dentoche wnrzelformen aof A. 26G^
grüDen, wachsen, mit dem das engl* grow-grew-grown,
wachsen, in der starken flexiou noch übereinstimmt, we-
sentlich durch seinen innern vocal, den durchgehenden
ö-laut. Wenn das ags. sä van, perfect seov, auf goth.
saian (aus se-jan) mit dem perfect saiso zuräckleitet,
so können wir für das ags. grövan keine andre gothische
verbalform ansetzen als gröja — gaigro— gaigroum
-grojans, das sich also mit seinem vocal neben hvöpa
-hvaihvöp — hvaihvöpum — hvöpans, sich rühmen,
stellt. Der wesentliche unterschied zwischen saian und
grojan ist der, dafs dort die gothische wurzelform aller-
dings se lautet, ursprünglich deutsch aber sä, während in
grojan und den ähnlich gebildeten formen der 6-laut sich
schon vor der deutschen Sprachtrennung festgesetzt haben
mufs, ursprünglich allerdings auch auf ä zurückleitet. Als
speciell deutsche wurzelform können wir fQr grojan nur
grö ansetzen, das also ursprünglich allerdings grä gelautet
haben mufs. Die althochdeutschen und mittelhochdeutschen
verbalformen zeigen keine spur mehr von starker flexion,
wohl aber das altnord. gröa, wachsen, grünen, blühen, von
dem weiterhin noch die rede sein wird, z. b. im passivpar-
ticip gröinn. Von ableitungen nennen wir das ahd. gruoti,
f. die grüne, viror; die mhd. gruo, adj. grün, gewachsen;
gruo, f grüne wiese, matte, grüeten, grün sein, in
grüne stehn, und gruot, f. das grünsein, saftigsein, wozu
aus den Marienlegenden (XXI, 235) die stelle gegeben
wird: bluomen unde gras stuont da in voller grüete; die
gothische grundform würde grödi- lauten. Am bekann-
testen ist unser grün, das fast in allen mundarten wieder
begegnet und im gothischen gronja- lauten würde. Die-
selbe Umstellung der laute, die wir in der wurzclform grö,
alt grä, haben, der doch ein einfaches gar zu gründe
liegt, haben wir im lateinischen grämen, n. gras, das ge-
wifs ursprünglich „das grüne^ ist, und nicht das „gefres-
sene^, wie oft aus dem altind. gras, verschlingen, fressen,
erklärt ist. Zusammenhängt ohne zweifei damit auch un-
ser gras. Aus dem griechischen ist zu nennen x^^^j
266 Leo Meyer
grüne, grüngelbe färbe, und ;^Aoi7, grünes krant^ gras; auch
^losQog, xXioooii^ grüngelb, grün. Die nächsÜiegendeD alt-
indischen formen sind harit oder h&rita, grfin, bäri,
grün, gelb, harina, grünlich, gelblich, deren anlautendes
h für ursprüngliches gh steht. Die einfache wursel haben
wir höchstwahrscheinlich in ghar leuchten, glühen, das
als präsens bildet jigharini, jigharshi, jigharti, jighr-
mäs, jighrtha, jighrati, oder ghrnö'mi (auch ghar-
n6'mi£P.), ghrnö'sti, ghrno'ti, ghrnum&s, ghrnuthi,
ghrnuvanti. Dazu gehört z. b. ghrni, m. glnth, Son-
nenschein, lichtstrahl. An das genannte b&rita schlielst
sich eng das lat. viridis, grün, nebst yirSre, grfin sein,
in denen also v aus gt hervorging. Aus dem altslayischoi
nennen wir noch zelenii, grün, aus dem litt. 2elu, ich
werde grün, und zalias, grün.
Aus dem ags. hl6ve-hle6v-hleövon-hldvcn, brül-
len, schreien, ergiebt sich goth. ^hlöjan, per£ *hlaibl6,
also mit der wurzelform hlö, ursprünglich hl&. Neben
jenem hlöve finden wir die ableitungen blöv, m., ge-
hl 6 v, n. hlövung für gebrüll angegeben; der letzteren
form entspricht ahd. hlohunga, lüunga, bei GhraflFIV,
1096. Das mhd. lüejen, lüen (Benecke-Müller I, 1O50)
finden wir gebraucht vom brüllen des esels, des wilden esels,
des ochsen, des löwen, der kälber, der kühe. Daneben
findet sich das weibliche Substantiv luoi, das brüllen, auf-
geführt, dessen grundform im goth. *hl6di sein würde
und dem im griech. genau entsgricht xXrjai'^ xkaai-^ das
rufen, die einladung. Die dem deutschen hlö genau ent-
sprechende wurzelform xXt] findet sich in mehreren nomi-
nalbildungen, wie xXijtt^q, m. der rufende, der einladende,
x?.i]T6g, gerufen, eingeladen, und auch in verbalformen wie
xex?.r]xa, xkxXr,uai, hxXi^di^v neben dem zu gründe liegeiH
den xaX, xal-ico, ich rufe. Aus dem lat. gehört hierher
mit der obigen lautumstellung clä-mor, m. geschrei, lau-
tes rufen, daneben auch cäläre, rufen, ausrufen, und cä-
lendae, der erste tag im monat, der durch ausrufen an-
gekündigt wurde. Aus dem litt, gehört höchst wahrscheiii-
einige deutsche wnrzelformen auf k. 267
lieh hierher löju, ich belle, löti, bellen, mit dem Verlust
des anlautenden gutturals vor 1, der wohl auch stattfand
im lat. lätr&re, bellen, lamentari, wehklagen, laut jam-
mern, dem goth. la)>ön, einladen, berufen, unsermladeo^
einladen und wohl noch mancher anderen hierhergehöri-
gen form. Im altind. erscheint weder ein genau entspre-
chendes kl4, noch krä, man darf aber wohl unmittelbar
hierherziehen kar, gedenken, rühmend erwähnen (bei Böth-
lingk und Roth II, 99), mit dem prSsens c4karmi, c&-
karshi, cäkarti, cakrmäs, cakrthä, c4krati, wo-
bei an xi'xlrjaxw^ ich rufe, ich nenne, zu erinnern ist,
nebst k^ra, m. lobgesang, preislied, schlachtgesang; karä,
m. lobsänger, dichter; ktri, m. erwähnung, gedieht, lob-
preis, lobsänger, dichter, kirti (vedisch), kfr'ti, f erwäh-
nung, rede, künde, rühm; carkrti, f. rühmende erwäh-
nung, rühm, preis, und carkr tya, ruhmwürdig, berühmt.
Zusammen mit den obigen formen hängt wohl auch kr and,
brüllen, schreien, mit dem gleichbedeutend auch kl and an-
gefahrt wird, kärava, m. krähe und anderes.
Ein goth. *r6ja-rairö -rairoum- rojans ergiebt
sich aus dem ags. röve - reov -reovon -röven, rudern,
schiffen, das wir z. b. im Beovulf haben 512: )>ä get on
sund reon, als ihr beiden in das meer rudertet, hinaus-
führet, und 539: \k vit on sund reön, als wir beiden ins
meer hinausfuhren. Dazu gehört rovet, n. das rudern,
das fahrzeug; rövness, f. das rudern, rööra, m. der rü-
derer, der Schiffer, und rööer, n. das rüder, welchem letz-
teren genau unser rüder entspricht und eine goth. grund-
form *r6)>ra entsprechen würde, deren suflBx deutlich das
das alte tra ist. Wir haben es auch in dem entsprechen^
den altind. aritra oder 4ritra, n. Steuerruder, und ar'i-
tra adj. treibend, m. rüder; daneben ist auch noch ari-
tar, m. rüderer, womit das griech. kgertjg^ rüderer, genau
übereinstimmt. Aufserdem sind als hierher gehörig aus
dem griechischen noch zu nennen kgiaaco, ich rudere, igs-
aia, ÜQsala, das rudern, rudermannschaft, afxq)'7jQT]g ^ auf
beiden Seiten berudert, mit rudern versehen ; tQi-TJgtjg, drei-
268 Leo Meyer
fach berudert, mit drei ruderbänken versehen, TievTrjxovT'
OQog, mit fünfzig rüderem versehen; femer igaTfiog^
m. das rüder, womit wieder das| lat. remus, m. rü-
der, zunächst für resmus, genau übereinstimmt. Neben
kgitrig dürfen wir auch das zusammengesetzte vTt'tjQirijg
noch anführen mit der allgemeineren bedeutung „diener,
aufwärter^, mit der es sich zum altiod. arati, m. diener,
gehülfe, Verwalter, ordner, stellt. Im lat. remus ging der
anlautende vocal, ursprünglich a, gänzlich verloren, ganz
so wie in allen den hierhergehörigen deutschen formen und
wir müssen daher sagen, dafs die deutsche wurzelform r6,
die sich aus dem goth. *r6jan ergiebt, für ursprüngliches
arä steht und damit erkennen wir einen ganz ähnlichen
Übergang wie wir oben bei sä, säen, aus asä für ursprüng-
liches as vermutheten. Als zu gründe liegende einfache
form für rö, arä würde sich also ar ergeben und dabei
könnte man an das gleichlautende altind. ar, bewegen, er-
regen, erheben, denken, dessen praesens rno'mi, rnös'hi,
rno'ti, rnumäs, rnuthä, rnuvänti genau übereinstimmt
mit dem griech. ogvvfiiy uQvvg, ugvvaiy oQvvfiev, oqvvts, o(>-
vvai. oder oQvväai. Vielleicht aber liegt den obigen formen
mit dem begriff des ruderns ein ar zu gründe mit der be-
deutung „drehen, biegen'*; darauf leitet wohl arä, m. rad-
speiche, aräla, gebogen, m. arm, aratni, m. ellbogen,
und anderes. Im littauischen lebt noch iriü, ich rudre,
irti, rudern, irklas, m. rüder, im russ. ryli, m. rüder,
Steuerruder. Im mittelhochdeutschen ist die verbalform
rüejen, rudern, noch gebräuchlich, bei uns erloschen; auch
für das althochdeutsche weist sie Graff nicht auf. Beson-
ders beachtenswerth ist noch das altnordische röa, rudern,
das im passivparticip röinn bildet, wegen seiner perfect-
bildung, in der es mit sä, säen, das dem goth. saian ent-
spricht, gröa, grünen, für das wir goth. *gröjan ansetz-
ten, und einigen anderen scheinbar vocalisch ausgehenden
verbalformen übereinstimmt. Es bildet nänJich röa, ru-
dern> das perfect reri, rSrir, reri, rerum, rSrn5, rdru,
in seinem ausgang also abgesehen von der ersten Singular-
einige deutsche wurzelformen anf A. * 269
person des mdicativs ganz wie brenda, ich brannte, bren-
dir, brendi, (optativ: brendi, brendir, brendi),
brendam, brendu!5, brendu; sä, säen, neben säSa
auch das perfect seri: slä, schlagen, neben dem gewöhn-
lichen slö auch vereinzelt sleri; aufserdem snüa, drehen,
sich schnell wenden, das mit dem goth. snivan, zuvor-
kommen, eilen, übereinstimmt, das perfect sndri und gnüa
oder nüa, reiben, die perfecta gneri und neri. In die-
selbe reihe stellt Aufrecht in d. zeitschr. (I, 475) mit gre-
iser Wahrscheinlichkeit auch noch olli, ollir, olli, ol-
lum, olluß, ollu (fiir old-ri, ol-ri ff.), das perfect von
valda, walten. Langes e in den obigen formen vermu-
thet Jakob Grimm (gram. P, 463), doch steht es hand-
schriftlich durchaus nicht fest, es begegnet snöri, seri,
auch saeri; Egilsson (S. 274) giebt neben grera auch
greyra. Im Wörterbuch der brüder Grimm (II, 424) fin-
det sich geschrieben greri, reri. Vielleicht stand ur-
sprünglich ein ae, oe oder y, als durch folgendes i her-
vorgerufener umlaut, je nachdem ein ä (sä, säen), ein ö
(röa, rudern, gröa, grünen) oder ü (gnüa und nüa, zer-
reiben, snüa, sich drehen), zu gründe lag. Im singular
zeigte sich der i-laut durchgehend, wie im perfect der
schwachen verba nur im optativ brendi brendir brendi,
im plural allerdings schliefst sich die flexion an den indi-
cativ der schwachen verba, deren optativ allein auch im
plural das i hat: brendim, brendiS, brendi. Was die
weitere bildung jener formen nun anbetri£%, so weist Auf-
recht in d. zeitschr. (I, 47Ö) Jakob Grimms auffassung als
reduplicirter perfecta, die doch bei einigen formen auf zu
bedeutenden widerstand stöfst, entschieden zurück, und
macht selbst höchst wahrscheinlich, dafs in jenen formen
bildungen mittelst der wurzel as, die in der tempusbildung
so vielfach verwandt ist, enthalten sind, das altnord. r also
wie so häufig dort ftlr s eingetreten ist. Nur möchte ich
ihm nicht darin beistimmen, dafs in jenen altnordischen
formen aoriste enthalten seien, sondern, wie auch von Kno-
blauch in d. zeitschr. (I, ö75) thut, nur eine besondere
270 Leo Meyer
perfectbilduDg darin erkennen, wie aach im lat. dixi,
ausi, vixi neben credidi, tutudi, cecidi perfecta und
nicht aoriste sind. Als schlufstheil würden wir also in je-
nen bildungen nicht mit Aufrecht das altindische imperfect
asam, asis, asit, ä'sma, ä'sta, ä'san (doch ohne aug-
ment) annehmen, sondern das perfect a sa, ä^sitha, ä'sa,
asimä, äsa, äsds, allerdings auch mit Verkürzung im
anlaut, wie ganz ähnlich im gothischen perfect frijö-da,
ich liebte, frijo-des, frijö-da das altind. dadh4' (spä-
ter dadhau), dadha tba, dadhä' (später dadhä'u),
perfect von dhä, setzen, machen, thun, enthalten ist, wo-
von weiterhin näheres. Schwierig ist, die jenen altnordi-
schen perfectbildungen wenigstens theoretisch entsprechen-
den formen anzusetzen; vielleicht trifft zu *gröjan ein
^grosa, gros^s, grosa, grösum, grdsu]^, grösun
das richtige.
Das ags. spove - speov -speovön-spöven, gelin-
gen, gedeihen, von statten gehen, weist auf goth. 'spdja-
spaispö-spaispöum-spöjans, also die wurzelform spö,
ursprünglich spä. Auch im althochdeutschen lebt das ver-
bum spuon, spuen noch, doch ohne spur starker flexion,
ebenso im mittelhochdeutschen. Von ahleitungen sei das
ags. sped, f. glück, nutzen, reichthum, macht, genannt,
das wir auch im althd. spuot, spuat, glück, gelingen,
erfolg, und dem ebenso lautenden mitteihd. spuot haben;
die gothische grundform würde spödi- lauten. Die altr
sächsische form findet sich im Heliand 57, 22 : hnand ia
thiu spöt (wofür die Londoner handschrift spahed, Weis-
heit, beredsamkeit hat) cumid, helpe fon himele, weil auch
das gelingen kömmt, hülfe vom himmel; aufserdem 106,3:
in mag ina is likhamo an unspuod forspanan, nicht kann
ihn (den frommen) sein leib ins unglück verlocken. Die
letztbezeichnete form haben wir auch im ags. unspSd, £
mangel, armuth, und als unspuot im althochdeutschen.
Hier begegnet auch framspuot, f. glück, fortgang, das
auch im mittelhochdeutschen noch lebt. Noch bemerken
wir die verbalform sped an, fortschreiten, gelingen , im
einige deutsche wurzelfonnen auf &. 271
aDgelsächsiscfaen, altfad. spuatön, gaspuatön, beeUen,
unser sich sputen. Die angesetzte wurzclform spd ent-
spricht genau dem altind. sph4y, fett werden, wachsen,
zunehmen, gedeihen, mit dem präsens spha ye, sphä'y-
ase, sphayate, sphayamahe, sphayadhve, sphä'-
yante, dessen y die indischen grammatiker ganz unrichtig
mit zur wurzel ziehen. Das passivparticip sphitä, ge-
schwollen, grofs, glücklich, steht für spha-tä, welche
form nach Benfeys gramm. (§. 895) daneben erlaubt sein soll;
das weibliche abstract sp ha ti, vedisch sphäti, entspricht
dem oben angesetzten goth. *sp6di- genau.
Ein bloja-baiblö-baibloum-blüjans dürfen wir
für das gothische vermuthen, nach dem angelsächsischen
particip geblöven (Ettmüller^s Wörterbuch s. 313) neben
blovan, blühen, mit dem schwachen perfect blövede.
Die starke flexion mufs früh erloschen sein, das verbum
selbst ist in unserm blühen noch lebendig. Von ablei-
tungen der anzusetzenden einfachen wurzelform bl 6 für ur-
sprüngliches blä, begegnet im gothischen ein männliches
bloman-, blume, nur Matthäus VI, 28: gakunnai)' blo-
mans hai)>jös, xaTafid&ers tcc xgiva rov aygov. Die alt-
hochdeutsche form ist männlich noch als bluomo, weiblich
als bluoma, auch im mittelhochdeutschen ist bluome noch
männlich, bei uns nur weiblich. Von ableitungen nennen
wir noch das ags. blöstma, m. oder f., blume, nebst blcd,
f. blume, keim, das im goth. blöd i- lauten würde. Ihm
entspricht im alt- und mitteihd. bluot, mit genetiv blüete;
unsere form blüthe ist jünger entwickelt. Das angesetzte
blo entstand durch die schon mehrfach wahrgenommene
Umstellung der im altind. phull genannten wurzel mit der
bedeutung „aufblühen, blühen^, deren wir schon oben er-
wähnung thaten, und die mit phal, aufbrechen, aufplatzen,
eng zusammenhängt. An jenes phull schliefsen sich die
adjectivischen formen utphulla, praphulla, pra-ut-
phulla, weit geöfinet, aufgeblüht, blühend, neben denen das
lat. folium, blatt, dem qvXlov genau entspricht. Dieselbe
lautumstellung, die wir in den angegebenen deutschen for-
272 Leo Meyer
meD sehen, haben wir im lat. flös, m. blame, anch im
griech. tpkoog^ m. blüthe, blühender zustand. Aus dem galli-
schen werden angeführt bladh und bl&th, blame, biflthe.
Unser mühen und die ihm im mittelhoohdeatscben
(Benecke-MQller II, 229 bis 231) und althochdeotschen (bd
GraffIL 600 bis 602) entsprechenden formen, im angelsficb-
sischen scheint es gar nicht vorzukommen, zeigen nirgend
mehr die spur einer starken flexion, aber neben den bisher
besprochenen formen dürfen wir doch wohl anch hier ftr
das goth. ^möja-maimö-maimöum-möjans, müheOi
quälen, belästigen, anzusetzen wagen. Schon in einem be-
sonderen aufsatz des siebenten bandes d. zeitsehr. (s. 430
bis 436) habe ich das angesetzte möjan genauer in er-
wägung gezogen, dort aber aus versehen auch ein ganz
undenkbares weibliches möjeini angesetzt« Kg ergiebt
sich eine einfache wurzelform mo, ursprünglich ni&, deren
identität mit der gleichlautenden altindiscben wnrzel mi,
verletzen, beschädigen, quälen, am angefahrten orte weiter
begründet worden ist. Mit unrecht nennen die indischen
grammatiker die wurzel mi, weil z. b. im präsens mU
nä'mi, mtnä^si, minä'ti, mtntmäs, mintth&, mtn&nti
der ä-vocal der wurzel in der Schwächung t erscheint; im
perfect mamä'u, alt mamä', indefs und mehreren andern
der oben besprochenen formen zeigt sich nichts vom t
Dafs unser müde, das im ags. me^e lautet, im gothischen
die grundform mö)>ja- verlangt und wahrscheinlich aoch
aus der angesetzten wurzelform mä hervor^ng and arsprfing-
lich „belästigt, aufgerieben, angegriffen** bedeutete, wurde
auch schon früher (s. 435) bemerkt.
Auch unser brühen, mittelhd. brüej an, brennen, sie-
den, sengen ( Benecke-Müller I, 266 u. 267), erlaubt nicht
wegen bestimmt vorliegender stark flectirter verbalfbnnen,
sondern nur durch seine ableitungen und dann den allge-
meinen Zusammenhang ein goth. 'broja-baibrö-baibrÄ-
um-brojans anzusetzen, mit der wurzelf. brö, nrsprfln^
lieh b r ä. Von ableitungen nennen wir die mittelhd. br Oeje,
f. brühe, heifse flüssigkeit, das wir noch in brühe habsDy
einige deutsche wnrzelfonnen auf ft. ^73
und bruot, f« hitze, dessen gothische grundform *brödi*
lauten würde. Daraus weiter geleitet ist brüeten, brtt*
ten, wärmen, unser brüten, das aueh im althd. bruotan
(bei GraflP, III, 285 u. 286) schon auftritt. Die altindische
wurzelform ist das noch nicht belegte bhar, braten, rö-
sten, aus der jenes brä durch die bekannte lautumstellung
hervorging, mit dem präs. bhrnä'mi, bhrnä'si, bhrnä'ti,
bhrnimas, bhrnithä, bhrnänti, dem perfectbabh&'ra.
Die indischen grammatiker nennen die wurzel bhr. Ver-
wandt damit ist unser brennen, dann braten, das im
goth. ^bredan lauten würde, und im altindischen mit der-*
selben lautumstellung wie oben bhrajj, rösten, braten, das
im präsens dieselbe lautschwächung eintreten läfst, die wir
schon oben bei bhar kennen lernten: bhrjja mi, bhrjjasi,
bhrjjäti, bhrjja mas, bhrjj^tha, bbrjj&nti, im per-
fect bildet es babhrajja. Daneben wird gleichbedeoten-»
des bharj angeführt, mit medialer flexion, im prftsens
bhärjg, bharjase, bh&rjat6. Genau damit überein-
stimmt das lat. frigcre, rösten, am feuer dörren, griech.
ffQvyetVy dörren, rösten, braten, und höchst wahrscheinlich
unser brauen, früher brauen, breuen, das im angel-
sächsischen noch stark flectirt breovan-breav, also im
gothischen wohl *brivan (für brigvan) lautete mit dem
perfect *brau. (Vgl. J. und W. Grimm d. wb. II, 322.)
Goth. *gl6ja-gaiglö-gaiglöum-glöjans, also mit
der wurzelform glo, setzen wir an nach unserm glühen,
das allerdings weder im mittelhd. glüejen, noch dithd.
glöjan, noch ags. glövan, noch altnord. gloa, glänzen,
die starke flexion noch zeigt, sie aber doch für die älteste
zeit vermuthen läfst, namentlich auch des abgeleiteten gluth
wegen, das mittel- u. althd. gl uot lautet, ags. glßd, altnord,
glöö und im gothischen die grundform *glödi- zeigen
würde, also eine bildung durch das suffix di, alt ti,
das im deutschen fast ausschliefslich bei starken verben an-
gewandt wird. Im altindischen werden wir auch hier, wie
schon oben unter *gr6jan, grünen, auf die wurzel ghar,
leuchten, glühen, geleitet, mit der gh raus 4 imd gbr&ns,m.
VIII. 4. 18
274 Leo Meyer
sonnenglutfa, Sonnenschein, helle, eng zusammenhängen, und
an die sich eng anschliefsen ghrna und ghrni, m. hitze,
gluth, Sonnenschein, und gharmi, m. gluth, wärme, Son-
nenhitze, feuersgluth, welches letztere wieder übereinstimmt
mit unserm warm, dem griech. &BQfi6g^ warm, und auch
eng zusammenhängt mit &dbieiv, erwärmen, und höchst-
wahrscheinlich mit dem lat.ferv£re und fervere, bren-
nen, glühen, sieden, wenn dieses nicht doch mit den vor-
hin besprochenen formen, die im altindischen mit bh an-
lauten, enger zusammengehört. Aus dem altslavischen mö-
gen sich hier noch anreihen ^ara, Sonnenhitze, zarü, hitze,
greti, heifs machen, goreti, brennen.
Für unser sprühen giebt Jakob Grimm in der gramm.
(11,240) die mittelhochdeutsche form sprüejen, die ich
nicht weiter belegt finde, und stellt unser sprüdel, das
auch in der nebenform Strudel gebraucht wird, dazu,
worin also das del, wohl goth. ]7la-, das suffix bilden
würde. Wir setzen vermuthungsweise ein goth. *spröjan
an, woraus sich die wurzelform sprö ergiebt, also ein ur-
sprüngliches sprä, das wir schon oben in ^spraian ken-
nen lernten» Ohne zweifei sonderten sich die wurzelformen
^ spro und spra, streng goth. spre, erst auf deutschem
boden und wir dürfen daher die schon oben angezc^ne
altindische wurzel sphar=sphur, vibriren, hin- und her-
schiefsen, springen, blitzen, blinken, als nächstliegend auch
hier wieder nennen. Aus dem griechischen nennen wir als
nah verwandt hier noch anelpWy aus anipjoj, ausstreuen, säen,
aus dem lat. spargere, streuen, sprengen, spritzen. Viel-
leicht gehört hierher auch aniv&fjQ, m. funken, worin
das r der wurzel verloren ging. In der Ilias IV, 77 heilst es
im gleichnifs von einem Sterne, dafs viele funken von ihm
aussprühen, tov äi tb noXkol ano öniv&iJQBQ Uvrai,
Vielleicht gehört hierher noch das mittelhd. nüejen,
das Jakob Grimm in der gramm. (I, 435) angiebt mit der
erklärung „incastrare, id est compingere*^, also „zusammen-
filgen, verbinden", so wie das dazu gehörige weibliche
nuot (II, 235) mit „compäges'' also „Verbindung, zusam-
einige deutsche wnrzelfonnen auf k. 275
menfögung^ Bei Graff (II, 998) findet sich nuot, ine»*
stratura, coDJanctio tabularum, und mit derselben erkUmiig
nua, nnoha, nuo (gothisch wäre wohl *nöja anzusetzen),
aufserdem ginuoti, contignatio, diso „ Verbindung der bal*
ken, gebälk^. Darnach würde ein Zusammenhang mit dem
bereits besprochenen ""naian, nähen durchaus wahrschein-
lich werden. Indefs findet sich bei Oraff auch zu hnoe
die erklärung rima, also ,, ritze, spalt% und ebenso nonth,
rima, nüot, rimula, und aus der Übersetzung des Boe*
thius die stelle: durh eina enga nüot sehen, durch eine
enge ritze sehen, aus der Übersetzung des Martianus Ca-
peila die Worte: durh tia nüot tero turon wartende, durch
die thürritze sehend. Im mittelhochdeutschen Wörterbuch
(II, 422) findet sich aulser nuot, f. incastratura, auch nuot
=isen, n. sulcatorium, runcina, also „Schabeisen, kratzei-
sen, hobel% undnuowel, nuhil, nuoil, nuogil, nuol,
m. runcina, ,,hobel^; an die spitze gestellt aber nüejeOi
„mit dem nutheisen oder fughobel aushöhlen, fugen reifsen^
ohne dals indels für's verbum diese bedeutung belegt wäre«
Aus diesen formen wird vielmehr die ursprüngliche bedeu-
tung „hobeln, abreifsen, abschaben^ wahrscheinlich. So ist
vielleicht das obige nuot ganz davon zu trennen, wie auch
Graff nuoil, nuol, nuhil, säge, hobel, an einer ganz an-
deren stelle (IV, 1126) aufführt und dem stark flectirenden
nuan, stofsen, unterordnet, das aber nur hierher gehört,
wenn sein u für uo eintrat; die form ginuona, tunsa,
wird angeführt Die wirklich hierher gehörigen formen wür-
den sich einordnen unter einem goth. *n6jan, vielleicht
hnojan, mit der wurzelform hno, ursprünglich hnä, bei
der wir wohl an das griech. xvdto^ ich schabe, ich reibe,
mit dem infinitiv xvijv, und xv7j9(a^ ich kratze, denken
dürfen.
Noch gehören wegen ihrer ä- auslautenden wurzelform
drei deutsche Zeitwörter hierher, die von den bisher auf-
gezählten durch vielerlei eigenthümlichkeiten der flexion sich
unterscheiden und defshalb von uns zuletzt genannt wer-
den. Sie gehören zu dem ältesten besitzthum unserer spra«
18*
276 Leo Meyer
c.hen, das wir kennen, und sind fast im ganzen gebiete der
deutschen sprachen bis auf den heutigen tag lebendig ge-
blieben. Im neuhochdeutschen lauten ihre Infinitive thnn,
gehn und stehn. Für das erstere ist wohl erlaubt der
Vollständigkeit wegen hier das wichtigste yon dem zu wie-
derholen, was ich in den göttingischen gelehrten anzeigen
vom jähre 1856 s. 1947 bis 1952 darüber gesagt habe. Franz
Bopp erkannte zuerst, dafs alle unsere schwachen perfiecte
aufser im singular des indicativs geradezu das perfect des
verbums thun enthalten und also z. b. die goth. frij6-dl- •
dum, wir liebten, fr]j6-dSdu]>, ihr liebtet, frij6-d£dnii,
sie liebten, in ihrem schlufstheil genau übereinstimmen mit
den neuhd. (wir) thatcn, (ihr) thatet, (^i®) thaten
oder dem althd. tätumes, tätut^ t&tun. Sohwieri^dt
machte nur die Vereinigung des Singulars mit jenen formen;
er lautet frij6-da, ich liebte, frij6d£s, frijöda, statt
dessen man -da]', -dast, -da]? erwartete, wie s. b. die
formen sat, ich sais, säst, du safstes, sat, er sals, stehen
neben setum, wir safsen, von sitan, sitzen. Wie aber
sitan zur altindischen wurzel sad gehört, so kann aadi
der aus dedum, dedu]?, dedun ganz sicher zu folgernde
infinitiv ^didan nicht zu einer vocalisch auslautenden wiu^
zelform gestellt werden, also nicht zum altind. dhA, ste-
hen, thun, und ebenso wenig unmittelbar zu unserm thun,
statt dessen vielmehr ein *theten zu erwarten wäre, wie
wir z. b. den infinitiv treten haben (sit;zen ist etwas ab-
weichend). Jenes *didan verlangt ein altind* da dh und
dieses wird wirklich angefiihrt, mit medialer flexion, im
präsensdadhe, dadhase, dädhatc, dädhämah^, d&d-
hadhve, dadhante, im perfect dadah^', dadadhish^',
dadadhe' und so fort. Seine bedeutung weicht nicht ab
von der des einfachen altind. dhä, setzen, machen, tfinn^
aus dem es auch ohne zweifei hervorgegangen ist, sei es
nun als Weiterbildung durch dh oder auch wohl gerade«!
durch reduplication etwa als ursprüngliches intensiv. Nun
giebt es aber im deutschen auch mehrere nominal- sowohl
als verbalformen, die sich eng an das altindisohe einfiudw
einige deutsche wnrzelformen auf ä. ^7
dbä anschliefsen. Wir nennen zuerst das gothische wetb-
liehe Substantiv *d6di, das nicht einfach, doch in den Zu-
sammensetzungen missa-dedi, missethat, sünde, nagaßa^-
(7iSf naganztofia, vaila-dedi, wohlthat, der Verbindung
sunivega-dedi, kindschaft, das setzen, einsetzen der söhne
oder als söhne, vlo&eaiay Efe8erl,5, und der ableitung
vai-dedjan, m. übeltbäter, XtjaTTjg^ vorkömmt; im neu-
hochdeutschen entspricht genau that, im ags« daed .und
auch sonst tritt das wort auf. Sonst erscheint im gotbi-
sehen, abgesehen von der oben erwähnten perfectbildung,
von der gleich noch weiter die rede sein wird, keine spur
der einfachen wurzelform da, streng goth. de, die z. b.
auch im altnordischen nicht in lebendigem gebrauch geblie-^
ben ist, vielmehr hier meist durch göra, machen, vertre-
ten wird, das offenbar mit dem altind. kar, machen, über-
einstimmt. Im übrigen deutschen Sprachgebiet schlielst sich
an die wurzel d ä noch manche verbalform. Sie entspricht
dem altindischen präsens dadhämi, dadhäsi, d4dhäti,
dadhm&s, dhatth4 (fßr dadh-tha), dadhati, womit
im griech. ti&rjiu, riärjg, ri&tjai, ri&tfitv, ri&BTe, rid-iäc^
übereinstimmt, im althd. t u o m (später tuon),tuos,tuot,
tuomes, tuot, tuont, worin die alte reduplicationssilbe
ohne zweifei eingebüfst worden ist und die im gothischen
lauten würden *döm, dös, dö>, döm, dö]', dönd. Auch
wir haben die formen bewahrt, auTser dafs im gegensatz
zu ich bin (althd. bim, bin) in thue der nasal einge-
büfst wurde und der gewöhnliche ausgang der ersten per-
son eintrat. Aus dem litauischen filhrt Schleicher (gramm.
S. 254) als hierher gehörig an d'^mi (fQr dedmi), ich lege,
ich stelle, dist (för dedti), er legt, d^ste (flirdedte),
ihr legt. Daneben nennt er „ entscluedene neubildungen^,
die jetzt allein gebräuchlichen de du, ich lege, dedi, du
legst, d^da, er legt und so fort, mit deutlicher redupli-
cationssilbe; der Infinitiv lautet de'ti. Aus dem kirchen-
slavischen (formenlehre S. 327), wo das hierher gehörige
verbum als deti, machen, thun, auftritt, bringt derselbe
gelehrte (formenlehre S. 327) neben den formen dSj^, ich
278 Leo Meyer
tbue, d^jeäi, du thoat, und so fort, auch die rednplicir-
ten dezdq (für dedj^), de£desi (für dedjeSi), dez-
deti, dezdemii, dezdete, de^d^tL Unser infinitiv
th un würde goth. *dö n sein und formell genau einem aliind.
dh&na, n. das legen, das setzen entsprechen; das particip
ge-than würde in gothischer grundform *dSna lauten.
Beachtenswerth sind noch einige hierher gehörige perfectfor-
men. Unser (er) that steht neben (wir)thaten ganz so
wie (er) trat neben (wir) traten und dazu würde der
infinit! V *theten lauten, wie wir schon oben bemerkten,
ganz dem treten ähnlich. Statt des dem neuhochd. (er)
that und (ich) that genau entsprechend erwarteten
tat aber finden wir nun im althochdeutschen ein ganz ab-
weichendes t^ta, ich that, er that, (neben t&ti, duthatst,
tätumSs, wir thaten). Wir können diese form nach den ein-
fachsten gesetzen der lautveränderungen in ein goth. *dida
übersetzen und werden so, da goth. i ja so häufig aus altem a
durch Schwächung entstand, unmittelbar auf altind. djadhä'a,
ursprünglich dadha, geleitet, das gewöhnliche perfect der
Wurzel dhä, in erster und dritter singularperson bekannt-
lich übereinstimmend lautend. Es schliefst sich also jenes
althd. tgta unmittelbar an die einfache wurzel dhä, wäh-
rend unser thaten, althd. tätumes, das goth. -dedum
sich neben die weitergebildete altindische wurzelform dadh
stellt. Im mittelhochdeutschen (Grimmas gramm. I, 965)
haben wir auch noch täte, ich that, er that, bisweilen
verkürzt tot, neben taete, du thatst, und dem plural tä-
ten, tätet, täten, und auch im neuhochdeutschen gebrau-
chen dichter in der ersten und dritten person gern noch
das genau entsprechende thät, wie z. b. frau Marthe in
Goethe's Faust von ihrem manne sagt: thät ihn doch wahr-
lich nicht betrüben, thät ihn, weifs Gott! recht herzlich
lieben. Im altsächsischen haben wir die kurzvocalische
form im ganzen singular (Grimm's gramm. 1,894): döda,
dßdos (Heliand 168'^ daneben dädi Hßliand 10*) und im
plural dädun wenigstens neben dädun, im angelsächsi-
schen gelten die kurzvocalischen formen allein: dide, di-
einige deutsche wnnelfonnen auf ft. 279
dest, didc, didon und darnach auch im englischen: did,
didst, did and plural did. Im gothischen würde damadh
anzusetzen sein *dida, dides, dida und im plural wohl
didum, didul^, didun. Es ftllt in die äugen, dals wir
jene singularformen im oben angeführten schwachen perfect
frij6-da, frijö-des, frijö-da vor uns haben, nur dafs
hier die reduplicationssilbe verloren ging, womit sehr wohl
zu vergleichen ist, dafs wir im lateinisclien neben spo-
pondi haben re-spondi ohne reduplicationssilbe, neben
tetigi ein at-tigi, neben tutudi ein con-tudi, und
ähnliches. Es konnte jene reduplicationssilbe um so leichter
verloren gehn, als die besprochenen mit dem altindischen
perfect dadha (dadhau), dadhatha, dadha (da-
dhä'u), dadhim&, dadhä, dadhüs so genau überein-
stimmenden deutschen perfectformen die einzigen sind mit
deutlich bewahrter reduplicationssilbe, was ohne zweifei sei-
nen grund darin hat, dafs man allzugrofse formverkflrzung
vermeiden wollte. Wichtig ist noch f&r die reduplications-
silbe selbst^ dais ihr vocal im gothischen sich als i ergiebt,
ohne dafs diefs in der wurzelform stand, also offenbar im
deutschen sich dasselbe gesetz, den vocal in der redupli-
cation überall gleich zu machen^ sich geltend machte, was
wir im griechischen sehen, wo alle perfecta ohne rücksicht
auf den vocal der wurzele mit b redupliciren, im gegensatz
zum lateinischen, wo z. b. mordeo bildet momordi, tundo
aber tutudi. Dafs nun aber nach der gegebenen ausein-
andersetzung die bildung des schwachen perfectplurals fr i-
jö-dedum, -dSdu]», -dSdun mit dem singular frij6-da,
-des, -d6 gar nicht genau übereinstimmt, kann ebenso
wenig auffallen, als dafe z. b. im griechischen neben den
perfectformen tcrafitv, Harare, hCTäci im singular das ganz
anders gebildete ^azr^xa, ^avfjxag, fiötfjxB gebräuchlich ist,
neben ßißa^EV, ßißaTS, ßaßäai der singular ßkßri'^a, ßißn-
xag, ßißf]xe neben den aoristpluralformen Hd-efiBV, Ü&sts,
i&saav im singular Hd-ijxa, idTjxag, H&tjxs und ähnliches.
Von weiteren an das altind. dhä, setzen, stellen, thun, sich
anschlieisenden bildungen nennen wir noch das griech. &iai^^
280 Leo Meyer
das setzen, die Stellung, das vom goth. dedi-, unserm that,
sich nur durch seinen kurzen vocal unterscheidet, daneben
ß-e-öfiOf dorisch r£-i9/«o (für &B'd'u6\ m. Satzung, gesetz,
brauch, &kfAa^ n. der satz; langer Tocal blieb in O^-xt], f.
behältnifs zum hineinlegen. Im lateinischen ist die entspre-
chende verbalform deutlich enthalten in er edo, ich glaube,
perfect cre-didi, das genau übereinstimmt mit dem altind.
9rad-dadhämi, ich glaube, ich schenke glauben, ich gebe
glauben; das einfache nomen prat, glauben, das ohne zwei-
fei mit unserm hold und huld eng zusammenhängt^ wie
z. b. unser g^lauben nahe verwandt ist mit lieben, ist
im altindischen nur in der angegebenen Verbindung be-
wahrt, ohne deren Zurechtweisung man bei c red er e leicht
auf däre, geben, würde gerathen sein. Auch addere,
addidi, hinzuthun, hinzufügen, abdere, abdidi, weg-
thun, verbergen, condere, condidi, zusammenthun , er-
zeugen, einrichten, verbergen, und perdere, perdidi,zu
gründe richten, verderben, das mit dem griech. nigd-uv^
zerstören, nicht identisch sein kann, wird man zum altind.
dhä stellen müssen. Als dha oder da ists auch im alt-
baktrischen lebendig geblieben. Aus dem irischen führt
Bopp (Glossar S. 181) an dan, werk, und deanaim,ich
thue, daneben noch aus dem altslavischen das Substantiv
delo, n. werk. Höchst wahrscheinlich gehört aus dem go-
thischen hierher nun noch das Substantiv döma, m. urtheil,
das sich also an das griech. &kfia^ n. satz, eng anschliefsen
würde. Es kömmt nur zweimal in der auslegung des Jo-
hannisevangeliums vor, in der stelle : nasjands J'ana ana-
vair]>an döm is gasaihvands, der heiland, der das zu-
künftige urtheil des selben sah, der sah, dafs er künftig rich-
tig urtheilen würde 2, c, und vaurstva gasvikun)>jan-
döna )>is vaurkjandins döm, die werke, die des Schö-
pfers urtheil oflfenbaren, 6, c. Das zeitwort dömjan, ur-
theilen, beurtheilen, finden wir auch mit den präfixen af,
bi oder ga verbunden, von Wufila ziemlich häufig gebraucht.
Auch im althochdeutschen (Graff'V,334 bis 336) begegnet
das jenem goth. döma- genau entsprechende tuom, m*
einige deutsche wnrzelformen auf k. 261
auch n., urtheil, jadicium, mehrfach. Höchst wahrsohein-
lieh ist damit auch das tuom identisch, das häufig den
schlulstheil von Zusammensetzungen bildet (Grimms gramm.
11,491) und als thum im neuhochdeutschen zu den Suf-
fixen zu gehören scheint, in könig-thum, herzog-thum,
christen-thum, fQrsten-thum und andern. Es be-
deutet „würde, stand^ und läfst sich sehr wohl vergleichen
mit unserm -schaft in freund-schaft, ritter-schaft,
graf-schaft, mann-schaft, das ursprünglich „schö-
p&ng^ bedeutet und so z. b. noch selbststandig auftritt im
goth. ga-skafti, f. Schöpfung, xviaig, abgeleitet von skap-
Jan, schafieu. Jenes tuom mufs ursprünglich bezeichnet
haben „die Satzung, die Stellung, der stand, die Schöpfung^,
das altindische auf derselben wurzcl beruhende dhä-tar,
m. ist „Schöpfer^; im goth. d6ma-, urtheil, ist der begriff
schon sehr verengt, ähnlich wie im griech. d-efAt^uvy rich-
ten, &€iAiaTBveiv , recht sprechen, und d-ifuar»^ f. gesetz,
Satzung, brauch, die sich doch auch wohl an die bespro-
chene Wurzel anschliefsen.
Unser stehn und gehn bat man oft als Verkürzun-
gen aus den gothischen standan und gaggan angesehen.
Hier liegen indefs ganz andere bildungen zu gründe, die
auch bei uns noch lebendig sind, z. b. in den participien
gestanden und gegangen und den Substantiven stand
und gang, im gothischen aber ausschliefslich gebraucht
werden statt jener kurzem verbalformen, gegen die das
gothische überhaupt eine grofse abneigung zu haben scheint.
Im althochdeutschen treten im präsens sowohl die länge-
ren (stantan), als die kürzeren formen (stan, sten) auf,
während im perfect nur stuont -stuontumes auftritt,
eine eigenthümliche neubilduug, da im gothischen stan-
dan, stehen, mit dem perfect stö]^ der nasal grade das
kennzeichen des präsens ist. Die kürzere form des alt-
hochdeutschen lautet im infinitiv stän oder sten, im par-
ticip stände oder stende, im indicativ (Grimm I, s. 868)
stäm oder stän, ich stehe, stäs, stät, stämes, stät,
stänt oder im siugular auch stem, steis, steit, womit
282 Leo Meyer
die im neuhochdeutschen ausschliefslioh gebranditen fo^
men, in denen sich der vocal e ganz festgesetzt hat, ge-
nau übereinstimmen; abgesehen davon, dais in der ersteu
Singularperson, ganz wie wir es schon oben bei ich thne
sahen, der nasal der gewöhnlichen endang wich. Es ist
nicht zu bezweifeln, dafs in den angegebenen kansen pr&-
sensformen, ganz wie bei thun die alte einfache redopG-
cationssilbe völlig eingabüfst wurde, wie ja auch sonst in
allen deutschen perfectformen , und dafs daher jener kun-
formige indicativ genau übereinstimmt mit den altindischeo
präsensformen der wurzel sthä, die wir herstellen: ti-
shthämi, ich stehe, tishthasi, du stehst, tfshthati,
er steht, im plur. tishthämas, tishthatha, tfshthanti,
und in denen ursprünglich das & ohne zweifei durch^ng,
erst später in mehreren formen verkürzt wnrde. Genau
damit übereinstimmen, abgesehen von der etwas abweichoi-
den art der reduplication, das griech. lanjtu (für ai^ar^fn^
wogegen im altind. tishthämi aus der anlautsgruppe sth
das t wiederholt wurde), taTt]g, iavfjfSi^ iavafieVj tatan^
iaräai und das lateinische mehr verkürzte eiste, sistis,
sistit, sistimus, sistitis, sistunt, die mit einander
wieder das gemein haben, dafs sie nur die causalbedeutang
„stellen^ zeigen, während im griechischen z. b. der aorist
arfjvac^ im indicativ 'iaxijv^ eOTtjg, iavrjf iartjfMP, tsattju,
tartjaav, die alte bedentung „stehen^ festhielt, und im la-
teinischen das unreduplicirte stäre mit dem jpräsens sto,
stäs, stät, stämus, stätis, stant. Auch im altbaktri-
schen finden sich die reduplicirten präsensformen der wur-
zelform stä, f. stehen : histämi (für sistämi), hist&hi,
histaiti, histämahi, histatha, histenti. Das alt-
slavische sta, stehn, bildet sein präsens abweichend von
den bisher genannten formen durch zutritt eines n, ui^
sprünglich nu (Schleicher s. 310), also stan^, ich stehe,
stanesi, stanetT, stanemü, stanete, stan^ti, wäh-
rend in andern formen die suffixe auch unmittelbar an den
kurzen stamm treten, wie auch im infinitiv sta-ti, stehn.
Aus dem litauischen wird eine vereinzelte alte form st6vmi,
einige dentsohe wnrzelfornieii auf A. 983
ich stehe (Schleichers gramiD. 8. 251), angegeben, die hie»
her gehört, von der wnrzel sin, „aas stä^; der infinitir
lautet stoYö'ti, stehen, das gewohnliche präsens (Schlei-
cher 8.245) st6via, st6vi, stö, plural: stövim, stö-*
yite, st6. Daneben erscheint noch stöti, sich stellen,
mit dem präsens 8t6ju, ich stelle mich, stöji, stoja,
stojame, stöjate, stöja. Weiterer anftihrung von ab-
leitungen um die wurzelform stä, altind. sthä, als solche
nachzuweisen, bedarft gar nicht. Wir nennen nur das alt-
indische weibliche abstract sthiti, das feststehen, der stand,
der bestand, das eine starke Schwächung des wurzelvocals
zeigt im gegensatz zum entsprechenden griecb. ardai-, das
feststehen, die Stellung, der aufstand, und lat. stäti-, das
nur im accusativ als adyerb stäti m, sogleich, auf der
stelle, gebräuchlich blieb; daneben gilt als abstract Sta-
tion-, f. stehen, Standort, aufenthalt. Aus dem gothischen
gehört noch hieher das männliche stöman-, das nur zwei-
mal im zweiten brief an die Korinther (IX, 4 und XI, 17)
in der Verbindung In j^amma stomin j^izös hvöftul-
jös, in dieser grundlage, diesem Stoff des rühmens, vor-
kommt, wo es das griech, inoavaaig , das im lateinischen
durch substantia gegeben ist, übersetzt. Das formell
entsprechende altind. sth£man, n. ist „kraft, stärke^ das
griech. avrjfioV'^ m. aufzug am Webstuhl, und ebenso das
lat. st amen, n. Das goth. stadi-, m. ort, stelle, im no-
minativ staj's oder stads (Lukas XIV, 22), schliefst sich
wahrscheinlich nicht unmittelbar an die einfache wurzelform
stä, sondern schon an das erweiterte goth. stand an, ste^
hen, mit dem perfect stö)', dessen wurzelform sta)» zu
nennen ist.
Vielerlei ähnliches mit dem letztbesprochenen stä zeigt
die einfache wurzelform gä, gehen, die letzte, die wir noch
zu erwähnen haben. Während im gothischen statt ihrer
nur das erweiterte gaggan als verbum gebraucht wird,
dessen nach unserm ging theoretisch anzusetzendes per-
fect *gaigagg nirgend erscheint, sondern durch das an«
dersher entnommene Iddja ersetzt wird, haben wir im alt«
284 I'eo Meyer
bocbdeutscbcD sowohl das längere gangan mit dem indi-
cativ gangu, geogist, gengit, ab die kOrEeren fennen,
die durchaus nicht aus den längeren durch zuaammenne-
4iung entätanden sind, sondern als gans selbfitsühidige bfl-
düngen daneben bestehen. Es erscheiDt in ihnen sowohl
der vocal ä als e, welcher letztere sich in nnserm nhd.
gehn ausscbliefslich festgesetzt hat. Im althochdeatscheo
lautet der infiuitiv gän oder g^n, das particip gände
oder gende; das präsens ist (Grimms gramm. I, 868):
gäm, gas, gät, gämes, gät, g&nt oder im singolir
auch gern, geis, geit, womit die neubochdentschen fo^
men abgesehen von der kleinen abweichung in der ersten
singularporson genau übereinstimmen. Wir dfirfen auch
hier uubedenklich den verlust der ursprünglichen redupli-
cationssilbe annehmen, und als im altindischen identisch
ansetzen das nur noch in den veden gebräuchliche redupli-
cirte präsens der wurzel gä, gehen : jigämi, jigäsi,
jiguti, als dessen pluralformen wohl anznsetsen sind jigi*
mäs, jigitha, jigati. Genau damit fibereinstimmt im
griechischen das theoretisch anzusetzende ßißtjfii^ ßißnQ^i ß^-
ßriaiy ßißüuev, ßißarSy ßtßäai, dessen particip ßißag^ schrei-
tend, in der homerischen spräche noch lebt. Im hymniu
auf Hermes begegnet vers 225 die dritte singularporson
ßiflff'i von einem weitergeleiteten ßißava^ an das sich das
participium ßißtavx- anschliefsen würde, Dias IH, 22, wo
aber Bckkcr und Wilhelm Dindorf ßißdvra geben, weib-
lich ßißdöaa, Odyssee XI, 539, wo die genannten gelehr-
ten auch ßißäaa herstellen. Im allgemeinen ist das leben
der einfachen verbalform gä schon weit mehr beeinträch-
tigt, als das der vcrbalform stä. Weder im altslavischen,
noch im litauischen finde ich das jenem gä genau entspre-
chcudc vorbum aufgeführt; aus dem lettischen wird gajOi
ich gehe, angegeben (Bopps glossar s. 104), Im griechi-
schen schliefsen sich an jene einfache wurzelform, die hiCT,
wie wir schon oben sahen, mit /^ (aus gv) anlautet, noch
ßi'lfAa^ n. tritt, schritt, ßdai-, f. tritt, gang, dem altind. gäti,
f. gang, genau entsprechend, und dann ßaai-kev-^ m. kOnig,
einige dentoche mirzelformen auf ft. 2B5
eigentlich volksföhrer, dessen erster theil mit participial«
werth die cansalbedeutung der einfachen würzet zeigt ^g^
hen machend, führend^; der schlufstheil kev- ist aus lao,
ursprünglich Aö^o, m. volk, verkürzt. Von Terbalformen
gehören hieher noch das perfect ßi-ßtjxa, ßi-ftrixag, /?€-
ßijxs, ßißafisvj ßißaxt^ ßtßäat^ das futur ßr^aofiai^ der kurze
aorist ißviv und einige andre, die man gewöhnlich zu ßaU
vstv, gehen, stellt, mit unrecht, da darin das v nicht prä-
sensbildend, sondern wurzelhaft ist. Bekanntlich steht
ßaivo) flQr ßdfijui und entspricht dem latein. venio (aus
vem-jo), dem goth. qvima, unserm (ich) komme, in
denen das m wurzelhaft ist; im altindiscbcn entspricht die
wnrzelform gam, gehen, die unter andern das perfect ja-
gama bildet. Im lateinischen scheint jene kurze wurzel-
form gä gar nicht bewahrt zu sein, wenn nicht vielleicht
viidere, gehen, sich eng daran schliefst, dem ein griecb.
*ß}']'0-6cv genau entsprechen könnte. Aus dem gothiscben
gehört dazu das weibliche ga-tvön, gasse, nkareia^ nur
Lukas XXrV, 21, in dem sich das tvon deutlich als suffix
zu erkennen giebt, dem, abgesehen von dem zugetretenen
n, ein altind. tvä genau entsprechen würde. Es ist also
in gatvon, dem unser gasse genau entspricht, die laut-
verschiebung zweimal gestört, oder vielmehr nicht einge-
treten.
Mancherlei würde sich unserer Untersuchung über deut-
sche wurzelförmen auf ä aus nominal-bildungen noch
hinzufögen lassen, für dieses mal aber beschränken wir uns
auf diejenigen, die in verben noch lebendig sind.
Wir schlielsen mit der übersieht aller gewonnenen for-
men der bezeichneten art und wollen jeder in klammern
die streng gothische lautform hinzufügen: l)vä (vfe), we-
hen; 2) sä (se), säen; 3) lä (le), schmähen; 4) fä (fe),
tadeln; 5) knä (kne), kennen lernen; 6) blä (ble), bla-
sen; 7) blä (ble), blöken; 8) krä(kre), krähen; 9)>rä
(>re), drehen; 10) nä (ne), nähen; 11) mä (me), mä-
hen; 12) bä(be), wärmen; 13) skrä (skre), hervorsprit-
zen; 14) sprä (spre), sprengen, streuen; — 15) grä
286 Leo Meyer, einige deutsche wurzelfor^nen auf ft.
(gro), grünen; 16) hlä (hlö), schreien; 17) rä (r6), ru-
dern; 18) 8p& (spö), glück haben, gedeihen; 19) blä
(bl6), blühen; 20) mft (mö), belästigen; 21) br& (brö),
sieden; 22)glä(gl6), glühen; 23) sprä(sprö), sprühen;
24) nä (nö, hno?), aushobeln; — 25) da (d6), than;
26) stä (ste), stehen; 27) gä (ge), gehen. Diese for-
men liegen einer grofsen menge deutscher wortgebilde, zu-
mal starken verben, zu gründe und deshalb durften wir
sie „wurzelformen^ nennen oder wurzeln, in beschränkte-
rem sinne des wertes, Wirkliche wurzeln aber, d. h. sol-
che einfache lautgebilde, die in der gegebenen gestalt zu
dem ursprünglichen formenschatze unseres Sprachstammes
gehörten, befinden sich vielleicht unter ihnen gar keine.
Bei vielen ergab sich die verhältnifsmäfsige junge bildung,
häufig durch lautumstellung , der vorliegenden wurzelform
aus dem zusammenhange unzweifelhaft.
Göttingen, den 8. März 1859.
Leo Meyer.
Bodenz 287
Lateinische etymologien.
1) Facetus.
Fassen wir die endung von facetus, als welche wir
jedenfalls etus werden ansehen müssen, zuerst ins äuge,
so findet dieses wort im lateinischen Sprachschatze nur we-
nig bildungsverwandte. Denn das räumlich-coUective 6 tum
(in: querc^tum, rub^tum, ilicStum, arbor^tum von quercus,
rubus, ilex u. s. w.) kann als klares secund&res nominal-
sufdx mit etus in facetus nicht verglichen werden, da
dieses in ermangelung einer deutlichen nominalen grund-
form keineswegs als solches erscheint. Werden wir also
schon so auf eine verbalgrundform in facetus hingewie-
sen, so können weiter fQr die in demselben befolgte bil-
dimgsweise zunächst acetum und quiStus einigen anhält
geben. Ersteres stellt sich als neutrum eines * acutus
(essigsaures) dar, welches wiederum als part. pf. pass. von
acco, sauer, scharf sein, gelten kann, eines zwar wenig
gebräuchlichen verbums*, das indessen durch acesco sowie
durch acTdus hinreichend sicher gestellt wird. Denn we-
nigstens äulserlich aufgefafst sind die adjectivbildungen auf
idus, mit wenigen ausnahmen, die steten begleiter von
verben auf eo, IL conj. (vgl. fulgidus, algidus, splendidus
neben fulgeo, algeo u. s. w.). Weniger sicher gestellt ist
quictus, da sich für die erklärung desselben sowohl quies
(quiet), als auch quiesco darbieten. Mehr Wahrschein-
lichkeit hat allerdings das letztere, so dafs sich quictus
neben dem sup. quiStum ebenfalls als part. pf. pass. an-
setzen läfst. Hiebei scheint sich die Übereinstimmung des
in seiner lautlichen gestalt so nahe tretenden quiet daraus
zu erklären, dafs dies ursprünglich ein fem. abstractum durch
suff. ti ist, welches dem ta des part. perf pass. entspre-
chend an Verbalstämme antritt. Wir hätten dann dieselbe
Verstümmelung des Suffixes vor uns, wie in gens, mors
für gentis, mortis; also quies = quietis, zunächst ans
quiets. Is dies die richtige auffassung, so kann es auch
288 lateinische etymologien.
kaum zweifelhaft sein, dafs neben quiesco auch ein *quieo
ansetzbar ist, indem hier esco von dem inchoativen prä-
senscharakter esco neben eo IL conj. nicht verschieden
sein kann. Dafür sprechen noch besonders exoletus
obsoletus neben obsolesco, exolesco und soleo,
wenn letzteres auch mit verkürztem vocal solitus zeigt,
oder andere auf eo den vocal vor tus ganz verdrän-
gen, wie adultus (adolesco), für das man nach ado-
levi adoletus erwarten sollte; man kann indessen in
dieser beziehung wohl arbus-tum für arbosStum, sa-
lictum = salicetum vergleichen. In quiesco tritt keine
inchoativbedeutung hervor, wie in condolesco neben
condoleo. — Aus dem gesagten geht hervor, dafs f&r
das zu erklärende facetus ein verbum *fäceo *fäcere
anzusetzen ist, zu dem es ein unverkürztes partic. pf. pass.
bildet; es wäre jetzt nur noch Ursprung und bedeutong
von fac zu untersuchen.
Ich glaube, dafs auch hier ein fall vorliegt, wo lat. c
für V eintritt, wie deren schon mehrere sicher erwiesen sind:
facio = bhävayämi; vixi, vic-tum von viv-ere = skr. jtv
(Bopp); jacio = skr. cjävayämi von cyu, lacio verglichen
mit lacero = skr. lävayami, von lü (Benfey, in d. zeitschr.
VII, 118). Es vergleicht sich nämlich das betreffende fac
för *fav mit griech. (fav, cfop in (pofog, so dafs facetus
(*favetus) ursprünglich = „glänzend, schön**, woraus sich
die bedd. „anmuthig, fein, elegant ** leicht genug erklären.
Ein blick in das lexikon lehrt allerdings, dals facetus
vorzugsweise von rede und redevortrag gebraucht wird,
und sogar auch die specielle bedeutung des „feinen, witzi-
gen^ (facete dictum) annimmt; doch ist bekannt, wie häufig
auf den kreis des gesichtssinnes bezügliche ausdrücke airf
den des gehörs übertragen werden; hier sei nur etwa an
den „glänzenden** vertrag oder auch an die „funken** des
witzes erinnert, sowie besonders an das mit facetus ganz
synonyme lepidus neben lepor, lepos, welches höchst
wahrscheinlich = skr. vapus, gestalt, Schönheit. (1 für v,
vgl. Bopp vgl. gramm. II. ed. s. 35).
lateiuiscfae etjrmolugien. 289
Es findet sich indessen das für fac angesetzte £&▼»■
(fop im lateinischen anerkanntermafsen noch in fav-illa^
fav-eo, wozu Lottner (zeitscbr. VII, 183) bemerkt, da&
die bedeutnng des wärmens eigenthQmb'ch sei, was sich
aber wohl ao^ der Verwandtschaft der begriffe „leuchten,
glänzen^ und „brennen^ (in Verbindung mit wärme) erklärt.
Faveo würde übrigens trotz seiner etwas modificirten be-
deutung genau dem vorausgesetzten *fäceo entsprechen;
es ist offenbar nicht causal, wie das verwandte foveo, und
ahd. bawjan, und sollte es nicht vielleicht auch „glänzen^
heifsen, so dais favere alicui eigentlich =s einem glän-
zen, d. h. freundlich hülfreich sein, in ähnlicher auffassung
wie das homerische ffdog yiyvouai rivi? Die angenommene
Vertretung des v durch c bestätigt sich noch in fax, gen.
fäc-is, zusammengezogen aus fäcis oder fäces, und
trotz des weiblichen geschlechts wohl gradeza s« (fojroq
t6 (vgl. nubes, f. = vi(pog t6 (skr. nabbas) und sedesfl
= 'idog t6 (sadas). Sieh : Bopp vgl. gramm. 2. ausg. I, 281
bis 282. §. 137), und weiterhin in föcus, welches nicht
SS *fövicus sein kann, ftkr das man föcus erwarten
würde.
2) Provincia und goth. frauja.
Die deutung von provincia aus pro und vincere
ist ebenso alt, als scheinbar lautlich naheliegend; dieselbe
ist jedoch unhaltbar und wohl auch angezweifelt worden,
ohne dafs meines wissens bis jetzt eine passendere an ihre
stelle gesetzt worden wäre. Die gründe filr ihre unhalt-
barkeit liegen aber vorzüglich darin, dals ein zusanmien-
gesetztes vb. pro vincere im ganzen lateinischen Sprach-
schatze ^icht existirt, und der bedeutnng des simplex nach
auch nicht leicht existiren kann (vinco findet sich zusam-
mengesetzt mit: con, de, e(x), per, re, super bei Tertull.).
Weiter berücksichtigt die obige deutung nur eine specielle
bedeutung des worts, die, in welcher wir jetzt „provinz**
VIII. 4. 19
290 Biidenz
ZU gebrauchen pflegen, welche indessen wenig ansprach
darauf machen kann die ursprOngliche zu sein und den
übrigen als ausgangspunkt dienen zu können. Denn bd
proyincia von vincere denkt man, tod dem anstfiisigeD
präfix und der wenig analogien findenden tMldangswdse
abgcsohen, höchstens an die provinz als j^besiegtes, mft
den Waffen unterworfenes land^. Aber wie entsteht hie^
aus die bedeutung ^amt, aufgetragene Verrichtung^, im all*
gemeinen „ein bestimmter thätigkeitskreis eines fibergeord-
neten, leitenden, vorgesetzten*', in redensarten wie: donuD
provinciam cepisti; eam provinciam snscipere, ut...; prae-
tor, cui classis provincia e venerat u.s. w.? Hier kann Ag- ^
lieh von „besiegen^ nicht im entferntesten die rede sein, I
oder CS müfste z. b. in der letzten phrase der unsinn aus- '
gesprochen sein, dafs jemand seine eigne flotte besi^es
solle. Sonderbar wäre es auch, wenn die Römer die letc-
tere bedeutung „amt, vorsteherschaft ^ erst nach der <»^
Werbung ihrer ersten „provinz^ mit aufserordentlich kfih-
ner Übertragung oder starker abschw&chung des begriffis
entwickelt hätten, während es umgekehrt viel eiofachCT und
leichter ist, von der allgemeinen bedeutung »vorstehersohaft*
auf die eines bestimmten beherrschten ländergebietes fibe^
zugehen. Als nahe belege hiefbr können etymologiadi
klare Wörter dienen, wie: gebiet, das franz. gouverne-
ment; die „herrschaft«* N. N.; ja z.b. im magyarischen
bedeutet das einzige wort für land in politischer besiehiuig
(Deutschland, RuTsland), nämlich orszag (iltece fiirm:
uruszag) nichts weiter als „herrschaft«« von ur^ herr. Die
beispiele liefsen sich noch leicht vermehren; indessen iat
so viel klar, dafs eine etymologie för prdvincia ansrei- '
chend sein wird, welche zunächst der erwähnten bedentmig
„vorsteherschaft, herrschaft«« = id cui aliquis praefeetai
est, genüge leistet.
Um eine solche etymologie zu gewinnen, müssen wir
zuförderst provincia als einfache nicht zusammengesetzte
bildung betrachten. Die bedeutung des worts ist abstnct,
und es findet sich damit das äufserste suflSx ia ssskr. ya
lateinLich« • etvmologien. f|§t
in Übereinstimmung, welches bekanntlich auch im gmchS^
sehen ak secundftres abstractsuffix eine grofse rolle spielt^
und im gründe nichts anderes ist, als das fcmininum des
vorwiegend adjectivischen ya, griech. lo, wie dies auch
Bopp mehrfach andeutet (vgl. accent.-syst. s. 156 Öl). Und
kommen z. b. auch im griechischen neben lä nicht durch-
gängig die betreffenden lo-bildungen vor, so lassen sich
dieselben besonders wegen der leichtigkeit, mit welcher das
griechische solche vornimmt und zulälst, unbedenklich vor»
aussetzen, sowie solche auch bei dem antritte andrer sofr
fixe wirklich vorausgesetzt werden (vgl. BOhler, das griech*
secundärsuff. ri;g s. 18). — Im lateinischen findet sich ab*
stracte bildendes ia in beispielen wie: sapientia, prudentia,
dementia; andacia, fallacia; munditia, laetitia, sacvitia, pue-
ritia; aegrimönia, sanctimönia, perfidia u. ähnlichen. Es
bieten sich hier allerdings nicht überall »itsprecheiide ad-
jectivbildnngen auf iu(8), die man dem fem. ia zu gründe
legen dürfte; doch darf man wohl, was beispiele auf tia,
wie mundiüa, pueritia betrifil, neben denen meistens ne-
benformen auf ties bestehen, auf das hinweisen, was Büh-
ler (suff. T)]q s. 36) über das verhältnifs derselben zu ad-
joctiveu auf tius sagt, wobei besonders die neutralformen
auf tium von gewicht sind. Dasselbe gilt von aegri-
monia im vergleich mit Patrimonium, matrimönium, und
will man bei sapientia, prudentia und ähnlichen von stam-
men auf ut auch auf eigennamen wie Prudentius, Lactaiir
tius, Vincentius wegen ihres verhältnilsmäfsig späteren auf-
tretens weniger rücksicht nehmen, so mufs doch in be-
tracht kommen, data diese stamme in der declination theilr
weise eine nach aualogie des slavisch-litauischen durch an-
tritt von ursprünglichem ia, zusammengezogen i, erweiterte
Stammform zeigen, was auch auf andere consonantisch aus-
lautende Stämme (wie falläc, wovon fallacia) anwendung
findet. Endlich noch ein sicheres beispiel, wie im lateini-
schen eine nicht mehr vorhandene adjectivform auf ins
vorausgesetzt werden mufs, ist satietas, ftXr das *satius
zu gründe zu legen, nach analogie von anxietas-anxius
19*
292 Budenz
(Bühler ebend« 8« 34). Nach allem diesem ist es wohl nicht
mehr zweifelhaft, dafs wir uns f&r prövincia an ein ad-
jectivisches *pr6vinciu8 zu halten haben. Sehen wir
weiter nach einer analogie f&r die bildang desselben, so
bietet sich eine solche in nuncius. Nach dem aklatein.
nounciare steht dies wort f&r nonncius. was die ver-
muthung höchst wahrscheinlich macht, dafs es ans növus
entsprossen, seiner bedeutang nach eigentlich ss= „der et-
was neues bringt '^^ Es lälst sich als zusammenziehang
von novincius fassen, wie prüdens = providens, ver-
mittelst der häufigen Verdrängung des i, wie in üdus =
üvidus; das u ist jedenfalls ursprünglich lang: nüncius*).
Ohne in die bestandtheile des sich hier ergebenden secun-
därsuflSxes incius näher eindringen zu wollen, sei blofs
bemerkt, dafs longinquus und propinquus in ihrem
Suffixe ähnliche demente zeigen, besonders in rücksicht auf
den nasal n. Von diesem incius als suffix ausgehend,
kano man in *prövincius eine doppelte grundform se-
hen: *provu(s) oder *pröviu(s) (zusammengedrängt
*prövis), aus welchen beiden *pr6vincius entstehen
konnte. Wir entscheiden uns f&r die letztere, aus dem
gründe, weil sie io der vollen lautlichen Übereinstimmung
mit goth. frduja, herr, zugleich einen positiven halt fin-
det, und stehen nun nicht an auch dem erschlossenen
*prövius dieselbe bedeutung „herr^ zu geben, also ss
„der über etwas schaltet, vorgesetzt ist**. Denn sicher
ist fräuja ein abkömmling von fra 3= ekr. pra, das auch
sonst zu nominalen ableitungen verwandt ist; besonders
bezeichnend ist hier griech. ngofjiog „anfQhrer**.
Ueber die bedeutungsentwicklung von prövincia
von der grundlage eines Vertreters des goth. fr inj a aus,
ist jetct nicht viel zu sagen nöthig: *pr6vincius stellt
sich e^ner bedeutung nach zu fr&uja (prövios) wie pa<*
*) Auf novioius, (Üb elnigerQiaTsen Als pendant dienen konnte, mag
icf) kein besonderes gewicht legen, 4a e» eher eine spätere von na nein«
iiAabhttngii^e lüldong iuis noFiis ist
UitoiniselM «lymologieii. fi3
trtcius zu pater; provincia za provincias
laetitia zu *laetitiu8 (vgL gentilicius zu gentilis). In
specieller hinsieht auf die oben als ausgangspuokt gege-
bene bedeutuog vergleicht sich durchweg praefectura:
1) praefectura urbis, praefectura morum. 2} Aegyptus di«
viditur in praefecturas.
Stuhlweifsenburg, im februar 1859.
Dr. Jos. Bndenz.
294 Cortiiur
Eine bisher nicht beachtete griechische
imperativform.
Die nähere Verwandtschaft der Griechen und Italiker
innerhalb des gemeinsamen Sprachstammes, weit entfernt
ein gedankenlos übernommenes erbstück der älteren gram-
matik zu sein — wie Lottner im VII. bände d. Zeitschrift
s. 18 ff. behauptet — hat sich vielmehr gerade in der neue-
sten entwicklung der vergleichenden Sprachforschung, na-
mentlich seit der genaueren erforschung der umbrischen
und oskischen sprachreste, mit immer grofserer entschie-
denheit herausgestellt. Sie ist bis zu dem grade in die
allgemeine Überzeugung übergegangen, dafs Lottner's ein-
wendungen gegen sie bereits von den verschiedensten Sei-
ten Widerspruch gefunden haben und gewils zum nutzen
derer, die selbständigen Untersuchungen femer stehen, noch
immer mehr finden werden. Die abhandlung Lottner's hat
das verdienst auf manche wenig oder gar nicht beachtete
Übereinstimmungen zwischen den italischen und den nordi-
schen sprachen hingewiesen zu haben, während die engere
gemeinschaft zwischen den zunächst verwandten südlichen
Schwestern dadurch nicht im mindesten erschüttert ist.
Da wo Lottner das letztere beabsichtigt, übersieht oder
verkennt er eine reihe sehr wichtiger punkte, insbesondere
in dem ersten, den grammatischen formen gewidmeten ab-
schnitt. Ich erinnere hier nur an den accent. In bezug
auf diesen, heifst es s. 49, trete die abweichung des latei-
nischen vom griechischen besonders grell hervor. Und
doch sind latein und griechisch die beiden einzigen uns
bekannten indogermanischen sprachen, in denen das drei-
silbengesetz — wie ich es in meiner beurtheilung von Bopp's
accentuationssystem in Jahn's jahrb. bd. 71 s. 349 benannt
habe — den hauptton auf die drei letzten silben eines wer-
tes beschränkt. Hierin liegt weit mehr durchgreifende Über-
einstimmung als in den vereinzelten, wenn auch zum theil
höchst merkwürdigen analogien zwischen der sanskritischen
und griechischen betonung. Und bedenken wir vollends.
eine bisher nicht beachtete griech. imperativform. 295
dais die äolische mundart wenigstens in einem ihrer
zweige die abneignng des lateinischen gegen die betonong
der endsilben theilt, so werden wir Lottner^s aussprach
vielmehr dahin umkehren können, dais trotz erheblicher
Verschiedenheiten, die sich aber sehr wohl nach der tren-
nung der Italiker von den Griechen gebildet haben kön-
nen, im princip der betonung zwischen den beiden sOd-
europäischen sprachfamilien eine so gro&e Verwandtschaft
hervortritt, wie sie sich fttr keine von beiden mit einer
andern indogermanischen spräche nachweisen lälst
Doch dies nur nebenbei. Ich will vielmehr auf einen
modus hinweisen, den Lottner bei seiner Untersuchung um
so weniger mit stillschweigen übergehen durfte, weil ge*
rade in bezug auf' ihn die italischen sprachen in besonde-
rem grade mit dem griechischen susammentre£Pen. Dies
ist der imperativ. Dieser modus fehlt der lettisch -slawi-
schen Sprachfamilie ganz, die germanische hat nur von der
zweiten person der drei uumeri Überreste. Die dritte per-
son des imperativs ist ein ausschliefslicher gemeinbesitz des
Sanskrit, zeud, griechischen und italischen. Es wird ge-
nügen deshalb auf Bopp's vgl. gramm. §. 717 ff. und meine
tempora und modi s. 268 ff. zu verweisen. Dabei fin-
det aber noch eine besondre Übereinstimmung der beiden
zunächst verwandten familien statt. Für die 3. sing. imp.
haben das sanskrit und zend zwei formen, von denen die
eine auf -tu, die andre auf -tat ausgeht Jene beruht,
wie ich a. a. o. glaube gezeigt zu haben, auf dem einfach
gesetzten personalpronomen, diese auf dessen Verdoppelung.
Die beiden südeuropäischen sprachen kennen nur die
zweite. Denn im oskiscben liegen nur formen wie lik-i-tud,
es-tud vor, das lateinische es-tod ist bei Festus p« 230 in
einer uralten gesetzesformel erhalten, und danach wird nie-
mand zweifeln, dais das spätere lat. -to nebst dem umbr.
-tu (Auft-echt umbr. Sprachdenkmäler I, 141) ein d einge-
büfst hat und dafs auch das griech. -r«/, das mit skr. tu
nicht zusammengebracht werden kann, auf -rcor zurückgeht.
Der gang der entwicklung war also, so scheint es, dieser:
296 Curtius
indogermanisch vagh'a-tftt
grftcoital. vegh-e-töt skr. vah-a-t&t
nrgnech.jrBX'i'Ta)T altital. veh^e-tod
griech. kx-^-rw - "** ■ '^ ' '
osk. [veh-e-ltod lat Teh-i-toCd)
ambr. vei-tu.
Erst nach der aussonderung des sfldeuropäiscAeii swdgei
bildeten sich bei Indem und Persem die formen auf -to
(skr, vah-a-tu)*).
Dieselbe gemeinschaft zeigt sich aber auch in der
3. pers. plur. Das griech. l;^-o-yrioy findet nicht im da.
Tah-a^ntu sein unmittelbares analogon. Ich habe schon
früher die vermuthung ausgesprochen, dafs das v dieser
form erst in späterer zeit nach analogie der meiaten drit-
ten pluralpersonen des activs sich eingeschlichen, dafa dem-
nach die Dorier in ihrem kx^o-vro) (Ahr. d. Dor. p. 296)
die erste mit dem lat veh-u-nto unmittdbar zu Tei^glei-
ohende bildung erhalten haben. Diese annähme ist jeden-
falls weniger bedenklich als mit Bopp £;)f-o-yroiy ans dem
medialen skr. vah-a-ntam zu erklaren, und somit eine, soosi
gar nicht nachweisbare Vermischung des activs mit dem
medium anzunehmen, bei der das lat. Teh»u-nto doch an-
erklärt bliebe.
Bekanntlich besitzen nun aber die Italiker eine dop-
pelte impcratiyform und zwar am deutlichsten f))r die
2. sing, und plur. : lat. veh-i-to neben veh-e, veh-i-tote ne-
ben veh-i-te. Das sanskritische analogon f&r beide nameri
hat man längst in dem in den veden erhaltenen vah-a-tlt
erkannt, das — aufser der schon oben erwähnten geltimg
als 3. sing. — die bedeutungen von vehito und vehitote in
sich vereinigt, als zweite pers. plur. aber doch wohl einen
endvokal eingebQfst haben dQrfte (fär vah-a*t&ta) und so-
mit gegen veh-i-tote im nachtheil steht. Augensoheinlich
*) Wegen des verhältuistwjs der wurzel /;^ zu skr. vah, lat. veh,
ich auf meine „grundzüge der grieehischeu et^^ologie** I, 160 ff.
«ine bisher nicht betehtete griech. iinperaiivfonn. 297
beruht auch diese bildung auf dem princip der verdoppe*
luDg des pronominaleii elements, eine aufTassung, die ihre
bestätigung in den merkwQrdigen umbrischen formen auf
-tutu, seltner -tuta findet (habe-tutu, ai-tuta), welche sich
zu den lateinischen auf tote geradeso verhalten wie lat.
veh-i-tod als dritte zu veh-i-to(d) als zweite person. Denn
Aufrecht und Kirchhoff fassen die umbrischen formen auf
-tutu oder -tuta mit recht als dritte, nicht, wie ich es in
den ,,tempora und modi^ s. 271 anm. that, als zweite per-
sonen.
Bisher schien es nun, als ob die Griechen nichts dem
lateinischen veh-i-to als zweiter person entsprechendes
besäfsen. Aber in dem noch lange nicht erschöpften lexi-
kon des Hesychius ist, wie ich glaube, in der that eine
spur dieser bildung erhalten« Wir finden nämlich bei
Hesychius die glosse iX&BTwg* avri rot/ iXd'L JSala^ivoL
Für das letztere, in dieser Schreibung sinnlose wort scheint
mir Musurus lesart ^aXaiiivioi immer noch wahrscheinli-
cher als die von Moritz Schmidt in seiner ausgäbe II, 65
gemachten vorschlage. Denn warum sollte uns hier nicht
eine notiz über die mundart der Salaminier erhalten sein?
Vielleicht nicht der Attica zunächst wohnenden, sondern
der kyprischen Salaminier. Denn kyprische glossen erklärt
Hesychius häufig und zwar theils mit hinzufügung des all-
gemeinen Kvngioi, theils mit uennung einer besondem Stadt
auf Kypros z. b. Ildcfioi. Eine Zusammenstellung der in
dieser weise bei Hesychius aufgeführten Völkerschaften wäre
in mehr als einer beziehung von grofsem interesse. Jenes
kk&tTW(i nun, was die handschrift bietet, ist bisher von
niemand verstanden. M. Schmidt vermuthet kXd^k ruig =
TiQoiiok' (aSs, Allein ich wüfste nicht, wo raig „hieher"
bedeutet. Meineke schlägt noch kühner kk&erwaav avri
Tov ild^ovTODV vor. So mit dem text eines lexikons umzu-
gehen, das uns fast auf jeder seite seltne, in unsem grie-
chischen autoren nicht nachweisbare ausdrücke überliefert,
scheint mir unstatthaft. Es kommt hier vielmehr auf er-
klärung als auf accommodirung an bekannte griechische
298 Curtlus, eine bisher nicht beachtete griech. imperativform.
formen an. Nun ist ja aber jenes il&eTÜg gerade dieje-
nige griechische form, die wir als analogon der erwähnten
stärkeren zweiten person erwarten dürfen. War vagh-a-
*tat vor der aussonderung der südeuropäischen familien im
sinne der 2. und 3. sing, gebräuchlich, so mufste daraus
zunächst gräcoitalisch vegh-e-tot werden. Da die griecbi*
sehen lautgesetze das t im auslaut nicht duldeten, so war
ein doppelter weg gegeben. Entweder das t fiel spurlos
ab. So entstand die übliche form der 3. sing, ^/-c-rcu.
Oder es verwandelte sich, wie in den aus ablativen auf ät
hervorgegangenen adverbien auf cog in g. Danach hätten
wir kX'i-TUßg zu erwarten, eben die form, deren analogon
uns in hW-^-räg vorliegt Und was wäre aufi&Uendes da-
bei, dafs sich eine solche bildung gerade nur in einem ein-
zigen beispiel erhalten bat? Irgend ein Sammler von mund-
artlichen glossen mochte sich gerade jenes ihm vorgekom-
mene ÜMtxiog gemerkt haben. Ja es Lst sogar nicht un-
möglich, dafs sich in einer mundart nur in einem einzigen
sehr geläufigen verbum die uralte formation erhielt. Und
selbst der auffallende accent — auf dessen getreue Über-
lieferung ich indefs nicht viel gewicht legen möchte —
liefse sich rechtfertigen. Weicht doch auch iXä-k nebst
löi, Xaßi^ eini, ev()e im accent von der analogie des ver-
bums ab. Auf jeden fall haben wir in iXOEXiag eine form,
welche sich mit strengster berücksichtigung der lau^setze
und der analogie ungezwungen und ohne änderung eines
buchstabens als eine verstärkte zweite person des impera-
tivs erklären lälst.
Kiel, im märz 1859.
Georg Curtius.
Schw«iser<49idkr, «nzeigen.
Ueber auMpracbe, Tokalumas and betonung der lateiaisclien spräche.
Von der kdnigL akademie der Wissenschaften zu Berlin gekrönte
preisschrift Ton W. Corssen. Erster band. Leipzig, bei B. G.
Tenbner. 1858.
In den letzten jahrEehnten und besonders im jüngsten der-
selben wendeten sich von den aasgezeiebnetesten philologischen
kräften Deutschlands mit Vorliebe nicht sowohl dem aufbaue ei-
ner wissenschaftlichen d. h. in ihren realprincipien erkannten ond
in ihrem geschichtlichen verlaufe verfolgten syntax, als vielmehr
der erforschung der Orthographie im eigentlichen sinne dieses
Wortes, und der daraus erkennbaren laute oder lautverbindungen
und der formengestaltung auf dem gebiete des lateinischen zu*
Zunächst geschah das vorherrschend im interesse einer möglichst
wahren darstellung von lateinischen texten ; aber allmählich ward
eine solide grondlegong für die geschieh te der laute und for-
men angestrebt, und das anscheinend kleinste wurde darauf an-
gesehen, ob es fullstein in dem baue werden könnte: so haupt-
sächlich von Ritschi in Bonn, der durch seine nicht genug zu
preisenden arbeiten für Plautus hiezu angeregt wurde, und durch
seine jüngste rüstige schule, die mit energie und subtilität auf
der bahn des meisters vorangeht Mit aufserordentlicher Sorgfalt
und mit wachsendem Verständnisse wurden und werden die ältesten
handschriften geprüft und wird nach der in denselben zu tage
tretenden tradition gespürt, die berichte der alten grammatiker
werden erwogen, die Inschriften und münzlegenden durchsucht und
ihre sprachlichen eigen th um lichkeiten nicht etwa, wie es leider
noch in Zells handbuch geschehen mufste, als mehr und minder
alberne curiosi täten angemerkt, sondern nach zeitlicher und ört-
licher entwickelung bestimmt, und die anwendung gewisser gram-
matischen, von dichtem ausgegangenen theorieen nachgewiesen«
Damit einigten sich umfangreiche und nicht nur im einzelnen
befangene metrische forschungen, deren ergebnisse um so bedeu-
tender waren, wenn sie sich, wie bei Ritschi, vom ältesten mafse
des saturniers bis zur gräcisierenden dactylischen poesie hin be-
wegten und überall die entwicklungsmomente ins äuge fafsten«
Daher kam natürlich auch der lateinische accent zur Sprache,
der nicht überall in der einfachheit erschien, wie sie die Überlie-
ferung der grammatiker bot, und das verhältnifs des accents zum
metrischen baue der mehr nationalen poesie. Sehr fordernd für
300 Schweisei^dlir
die erkenntnifs der sprachlichen entfaltong im alten Italien Ab»
haupt and darum auch fSr das lateiniflche insbesondere miible
das glückliche gelingen der yersaehe sein, die yerscfaiedeiien ss-
teu angehörigen denkmale oskischer und ambrisehor ^rache n
deaten. Aber unrecht wäre es hier des einflosses der neocn
sprachvergleicbang aaf dem breiten boden der indogermsoisdMi
sprachen za vergessen, welche nicht nur allgemeine g o s cts e BKt
stellte 9 sondern auch die speciell italischen nnd die Isleinisdwi
spracherscheinangen ins rechte licht settte. HXtto dieses regt-
lativ gefehlt, am wie viel weiter sorfick mfllkten wir noeh sob
in einer sichern auslegung der umbrischen und osidsdien deak-
male. Und snletzt soll nicht verkannt werden, dab die vm
Diez begründete wissenschaftliche grsmmatik der ramsnisfhM
sprachen nicht blofs anreizte, das hier gefimdene waler mriek
za verfolgen and nach dem vergangenen sa Sachen, senden
auch sofort manches in der alten spräche aofhellte. Aber noch
waren diese forschangen vereinzelt nnd serstrent, nnd msncbei»
namentlich manches, was den sprachlichen nnd metrischen bH
der alten comödie betrifft, dem widerspräche unterworfen:
war es sehr zeitgemfifs, dafs die Berliner akademie eine
aufgäbe stellte, die die erkenntnifs der lateinischen aus-
spräche, des accentsystemes der Römer im verfailtmb sm
gesammten vokalismus der spräche, endlich der princi*
pien der alt römischen (nicht grädsierenden) verskanst arf
grundlage der neuesten forschangen fördern sollte. Diese ut
gäbe hat hr. professor Corssen in ganzer weite getUht und nit
glucklichem Erfolge zu lösen unternommen. TSRcht nur benutitei
sichtete und ordnete er die ergebnisse aus Inschriften nnd
Schriften mit grofser Sorgfalt und wohlbelohntem sIreben
klarer Übersichtlichkeit, nicht nur arbeitete er die niehtlsftBiDi-
sehen italischen sprachreste, soweit sie als indogermaniseh o^
kannt «ind, selbständig mit stetem hinblicke aof seine
aufgäbe durch, nicht nur zog er die sogenannten roi
sprachen herbei und vereinigte sie auf manchen punkten treffliek
mit der alten römischen Volkssprache; im hintexgmnde liegt ehe
genaue kenntnifs der resultate der Sprachvergleichung nnd dff
physis der sprachlaute, die für die aufhellung der lautverblndM-
gen von so ungemeinem wertbe ist.
Im vorliegenden ersten bände bebandelt Corssen die ans*
spräche und den vokalismus. Er verfährt dabei so, dab er
einer voraasgegangenen sehr eiDlfirslichen einzelunterBodumg im*
mer das endergebniCs in möglichster kürze hinzufügt. Wir wer*
den dämm bei unserer besprechang, die ja das bach nicht er*
setzen soll noch kann, nur dann auf die endresultate eingehen,
wenn wir damit nicht völlig übereinstimmen können, im übrigen
aber mehr über einzelheiten innerhalb der Untersuchung berich^
ten oder unsre ansichten entgegensetzen. Die Untersuchung über
die ausspräche leitet der verf. mit einer gedrängten geschicht-
lich gehaltenen darstellung des römischen alphabets ein, welche
in der weise erst durch Mommsens umfassende forschung, nie-
dergelegt in seinem trotz manchen mfingeln epoche machenden
buche über die unteritalischen dialecte, in seiner reichen abband-
lung über das nordetruskische aiphabet und endlich in seiner rö>
mischen geschichte, ermöglicht wurde. Gewisse zutbaten zum
alten alphabete, wie der ausdruck der vokallängen durch dop-
pelte Schreibung oder besondere zeichen, der ausdruck der con-
sonantenschärfung durch deren vcrzweifachong, die darstellung
des nichtitalischen v durch oe, die Glaudianischen bochstaben
u. a., sind besonders durch Ritschi und seine schule ihrem We-
sen und ihrer zeitlichen entstehung nach genauer bestimmt wor-
den. Corssens folgerung aus dem umstände, dafs nach richtiger
deutung im zwölftafelgesetze für die Verbindung von CS noch
kein besonderer buchstabe existierte, während derselbe im S. C.
de Bacc. schon erscheint, die folgerung, es sei das zeichen x in
der zeit zwischen den decemvim und Veji's fall, oder, was hier
wichtiger, zwischen Cimons tod und dem archontate des £u-
klides, dem lateinischen alphabete zugefugt worden, ist wohl nicht
anzufechten. Unter den alten Wörtern, in denen k statt des Jün-
gern c erhalten ist, hätte auch merk, für merkatus aufgeführt
werden sollen, zumal da sowohl in der abkürzung als in der
Schreibung mit k ein wichtiges historisches moroent liegt. Die
bezeichnung der vokalischen länge durch Verdoppelung hat nicht
etwa nur im neuhochdeutschen eine analogie, sondern ebenso in
den ältesten althochdeutschen quellen, wie denn in spätem alt-
hochdeutschen quellen auch der circumflex zu demselben zweck
verwendet wird; Grimm gramm. P,89. Nach der darstellung
des alphabets vorfolgt der verf. die ausspräche der römischen
laute von den festesten gutturalen consonanteu an durch die
halbvokale hindurch bis zum dünnsten vokale. Eine hauptpartie
macht dabei naturlich die art und weise aus, wie sich die con-
302 Scbweizer-Sidler
sonanten in der Verbindung mit andern and mit halbvokalen und
Tokalen gestalten, bestehen oder vergehen. Als beispiele vom
verschwinden der tenuis k oder c vor n werden auch aranea,
lana und luna aufgeführt. Sicher ist in den beiden ersten nur
der ausfall einer gutturalis, wenn auch eine auslautende nrsprang-
liche tenuis in der wurzel nicht gerade unwahrscheinlich ange-
nommen wird. Von luna sagt schon Cicero sehr natürlich, sie
sei a lucendo benannt „eadem est enim Lucina^; aber die ake
form losna scheint uns anf andere fährte za leiten, statt auf
wnrz. ruc vielmehr auf würz, radh, die in iQV&gog rutilas a. 8.f.
treibt Jedenfalls darf man nicht mit Preller, löm. m3rth. 289,
anm. 3, sagen: Losna für Louna, wie casnar für canus.
Auch hör tu s und cohors sind nicht sichere beispiele für den
ausfall von c zwischen r und t. Aber wichtiger ist die nun fol-
gende Untersuchung, ob schon im altrömischen das c (k) vor den
vokalen e und i und den mit ihnen zusammengesetzten di-
phthongen ähnlich wie im umbrischen und volskischen assiluliert
worden sei. Aus dieser meisterhaft geführten Untersuchung eiv
gibt sich, dafs die assibilation des c vor e und 1 erst nach dem
siebenten Jahrhundert nach Christus durchgedrungen sein kann,
dagegen die entwickelung eine ganz andere ist, wenn dem ci
noch ein vokal mit ausnähme des i folgte. Hiebei müssen die
Verbindungen -tia, -ti^, -tio u. 8.f. mit in betrachtung gezogen
werden. Läfst sich nachweisen, dafs diese mit -cia u.s. f. wech-
selten, so ist eine allerdings ursprünglich nicht ganz gleichart^re
assibilation in den betreffenden gruppen als ausgemacht anznneln
men; und ein solcher Wechsel ist in der that bis in die bessern
Zeiten der lateinischen spräche hinauf theilweise nachweisbar.
Aus der Untersuchung heben wir hervor, dafs, wie im griechi-
schen und in den romanischen sprachen, so auch im oskischen
Bansae statt Bantiae s statt ti eintritt, und machen anf die
instructive etymologische Zergliederung von vielen s und seinen
genossen aus vicentiens u. s. f. aufmerksam s. 30b. Den In-
nern grnnd dieser assibilation sieht C. in der durch die Sprach-
vergleichung erwiesenen ursprünglich halbvokalischen natur des
dem c und t nachfolgenden i. Wir können diesen abschnitt nicht
verlassen, ohne -einiger cinzelheiten zu gedenken. Dafs etymolo-
gisch die Schreibung mit t in contio für coventio, in noun-
tio, nontio, nuntio für noventio, in setius u. a. richtig sei,
ist zum theile länger bekannt, zum theile von Corssen erwiesen;
iBMigeD. 303
zweifelhafter ist conditio, condicio, das die einen von oon-
dere, die andern von condicere herleiten wollen, und in den-
selben kreis gehört ditio, diclo. Wir gehören zu denen, die
hier dare im sinne von ti&tjfii zu gründe legen und ditio als
„Satzung^ (^sofiog deuten. Darin können wir Corssen nicht bei-
stimmen, wenn er Fleckeisens erklfirong von couvitium, sns-
pitio, setius, cotio umzustofsen sucht, ohne uns einen rechten
ersatz für den Verlust zu bieten. Er hat unterlassen invito (ge-
wifs für invicito) vitare (für vicitare, vgl. gr.jreixsiv^ deutsch
weichen), invitns (ffir invicitus von wnrzel va^, vergl. griech.
exck>V u. s. f.) aufzuhellen, und, wie wir sehen werden, gehört auch
nitor hieher: Setius ist eine ähnliche form wie diutins und
noch leichter erklärlich: ist secus von würz, sec, sequ, wie
Corssen anderswo meint, gleich secius, wie minus gleich mi-
nius, so vertritt uns setius ein sequetins, sequentius. Sehr
fruchtbar ist die behandlang des Q, QV. Längst hat die ver-
gleichende Sprachforschung nachgewiesen, dafs sehr häufig, zumal
im griechischen, ein n ursprunglicherem k gegenübersteht, dafa
nicht minder häufig im lateinischen und deutschen ein v erscheint,
wo einst eine volle gutturalis gestanden haben mufs; das latei-
nische Q, QV bringt uns den grund dieser lautwechsel zur an-
schauung. Unter den sanskritischen Vorbildern^ in denen k oder
c an der stelle eines lat k oder qu, eines griech. n erscheint,
hätte der verf., wäre ihm daran gelegen gewesen, noch mehreres
aufzählen können, zu sequor, insece, anetv skr. sac, zu
dzQexfj^y torqueo, tginony skr. tark, sicher eigentlich vol-
vere, auimo volvere, vgl. trkvan u. s. f. Die gutturale me*
dia wurde bekanntlich erst später aufs neue durch ein eigenes
zeichen von der inzwischen wieder schärfer als besonderes her-
vortretenden tenuis geschieden. Es spricht allerdings viel für
Corssens ansieht, dafs sich nicht sowohl c zur tenuis erhärtet
als k, abweichend vom etruskischen und nmbrischen, gegen die
media hin sich erweicht hatte. Eine solche media findet sich
auch später noch unter begünstigender Umgebung. Den vom verf.
dafür angeführten beispielen können wir noch mehrere nicht min-
der sichere hinzufügen, so für den Übergang eines c in g im
inlaute naugae, nogae, nugae, welches Ritschi im programme
für das Wintersemester 1854 — 55 trefflich mit naucnm in Ver-
bindung gebracht; und für den Übergang eines vor r stehenden
anlautenden c in g skr. kr^a, cracentes bei Ennius ann. 497
304 Schweizer-Sidler
ed. Vahlen, endlich gracilis. Aehnlicb wie Kahn deutet Corssen
gloria als eine ableitung yon würz, ^ru, xXv, Unbedenklich ist
die annähme des Verlustes von g = c auch in loidas, ludere;
denn nicht nur scheint dessen ableitung von skr. würz, krid
^spielen ^ die einzig richtige, wir erinnern uns auch aus guten
codd. cludere und cl andere verzeichnet gefunden zu haben,
wo ludere gemeint ist. Sehr sinnig erklärt der verf., wo er
vom abfalle eines g von r handelt, (g)nitor aus einem verbal-
adjectivum gnitus von einem verbum genuire, denominativnm
von genu ^knie^, und fuhrt dagegen (g)nixu8 auf ein ge-
ll uigo zurGck, dessen zweiter bestandtheil agere sei, wie in
remex, senex (?). Aber iurigare, iurgare, purigare,
purgare, clarigare, remigare sind lauter denominativa nach
der ersten conjugation, und ein gnictus, gnixus statt genni-
gatus hat für uns etwas sehr bedenkliches. Noch bedenklicher
wird die sonst so schöne deduction durch das goth. hneivan,
ahd. hnigan „sich neigen % zumal wenn Oraff, wie es scheint,
mit redit hnegenti nitens auf ein hnegen zurückfuhrt, vergl.
mhd. „do er uf die krucken neic^. Nach unserer ansieht
entstand gnixus aus gnictus und ist die ältere form von ni-
sus; nitor ist gleich nictor oder nicitor und bietet ein fer-
neres beispiel für die ausstoisung von c vor t. Ob auch in nn-
bere und nectere, wie Lachmann aus der Schreibung conn«
bium und conectere geschlossen, eine anlautende gutturalis
ausgefallen, können wir nicht genau bestimmen, indem weder skr.
nah einen vollgiltigen beweis an die band gibt, noch uns bis
anhin das verhältnifs von nubes zu nubere und von dem ersten
zu vBqiehi gehörig aufgeklärt worden. Erwiesen ist, dafs g nicht
selten, wie k, einen labialen laut aus sich entwickelt und dann
selbst verschwindet, nachdem es in Verbindung mit diesem ein b
erzeugt, oder indem es nur ein v zuruckläTst, so auch in frug(es}
(skr. bhuj, fungor, brauchen), fruor für fruvor; aber um-
gekehrt durfte auch einzeln v zwischen vokalen gutturalen hauch
angenommen und dieser sich zur festern gutturalis gestaltet ha-
ben. Sonst mufste man in con finge s im Verhältnisse zu fluv,
fluvius eine erweiterte wurzelform annehmen. Nicht selten
schwindet g vor j, wie in major, ajo u. s. f., und sehr treffend
bringt Corssen das subst adagium zu der nothwendig voraus-
zusetzenden würz, ag, wozu wohl auch prodigium gehört In
magis und seiner ableitung magister im gegensatz von mi-
nister a.a.f. Stiers das lateinische nar in derscbriftdasg niefat
ans, wie es im oskiscben, umbrischen und gothischen wirkUeh
geschah. Auch im lateinischen, noch deutlicher aber in den ubri«
gen italischen dialecten, besonders im umbrischen, Ififst sich, wie
im germanischen, eine doppelte gestaltung des gutturalen hauch*
lautes unterscheiden, eine noch festere und der wirklichen aspi-
rata näher liegende und eine dünnere. Wenn im umbrischen
regelmäfsig, im oskiscben vereinzelt, c vor sufifixalem t in h uber^
geht, so berührt es sich darin wieder auffallend mit dem gennar
nischen, Orimm geschichte d. d. spräche 362 ff., wie auch darin
eine analogie mit dem althochdeutschen sich, findet, dafs h als
dehnungszeichen fungiert. Aehnlich wie im umbrischen scheint
übrigens h auch im altlat. mehe statt m^ zu stehen. Die dünne
des feinern hauchlautes zeigt nicht sowohl dessen entstehung
aus f und J, wie in ahenum und pihom, pium, als seine Un-
sicherheit im anlaute, indem, wie wieder im althochdeutschen,
ein h bald geschrieben wird, wo es etymologisch gar nicht be-
gründet ist, bald wegbleibt, wo es die entstehung des wertes for-
dert. Etymologisch durchaus unberechtigt ist z. b. h in dem
Stammnamen der Herminones, das ein goth. Airmanans
voraussetzt, ferner in humerus für umerus, in ümor u.a.;
dagegen durfte es, sehen wir auf den Ursprung, nicht fehlen in
holus, hclus, es scheint auch, nicht in herus, heres u. s. f.
Wenig Schwierigkeit bietet der laut eines p» Wenn es durch
apokope eines vokales in den auslaut tritt, so erweicht es sich
meist in b, und einigemal finden wir sogar statt an 6 ein af.
Die analogie von ad u. s. f. scheint die ansieht Kuhns, dafs hier
f, b der einwirkung eines ursprünglich schliefsenden s zu ver-
danken sei, zweifelhaft zu machen; aber in den meisten fallen
ist es, wie wir sehen werden, gerade das rein auslautende t,
das sich in d erweicht. Darin stimmen wir mit Gorssen fiber-
ein, dafs p auch in temptare, pedetemptim nur ein ver-
mittelungsbuchstabe seL Corssen hat erwiesen, dafs b im latei-
nischen erst verhältnifsmfifsig spät zum leisen v- laute herabsank,
dagegen nicht selten als erweichung von p vorkommt Nur hätte
der verf. unter den beispielen der spätem kaiserzcit, in denen
sich ein aus b entstandenes v zeige, nicht den flufsnamen Da-
nn vi us auffuhren sollen, da diese form sowohl durch munzle-
genden als durch inschriften aus besserer zeit allein als richtig
bestätigt wird, und auch die durch Zeufs und Gluck wohl be-
VIII. 4. 20
306 SchweUer-Sidler
gründete «tymologie (Danovias von dann strenaus) dem wi-
derspricht. Sehr instructiv ist die darstellaog der entstehong and
des Wesens des f-laates, der in den italischen dialecten ganz
wie im gothischen weder ein v noch ein griechisches q> vertritt
Ob dieses f je eine volle aspirata gewesen, müssen wir sehr be«
zweifeln: dafür konnte man den Übergang in b anführen, wie
er im inlaute hervortritt, dagegen scheint ans zu sprechen, dafii
es so wenig ak h im germanischen einer eigentlichen laatver-
«chiebung unterworfen ist, dafs es im lateinischen and im gan-
zen aach im deutschen kein m vor sich daldct, dafs endlich der
vokal vor n f gedehnt wird. Dafs f in h übergehen , dafs es
nach dieser wandelung ganz schwinden kann, ist schon berührt,
and diese erkenntnife löst ans manches r&thsel in der conjaga-
tion and besonders in der declination, so die dat. pI. der ersten
and zweiten declination, die adverbia aof im a. s.f. Was die
etymologische entstehung des f betrifft, so meinen wir ebenso-
wohl laognen za dürfen, dafs es je aus ^ hervorgegangen als
das, dafs v in den italischen sprachen je eigentlich einem f ent-
spreche. Zwar stellt C* frango mit griech. gi^pnff/ti zusammen,
aber viel näher liegen jenem skr. bhanj und goth. brikan, and
frigeo steht mit (pQiaafo ifar orsprünglich (pQip'a in engerer
Verbindung als mit ^lyo$. Nicht so reich ist die geschichte der
Zahnlaute. Das t ist nicht selten im auslaute erweicht und konnte
dann auch geradezu abfallen, woraus vielleicht geschlossen wot-
den darf 9 dafs es z. b. bei den eomikern oft keine laatliche gel-
tung hat, wo es geschrieben ist In den verbalformen des oski-
schen und umbrischen zeigt sich ^ie erweichung und das ver^
schwinden eines t, wenn es ursprünglich den auslaut bildete,
während t blieb an stellen, wo die form ti forderte. Sollte nidit
in anderer weise im lateinischen etwas ähnliches bemerkbar sein:
mindestens in id^ quid, quod, illud u. s.f., wo die erweichung
durchgedrungen, ebenso im ablativus singularis und im impera-
tivus, wo t durch d hindurch schon zeitig ganz untergieng, ist
jenes ursprünglicher auslaut, in quot, tot, at nicht Geben wir
nun auch ausnahmen zu, wie z. b. m et ein ablativus scheint, so
macht es doch diese beobachtung zweifelhaft, dafs ad, wie Cors-
sen meint, dem skr. ati entspreche. Ad ist im lateinischen die
ältere, at die jüngere form, Ritschi de Aletrinatium titulo III sq.;
and dieser aussprueh wird bestätigt durch das goth. at und das
ahd. az. Das führt uns aof skr. adhi zurück. Für die erwei-
tnseigtn. M7
chang eines inlsntenden t durch die umgebenden laute, nament-
lich durch ein vorausgehendes n, konnten auch die andern ita*
lischen dialecte und das mittelhochdeutsche zugezogen werden.
Eine lautlich sehr interessante erscheinung ist die darstell nng ei-
nes z durch dj, die nicht gerade spät fällt. Ein beispiel findet
sich auch in den fragmenten des Oranius Liciniunus, n&mlich
Ariobardjanen gleich Ariobarzanen.
Mit angemessener ausfuhrlichkeit sind dann die liquidae, die
Sibilanten und halbvokale behandelt; haben sie doch eine recht
interessante und nicht arme geschichte schon innerhalb des latei-
nischen. So sehr es gelüstete, dürfen wir doch nur weniges aus
diesen abschnitten herausheben. Unter den beispielen, wo aus-
lautendes (aber doch nicht ursprünglich auslautendes) s in r
übergegangen sei, fuhrt Corssen auch die lateinischen passiven-
dungen auf, die zuerst von Bopp^ mit ausnähme der zweiten pers.
plur., als an die activendungen angefügtes pron. reflex. dargestellt
worden, und diese erklfirung mufste um so mehr einleuchten,
da einmal dieses pron. ursprünglich auf alle personen und auf
beide zahlen pafst, anderseits mehrere der verwandten sprachen
bei der bildung des passivums auf ganz ähnliche weise verfah-
ren. Mommsen erhob zuerst in seinem buche über die unter-
italischen dialecte Widerspruch, weil sich diese r-form auch im
oskischen zeigt, während dieses sonst keine deutlichen spuren
für den rhotacismns aufweist Neulich, im vierten heft der bei-
trage zur vgl. sprachf. I, 444, setzte diesen Widerspruch Schlei-
cher vom keltischen aus fort, dessen passivum in merkwürdigem
einklange mit dem lateinischen steht, und auch das keltische ist
dem rhotacismns fremd. Doch keiner der gegner ist im stände
das lat s in der zweiten person singularis aufzuklären. In einer
anmerkung zu s. 106 bestreitet C, dafs vor gn im Inlaute noch
ein gutturaler nasal gehört worden sei. Seine gründe überzeugen
uns aber nicht, und sowohl der yama der sanskritsprache, der
schon in alter zeit bemerkt wird, als der umstand, dafs der vo-
kal vor gn gelängt wird, scheinen uns für Schneiders ansieht
zu sprechen, üeber diesen yamas vgl. Regnier R. V. präti^akhja
p. 51 sq. und p. 300 sq. Dafs m zuweilen ohne etymologische
bedentnng vor den labialen lauten aufstieg, wollen wir nicht
läugnen, und es konnte dann zunächst nur eine mechanische Ver-
längerung der Silbe bewirken; aber in verbalformen wie rumpo
u. a. ist es nach Kuhns und Benfeys Untersuchungen vielmehr
20*
908 Schweiser-Sidler
ein nasal , der arsprfinglich einem nachfolgenden aufBxB ng^
hörte und von da aas in das innere der wursel gedmngen. Kei-
lich ist im lateinischen der nasal oft auch in formen geUid»,
in denen er keine innere begründang hat« Wo C* Ton der ip»
cope des m spricht, nennt er sum als die einsige form desprii
indicat, in der es vom alten -mi übrig geblieben; wohl nnraa
versehen und nicht, weil die form anders erklärt werden sollte,
ist in quam weggelassen. Uebrigens wurde gewifs aachimftlk,
dafs m weggestofsen wurde, ursprünglich mindestens der mm ■
den auslaut tretende vokal nasaliert. Aach die yedenapnek
weist schon einzelne beispiele vom Verlust des ^rortschliebendei
m auf. Trefflich ist des verf. nachweis, wie sehr dieser sdnra-
kende m-laut zur verderbnifs und unkenntnÜB der formen in ipi^
terer zeit beigetragen, wie denn überhaupt die ergebnisse seaff
Forschungen über die lateinischen laute uns das sinkende ktäi
und die entstehung romanischer formen mannigÜEUsh anfheOei.
Dafs s in der regel vor n ausföUt oder sich in r erweifihti ü
richtig und natürlich, in penna aber, wo s freilich aus t epfc-
standen war, ist es dem n assimiliert. Was den ^fjpgfott des i
vor f betrifft, so hat es doch seine bedeutende nachwirkong dM
in der aspiration zurückgelassen , wie das Kahn in seinen la-
chen Untersuchungen über s nachgewiesen. Das latein hat nv
darin etwas eigenthümliches, dafs die aphäresis conseqaent statt-
fand, während sie in den verwandten sprachen nicht dorch^
drungen. Völliger wegfall des s zwischen swei vokalen, is
griechischen regel, ist im lateinischen nur sehr bedingongBwdr
anzunehmen. Wir haben schon anderswo ansre bedenken dv-
über geäufsert, dafs Corssen die declination von dies uid Bpei
so zu erklären versuche, dafs sie beide nur, weil aoflllig dnc
vor dem schliefsenden stammhaften s stehe, aas der dritten ib
die fünfte gewandert Zufällig scheint allerdings dieser wutdeL
aber jenes s das nominativzeichen, in dem diSs für diArs «■!
spes für spers steht Die apocope des s, die Torfibageheade
und die bleibende^ ist von grofsem einflufs auf die gestaltnng der
sprachlichen formen und ihre erkenntnifs erkl&rt ans naniwi*^^
manches in der lateinischen declination,. besonders anch in der
declination des spätem lateins und des romanischen« Dafs asA
die Zahladverbien ter und quater ein s verloren and dieses d«
8 der vollen comparativsilbe iens war, ist durch die spraehi«-
gleichung ausgemacht; nur ist es wahrscheinlich, dafe voiher die
comparativsilbe in -as, -ns, -es, -is zusammengeschranipft und
z. b. quater in fthnlicher weise entstanden sei, wie paeras,
puer, oskisch kenstur für kenstarös. Wenn C. aof s. 120
sagt, dafs aof voraagusteischen inschriften, abgesehen von den
voriier berührten ältesten Zerstörungen des s kein anderes s als
das nominativzeichen der o-stämme in der schrift weggelas-
sen worden, so hat er wohl die Foriasinschrift (Hentzen 5674)
übersehen, wo sich deutlich TRIBVNO MILITARE findet und
militare doch in keiner weise mit praedad verbanden wer-
den kann. Sehr belehrend ist der abschnitt über X und XS»
nicht nur geeignet ans das italien. ss fürx aafzuklilren, sondern
wohl auch altlateinische formen ins rechte licht za stellen. Ueber
die trefifliche darstellung des j- lautes hinweggehend, gelangen
wir zu V. Corssen nennt s. 135 auflösungen, wie silüa, larüa,
milüus künstliche prodocte der gelehrten dichtung. Aber wird
er die /ormen larüa, milüas, miläinas aas der Plautinischen
spräche wegrfiumen? Von diesen behauptet freilich Bitschi in ei-
nem seiner einschneidenden Plautinischen exoorse, sie seien die
ursprünglichen, wofür wir den beweis erwarten müssen. Gewifs
war es ebenso volksthümlich bei den Lateinern wie bei den Ve-
daindem v auch in consonantenverbindungen , in denen es an
und für sich recht gefüge war, in seinen vokal aufzulösen, und
bei den einen dieser Wörter mochte die aufgelöste form zur
herrschenden werden und insofern als überlieferte, aber doch
nur sehr relativ als ursprüngliche gelten. Allerdings ist in nui,
lui, fui u.a. ein v geschwunden, aber vielleicht erst, nachdem
ein vorausgehendes ö in ü übergegangen oder sich öv zu ü zu-
sammengezogen; denn in der alten pocsie erscheint hier langer
vokal adnüit, füimus bei Ennins, bei Plautus in den Menäch-
men plüerat (hier von R. pluverat geschrieben) u.a. Durch
die beobachtung, dafs v zwischen zwei vokalen oft fällt, klären
sich manche sonst dunkle Wörter auf, so praes, wenn vdr das
praevides, praevidum der lex Thoria vergleichen, praeco,
wenn es für praevoco steht u. s. f. Uebrigens ist es nicht erst
die spätere Volkssprache, in der f lui um für flu vi um u.a. ge-
schrieben wird, findet sich doch schon in der republ. zeit Nuem-
bris für Novembris u. dgl. Vergl. Bücheier im rhein. nuis. Xll,
241 ff. Aus dem capitel über die ausspräche der vokale heben
wir besonders die klaren auseinander Setzungen über deren ent-
stehung und bildung hervor. Den zweiten hauptabschnitt bildet
310 Schweizer-Sidler
nun der vokalismus. Diesen leitet C. mit einer knappen ge-
schichtlichen darstell ang der vokale im allgemeinen ein und be^
ginnt dann seine betrachtung mit der geschichte derdiph-
thonge, der stärksten and vollsten vokalischen laute. Sie ent-
stehen darch zulaut oder durch zusammenruckung ursprünglich
getrennter elemente. Was Corssen über die Verwendung des za-
lantes überhaupt sagt, ist aller beachtung werth, aber etwas auf-
fallend ist uns, dafs er die länge von strüctus u. s. f. aas der
form struix, struicis erklären will; sind auch metuere, ar-
guere u.a. offenbar trotz der starken conjugationsweise deno-
minativa, so darf doch kaum neben struere ein struicere oder
strücere angenommen werden, und strüctus aus strnictas
könnte doch nur mit struices versehen bedeuten. Sehr wichtig
ist nun auf dem gebiete des lateinischen und umbrischen die
trubung der diphthonge, deren erkenntnifs und werthung
uns eine masse von dunkelheiten zerstreut. Der diphthoQg AU
ist nachweisbar oft in 6, seltener in ü verdichtet worden ; wo die
au -form neben der ö-form geblieben, ist dieses mehr die der
Volkssprache: es ist darum nicht unwahrscheinlich, was Buche-
1er in einer arbeit im rhein. museum XI, 509 ff. angenommen,
dafs Cicero in seinen briefen die formen loreola, pollalum
u. ä. absichtlich gebrauchte. Auch das leuchtet nun ein, dafs
sich wohl einmal ein falsches an statt des richtigen 6 eindrän-
gen konnte, und es scheint, dafs namentlich in 6s und seinen
ableitungen das aus altem ä entstandene ö breit tonte, da die
formen ausculari und aureae statt asculari und oreae
wohl bestätigt sind. Für die entwickelung von AU, AO, O, U
bietet uns das althochdeutsche wieder eine treffliche analogie und
es zeigt uns, dafs auf die Verdichtung von AU zu O der folgende
consonant von der höchsten bedcutung gewesen. Dafs OV sa*
laut des u darstelle in Loucina u. s. f. ist gewifs richtig, aber
schwer wird es uns ihn auch in poublicom zu finden, da o in
populus doch kaum ein altes u vertritt; wir gestehen zwar»
dafs uns jede andere art der erklärung, auch diejenige, die wir
selbst einst versuchten, künstlich vorkommt. Sehr wichtig für
die erkenntnifs der beugeformen ist die behandlang der dipli-
thonge AI und Ol, von denen ersterer in das nicht m^ dgent-
lieh diphthongische ae, ^, ei, S, der zweite in oe, S, i oder in
ü zusammengezogen wird. Ueber den Wechsel von ae und e in
der Schrift hat Buchler im rhein. mos. XIH» 155 einige treffliehe
«aseigeo. 31 1
winke gegeben. Ueber die formen des genetives in der
sehen a-deelinatioo sprachen wir in der anzeige von Boppe yetf^
grammatik. unter den formen mit oi, oe, die noch etymologi»
scher aafklfimng bedürfen — es sind deren freilich noch meh-
rere — fuhrt Corssen vorzuglich oboedire nnd coerare auf:
oboedire erklärt er aus obaas-id-ire, obosidire, während
audire aus ausdire entstanden sei. Er nimmt also hier wie-
der ausfall des s an, und hier müssen wir denselben anneh-
men, wenn die wurzel von auris d. i. ausis, goth. aas 6 aof 6
auslautete, wie das Benfej, Leo Meyer u. a. statuieren, indem sie
griech. ovag für Offfag erklären im gegensatze von Cnrtius and
Ebel, die es aus ojrag deuten. Wäre die wurzel blofs av,
dann erklärte sich audire, wie gaudere und audere aus ga-
vidus und avidus, und oboedire aus obavidire: nun ist es
sicher, dafs mindestens pra-av im sanskrit „aufmerken^ be-
deutet S im goth. an so, im latanris n. s. f. könnte aber wohl
von einer doppelbildung mit dem wesentlichen gleichen snffixe
herrühren oder ein desideratives s sein. In coirare sieht G.
ein compositum, über das er sich nicht weiter erklärt; ans scheint,
dafs man dann nur an wurzel vish denken durfte, oder wäre
covirare das orsprüngliche, an würz, vr, deutsch wahren.
Aber nicht widerlegt ist die erklärung Ebels aus wurzel cov,
die auch in caveo auftritt, und aus einem adjectivum *coviras.
Sehr hübsch wird dann vom verf. der Übergang von oi in ü und
i erläatert. Merkwürdig ist es aber, dafs, wie ü oft aus au ent-
standen ist, aach für ein aus oi, oe entstandenes ü, wie für er-
stes 6 zuweilen au geschrieben wird. Sicher ist, wie schon ge-
sagt, die ableitung von loidus, loidere aus skr. würz, krid
richtig und oe hier zulaut wie in foedas u. s. f., und doch fin-
det sich neben ludere ein laadere, vgl. Ribbeck in Jahns jahrb.
77 s. 177 £F. Dem dativns Janai steht auch ein ablativus Jana
zur Seite, Preller mjth. 149 anm. Zu den formen, in denen ni
zu a sich verdichtet, gehört auch die merkwürdige form senata,
die Ritschi als genetivus nachgewiesen. Nicht weniger wichtig
ist die Untersuchung des diphthongen and der Schreibweise EI.
Da möchten wir das e des ablativus in der dritten declination
nur nicht eine verflachang von i nennen; es war eben ursprüng-
lich ein langes e , das sich allmählich kürzte. Und dafs im gene-
tivus singularis von consonantischen stammen statt ES niemals
EIS erscheint, wundert uns nicht, da der vokal korz ist. Eine
312 Schweizer-Sidkr
bemerkenswerthe aoBicht stellt C. über hie uud qai auf, dafs
diese aus den stammen ho und quo mit dem i-demongtrativum
gebildet seien. Diese annähme gewinnt um so mehr bedeatang,
wenn wir das nmbrische mit in betrachtung ziehen und sehen,
dafs sonst in der declination von hie kein ursprungliches e, i
hervortritt, in der declination von qui nur quibus und quem
einem i- stamm angehört. Viel bedenklicher ist es cume und
tarne des saliarischen liedes als formen mit i-demonstrativum
zu erklären, wobei man immerhin nicht von einer schwfichuog
des i in e reden durfte, indem hier e sein könnte, da minde-
stens im umbrischen das pronominale i lang ist — Am Schlüsse
des abschnittes über die lateinischen diphthonge und ihre trubung
gibt C. eine übersichtliche tabelle über dieselbe, wie es denn
überhaupt ein schöner vorzug dieser arbeit ist, dafs klare Ord-
nung und Übersichtlichkeit darin waltet. Endlich folgen noch
feine bemerkungen über die verderbung der griechischen di-
phthonge.
Der zweite theil des vokalismus umfafst die wandelung
der vokale, 1) ablaut, 2) umlaut durch Wahlverwandtschaften
von consonanten zu vokalen, 3) umlaut durch wahlverwandt*
Schäften zwischen vokalen, 4) umlaut durch vokalerleichterung
im zweiten gliede der composita. Der ablaut ist im lateini*
sehen sehr precär, desto umfangreicher der umlaut in dem
sinne, wie ihn C. fafst Diese capitel der lateinischen gramma-
tik wurden schon früher von O.Müller in seinen ausgaben des
Festus und Varro und besonders in seinen Vorlesungen über
griechisch-lateinische formenlehre sehr berücksichtigt und in neue-
rer und neuester zeit von Dietrich eingehender behandelt Der
verf. bringt aber nicht nur eine reiche nachlese, sondern fugt
namentlich auch noch neue erläuterungsmomente bei. Dafa im
einzelnen die entscheidang oft schwer ist, ist natürlich, und
ebenso natürlich, dafs man da und dort zu weit gehen kann*
So Mrird man doch nicht sagen dürfen, dafs (s. 254) in opufex,
pacuficari, carnufex ein i durch f in u umgelautet sei, viel-
mehr ist durch f nur eine ursprünglichere gestalt des bindevo-
kals erhalten, wie uns das auch legorupa statt legirapa
weist Besonderes Interesse hat die behandlung des yerh<oisses
von e und i, wo Ritschi, dem Ebel u. a. beigetreten, die durch-
gehende relative ursprünglichkeit des e behauptet, w&hrend Cur-
tius und Corssen hier keine volle consequenz sehen und Corssen,
anzeigen. 313
der dem i die gröfste schväche unter den lateinischen vokalen
einräumt, doch unter gewissen von ihm scharf entwickelten be-
dingungen einen fibergang von i in e annimmt. Wir werden al-
lerdings zugeben müssen, dafs nach ergebnissen der Sprachver-
gleichung an manchen stellen ein e erscheint, welches nur aus i
entstanden sein kann und dafs Ebel etwas kfinstlich verfahren
rnnfste, um e in iudex, eques u. £. als ursprünglich zu recht-
fertigen; es bedarf einer Überwindung, soll man in mare, suave
u. s. ff. das e anders auffassen denn als verkümmertes i, wenn
es auch wahr ist, dafs formen wie hostis, quisquis, milita-
re(8) eine erklärung des e ermöglichen. Anders scheint uns
die Sache in formen wie pote, mage, amabare u. s. f. und selbst
in accusativus- und ablativformen auf -em, e, wo wir -im, i
erwarten möchten; denn hier ist überall ein ursprünglicheres a,
o, u entweder nachweisbar oder seine annähme recht wahrschein-
lich. Dafs fibrigens, wenn auch i Im allgemeinen der leichteste
vokal ist, er sich in e vergröbern oder dehnen konnte, beweist
uns unter den italischen dialecten das nmbrische. S* 271 sucht
Corssen gegen Ritschi zu beweisen, dafs die filteste form des
angehängten -ce -cei lautete, wie es noch auf einer alten grab-
schrift von Aquila in hei cei, einem locativus, erscheine. Aber
einmal deutet hier Ritschi de tit Mumm. XVI die formen ganz
anders und anderseits, hätte Corssen mit seiner erklärung recht,
so könnte hier am locativus und nur für diesen casus geltend
auch ca, ce im locativus stehen, während es in der rcgel un-
flectiert bleibt Wir müssen übrigens gestehen, dafs uns Cors-
sens erläuterung sehr künstlich erscheint, während RitschPs sua-
veis trefflich zu den gaudia pafst, die Protogenes durch seine
possen machte. S. 279 leitet C. nicht nur pedester von pe-
dit, equester von equit, sondern auch terrester von ter-
" rit, silvestes von silvit, caelestis von caelit, domesti-
cus von domit her, und gegen diese erklärung läfst sich nichts
schlagendes einwenden; etwas verschieden urtheilte Leo Meyer
in d. zeitschr. VI, 413 ff. S. 288 f. berührt der verf., der über-
haupt in diesem abschnitte die interessantesten enthüll ungen ro-
manischer sprachformen bietet, den seit dem 4. Jahrhundert nach
Christus auf inschriflen nachweisbaren vorschlng i vor st u. s. f.
Eine reiche nachlese ans handschriften lieferte Vablcn rbein. mus.
XI, 589. S. 326 sagt C. , dafs die perff. sämmtlicher composita,
mit ausnähme derer von curro, die reduplicationssilbe einge-
büfst; aber auch disco behält sie.
314 Schweizer-Sidler
Der letzte theil dieses bandes ist der kurzung der vo-
kale gewidmet, zu deren aafhellang besonders Ritchl and seine
schule, dann Lachmann nnd Fleckeisen beitrugen. Ob ita, wie
C. 332 annimmt, eine alte ablativform sei, ist nicht ausgemacht,
aber nicht unwahrscheinlich. Sehr fein ist die erklfining von
tam gleich tjjv und seine Zusammenstellung mit quam, tarn,
cum, und wir verstehen nun, warum C. in cume, tarne einen
pronominalzusatz annimmt. Aber wie soll denn tarnen seine
erklärung finden ? Oder sollte es wirklich, wie Bopp nun wieder
annimmt, das umgekehrte fisvTOi sein, also für tammen ste-
hen? Trefflich ist die schon früher von C. mitgetheilte erklärung
von facilumed, und damit die deutung der lateinischen ad-
verbia auf e gegeben. Selbst que ,)Und^ wird^ und wir müssen
es sagen, mit grofsem Scharfsinne als ablativ ausgelegt, so
dafs das relativum in derselben weise copulativ erschiene, wie
im mittelhochdeutschen und relativ. Aber prospices (338) als
imperativus zu fassen wird uns schwer, wir sehen darin ein fu*
turum. In postmodo nimmt Ritschi ein weggeworfenes m an.
Wichtig aber vor dem übrigen ist der nachweis von längen an
der stelle späterer kurzen in der conjugation. Einiges darunter
ist noch nicht etymologisch aufgeklärt, so namentlich die länge
der endungen -is, -it im präsens der dntten conjugation and
die länge von -mus neben ahd. -mes.
Hiemit schliefsen wir unsere anzeige eines buches, das in
der behandlung der geschichte der lateinischen spräche nicht ohne
den bedeutendsten einflufs sein kann. Der verf ersparte es ans
mit seiner seltenen Übersichtlichkeit erst die resultate ziehen so
müssen, was freilich unsre besprechung einer anmuthigern form
verlustig machte. Mit Sehnsucht sehen wir dem zweiten bände
entgegen, der uns über den lateinischen accent und seine Wir-
kungen unzweifelhaft reiche aufklärungen geben wird.
Zürich, in den weibnachtsferien 1858.
H. Schweizer-Sidler.
1 ) Vergleichende bearbeitung der griechischen und lateinischen Par-
tikeln von Dr. Ernst August Fritsch, Oberlehrer am k. gjrinQ.
zu Wetzlar, ritter u. 8. w. 1. th. die adFerbien. Giefsen 1856. X.
194 88. 8. 2. th. die prSpositioneu. Gleiten 1858. 243 ss. 8.
2) A treatise on the Greek prepositions and on the cases of noons
with which these are used by Gettner Harrison, M.D.Pro-
anzeigen. 315
fessor of Latin in the university of Virginia. Philadelphia 1866.
XIX. 498 pp. 8.
3) Etymologische forscbungen auf dem gebiete der indogermaniachen
sprachen, unter berücksicbtigung ihrer hauptformen u. s. w. von
Aug. Friedr. Pott. Zweite aufläge in völlig neuer Umarbei-
tung. Erster theil: Präpositionen. Lemgo u. Detmold 1859. XX VL
859 SS. 8.
Es ist ein erfrealiches zeichen von dem leben, welches gegen-
wärtig aaf dem gebiete der Sprachwissenschaft herrscht, daCs gleich
drei werke in einem jähre erscheinen, welche sich die erforschung
des Wesens eines einzelnen redetheils, und zwar mehr oder minder
auf demselben w^;e, zum ziele gesetzt haben, denn alle drei ver-
suchen es zu den grundbegriffen der hier behandelten Wörter auf
dem etymologischen und vergleichenden wege zu gelangen. Kön-
nen wir nun auch nicht sagen, dafs die forschung, wenigstens was
die in der Überschrift zuerst genannten werke betrifft, wenn auch
nur in einzelnen theilen durch dieselben abgeschlossen wfire, so hat
sie doch jedenfalls dadurch einen so erfreulichen fortschritt gemacht»
für die spätere forschung so erheblich die bahn geebnet, dafis erst
jetzt, namentlich für die klassischen sprachen, das material eini*
germafsen geordnet zu klarer Übersicht vorliegt Das reicht aber
freilich bei dem anerkannten stände der sache, dafs nämlich die
grofse mehrzahl der präpositionen altes gemeingut sei, nicht mehr
aus, sondern auch die übrigen verwandten sprachen müssen in
gleicher weise behandelt werden, wie dies bei Pott mehr oder
minder umfassend durchgeführt ist Wir vermissen für die san-
skritpräfixe bei ihm nur eine umfassendere benutzung desjenigen
materials, was die vedische literatur bietet, denn was unser ver-
ehrter freund darüber aus Wilson, Westergaard, Bopp, Regnier,
Benfey zusammengestellt hat, betrifft meist nur die präfixe, nicht
auch die präpositionen. Die vedische spräche steht in diesem
punkt noch auf einem Standpunkt, von dem die spätere literatur
kaum noch eine ahnung läfst; denn erstens ist es fast allgemeine
regel, dafs die präposition, wie bei der Zusammensetzung mit
eigentlichen präpositionen im deutschen, vom verbum getrennt
erscheint, deshalb auch ihren eigenen accent hat, welchen das
verbum, wohl zum grofsen theil aus eben diesem gründe, verlo-
ren hat und so enklitisch erscheint, zweitens erscheinen die mei-
sten dieser vedischen präpositionen noch ziemlich häufig mit da-
von abhängigen substantivis, und drittens erscheinen sie sogar
und MWBT gar nicht selten, wie anti, pari, pra u. s. w. gleich
316 Kuhn
oDBern deutschen and den grieohischen prfipoaitionen in ihreiB
eigensten Charakter als ächte richtangswörter ohne Ferbam, im
einer bewegong a. s. w., die der zasammenhang efgiebC, ihre rieb-
tung anzuweisen (wie z. b. in aral and auf! u. 8. 'W.}. DaruB
ergiebt sich aber, dafs bei dem hohen alter, in welches die Tsden-
sprache zurückgeht, eine Untersuchung aber den gebrauch der j^
Positionen und präfixe in ihr jedenfalls zu nicht anwicfatigen renl-
taten zu fuhren geeignet ist; es wfire dies eine dankbare an^dw,
an der eine jüngere kraft fleifis and Scharfsinn erproben könnte.—
Allein wie wichtig auch die voUst&ndige benntsnng dee Tediseheo
materials für Pott's arbeit gewesen wäre, bo kann man sehoo
über diesen mangel hinwegsehen, da die verfolgang seineB gsgo-
standes den Verfasser vielfältig von andern Seiten her hat eniUi
suchen und nicht selten auch finden lassen, Ton 'wo her es elneB
andern schwer geworden sein dürfte sein rastxeog m holen. Dm
werk Potf s nimmt daher vor den beiden übrigen bei weitem die
erste stelle ein, weil es nicht allein möglichst alles fSr die v»*
gleichung wichtige material zusammenbringt, sondern anch die
beiden selten der Wörter, die form und den inhalt, gimhmifrg
zu erforschen bemüht ist, während in den beiden andern die etf-
mologische forschung mehr in den hintei^mnd tritt, indem ae
sich auch mehrfach nur auf Pott's in der ersten ansgabe der etf-
mologischen forschungen ausgesprochene ansichten stfitsen.
Indem ich zur besprechung der genannten werke im einsei*
nen übergehe, wende ich mich daher natürlich snerst an das m
Pott und bemerke, dafs es zugleich auch als der erste band eiser
gänzlichen Umarbeitung der etymologischen forschnngen erscheint;
so erfreulich nun diese thatsache an sich ist, so wäre es doeh
wünschen swerth gewesen, dafs auch in der form diese na
mehr hervorgetreten wäre, um die übersichtliohkeit des
für den leser etwas zu erleichtern, denn das dem werke vomi-
stehende inbaltsverzeichnifs ist kein hinreichender ersata ffir die-
sen mangel in der äufseren gestaltnng. Die behandlang seisee
gegenständes beginnt Pott mit der kritik des namens, der natb^
lieh, da er eine rein äufserliche bezeichnung ist, für ongenfigesd
erklärt wird; im folgenden paragraphen wird dann das veriiiÜfliti
der Präpositionen zu den casus und die frage, ob feste saU fos
casusformen oder nicht, in eindringender weise besprochen usd
verneinend entschieden. Als kern dieses paragraphen erscheiBt
der Satz (p. 11 ): „Man mufs es im äuge behalten, dafs die i
liehe Wiedergabe gewisser begrifflicher kategorien nicht
anzeigen. 317
gerade in beaonderen, su diesem zwecke geschaffenen oder doch
mit benutsten grammatischen formen erfolgen moTs. Solch ein
unberechtigter glaube hat schon zu vielen thorheiten in der soge-
nannten allgemeinen grammatik geführt^ Darauf wird die be-
deutnng der präposition als redetheil in §. 3 untersucht und mit
Zurückweisung oder berichtigung anderer ansichten die Bem-
hardische begriffserklärung im allgemeinen angenommen: ^die
Präposition ist ein adverbium loci, aber energisch, abhän-
gigkeit bewirkend gedacht Jede präposition, welche ihre ener-
gie verliert, wird, waa sie war, ein adverbium^. Imfolgen-
den Paragraphen wird dann das verwachsen der prfipositionen und
in §. 5 das statistische verhalten im gebrauche der casus mit und
ohne Präposition besprochen, wobei nebenher (s. 42) auch die
schon früher von Pott angestellte ansiebt ausgesprochen wird,
dafs im sanskrit ablativ und genitiv aus der ursprünglich gemein-
samen endung tas hervorgegangen seien» In §• 6 wird die frage,
ob der adverbielle oder prfipositionale gebrauch der präposition
früher sei, als eine kaum je zu lösende erklärt In §• 7 bespricht
Pott die etymologische herkunft der präpositionen und behandelt
namentlich ausführlich, im ganzen nicht zustimmend, Bopp's an-
sieht von dem pronominalen Ursprung derselben. Im folgenden
Paragraphen wird dann von den uneigentlichen präpositionen ge-
handelt und in §. 9 werden die allgemeinsten und reinsten grund-
anschauungen präpositionaler art in sehr scharfsinniger weise aus-
führlidi dargelegt, auch die geometrischen Verhältnisse derselben
durch eine Zeichnung versinnlicht Nachdem dann noch in §. 10
die form der präpositionen, ihre häufige Verstümmlung u. s. w. be-
sprochen ist, werden in dem übrigen theil des buches die einzelnen
präpositionen indogermanischen Stammes besprochen, wobei sich
an die behandlung derjenigen, die sich auf den pronominalstamm
ana zurückfuhren, ein sehr ausführlicher excurs über die partikeln
von dubitativem, fragendem und negativem Charakter anschlielÜBt,
der sicher mit zu den trefflichsten partieen des ganzen werks
gehört und dem Verfasser am schlufs gelegenheit zu einer scho-
nen darlegung der aufgäbe der etymologie gegeben hat, die man
auf s. 432 nachlesen möge. — Auf eine musternng der behandel-
ten präpositionen im einzelnen hier einzugehen, würde zu weit
fuhren; das buch mit seinem reichen Inhalt wird uns noch oft
genug gelegenheit geben, auf dieselben zurückzukommen.
Indem wir zur besprechung des buches von Mr. Gefsner
Harri son übergehen, gereicht es uns zu besonderer firende auf
318 Kuhn
die immer grofsere ansbreituDg gewinnenden Stadien der verglei-
chenden Sprachforschung in Amerika mit einigen thatsachen hin-
weisen zvL können. Bei den verhandlangen der halbjährlich zu
New-York stattfindenden versammlang der amerikanischen mor-
genl. gesellschaft, deren letzter bericht uns vorli^ (Proceedings
at tbe semi-annual meeting of the American oriental society, held
in New-York, Nov. 3d and 4th, 1858) machten die vortrage
fiber vergleichendes Sprachstadium einen wesentlichen theil aas.
So trag namentlich Prof. James Hadley, aus New-Haven, eine
abhandlang über prof. Rofs schrift ,,Italiker and Griechen^ vor,
in welcher er die Verkehrtheiten der genannten schrift mit tref-
fenden beispielen nachwies and schliefslich einige zuge der ge-
meinsamen Ursprache, aus der das lateinische wie das griechische
hervorgegangen seien, zusammenstellte. Prof. W. Heniy Green,
aus Princeton, sprach über die beziehungen der hebräischen zu
den indoeuropäischen sprachen, was eine diskussion über die
Wichtigkeit und das hohe Interesse dieser frage hervorrief. Daran
schlofs sich ein Vortrag des prof. Whitney, aus New-Haven, über
den Ursprung der spräche, wobei er sich jedoch auf die indoger-
manischen sprachen beschränkte und den satz von der ursprüng-
lichen einsilbigkeit derselben zu beweisen bemüht war. — Wenn
demnach diese Verhandlungen ein zeugnifs von dem Interesse ab-
legen, welches das allgemeine Sprachstudium in den vereinigten
Staaten in ansprach nimmt, so ist es natürlich, dafs der kreis
derer, die es zu ihrer lebensaufgabe machen, sich immer mehr
erweitert. So ist denn auch neuerdings ein lehrstuhl für verglei-
chende grammatik im Lafayette College zu Baston, Pensylvania
gegründet worden und ich erlaube mir die treffenden worte aus
der eröffnungsrede des Präsidenten Rev. G. Wilson M^. Phail D.D.
hier mitzutheilen: Gomparative Philology is the study of langua-
ges. with a view to compare their structure, and thus to illn-
strate their functions, and gain a more perfect knöwledge of lan-
guage in general. It gives unity and scientific direction of the
study of separate languages and elevates it from word-catching
and word-matching, to the investigation and Illustration of the
most important and impressive general laws. It establishes the
truth, that all language is subject to laws; and that each lan-
guage has a life and history coordinate with the life of the na-
tion which speaks it. It exhibits words as a durable object of
science, like minerals and plants; and shows us that languages
cannot be a mere invention of each naticHi, but are the neces-
anieigen. S19
sary product of man's Datare and bis condition, actiog ander the
uniform laws of Providence, upon primeval, clementary speech,
first spoken by special help from God (I). It exhibits language
as a dagaerrotype of tbe mind of a people, and of tbo
laws wbich govern tbeir thinking; and so forms an important
aid to Logic and Psychology. As language is the body of thougbt,
these investigations touch on almost all the deep questions of
nian's being. Here is found recorded what has been often cal-
led, unwritten history; the history of the common people, their
habits and costoms, their faith and character. Ilcre also are the
materials for a history ranning back beyond history ; beyond tra-
dition. From the words remaining from the first agcs, we can
create a general history of man, secare in all its great details;
jast as the geologist creates bis history from the saccessive strata
of rocks.
Das bach nan, welches uns zu diesen mhtheiloDgen über die
▼erbreitung des vergleichenden spracbstodiamt in Amerik» an-
lafs giebt, stellt sich die aufgäbe, die bedeatang nnd den gebrauch
der griechischen präpositionen auf wissenschaftliche weise festzo-
stellen und liefert einen erfreulichen beweis von dem ernst der
forschnng seines Verfassers, welcher in der allgemeinen nntersa-
chnng zom theil zu gleichen rcsultaten wie Pott gelangt, so z. b.
was die ursprunglich adverbiale natur der präpositionen betrifft
(p. 3). Sehr richtig behauptet er, dafs man, um die gruudbedeu*
tong einer prSposition kennen zu lernen, auch diejenige der mit
ihr verbondenen casus kennen müsse, und untersucht deshalb zu-
nächst das Wesen der griechischen casus in eingehender weise.
Wenn er aber hierbei beim dativ nach Kuhner*s Vorgang den
lokativen and instrumentalen gebrauch dieses casus abiKiudert,
so wfire jedenfalls eine strengere Scheidung zu wünschen gewesen,
und hStte njunectlich der instrumentale gebrauch deh dativs eine
ausführlichere darstellung verlangt In der lx;handlung dar ein-
zelnen prSpositionen folgt der Y«:rf, der alphal>etiscben Ordnung,
indem er in der regel eine etyr/jologlsche auMdriaoders'Hzuog über
den Ursprung derselben bei j'^er einzelnen i'orans^rhickt, ohne
jedoch dabei selbstatandige auslebten zu efitHickeln, s^^nd^rn sicli
meistens auf Pott o. a. stützt. Da e^ dei»lialb hier zu einer ein-
gehenden UDtersnchoDg und somit zu fetst/rren re^ulutt^n ttkUt
kommt, so sind denn anefa die bedeuturig^ntm ick lun^en oft un-
vermittelt ond wir iMmien uns de^hbaib «.cf eine idüLf^fi prdfuuf^
dieses tbeils det bocbet nidit eio, der iäU:rdiuiff^ mhufX^cr l>erkb-
d20 Kuhn, anzeigen.
tigoDgen bedürfen wfirde. Uns genügt hier aaf das badi hinge-
wiesen zu haben and die boffnang auszosprechen, dafs der verf.
bei dem einmal als richtig anerkannten wege mittels der verglei-
chenden Sprachforschung zu festeren resultaten zu kommen, auch
immer mehr selbst auf diesem gebiete das richtige vom falschen
zu scheiden lernen wird. Durch die Zusammenstellung eines nm-
fangreichen materials, das der verf., wie er offen bekennt, zu ei-
nem grofsen theil aus Passow und Kühner entnahm, hat derselbe
sich jedenfalls ein anerkennenswerthes verdienst erworben. Wir
bemerken schliefslich noch, dafs derselbe bereits früher An expo-
sition of some of the laws of the Latin grammar (New- York
1852. 290 pp.) erscheinen liefs, worin er sich im ganzen auf die
resultate der vergleichenden Sprachforschung, wie sie namentlich
in Bopps werken niedergelegt sind, stützt, sie aber zuweilen, zum
theil in nicht eben glücklicher weise, durch eigne auslebten zu
ersetzen sucht.
Das in der Überschrift zuerst genannte werk von Fritsch er-
kennt die Mrichtigkeit der vergleichenden Sprachforschung für die
Verbesserung der lexikalischen und grammatischen werke, welche
die alten sprachen zu ihrem gegenstände haben, bereitwillig an
und sucht zunächst auf dem wege der vergleichung des griechi-
schen und lateinischen zu genügenderen resultaten, als sie bis
jetzt erreicht sind, zu gelangen. Wenn er aber auch die übri-
gen indogermanischen sprachen, namentlich das sanskrit, mit in
den kreis seiner Untersuchungen gezogen hat, so wäre dies in
den meisten fällen besser unterblieben, da, wo er sich nicht auf
das von anderen namentlich von Pott gewonnene stützt, zum theil
sehr unsichere oder ganz unhaltbare combinationen vorgebracht
werden. Dieser tadel beeinträchtigt indessen den werth des bu-
ches nicht in dem mafse, dafs es nicht doch einen namhaften
theil trefflicher bemerkungen enthielte, denn wo der Verfasser
sich rein auf dem gebiete der klassischen sprachen bewe^, un-
gestört durch etwanige falsche etymologie, bringt er oft sehr dan-
kenswerthes und übersichtlich geordnetes material; wir schliefsen
daher mit dem wünsche, dafs es bei ihm wie bei seinem ameri-
kanischen genossen nicht bei einem blos äufserlichen anerkennt-
nifs der Wichtigkeit des vergleichenden Sprachstudiums bleiben,
sondern auch zu einer durchdringenderen aneignung der resul-
tate derselben kommen möge; diese wird vor allen dingen davor
bewahren bei der ableitung den nackten wurzeln, wie sie uns
die indischen grammatiker aufstellen, allzugrofsen Spielraum ein-
zuräumen.
A. Kuhn.
Gedroekt bei A. W. Schade in Berlin, Grttnstr. 18.
^ExdveQog, ixaavog.
lodern ich Leo Meyer^s nochmalige behandlung von
eigy fAia^ tv in dieser Zeitschrift durchlas, stiefs ich auf seine
bemerkongen Ober ixaTSQog u. s. w. (s. 165 & dies, jahrg.)
und fahle mich dadurch veranlafst, eine etymologische er-
klärung dieser Wörter mitzutheilen , welche ich im anfang
meiner vedenstudien — sie findet sich nämlich unter mei-
nen Londoner notizen aus dem Jahre 1844 — handschrift-
lich an die stelle meiner früheren versuche setzte und in
dieser langen zeit keinen grund fand zu bezweifeln.
Ehe ich jedoch zu der auseinandersetzung derselben
fibergehe, mufs ich mir einige worte über den salz erlau-
ben, mit welchem Leo Meyer seine bemerkungcn abschliefst.
Dieser lautet s. 171: „Es steht unzweifelhaft fest, dafs die
ursprünglichen formen für hcaarog, ixar^Qo^y ixat^gde im
griechischen ^exaarog ^exaregog ^exavBQ&B lauten, die ih-
nen zu gründe liegende einfache form also/'cxa, f&r deren
etymologische erklärung ich indefs irgend etwas gutes we-
der anderwärts gefunden zu haben, noch selbst im augen-
blick anzugeben wül'ste^.
Hier scheint mir die unzweifelhaftigkeit des digamma
keinesweges so gewifs, oder auf einer genügenden stütze
zu beruhen. Diese wird nur dadurch gebildet, dafs durch
die annähme desselben in Ixaavo und ixaregt^e {ixdvBQog
erscheint nicht in den homerischen gedichten) die möglich-
keit gegeben wird, für eine anzahl homerischer verse das
metrum in gröfsere harmonie zu bringen.
Allein wenn man auch zugesteht, dafs eine hypothese,
welche derartige dienste zu leisten vermag — ja ich will
sogar so weit gehen zu sagen — grofse Wahrscheinlichkeit
habe, so ist doch von da noch ein weiter weg zu der un-
zweifelhaftigkeit derselben und selbst von dieser noch eine
wenngleich nicht sehr weite kluft zu der behauptung einer
organischen berechtigung des digamma.
Denn wenn auch Leo Meyer s. 170 nicht ganz mit
unrecht bemerkt: »Von andern unsichtbaren homerischen
vm. 5. 21
lauten (nämlich auTser dem digamma) wissen wir nichts',
so ist es doch keinem zweifei unterworfen, dals im grie-
chischen auch andre ursprflngliche laate ganz oder thdl-
weis eingebüfst sind^ oder durch Umwandlung ihre €<hi80-
nantische geltung für den vers verloren haben. Dies kt
bekanntlich fast vollständig der fall mit dem indogermam-
schen j, welches im griechischen ganz eingebüfst und theib
in vokale, theils in Spiritus asper, höchst selten in einen
eigentlichen consonanten verwandelt ist; einigemiafisen ähn-
lich steht es bekanntlich mit dem urspr. s, welches ebenfidb
theils ganz eingebüfst, theils in den spir. asp. Terwanddi,
theils jedoch seltner bewahrt ist. Wer will es nun wagen
zu behaupten, dafs in den aus verschiedenen Zeiten und
verschiedenen provinzen stammenden homerischen gedick-
ten nicht auch der einflufs einer zeit oder eines diahto
anzuerkennen sei, in welchen noch ein s gesprochen, einj,
wenn auch vielleicht nicht mehr gesprochen, doch noch
gefühlt ward, welche dann später bei der Umwandlung den
textes in die allgemeinere spräche durch Spiritus asper e^
setzt wurden, ohne dafs man zugleich die dadurch entste-
henden versmängel hob — gerade wie es ja auch in bezog
auf das digamma geschah? Wer wird z. b. in bezug auf j
die behauptung aufzustellen wagen, dafs es im griechischeii,
auf einmal verschwunden, nicht langsam abgestorboi sei?
Wer endlich genau zu bestimmen, wann dieses langsame
hinsterben sein ende gefunden habe? Gerade in bezug inf
j glaube ich — um dies hier beiläufig zu bemerken — viek
spuren einer verhältnifsmäfsig noch langen geltung auf grie-
chischem boden zu finden und werde vielleicht später ge-
legenheit erhalten, sie zusammenzustellen.
Vorsichtige forscher, wie z. b. C. A« J. Hofimannj hir
ben deshalb aus den bei dieser frage in betracht kommen-
den mangeln homerischer verse nur auf einhufse eines oon-
sonantischen lautes überhaupt geschlossen, keinesweges aber
die unzweifelhafligkeit des digamma daraus gefolgert. So
stellt gerade Hoffmann in seinen Quaestiones Homericae
II, 21 'äxaöTog zu derselben wurzel mit ixäg iKaiQyog u. 8» W.
lnaTf^Of) fmurxoq. 880
(eine, wie schon seine höchst gezwongeoe yermittlang ^i»,
qui longissime abest, deinde^ quisque zeigt, unzwei-
felhaft Salsche etymologie); von diesen aber sagt er: Di-
gamma fhisse in vocibus homericis non possumus demon-
strare; certe consona foit initialis litera.
FQr die griechische spräche läfst sich ein digamma
auf unzweifelhafte weise nur durch entschiedne dialektische
Überlieferung feststellen und diese wird, bei dem bekannten
Charakter der alten griechischen grammatiker, mit vollstän-
dig fiberzeugender Sicherheit nur durch inschriften gewährt,
daher dann auch der von Ahrens de Dial. Aeol. p. 170
citirte mangel des digamma in J^xatrtog in einer inschrift,
welche ^oovcdv, ^dariog, ^ktta, ^ixavh darbietet, gegen die
unzweifelhaftigkeit desselben in txaatog mit vollem recht
geltend gemacht werden darf oder vielmehr muls.
Allein selbst der nachweis des digamma im griechi-
schen Sprachgebrauch ist noch nicht entscheidend fbr seine
organische berechtigung. Denn es ist bekannt, dafs es
sich auch unorganisch an die stelle andrer laute gesetzt
hat, 80 in ^«1 (Ahrens de Dial. Der. 43) für ?^ sex, in /?a-
hxKotrjg von ^A/| (Ahr. ib. 45) skr. yädriksha und gewifs auch
in andren, deren etymologie noch nicht so allgemein anerkannt
ist, um die nichtberechtigung des digamma vom organi-
schen Standpunkt aus mit überzeugender Sicherheit daraus
zu folgern. Die berechtigung der annähme eines organi-
schen digamma giebt nur eine auf die vergleichung der
verwandten spräche gestützte sichre in diesem ein entspre-
chendes V nachweisende etymologie. Eine solche aber kann
Leo Meyer seinem eignen eingeständnifs gemäls für ixatego
u. s.w. nicht beibringen und ich glaube kaum, dafs sie
überhaupt wird beigebracht werden können. Der erwähnte
inschriftliche mangel des digamma in 'ixaorog scheint mir
vielmehr ein digamma in ihm und seinen verwandten höchst
zweifelhaft zu machen und aus den homerischen versen, in
denen l^xaorog (und ixdTeQ99av) metrischen unfug stiften,
läfst sich mit Hofimann nur auf einen einst anlautenden
21*
324 B«ifcy
consonaDten schliefsen and dieseD bietet in der tlüit and
diejenige etymologie, welche ich jetzt yorsohlagen werde.
Das Sanskrit drückt den begriff ,Jeder, alles, alle'' sehr
oft durch Verbindung eines casus (oder einer adverbiaUbmi)
des pronomen relativum ya und eines gleichen des prono-
men interrogativum ka mit hinzuf&gung der partikdn m
„und, auch^, cana „auch nicht'', cid »was, irgend" tm.
Da dieser gebrauch so ziemlich bekannt ist, besdirlnke
ich mich auf wenige beispiele desselben; in dem peten-
burger sanskritwörterbuch kann man mehrere finden. (
Atharva Veda XII, 4, 14 yÄsmin k&smin^ ca jCyite 1
wörtlich: „wird in welchem wem auch geboren^ filr ,|Wird
in jedem" , Brhadär-Anyaka Upanishad I, 3, 19 yaji
kay& ca vidhayä bahv annam pr&pnuy&t jpanf wdche
welche weise möge er viele nahrung erhalten'' fllr „auf jede', i
82 812 818 81)'
Säma Veda I, 3; U, 5, 6 yada kad4 ca mtdhushe ttotl
2 8 12
jareta martyah*) wörtlich: „zu welcher zeit wann aodi
singe der mensch als preisender dem Spender" ftkr ^za jeder
zeit^. Qatapatha Brähmana XIV, 6, 7, 5 yo ▼& idam hilf
cid brüyäd vedavedeti „welcher wer (was) irgend könnte
sagen: ich weifs, ich weifs" für „jedermann könnte..';
Bhagavadgtta XII , 1 9 samtushto yena kena cit „znfriedeB
mit welchem wem (was) irgend" för „mit allem^.
Dieser gebrauch steht auf jeden fall in innigster Te^ i
bindung damit, dafs jene partikeln dem pronomen inteno- '
gativum indefinite bedeutung gaben: „wer, was ii^^oid'
„irgend einer" u. s. w. Daher denn nicht selten das dxfW'
stehende relativ seine relative bedeutung bewahrt nnd ein
demonstrativ als correlativ hat, z. b. Rigveda I, 83, 9:
prätidäm vipvam modate yat kirn ca prithiyyKm Adhi
„dann jauchzt dir dies entgegen, was irgend auf der
erde ist".
Nun wird aber das pronomen interrogativum aach ohne
jene partikeln indefinit gebraucht, gerade wie es im grieoU-
I 2
*) ZU lesen martia^.
sehen und lateinischen auch zum indefinitam geworden iai;
z. b. Rigveda 1,120,8:
mit k&smai dhätam abhy ämitrine nah.
^liefert ans nicht irgend einem feinde in die hände!^ (vgL
noch aa. Beispiele im petersburger wörterb.). Es wörde
also die Verbindung des relativam und interrogativum auch
ohne jene partikeln zum ausdruck des begriflb „jeder^ g^
nOgen; sie würde wesentlich gleich sein der lateinischen
zusammenrückung quisquis, quaequae, quodquod oder quid*
quid [in welcher ich ganz nach dieser analogie das vordre
quis, quae, quod oder quid u. s. w. als pronomen relativom
(quis = vedisch kis hier auch im relativ bewahrt) das Un-
tre als indefinitum nehme] sowie der griechischen oang
u. s. w. (ebenfalls pronomen relativum und indefinitum), in
welcher letzteren jedoch der gebrauch das relative moment
starker hervorhebt.
Da nun bekanntlich dem skr. pronomen relativurn jk
griech. 6 entspricht, dem interrog. ka griech. x6 entschie-
den entsprechen könnte, so würde, wenn ein griech. *6g xog
u. s. w. (ähnlich dem erwähnten Sang) in der bedeutung
„jeder^ erschiene, gewifs niemand anstand nehmen, es mit
sanskr. yas kas u. s. w. *) zu identificiren, sowie auch ein
wenigstens denkbares *6g xoregog als dessen comparativ
im sinn von „jeder von zweien^ anzusehn. Von letzte-
rem unterscheidet sich aber nun ixdreQog durch drei mo-
mente: 1) es erscheint statt eines casus von 6 das thema,
2) dieses thema hat als vokal nicht o sondern s, 3) statt
xoTBQo zeigt sich xavtQo. Läfet sich nachweisen, dafs diese
drei momente g^en jene Identification im allgemeinen nicht
entscheiden, sondern nnr eine leichte modification derselben
bedingen, so, glaube ich, dürfen wir ixa und ixatsgo u. s. w.
unbedingt aus dem pronomen relativum j a und dem inter-
rogativum ka erklären.
*) Gab es im sanskrit wohl jemals ebenfalls eine denuüge
gerückte fonn? Der eigenname TIskas sieht wie ein patronymiki
jaskas ans.
926 Benfty
Die wichtigste differenz ist, dafii wir, statt der
kritverbindung yäs käs, der lateinischen und grieohiscbeB
zusammenrückung in qiiisquis, qaaequae, quodqaod, mi^
oTTi (episch mit bewahrnng des alten neotnims o^ayad)
gewöhnlich on, in ixa eine zusammensetsniig finden. Die«
erscheint aber gerade bei pronominibus hftafig und niob
selten zeigt sich noch deutlich, wie sie, Ähnlich wie imr
anzunehmen, aus Verbindung vermittelst zasammenrflckimg
entstanden ist, wie sich denn überhaupt schon jetzt mit
entschiedenheit behaupten lälst, dals dieses der weg iik,
auf welchem überhaupt in den indogermanischen spradm
die categorie der composition entstanden ist, daXs nrsprflng-
lich zwei oder mehr verbundene oder schon sasammenge-
rückte Wörter, welche ein gleiches moment enthielten, so
zu sagen dadurch abbreviirt wurden, dafs das in ihneo
gleiche moment, nur einmal gesetzt, gewissemuuiieD
Axb+Bxb durch (A+B)xb ausgedrückt ward; liier lag
der ursprungsort der compositionscategorie, die sich dam
die anfangs engen gränzen über gleiche und ähnliche ftDe
immer weiter ausdehnend, je nach der natur der spradie,
in welcher sie waltete, in gröfserer oder geringerer fUk
entwickelte.
So finden wir z. b. im griechischen 17/uaiy airtmv wm
ausdruck eines begrifis nur verbunden, w&hrendindflB
zu demselben declinationssystem gehörigen kfjiavTov soaui-
mensetzung erscheint, die wahrscheinlich durch swiaelun-
liegende zusammenrückung *äfjiovavTov vemiittelt wird.
So ist das sanskritische pronominalthema tyä ,gjener' im-
zweifelhaft eine Zusammensetzung von t& n^^'^ ™^d ji
„welcher^ (vgl. den gebrauch in meinem glossar. zun
veda) und dafs die Zusammensetzung zunächst anf
zusammenrückung der casus beruhte, dürfen wir woU eSb-
schieden aus dem nom. sing. masc. und fem. syas (ans sai-
yas) syä (aus säyä) folgern; denn wenn die thematisciK
Zusammensetzung der flexionsgestaltung vorhergegangeB
wäre, würde die declination von ta schwerlich von einflub
geblieben sein, sondern jene nominative würden, in
gie mit dem thema tjra, tjas tyä lauten, äholicb wie im
griechischen der nom. masc. fem. sing, und plur. von ovto
(aus o-i^v + To ss= skr. sa+u+ta) sich nicht nach den
nominativen von to (o, 97, oi, ai) richtet, sondern ans dem
thema to nach allgemeiner analogie gebildet ward.
Ganz ebenso ist denn auch die Verbindung yaskäs u.s.w.
in einer der trennung des griechischen vom sanskrit nach-
gefolgten zeit zu *yaka zusammengesetzt; indem diese Ver-
bindung in ihrem comparativ *yakatara zum ausdruck des
begriffs ,, jeder von zweien^ diecte, löste sie sich im sprach-
bewufstsein von den in ihren bedeutungen ganz dijBPeriren-
den themeii, denen sie ihre etymologische entstehung ver-
dankt, ganz ab und konnte demgemäl's im verlauf der
Sprachgeschichte dazu gelangen, die vokale hier auf eine
ganz andre weise umzuwandeln als dort. Dafs aber e vor-
waltend als reflex von ursprünglichem a erscheint und a
nicht selten bewahrt wird, ist allgemein bekannt, und es
steht demnach nichts entgegen kxdtBQo als reflex eines ein-
stigen ^yakatara zu deuten; hier erklärt sich der Übergang
des ersten a in 6 und die bewahrung des zweiten vielleicht,
ja wohl sehr wahrscheinlich, durch den accent; indem das
zweite accentuirt ist, konnte es den ursprünglichen laut a
bewahren, das erste in der schwächsten stelle — der silbe
vor dem accent, im vorton — stehend schwächte ihn zu e.
Ist diese erklärung richtig, so spricht sie fast entscheidend
dafQr, dafs IxaaTOi^ aus ixdrarog mit derselben accentua-
tion entstanden ist; durch ausstofsung des a zwischen den
beiden r und regelrechte Verwandlung des ersten der nun
zusammenstofsenden r in a (vgl. vgtbqo s= skr. uttara) ward
dies zu ixaatog und dann der accent nach der allgemeinen
analogie vorgezogen.
Schliefslich bemerke ich noch, dafs die Verwandlung
von a in e und er, der mangel eines positivs und statt des-
sen die gewissermafsen duale und plurale ausdrucksweise
für ein verhältnifsmäfsig hohes alter dieser Wörter zu spre-
chen scheint; denn je älter Wörter sind, desto mehr tritt
ihre bedeutung als eine von anderen abhängige, relative,
328 Benfty, ^xait^oi. inadnot;.
gewissermafsen nur im züsammenhaDg verständliche, so za
sagen satzliche hervor. Erst im weiteren verlauf der
sprachentwicklung gewinnen sie immer mehr unabhängige
absolute Verständlichkeit, in sich abgeschlossene Selbststän-
digkeit.
Theodor Benfey.
Ahrau, ein bcitng nr efjnuBlogto d«r gri«eli. laUNrOrt«. f/B
Ein beitrag zur etymologie der griechisch^iT
zahlworter. '^
Harr Leo Meyer, welcher in d. sseitschr. V, 161 den
nrsprnng des Zahlwortes slg^ fiia, (v aus dem stamme sam
als eine neue entdeckung Torgetragen hatte, ist hinterher
gewahr geworden, dals schon geraume zeit vorher von mir
in der recension des Benfey'schen wnrzellexicons zeitschr.
f. alterthnmsw. 1844 no. 7 dasselbe und im wesendicheD
mit denselben argumenten gelehrt war, und hat sich dar
durch veranlafst gefunden in einem nachtrftglichen artikd
VIII, 129 die frage einer erneuten besprechung zu unter-
ziehen, welche sich insbesondere mit einer kritik verschie-
dener von mir gemachter annahmen beschäftigt. Nachdem
ich nun bei dieser gelegeoheit meine alten notizen wieder
hervorgesucht habe, glaube ich theils zur vertheidigmig
gegen hm. Meyer'-s einwürfe, theils zur weiteren föfdenmg
dieser Untersuchung einige vielleicht nicht unersprieisliohe
darleguqgen machen zu können.
Hr. M. hat aus meinem artikel das kret. äuaxig und
das tarentinische a/iaris (beides nach meiner meinung in
ccfAcixig zu corrigiren) sse semel als eine wesentliche stQtce
fbr jene ableitnng des elg kennen gelernt. Nach seiner
darstellung sollte man glauben, dafs ich sehr nachlässig
bald äfiaxig bald ctfiäxig geschrieben hätte; er hat nicht
beachtet, dals ich Dial. Dor. p. 85. 182 spiritus und ao-
cent zuerst nach der flberliefemng bei Hesychins gesetst
habe (an der ersten stelle steht durch ein versehen äfiang)
und dann aptdmq als die wahrscheinlich richtige form be-
zeichne. Wie hr. M. dazu kommt einen zweifei an der
richtigkeit dieses von Hesychins ausdracklich bezeugten
äfAaxig oder richtiger audxtg anzudeuten, ist mir unklar.
Meine ansieht, dais aus letzterem als der ursprünglichen
form des Zahladverbs der einheit das gewöhnliche a^a|
entstanden sei, verwirft er entschieden mit der behauptung,
es werde sie schwerlich jemand Ar richtig halten. Aber
ans Pott etym. forsch, ü, 515, welche stelle hr. IL selbst
380 Ahrens
anftihrt, konnte derselbe wissen, dafs Grimm III, 229 und
Härtung (gr. pari. p. 226. 227) gerade dieselbe ableitung
des ana^ aufgestellt haben, Grimm wenigstens, insofern er
die endung a| mit axtg identificirt, ohne sich Ober das n
auszusprechen; zu diesen kommt auch noch die autorit&t
von Lobeck ParalL p. 131 und Pathol. p. 43. 293. Jene
ansieht scheint also doch etwas mehr fQr sich zu haben,
als dafs sie so leichthin abgefertigt werden dürfte. Dais
sie durch die analogie von Tergccxigj nevreixig S. auTs stärk-
ste empfohlen wird, liegt am tage, und sie darf sicherlich
den höchsten grad der Wahrscheinlichkeit in ansprach neh-
men, sobald nachgewiesen wird, dafs die bei ihr angenom-
menen Verwandlungen des u in ^r und des axtg in c(^ durch
KUtrejBPende analogien gerechtfertigt werden können. Von
der ersten lautverwandlung werde ich unten no. 8. 9 ge-
rade bei diesem stamme sara einige beispielc nachweisen.
Für die identität der suff. ccxtg und a| bietet sich zunftchet
eine analogie in den homerischen distributiven adverbien
avöfjcexdg und uovvd^^ deren sufExe einen ganz ähnlichen
Wechsel zeigen. Diese vereinzelten bildungen (sonst wer-
den jene adverbia den lateinischen auf tim entsprech^id,
durch die präposition xard ersetzt) liegt offenbar das sans-
kritische Suffix ^as zu gründe, und da durch dieses auch
distributive adverbia von Zahlwörtern gebildet werden, z. b.
eka^as, dvipas, patapas, so hat Bopp vergl. gramm.
s. 329 (erste ausg.) das griechische suffix xig für identisch
erklärt; wenn mit recht, wovon unten mehr, so wird jene
analogie noch zutreffender. Eine andere analogie geben
die bildungen von präpositionen. Wie von ävd das ad-
verbium dvsxdg^ älter dvaxdg = ävoD abgeleitet ist (siebe
Schneidewin Philol. III, 118), so von neo$ mit dem suffix
I nigi^j und dafs auch dfä|, nagi^, vni^ nicht mit i| zu-
sammengesetzt, sondern durch ein suffix von Sui naga^
imo abgeleitet sind , darauf habe ich längst aufmerksam
gemacht.
Aber es verdient das suffix 2ug noch eine nähere be-
traohtung. Aus den. verwandten sprachen lassen sidh am
ein beitrag rar etymologie der griech. xahlwöiter. 881
nächsten die folgend^i bildungen gleiehbedentender sdbl*
adverbien damit vergleichen: skr. pank'akrit-vas (qaiiH
quies) flP., vergl. sakrit (semel); altn. tvis-var, thris-
Tar, und ags. tvtva, thriva. Vergleicht man diese Suf-
fixe xtg, yas, var (aus vas), va, und bedenkt einerseita,
dafs als das einfachste suffix dieser bedeutung s erscheint
(skr. dvis, tris, dig, Tgig^ lat bis), anderseits dals der
andere hauptstamm zur bezeichnung der einheit skr. dk-as,
wie ich in meiner recension weiter nachgewiesen habe, viel-
fach mit V statt k erscheint z. b. zend. aeva (unus), olfog,
aij:-si\ aev-um, goth. aiv (semper), so erscheint es glaub»
lieh, dafs jene sufSxe aus dem alten Zahladverb der ein-
heit verstümmelt sind, welches in sanskritischer form etwa
6k a- 6 lauten mnfste vgl. afad. eines (semel j. Das auslau-
tende s ist in einigen jener formen abgeworfen wie auch
theilweise in den griechischen adverbien auf xig, aber noch
nicht bei Homer. Der vocal c in diesen erklärt sich aus
dem einflusse der einfachen und gebräuchlichsten adver-
bien öig^ tgig. Das suffix ist in den sanskritischen bil-
dungen auf krit-vas und in den deutschen an das ein-
fachere Zahladverb angehängt (denn aurh ags. triva steht
fbr trisva, wie die vocallänge zeigt), dagegen in den
griechischen formen unmittelbar an den stamm der zahl*
Wörter. Weiter unten no. 4 wird sich ein anderer fall zei-
gen, wo die griechische spräche die eigentliche com Posi-
tion der in andern sprachen herrschenden uneigentlichen
vorgezogen hat. Der sinn von pank'a krit-vas, nev-
rdxig^ thris-var ist also eigentlich fünfmal einmal,
dreimal einmal.
Durch diese entdeckung werden auch einige andere
bildungen dieser zahladverbia klar und können jener wie-
der zur bestätigung dienen. Zuerst erscheinen in einigen
deutschen dialekten nach Grimm III, 228 ff. folgende auf-
fallende formen, welche derselbe nicht befriedigend zu deu-
ten weifs: niedersächs. twins, drins, Schweiz, zw einest,
drin est. Man begreift nun leicht, dafs hier verstümmelte
Zusammensetzungen mit dem Zahladverb der einheit, afad.
332 Ahrens
eines und in verstärkter form einest zu erkennen sind,
und mufs geneigt werden auch ahd. zuirönt, mhd. zwi-
runt, zwirent auf einen gleichen Ursprung zurückzufah-
ren. Und zwar bildet im althochdeutschen das einfache
Zahladverb zuiro den ersten theil, in den andern formen
der stamm des Zahlwortes wie in nevraxig. Femer in den
lateinischen bildungen quinquies, alt quinquiens ß. ist
von Bopp scharfsinnig, aber nicht Oberzeugend der zweite
theil auf das skr. suffix vant oder das pronominale adjec-
tiv iyant zurückgeführt. Man darf gegenwärtig kaum
zweifeln, dafs derselbe auch aus dem Zahladverb der ein-
heit hervorgegangen ist, fQr welches man nach der analo-
gie des deutschen die alte form oinis, oenis annehmen
kann; oi und oe konnten auch in e übergehen, vgl. pl6-
rumque neben ploirume, ploerumei, plürimi und
die alten formen noenum, nenum, nenu fUr non aas
ne-oenum = ne unum, s. Grimm III, 745. Die en-
dung i des ersten theiles erklärt sich aus einer ursprüng-
lichen form quinquis-oinis mit uneigentlicher compo-
sition.
Das griechische sufiBx xig läfst sich aber auch noch
in anderen gestalten wiedererkennen. In dem von Hesy-
chius überlieferten tarentinischen auctriq habe ich eine cor-
ruptel aus afAccxig angenommen, bin aber jetzt geneigt or/ua-
Tig fbr das echte zu halten; denn Tig zu xtg (aus skr. 6k as^
lat. aequ-us) verhält sich ganz wie rig quis, re que,
nevTB quinque. Und gerade dieselbe endung ug ^ xtg
erscheint in av-rig d.i. wieder einmal, noch einmal
im gegensatze zu aTtcc^; synonym damit ist das dureh das
einfache suffix g gebildete äifß aus fff-g. Von mug (spä-
ter unorganisch av&ig) ist avn offenbar eine abgeschwächte
form, vgl. olxddig und oixads. Vergleicht man nun rovra-
xi{g) bei Pindar, Theognis, Callimachus im nime voa t^-
vtxavTaj nach EtM. 172, 7 dorisch, ferner ror«, äiJior%
u. 8.W., dorisch Toxa, äkloxa^ endlich die temporalen ad-
verbia entsprechender bedeutung avtixa^ Ttivixa, tivixa^ wo
sich die endung xa auch in der gewöhnlichen spräche er-
ein beitrag zur •tymolofl« der griech. sahlwSrter. 988
halten hat, so mufs es wohl sehr glaublich erscheinen, daft
auch diese temppralen suffixe xi(g)j xa^ re mit jenen quc^
tientiven xig, rig, ts identisch sind. Die erheblich ausein-
ander gehende bedeutung scheint allerdings Schwierigkeit
zu machen. Aber man beachte, dafs in dem adverbium
der einzahl sehr leicht beide bedeutungen semel und ali-
quando sich vereinigen, wie dies im ahd. eines und im
nhd. einmal der fall ist. Das aus diesem adverbium ent-
standene Suffix konnte daher nicht allein für adverbien auf
die frage quoties, sondern auch auf die frage qnando
dienen; Tuxa, totb ist demnach eigentlich tum aliquando.
Analog damit ist, dafs goth. aiv, ahd. eö, io, welche eben-
falls zu skr. eka gehören, auch als suffixe einiger adver-
bien der art dienen, wie sunsaiv und sareö, beide =
avxixa. Ferner findet sich die althochdeutsche endung
ont, welche oben bei den Zahladverbien bemerkt und als
eine Verstümmelung aus einest erkannt ist, auch in tem-
poralen adverbien, wie wilont (olim), mittunt (interea),
mhd. iezunt, hiurent (hoc anno), s. Grimm III, 215 fF.
Bopp vgl. gramm. s. 324 (erste ausgäbe) hat das sans-
kritische distributive suffixum pas, wie oben bemerkt, mit
xig zusammengestellt. Wenn Pott II, 312 den Wechsel der
vocale a und i Üiv unzulässig hält, so erledigt sich dieser
Widerspruch wohl durch die obigen Zusammenstellungen.
Richtiger kann das aus der Verschiedenheit der bedeutun-
gen erhobene bedenken erscheinen. Aber man beachte,
dafs auch das deutsche ie, je distributiven sinn hat, z. b.
ahd. io siben nnde siben (septeni) Graff I, 517, mhd.
ie vier (quaterni); da dieses aus goth. 4iv entstanden
ist, und also mit skr. Ska eng zusammenhängt, worauf wir
das Suffix xig zurückgeföhrt haben, so würde auch der
gleichstellung jener suffixe in begrifflicher beziehung nichts
im wege stehen. Man hat aber nunmehr anzunehmen, dafs
in 9as das 9 aus ursprünglicherem k entstanden ist. Im
griechischen habe ich oben dasselbe distributive suffix in
avÖQaxdg und /novvd^ nachgewiesen. Einen anderen be-
weis daf&r, dafs dieses distributive suffix ^as, xag seiner
884 Abrans
bedeutung nach richtig auf das zahlwort der einheit zu-
röckgefOhrt werden könne, liefern aufser skr. dkaika
(singulus) aus Ska + ^ka auch die adjecti vischen distri-
butiven Zahlwörter der lateinischen spräche. Diese zeigen
theils das suffix n o , vor welchem der kurze vocal gedehnt
wird, bini, trini, quadrini, terni, quaterni, theils
eni wie viceni, centeni; quini, seni u. a. sind stark
verstümmelt. Dafs sie eigentlich durch Zusammensetzung
entstanden sind, lassen bini, trini, quadrini erkennen,
welche aus den in der Zusammensetzung gebräuchlichen
formen bi, tri, quadri entstanden sein müssen. Den
zweiten theil glaube ich mit Wahrscheinlichkeit auf oenus,
unus zurückfahren zu können, über dessen Verwandlung
in eni schon oben das nöthige gesagt ist; bini, trini,
quadrini sind aus bioeni, bieni u. s. w. contrahirt;
terni, quaterni sind jüngere nach irriger analogie aus
ter, quater gebildete formen, indem bini aus bis-ni
geworden zu sein schien. Dafs diese ableitung dem sinne
der distributiva entspreche, ist nicht schwer zu erkennen;
denn z. b. binae oves diis mactabantur heifst eigent-
lich „einheiten von zwei schafen, paare von schafen^, und
und der distributive sinn liegt nicht zunächst in diesen
bildungen, wie auch der übrige gebrauch zeigt, sondern
vielmehr der sinn der Verbindung, z. b. binas uxores
habuit gilt von dem qui duas uxores und habuii.
Eine interessante bestätigung jener erklärung geben die
gothischen distributiven formen tveihn-ös (binas) und
tveihn-4im (binis) Grimm 1,765. Doch ich muls hier
eine Untersuchung vorausschicken.
Grimm hat in den althochdeutschen Wörtern thihein,
dihein, dehein (aliquis) und nihein, nehein (nullos)
Zusammensetzungen von ein mit den partikeln thih und
nih angenommen 111,40. 69; aber diese erklärung atölkt
auf grofse Schwierigkeiten. Eine partikel thih ist sonst
nicht nachgewiesen; vielmehr erscheint aufserdem in der-
selben anwendung nur eine form ohne h in abd. de-weder
(mittelhochdeutsch auch ein seltenes de- welch), und bei
ein beitrag zur •tymologfo der griech. Zahlwörter. 3Mlt
Notker findet sich aufidrficklich getrennt te he in (Gri«i«i
III, 40). Ich glaube es auch fQr wahrscheinlich halten su
dürfen, dals die partikel thi, di, de aus der gleichbedeu-
tenden vielgestaltigen ethes, edes, eddes, etis, edde,
ete, eti (Grimm III, 57. 58) verkürzt sei. Ein nih-ein
liefse sich allerdings mit ovöslg vergleichen, da goth. nih
nicht blofs dem ot/rc, sondern auch dem ovöe entspricht;
aber es erscheint doch sehr mifslich mit Grimm III, 70 in
dem mhd. en-chein neben nehein, nechein eine
sprachirrung anerkennen zu müssen, wie sie derselbe auch
in Notker's te hein angenommen hat. Sicherlich würde
J. Grimm auch selbst die theilung di-hein, ni-hein (zu
der sich auch Graff I, 333 hinneigt) vorgezogen haben,
wenn er die form hein statt ein, goth. ains zu erklären
gewufst hätte, da auch lat. ünus, altir. oen nebst den an-
dern celtischen formen, und die glossematischen griechi-
schen ausdrücke oiri^^ ionisch = fiovdg auf den würfeln,
und üivau)^ oivi'C,M = fAuvd^ct) den vocalischen anlaut schüt>-
zen. Aber litb. wienas, lett. weens zeigen consonanti-
schen anlaut, und da diese einem griech. ^ro/i^o^;, altlat.
voinos genau entsprechen würden, jenes deutsche hein
aber einem xoivog, coinos, so läfst sich aus beiden zu-
sammen auf die ältesten formen xfoivog^ quoinos schlie-
Isen. Dals im lateinischen sehr wohl qu abgeworfen wer-
den konnte, ist durch die vergleichung von ubi, uter
ft)r quubi, quuter sicher. Aber auch im griechischen
konnte x^ im anlaute verloren gehen. So erklären sich
die drei formen desselben wertes xvktvÖBiv, xaiivdeJv, akiv*
deiv nur durch die annähme eines älteren Stammes x^a-
hvd; in der ersten form ist das ^a in v verwandelt wie
in vnvog statt cvnvogy vgl. skr. svapna; in der zweiten
ist das >r ausgeworfen; die dritte mufs zunächst ^ccAn^Jcii/
gelautet und dann auch das ^ verloren haben ; mit recht
vergleicht Benfey U, 320 ahd. walz an und nimmt bei die-
sem den abfall eines h an. Somit kann also auch oivti
i^oivt]) sehr wohl aus x^oivf] geworden sein. Das deut-
sche h statt hv zeigt sich auch in ahd. hin (quomodo)
896 Ahr«iis
Grimm III, 183; Graff IV, 1184. Dafe aber eine mit x^,
qu anlautende filtere form nicht biofs möglich, sondern auch
wahrscheinlich sei, dafür sprechen aufser den lith.-lettischen
formen und dem deutschen hein auch noch andere mo-
mente. Zuerst ist es beachtungswerth , dafs das zahl wort
der einheit sehr leicht die bedeutung des indefinitums an-
nimmt; so das griech. auog in vielen derivaten, so nicht
selten slg und unus, und das deutsche ein schon im alt-
hochdeutschen. Nun haben aber die gewöhnlichen enkli-
tischen indefinita im lateinischen den anlaut qu, im deut-
schen hv (griech. jn), von den fragwörtern fast nur durch
den accent verschieden. Aber ihre bedeutung kann auf
die der fragwörter nicht eben leicht zurückgeführt werden,
und ich vermuthe, dafs die Übereinstimmung mit diesen nur
eine scheinbare ist, und dafs sie vielmehr aus dem alten
zahlworte der einheit durch aphärese des anlautenden diph-
thonges abgekürzt sind, durch welchen sich dieses von
dem fragworte unterscheidet (skr. ekas, unus und kas,
quis?), also z. b. lat. quis = rig aus aequ-is, goth.
hvas (das die indefinite bedeutung in mancherlei Verbin-
dungen hat) aus 4ihv-as. Dem entsprechend wäre dann
anzunehmen, dafs jenes quoinos aus aequ-oinos abge-
kürzt sei und gleichfalls auf skr. ekas zurückkomme. Fer-
ner entspricht jenem xjrocvog^ quoinos, das ich hypothe-
tisch dem unus zu gründe gelegt habe, formell sehr ge-
nau xotvog, zeigt aber auch zugleich nicht geringe Ver-
wandtschaft der bedeutung, namentlich in den synonymen
adverbien xoiv^ und unä, womit man auch die von dem
andern ausdrucke fbr die einheit gebildeten gleichbedeu-
tenden adverbien 6^^ und dorisch cc/a^, ofA^ vergleiche.
Mit xoivog stimmen aber in der bedeutung vollkommen
latein. com-münis (aus com-moinis), und goth. ga-
mains, während zugleich die form nicht geringe äbnlich-
keit darbietet. Der begrifi der gemeinschafb ist diesen Wör-
tern nicht erst von der präposition gekommen; denn nicht
allein wird municas von Festus aus der altern latinität
für communicas angeführt, sondern auch die ausdrücke
ein beitrag zur etymologie der griech. zahlwSrter. 397
munia, munera (vgL leiTOVQ/iai von Xa6g\ mmiicepi
beziehen sich ihrem echtesten sinne nach auf das xoivop
rrjg nokstag. Es können nun aber die stamme lat. moen,
mün und goth. m4in sehr wohl ftlr identisch mit dem
griech. xoiv gehalten werden, sobald man dieses aus x/:o$v
entstanden glaubt*). Denn aus diesem konnte jroiv wer-
den,* der Wechsel des ▼ und m ist aber im griechischen,
lateinischen und deutschen nicht selten**). Ich will davon
nur ein paar beispiele geben, wo dem lateinischen und
deutschen das m gemeinsam ist. So skr. väri n. (aqua),
lat märe, goth. mar ei f. (d-dlacaa), ahd. muor (lacus),
wo der voeal dem langen ä im sanskrit regelmälsig ent-
spricht. Ferner skr. vahu oder bahu (viel), wozu von
Benfey 1, 88 richtig das adverbium oxa bezogen ist, nur
dafs nicht ein ^oxa anzunehmen sein wird, sondern viel-
mehr das o aus va geworden ist; dazu gehören die com-
parative lat. magis, goth. mäis, welche man weniger ridi-
tig zu fiiyagj magnus gezogen hat.
Wenn es nun durch diese Zusammenstellungen wahr-
scheinlich gemacht ist, dafs in ahd. nihein, dehein eine
ältere form hein für ein erhalten ist, so begreift sich nun-
mehr das bisher unerklärte hn in den gothischen distribu-
tiven Zahlwörtern als Verstümmelung aus einem alten hiins
= Äins, und umgekehrt kann es nach dem, was sich über
die bildung der distributiva anderweitig ergeben hat, wie-
der als eine bestätigung der obigen darlegungen über die
ältere gestalt und den Ursprung von unus, &in8 dienen.
*) Ivroq ist mit xoiyo; »ynonym und verwandt, aber nicht blofs dia-
lektisch verschieden. Jenes ist offenbar von ^vv s= «jiV as cum abgeleitet
(aus hfvjoqijj wofttr ich eine altgriechische form xvif oder ttii' in d. zeitschr.
III, 164 nachgewiesen habe; cum aber ist auf dka zurttckzuführen, wie an-
dere 87non3rme präpositionen auf daa gleichbedeutende sama, s. unten no. 8.
Das l in ^vv (später in a verweichlicht) halte ich fUr eine blofse Verstär-
kung des anlautes x, wie in ^vqov verglichen mit xffQu^ lat. cnlter (fOr
cnr-ter), wo skr. kshura (culter), ahd. sc6ran (tondere) Grrimm II, 81
eine etwas andere art der Verstärkung zeigen.
**) Uebrigens liefse sich auch denken, dafs münis, mäins von sam
herstamme, wie xoii'oV ^^^ ^^i beides mit ganz ^naloger bildung; über die
Verstümmelung jenes Stammes in m s. unten,
vm. 5. 22
338 Ahrens
Das von mir angenommene suffiz oinos (nämlich oinos,
unus aus quoinos, aequ-oinos) scheint mit enus in
alienus und dem häufigeren inus identisch za sein*).
Endlich ist noch zu bemerken, dafs auch lat. singa-
lus, so sehr es in seiner form von den andern distributi-
ven abweicht, doch einen analogen Ursprung zu haben
scheint Vergleicht man nämlich singillatim, bo ist es
klar, dafs singulus, singillns deminutive formen eines
einfachen singus sind (vergl. tantulus, tantillus Ton
tantus). In diesem wird g für c stehen wie in viginti,
triginta und öfter. Sin-cu^ aber ist aus dem stamme
sam, sim mit dem ans ^kas verstümmelten sufilxe ge-
bildet.
Durch die gesammte obige ausführung scheint meine
gleichstellung des ana^ mit a^axig nicht schlecht gerecht-
fertigt zu sein. Wenn dagegen hr. M. behauptet, dafe
jedenfalls a^na^ zu theilen sei, möge man nun das na^
mit Pott von nriyvvfAi oder mit Benfey von skr. p&pa
(strick) herleiten oder richtiger es sammt den lateinischen
und deutschen suf&xen plex, fach, fältig zu skr. paro
(verbinden) stellen, so dürfte die bestimmtheit jener be-
hauptung durch diese etymologischen versuche kaum ge-
rechtfertigt sein, welche in der bildungsweise der quotien-
tiven zahladverbia im griechischen wie in den anderoi
sprachen keine stütze finden.
2) Hr. M. hat meine ansieht angenommen, dafs auch
das indefinite ocfiog zu dem stamme sam gehöre, wenig-
stens, wenn die angäbe zuverlässig sei, dafs die ursprüng-
liche form mit hartem hauche anlaute, indem er bemerkt,
ich sage s. 53 »«.wog (weniger richtig afAogY ^^^ schreibe
doch gleich darauf wieder yyäfiov*^; dafs letzteres ein druck-
fehler sei, konnte wohl ohne grofsen aufwand von Scharf-
sinn erkannt werden. Hinsichtlich seines zweifeis hätte hr.
*) Wenn hr. M. p. 144 unus mit skr. ^na (dieser, jener) identificirt,
welches allerdings formell genau entspricht, aber in seiner bedeutnng nicht
die geringste Übereinstimmung zeigt, so bedarf das keiner weitem Wider-
legung.
ein beitrag zur etymologie der griech. zahlwSrter. 889
M. sich leicht u. a. aas dem Thesaurus belehren könneiiy
dafs Dicht allein die autorität der besseren handscbriflen^
sondern anch des lezic. ntgi npsvficcTtav p. 211 den asper
schützt, weshalb auch dieser in den neueren besseren aus-
gaben der Schriftsteller vollzogen ist; dazu kommt noch,
dafs in dorischen Inschriften (Diall. II, 84) sich sogar fitj-
ö^afAüig^ fit]&afi6d'ev finden und bei Aristoteles de coeL II, 8
ovffafAwg^ gerade wie seit Aristoteles auch ovd'eig, fuj&BiQ
üblich waren. Dafs aber ccfjiog mit elg identisch sei, wird
am evidentesten durch folgendes bewiesen. Das einfache
ocfiiog kommt nämlich überall im wirklichen gebrauche nicht
vor, und wenn Thomas Mag. sagt, es stehe xcera ykaiaaav
für Tig^ oder wenn es EtM 95, 21, Scholl, und Eustath. zu
Od. a, 10 dorisch oder ionisch genannt wird (jenes wohl
aus verwechselang mit *äfi6g == TfjAiTBQog)^ so ist darauf
sehr wenig zu geben. Auch der Singular ovSafiog (den
auch hr. M. ohne bemerkung aufführt) und fiijdafjiog exi«
stirt im gebrauche nicht, sondern nur der plural ovSafioi^
fitjÖauotj und zwar ist dies bei Herodot der regelmälsige
pinral za ovSsig^ futjöeig^ nur ein einziges mal steht ovöi^
veg, aber in der bedeutung ovSivog ä^ioi IX, 58, und auch
hier steht der dativ ovÖa/^-olat in derselben bedeutung da-
neben. Die tragiker haben ovdivsg, fjifjäivsg zuweilen in
derselben bedeutung nichtig, aber erst seit Xenophon
erscheinen diese formen in der schlichten bedeutung keine.
Aufserdcm erscheint derselbe stamm mit der bedeutung dg
oder Tig nur in einer reihe von adverbien, deren genauer
Zusammenhang mit Big sich besonders daraus ergibt, dals
der alten formel dg yi ng genau die adverbialen ccfiov yi
Tiov, aufj yi nt)^ ccfAO&ev yi no&eVy ccfjtol yi noi^ ccficHg yi
Tiiog entsprechen. Von dem stamme iv werden adverbia
überall nicht gebildet, aufser einem ovSeraxig bei dem spä-
ten Jamblichus. Hieraus ergiebt sich nun auch, dafs afia-
xig das ganz diesen analogien entsprechende quotientive
adverbium zu elg ist
3) Während hr. M. seine frühere annähme, dafs fila
zunächst aus i^iia entstanden sei, gegen meine ansieht, die
22*
1
340 AhreDf
es aus c^da hervorgehen lälst, aa%egeben hat, edlirtff
sich entschieden gegen meine annähme, daCs ta wa^fk
durch abwerfung des anlautenden oonsonaoten entstaalB
sei, eine meinung, die schon von alten grammatikem p
hegt wurde, s. EtM. 464, 15, und auch in neaem wäm
die gewöhnliche gewesen ist, z. b. Buttm. lexil. I, 193, Fett
et. forsch. I, 223, Benfey wurzellez. I, 3. Wenn ]ir.K
dabei den ausdruck gebraucht, ich nenne Ha Aoliaoh, m .1
scheint er dies für einen weiter nicht begründeten euU 1
zu halten und hat wohl übersehen, wie ich DialLI^lU'
nachgewiesen habe, dafs ia nicht allein von den altoi gn»
matikem ausdrücklich als die äolische form fftr fäa h*
zeichnet wird, sondern auch in den ftolischen dichtem ni
inschriften ausschliefslich im gebranch ist; denn Ala2i)
wo ich an jener stelle noch die emendation fiww pki
(Codd. ^ovov avlav) f&r richtig hielt, habe ich epiter DUL
n, 538 richtiger piovav tav geschrieben. Der Holiiwhft P'
brauch dieser form erstreckt sich auch auf die confipati
ovSeig und f^rjöelg. Bei Homer ist also Üa nnr als ciaa
der vielen äolismen seiner spräche zu betrachten. Wt
sehr aber jener äolische gebrauch daftkr spricht, da& jUi
und ia nur dialektisch verschieden sind, liegt am tagt
Indefs hr. M. läugnet dies unter anfhhnmg von wwtk »
gumenten. Zuerst behauptet er, die entstehong tob fm
aus Cfiia müsse den gedanken an eine noch weiten nh
stümmelung in IIa entschieden zurüokstofsen. Die bflnflb*
tigung dieser bebauptuug sehe ich nicht ein. Daft im g»
chischen anlautendes /a mehrfach abgefisdlen ist, .darf fr
unzweifelhaft gelten; hinlänglich beweisend iet aohoa &
vergleichuDg von äkeo), alev^ov, ovXai (aus ol^aiy mü^
Xbvqov, fAvXrj^ molo, mola, ahd. malan, mnli, melo;
denn dafs Benfey II, 298 die formen ohne ia unrichtig foi
den andern getrennt hat, geht am evidentesten ans dv
nebenform fidlBVQov für ccXbvqov hervor, welche auf koitf
weise, wie er muthmafst, wie eine erfindung der gramW'
tiker aussieht, sondern auPs bestimmteste ala wirkKoh g»*
bräueblicfa bezeugt wird , in Phot. lex. aus Achaens» aack
\
ein beitrag zur etymologie der griech. zahlwdrter. 841
jetzt bei Theocrit. XV, 116 von mir nach einer bandschrift
und von Meineke nach Bergk's conjeotur mit gröfstcr wahr^
scheinlichkeit beigestellt ist. Zugleicb ergiebt sich aus die«
sen beispielen, dafs die annähme von Pott I, 223, das mo-
bile anlautende fA stehe meistens fbr organisches jr, zum
wenigsten nicht zur allgemeinen regel gemacht werden dürfe.
Wenn nun aber überhaupt das anlautende je« abfallen konnte,
so giebt es keinen grund dies in solchen fiUlen f&r unmög-
lich zu halten, wo in ältester zeit dem ^ noch ein conso-
nant vorangieng.
Hr. M. meint ferner, gegen die erklärung des la aus
lAia habe doch schon das homerische masculinum l^ IL
^, 422 bedenklich machen müssen. Natürlich ist diese form
meiner aafinerksamkeit nicht entgangen; aber freilich habe
ich mich nicht entschliefsen können ein toq^ ta (unus,
una) anzunehmen, wie das schon Trypho bei ÄpoUon. de
pron. p. 91 A gethan hat, unter den neuem u. a. Lobeck
pathol. p. 43, und jetzt auch hr. Meyer. Dieser annähme
steht nämlich zuerst die form des femininums la entgegen,
welches ja von toq regelmäfsig ia, ion. Ir^ heifsen müfste,
was aber nur in der glosse Hesych. ii}i ^ia^ fiovrj gefiin-
den wird, wo ohne zweifei ly: /i«^, fA.6vif zu corrigiren ist.
Wollte man aber nach der analogie von Siog^ 82a, wo das
femiuinum unmittelbar aus dem stamme 8tf gebildet ist,
auch hier annehmen, dafs la unmittelbar aus einem stamme
l oder If {dtjr-ia, Sijrjfi, Slfa, Sla) gebildet sei, so könnte
aus l-ia oder If-ia immer nur la geworden sein, während
das i des wertes entschieden kurz ist. Ueberhaupt ist die
eigentliche femininendung bekanntlich m, und nur schein-
bar er, wenn das £ mit den vorhergehenden lauten auf eine
oder andre weise verschmolzen ist (s. meine griech. formenl.
p. 154); die reine endung la kann nur nach consonanten
vorkommen, z. b. ipälrgia. Somit ist es ganz sicher, dafs
in ia das i nicht zum stamme gehören kann, sondern dafs
vorher ein consonant und überhaupt der ganze eigentliche
stamm weggefallen ist, gerade so wie in äv aus kff^fav auch
nur die endung übrig geblieben ist Femer ist es schwer
342 Ahrens
ZU glauben, dafs die Aeolier zu Big statt des zugehörigen
fiia ein femininum von ganz anderem stamme in r^elmä-
fsigen gebrauch genommen haben isollten. Endlich, auch
wenn man über diese beiden bedenken wegsehen wollte,
würde es noch schwer bleiben für jenes log, ta eine pro-
bable herleitung zu finden. Schon Tryphon a. a. o, hat es
mit oloQ in Verbindung gebracht, indem er aus tog durch
pleonasmus des o, natürlich unrichtig, olog entstehen läfst
(ebenso EtM. 618, 42); einen Zusammenhang beider Wörter
seheint auch Lobeck pal hol. p. 43 anzunehmen, ohne sich
über seine art und weise bestimmter auszusprechen. Man
könnte etwa nur annehmen, dafs iog aus der nichtgunirten
Wurzel von olog gebildet sei, welches ohne zweifei früher
olfog lautete. Aber dieser stamm erscheint in seinen viel-
fachen gestaltungen durch die verwandten sprachen hin
immer mit langem vocale oder diphthonge (s. meine recen-
sion p. 57), und das vereinzelte IqE) kann nicht berechtigen
eine ausnähme anzunehmen. Auch Benfey brachte ta mit
olog zusammen wurzellex. p. 4, indem er annahm, dals^ia
durch apocope des anlautenden vocales aus o'iJ:^a entstan-
den sei; aber ta hat entschieden kein digamma, weder im
epischen noch im äolischen dialekte. Hr. Meyer äu&ert
sich zuerst so, als ob er tog für eine nebenform von olog
halte „es kann nicht auffallen, dafs im griechischen, das
die form oljrog, olog ... sich bewahrte, in der alten dich-
tersprache neben elg^ fiia^ tv . , . noch die besonderen tog^ ta
für das erste zahl wort zeigt^ (sie), geht dann aber uner-
wartet zu einer ganz verschiedenen etymologie über, indem
er in tog, ta den stamm des lateinischen is ea id erkennt;
wie aber dieser stamm in den begriff der einheit habe über-
gehen können, dafär bleibt er den nachweis schuldig.
Da es also mit dem angenommenen tog ta nichts ist,
würde man sich bei Benfeys ansieht beruhigen müssen,
dafs das vereinzelte i^J nur eine unorganische rückbildung
aus dem weiblichen ta sei, wie das auch schon die alten
grammatiker gemeint haben werden, welche la aus fxla
entstehen UeX'sen^ und insbesondere Aristarch, von dem die
ein beitrag cur etymologia der griech. zahlwdrter. $48
accentuation Itß berrOhrt, zu der ihn nach Herodian^s wabr-
scfaeinlicher vennutbuDg die analogie des weiblichen i^ be-
wog (denn wenn er ein log^ Ha angenommen hätte, mufste
er nothwendig iqt schreiben), obgleich es nicht geringes
bedenken hat eine so unorganische bildnng in einer home-
rischen stelle anzuerkennen, welche einen verdacht junger
interpolation nicht duldet — wenn sich nicht zum glück
eine andere, wie mir scheint, sehr wahrscheinliche erklä-
rung der seltsamen form darböte.
Der homerische vers 11. ^ 422 lautet öt (ikv ndweg
Id) xiov fiuari */Jidog tiöcj. Darauf bezieht sich Apoll, lex.
94, 1 l(p : ivi' „oi jitiv Ttdvreg \^ xiov rj/Aari XBiprp^. Ich
glaube, dafs statt des letzten bei Homer fehlenden wortes
fj ixBivip zu schreiben und darin eine zweite erklärung des
l^ zu erkennen ist, und zwar die richtigere, wonach das
wort für den dativ des pronomens 3. pers« t zu halten ist,
von welchem bekanntlich nur sehr sparsame reste erhalten
sind, s. Max. Schmidt de pron. p. 12 ff. und G. Dindorf
Thesaur. III, 481. Zuerst der nominativ i oder i', von den
grammatikem vielfach erwähnt, aber wirklich erhalten nur
Soph. fr. 497 N. aus Apoll, de pron. p. TOB. und Seh. Vict
Hora. IL X, 410) rj fiiv wg t ä-äaaov^ jj 8' wg t rixoi naida
nach Dindorf ^s herstellung (Apoll, beidemal 6i, Seh. Vict.
6)aH und ooai)^ und Plat. Symp. p. 175 C. und 223 B. aus
conjectur hergestellt. Das wörtchen wird bald i bald t
geschrieben. Für den spir. asper zeugt bestimmt Priscian.
XIII, 5, 24 und Seh. Vict. IL X, 410 xi^vig ro wasi Sid
T(tv T yodtpovai xal SaGvvovöiv^ dvTtovvfiiav kxSsxofdePOi^
Toirov ngoöcinov avrl tov wg avTtj^ und über dieselbe stelle
Apoll, de pron. p. 90 B. ro ^Ofjirjgixov ivioi did tov I ygd'
qiovTBg nooönvhovaiv — kxSexofiBVoi^ ro avxiq^ ferner der-
selbe p. 91 A. ii fiBTU daaiog ßga^ela ixtpoga tov I, vgl.
auch p. 45 C. Daher kann es bei demselben nicht richtig
sein, wenn p. 70 C, nachdem lu)g6g nagd !AtTi^xoig und
fyvt]T6g nagd 'PoSioig für composita mit jenem pronomen
erklärt sind, hinzugefQgt wird rijg Saaeiag jixtixüg ngog-
akd'ov(ft]g^ und es mufs vielmehr heifsen dTtek&uvaijg, so
344 Ahrenfl
dafs jene worte (welche auch nur ganz widersinnig auf das
rhodische lyvfiteg bezogen werden konnten) vielmehr auf
das attische itagoi zurückgehen. Die kürze des vocales
bezeugt ausdrücklich Apollonius in der angeführten stelle
p, 71 A. und Draco p. 106, 14, vergl. EtM. 588, 11. Seh.
Hom. n. A, 201. Aber in dem angeführten fragmente des
Sophocies ist das zweite t entschieden lang. Ich erkläre
mir dies daher, weil es hier weiblich ist, indem ja das fe-
mininum, wo es nicht durch eine besondere endung gebil-
det wird, regelmäfsig eine vocalverstarkung zum charakter
hat. Somit würde der nominativ lauten t, % i; dals t fiir
alle drei geschlechter gelte, bezeugt Apollonius p. 32 B«,
45 C. Aulser diesem nominativ konnte bisher zu diesem
pronomen mit einiger Sicherheit nur bezogen werden He-
sych. iv: avTi], avxrjv^ avxov. Kvngioij wo avrij von Husu-
ms ausgeworfen ist. Auch Hesych. elv: avToavvfxia. ixci-
vog hat man für eine andere Schreibung jenes iv gehalten,
indem man hxBivov corrigirte; es dürfte aber vielmehr eine
verstärkte form des nom. i sein, wie böotiscfa xovv für av*).
Alles übrige hierher bezogene beruht auf unsicheren oder
falschen vermuthungen. An der ursprünglichen richtigkeit
des asper in i hat man mit recht trotz der bestimmten
bezeugung, das lateinische is ea id vergleichend, gezwei-
felt; die grammatiker, welche das wörtchen als den nomi-
nativ zu oi;, o/, i betrachteten, wurden hierdurch nothwen-
dig zur annähme der aspiration veranlafst. Jedoch für das
femininum läfst derselbe sich wieder durch die vergleichung
des goth. is si ita (er sie es) rechtfertigen, und somit wäre
als älteste form zu betrachten t, X l oder t, *i, X.
Tjvl diesen formen, welche ganz vereinzelte reliquien
aus einer früheren Sprachperiode sind, fQge ich nun jenes
*) Dieses ti,v scheint auch in dem seltsamen pronomen 6 Silva zu
stecken, dessen von Sophron gebrauchte form 6 dtiv (Apollon. de pron. 75 C.)
oder vielmeht odiiv ich für die ältere halte, nämlich zusammengesetzt ans
0(T« fii', hie ille, dieser und der. Die weitere declination tou öelvoq,
richtiger rovSelvoq, hat das >», welches in i2y eigentlich nur dem nominativ
gehört, unorganisch behalten.
ein beitrag cor etymologie der griech. Zahlwörter. 846
l(pj nach meiner yerrouthung schon von einem alten gram*
matiker durch kxüvtp erklärt, wie auch i, das meistens dem
avTog gleichgestellt wird, von Theodosias p. 83, 22 Göttl.
durch kxBivoq und von seinem scholiasten p. 916, 11 durch
ovxoQ 17 ixBivog erklärt ist. Der ausdruck rj^iari ixeivtp,
illo die, eo die pafst ftir den sinn der homerischen stelle
sehr gut und, wie mir scheint, sogar besser als uno die.
Die form des dativs rechtfertigt sich durch vergleichung
von Ti<p, dem älteren dativ zu r/g, äol. riq). Aber bei der
Übereinstimmung, welche reo, der alte genetiv von rig, mit
den genetiven der persönlichen pronomina ifjiioj aio^ %o
zeigt, ist es mir sehr wahrscheinlich, dafs auch rscp viel-
mehr ursprünglich teoi gelautet hat, dem dann ein iol ent-
sprechen würde. Ob Homer so gesprochen habe, läfst sich
natürlich aus der Überlieferung nicht erkennen, da in den
ältesten handschriftcn jedenfalls TEOI und 101 geschrie-
ben war. Das obige war schon geschrieben, als ich noch
eine sehr interessante bestätigung meines itp oder 10/ s» ei
entdeckte. In der alten lokrischen inschrift (herausg. von
Rols nach Oekonomides Leipzig 1854 und behandelt von
Kirchhoff PhiloL XHI, 1 ff.) steht A, 1. 8 JinAEIOI-
Q0IE2T0y was Oekonomides gelesen hat SmX^ ol &q)rr
at(o und Bangabä II, 7 dmiM ol &<pi]aT(o. Kirchhoff hat
die Unmöglichkeit der angenommenen krasis aus &(pa Höto)
eingesehen und &o)i HavcD geschrieben, indem er ein sonst
unbekanntes adjectivum &mog annimmt; richtiger wird man
O^' ÜaTü) lesen und eine ältere form &^a für &<p^ aner-
kennen, wie ich Philol. VI, 2 nachgewiesen habe, dafs der
echte nom. sing, zu Tgt^ai^ 8fi(pai nicht Tgtpij, 3fiq)ii lau-
tete, sondern Tg^a^ dfi^a. Derselbe hat richtig bemerkt,
dafs der mangel des digamma in ol unglaublich sei, da es
sonst überall in der inschrift sich erhalten zeigt, und emen-
dirt deshalb Srnkij jroi; aber jede änderung in der vortreff-
lich erhaltenen inschrift ist höchst gewagt. Man hat viel-
mehr zu lesen ömlel l(p (oder Iol) &q)' Üara) {E vertritt
bekanntlich auch den diphthong et), und hat somit gerade
dieselbe form wie in der homerischen stelle. Ueber das
846 Ahrenfl
dorische Srnksl vgl. Diall.IT, 386; S§nX^ würde aooh d»-
lektisch fehlerhaft sein. Rangabö^s lesimg SuiXtü oi im-
stöfst gegen den graphischen gebrauch jenes Zeitalters.
4) Ich hatte mich gegen die bei den sprachvei;^
chenden grammatikern herrschende ansieht, dais ixtnov an
iV'Xarov entstanden sei, aus mehreren grflnden erkliii,
welche hr. M. sämmtlich bekftmpft. Gegen meinen entea
grund ^weil die composita SiaxoöiOif TQiax6aio$j doriack
diaxdnoi rgiaxccTioi u. s. w. auf ein älteres äxarov hinwei-
sen^ erinnert hr. M. „durchaus nichtl niemand wird rerpo-
xoaioi, nevTaxoatoi zerlegen in rsTQ'axoaioij neyr-amiM
statt in TSTQct-xoaioi, nepra'Xoaioi^m Derselbe hAtte woU
so billig sein können das offenbare sphalma äxarop in caur
Tov oder axarov zu bessern (ich erkläre ja gleich nachher
den asper für jünger) und mir nicht die Ungereimtheit ut
zubürdcn, als liefse ich nevraxomoi aus nevT''ax6cioi ent-
stehen. Aber auch sonst hat es hr. M. mit meinem argn-
mente zu leicht genommen; denn gerade der theilmig &a-
xoaioi, die er wie selbstverständlich betrachtet, stehen die
schwersten bedenken entgegen. Hinsichtlich der art der
Zusammensetzung ist nämlich eine doppelte annähme mög-
lich. Entweder kann man mit Benfey U, 375 annehmen,
dafs eine uneigentliche composition zu gründe liegt, wie
im Sanskrit, zend und gothischen das wort f&r hundert ab
subst. neutr. behandelt und mit den entsprechenden tunm
der einfachen Zahlwörter verbunden wird, z. b« goth. tra»
hunda, dat. tvdim-hundam. So würde also nach Ben-
fey's meinung, wenn ich diese richtig verstehe, aus dnem
älteren rgia-xaTa das adjectivische rguxxavio^^ rpurxotfiM
gebildet sein. Aber diese annähme stöfst anf Schwierig-
keiten bei i^axoaioi (statt ixxoaioi)^ wo man eine wedg
wahrscheinliche declination des ^^ anerkennen mnls, noch
vielmehr aber bei öiaxoaioi. Benfey bezeichnet dia ab
neutrum, ohne diese form irgend zu rechtfertigen; sdir
übereinstimmend lautet aber das neutmm skr. dvä, send,
ba, griech. dvu, lat. duo, goth. tvä, so dafs man jeiM
öia nicht begreift. Endlich würde auch die Yocaldebrang
1
ein beitrag cor o^ymologie der griech. Zahlwörter. 817
in diäxoaioij rgiaxoaioi höchst aufFalleod sein; denn die
von Benfey p, 215 für tgiäxovra^ in welchem er auch mit
Bopp das neutrum tgia erkennt, vorgebrachte entschuldi-
gung aus der zusammenrückung ist ein nothbehelf und das
verglichene beispiel ekä-dapa eilf sehr ungleichartig.
Dafs vielmehr eine eigentliche composiüon mit dem unflec-
tirten stamme der grundzahlen anzuerkennen sei, läfst sich
schon ans dem lateinischen schliefsen, welches ja dem grie-
chischen auch in der adjectivischen natur der hundertmehr-
heiten am nächsten steht, und wo es doch augenscheinlich
u. a. ganz unzulässig ist trecenti und quadringenti
auf triacenti quatuorcenti zurückzufuhren. Betrachtet
man nun bei dieser annähme xoaiot als den zweiten theil,
so muTs das a als der compositionsvocal gelten, wie er ja
auch in den andern Zusammensetzungen der grundzahlen
zu erscheinen pflegt, wie i^dfiatgoe- Aber dvo und rgug
haben in allen andern Zusammensetzungen die gestalten d$
(aus dfi) und tqi^ wie lat. bi, tri, skr, dri, tri, zend«
bi, thri, ags.tri, thri; ein compositionsvocal ist bei ih-
nen überflüssig und unerhört. Somit ist auch bei der an-
nähme einer eigentlichen composition die theilung Öia^
xoaioi u. s. w. falsch. Dagegen wenn man öi-axoGioi u. s.w.
theilt, so stimmen diese Zusammensetzungen der grundzah-
len in der gestalt des ersten theiles vollkommen mit allen
andern überein, z. b. Si-ijgtjg, roujgtjgy rerQfjgtjg, i^/jgrjg,
inTf}gi}g, oxrtJQtjg, ivvfjgfjg. Das lange ä in öiaxoaioi, rgia^
xoaioi oder fj im ion. dii]x6aioi tQitjxoaioi^ entspricht ganz
dem gesetze, dafs der anlautende vocal des zweiten theiles
gewöhnlich gedehnt wird, s. Buttm. ausf. gramm. II, 455,
und dadurch ist auch das homerische ^lei^ri^xotrioi gerecht-
fertigt. Da aber diese dehnung keine nothwendige ist, so
durfte sie in rergaxüoioi ff. unterbleiben, vergl. Tterv-
aeOkog u. a.
Die theilung öi^-axarioi wird aber auch noch durch
eine andere betrachtimg sehr empfohlen. Bopp vgl. gramm.
p. 455 (in der ersten ausgäbe) hat bemerkt, dafs die aus-
drücke für hundeii ^atam skr., ixarov, centum aus einem
348 Atarens
von dem zafalworte für zehn (da^an, Sixa, decem) ab-
geleiteten Worte verstümmelt seien. Wenn er nnn aber
glaubt, dafs auch im griechischen die ganze erste silbe ab-
gefallen und aus xcctov dann wieder ixarov statt iv-xarov
gemacht sei, so liegt es doch näher anzunehmen, dafs im
griechischen eine zwischenform erhalten ist, in welcher nur
der anlautende consonant fehlt, und daran scheint auch
Pott etym. forsch. II, 218 gedacht zu haben, wenn er skr.
a^ru für Sccxqv vergleicht. J. Grimm gesch. d. deutsch,
spr. I, 250 läfst, von der Bopp'schen ansieht abweichend,
insbesondere wegen des goth. taihun-tShund ixarov viel-
mehr aus SsxaSixarov entstehen, „so dafs von Sixavov nach
abgestreiftem 8 das c noch übrig blieb und aspiration em-
pfieng; von %v läfst sie sich nicht herleiten^. Mir scheint
diese erklärung die richtigere; für die nächst vorliegende
frage kommt es aber auf dasselbe hinaus, wenn man 9a tarn,
centum, ixarov nicht aus einer multiplicativen Zusam-
mensetzung verstümmelt, sondern mit Bopp, Pott, Benfey
von dapan durch ein suffix abgeleitet glaubt, also statt
dapatam („10 in der höheren potenz^ nach Pott). Im-
mer wird die gröfste Wahrscheinlichkeit dafür sprechen,
dafs in ixarov die erste silbe nicht später zugesetzt, son-
dern nach Grimmas auffassung aus der volleren form übrig
geblieben und der spir. asper somit nicht ursprünglich ist,
und ferner dafs in öiaxdrioi ß. eine form axarov mit be-
wahrung des alten a und des spir. lenis (vgl. Ttsvr-axoffioi^
iftt-axoaioi, dxr-axoaioi) steckt.
Diese auffassung wird auch durch die betrachtung der
benennungen für die zehnermehrheiten bestätigt, welche
anerkanntermafsen gleichfalls Zusammensetzungen der grund-
zahlen mit einem aus Sixa gebildeten nomen sind. Auch
hier hat man rgtd-xovra ff. theilen wollen, wogegen die-
selben gründe wie oben sprechen, und aufserdem ein neuer.
Es ist nämlich auffallend, dafs in nsvrtjxovra ff. auch der
dorische dialekt das t] hat (Diall. 11, 280), vgl. böot. ißSo-
fielxovra Diall. I, 184, während rgii^xovra nur ionisch ist.
Jenes 97 statt a ist bei einer theilung nevnj-xovra ^ wobei
ein beitrug snr etymologi« der griech. zahlwdrter. M9
TiBVTf] aus einer neutralform entstandeD sein soll, schwer-
lich der erklärung fähig. Dagegen, wenn man tq^xovtu
nevT-TJxovra theilt, so lälst sieh begreifen, dais bei jenem,
ebenso wie bei Si-axduo$ ff. die ältere form däxa, ver-
stümmelt crxa, zu gründe liegt, dagegen den bildungen auf
-rixovta die jüngere dixa^ dann kxa, woraus man schlielsen
darf, dals zu einer zeit, wo in 8ixa schon das 8 eingetre-
ten war, noch das richtige bewulstsein von dem zusam-
menhange jener endungen mit 8ixa herrschte und sich bei
den höheren und darum seltener gebrauchten zahlen gel-
tend machte, während in Tgiixovva bei dem häufigeren
gebrauche das ä (mit ausnähme des ionischen) der ände-
rung widerstand. Die lateinische spräche hat in quadrä-
ginta £F. das ältere ä bewahrt. Kürze des vocales wie
in TiTQaxoaiot £P. findet sich bei den zehnem nur in TBaaa"
Qaxovra; zu der ungewöhnlicheren form des ersten theiles
vgl. reaaaQäßoiog Hom. U. 1/^,705; auch das dorische rs-
tgcixoPTa weicht aus der analogie und scheint aus rero^^if-
xovTa^ TtrgoriXQvxa entstanden zu sein. Wichtiger ist die
abweichung von äxoai oder in der ältesten bekannten form
jAxavu Vergleicht man skr. vin^ati, zend. vi^aiti, lat.
viginti, ferner skr. trin^at, lat. triginta, endlich lat.
quadringenti, septingenti, octingenti, nonin-
genti (neben nongenti), so läfst sich erkennen, dafs hier
eine andere abkürzung von da^a, dixa^ decem zu gründe
liegt, nämlich durch ausstofsung des ersten vocales. Ana
dvi-dpati, Sfi-Sxan entstand einerseits vin^ati, indem
das d in den bequemeren laut übei^ng, anderseits jAxati^
indem es ausgestoisen, dafür aber dem vorhergehenden vo-
cale die ersatzdehnung gegeben wurde; danach lassen sich
auch die andern erwähnten formen beurtheilen.
Gegen die herleitung des ixatov aus iv-xaxov hatte
ich ferner den grund angefahrt „weil im eleischen dialekte
der asper fehlt vgl. de dial. Dor. p. 549". Hr. M. refe-
rirt nun, in dieser citirten stelle lese man, bei den Eleem
und in der übrigen alten spräche habe wahrscheinUch ixa^
Tov den lenis gehabt, weil kaum zu bezweifeln sei, dafs
SSO Ahr«ii8
das 6 euphoDischer zusatz sei; ^die saohe wird also tnf
den köpf gestellt^. Allerdings scheint das so, wenn mtn
den einzelnen satz ans seinem zusammenhange reilkt» Die
Sache verhält sich aber folgendennafsen. Die eleische in-
schrift hat überhaupt keinen asper; da sie aber ans einen
Zeitalter ist, wo der asper in der scbrift beseichnet wurde,
so haben Boeckh und Franz angenommeD, dafs die in der
inschrift vorkommenden Wörter, welche sonst den aspor he-
ben, von den Eleern mit dem lenis gesprochen seien; ee
sind dies aufser dem artikel ixarov und 'ÜQ^tx^öig (foi
\HQaia). Da aber Franz anderweitig dnroh beispiele alter
inschriften wahrscheinlich gemacht hatte, dafs das zei-
chen des asper zuerst bei dem artikel und Ähnlichen wM-
chen weggelassen sei, während man es in den gewichtige-
ren Wörtern noch beibehielt, so zog ich es tot annmd-
men, dafs in der eleischen inschrift der artikel nur dei
hauchzeichens entbehre, dagegen 'Hpfatpotg nnd faonif
wirklich mit dem lenis gesprochen sein, «indem idi dieee
abweichende annähme darauf begründete, dais der aqier,
welcher im artikel organisch aus a entstanden ist, in'fipma
mit einiger und in ixarov mit gröiserer wafarscheinlidikeit
för unorganisch gehalten werden dürfe« Man sieht, dals
Boeckh's ansieht nicht weniger als die meinig^ ixarm mit
dem lenis als eleisch anerkennt, und daft ich gnten gnmd
hatte unter berufung auf meine ausführlichere därl^gimg
zu behaupten, dafs im eleischen dialekte der asper Üble;
wer dies leugnen will, mufs beweisen, data schon in In-
schriften ähnlichen alters das zeichen des wirklich ge-
sprochenen asper auch bei gewichtigeren w&rtem
lässigt sei*).
I
*) üebrigens veranlassen mich die seit jener zeit bekannt
qaellen, jetzt die Boeckh'sche ansieht itlr richtiger su halten.
die erwähnte lokrische inschrift hat das zeichen des asper in ^möXtow A, I|
^Xf(TT(o (für kXfa&it)) B, 1, MfVrra* B, 7, 6(^xai^OTa$ B, 7- 8, ooxov B, 1,
nnd sogar unorganisch nnd gegen den gewohnlichen gebraneh in o^ftv A, 1
(aber i/zdyotr B, 2). Statt des gewöhnlichen asper steht ein merkwOidifH
digamma in JTnti A, 6. Das spirituszeichen fehlt regelm&fsig in dem artiU
wie A, 7. B, 2. 5 in o und B, 2 ovnaymv für o inarmp^ und Bwar üdl \
ein beitng zur etymologi« der griech. sablwSrtor. 3ftl
Hr. M. polemiBirt ferner gegen die von mir Dial. Don
p. 549 ausgesprochene meinong, dafs bei einer entsiehung
aus iyxarov die erste silbe nicht habe verkürzt werden
können ohne zu erwähnen, dafs ich in der recension hin-
terher jenes argument selbst als unsicher bezeichnet habe.
Dasselbe würde indefs volle krafl behalten, wenn es keine
besseren gründe dagegen gäbe als die von hrn. M. vorge*
brachten. Es stützt sich nämlich zuerst auf ,fke6naQSog
(fQr kBOV'naQSogj l66vT'na()dog) neben keovronctQÖog^; aber
beides sind ganz junge Wörter, die nicht vor den kirchen-
vätorn erscheinen und wahrlich doch nicht benutzt werden
sollten, um etwas für uralte bildungen zu beweisen. Fer-
ner yfXioxQavov (ftür xiop-xgapop) neben xiovo^XQavov und
zahlreiche Zusammensetzungen mit n auslautender grund-
formen, wie sie als erstes glied einer Zusammensetzung der
altindischen regel gemäfs ihr n einbüfsen wie in räja-
putra (rajan), 'AnoXXodwQoq {/ln6lk(av) homicida (hö-
mön), goth. guma-kunda (guman, mann)^. Dem xao-
xgavov wirklich entsprechende bildungen, z. b. axfAoOixov
von äxfACDVj ovog sind im griechischen nichts weniger als
zahlreich, aber allerdings ganz organisch und den gesetzen
der verwandten sprachen entsprechend. Es ist aber falsch
das V in solchen ftllen als ausgefallen zu betrachten, da
es nach der alten, im sanskrit und den älteren deutschen
dialekten consequent festgehaltenen weise von anfang an
gar nicht in die composition überging, weil es secundärer
natur ist und nicht sowohl zur bildung des nominalstam-
mcs als zum flexionsmittel dient, vgl. Grimm gr. II, 412 ff.
B, 6 alx' o; außerdem mangelt das seichen nur in SU' a/iutgäw B, 5 für
f\fA9Q^ (ttber das fliUchlich angenommene o^ B, 9 habe ich oben zu no. 8
gesprochen). Man wird hier nicht den geringsten zweifei hegen können, dafs
der a<«per, wo er nicht geschrieben ist, anch nicht gesprochen wurde; dafs in
flfji(/a derselbe unorganisch und jünger ist, geht schon aus ^^a(f hervor, und
bei einem wortchen wie der artikel ist es begreiflich, dafs leicht eine solche
unorganische abschwächung eintrat. Nach dieser analogie ericenne ich nun
an, dafs auch in der eleischen Inschrift der artikel wirldich den lenis hat;
dasselbe wird in den andern vereinzelten fallen gelten, wo ihm das hauch-
zeichen fehlt. Man begreift aber leicht, dafs hiemach der lenis in ixajop
noch gesicherter erscheint.
352 Ahrens
Ganz ungehörig ist unter den zusammengestellten beispie-
len l^TiokkodiaQog, da in 'AnoXkutv der stamm o», nicht o
hat. Sollte auch hr. M. wirklich glauben, dafs es aas
jinoXktaV'StaQoq verkürzt sei? und ist es ihm entgangen,
dafs die göttemamen 'JnolXiov, IloasMv^ *EQ(A^q (-^p-
fAceijJv) die eigenthümlichkeit haben, in der Zusammenset-
zung regelmäfsig in ihrem einfachsten stamme der suffixa
entkleidet zu erscheinen, z. b. UoöBiSinnog, *EQfioq>ävfjg?
Es ist dies mit den Steigerungen ctlaxQog, alaxitav^ aiax^
atog — p(^Siog, q^(ov, ^^orog u. a. zu vergleichen; in sol-
chen fallen eine ausstofsung annehmen, heifst in der tbat
zu dem byzantinischen Standpunkte der griechischen gram-
matik zurückkehren. Wenn aber hr. M. meint, auch ein
Xi6'ßXi]Tog neben ;^*ovo-/9A^ro5 sei recht wohl denkbar,
während hier das r, aus m entstanden (vgl. Curtius grundz.
I, 169), entschieden radical ist, so kann ich nur der an-
sieht sein, dafs eine solche bildung, wenn sie vielleicht ein-
mal bei irgend einem Byzantiner gefunden werden sollte,
nichts anders als ein grober Sprachschnitzer sein würde.
Ich habe ganz andere analogien im äuge gehabt, wenn ich
die mögUchkeit der Verkürzung des iv-xarov nachträglich
nicht ganz in abrede stellen wollte; fiLr unwahrscheinlich
mufs ich sie noch immer halten. Jedoch glaube ich nach
den obigen darlegungen dieses argumentes gar nicht za
bedürfen, sondern halte es fbr hinreichend bewiesen, dafii
in ixarov^ früher kxarov aus axarov, der anlautende vocal
ein rest der ersten silbe von Sexa sei. Meine frühere an-
nähme, dafs er nur prosthetisch sei, war allerdings die
schwächste seite meiner beurtheilung des wertes.
5) Hr. M. hat in seinem ersten au&atze fiovog einem
skr. samana gleichgestellt, vermuthlich nur einer fingirten
bildung*) (bei dem mangel an einem grölseren sanskrit-
lexicon kann ich darüber nicht urtheilen; sam&na, aeqna-
lis, ist schwerlich gemeint), dabei aber vergessen, dals die
*) samana kommt in den veden mehrfach vor nnd heiAt „zu einander-
strebend, zusammen **, vergl. asamani bei Bdhtlingk-Both mit der bedentiing
1) auseinanderstrebendy 2) uneben, d. red.
ein b«itrmg sor etymologie der griech. zahlwSrter. tt8
ältere form des wertes fwvvoq lautet. In bezug auf dieses
hatte ich nun in meiner recension geäuTsert ^sollte man
auch in dem (a einen rest des Stammes sam erkennen wol-
len, so bleibt doch ovvoq räthselhaft.^ Hr. M. meint nun,
man müsse, um diese form zu erklären, „einfach^ ein ur-
sprüngliches smanva, «r^orfo ansetzen, aus einem smana
(samana) durch das suffix va gebildet. Freilich, wenn
ich geglaubt hätte, dafs das räthsel sich so leicht lösen
lasse, würde ich es gar nicht als solches bezeichnet und
wohl selbst gelöst haben; denn dafs fAuvPog aus fAOPfog
entstanden sei, ist mir von anfang durch vergleichung von
yovvog aus yovfoi; höchst wahrscheinlich gewesen. Aber
wenn man nun fi-ovpog theilt, so handelt es sich um ein
suffix 01^0, ovpo^ wie es die griechische spräche nur in
diesem einzigen beispiele haben würde. Wenn hr. M.
dieses in zwei bekannte suffixe zerlegt, so hätte er den
beweis führen müssen, dafs diese auch sonst im griechi-
schen oder zum wenigsten in den verwandten sprachen ver-
bunden werden. Bis das geschehen ist, mufs ich das räth-
sel für ungelöst halten. Meinerseits habe ich mir längst
als eine sehr nahe stehende bildung ^eipog^ ^ivog notirt.
Da nämlich durch die alte corcyräische inschriil die ältere
form ^ipfog gesichert ist und Pottes ableitung des wertes
von ^1 (vgl. lat. exter, externus, ahd. framadi von der
Präposition fr am) einen hohen grad von Wahrscheinlich-
keit hat (Benfey's gelehrter versuch einer neuen erklärung
in d. zeitschr. VIII, 81 hat wenig überzeugendes), so un-
terscheiden sich die bildungen von fA-ov^og, fiovvog^ fiovog
und i'ivfogy ^Bivog, ^ivog nur in den vocalen o und e, was
aber unwesentlich ist, da beide aus dem älteren ä hervor-
gegangen sind. Man erkennt also nun ein suffix änva,
auf dessen weitere Verfolgung ich mich f&r jetzt nicht ein-
lassen mag.
6) Pottes scharfsinnige vermuthung, dafs in fA{i'XsX?.a^
Si'Xelka das erste und zweite zahlwort stecken, welcher
Benfey und ich beigetreten waren, wird von hr. M. bestrit-
ten, weil skia in jenen Wörtern, wie in äekka^ &vBkla u. a.
vui. 6. 23
354 Ahreiis
als Suffix zu betrachten sei. In diesem punkte stimme ich
vollkommen bei. Aber auch nur Benfey hatte einen stamm
xsk angenommen; Pott hat sich darüber nicht ausgespro-
chen, und ich bin immer der meinung gewesen, dafs jenes
xikla durch eine alte apbärese aus äx^ekka entstanden sei,
wie skr. danta, dens, goth. tunthjus von der wurzel
ad. Ueber aphäresen gerade auch bei dem stamme ax
vgl. Benfey I, 166; das evidenteste beispiel ist x€<;ro^, acu
pictus, vergl. axiargia (näherin) u. a. In dieser fassimg
dürfte Pottes erklärung viel wahrscheinlicher bleiben als
hr. Meyer^s ansieht, der die nach form und bedeutung so
nahe verwandten Wörter von einander reifsend f4,dxakXa mit
fidxtxiQa^ mactare zusammenstellt, in äixekka aber das
Zahlwort Si^ Sfi möglicherweise enthalten glaubt.
7) Pott und Beufey hatten f^iv und di mit sl^ und
Svo in Verbindung gebracht als einerseits und zwei-
tens, der letztere fiip aus evam entstehen lassend. Ich
sagte dagegen in der receusion: „man mülste jetzt wenig-
stens wieder an die wurzel sam denken; allein unzweifel-
haft ist ^iv aus utjif abgeschwächt und da höchst wahr-
scheinlich aus tfij". Darüber referirt hr. M. sehr unge-
treu: „Ahrens tritt jener erklärung, wenn auch nicht mit
voller entschiedenheit, entgegen; nur die deutung des fiiv
aus evam- weist er bestimmt zurück. Man müfste, meint
er, wieder an die wurzel sam denken". Dafs ich aber
ganz entschieden jene ganze erklärung gemifsbilligt habe,
liegt vor äugen. Hinsichtlich meiner „flüchtigen** bebaup-
tung über fuv und öe äufsert dann hr. M.: „mag wirklich
mehrfach in den griechischen werken eine unrichtige Ver-
wechselung des fiiv und fAijv^ vielleicht auch des äi und
S^i eingetreten sein, so kann doch niemanden, der auch
nur einigermafsen besonnen etymologisch verfährt, einfal-
len jene formen geradezu aus einander herzuleiten. Es
müfste doch wenigstens ein wenig versucht werden, jene
scheinbar so bequeme lautabschwächung im griechischen
zu begründen. Wo wird griech. jy, das erst verhältnifs-
mäfsig spät aus ä hervorging, in € umgewandelt? Wenig-
ein beitrag zur etymologie der griech. Zahlwörter. ^§5
stens der versuch einer deutung des (ntjp und Sij hfttte ge-
macht werden müssen, ehe behauptet wurde, daraus seien
fiip und 3i hervorgegangen, formen, die reichlich eben so
alt, vielleicht noch viel älter sind als jene^. Ohne über
die form dieser polemik weiter ein wort zu verlieren, will
ich nur meine Verwunderung über die seltsame zumuthung
aussprechen, dafs in einer recension jede beiläufige äulse-
rung genauer begründet werden solle, und mich dann zu
den aufiGEdlenden irrthümern der Meyer'schen kritik wen«
den« Zuerst ist hr. M. der meinung, dals in den griechi-
schen werken nur unrichtige Verwechslungen von fiip
und ^rjVf Si und dij vorkommen. Dais aber uiv mit fitjv
schon bei Homer in nicht wenigen fallen identisch ist, wo
das versmafs den kurzen vocal sichert, und in zahlreichen
andern f&Uen, wo an cormptel nicht gedacht werden kann,
namentlich in den Verbindungen fiivroi und ya fiivj hätte
hr. M. selbst aus den elementarsten hülfsmitteln, wie Pa-
pe's lexicon, lernen können; genaueres bei Härtung gr.part
n, 390 ff. Dafs auch öi nicht selten fOr Stj steht, ist we-
niger allgemein anerkannt, obgleich schon Eustathius dies
an vielen homerischen stellen nach älteren grammatikem
annimmt, s. Devar. Ind. Sehr evident ist aber die Verkür-
zung des 8ii in dem enklitischen anhängsei der demonstra-
tiva oSe, roaoade, iväade u. s. w. (auch von Härtung I, 273
anerkannt), welches ja ganz dieselbe deiktische bcdeutung
hat wie fhj; auch habe ich Diall. H, 272 nachgewiesen, dafs
bei den Doriern 6 öfj noch im gebrauche war. Indels hr.
M., dem diese thatsachen unbekannt waren, behauptet, dals
„doch wenigstens ein wenig versucht werden mulste, jene
lautabschwächung im griechischen zu begründen^ und läug-
net, dafs überall das griech. ?; je in a verwandelt sei. Mau
sollte kaum seinen äugen trauen, da die beispiele von Ver-
kürzungen des 12 in 6 ganz zahllos sind, z. b. in partici-
pien wie aivrsg, Toankvxtg und 3. plur. prät. hi)anav (vgl.
'P'ovTBQ^ fyvov von yvta>)j und da überhaupt vocalabschwä-
chungen sehr häufig erscheiuen, z. b. in der endung des
dat sing. skr. e, lat. i, griech. ursprünglich oi, was im per-
23*
356 Ahrens
söDlichen pronomen geblieben ist, dann bei Homer noch
mittelzeitiges i, wie ich Philol. IV, 594 nachgewiesen habe,
endlich entschieden t, oder, weil hr. M. gerade den Über-
gang des alten ä in e längnet, skr. avastät, dorisch oftt^
öd'a^ gewöhnlich 67ria&e{v) und ebenso die andern von prä-
positionen gebildeten adverbia auf &€{v). Jedoch es kommt
mir fast lächerlich vor, ganz notorische thatsachen bewei*-
sen zu sollen. Dafs nun gerade die partikeln leicht man-
cherlei abschwächungen und namentlich auch vokalverkür^
Zungen erleiden, ist eigentlich eine selbstverständliche und
zugleich anerkannte sache; indefs will ich zum überflasse
an vvv und vvv, d^rjv und &bv in S^&ev, dijTTovd-eVy endlich
dorisch xä, äolisch-episch X6{v) erinnern. Hinsichtlich /uäy
steht also die sache so, dafs es in einem grofsen theile
seines gebrauches unstreitig aus fii]v abgeschwächt ist und
demnach nur die wähl bleibt, ob man für den übrigen ge-
brauch, welchen ^ii]v nicht theilt, denselben Ursprung an-
erkennen oder ein zufälliges gleichlauten zweier ihrem Ur-
sprünge nach verschiedenen partikeln annehmen will. Letz-
teres ist natürlich nur dann zulässig, wenn die erstere ein-
fachere annähme in der entwickelung der bedeutungen auf
unüberwindliche Schwierigkeiten stofsen sollte, was aber in
Wahrheit nicht der fall ist, vgl. Härtung H, 402 AT. Auch
de zeigt nicht blofs in dem enklitischen gebrauche, sondern
auch, wo es selbständig steht, dem unbefangenen beobach-
ter nicht selten deutlich seinen Ursprung aus 3t}^ nament-
lich im nachsatze, wo ja auch Sij sehr gewöhnlich ist.
Aus der deiktischen bedeutung von Jy;, das am besten sich
durch voilä ausdrücken läfst, konnte aber auch die ge-
wöhnliche adversative bedeutung der partikel Si nicht
schwer hervorgehen, da es offenbar angemessen ist einen
gegensatz durch hinweisung hervorzuheben. Auch das la»
teinische vero zeigt auf den objectiven thatbestand hin;
tum vero im nachsatze entspricht ganz dem totb 8fj»
Bemerkenswerth ist, dafs das deutsche ze w&re, zwar,
das dem vero eigentlich ganz entspricht, gerade umge-
kehrt in dem ersten gliede eines gegensatzes seinen plals
dn beUrag rar ttymilogla dar griach. sahlwOrtar. MF
hat, was natürlich nach dem mnne des aiisdrackn wmtk
KuUssig war«
Woher hr. M. weils, dals juey und 8i reichlich eben
so alt sind als fii^v und J^, ist mir donkeL Bei Homer
ezistiren allerdings beiderlei formen; aber hr. M. wird doch
ohne zweifei die homerische spräche nicht als die ftlteste
gestalt des griechischen betrachten. Versichert er doch
sogar, dalii griech. tj erst yerhftltnifsmälsig spät ans & her»
vorging, während es nicht allein im ionischen des Homer,
sondern auch (in geringerem umfange) in den alterthüm-
licheren dialekten reichlich vorhanden ist. Hr. M. hat auch
behauptet, ich hätte den versuch einer deutung 'des fiiiw
und äij machen müssen; gewils meint er damit eine ety-
molc^^ische erklärung. ISne solche ist für den zweck gleich-
gültig, weil die bedentnngen ja im wesentlichen klar sind,
und bei solchen partikelchen immer mifsHohf jedoch will
ich mit meiner ansieht nicht hinter dem berge halten. Bei
dij stimme ich in den wesentlichsten punkten mit Härtung
I, 223 & und Benfej U, 210. Ich stelle es also zu S^Xogj
lat.]am, das nicht allein dem compositum ijdfi in der be-
deutung sehr ähnlich ist, sondern auch dem einfachen ^
vgl. besonders inndii = quoniam aus quem jam, fer*
ner goth. ju ss ijd^^ 8n Grimm IH, 250. In den latdni»
sehen und deutschen formen ist, wie häufig, anlautendes d
vor j abgefallen, und dafs auch SriXoq ursprünglicher 4^*^'-
Xog lautete, ergibt sich aus agi^tjkog^ wo es mit offidf^log
synonym ist, indem ^ bekanntlich für dj steht. Meinerseits
ziehe ich auch noch hierher goth. j&i, ja (ja); man ver*
gleiche, dafr auch lateinisch etiam als bejahende antwort
gebraucht wird. So wird auch sicher, was Ghrimm IH, 270
zweifelnd vermuthete, dafs goth. j ah, ahd.joh (et, etiam),
aus ja und uh = lat. que zusanunengesetzt ist, indem es
nun ganz dem lat. compositum etiam entspricht. Auch
will ich nicht übergehen, dafs ^ ursprünglich mit J17 iden-
tisch zu sein scheint; in jenem ist dann dj abgefallen wie
z. b. in ^fJiaQ. Hinsichtlich der bedeutung beachte man
tml fj » tnudij und dafs tj mit dem deutschen ja nicht
358 Ahrens
blofs in der affirmativen bedeutung stimmt (wie z. b. ^ fujir
dem ov fii]v entgegengesetzt ist), sondern auch in der fra-
genden, vgl. GraffI, 569. Ueber den Zusammenhang mit
sanskritwurzeln, welche den begriff des hellen und leuch-
tenden enthalten, s. Härtung und Benfey. Bopp vergl. gr.
p. 505 hat dt] lieber zu dem demonstrativstamme ta ziehen
wollen, aber dabei einerseits fibersehen, dafs durch die oben
bemerkten und andere combinationen der ursprüngliche an-
laut dj sehr gesichert erscheint, anderseits auch die unge-
wöhnliche vertauschung des r mit S keinesweges glaublich
gemacht. Derselbe leitet aber p. 500 auch „das griechi-
sche in der anhängepartikel und isolirt als conjunction ge-
brauchte di^ von demselben pronominalstamm her und er-
kennt somit auch seinerseits einen nahen Zusammenhang
zwischen 5if und Si. Hr. M., welcher sich über dt] nicht
ausspricht, führt wenigstens Si nach Bopp's vorgange auf
den demonstrativstamm zurück, indem er es mit skr. tu
(aber) zusammenstellt. Dieses entspricht in seiner bedeu-
tung aber auch dem d?;, namentlich in fragen und wo die
indischen grammatiker es für expletiv hielten; den gebrauch
im nachsatze hat es zugleich mit Si] und mit Si gemein.
Somit dient auch diese analogie zu einer bestätigung der
von mir angenommenen identität von Si] und Ji, ohne dafs
darum ein formeller Zusammenhang mit tu statuirt werden
müfste. Ganz unannehmbar ist hm. Meyer's behauptung,
das mit tu zusammengestellte Si habe „ohne zweifel^ ur-
sprünglich nichts gesagt als dann, darauf.
Dunkler ist f^tjv. Am zusagendsten ist mir Pottes com-
bination II, 323, welcher das betheuernde fid fOr verwandt
hält und beide mit fidka verbindet, das ja auch sehr ge-
wöhnlich in Versicherungen gebraucht wird, z. b. ^ fiaka^
ov udla. Aber ich stelle dieses jwa/a nicht zu ^iyag^ son-
dern halte es für identisch mit goth. vaila, ags. vel (bene)
und dem lateinischen verstärkenden vel, welches von dem
disjunctiven ganz verschieden zu sein scheint; ferner ver-
gleiche ich lat. valeo, validus, valde, skr. bala (vis,
jrobur) und anderseits mel-ior und ßilisfjoQ. Die vertäu-
ein beitrag zar etymologi« der griech. Zahlwörter. dUB
schung der laute v, b, m ist bekannt und schon vorher in
einigen beispielen nachgewiesen, der Zusammenhang ab«r
der begriffe stark und gut sehr begreiflich und durch
analogien gestützt, z. b. XQsiaawv. Ferner vermuthe ich,
abweichend von Pott, dais f^dp flQr fial steht, indem die
im griechischen auslaute unzulässige liquida A in das auch
sonst mit ihm wechselnde v übergegangen ist, während das
schwachtonige f^d (bei Homer nur in den Verbindungen
vai fid, ov f^dy welche nach den scholien und Apollon.
Lex. Hesych. Suid. richtiger paifdd und ovfid zu schreiben
sind) den auslautenden consonanten ganz verloren hat; mit
diesem identisch ist lat. me in mehercle, mecastor,
mediusfidius.
8) Hr. M. hat zu dem, was ich im griechischen aus
dem stamme sam hergeleitet habe, einige ergänzungen ge*
liefert, denen ich um so eher zustimmen kann, weil ich
dieselben vermutbungen mir schon längst notirt habe. Hie-
her gehört zuerst ^£ra, zend. mat, goth. mith, dessen Ur-
sprung aus dem stamme sam hr. M. durch das vedische
smat (mit), vollkommen sicher gestellt hat; mir war be-
sonders die vergleichuDg des goth. samatb (zusammen)
lehrreich gewesen. Weshalb aber hr. M. eine zu gründe
liegende form smatha fingirt, ist mir nicht klar, da auch
die germanischen sprachen t als das ursprüngliche sichern,
und samat sehr wohl als die alte neutralform betrachtet
werden kann. Man vergleiche noch ags. with, in wel-
chem die häufige vertauschung des m und v im anlaute
anzuerkennen ist. Auffallender noch ist der lautwechsel
in dem äolischen und altdorischen tibSu (Diall. I, 151.214;
II, 360), das ich früher mit Pott 11,515 unrichtig von
fierd getrennt habe. Aber im gebrauche sind beide voll-
kommen gleich, und zwischen beiden formen vermittelt
Tierd^ welches seitdem durch den kölschen monatsnamen
nszayeiTPVog = JShrayHXvuav Kofs. Inscr. III. no. 311
sichergestellt ist; somit wird man nicht umhin können eine
ungewöhnlichere lautvertauschung anzuerkennen.
Ferner ivioi (was auch schon frühere mit dq verbun-
360 Ahrens
den haben) und kpa?Jyxiog. Ich kann diesen Wörtern noch
verschiedene andere zuflögen, in welchen gleichfalls iv mit
spir. lenis aus sam entstanden zu sein scheint, namentlich
hfKpEQTqg ähnlich, hyyBvrig = avyysvi^gj ofAoytVTqg und Ific*
(pvkog = (fviKfvlog, otxoqvXog nebst anderem der art. Am
evidentesten ist in der böotischen Inschrift C. I. no. 1623
so ivnaai = ccTtaai (der Spiritus ist freilich zweideutig),
womit 'duTifjg zu vergleichen, das gewifs nicht aus kv nSai
erklärt werden darf.
9) Ich will hier noch eine auf den stamm sam be-
zügliche etymologische combination mittheilen, die mir viel
Wahrscheinlichkeit zu haben scheint. Dafs der stamm MEPj
wovon fietQoficei, fitoog, fxolQcc, vorn einen consonanten ver-
loren habe, ergiebt sich schon aus den perfectformen si^ag^
ficct und 'dfi^ioQS, weil bei einfachem vocalischem anlaute
vielmehr reduplication stehen mnfste. Der asper in siftap--
jitai, läfst auf abgefallenes a schliefsen, welcher consonant
auch an und für sich am wahrscheinlichsten ist, so dafs
also jene formen aus ae-Gfiagfiai und ffs-Ofiogs geworden
sind, vergl. meine griech. formenl. p. 100. Der ursprüng-
liche doppelanlaut wird durch die erscheinung bekräftigt,
daßi bei Homer nicht selten das anlautende ^ der Wörter
dieses Stammes position macht, nämlich elfmal in xara fioi"
Qav (IL n, 367. Od. 7^, 331. 457. S, 783. &, 54. 496. i, 245.
309. 342. X, 16. ^,35) und in diif^oigccTo Od. |, 434, ebenso
auch xara fiigog h. Merc. 53, während Ilias und Odyssee
das wort ftigog noch nicht kennen. Ueber die beweisende
kraft jener Verlängerungen (übrigens bleibt vor /jioiQa auch
nicht selten kurze silbe) habe ich Philol. IV, 605 £ das
nöthige nachgewiesen. Wenn man also nun bereohtigt ist
den stamm JSMEP oder die wurzel üfiag anzuerkennen,
so darf es kaum zweifelhaft sein, dafs dieser mit dem
stamme sam, syncopirt sm, in enger Verbindung stehe.
Denn ein znsammenhf^ng zwischen den begriffen gleich
und t heilen ist nicht allein an und f&r sich begreiflich,
sondern wird auch durch treffende analogieen bestätigt.
So habe ich in der recension des wurzellexicons p. 57 cdaa
ein beitrag m tljnBwtogit dw pieeh. saUiHbtar.
mit grofser Wahrscheinlichkeit, wie mich dünkt, anf
stamm JIII a» skr. ek-a, lat. aeqn-ns zarückgefldnt
(nämlich ans aifr-m); es ist aber alca mit iaoiqu ebenso
synonym wie der stamm ek mit sam« Femer vei^leiche
man lat par, pars und Piirea s» MolQOy und diese w5r»
ter scheinen sogar mit 2MEP auch formell innig zusam-
menzuhängen, wie auch das mit Bifjtdg&ai, synonyme nangA'
a&ai vom stamme /ZOP. Es ist dies neben äna^ :« itfid*
oug und naäd nm fi^rd das dritte beispiel, wo das /ti gerade
des Stammes sam in n übergegangen ist.
H« L. Ahrens.
362 Leo Meyer
Etymologieen,
Fünfmal begegnet in der homerischen dichtung das
wort äfxoXyoq^ stets in der Verbindung wxTog äuoXy^ vers-
schliefsend (auch im hymnos an Hermes vers 7 steht es
so),- in der Odyssee IV, 841, wo es heifst dafs der Pene-
lopeia in der nacht ein deutliches traumbild nahte, sonst
nur in der Ilias und zwar hier nur in gleichnissen XI, 173;
XV, 324; XXII, 28 und 317.
Es ist unnöthig, auf alle verunglückten deutungen des
Worts hier näher einzugehen, die sinnloseste von allen, aus
diA,ilyBWj melken, ist vielleicht die am häufigsten wieder-
holte.
Uns liegt diefsmal nur daran das hervorzuheben, was
jenem d/noXyco im deutschen am nächsten liegt. Es ist das
im altnordischen sehr gewöhnliche, auch in Zusammenset-
zungen und ableitungen verbreitete, adjectiv myrkr, dun-
kel, das die grundform myrkva zeigt, die ins gothische
verändert maurqvja lauten würde, also den durch ja ge-
bildeten adjectiven angehören. Dem griech. y steht das
goth. qv gegenüber, wie z. b. in yvvi] = qvinön; das d
in duokyog trat vor wie in dfialya) im verhältnifs zu un-
serm melken und dem lat. mulgere und auch sonst.
Angeführt wird auch ein griech. d^iogfiog^ dunkel; ist diese
form wirklich zuverlässig, so ist hier der Zusammenhang
mit myrkva noch enger, da beide formen das r zeigen
und gerade mehrfach griechisches /9 gothischem qv gegen-
übersteht, so in /?a/i/cü = qvima, ^^€/?og = riqvis, ßiog^
m. leben = qviva, lebendig. Im schwedischen ist mörk,
dunkel (mörkblä, dunkelblau) noch lebendig, im däni-
schen das gleichbedeutende mark; in andern deutschen
mundarten gehe ich dem wort jetzt nicht weiter nach. Es
findet sich aber auch im slavischen, z. b. im russ. mrakü,
finsternifs, dunkel, und im böhmischen mrak, dunkel. Den
zusammenbang des griech. dfiokyog mit diesen slavischen
formen vermuthet schon Benfey II, 358*
Es helft 9i$o PVXTOis äiiokyip oder iv vvxtog ifi6olyq^
wie wir Ilias XI, 173 lesen (Dias XV, 324 ist fulaimti
wxtog upkoXy^ verbunden), ganz einfach ,,iin donkel dar
naoht^.
2) Dreck.
Im Wörterbuch der brfider 6rimni heilst es
dreck ^das wort ist dunkler abkunft. und kommt im alt*
hochd^tsehen und mittelhochdeutscheo sehr selten vor^.
Graff y, 253 bietet nur mftsdrech, mansdreck, Stereos
murium, aus einer alten glosse. Die angaben des mittal-
hochdeutsch^i wörterbachs 1, 388 beschränken sich auf die
glossen ,,assa fiietida.teafels drec^ und ,,squibula est ster-
cus congelatum, eingefroren dreefc^. Sonst weisen die
Grimm noch auf das niederdeutsche (mit anariehnnjg des
bremischen Wörterbuchs) und niederländische drek, eng-
lische dregs, bodensatz, unrath, isländische l^reckr,
schwedische und altdänische träck und dänische dräk,
ehe sie auf unser wort näher eingehn und wieder ein be-
wunderungswürdiges beispiel ihrer überströmenden f&lle
geben.
Als gothische grundform wird man**^rakja ansehen
dürfen, das aber in unsem gothischen denkmälern gar kei-
nen anhaltspunkt findet, aber doch noch einen blick über
deutsche gränze hinaus erlaubt. Das böhmische trus,
mist, koth, vögeldreck, gehört hieher, im litauischen wird
trusza, düngen, angegeben. Weiter aber ist nicht zu
bezweifeln, dals mit unserm worte auch noch das lateini-
sche stercus, n. mist, koth, dünger, unmittelbar zusam-
menzustellen ist. Weder die deutschen sprachen, noch die
lateinische haben die alten anlautsgruppen st, sk, sp ganz
zerstört, aber doch finden wir bald hier, bald dort ihr s
verschwunden. So wurde im gegensatz zu stercus und
dreck gerade im deutschen stofsen das s fest gehalten,
während es im entsprechenden lateinischen tundere sehr
früh abgefallen sein muis.
364 Leo Meyer, etymologieen.
Für ein gleiches mit der gewöhnlichen lantverschie-
bung im Widerspruch stehendes verhältnifs der k-laute denke
man an hrukjan, krähen, und cröcitare, an taikni,
zeichen, und d teere. Für die Umstellung des r bietet schon
das lateinische an und für sich beispiele genug, wie sperno-
sprStus und andere.
Das wichtigste ist die begriffliche Übereinstimmung
des lateinischen mit dem deutschen wort. Wir heben noch
hervor, wie die Grimm grade mehrfach sie durcheinander
erläutern, so dreckwurm, vermis stercorarius; dreck-
Yogel, stercorarius longicaudatus; dreckstat, sterqui-
linium (von stercus abgeleitet), dreckkäfer, scarabaeus
stercorarius, dreckherr, rei stercorariae praefectos,
dreckfuhre, vehes stercoris; dreckbaum, sterculia, und
besonders no. 3 des einfachen wertes.
Göttingen, den 9. januar 1859.
Leo Mejen
METAAAAil. ^
Mehr&ch schon hat es sich ausgewiesen, dais ansehet«^
noid dunkle Wörter der homerischen spräche sich durch
eine von der gewöhnlichen abweichende art der Zerlegung
leicht erklären lielsen,' wie das von Leo Meyer in d. zeitschr.
VI, 13 ff. behandelte xigroftog. Einen neuen beleg dazu
scheint mir das wort furakkaio zu liefern. Es wird rieh
zwar nicht darum handeln, eine von der gewöhnlich ange-
nommenen gftnzlich Terschiedene bedeutnng nachzuweisen,
diese steht ja im ganzen fest, aber in bezug auf die ablei-
tung wird man nicht mit der gang und gäben ansieht Ober»
einstimmen können« Die bedeutung des Wortes ist an al-
len stellen bis auf Od. XV, 23 ^fragen^ und auch im al-
terthume ward es so erklärt. Eostathius spricht rieh an
zwei stellen zur Ilias p. 148. 8 und zur Odyssee p. 141 3.
53 über furaXldoi aus und leitet das wort zur bekrilli-
gung der gegebenen auslegung von iMixaXkov „metall^ ab.
Es soll die bergmannsarbeit und das damit verbundene
durchwühlen und durchspüren der erde ursprünglich be-
zeichnen. Daraus könne sich leicht die bedeutung „nach-
forschen, fragen^ entwickeln. Wenn nun diese etymologie
schon an und fUr rieh ansprechend ist, so scheint dieselbe
noch sehr dadurch bestätigt zu werden, dafs das später
gewöhnlich zur bezeichnung der minenarbeit gebrauchte
jUcraAAct/oi zweimal Anthol. VI, 302 {rovvov pLVxov furai^
ksveiv) und Nicander ther. 672 {alyog ^6&op fiBraikstkiv)
in übertragener bedeutung vorkommt. Doch zeigt eine ge-
nauere betrachtung brider stellen, dafs trotz der scheinbap
ren gleichhrit eine gewaltige kluft zwischen dem gebrauche
von fisrakkevia und f^terakkata selbst an diesen stellen liegt.
In der ersteren wird nämlich der kv^vog angeredet, der die
winke! durchspäht, in der zweiten von einem hunde ge-
sprochen, wricher der fährte der ziege im dickicht nach-
spürt. Man sieht, es liegt hier blos ein kühnes bild vor,
indem die strahlen der lampe und der suchende hund als
in dem zimmer oder dem dickicht wühlende und spürende
366 Btthler
bergleute vorgestellt werden. Man braucht deshalb jektoI-
Uviü kaum anders als gewöhnlich sa flbersetzen. Fflrdie
Bedeutung von fA^valXäv dagegen vergleiche man nur Ol
XVII, 554:
— — — fiBTaXlijaa& Si i &Vfs6s
dfirpi Ttoaei xiXatai, — — —
Es treten aber der etymologie manche bedenken
Schon die existenz zweier gleichbedeutender verba anf «
und BV(ü nebeneinander anzunehmen, würde bedenklidiaek
Aber der gerechteste einwurf dagegen liegt darin, dabd«
wort (xixalXov, die grundform von fiBTitXXa€§^ erst bei He
rodot erscheint und bei den altern epikem durchaus mbe-
kannt ist.
Sehr wohl hat Buttmann die bedenklichkeit der ff*
klärung des Eustathius gefühlt und deshalb Liezilogns 1,140
eine neue versucht, die sich bis jetzt eines aUgemeinen bei-
falls erfreut hat. Er leitet das wort von ^««r' älia als
mit der grundbedeutung „nach anderm d. h. nach nsneo
suchen^. Daraus soll sich die bedeutung ,,neugierig wb,
fragen" weiterhin entwickelt haben.
Man müTste aber für das verb eine grundform '/i^ial-
log (wie H^akkog) „neugierig^ ansetzen, von welcher d
durch ay(ü abgeleitet wäre. Doch Iftfst sich eine sokk
bildung bei Homer kaum voraussetzen. Denn bei ihm gik|
wie auch sonst in der griechischen spräche, das gatsb
besonders streng, dafs von zusammensetzuugen nur verla
auf ecQ oder oft>, aber nicht auf aw abgeleitet werden kSi-
nen. Eine ausnähme machen die verba, welche von stfa-
men auf log stammen ( bei Homer nur axgoxBÜaamdm JL
XXI, 249) und ebenso diejenigen, bei denen das einfiMsk
verb SL\i{ ccu) existirt, bei Homer: aufiätoj xagf^MOfiam, taf'
nalctudouai. Der grund der unregelmäfaigkeit liegt bi
den letztern darin, dafs die ähnlichkeit der eiofitcben 8t5-
rend einwirkte, [^anrr^^o/acü, das ebenfalls gegen die aof-
gestellte regel zu verstofsen scheint, gehört nicht hiakr,
weil afxa präposition ist].
\
ftt%alkdti, d67
Da nun kein aUädOy welches die unregelmäiBigkeif
rechtfertigeD könnte, vorhanden ist, so drängt sich ein zwri-?
fei an der richtigkeit der Buttmannschen etymologie auf.
Aufserdem fragt es sich sehr, ob die als grundlage
vorauszusetzende Zusammensetzung die bedeutung von „nach
anderm, neuem gehend, suchend^ haben kann, da fievd die
richtung nur bei Wörtern der beweguug bezeichnet. Nach
analogie von fievaS^uiog u. s. w. müfste es vielmehr „mit
oder allenfalls hinter andern befindlich^ bedeuten* Um so
mehr wird man sich versucht fQhlen, Buttmann^s ansieht
zu verwerfen.
Um nun eine grundlage für eine neue erklärung zu
gewinnen, fafst man am besten wohl die homerischen stel-
len, in welchen das wort vorkommt, näher in^s äuge. Me-
rakkdü) erscheint ungefähr 20 mal, meist in Verbindung mit
andern verben : a) mit dieiQOfjLai II. I, 550 (c. acc. rei.).
b) mit dpsigouai (IL III, 177. Od. 1,231. VII, 243.
XV, 390. 402. XIX, 171 (stets c. acc. pers. et. rei.).
c) mit k()ia&at IL I, 553 (c acc. pers.), Od. III, 69
(absolut) 243 (c. acc. pers. et rei.) XIV, 378 (absolut) XVI,
465 (c. acc. rei.).
d) mit uifivfj^uai Od. XV, 23 (absolut).
Allein dagegen findet es sich IL X, 125. Xm, 780.
Od. XXIV, 321 (c. acc. rei.). Od. XVI, 287. XIX, 190
(c. acc. pers.). Od. XIX, 115 (c. acc. pers. et reL), Od.
XVII, 554 {dfi(fi c. dat.).
Aus diesem gebrauche ergiebt es sich, dafs erstlich
fABTak?.(iü) „firagen^ heilsen und eine ziemlich stark ausge-
prägte bedeutung haben muls, da es zu SieiQOfiai hinzu-
geffigt wird, welches selbst das durchfragen, durchforschen
ausdruckt. Das darauf folgende verb darf daher natürlich
nicht schwächer sein. Zugleich muls aber die ursprüng-
liche bedeutung eine andere sein als die der übrigen Sy-
nonyma, da es mit fiiuvijfjiai verbunden wird und in dem
zusammenhange :
ovxivt fikfxviixai red-vr^orog oväe /AsraX?*^
(von der frau, die den todten mann vergifst) sich kümmern
368 Btthler
(xtjSsa&m) heüfit. Eine solche bedeutungsmodification zeigt
sich bei den übrigen homerischen verben des fragens nicht
und gerade deshalb darf man wohl annehmen, dafs hier
nicht ein blos metaphorischer gebrauch des begriflTes ^jfra-
gen^, wie dies im deutschen möglich ist, stattfindet. Theilt
mau nun das wort in fiera und Ikdo) und nimmt an, dafs
der letztere theil für Xaca (Hym. Hom. in Merc. 360) steht,
80 würde sich eine passende grundbedeutung ergeben. Die
existenz eines verbums kccw^ mit der bedeutung „sehen '^
scheint durch die angeführte stelle, die glosse desHesych.
Xderf axoTteive^ die des Suidas Xäp' ogäv und die Zusam-
mensetzung äXaoQ festzustehen. Hiermit sind schon von
Benfey wurzellex. II, 126 die formen yXavxog, yXi^vfj u.s.w.
und das skr. glaus in Verbindung gebracht. Es leidet auch
bei dem häufigen abfall das y vor liquiden und besonders
A gar keinen zweifei, dafs die Zusammenstellung richtig ist
und kdcD nur verstümmelt ist. Wenn also kofoi für älte-
res yla/rot) steht, so kann es nicht wunder nehmen, dafs
. das l in der Zusammensetzung verdoppelt ist (vergl. aTtol-
Xj]^avT6g und 'iklaßs, welches sowie skr. labh aus grabh
verstümmelt ist). Bedenklich kann aber die anzunehmende
Verdrängung des jr im auslaut der grundform erscheinen,
da es vielmehr für gewöhnlich wie xa/ria), xXajrm bewahrt
wird. Aber wenn man der glosse des Suidas glauben darf,
80 hat auch bei dem einfachen worte die zusammengezo-
gene form existirt und es lassen sich aufserdem ähnliche
fälle der zusammenziehung nachweisen. So erleidet die
grundform d^aj: bei den Doriem (Ahrens dial. dor. p. 342 f.)
diese Verstümmlung und i^ao^ai wird ganz wie ein verb
auf ay behandelt. Noch genauer läfst sich ßofj&ica ver-
gleichen, welches aus ßorj -f- &ifct) (dhav) das in flotj&ojrog
erhaltene digamma ausstöfst und sich ganz an die flexion der
verba auf eyoa anschliefst. Nehmen wir demnach fAsral-
Xdoi für fiBvd-i-ldcDj so mufs fisrd in der bedeutung „nach^
(richtung) gebraucht sein. Dieser gebrauch läfst sich sehr
wohl mit dem obigen in einklang bringen, da das sehen
eine freie bewegung ist oder doch vom volke so aufgefafst
wird. In der that heifst auch fiBTctßXinto nach etwas
blicken. Die gmndbedeutong des bebandelten wortes wftre
demnach j^nach etwas sehen ^, aas welcher auf der einen
Seite die bedeutung ^fragen, erforschen^ (ganz wie bei
nnserm „sich umthun nach etwas ^), auf der andern seite
die von „sich kümmern, besorgt sein^ hervorging.
Paris, den 12. April 1859.
Georg Bühler.
vm. 6. 24
370 Hupfeld
Noch ein wort über «ftog und verwandtes.
Hr. prof. Benfey hat im VIII. bd. d. zeitschr. 8. 75
das griech. ä^iog abgeleitet vom stw. anc ehren, woraus
mit Verlust des nasals vor dem suff. ti akti^ acsi ehre,
achtuDg (auch das deutsche ahtön, achten, ein denomi-
nativ); dann durch weiteres suff. o oder to (skr. a, ja)
äSiiog = der achtuug werth. Dafs diese ableitung
nicht richtig sein, oder wenigstens nicht auf den grund
gehn kann, läfst sich schon daraus abnehmen dafs sie den
begriff des worts verfehlt: denn dieser ist ja bekanntlich
nicht blofs „würdigt im guten sinn = achtungswürdig,
ehren werth, tüchtig, sondern ganz allgemein der etwas
werth ist, verdient hat (lob oder tadel, lohn oder strafe)
s. V. a. gleichgeltend, gleichgeschätzt, was noch deut-
licher in ccptaS^iog ausgedrückt ist; bezieht sich also auf
eine Schätzung oder Vergeltung nach dem grundsatz der
beides miteinander genau abwägenden (aequä lance pon-
derantis) gerechtigkeit (wie das entsprechende tat. di-
gnus a,u{ Öixrj)*). Auch ist die richtige ableitung längst
gegeben und bekannt: von äyco ago = bewegen, trei-
ben, insbesondere wägen (griech. Soph. El. 119), lateinisch
in den ableitungen agina, wagbalken, exigo genau abwä-
gen, erwägen (exagium, exämen, exilis, exiguus). Der-
selbe grundbegriff erscheint in den verwandten wurzeln
vago (vagus, vacillo) und veho skr. eah (wovon vectis, v^
lum, vexillum u. dgl.), deutsch teogen^ wage, tdege, toagen^
bewegen u. dergl.; auch vielleicht weg s= rta (statt veha).
Genug die wurzel ist so ausgebreitet, begriff und bild so
*) Vgl. Slxaioq-ov s= a^to^ov, ^»xaco« ss aUoa^ dignor. Nor ist dai
bild ein anderes als in dUoQi denn dUti und dignut kommt von iiUm skr.
dig lat. dico deutsch setzen ss weisen: das recht als das jprcuis, straekt
(rectum) betrachtet , nämlich der grade rechte weg, den der richter weist
(zurechtweist); wie man auch im altdeutschen sagt «das recht weisen* imd
daher die rechtsbtlcher „weisthOmer* heifsen, vgl. judex eig. reditsweiser, und
im A. T. nnhn bescheiden, eig. den weg mit ausgereckter band «eigen,
("l^vT^) der weg em bild des rechts im gegensats mit i^nh weglose wtlate,
iire, bild der rechtsberanbnng vgl. Jes. 39, 21 mit Job 18, 84).
noch tan wort ttl>ir mfyoq imd verwandtM. 371
aDgemesseo^ daft nicht zu begreifen steht wie diese ablel«
tuDg hat wieder verlassen werden mögen. Sie lälst sich
aber noch umfassender nachweisen in formen die meines
Wissens noch nicht erkannt sind, und auf eine tiefere an-
schauung zurQckfQhren*).
Der grundbegri£f der besagten wurzel, der sich in den
dazu gehörigen Wörtern in manigfacher anwendnng erweist,
ist der einer bewegung um einen festen mittelpunct
(axe), oder der oscillation, d. L wogen, wanken
(schwanken), schaukein, treiben, drehen, rollen
u. 8. w., wie des wagbalkens, hebeis (daher die tragstange,
des Jochs, vectis, hebr. "ch'ü , niailü, von ö'^'a wanken), per-
pendikels, der Schaukel, der wiege (daher der woge, die
dieselbe schaukelnde bewegung wie um einen festen mittel-
punct darstellt), des rads (daher des wagens), des gelenks
in seiner pfanne, des zapfens in seinem loch, der thOr um
ihre angel u. dergl. ; ofl auf dinge angewendet wo es der
oberflächlichen oder unkundigen anschauung schwer fiUIt
eine bewegung oder ein verhältnifs dieser art zu entdecken^
und doch die anschauung des schaffenden sprachgeistea
überall auf einem richtigen physiologischen blick in das
weaen der Sachen beruhen und sich bei näherer Untersu-
chung bewähren dürfte. Die dieser wurzelfamilie angehö»
rigen Wörter bezeichnen nun nicht blols die bewegung selbst,
und die dinge die sich so bewegen — wie die wage, wiege,
woge, der wagen — , sondern auch dasjenige was den fe-
sten mittelpunct f&r eine solche bewegung bildet, wie die
achse, angel, der stiel, wirbel, wirtel u. dgl., selbst ein sol-
*) Ich habe einiges davon schon beilftafig in der abhandlnng Über das
zwiefache grandgesetz des rhythmus und accents in d. zeitschr. d. d. morgen 1.
ges. VI (1852) s. 156 no. 14 (bei gelegenheit der ableitong des rhrthmna
aus dem gesetc des aaf- and niederwogens oder der oscillation) kurz be-
merkt. Da es unbeachtet oder ohne Wirkung geblieben zu sein scheint, so
lasse ich nun weiteres (wie es grCfttentbeils schon seit einem vierteljahrhun-
dert meinem exemplar des lat. etymol. wörterb. von Schwenk beigeschrieben
ist) nachrücken; freilich ungewiTs ob und wiefern es jetzt noch etwas neues
enthält, da ich der starken bewegung auf diesem gebiet nur gelegentliclie
blicke zuwerfen konnte.
24'
372 Hupfeld
eher um welches keine bewegung stattfindet oder sichtbar
ist, sondern der nur die gestaJt desselben hat.
Dahin gehören: axis {ä^(ov) axe (achse), pol (dimin*
axiculus aber ein blofser pflock, der in etwas steckt, ohne
den begriff einer bewegung); und äfia^a, oxog (äya) wa-
gen (skr raA, veho). Ferner axilla und dla (wie mala,
tälus, velum neben maxilla, taxiUus, vexillum) 1) achsel
(d. i. der schulterknochen sofern er sich in seiner pfanne
dreht, also als bewegliches glied, nicht als Schulterblatt
oder breite fläche, auf der man trägt, wie humerus) 2) flü-
gel (ebenso, analogen der achsel bei vögeln). Sodann
ox^og he bei (= vectis von veho).
Die meisten anwendungen des grundbegriffs yereinigt
das skr. (ucas, dessen vielfache bedeutungen (wie sie das
Wilsonsche wörterb. in bunter reihe auffährt) auf den er^
sten blick jeder einheit zu spotten scheinen, aber sich sämmi-
lich ungezwungen aus obiger anschauung — und nur aus
dieser — ableiten lassen: 1) Würfel, 2) seele, 3) kennt-
nifs, besonders religiöse, 4) wagen, 5) streit, proceis,
6) rad, 7) achse, 8) schlänge; wozu noch zu fägen
9) äuge (gew. ckrt, aber in Zusammensetzungen in der ur-
sprünglichen form axa), 10) kugel (in axamäla rosenkranz).
Alles von ago, vago, veho (skr. äk, äg, aj, vak, vag, vaj,
vah u. dergl.) = rollen, drehen um eine achse, auch
wogen, wanken, schwanken, schweifen (auf and
ab, hin und hergehen) u. dgl. Zunächst achse, kugel,
rad, wagen; daher schlänge (von ihrer wogenden ge-
wundenen bewegung) und äuge (von seiner rollenden ach-
senartigen bewegung); auch streit (eig. ringen, wie in
axavätas amphitheater, Übungsplatz f&r ringer), übergetr«
auf philosophische disputation (wie im azap&das anhfin-
ger des Ny&yasystems) und rechtsstreit, procefs (wie
äxap&dakas, — dar^akas richter, — vidas rechtskundiger);
ferner würfel, welches nach der analogie (s. unten) eig.
knöchel heifsen mufs, aus welchem die wOrfel geschnitten
sind*) (wenn es nicht etwa von dein begriff des ringens,
*) Die Ältesten indlBcheD wttrfel sind aber naftarten geweseb, T|^ dai
Pttenborger wSrterb. s. v. axa, S. d. red.
noch ein wort Ober a$Mic imd yerwandtet. ITS
Wettstreits ausgeht, vgl. axavidas spielkundig und rsohta-
kundig). Endlich seele und erkenntnifs kann von dem
begriff ange ausgehen (als geistiges äuge und sehen), oder
von dem beweglichen leichten feinen wesen der 6eele, odw
von der schulmälsigen dialektisohen entstehung und art der
erkenntnifs*). — Daraus entscheidet sich nun auch der
grundbegriff von oculiss^ oaat (st. o|e), äuge: dals es
nicht vom sehen (6;rra>), oder von der schärfe des ge»
sichts {oxoq = wxog^ acus, acies), auch nicht als rundes,
gebogenes, vorstehendes (verwandt äyxog, oyxog^ wie Rie-
mer unter onoi)) sondern von seiner bewegung den na-
men hat; und die bedeutung knospe, knoten im latei-
nischen und deutschen (woraus ^inoculiren^) geht auf die
analogie von 6^og^ oaxoq u. dergl. zurück.
Dahin gehören vielleicht auch a9$%» {axis) bret, a$$er
pfähl (beide wohl als eingefügt oder sich drehend um eine
achse, wie die ä^ovsg = xvgßstg der Athener); femer
a^ivrjy ascia axt, hacke d. i. ein stiel der in einem loch
steckend eine art achse bildet (vgl. nachher malleus harn*
mer u. dgl.), obgleich es an sich viel näher läge, wie ge-
wöhnlich geschieht, von der schärfe (acus, acies u. s.w.)
abzuleiten; axicia Plaut, sehe er e (von der bewegung um
einen festen mittelpunkt, während in forfex, forceps ver-
wandt porca, furca, engl, fork das gabelförmige der erschei-
nung ausgedrückt scheint); acies Schlachtordnung, ver-
wandt agmen (die nichts mit acies, ax/j = schärfe, spitze**)
zu thun hat, sondern wesentlich in Ordnung, gruppirung
um ein centrum besteht, mn eine planmäfsige bewegung
von diesem mittelpunkt aus hervorzubringen, worin das
wesen der taktik liegt, = griech. rä^ig (nachher); vergl,
bei Fest, axies = una agentes, wovon ajtiiiosi = faotiosi,
von einem geist beseelte und bewegte partei)***).
*) Die letzten beiden bedentnngen sind bis jetzt durcb schriftstellen
nicht belegt d. red.
**) Aber wober dann das c statt g? d. red.
***) Eine merkwürdige ähnlichkeit mit diesem begriff von axis, ariUa
n. 8. w., auch dem laut nach, hat das hebr. V^2ft^, V>St< (ar. \^\ und
374 Hupfeld
Femer mit vorgesetztem m*): fiaöxd^fj zusammen*
gezogen /ucrAi^ = äla, axilla, achsel, auchjmiger schofs
(vgl. fAOOxog nachher); mala (zusammengezogen aus magila,
wie äla aus agila) maxilla der kinnbacken (daher backen,
überhaupt wange, als damit zusammenhängend) als Werk-
zeug des kauens, welches eine hebelartige bewegung der
kinnlade um eine achse darstellt und physiologisch einen
ähnlichen mechanismus bildet wie die achsel und jedes ge-
lenk: vgL^ua^o), fidoöfa^ fid^aa)^ masso = kauen und
kneten (eine verwandte bewegung, wovon fidytg, iiayfia^
fid^cc, massa teig, und fAaava^ mund als Werkzeug des
kauens, mastico kauen): f^r^x^^Vy fnachina Werkzeug mit
hebelkraft zum schleudern u. dgl.; fxox^oq sss ox^og hebel;
fioaxog = oaxog, o^og gelenk u. s. w. tndhis bäum (mast-
bäum) = fiox^og; fidyyavov salbe (vom kneten), kriegs-
maschine, achse u. dgl. Dahin scheint auch zu gehören
malleus bammer, d. i. stiel in einem loch wie eine achse
(vgl. ^^7^ hammer von 3pl3 durchbohren, mit ^^!^!^ höh-
lung), und malleoltis pedis knöchel, auch brandpfeil,
rebschofs: übereinkommend in dem begriff eines gelenks
(vgl. /tioaxog). Eine ähnliche Vereinigung sehr verschieden
scheinender begriffe findet sich in den untereinander ver-
wandten Wörtern acfVQa, hammer und hacke, ccfvgov knö-
chel, andga^ spira^ windung, gewundenes, gewickeltes
knäuel, manipulus, Cfpaiga runder körper der sich um eine
achse dreht, kugel, ball, wirbel.
Aber auch die wurzeln pag und tag^ welche im all-
gemeinen den begriff des eingefügten, gehefteten , ge-
iV^^) gelenk, fnge: der bände a= knSchel (artienli, rergl. oben Hdxu
skr. hLu)f des anns = ellenbogen, aooh scbnlter (axilU); letzUnt
ttbergetr. in y^J^Tl '»b"»X&j| Jes. 41, 9 =3 'nn^lüD "»rO"}-» sig. die selten,
Bäume der erde (paraU. die enden der erde). Daber kabbal. n*lV»2tt^ von
den Sephiroth (spbären) der emanationen, gleicbsam gelenken des sjfltems,
nnd dieser znsammenbang selbst abstr. n-lb^^K =s emaaationssTsteni.
*) Man vermifst bier die erklärung Über das wie? der vorsetzong, wel-
ebe allein über die berecbtigung, die folg^enden w6rter mit den vorhergehen-
den SU yergleicben, entsoheiden kann. d. red.
noch ein wart ttb«r «Smk ^'"^^ yerwaiidtas. |l|§,
streckten, befestigten haben, obwohl durch form und be»
gri£f schon weiter von ag, Tag entfernt und kaum noch
f&r verwandt zu achten, liefern doch einiges was dem be-
griff nach hieher zu gehören und aus derselben grundan-
schauung zu flieisen scheint, wie skr. paxas, flQgel (=ss Ala,
axilla Schulter, flQgel) als das um einen mittelpunct beweg-
liche; auch Seite (wie C|3D, C|ra) «» griech. tucüos Wür-
fel und winde, Zäpfchen, lai. pessus; pessubu und r«-
pagulum (eig. pflock) riegel, paxillus^ pdlus pflock und
dgl.; femer pectus (skr. vaxas) als das festgefügte? oder
eig. Seite (paxas)? wie latus, latera bei Cicero. — Ebenso
(von tag) tälus, taxillus knöchel und würfel (aus dem
knöchel geschnitten wie man angiebt). Etwa auch tälio
Vergeltung, räche? (gew. von talis, aber mufs den begriff
der gerechtigkeit oder des gleichmachens enthalten, wie
cc^iog, a^ia). Vgl. taxo.
Halle, März 1859.
D. Hermann Hupfeld.
376 Kind
Zur etymologie der griechischen spräche*
Das ursprünglich griechische wort: patriot, ist durch
die Franzosen zu einer bedeutung gekommen, die das grie-
chische wort: IlaTQimrig nicht gehabt hat. Denn letzte-
res bezeichnet nur denjenigen, welcher aus dem nämlichen
lande ist, also so viel als unser deutsches : landsmann, und
wird besonders von Slaven oder von den in Griechenland
gebornen ausländem (den von den Griechen sogenannten
barbaren) gebraucht. Der gegensatz ist: der freie mann
{noXirriii). IlaTQicljTäi ol öovloi 'Ell^vo)V, noXlvai Sk ol
kkev&eQotj sagt Photius, und an einem anderen orte heifst
es bei ihm: IlaTQKoTJjg 6 ßaQßcxQOQ kiysrat rtp ßaqßaQtp^
xal ov 7to?uTr]g, Das wort: TtctrgtoirTjg wird dann auch
von thieren gesagt, welche in dem lande, in dem sie sich
aufhalten, zugleich einheimisch sind, wie bei Xenophon in
der Cyropädie, II, 2. 26 iTtnot naTgidjTai , oder es wird
in ähnlichem sinne auch auf andere gegenstände angewen-
det. So z. b. heifst der Kithäron bei Sophokles (Oed. Tyr.
V. 1091): naTQKaTYiq OiStTiov, d.i. landsmann des Oedipus.
Für: vaterlandsfreund, hat der Grieche das wort: ^UoTta-
TQig^ und för: Vaterlandsliebe (patriotisme der Franzosen)
fpclonaTQicCf to ^iXonaTQi. und die neugriechische spräche
hat aufserdem auch noch die ausdrücke: <PiXoyav^g, fpiko-'
yheia.
Das der neugriechischen spräche angehörende wort:
ßdXrog (sumpf, morast) haben manche vom wendischen
blato (mpalta im albanesischen) ableiten wollen. Gleich-
wohl ist das wort seinem Ursprünge nach altgriechisch.
Wenigstens ist Korais (in seinen !^raxT€t, bd. IL 1829.
8. 77) der meinung, dafs es vom altgriechischen uikaog^
dorisch HXrogy auch ^Ari^, mit dem digamma ßdXxog^ ab-
zuleiten sei, und er setzt dann damit das lateinische: sal-
tus, und das deutsche: wald, in Verbindung. Was die be-
deutung des altgriech. ÜfiXaog und des neugriech. ßdXrog^
— nämlich: wald und sumpf — anlangt, so bezieht sich
zur etymologle der griech. spräche. 877
Korais theils auf Paa8ama8(V, 1110), wo esheifst: Jm. v6
iXwdtg T^g u^Areoi^ • . . • , Sia ro xoivy xd&vyga n€(ptH
xivai rä älar^y theils anf Hesychius: ^Xaea^ rsfiivjj^ oi
(Korais meint, dafs hier statt ol vielleicht zu schreiben
sei: tj) xd&vygoi^ xal avfxtpvxoh i^ifiSveg u. s. w. — Also
kämen hiemach das wendische: blata, und das albanesi-
sehe: mpalta, vielmehr aus dem griechischen.
Auch das neugriechische wort: Ußdiiov (die wiese)
hat man irrthümlich aus dem serbischen: libada ableiten
wollen. Denn dieses XißdSiov ist im gegentheil ächtgrie-
chischen Ursprungs und das imoxoQiatixov von lißdg, Pho-
tius erklärt dies wort durch: arayoiv (von ardaaa), <yrafa>,
davon crdyfiaj von ardat^ wie das lateinische: stagnum,
von Stare), XQtivri^ iwSgog ranog^ und jedenfalls hat At-
ßdg^ wie Xi/^vt] und Xsificiv, einen und denselben Ursprung,
nämlich von Ac/o), — Xeißco^ Xißdg^^ sowie Xikeifiuai^ —
Xeifi(jiv.
Unter den neugriechischen werten, von denen man
ohne weiteres anzunehmen gemeint ist, dafs sie aus dem
türkischen abzuleiten seien, wird auch das wort: dangov
(gewöhnlich rcr danga)^ d. i. geld, angeführt. Man setzt
nämlich dasselbe mit dem türkischen: Asper, einer kleinen
türkischen münze, deren drei auf einen para gerechnet
werden, in Verbindung, und erinnert zugleich daran, dafs
z. b. auch das lateinische as seine ursprüngliche beson-
dere bedeutung in der allgemeinen, insofern dieses
wort überhaupt für: geld, gebraucht wird, ganz verloren
habe. Dagegen weisen Korais (^rcrxra 11,70) und Kon-
stantin Oikonomos (Iltgl rijg yvijaiag ngocpogSg rijg ilh]-
vvxiig ylüiaatjg, Petersburg, 1830, s. 601), indem beide viel-
mehr für den echtgriechischen Ursprung des worts sich er-
klären, eine ikksttpig nach, nämlich: äangop, sc. vofAiöfAa.
äangog heiCst im neugriechischen: weifs, und wie schon
Ducange in seinem glossarium aufführt: Stjvdgiov Xbvxov^
asprum, so bezeichnen auch die Franzosen mit dem worte:
un blanc, eine kleine münze. Th. Kind.
378 Ebel
Literatur.
Friedrich Müller, der verbalausdruck im irisch-
semitischen spracbkreise. Wien 1856 (besonderer abdmck
aus den sitzangsberichten der kais. akad. d. wiss.) sucht von der
voranssetzang aus, dafs in dem satze, den jede verbalform aus-
drückt, das prädicat nur als nomen agentis begreiflich sei, anter
hinwcisung auf den parallelismus zwischen verbum und nomen
(in der pluralbezeichnuug durch -as und -n in -anti wie im neatr.
-ni) und mit einer freilich oft mifslichen vergleichung des semi-
tischen, den nachweis zu führen, dafs der sogenannte bindevocal
in bodhämi, tudämi dasselbe pronominale dement sei wie im no-
minalsuffix -a, das -ya der vierten classe (wie im passiv, dessen
abweichender accent durch die schwere der medialendungen er^
klart wird) das pardcipialsufl&x -ya, und scheidet demnach im
prädicat: 1) wurzelwörter (cl. 2. 3), 2) stamme mit suflüxen: -a
(cl. 1. 6), -ya (4), -nu (5. 8, wobei nach Curtius vorgange wur-
zeln auf a- angenommen werden) und -na (9), verstümmlang and
übertritt des -na (n) in die wurzel (cl. 7 und Überreste in 1. 6).
Mit dem überhandnehmen der pronominalen demente (der bin-
devocalischen conjugation) wird das Umsichgreifen derselben in
der declination verglichen. An diese geistreiche deduction schlie£Bt
sich ein blick auf die tempora (worin die dauer durch dieselben
demente bezeichnet sei) mit einfacher wurzel aoriste (im schwa-
chen aorist bedeute die wurzel ein nomen actionis), perf. und
plusquampf., futura, mit von aufsen verstärkter wurzel präs. und
imperf. — und modi. Leider enthält dies interessante schriftchen
manche ungerechtfertigte etymologische vergleichung, wozu wir
auch die zurückführnng der wnrzehi as und bhu auf das prono-
men sa und die präposition abhi rechnen müssen.
Breulier, de la formation et de l'^tude des lan-
gues. Paris 1857, enthält einen sehr kurzen und mit französi-
scher Oberflächlichkeit abgeüafeten überblick: 1) principes g^ni-
raux. Methode abr^viative pour Tetude des langues (25 Seiten),
2) application ä la langue fran^ise des principes g^n^raox et
de la m^thode abr^viative (15 selten), aus dem wohl schwerlieh
jemand rechte einsieht erlangen möchte. — Auch Benloew,
aper^u g^n^ral de la soience comparative des langues
pour servir d'introduction k un trait^ comparö des
langues indo-europeennes, Paris 1858, ist, obgleich nicht
870
so oberflächlich gehalten, doch dorchans auf französische
berechnet und will ans Deutschen so wenig behagen, als dessal-
ben vert introdaction k Thistoire comparee des littd-
ratures (dlscoars d'oavertare). Dijon 1849, die trotz mancher
treffenden bemerknngen im einzelnen schlie£Blich doch nur aof
eine im munde eines Deutschen doppelt widerliche apotheose
Frankreichs hinausläuft
Zur lantlehre haben wir eine fleifsige arbeit von Wahlen-
berg, über einwirkung der vocale auf vocale: umlant,
brechung, assimilation. Mit besonderer rucksicht auf
die germanischen sprachen. Sigmaringen 1855, mit deren
ergebnissen wir uns mit sehr wenigen ausnahmen durchaus einr
verstanden erklären. Der verf behandelt in recht eingehender
und verständiger weise: 1) kurze vocale: a, i, u, entstehung
des u und i aus a vom sanskrit an, e- und o- laute, G und ö,
phonetische reihen, entstehung des e und o ans a, e und 6 aus
k ohne nmlaut, des e aus i, o aus a ohne vocalische einwirkung ;
2)diphthonge und lange: ai und an nebst fibergfingen durch
assimilation eines oder beider demente, ae, ei, d und ao, oo, ö
(die Verwandlung des ai und au in & ist aber nicht richtig durch
erhebung des i und n zu a erklärt, vielmehr nur durch die mit-
telstufen Äi au, äi äü zu begreifen, in denen \ und ü allmählich
verstummt; vergl. das griechische iota subscriptum und das litaui-
sche äi, au mit seinen dialectischen Wandlungen, Verengung des
ei zu i, ou zu ü^ des iu zu u, Übergang des ia und io in ea und
eo, des oi in oe, ö oder (lat.) durch iu zu ü, des eü (franz.) zu ö;
3) Umlaut und brechung: umlaut durch i, u, a; zum letzten
rechnet der verf. auch die brechung im gothiscben vor r und h,
in denen a latent sei; recht ansprechend ist die vermuthung, daCs
ags. ea (statt oa nach Grimm) umlaut des a durch u sei wie ags.
eo umlaut des i durch n, also ags. brechung ea: goth. au =
ags. diphth. ea: goth. au; wenn aber auch guna durch den eio-
flufs eines folgenden a erklärt wird, so können wir nicht bei*
stimmen, wiewohl wir die möglichkeit anerkennen, dafe es ur-
sprünglich nicht dynamisch, sondern durch den accent erzeugt
war (bo'dbämi : tudami = ^'mi : imas); 4) assimilation, d.h.
vollständige angleichung, rück- und vorwärts wirkend, auch durch
V und j.
Weingaertner, die ausspräche des gothiscben zur
seit des Ulfilas, Leipzig 1858, bietet eine gründliche unter-
380 Bbel
snchang, doch Dicht immer vom rechten gesichtspankt aas; aa-
fserdem dafs der verf. zu sehr von der onfehlharkeit des itacis*
mns überzeugt ist, hat er namentlich etymologisches und phone-
tisches durch einander geworfen. Dafs goth. 6 und ^ mittellante
z=: u6 und ie seien, ist durchaus nicht bewiesen; unser 6 und S
'(besonders nach spitzer Berliner ausspräche) stehn dem u und t
nahe genug, um Verwechslungen und übergSnge wie engl, oo und
66 zu erklären *). Goth. ei und iu wie i und ü nehmen wir
auch an, obgleich letzteres nicht völlig sicher ist; goth. ai und
au setzt der verf. überall = e und o, scheidet aber kurzes und
langes, ref. hält aus den früher angefahrten gründen den offnen
langen laut des franz. h und o fest Im goth. j sieht der verf.
ein getrübtes i wie neugr. v, die bezeichnung des iu durch j in
der wiener handschrift scheint eher auf ü zu weisen, vielleicht
ist auch unser i in irren zu vergleichen. Unter den consonan-
ten sind klar gg wie ng, s scharfes, z weiches s; nicht so ganz,
dafs h nirgends ch, und dafs th wie neugr. ^, engl, hartes th
gesprochen sei (neugr. g)r für altgr. q}& und ttt scheint doch eine
differenz in der ausspräche des & zu beweisen, wie (p offenbar
den echten laut eingebüfst hat). Auch dafs die mediae g, d, b
wie im neugriechischen ausgesprochen seien, ist zwar für die
Stellung im inlaut zwischen vocalen durch analogien aus deut-
schen dialecten einigermafsen wahrscheinlich (vorausgesetzt, dafs
ß nicht wirklich wie w, sondern wie spanisches b lautet), aber
keinesweges erwiesen, im anlaut und hinter nasalen gewifs falsch;
die altgriechische ausspräche ist noch nicht ausgemacht, und selbst
im neugriechischen erhalten nasale die reine media; die Über-
gänge zwischen f und b, th und d beweisen gar nichts, da auch
im lateinischen, dessen med. noch niemand für aspiriert gehalten
hat, f in b und d übergeht.
Das griechische betreffen Leo Meyer, bemerkungen zur
ältesten geschichte der griechischen mythologie, Got-
tingen 1857, eine recht verdienstliche gedrängte Zusammenstel-
lung dessen, was sich aus Homer über das wesen der einzelnen
gottheiten ergebt, mit berücksichtigung der epithete und versu-
chen etymologischer deutungen, wobei es natürlich auf so schlüpf-
rigem boden nicht ohne einiges gewagte abgeht. Auf einzeln-
heiten können wir bei der fülle des Stoffes hier nicht eingehen. —
*) Der Pole spricht ö wie u, und ref. selbst ist einmal als dr. Ibel an-
gemeldet worden.
G. V. Zeschwits, profangr&cit&t und biblischer.
Sprachgeist Eine Vorlesung fiber die biblische Umbil-
dung hellenischer begriffe, besonders der psychologi-
schen, Leipzig 1859, giebt recht beachtungswerthe bemerkungen
über wähl der ausdrucke fSr die begriffe und Wechsel der be*
griffe im worte, und ist insofern ein interessanter beitrag zur be-
deutungslehre.
Legerlotz, miscellanea etjmologica, grammatica,
critica (inauguraldiss.) Halle 1858, behandelt 1) i&Biga^ des-
sen cons. anlaut als ^ gedeutet und wurzel j:e& = skr. vpdh
angesetzt wird, unter vergleichuDg von tov^og^ dessen i fur^
stehen soll ; uns scheint lor^og eher auf anlautendes j für S&stQa
und mögliche Verwandtschaft mit juba (b für f= &) zu fuh-
ren. — 2) ava^f nach dem verf. ^dva^ statt y^dva^ = skr.
janaka, also masc zu ywaix- = *janaki, nicht unmöglich
trotz der verschiednen bedeutnng, doch scheint skr. van, lat
veneror, griech. yapvfAai näher zu liegen, die eher auf ^oj^o^
= venerandus weisen. — 3) de radice o^, in den bedeaton-
gen: halare, loqui, dormire, volare; anstoCBig ist unter manchem
guten besonders der angenommene ubergang des ^ in d in evor
dtjg (^ Bvaijg) und die entwicklung ifo/ro}, iWco, ^aco, davm. —
4) jilag^ wegen der vaseninschrift uäijrag auf skr. eva bezogen
und Cursor gedeutet. — Dem strebsamen verf. ist nur etwas
mehr enthaltsamkeit zu wünschen, namentlich in annähme von
lautubergängen.
Dörr, der reim bei den Griechen mit besonderer
berücksichtigung des Sofokles. Leipzig 1857, gebt mit
ziemlicher besonnenheit zu werke, unterscheidet namentlich das
oiAOiotikevxov^ als ein logisch und grammatisch bedeutsames, vom
reim und erklärt nicht jeden reim für beabsichtigt, fordert auch
volle gleichheit oder dieser fast ganz gleiche ähnlichkeit (eine
mifsliche einschränkungl) der laute nach klang und quantität
und versaccent, geht indessen doch noch zu weit, schon deshalb,
weil er gewisse beschränkungen der form aufser acht läfst, vor
allen dingen die Übereinstimmung des wortaccents und die mehr-
silbigkeit, ohne die dem Griechen der reim gewifs so wenig fühl-
bar war wie dem heutigen Itab'ener; icmaaifAijp — (AV&tjaaiiuiif^
^iltovfAevov — TUfulovfAevov fiel gewifs ins ohr; ixia&cu -d^«-
a&ai oder ladSv 'd(pQoavpdoi)P schwerlich und die häufigen gleicb-
klänge im pentameter gewifs nicht. Am häufigsten findet der
382 EM
wert den reiiii unter den epikem bei Homer, weniger bei He-
siod, fast gar nicht bd den bakolikem, besonders Theokrit, und
bei den elegikem im hexameter (häufig im pent., was nicht in
betracht kommt), bei den dramatikem im trimeter, bei Sophocles
vorzuglich in Sentenzen und in lebendiger darstellong. Ange-
hängt sind 100 reimsprüche.
Das neugriechische behandelt R(angabe), esquisses
d*une grammaire du grec actuel. Äthanes 1857, eine kurze
fibersieht ohne anspruch auf wissenschaftliche bedeutung, aber
(trotz der bezeichnungen elev^, litt^raire, commun, vulgaire, po-
pulaire) leider auch ohne klare henrorhebung des echt volksmft»
fingen und allgemeingebräuchlichen.
Auf romanisches gebiet fuhren uns: Tobler, darstellung
der lateinischen conjugation und ihrer romanischen
gestaltung nebst einigen bemerkungen zum proven-
^alischen Alexanderliede, Zürich 1857 — giebt in ge-
drängter kurze die hauptmomente der lateinischen conjugation,
woran sich eine noch kürzere betrachtung der romanischen Um-
gestaltung schliefst Eigenthiimlich ist die nach eigner angäbe
des verf. von Delius herrührende erklärung des portugiesischen
flectierten Infinitivs aus dem lateinischen imperf. conj. — und
Helfferich, Rajmund Lull und die anfange der cata-
lonischen literatur. Berlin 1858. Der erste abschnitt be-
trifft das catalonische und sein Verhältnis zum pro-
veff^alischen und zeigt, dafs das catalonische, von dem sich
zuerst 1037 einzelne sätze, 1171 eine vollständige urkubde, au-
Dserdem aber mehrere (hier mitgetheilte) Wörterverzeichnisse fin-
den, bei aller Verwandtschaft doch schon von an£emg an einige
unterschiede vom proven^alischen aufweist, die der verf. auf stär-
kere nadiwirkung des gothischen zurückfuhrt; eine schärfere
trennung trat ein, seit Berengar m, 1112 seine residenz von
Barcelona nach der Provence verlegte, besonders aber seit 1137
Gatalonien und Aragonien vereinigt wurden.
Ueber etruskisches ist wieder viel geschrieben, ohne frucht-
bares resultat Ariodante Fabretti, di una nuova iscri-
zione etrusca scoperta nel territorio di Volterra. (Es-
tratto dair Archivio Storico Italiano, nuova serie T. IV. P. I.)
giebt diese im sommer 1855 gefundene inschrift in facsimile und
lateinischer Umschreibung, bespricht einige abweichende buchsta-
benformen und versucht eine fibersetzung, die wir auf sich be^
9»
t
rohen lassen, da de in der herkömmlichen weise grieddaohe
and lateinische wdrter aneinander leimt — Ebenderselbe be-
richtet ebenda (T. V. P. IL) über die nuove pubblicazioni
per cura del Conte Giancarlo Conestabile, Peragia 1855
— 1856; 1) discorso della vita, degli stadi e delle opere di Gio-
van Battista Vermiglioli, 2) il sepolcro dei Volunni, 3) möna*
menti della necropoli del Palazzone circostanti al sepolcro dei
Volanni. Unter den angeknüpften bemerkangen sind die über
pria, woforF. die bedeatang vidua im weitesten sinne (orba)
vermothet, ond über die worttrennnng bei den Italem hervorsa*
heben. — In nenester zeit ist eine wo möglich noch verkehr-
tere art der erklärungsversnche anfgetaucht, dentang ans dem
hebräischen, wovon doch schon das Vorhandensein von casnsen-
dungen im etniskischen hätte abmahnen sollen, in Italien nap
mentlich verfochten in der Civitä cattolica durch P. Camillo
Tarqnini, Origini italiche e principalmente etmsche rivelate
dai nomi ge<^afici (Ser. UI. VoL VL), I misten deUa lingoa
etmsca svelati (Ser. III. Vol. VIII.) nnd 2do articolo (Ser.IIL
Vol. IX.)« Urna del Signor Gialietti di chinsi, pnbblicata dal Si«
gnor Hübner (ebenda), von demselben verf. scheinen De' vasi
divinatorii etruschi (Ser. III. Vol. X.) nnd L'epigrafe del Marte
di Todi e l'epigrafe de' sepolcri etruschi (ebenda), Roma 1858. —-
Credat Judaens Apella!
Mai 1859. H. Ebel.
Wörterbuch der deutsohen spräche von der dmckerfindong
bis zum heutigen tage, von Chr. Fr. L. Wurm. Freibuig im
Breisgau. Herder 18Ö8.
Zwar liegt noch nicht einmal der erste band dieses Werkes
vollendet vor uns; da wir aber ungewifs sind, ob wir den schlnüi
des achten nnd letzten erleben werden, erfüllen wir einstweilen
die nns gestellte aufgäbe einer anzeige. Eine ausgedehnte nnd
lesenswerthe vorrede läfst bereits die bedeutendsten Studien nnd
zwecke des verf. überblicken. Sein nächstes mals nahm derselbe
an Adelungs worterbuche, das er gleichsam im geiste der hea-
tigen Sprachwissenschaft ersetzen wollte. Begreiflicher weise
hatte er bereits grofse Vorstudien gemacht, als die gebrüder Grimm
384 Diefenbach
mit ihrem moDomentalen werke hervortraten. Diesem gegenüber
soll das seine volksthumlicher, gemeinverständlicher, auch in
mancher beziehang anparteiischer werden, namentlich in beeng
anf die quellen. Von diesem gnindsatze aasgehend wSgt er den
werth der Schriftsteller nicht nach ihrer gesinnnng und lebena-
wirksamkeit, sondern nach ihrem sprachlichen Verdienste. So
z. b. gilt ihm in dieser beziehung Luther so viel, wie dessen geg-
ner Eck. Wir geben ihm deshalb auch recht, wenn er die sprach-
liche Überschätzung des ersteren auf ihr richtiges mab zurück-
zufuhren sucht; nur sollte diese ermäfsigung vielleicht mit etwas
mehr mäTsigung der Stimmung vorgenommen und z. b. einige be-
lege der „verpöblung'' und dgl. in Luthers socialsprachlicher hal-
tung vorgebracht worden sein. Es föllt uns auch auf, dafs der
artikel ablafs, dessen allzu protestantische fassung J. Grimm
die gemeinsten Schmähungen ultramontaner fanatiker cnzog, hier
fast nur dem romischen katholiken verständlich ist, wie denn
namentlich der darin genannte ,,länterungsort^ den topographen
anderer religionsparteien unbekannt ist Mit recht, wie wir glau-
ben, hat der verf. beschlossen, auch die — wenn gleich oft sehr
sprachwidrigen — Sprachschöpfungen der modernen tagesliteratur
aufzunehman. Indessen gibt er auch aus älteren Zeiträumen mit»
unter nicht unwichtige worter, welche wir im Grimmschen Wör-
terbuch nicht finden. Besonderes gewicht hat der umstand, dafs
ihm Schmellers nachlafs zur Verfügung steht. Doch können wir
den wünsch und rath nicht unterdrucken: er möge diesen nach-
lafs eines edlen meisters mit einer aufmerksamkeit benutzen, die
er den Schriften der gebr. Grimm nicht immer gewidmet zu ha-
ben scheint Hätte er z. b. gleich vorne bei abfassung des ar-
tikels A Grimm gramm. III, 216 ff. vor äugen gehabt, so wQrde
er schwerlich nhd. weiland als „eine Verunstaltung von weil-
und d.i. dieweil und'' erklärt haben; auch hätte dieser bei
Aventin u. a. vorkommende eigenthümliche gebrauch der coiy.
und ein wort der erläutening verdient Bei dem artikel Aas
scheint der verf. von Grimm wörterb. I. nur s. 6 vor angen ge-
habt zu haben, nicht aber s. 1046, wo die (auch bereits bei Graff
I, 522, vgl. mein goth. wörterb. 1, 103. 244; ü, 734 aii%e8tellte)
möglichkeit einer zusammenziehung aus awas, awes besprodien
wird; übrigens sind die akten über äs, aß esca, wie cadaver,
noch keineswegs geschlossen; das neue wörterb. von Sanders
gibt auch noch einiges neue dazu.
Die erste Seite des worterbacbs, auf welcher wir ou a. Jenfe
ableitung des Wortes weiland lasen, weckte einen leisen swei-
fel an dem berufe des hrn. verf. zur geschichtlichen and vergld»
chenden sprachforschang in ans. Dieser zweifei erwachs leider
zor entschiedenen verneinang, als ans bei den meisten Wörtern,
deren abstammang nicht völlig durchsichtig ist, die ungeheuer*
liebsten zasammenstellangen aus allen deutschen und nichtdeut-
schen Sprachgebieten vor äugen kamen, die uns jemals in einem
Wörterbuche vorgekommen sind. Ebensowohl, als die artikel
achse, adel I., fihre no. 1, allod, alpe, altreis, arbeit,
amt, könnten wir eine lange reihe anderer als belege unserer
Verneinung citieren, deren ausschrift uns erlassen bleiben m^e.
Wir vermögen nicht za unterscheiden, ob solche vergleichungen
und stammb&ume mehr der eigenen Schöpferkraft, oder einer hj-
persthenie des sammlerfleifses ihr dasein verdanken; erkennen
aber die letztgenannte tugend aufrichtig dem hrn. Verfasser zu
und wünschen deshalb die fortdauer seiner thttigkeit, aber mit
gröfserer mafsigung und vorsieht verbunden I
Bornheim bei Frankfurt a. M.
Lorenz Diefenbaoh.
Die deutschen mundaxten.
Die von O. K. Frommann herausgegebene Zeitschrift die-
ses namens erscheint seit 1858 vierteljährlich (früher monatlich)
bei Beck in Nördlingen. In 5 Jahrgängen liegt jetzt diefs, von
meisterhafter und unendlich fleifsiger band geleitete, werk deut-
scher männer vor uns. Es bestärkt uns in der Überzeugung:
dafs ohne die durchforschung der mnndarten alle Sprachforschung
lückenhaft bleibt, und zwar nicht blofs wegen der zahllosen gram-
matischen und lexikalischen einzelheiten zur ergftnzung der
Schriftsprachen, sondern auch wegen ganzer reicher kategorien
lautlicher und logischer Sprachgebilde, von welchen die Schrift-
sprachen nur brucbstucke ohne Zusammenhang aufgenommen ha-
ben, und deren Studium in die tiefsten labyrinthe der sprachbil-
dung überhaupt hineinfuhrt In den volksmnndarten liegt noch
ein nachglanz jener wundervollen Schöpfungsperiode der spräche,
wenn auch oft getrübt durch eine rohbeit der empfindung, die
VIII. 6. 25
386 Diefenbach
der animalisch-naiven paradieseszeit noch fremd war, sowie darch
die grofse abnähme des musikalischen sinnes, welche alle späte-
ren Sprachperioden charakterisiert, aber bei manchen sprachen
nnr langsam eintritt, bei einigen sogar nur in einer umwande-
lang des geschmacks zu bestehn scheint, oder auch in einer er-
weichung der gehör- und sprach Werkzeuge , wie sie namentlich
die italienische und die moderne griechische spräche verrathen.
Frommans Zeitschrift durfte in keiner bacherei eines germa-
nisten fehlen; durch das äufserst dankenswerthe, jedem jahrgange
beigegebene Wortregister erwächst sie allmählich zum mundarten-
worterbuche. Ich bezeichne sie in den folgenden kursorischen
bemerkungen durch „Z.^, und beschränke mich auf einige fälle
unter vielen, in welchen mir namentlich ergänzungen zu der Zeit-
schrift selbst, sowie zu den neuesten deutschen Wörterbüchern,
meine eigenen eingeschlossen, zur band waren. Wo die über-
fülle des Stoffes hier keinen räum finden konnte und die auswahl
erschwerte: glaubte ich durch quellenangabe den forschem zu
dienen und zeit und mühe zu ersparen. Ein vielfach in der Z.
(II, 245. 246; HI, 300. 502; IV, 320; V, 373) besprochenes Zeit-
wort lautet in der wetterau bala^t sehen d. i. unverständlich,
daher auch oft unverständig, reden oder lallen, gleichwie in frem-
der Sprache (fast synonym mit welschen, kauder-, durch-
ein an der-w.). Es scheint zu jenen zahlreichen bildungen einer
jüngeren schöpfangsperiode zu gehören, in welchen onomatopoe-
sie und organische entwickelung schwer zu scheiden sind. Et-
was entferntere verwandte jenes Wortes sind österr. bal-, pal-
lawatsch m. kauderwelsch, verschwatzung, Verwirrung; wet-
terau. (vielleicht durch Soldaten oder handwerksbursche einge-
führt) bällewatsch m. ein schimpfruf, etwa sinnloser Schwätzer
bed.; anzugrenzen scheint siegen, balwern plappern; sodann
vergl. Schweiz, balalen unverständlich lallen.
II, 250. Za heunisch (wein) gehören die alten glossen in
meinem gloss. lat-germ. v. amenium. Zu ilgen ebendas. die
artikel acerbus, obstupescere nebst citaten; vgl. Z. 473 und
337 V. fuirnöglen; Schröer v. irkel; vorzüglich aber Grimm
wörterb. w. eilen, eilig, egeln, eglicht; die irrgänge ver-
schlingen sich so mannigfach, dafs wir auf diesem beschränkten
räume keinen einzelnen zu betreten wagen und uns selbst nur
mit den nächstliegenden Verweisungen begnügen. — S. 287 ser-
metze (binse), wetterau. si'meze, an manchen orten noch wei-
^ anieigtti. 9^
ter verschoben simeße f., wie bereits za anfange dee Iß.jalirh.
simeß (m. gloss. v. juncus); vgL Z. V, 477.
Die deutsche ethnologie darf die wichtigsten ergebnisse von
der genauen Verfolgung der einzelnen sprachlichen eigenheiten
durch die weitesten strecken erwarten. Wo solche sich in ge»
ringerer zahl und in weiter entfemang begegnen, ist in der regel
keine nähere stamm verwand tschaft, sondern altdeutsches gemein-
gut bezeugt; erstere aber, je gröfser die zahl der begegnungen
und zugleich je sichtbarer die wanderspuren und mittelglieder
der redenden Völkerschaften auch in räumlicher hinsieht sind.
Zu dieser letzteren kategorie gehören die aufserordentlich zahl-
reichen beröhrungen der wetterauer mundart (in Oberhessen) ei-
nerseits mit der niederrheinischen (zwischen beiden steht die we-
sterwälder), anderseits mit den fränkisch-hennebergschen. Einige
wenige beispiele mögen unter folgenden bemerkungen zu den
reichen mittheilungen von Frommann, Stertzing und Brückner
platz finden. II, 136 ff. eben so mftre (ebensowohl) hat sich
fast unverändert (ewe-so-mer) in der Wetteran erhalten; so
auch der märe sein in frage und Verneinung. S. 209 koburg.
der bi =: wett. der bin bienenschwarm , -stock. S. 139 wo-
lenden zu trennen, d. i. ubi terrarum mhd. wannen, swar
der lande, in einem voc. vom anfange des 15. jahrh. ubilibet
aln lenden, während die meisten andern allen enden, einer
allenden (wetterau. allen ne), aber auch einer allen steden
hat. S. 353 ff. in, 128 diesen merkwürdigen plural, der auch in
der Wetterau gäng und gäbe ist (z. b. ein Wo ebener drei, ein
Jahr er vier)*), erklärt nun Grimm wtb. U, 114 durch -er aus
oder; die jetzige spräche gebraucht jedoch den unbestimmten
artikel als zu dem neutralen zahlworte gehörig und empfindet
jene ungeheuerliche form als partitiven genetiv. — 11, 401 no. 9
die Partikel no ganz so auch wett, wo sie auch non (wie franz.
non, nur kurz) und, wo nicht geminiert, auch en6 lautet; ebenso
auch nd. no, nu bei Schambach; nun dagegen lautet wett
nouii, jedoch tonlos auch non, kaum no; für weitere Unter-
suchung vgl. Grimm gramm. III, 758 ff. Mhd. wtb. II, 420. Goth.
wtb. II, 119. — II, 413 no. 50 kötze schon spät mhd. s. gloss.
lat.-germ. v. clitella; bei Frisch auch kieze; wett kize f., halb
hd. keze; vgl. mhd. wtb. v. kutze. Weigand d. wtb. v. kötze.
*) Auch in Berlin and der Mark kann man ihn täglich hören, d. red.
25*
388 Diefenbach ^
8. 416 no. 144. Die wett mondart unterscheidet r4fe, hd. raafe,
f. das leiterartige futtergitter im stalle, i. q. henoeb. reff n., was
dagegen wett sowohl (wie schon ahd. u. s. w. vergl. gotfa. wtb.
II, 588. Gloss. lat-germ. f. clitella), eine art ruckentrage , wie
aach die gezahnte Riffel oder Raufe zum „Reffen^ des flachses
bedeutet, bei Schröer r^fe f. refen vb. — no. 155 dreiackers
ist wirklich ein alter und sehr verbreiteter name für Theriak,
s. m. gloss. V. tiriaca. — IV, 239 hiffe, hühiffe f. rosa car
nina aus hd. hiefe, h&nhiefe, vergl. Weigand d. wtb. y.hiefe.
Gloss. lat-germ. v. cornus. Ncmnich y. rosa canina. Dieser
alte name ist in mannigfachen Variationen (auch mit wechseln-
dem anlaute) über das ganze germanische gebiet verbreitet
Nun einige fragen und bemerkungen zu Lexers höchst dan-
kenswerthen mittheilungen aus dem Lesachthaie in Kärnten.
II, 340 esen, desen f. ist identisch mit tirol. bair. &sen plur.
trockenstangen, rfiuchergestell im Schornstein über dem herde
u.dergl. Z.IV, 64. Schmeller I, 115. Goth. wtb. I, 50. 423.
Die Verwandtschaft mit goth. ans erscheint uns nicht mehr an-
nehmbar. Das wort wird aber um so räthselhafter, da jene form
desen in den Vordergrund tritt durch die alte und echte form
wett (oberhess.) deise f., womit jene Stangen sammt dem gan-
zen zubehörenden räume zwischen Schornsteine und herde be-
zeichnet werden ; vgl. Grimm und Weigand d. wtb. v. gloss.-lat-
germ. v. siccinium, wo neben den vielfach belegten formen
hd. nd. dejse hd. tejse, tejfs auch köln. test und tostrinum
eest ustrina eyst mnl. nast vorkommt, neben (dem verbreite-
ten nd.) wjme; vgl. este aridarium (malzdörre) Teuthon., bei
Kilian est, ast, nast; wir werden nun gar auf die esse über-
leitet, für deren Varianten gloss. lat-germ. vv. con-, snf-flato-
rium nachzusehen ist; die rein nl. Gemmula vocabulorum (veno,
vom j. 1500) hat „ustrina een eyst locus vbi braoium (sie) exio-
catur; tostrinum een eest 1. vbi brasium ez.^ — II, 345. 846
zu den rfithselhaften zwillingsformen g4n, gÄn, glÄn, gäo-,
gl&n-ster m. (scintilla) tirol. ganster f. III, 462 vgl. die sahi-
reichen formen goth. wtb. II, 414. Gloss. lat-germ. vv. scin-
tilla, -are, fauilla. Weigand d. wörfterb. v. gneist scintilla
funke vel ganhejster, fauilla funke vel ganheist ha. hd.
Voc. des 15.— 16. jahrh.— 11, 242 zu andlafa eilf; dieses sahl-
wort lautet auch nnord. nd. Schweiz, vokalisch aas. S. 243 mx
auke kröte, resp. Grimm wtb. h. v. noch die fonnen gloss. lat-
aasMgwi. 909
germ. v. bafo; nd. alk m. id. bei Schambach ist sonst Lq. ilk
Iltis. — S. 514 haia f. wiege, wett haio f. id. hai6 bobaiA
lautet der wett. einschl&ferungsgesang , wie bair. heia popeia
u. s.w. Schmeller 11, 133, hd. eia popeia (vgL Grimm gramm.
111,301), io Tirol heija pompaija n.s.w. Z.m, 522.— 11,520
zu hofsen (auf den knien schaukeln) vgl. hotze fl cunae (hot-
zen motare) Stieler 863. Frisch 1,471a osciUum hytzebraide,
hut, hutte u. 8. w. Gloss. lat-germ., hoczebrejte im o. ang.
hs. Voc, bei Schmeller II, 259 hetschenf., und vb., neben hnt-
scben, das auch Hofer hat — III, 311 lergat lerchenbar^
mit. largatnm, in Voce des 15. jh. loriet, gloriet; Schweiz,
lörtsch m. u. s. w., aus larix. — Zu dem vervactum, glabre-
tum bedeutenden räthselhaften worte egert u. s. w: Z. IV, 40
nebst citaten f. 59. V, 218. Grimm wtb. II, 34 noch die (ver-
hochdeutschten) formen ehe-, egge-garten encjcl. wtb. (Zeiz
1793) 1, 189. Weber 5kon. lex. 121. Frisch 1, 15a, der die for-
men ggerte, ägete, egde, f. gibt, figerten t schreiben Maa-
1er, Henisch, Stieler IV, 488. pirl (soller oder trockenboden in
der Scheune) ist eines mit tirol. pille f. scheune, hen-pille heu-
stadel auf dem felde i. q. birling Maaler, Stalder, lex. trilingue,
bierling Stieler (meta foeni) vgl. mhd. wtb. I, 153 ff. und den
ahd. Ortsnamen Piralinga Graff lU, 345? der ebenfalls auf ahd.
biral, biril cophinus, urna zuruckgehn kann. — S. 494 (cf. II,
348) pougrat n. (lagergeruste) ist richtig identificiert mit b"*-
grad (bongrad) f. bei Schmeller U, 101. Dazu gehört per»
gula ein pograten Voc. a. 1517 (vgl. gloss. lat-germ. h. v. und
V. ceptale. Mhd. wtb. II, 524a).
Zu den mittheil ungen aus Tirol von Gredler und Schopf
einige wenige worte. IV, 52. V, 436, dem richtig von lat glis
(glirem) abgeleiteten gleir entspricht schon ahd. lirun glires
Schmeller ü, 472 vgl. 108, wo die von Gredler gegebene form
greil eine nebenform der schon bei Frisius vorkommenden greul
m. (nach Popowitsch tirolisch) ist — Der voc. rernm von Tro-
chus a. 1517 gibt gleiermufse glires; Faber Soranus (a. 1587)
„grewel, vmb Trent, circa Athesin**, das lex. trilingue a. 1590
greull vel rellmaufs, Nemnich greuel und grauwerk;
glis, gen. glittis, grill o bei Graff IV, 319. 558 ist zwar zugleich
durch cicada glossiert, konnte aber blofs assimiliert sein; auch
die synonyme relle, rellmaus mufs in rechnung gezogen wer-
den. — IV, 62 amplatz, ampletz m. verbindungsband von
390 Diefenbach
joch und deichsei, ist auch schweizerisch ambletz m., wahr-
scheinlich das nur in einer gattong von glossarien vorkommende
ahd. antpl&ze, amplaza, ambleza (gloss. lat-germ. v. mo-
cia); merkwürdiger weise lautet das wort afrz. amblaix, am-
blai, mit. (einmal bei Adalardus) amblaci um (wie auch Schopf
bemerkt). Für texl m. (ascia) s. 445 vgl. Grimm wtb. v. dech-
sel. Gloss. lat-germ. v. ascia. — V, 344. 489 gebes, göbse,
vorarlb. gebsa f. (milchgelte), auch Schweiz, göpse u.dgl., ist
schon ahd. gepiza, halb und ganz unverschoben, kebita, geb-
ita, -itta, -ite, -eta, ags. ga-bode, -buda, -buta, mit. ca*
pita, capedo, capis, lat. span. gabata u.s.w. vgl.Diezwtb.
167. — S. 433 geislitz m. saurer haferbrei ist schon mhd. s.
mhd. wtb. 1, 496a und slavischen Ursprungs. — S. 443 bei gulf
f. fiufsmündung sind mehrfach fremdartige worter verglichen, rich-
tig nur engl, gulf, das indessen wie nhd. golf, roman. golfo,
m. (aus n6},nog% meerbusen bedeutet; nnl. golf f. bedeutet zu-
gleich, wie golp, gulp, mnl. golpe, goive, ghelve, geelve,
f. unda.
Hoffmann v. F. hat IV, 163 ff. nachtrSge zu Wcinholds schle-
sischem wörterbnche gegeben, wahrscheinlich absichtlich auf aas-
gedehnte vergleichungen verzichtend, weshalb wir auch die nach-
folgenden nur auf wenige fölle beschränken. S. 165 bretling
bedeutet boletus, fnngus s. gloss. lat-germ. h. vv.; Nemnich (der
braten zu gründe legt) gibt brät-, bret-, breit-, bröt-,
brück-ling, bratbülz agaricus lactifluus; Grimm wtb. II, 312
brätling Nürnberg 1651; so auch Schmeller und Höfer; 5fll
ob der Ens briet-, brüt-, brüttäub-ling (Weber a.a.O.). —
Brinsen (nebenBatter); vgl. poln. bryndza „Brinse, Schmier-
käse** (Jordan) mährisch brynza „ Brimsenkäse ^ (Konedny);
vergl. brieserkäs ungarischer käse aus frischgegohrener Schaf-
milch (Weber a.a.O.); Schröer gibt brinse sloven. brynze ge-
kneteter Schafkäse. — S. 165 vergl. 214. 499 und besonders die
reichlichen Übersichten Frommans II, 512 ff. über batzen m.
und Zubehör, sowie den grofsen artikel in Grimm wtb. II, 588 ff.
Für die bedeutung kemhaus kommt hier auch ein vielleicht xo-
sammengesetztes wort in frage, dessen gmndbedeatong aber mehr
das unbrauchbare und wegzuwerfende beim obste u. dgl. ist (pur-
gamentum): in Ulm egebitz kernhaus, im AUgftu ebutz m.
purgamenta pomorum etc.; in meinem glossar w. aralla, pe-
ripsema die formen ebitz, ebifs, ewitz (alle drei imVoca.
«meigM. 881
1482); ejn (artikel?) biez Voc. a. 1440; Voc. ine. teat ante lat
bat die synonymen: putzen (am obs); vr-pitz, -pifs, -afi
(bekanntes and verbreitetes wort vgl. Schmeller 1, 100. Gotfa. wtb.
1, 103). Sollte das gleicbbedeatende grobifs, grabifs, gri-
befs u. s. w. (formen in m. gloss. vv. cit and v. palpa) glei-
chermaTsen zusammengesetzt oder gebildet sein? S. 172 hi-
8 eben singultare ist sehon ahd. hesken; spatere formen und
verwandte s. gloss. lat.-germ. w. singult-are, -as; bischen
neben hifsen sibilare ist ein andres wort; aber aucb in Hoff«
manns belegstelle ^wie viel vogel — gescbwebet und gehi-
scbet^ könnte eine form des hd. baseben stecken, das na-
mentlicb von schneller und leiser bewegung im fluge oder laafe
gebraucht wird. S. 180 potscbe f. ruderstange amplustrum ra-
dil vel posche Voc. Vrat, dazu noch die formen in m. glossar
potscbe, poczen, pecze; vielleicht aus nd. putten, nieder-
rhein. putzen haarire vgL helgolftnd. pötsk wasserschaufekhen
im schiffe nl. putse ostfries. pufse sitala nautiea. S. 181 qu ar-
der (köderwurm), so wie quer der lampreta minime ooenosa,
nach Nemnich aber ebenfalls, wie qu arder, petromjzon bran-
chialis; daraus entwickelte sich köder, vgl. Weigand wtb. h. v.
(bis), wozu noch die formen gloss. lat-germ. vv. leripipium,
inter-coreum, -cudium, -cutium, -cutus, pictacium;
die alte form ist von schustern und nähterinnen in quartier
umgedeutet worden, vergl. Adelung b. v., neben nd. quarder,
queder Z. V, 160. — IV, 183 vergl. Weinbold v. schmetter-
baus, bambicium ezetir, ezsebetir sindon tschetir, zsche-
ter; die beiden, den breslauem nahe verwandten vocabularien
in m. glossar unterscheiden 1) zitter b. schetter s. 2) zetir
b. czitir s., was jedoch der einheit nicht sonderlich im wege
steht; ein andrer voc. hat sindo scbecbtel. Frisch die heute
noch häufige form sebechter neben schertcr, vgL Schmeller
III, 413; eine menge von formen bat m. glossar v. rnbiliniam;
nirgends aber finden wir schmetter, das etwa noch an poln.
szmat läppen erinnert Zu stirnicker talitrum s. 187 noch
die formen stirn-, ster-nickel gloss. lat-germ. h. v. nebst
knupe, stirnsknaupe u. s. m. Aehnlicbe bildung oder Zusam-
mensetzung zeigt s. 190 wern-, bern-ickel m. finne an den
augenlidern, vorarlb. werla (Z. IV, 2 mit citt.), die in der Wet-
terau wer n. beifst (gerade wie die maulwurfsgrille, sonst werre,
twerre, gewerr, f. acker-werbel m. werl, gwerl n.); die
382 Diefenbach
alte und noch nhd. form ist wern f., aber schon ahd. assimi-
liert werra neben werna, gleichwie warza, darch varix
glossiert; mit diesen beiden Wörtern verwandt? vergl. goth. wtb.
I, 192. 203. Der vogelname wankrengel lanias major s. J90
steht neben dem simplex krengel and mehreren andern ziisam-
mensetznngen Weinhold 47b, aber anch neben würger, würg-,
warg-, wark-engel, engl. dial. wierangle; sehr alte formen
and neuere Varianten s. gloss. lat-germ. v. curraca. Die hilt-
pritschen bei Weinhold 35b vergl. Petters in Z. V, 474 heifsen
wetteran. ilmetritsche plur. (aus üben; wie Ilmstadt aus
Ilbenstadt); in Oberhessen auch hilpentritsch der geneckte
elbische wicht selbst; weiteres s. Grimm mjth. 412 nebst
citaten.
Petters hat IV, 289 ff. einen sehr interessanten vocabularios
ex quo vom j. 1432 excerpiert. Begreiflicher weise ünden si3i
in meinem seitdem veröffentlichten glossarium latino-germanicum
ergänzungen und beleuchtungen zu jedem worte; aus diesen
wfihle ich nur einige der wichtigeren und mitunter schwerer auf-
zufindenden aus und fuge, nach umständen, neues hinzu. GL
mag mein glossar bedeuten.
Abcedarium fjd^l, entstellt aus fjbel (wie sydel gl.),
durch diesen mifsverstand die sjnonjme sayt'n. Abticare ver-
lechen, nicht aus verjechen, sondern vgl. abdicare verleu-
gen u. s. m. gl. Accingere gurgen, aus gurten. Ansorum
grib, aus gnib (schustermesser), vgl. gl. vv. alisorium, an-
sarium. Ära mesteig, zusammengesetzt mit steig (hara).
Assepa tendel markch, i. q. asopa, osopa, astiba gl. Ba-
drus snel phert, aus badius. Barsa ham voc, hame (auch
nhd.), visch netz i. rete gl. Barba Jovis sauswurtzen, aus
hauswnrtz. Bleta pajschel i. q. beta beifschol u. dergl.
Blatra fröfe vel chrott, eigentlich deren geschrei, vergl. gl. v«
blacterare. Boare äffen (rüffen) statt afsen, ofsen (boum).
Bmnetum prawnfech, in m. o. erw. hs. voc. brunatüch (tu
unterpunktiert); vgl.bruneta pannus Dufr. Gart har ins morder;
im gl. m arder (animal), mit martarius verwechselt. Oasica
orfedel; orleppel gl. v. cartilago. Gerber prakch i. q. cul-
par voc und gl. Gereyda harenplasser vel lasser; cer-
noides i. vermis in urina harnwurm Gl. Citropida taigtrog,
aus chytropus. Glatare causeln, vgl. oberd. kaufsen, kau-
fen, ganzen u. dergl. und clatire catulorum Dufr. Glatrus
«nseigea. 303
par*nileiter; parnlaiter n.8. m. Gl., aas parn praesepe. Cor
billas slaaf; spiel-bal, -balle GL; gehört jene glosse nr-
sprängUch jra cocola od. slef, slyf (cochlear) GL? Codam
sper eysen; id. (textoris) GL nar in zwei zwillingsvocc. Cola-
trare grapeln finde ich sonst nirgends. Colista ohiphf ist
richtig; die Mainzer bss. im Gl. glossieren durch ränge, das
synonym des aus allen hd. Zeiträumen bekannten chipf, s. u. a.
hier v. dreteca und GL v. humerulus; das mit. wort co-
list-um, -a, das ich sonst nirgends fand (vielleicht haben es
auch breslauer voce.) stammt wahrscheinlichst aus dem bamber-
ger Plinius (Silligs), wo colisatum unter den gallischen fuhr-
werken genannt wird (H. nat XXXIV c 17). Colins vierst
pawm; first-, wollen-bawm GL, aus tholus. Combiga
chort; kart, karre GL Concervus puntschuch, aus cothur-
nus (häufig conturnus)! Comptus swingstock und conptus
prunkuele, stöfsel gehören zusammen, vgL GL v. contus, wo
ein mnd. voc, pumpekule hat, d* L toUeno, brunnenpnmpen-
kolben, häufiger synonym von knie, keule in den alten tocc*
Confectus gechreut; aus gekrenckit GL (nur in jenem zwi^
lingspaare). Coruptela czadel, nicht das mhd. zädel defe-
ctus, wenigstens nicht zunächst (vergl. Schmeller IV, 226), vergL
cor-, co-ruptela zadel, zoden, zot (ahd. zota) an dem
klayde, synonym mit snetzen, snitzel an dem rocke. Culp-
trum flappe; slappe GL; ich finde keine erklärung. Curva
Schober; auch im GL, neben crua; kaum vergL trua schaa-
feL Dampnia ein otter; gehört zu dem vieldeutigen dama
der alten glossen, s. GL h. v. Dagatus mostpawm; aber da-
gata mastdarm GL; woher? Dedex gespreitig; dedax L
loquax, eloquens gespreche u. dgL, gespaybig GL Deplumare
feder plenkchen (vel rawffen), nicht L q. blanken (Grimm
wtb. II, 66), sondern en statt eu oder uc, vgl. GL h. v. Dylo-
postes planken, ein merkwürdiges, nebst Varianten auch im GL
vorkommendes wort Dyoployda gefallen seydel; aus di-
plois, s. GL h. V., ge falten — seydel entstellt, woraus? vgL
schaid aus klaid GL? Episciolum pheylerdekch , aus epi-
stylium s. GLh. v. Eximproviso vebring, anderswo uebering
neben urbaring, urberlich u. dgL Schmeller I, 185 GL vv.
eximprouiso, repente. Faula ein ensel, nur Variante des
folgenden favilla vsel, im GL auch vnsel, ynsel. Firnen
chlain zindel; vergL vimen zvinke vel dein widekin;
394 Diefenbach
czejne; zen; cemwide (ceinwide) voce, im 61., vU. zinke
▼ibex ib. Glatinabnlain visper; im Gl. ebenso, mit den richti-
geren Varianten desselben voc vischber vel per damit man
rischL Jaculari schiff phent, confandiert mit iocnlari
schimpfen. Jamentum jong viech oder erb; entstellt ans erb-
en de^ arbejdende s. Gl. h. y. Membrana haut slim oder
plater; irrig ändert Petters ploster in meinem mh. wtb. von
1470 in ploter, vergl. GL, wo namentlich zu vergleichen: m.
sliem, schliem, heatlein voc a. 1482 schlem vel phla-
ster voc. a. 1429 vergl. SchmeDerlV, 449. — Paragnus ein
cheichen, aus paragraphus ceichen. Stolopendia rn-
schang, aus scolopendria rofszunge (eig. hirzzunge) GL,
wo auch rustunck u. s. m.
Noch einige lückenbufser. Die alberne Mazzabilla 111,5
heifst in der Wetterau Marzebille, in Bremen Marje Pillen.
S. 13 elsass. rembes (sur-r. u. s. w.) saurer wein heifst rfaein-
abwärts und im Mainlande rambas, rampes, rambast, vgL
mnd. rappes aciatum, auch hd. im voc a. 1618 Schmeller III,
117. — nd. fliemstriken (adulari) m, 432, reiner plnmstri-
ken, vergl. gloss. lat-germ. v. adulator. Els&ss. g weite im
MQnsterthale neben kelte im Sundgau IV, 12 L q. Schweiz, kilt
bestätigt die ableitung von ahd. chwilt ags. cvilt u.s.w. Groth.
wtb. n, 472.
Hoffmann v. F. hat eine schätzbare blumeniese aus der nd.
mundart seiner heimath gegeben. V, 50 einen stock bäkern
(im feuer bräunen) heifst in der wetterau bähen. S. 55fjmie
f. brennholzhaufen ist richtig zu hildesh. fimme garbenhaufen
gestellt, aber irrig zu fäm aus fadem; ebenso nhd. (nnd.) fem
m. beiWeigand; die richtige nhd. form ist feime m. feim m. s.
Adelung v. fehm; Brem. wtb. v. viem; Pott zählmeth. 123, der
das ahd. fin darin findet; vergL Schambach v. vimme. S. 146
gnatte (Stechmücke) ist das ags. gnät engL gnat S. 148 jan-
fen (stehlen), sonst ganfen, stammt aus dem hebräischen. S.150
karweil (kummel), aus karvei (carve gloss. lat.-germ. h. v.)
an kümmel wohl angelehnt. S. 158 pye (wollenrock) gehört
zu paida (s. goth. wtb. h. v.), jenem alten fast in allen deut-
schen mundarten, aber nur in einer finnischen, vorkommenden
Worte. S. 290 reis achillea millefolium, heifst in andern mund-
arten relick, rölke u. s. m., in alten rheinischen voce, rolikc,
rolyck (daher entstellt hol ick in Zeningers voc 1482), auch
ntteigen. 805
schwed. rölleka, dftn. röllike. S. 291 schanne Tragioch xu
dgl. haben auch Schambacb und Frisch, dieser und das breoL
wtb. schände, Schmeller schanz, sogar die niederlaasitier
Wendensprache sant m. in wechselnden bedeatongen; damit za-
sammengesetzt ist auch Vorarlberg, seh am pfafs V, 489, wie die
beschreibnng zeigt S. 293 s^lentfich (zugriemen) ist allgemein
nd., schon ahd. sielo, silo, nhd. siel, sil vgl. u.a. Schmeller
111,229. 61oss.lat-germ. w. epirhedium, trahale, traheria,
esseda, reda, rhedale. S. 294 das kartenspiel snip, snap,
snur, baseloram lautet in Oberhessen gereimt schnip,
schnap, schnorum, bascnlorum. Es gibt übrigens sehr
viele weit interessantere formein, reime und Sprüche für die spiele
des Volkes und der kinder, deren mehrere sich durch fast alle
strecken des raumes und der zeit unter den deutschen bevölke-
rungen verfolgen lassen und kostbare alterthümer erhalten, ohne
von den redenden und singenden selbst verstanden zu werden,
worin denn bekanntlich gerade ein mystischer reiz liegt Nicht
dieser romantik, sondern vielmehr der zerfledernden forschnng
zu liebe wünschen wir solche Sprüche und Nnrsery-rimes recht
aufmerksam und treu verzeichnet.
Bornheim bei Frankfurt a. M. Lorenz Diefenbach.
Griechische etymologien.
1) MdxsXlcc und SixsXka,
Pott etymol. forsch. I, 223), dem Benfey (gr. wurzeil. 1, 198)
und andre gefolgt sind, hat (Aa-xiXXa und di-xelXay wie er diese
Wörter abtheilt, für composita von den zahlwortern fiia und di-
erklärt; der zweite theil soll nach Benfey so viel wie hacke be-
deuten, die fjidxelXa also eine ein-, die dixalka eine zweizackige
hacke sein. In der that hat diese erklärung sehr viel plausibe-
les. Aber sie ist doch nicht richtig. Was freilich Leo Meyer
oben 8. 140 f. gegen diese deutung von fidneXla geltend macht — :
,) Selbst wenn in öihsUm wirklich das zahl wort diy dfi steckt,
sind wir noch nicht gezwungen, das „ein^ in dem ähnlich aus-
gehenden fAUxellaj fjiaxtlitj zu suchen, da weit weniger grund war,
bei einer hacke hervorzuheben, dafs sie nur eine schneide oder
396 Legerlotz
Spitze hat, als bei dem andern werkzeog das zweispitzige ^ —
hiergegen lassen sich unser ^eimer^ (ahd. ein-par oder eim-par,
von peran = ferre) and ^znber^ (ahd. zoi-par) anfuhren; auch
Meyers andre ausstellungen sind nicht schlagend. Aber er hat
doch das rechte getroffen, indem er fjidx-eXka trennt und eHa als
Suffix, fiax als wurzel betrachtet, und diese in fAd^-aiga schwert
und iiiifreXov die (stechende) dornhecke wieder erkennt. Die
Wurzel, welche bedeutungen wie stechen, graben, schlachten in
sich vereinigt, erscheint im sanskrit in der volleren gestalt von
max in max-a die (stechende) fliege, in der daraus entstandenen
von makh in makh-as opfer, makh-a kämpfer. Kuhn hat IQ,
321—331 und IV, 1—40 und Aufrecht VU, 71— 74 nachgewie-
sen , dafs dem skr. x griechisch namentlich $, (Tx, (Tjf, x und %
entspricht Ein % zeigt fAcix-o-nai fidx't] fidx'UiQay ein x fiax-
9}.0'V mit den nebenformen fAdK-eU.O'V und fida-eXo-g und das in
frage stehende (idx-eU.a oder fiax-ihi, ex endlich des Hesjchius
lidöxtj dixeXka und ßdcxa (laxikri^ die gewifs im stände sind, die
hier gegebene deutung von iidx-üla unzweifelhaft zu machen.
Was das ß in ßdcx-a betrifft, so könnt' es mit hindnrchgang
durch ^ aus dem fi entstanden sein ; doch leicht gebührt ihm die
Priorität vor dem /u, da Kuhn IV, 18—21 wahrscheinlich gemacht
hat, dafs der ursprüngliche anlaut unserer wurzel sv gewesen
sei, der zu cq) modificirt in ccpay-i]^ zu sl im goth. slah-an,
slauhts, unserm schlagen, scblacht, erscheint. Hinsichtlich des
Suffixes hat Leo Meyer mit fidx-eXXa richtig o-e^a, &v-e}la, xvn-
ilXoVj xvqi-BlXoVj (pdx'Bllogj mit ficoi-ekij VBCp-ihfi^ d'Vfi-bltj (wohl
aus ^vf-ekrj), cpdx-eXog, d[ji7i-eXog, axoft-eXog verglichen. In dem
XX der ersteren steckt wohl die assimilation eines j wie in aXXog
= lat alius, in (pvlXov = lat. folinm, in äU.ofAai z=z lat salio;
von i'eXXa wenigstens wird dies erwiesen durch des Hesychius
deiXti nvmi*
In dix'hXXa betracht' ich BlXa nicht minder als suffix. Wur-
jEel scheint mir dicrx, werfen, zu sein, die in dieser gestalt in
öiax'O-g^ Wurfscheibe, in der von öixt mit xt für <tx, wie öfters,
in dixt'vov (suffix vant; s. VII, 136) das netz {y^ro ßaXXofievop
Big t^y 'd'dXaaaav^\ endlich in der von öix in dem aor. 11 öix-
bIv = ßaXBiv, ^iipai erscheint Schon die alten haben den Zu-
sammenhang von dixBiv, öixbXXu, dixtvov und öiaxog gefühlt, siehe
z. b. Hesychius vv. avdixs und öixbiv, Jix-eXXa wäre hiernach
eigentlich die worfel, schippe, dann spaten, hacke.
iniseellen. 307
2) ^iXhV'i aixlog,
Benfey bat im griech. warzellex. I, 163 f. aixfn^ und alnXcg
(He4i7cb. alxXoi cd ytavitu rov ßslovg) aaf die worzel ak, erwei-
tert ax, schärfen und scharf sein, zurückgeführt, wovon im grie-
chischen ax-fV, ttH'CDVj d^'imj^ o^-^g^ ax-vg-o-v (die achel, dann
spreu überhaupt), dn-ax-fisvo-g, mit nasalverstärkang und dadurch
bervorgemfener Schwächung von a zu « iyx^g (vgL nn&og niv-
^og, ßdd'og ßsv^og) und andre abgeleitet sind. Das ou in ofjffti/
und aJiüiog weifs er freiHch nicht zu erklären; zweifelnd wirft er
die frage auf: „Darf man an die im gotbischen vorkommende
Verwandlung von ursprünglichem a in ai vor h erinnern? ^ Schon
früher war auch für Pott etym. forsch. II, 60 dies ai ein stein
des anstofses gewesen, der ihn beweg eine ableitung von dix
{dic(5Biv) vorzoziebn. Ich stimme für Benfeys deutung, indem
ich alxiii^ und aixkog aas «X'^f^ ^^^^ ^^^^ ox-ifc^ and dx-iXo-g
erkläre. Ich sage: oder auch dx^tfui^ da die aapirate % in aixfuj
möglicherweise nicht, wie in aX'VQ-o-v^ Ifx-og and sonst, ans £
(u^'ivrjj 6^-v-g) entstanden, sondern durch den einflufs des fol-
genden ft aus X hervorgerufen ist. Sowohl der „übertritt^ eines
i in die vorhergehende silbe (um der kürze wegen diese aller-
dings schiefe benennung zu wählen) als auch die aspirirende
kraft der liquidae sind bekannte erscheinungen ; beide vereint
bietet dar i^aiqivtjg = il^anivrig^ aus dem ersteren Vorgang er-
klärt sich das verhältnifs von aS^ zu skr. aja, bock (s. Kuhn in
Webers ind. Studien I, 343; Benfey oben s. 75; G. Curtius grund-
züge der griech. etymologie I, 141), von deinvov (aus den-ivo-v)
zu lat dap-s, altn. taf-n, abd. zeb-ar*), wohl auch das von
xQainvog (aus ugafT-ipo-g, xagn-ivo-g) zn xagn-dX^w-g, sowie das
von atyXri (aus dy-ikri) zu skr. ag-ni, slav. og-n? ignis, wenn diese
bei G. Curtius a. a. o I, 113 sich findende Zusammenstellung rich-
tig ist
Um nun zn (tlxiiti znrückzakehren , so werden die sufüxe
'ifAog und -cifiog zwar meist commune gebraucht, doch kommt
auch <oq}eX{fAtjy rgogiifirj, fiaxl/Mi, X^^^f"! ^^^ andres dergl. vor.
♦) G. Curtius a. a. o. I, 199: „Sflnpov geht vielleicht auf din-tro-v
zurück, das dann dem für lat dap-inare (Plaut.) vorauszusetzenden dap-inu-m
gleich k&me**. Das f in dflnrof gegenüber dem a des lat. dap-s ist jeden-
falls durch das » vcranlafst worden: vgl. oraQ und otft^oy (HesycMus noch
ava^'^tov 6rfi(fnp Kg^tf»;)^ xgaivq und xQfixjwv (aus xQthjutr nQkijmv xge^
iCwr) und s. Ebel in d. zeitschr. V, 61 ff.
398 Legerlotz
3) ^l^&sig^ xoQig.
^OUq und üOQig sind eigentlich identisch: q^&BiQ ist aaf die
im vorigen artikel besprochene weise aas (pO%Q-i entstanden (vgL
noch besonders x^^Q *"8 X^Q'^ "^^^ würz, hr rapere); qp^ and x
finden ihre Vereinigung in einem ursprünglichen sk, worüber ich
wieder auf Kuhn lü, 321 — 331; IV, 1—40 und Aufrecht VII,
71 — 74 verweisen kann. Als wurzel von cpOeiq und KOQig, de-
ren identität schlechthin ihm aber verborgen geblieben ist, hat
Benfey griech. wurzeil. I, 200 ff. richtig skar, schaben, scheeren,
kratzen, erkannt: sie erscheint unter anderm in GKoX-Xfo (ans
(STiok'jm cl. 4) scharren, und durch n erweitert (vergl. oak-n-iy^^
^dX'TT-a, Tv-qp-o) aus ^v-n-co u. dergl.: s. Benfej in d. zeitschr.
Vn, 50 ff. und Leo Meyer VII, 280 ff.) in OHog-n-io-gy femer im
goth. skil-an, ahd. 8c€r-an, nhd. scharren, scheer<en, schal-en. Dafs
der name der laus wirklich die gutturale tenuis gehabt habe,
lehrt Hesychius durch folgende glossen: xoq . . . qi^eigov (lies
cp&EiQ mit Guyet, Bruno, Bochart, Alberti), Ttgoßajov — x«^-
q)&siQ (lies xäg q)d'€iQ% nqoßwtov eldog — xdgvog qf^eig^ ßo-
axrjiJiaf ngoßatov. Von xdg vermuth' ich dafs es ein suffix, etwa
i, verloren habe ; in der bedeutung von qy&eig ist es activisch das
kratzende thier, in der bedeutung von ngoßatov passivisch das
thier, das geschoren wird. Dasselbe gilt von xag-vo-g; das soffix
vo hat sowohl acüve als passive geltung (s. Pott etym. forsch. 11,
570 f.). In der bedeutung schaf (und dann auch ziege) allein
hat Hesychius noch xagog . . . ßoGxtjfjia ... — xdga «ij ^fugog
ftoXv^gtjpiog vno rogtvvitavj aXkoi 8i i/ avxy, "lavsg tä ngoßotta
xai triv xeq)aXijv (ist zu schreiben xdga ai^ ijfiegog üoiv^g^Pioi^
vno rogivvi(ovy und zwischen hier und aXXoi de eine Ificke an-
zunehmen?) — xagapM t^v aJya Kg^ieg — xdgappog (wohl
xag-ap-o-g, aus xag-jraV'O-g? über das sufßx vant VII, 136) . . .
Igicpog ....
4) Mßr,.
Hesychius Xoßai x^^Q^S* natürlich von einer wanel mil Xaß-
slv: vergl. skr. har-an-a; griech. /e/^, altlat hir von wnrsel hr,
nehmen; griech. ödxt'vXo-g (cf. agxt'vXo-g) von einer warzel dax
nehmen (s. O. Curtius grundzüge der griech. etym. 1, 104); aach
unser „finger^, das mit „fangen^ zusammengehört Ueber das
in Xoßtj Pott etym. forsch. I, 11—14.
misoellen. 8S8
5) Wurzel snar.
In den grondzugen I, 279 and I, 434 hat O. Cartias eine
Wurzel snar erschlossen, die etwa die bedeatnng ^drehen, flech-
ten^ gehabt haben mufs. Darauf fuhrt er unter anderm zurück
ahd. snar-a, snuor (nhd. schnür (vergl. nXexnj), lat. ner-vn-8 die
sehne, griech. vevgov (aus veg-^o-v: s. Kuhn I, 515 f.), lit. ner-ti,
einfädeln. Ans dem griechischen glaub' ich noch folgende bil-
dungen hinzugesellen zu dürfen: Hesy ch, vag-o-v tjagovy xogt^fnt^
der (geflochtene) besen — vag-ra-Xo-g nach Schol. Aristoph. vesp.
672 ein geflochtenes geföfs, welche bedeutung jenes nXeatij eben-
falls hat — Xag-xo-g korb und Xdg-ya-^^) korb, geföfs, kiste.
Dafs deren X wirklich aus y hervorgegangen, beweist Hesychius:
vigva^ xiß<at6g und vagxiov daxor. Der Wechsel von n und 1
ist bekannt: im dorischen dialekt geht X vor eine dentalis in v
über (ip^M, (pivtatog n. dgL; b. Abrens diall. gr. U, HO); den
umgekehrten Übergang unter gleicher bedingung zeigen die ger-
manischen sprachen mehrfach: skr. skandhas n., ags. scaldor,
ahd. skultra, Schulter — skr. chanda, sänger, altn. skald, dichter
(s. Kuhn III, 428) — nhd. kind, ags, cild, engl, child. Aber auch
ohne jene bedingung hat sich n öfters in 1 verwandelt: virgov fi,
Xirgop — skr. nax, lat. nanc-iscor, griech. Xayx-dvoj — skr. dhenu,
griech. ^r^Xvg — skr. anya und antara, goth. anthar, ahd. andar,
lat. alius nnd alter, griech. aXXog aus dXjog — lat Panormus, ital.
Palermo.
Magdeburg, im m&rz 1859. Gast. Legerlotz.
Der perfectstamm im lateinischen.
Im lateinischen haben wir dreierlei formen des perfectstam-
mes zu scheiden.
1) Der perfectstamm ohne zusatzelement nach dem wurzel-
auslaute, z. b. stamm *fefac (fefao-ust) erhalten in (fe)fac-8o,
(fe)fac-8im, (fe)fac-8em.
*) jiagva^ halt' ich für ein deminutivtim von einem Xag^ro oder
Acc^ya; vgl. U&oq A«^a|, godor göda^, ßwfioq ßw/ia^ n. 8. w.
400 SchleieliGT, migcelle.
2) Der perfectstamra setzt i an den wurzelanslant z. b. stamm
*fefaci in •fefaci-siem, *fefici-sißm, *feci-8ißm, fece-
rim; •fefaci-sam d. i. *feci-8am, fece-ram; ebenso fe-
ce-ro.
3) Der perfectstamm setzt is an den wurzelanslant z. b.
•fefacis in fecis- (aus •feficis, *fefacis)-ti; fScis-tis;
*fecis-ont ans *fefaci8-onti, *f^cer-ont, endlich fec^r-ant;
so wird wohl fecei aus *fefacis-mi ja auch f^cimus aas
•fefacis-mus zu deuten sein. Nur erklärlich aus dieser dritten
form des perfectstammes ist der conjunctiv plnsquamperfecti
fecis -sem und der infinitiv perfecti fecis -se.
Jena. Aug. Schleicher.
"Oaiog, satja.
"Oifiog bedeutet gewöhnlich „gottselig, gottgeföllig", dvociog
also „verrucht, gottlos". Wir brauchen nur diese bedeutang von
ooiog festzuhalten, um es zu vergleichen mit dem leiblich identi-
schen skr. satya, wahr, wahrhaftig. Wahrhaftigkeit war bei nn-
sern indogermanischen voreitern die höchste, fast die einzige tu-
gend und daher sind ihnen wahr und tugendhaft synonyme; das
zeugen rta und sat. An sat schliefst sich oaiog in der beden-
tung ganz an; die form dagegen kann im sanskrit nicht anders
als eben satya lauten.
Man hat mit satya öfters iteog zusammengestellt, wiewohl
dies lautlich wohl nicht zn rechtfertigen ist. Erstens vertritt leog^
nie skr. tya; im speciellen fall^ dafs -Tf/rog endun? des sogenann-
ten verbaladjectivs ist, stimmt es zu -tavya; öozfyro^ =: dätavyas,
wie Bopp accent, s. 160 unwiderleglich dargethan hat. Zweitens
hat izeog (wohl kein verbaladjectiv, wie der accent lehrt) digamma
und ist demnach ^£7£oV zn lesen; s. IL B, 300; E, 104 a. s. Die-
ses ^ETBog kann aus^etejrog entstanden sein, wie durch jrhv-fiog
wahrscheinlich gemacht wird, allein auch aus ^6te{6)6g. In wel-
cher beziehuug ^stBog, ^hog, ^srviiog zu fitog „amsonst, nich-
tig" und ^etmatog steht, ist mir wenigstens ein räthsel; ich möchte
einen Zusammenhang zwischen den beiden^ «ro^ bezweifeln. Nur
dies sehe ich, dafs als denominativ von J^itog za betrachten ist
das lat. vetare, eig. wohl „für nmsonst, für nichtig erkl&ren".
Weiter hängt mit diesem j^hog und vetare zusammen die skr. in-
terjection vata, d.h. umsonst, leider. Oh ^ereog^ ^hvfAog etwa
mit /hog „jähr" und mit lat. vetus zu schaffen haben, ob^iW-
fAog eigentlich den sinn „alt, ursprünglich^ besessen hat? das
wollen wir dem Scharfsinn andrer überlassen.
Maestricht. H. Kern.
Gedruckt bei A. W. Schade in Beriin, GrOnstr. IS.
SaveUberg, das griechische relativ. 4QI
Das griechische relativ.
I. jrü-g.jrä {jrrj),^6 die ursprüngliche gestalt
desselben.
Das griechische relativpronomen og scheint beim er-
sten blick dem sanskrit- relativ jas za entsprechen, wenn
man den Spiritus asper als Vertreter des j gelten läfst, wie
in '^7iaQ{T) gegenüber dem skr. jakrt nnd dem lat. jecnr,
und dies ist die allgemeine annähme der Sprachforscher.
Die frage nach anlautendem digamma in o$ ist nicht wie-
der ernstlich angeregt worden, nachdem einmal Bnttmann
im lexilogus I, 240 dem relativ jede spur eines digamma
abgesprochen und deshalb die homerische pertikel (ftj „wie^
nicht vom relativ, wozu er sonst geneigt war, sondern zum
nothbehelf von n^ abgeleitet hatte. Und doch hätte ihn
die Verlängerung einer kurzen silbe vor äg in &a6g äg
(w--), was er s. 239 anflQhrt, wenigstens auf dieses cS^ auf-
merksam machen müssen, da schon Heyne in zahlreichen
beispielen der art Bentley's conjectur^w^ in der Ilias an-
gemerkt und tom. VII, 764 besprochen hatte. Einige be-
achtung fanden diese fölle bei A. J. Hofimann in seinen
Quaestiones Homericae §. 76: dieser schlofs aus der so re-
gelmäfsigen Verlängerung kurzer silben vor wg^ welche einer
cäsur nicht zugeschrieben werden kann, dafs äg in ältester
zeit mit einem consonanten begonnen habe und vergleicht
die im lateinischen mit qu und im altdeutschen mit hv an-
lautenden relativa (qui und hver), entscheidet aber nicht,
ob so nun ftkr das älteste griechische ebenfalls xfdg oder
etwa xüg als nrform vorauszusetzen sei; nur spricht auch
er, wie Buttmann, unserm &g kühn das digamma ab: Fal-
luntur tarnen, qui putant digamma hac in voce valuisse
apud Homerum, cujus rei testimonium non potest inveniri.
Desgleichen stellt G. Curtius das digamma des relativs in
abrede (in d. zeitschr. III,* 76}, sogar gegen eine inzwi-
schen erfolgte inschriftliche gewähr (in seinen grundzügen
der griech. etym. I, 364, einem werke, das wir übrigens
freudigst begrüfsen).
VIII. 6. 26
402 SaTeUberg
Es findet sieh nämlich ort mit digamma geschrieben
in der von Rofs im jähre 1854 herausgegebenen lokrischen
inschrift z. 6 FÜTI^ dazu war das kretische jrahxmrtjg,
welches vom relati vischen ^a7i| (v^i^) abgeleitet ist, aus
Hesychius: Baktxmvrjgj aweqtißog K^ßrjzeg schon bekannt
(Ahrens de dial. Dor. p. 45). Zwei so unzweifelhafte belege
sind nur selten vorhanden, wo es sich um die Wiederher-
stellung eines digamma handelt; sie bestätigen die mannich-
fachen beweisgründe för anlautendes digamma bei Homer,
dergleichen es für anlautendes j im griechischen keine gibt,
vollkommen. Indem wir diese gründe näher betrachten,
folgen wir der neuen ausgäbe Homers von J. Bekker, um
neben den darin aufgenommenen digamma^s dieselbe uner-
läisliche consequenz auch för die relativa nachzuweisen.
Erstens ist die Verlängerung einer kurzen mit einem
consonanten schliefsenden silbe vor relativen für eine wahre
positionslänge zu halten:
a) Am häufigsten vor wg da Bentlej's conjectur nun-
mehr aufscr zweifei gestellt ist, nämlich in der Ilias: oii
^€ ^sfoixe xaxov jrdg SeiSiöasa&ai II, 190; x^Q^^ ^^ MV
tl fiB ndyxv xaxov ^cog detSiaaia&o) XV, 196; ogvi&agjrwg
II, 761; OQVi&eg ^ciq III, 2; nikexvg ^dg HI, 60; &B6g
feig III, 230, XI, 58; aiyei()og jrwg IV, 482; xvpsg j:wg
V, 476; xaxog^cig VI, 443; &b6v jrcig IX, 155. 297. 302,
XII, 176, XXII, 434; ßoeg j:(6g XI, 172; fiöhßog jrtig XI,
237; TfjXvyeTOV jroig XIII, 470; alyvmog jraig XIH, 531;
,^ihog jrcig XIV, 185; (fvtov jrcig XVIII, 57. 438.
In der Odyssee: ndig fdg IV, 32; &b6v jriig V, 36,
•VII, 71, VIII, 173; ä&dvatog j:(ig VI, 309; ovBg jrdg XI,
413; »edg^üig XIV, 205; viliog jrdg XIX, 234.
Hierzu fugen wir noch Hesiod. Theog. 91 &b6v jrdg,
862 xaaairegog ^«g, und von Theokrit, der auch sonst viele
spuren des digamma enthält, Idyll. XXV, 201 norafiog ^oig.
Selten sind in dieser art von beispielen kurze schlufs-
silben eines nomens vor wg, wie xrikog wg IL III, 196;
wxxog &g VIII, 94; ndlg äg ib. 271 (also ^^-).
Wie bisher von einer cäsur, welche etwa Verlängerung
d«s grieobiadia relatir. 40$
bewirkt hätte, nicht die rede sein konnte, ist aach sonst
solche erkl&ning zu yerlasseo und mit einer wirklichen cA-
sur positionslänge vereinigt anzunehmen bei nachfolgenden
relativen.
b) Vor og ifog) gleichwie yov j^ori midjrtüQi nvxpop
xai fiaXaxov, jrog ano x&ovog vxpod ilfegyev II. XIV, 349;
'^kxävägf) TloXvßoiO ddfiaQyjrog ivai! kvi OTjßgg Od. IV,
126; — &aQörj6ag ^dXa jreiTii ^aongomov j:6t$ foia&a
II. I, 85; x^^l^'^og ßox ägiarov lAxaiüv ovShv hiaag IL I,
244*); dasselbe xf^oftsvogjron Od. VIII, 238, XI, 103, XIII,
343; ovd* aTBlBvrrixov , jroxv xsv xstpaly xaravivaw IL I,
527; — ot S' äg' iaav jroyg ei re nvgl x^^^ näaa vi--
(loiTO IL II, 780; hrgonah^of^ievog jrdg rs Vtg T^vyiveiog II.
XVII, 109.
c) Vor o&BV und oäii ngog 36fiOv vxptiloVj j:6&6v
vSgevovTO noXlxai Od. VII, 131; ß^ ^* i(AW ig ^dkafiov
^6&i ßoi (pika Sifivi HxBiTo Od. VIII, 277; x^^Q^S vixpd^
(ABVog, ßod-' knl axinag rjv dvifioio Od. XII, 336; TJSfj vnig
nokiog, ß6&$ "Egfiaiog Xocpog iariv Od. XVII, 471.
d) Vor or«: 77 vicperoVy jrore nig rs ;^/ft/V IL X, 7; ov
nu) nav ßiigriro finogjrox dg* i^Xvß^ov avxot ib. 540; Sbi"
Siorag ß6&* ogaivTO IL XX, 45; Siaäaviegj jrors r' äkloi
Od. XII, 22; avvdg 6 Sa^dfi$vog, /"o'r« 3y... Hesiod. Opp.
90; kgxofA^vog rd ngüv agorov, jror* dp axgov ix^rkf^g
ib. 467.
Auch ist zu beachten, dafs slg statt des sonst gewöhn-
lichen ig^ wie in elg ote xiv fiiv Od. II, 99, so regelm&Tsig
in dem sehr häufig angewandten ausdruck ilg 6 xi(v) steht,
während hierbei ersteres positionslanges xbv in etwaiger
Verbindung ig 6 xsp (^'^') sich schwerlich im Homer fin-
den dürfte; wir schlieisen also aus elg 6 X6{v) auf kg ^6
xi{y) und in gleicher weise auf das seltene ^c ßoxe,
*) J. Bekker schreibt nicht blofs hier x^öfiiro<; 6 t* statt nr' (d. i.
ort) inconseqnent gegen Öfteres /•»ö/ifi'o; ot» nnd seine richtige schreibang
11. I, 412 ijp arfi¥ ot' 'jl^cump ovdiv fjtair^ sondern auch IL IV, 82 rocca
Kaxd Q&iovaiif 6 x* ntntigx^^ fiirtaivttq, was nunmehr mit wiederhersteUnng
zweier digamma*s zu lesen ist: To<r<ra xaxa ^^i^ovck ßo-r' eumtQxh fH"
26*
404 SaveUberg
e) Vor oöog: xtrjfAara fxkv ^6a 'AXk^txvSgog . • . rjyd-
yBTO II. VII, 389; Toaaov an^ nroXiog^ ^oaaov r« yiycava
ßoijcag Od. VI. 294. Da die nommativ- und accasativ-
enduDgen -vg und -vv von Substantiven bei Homer stets
lang sind (Hofimann quaestt. Hom. §. 70), so beweisen sie
nichts für ein folgendes digamma, schliefsen es aber nicht
ans, wenn es sonst erwiesen ist, wie bei den relativen, also
ist es hier wenigstens gestattet: näm /abtu nXfj&vp, ^oaoi
ov ßovlijg hndxovaav II. II, 143, wie auch nktj&vv, jrag
jronoTi vitfBa ZitfVQog axv(fBXii,fi II. XI, 305 und Ix&vg^
^6g X6 (fdyijai II. XXI, 127.
f) Vor 6(fQa: näoiv dvd (ikyaQOV, ^6(fQ* BV^dfiBVOi
4u naroi Od. XIII, 51.
Zweitens weist der vor relativen häufig vorkom-
mende hiatus auf deren anlaut mit digamma hin, durch
dessen Wiederherstellung wir nun den hiatus aufheben:
a) Vor wg: dXX* o ye fiBgpiijQi^e xard (pgiva jriag *Jlx^~
Xija II. II, 3; naiactTBj^cig x o ^Bipog Od. VIII, 251 ; nalSa
Sk jrwg driraXXB Od. XVIII, 323.
b) Vor 6g und offrig : ^ansro, jrog x' ktfoßrjaB IL XIII,
300; Soid*^ to fihy natig kc&Xov ceTtoiXsaa^ ^6g not hv
VfAiv Od. II, 46; HtiXbto, jrrj r kxiXavoB Od. VII, 217; dvigi
ßoq T^ oXiyov TiBg Od. VIII, 547; — dtlnvov S'aitf/a oviSv
iegsvoatB, ^oavig dgiaxog Od. XXIV, 215; inXBvOy jrorx^
ndgoi&B U. XV, 227; &dnxB (äb jroxxi xdxi(fxa II. XXIII,
71; AtoXog dXX* äya xfaaaov IddfxB&a jroxxL xdS* kaxiv
Od. X, 44.
Die beispiele, welche Hoff mann §. 66 p. 87 — 94 ftr
drei arten eines erlaubten oder entschuldigten hiatus an^
fthrt, wobei er versichert, alle stellen ausgelassen zu ha-
ben, bei denen das digamma in frage kommen könne p. 90,
smd dnrch J. Bekkers vielfache Wiederherstellung des di-
gamma sehr vermindert worden und erleiden jetzt durch
die digammirten relativa eine weitere beschränkung.
c) Vor odi^ rixh ocpgai vBiaxov hg XBVBMva, jro&i J«y-
maxixo fiixgtiP IL V, 857; — aq^olaip hl fiBydgoiat xa-
^Blaxoy ^iJXt jrexdaxq) IL XI, 76; — dXX dy i^iüp oxi^P
rtUÜT. 4t»
kmßTJaeOy f6q>Qa jriäfjai II. Y, 221, VIII, 105; ro^pga foy
ovv ^01 ä/€iQi fiivog f*iya, j^otp^' äv !^;(fcru>/ IL XV, 232;
TTQog ö*äga ntjSäliop noiTJcarOy j^6(pQ i&vvoi Od. V, 255.
d) Vor oaog: oii ti roaog ys poaog TL II, 528; riiQ%
yoLQ xaxixvvTO fidxrjg iuL^düGOh ägiaroi IL XVII, 368. Eis
fallen nun alle bedenken weg, der alten Lesung Od. XI,
25 ßo&Qov o()v^a ^ocov xb nvyovaov vor oqv^* oaaov den
Vorzug zu geben.
Sehr zahlreich sind die stellen, wo durch tilgung des
V krpaXTcvartxov die relativformen ihr digamma wieder erhal-
ten, wovon hier einige beispiele folgen: ^o^, ^,j:6 IL VIII,
306, IX, 39, XI, 779, XII, 445, XIH, 679; Od. I, 387,
III, 165, IV, 771, XI, 200, XIV, 466; - jra)g Od. VHI,
239, X, 345; — j:6&i II. IV, 132, Od. IV, 564; - jrort
II. XI, 112; Od. Vn, 72, XIV, 374; —j:6q>ga Od. V, 37,
VI, 218, IX. 248. 320; — ^oug und ^ori IL IV, 33, VI,
231 ; Od. II, 34, XII, 40; — jr6nwg Od. I, 349, m, 129,
VI, 189. 319, XIV, 181. 312; ---jroJog II. VI, 166; — ^d-
aog und jroaaog IL I, 566, X, 414; Od. V, 206, VII, 327,
VIII, 214, XI, 361, Xm, 114, XIV, 323.
Es bedarf kaum der bemerkung, dafs, während die
Verkürzung eines an sich langen schluTsvocals vor einem
relativ dem digamma entgegen ist wie akX ia wg IL I,
276, doch ein lang gebliebener schlafsvocal es gestattet,
also &B^ j:wg Od. VIII, 453. 467, tXij d' "Hqij J^ote II. V,
392, vUg hfiol ^ol rot no/iiTtijsg 'iaovrai Od. III, 325, und
dafs auch eine kraft der cäsur erfolgte Verlängerung ein
folgendes digamma nicht ausschlielst, wie (paivBv agingsr-
niSy jroTB T btkiTO D. VHI, 556; Kigxy imji^ä^ ^fig ta
TtxdfAtvai fiBwsaivwv Od. X, 322.
Drittens finden wir beim relativ, wie bei andern
digammirten Wörtern *) ein € protheticum IL XVI, 208 yv-
XomSog fAiya j^igyov, ti}g rö Ttglv hgdaö&B. Dieser ver-
schlag läist sich am schluls des dritten versfu(ses nicht
♦) Z.b. I^iuo? 11. V, 62, ü/e^jcow VI, 217, iJ^dQifn XXUl, 5W.
tjtdra Od. Vni, 818, wie sie alle J. Bekker richtig schreibt.
406 SayeUbeig
wohl entfernen, wie vereinzelt*) auch die Schreibung der
wortform ist, er beweist aber nicht minder deren ursprQng-
liehe gestalt j:ijg^ nur mufs er, wie jeder andere verschlag,
vor erwiesenem .und wieder aufgenommenem digamma mit
Spiritus Icnis statt des asper bezeichnet sein: 'ifrig.
Viertens. Im compositum ofitiXi^ ist zwar schon bei
Homer das digamma von ^Ai| verwischt, jedoch gibt es
sich noch in dem späten ofiotjli^ ( Anthol. Pal. Appeod.
t. II. p. 853 u. 303. Osann Sylloge inscr. gr. p. 145 o. 46)
zu erkennen, da diese form des compositums auf öfiofvjh^
zurückführt, wie dessen jr'^li^ denn auch in dem abgeleite-
ten, oben aus Hesychius erwähnten kretischen ßahxidkrig
d. i. /-er^xioiri^g, seine volle bestätigung findet.
IL Das homerische adverb (f/^ „wie*.
Da nun für das relativ der frühere anlaut ^ erwiesen
ist, so ist damit auch das bedenken gehoben, welches Butt-
mann (lexil. L 8. 240) und G. Curtius (in d. zeitschr. III.
s. 76) abhielt, das homerische (ftj „wie* IL II, 144:
XiV7j&i] 8*ttyoQ7J (frj jevfiaza fiaxgd &aXdcarjg^
es bewegte sich die Versammlung, wie grofse wc^en des
meeres,
IL XIV, 499 1 6 8i (frj xcidsiav avaöxiiv
er erhob ihn (den köpf) wie einen mohnkopf und zeigte
ihn den Troern,
vom relativ herzuleiten. Die richtigkeit solcher herleitung,
zu welcher die relative bedeutung hindrängt, wird sich
vollends ergeben, sobald nur noch die anwendung von tp
♦) per genetlv oow in zwei versen: Od. I, 70 avtl&tov llnXxhfijftor,
oov x^ärof faxt ftiyiaTov und H, II, 326 otpi/tov o(^* ttXfffTor^ öov xA/05
ov noT* oAfiiai, dessen zweite hälfte im hymn. in Apoll. Del, 156 wieder-
kehrt; ngoq dk rode fiiya ^avfia^ oov xXinq ov noT* oAma», hier aber
eher axif^oov, als aiif oj^ov deutet, scheint uns von Ahrens (rhein. mus.
n. f. IL p. 161) richtig in 00 hergestellt zu sein, welche genetivform, in
einer nicht geringen anzahl von beispielen (z. b. AiöXoo Od. X, 36. 60 u. a.)
erschlossen, die Verlängerung -0*0, sowie die zusammenziehung - ov erklärt.
dM grlMUMh« teUtir. 40?
f&r/' an andern beispielen nachgewiesen wird. Ein durdi
q> bezeichnetes jr aber ist nicht nur im pron. poss« (r^og,
8UU8, anerkannt, sondern auch eben so gewifs in av<p%6q
für avfsoQj welches ein dem v nachtönendes /* vor dem
adjectivsufEx erhalten hat*) und als ursprüngliches adjec-
tiv mit dem lat. suile übereinstimmt, so dafs zu jenem
ava&fiog^ zu diesem stabulum zu ergänzen ist; dann in
älffira und äXlcpaxa (Hesych.) neben aAcmra (Od. XX,
lOr) und aXtvga^ in welchem dasjc des verbums aX^(a
sich vocalisirt hat, femer ipiegog für ^ugog (Benfey I, 323)
bei Hesychius: cpugov (st. (fiagov^ welches nach q>lSva
folgt), xa&agov, kaungov, äyvov, iXagov und in einem bruch-
stück Theokrits bei Athen. VII, 284, a: 6 yag (fiagaTa-
To^ aU,wVf aufgenommen von Schweighäuser und Dindor^
sowie in den ausgaben Theokrits von Meineke p. 120 und
Ahrens p. 176, beispiele, die sich durch andere mit einiger
weitern ausfiihrung leicht vermehren liefsen. So ist denn
auch (prj eine mit cp statt des alten j: geschriebene form
und dieses jrrj nicht minder als jrcig ein vom relativ jrog
gebildetes adverb, gleichwie lat. quam und ut (letzteres
aus cut verstümmelt, wie ubi aus cubi, vgl. si-cubi), und
nichts anderes als rj in ^ ^ifug iari 11.11,73, IX, 33,
Od. XI, 451. Denn dieses tj wird als ein mit dig gleich-
bedeutendes adverb durch die übereinstimmenden Zeugnisse
der alten grammatiker, welche K. Lehrs in seinen Quae-
stiones epicae p. 44. 45 zusammengestellt hat, vor jeder
verwechsehmg gesichert, indem es dort ausdrücklich heifst:
fj — kmggf]iia — Saövvviov xal o^vvxiov — laoSvvafiovv T(ß
cug. Besonders wird dieses oxytonierte adverb 17 von Ar-
kadius p. 182, 13 unter den einsilbigen adverbien, %oyra
t6 fj piij Ttgoaxeijiiivov rov i (also ohne i subscr.) bestimmt
von ri unterschieden: to 8i rj, onov, TtsgianSrau Bei Joann.
*) Dasselbe zeigt das stammverwandte atffnq: bei Hesychins cvßa^f
hiyrog^ geil, eig. säuiach, verglichen mit trudSig^ al wc, /<r/ij/iarc<rai»'M«:
«Säue, figürlich''. Solch ein dem v nachtonendes ^ findet sich auch wirk-
lich geschrieben auf einer vase: roQtifoviq (d. i. rtiQVO^q) bei Gerhard
auserles. vasenbUder II, 77. tof. CV u. CVL
408 Savelttberg
Alex. p. 31 folgt sogleich hinter 17 nebst dem beispiel 17
&if^ig iöxl denn auch <jp^ avxl tov xa&aTtsQy in welchem
wir nun ein und dasselbe adverb mit ersterm, nämlich jrr}^
erkennen.
IIL Das pronomen relativum, aus dem inter-
rogativum entstanden.
Wenn nun auch das griechische relativ ^6g aus dem
skr. jas unmittelbar nicht erklärt werden kann, so ist es
doch durchaus wahrscheinlich, dafs die beiden eigenthüm-
liehen formen in einer hohem einheit ihren gemeinsamen
Ursprung wiederfinden. Wie im lateinischen und deutschen
nebst dem nordischen das relativ mit dem interrogativ for-
mell eins und dasselbe und überhaupt sein begriff der be-
ziehuug auf einen genannten gegenständ aus der frage her-
zuleiten isf^), so dürfte sich bei genauerer betrachtung das
griech. jrog und das skr. jas auf das interrogativ zurück-
führen und dieses als ursprünglich ungetheiltes pronomen
sich erkennen lassen.
Das interrogativ erscheint im sanskrit in dreifacher
gestalt: ka, ku, ki (Bopp vgl. gr. §. 385, 2. ausg.). Davon
ist ka hauptthema, ku wahrscheinlich eine Schwächung aus
kva, d. h. dem durch den nachklang v am gutturalen blob
modificirten ka**), anstatt dessen es in den adverbien kü-
*) Pott ctymol. forsch. 2. auÖ. 1869. I. s. 861.
**) Ebenso steht im skr. guru-s dem compar. gaHjas nnd saperl.
garishtha-s gegenüber, also wohl ans gvam-s vierkttrzt, wie sich anch Ar
das griechische ßa()vt; ein älteres y^af/ifq vermnthen läfst. Die indischen
lexikographen führen die wurzeln ka?, kva? nnd knn anf, aUe mit der be-
deutong M tönen*", damnter ist kyay bei Westergaard p. 140 hinreichend belegt.
Das verhältoiTs dieser drei stufen des inlauta hat jüngst Legerlotz in dieser
zeitschr. VIII, 117 — 121 an vielen beispielen aus den verwandten sprachen
aufgehellt. Jetzt wird uns auch der Übergang vom alten, im sanskrit rein
bewahrten sam (cf, ^^t-, lat. sßmi-, skr. s&mi, halb, Kigv.ZXV, 16) in das
auffallende i/ in crtV vermittelt durch die von Mar. Vietorinns I, 2461 (Putsch)
bezeugte form ^ ä^ua^a , also auch^a^a, so dafs wir von urspr. traft rer-
mittelst (Tfafi zu avft evv gelangen. Es dürften sich mehrere beispiele die-
ser lautfitufen, wie nach gutturalen, so auch nach dem sibQanten nachweisen
tossen, die Legerlotz (p. 118 unten) eben berührt hat
das grl»elilMh« relativ. 409
tra wo? kü-tas woher? n. a. (Bopp vgl. gr. §. 380) als
thema dient; ki aber ein zweites selbständiges thema in
den vediscben ausdrücken na-kis oürig^ mä-kis ^itjug^
im vulgären neutrum kirn und im ersten theil des compo-
situms kidr^a, qualis, wo kt femininum ist.
Im griechischen entspricht dem sanskritthema ka vor-
zugsweise 1) der joniscbe interrogativstamm KO^ welcher,
obwohl als fragepronomen von dem spätem rig verdrängt,
doch in zahlreichen adverbien und derivaten xov^ xcHg, xor«,
xotegog, xooog u. s. w. erhalten ist, dann als gemeinschaft-
liches erbgut sogar noch KJ mit altem a, nur etwas ver-
steckt, weil mit i (elg) zusammengesetzt, in i-xd-tagog und
J^-xa-arog, welche als comparativ und Superlativ des frage-
pronomens von Ahrens (zeitschr. für d. alterthumsw. 1844
no. 7 p. 56) nnd G. Gartius (in d. zeitschr. III, 404) gegen
Bopp's und Benfey's vergleichung mit skr. £katara-8 (com-
par. von ^ka-s) namentlich durch den hinweis auf die anar
logen bildungen im lat. und ahd. uterque und ga-hwedar
unzweifelhaft richtig erklärt worden sind*). — 2) der aus
dem hauptthema ka im sanskrit hervorgegangenen neben-
form ku oder vielmehr kva entsprechen in den verwandten
sprachen der lateinische interrogativstamm quo in quod,
quoius (alt. genet.), quoi (alt. dat.), quö(d), pl. qui, quorum,
quös, der gothische hva (masc. hva-s, fem. hvo) und auch
für das griechische müssen wir eine secundäre form x^o
voraussetzen; denn die sogenannten äolischen composita
OTtnojgy oTtnoTS, onnoTsgog erhalten nothwendig ihre erklä-
rung aus oxfoig^ 6x>rore, bxjrovBQog (vgl. innog skr. a^vas,
lat. equus), wie schon 6. Curtius (in d. zeitschr. III, 409)
erkannt hat. — 3) Endlich ist das thema ki, welches im
lateinischen wieder mit jenem dem gutturalen nachtönen-
den V versehen ist in quis (Bopp vergl. gramm. §. 86, 1),
quem, quibus, im griechischen in tlg übergegangen, doch
müssen wir hier eine mittelstufe voraussetzen. Bei der
*) Eine in bezug auf den ersten theil dieses stamme» abweichende er-
klihnuig hat Benfey oben s. 821 ff. entwickelt d. red.
410 Savelsberg
frage nun, ob und welche irermittelung in dem Übergang
von k zu t anzunehmen sei, worüber wir bisher eine ge-
nauere erörterung vermifst haben, sprechen die meisten
Spracherscheinungen dafür, dafs k vermittelst kv zunächst
in p, ebenso g vermittelst gv zunächst in b übergegangen
sei, und die labialen verwandelten sich dann weiter in den-
tale, wie oßelog in oöslog dorisch. Andererseits geht wohl
;' in Verbindung mit den liquiden g und v unmittelbar in S
über: j^ioyco (^igyov) in jrigdaf, j'vocpog (cf. xvs(fag) in 3v6^
(pog, *Aoidyvri (Welcker, kl. sehr. III, 239) in *^gidöP7]; aber
viel häufiger lassen sich wirkliche Zwischenstufen mit la-
bialen ermitteln. Wenn auch z. b. zwischen den dorischen
adverbien Ttoxa^ oxor, aXXoxa und den äolischen ;rora, ora,
äklora ein etwaiges noncc u. s. w. fehlt, so wird doch das
einfache skr. ca und lat. que durch pe in quippe (gleich-
bedeutend mit ära) mit dem griech. t6 vermittelt, beson-
ders aber die Zahlwörter skr. catvär-as und pancan nebst
lat. quatuor und quinque durch die äolischen neoovQBg (He-
sych.) und ni^ne vermittelt mit xiööctgBg und nipts. So
dürfen wir die zwischen skr. kis und rig im griechischen
fehlende mittelform Ttig immerhin voraussetzen, da wenig-
stens in einer verwandten spräche, im oskischen, das fra-
gepronomen pis lautet (Mommsen, unterital. dial. p. 290.
291), und auf ein solches auch die lateinische angehängte
indefinitpartikel piam in quispiam (cf. quisquam) zurück-
geht. Sie ist aber auch noch besonders darum för das
griechische nöthig anzunehmen, weil die verdoppelnng des
r im zusammengesetzten orrt, otttvag (Sappho) aas dem
einfachen k der sanskritthemata ka und ki unmittelbar nicht
erklärt werden kann, eine trennung aber wie or-ri nach
Benfey II, 148, also auch or-T6o, ebenso wenig möglich
ist als in bx-Tirj (woraus II, 145 onnri erklärt wird), da die
annähme einer neutralform (or) als ersten theilea eines eom-
positums gegen alle rege! der Zusammensetzung verstört.
Es bleibt somit nur übrig, 6-rrt aus o-nni und o-rr€o
(o-rrct;) aus ö-TCTteo, das dem stamme o^nTto von oTtnwg
und 6n:i6TBQog nahe stehen wird, zu erklären und den eben
angefthrten beispideo ¥001 übei^ng des ^ in r mMfiiif
hen. Kduren wir jetzt zum oekischen pis zurück und btr
achten wir, wie das primitivere lat. quia sich zu ihm verf»
hält, nämlich qv in p übei^gangen ist, so mOase^ wir f&r
d-nm-g gewifs als prototyp 6-^1-^ voraussetzen, also ein
abgelöstes simples ^/-c« das dem lat. quis und ahd. hner
entspricht und als ausgangspunkt f&r daa spätere rig zu
betrachten ist.
Was nun die entstehung der relation aus den interro-
gativen dnreh verlust des gutturalen anlaute betrifft, — vgl*
deutsch wer aus hwer, lat. ubi aus cubi — so knüpfen wir
an das eben erschlossene thema x^« das relative adverb
ipa an, d. h. j^ivccj ursprünglich accus, plur. und gleichwie
Ttpa mit «ingeachobenem v declinirt. Spuren des digamma,
wofür zuletzt auch der Spiritus asper zeugt, sind der hia-
tus : yait]g xai novvoio, ßiv 'Icmtrog t« Kgovog r« IL VIII,
479; üg jixi^^ct^ ^iv 6r^v<oXV,402; nmfx i9U&,ät% jtivu
XXIV, 264, derselbe mittelst tilgung des v iipeXx. Od. VI,
27, IX, 53; dann die positionslänge : näaiv avä fiiyagov^
ßiva xai . . Od. VII, 180, vria xaTdaT7jaov,ßiva ib. XII, 185,
vtjl d-ofi ßixslovj ßiva XIII, 1 57. Die relative bedeutung
ist theils örtlich, theils modal; a) örtlich: meist wo, bei
Homer IL II, 558; Od. VI, 322, und so noch häufig bei den
Attikem, etwas allgemeiner von einer Veranlassung Od.
VI, 27: aoi Si yafiog cx^Sov ion ßiva XQV xaXa fiiv av-
T1JV cet. „wobei du selbst gewUs schön dich kleiden
mufst% aber auch wohin Od. IV, 821 ; VI, 55; b) modalt
wie: Od. VIII, 313: aXX 6^twf&\ tva %ii ye xa9%v8ttov
iv fpüLotnth wid daraus ist tva in gleicher anwendung mit
oii»g und lat. ut in die finale bedeutung auf dafs, da«
mit übergegangen, welche schon bei Homer, besonders
aber später die üblichste geworden ist. In dem adverbia-
len gebrauch stimmt zu diesem ursprünglichen acc. plur«
unter andern vorzüglich ola „wie^ Od. lU, 73; IX, 127.
SteUen wir nun ßl-^ als nominativ, wovon ßi-va wie ri^va
von rig flectirt ist, der primitiven gestalt des letztbespro-
chenen interrogativthema^s 3^i und wiederum das gewöhn«.
412 Savel«berg
liehe relativ ^6g der primitiven gestalt des zweiten inter-
rogativthema's xjro gegenüber, so spricht die unverkenn-
bare analogie dafür, dafs beide relative mit gleichem ver-
last des X wohl aus den interrogativen entstanden sein müs-
sen, um so mehr, als, wie schon angedeutet, auch in meh-
rern verwandten sprachen der guttural, und zwar h im
deutschen, z. b. wer, welcher, wo, wie, wann, weder a.8.w.
gänzlich abfiel, im lateinischen aber c wenigstens tbeilweise
in ubi, ut, unde, uter (neben erhaltenem qu und c in qui,
quom oder cum, quot) verloren ging. Nur vereinigt das
deutsche wie das Ifteinische die fragende und relative be-
deutung in jeder einzelnen form, während im griechischen
für die eine oder andere bedeutung sich selbständige tbe-
mata deutlich geschieden haben, die wir hier zusammen-
stellen wollen.
Interrogativ : Relativ :
K^ in i'xd'TSQogj ^-xa^orog
KO in den jon. x6-&ev, xo-tb
KFO"" lat-QVO F0^6g,^n,^6
nO no'&ep noTB
KFr lat. QVI FI ^iva
ni* lat. PI in quis-jptam
ri xig
Aehnlich wie die beiden relativa ^6g und ^i-g aus urspr.
x^o-g* und x^i-g* scheint uns auch das sanskrit-relativ ja*8
durch Verlust des k aus dem interrogativ hervorgegangen
zu sein. Diese ansieht hat schon Max Schmidt 1832 de
pron. gr. et lat. p. 30 ausgesprochen und in dem j von
ja-8 dasselbe i erkannt, welches in ki-m (in den veden
auch na-ki-s, mä-ki-s), kijat (nom. m. kijän) „wie viel%
kidr 9a „wem ähnlich^ zum stamme gehört, wie nicht min-
der im demonstrativ tja, nom. m. sja-s, gen. tja-sja, das
also nicht ans ta und ja zusammengesetzt ist, wie Bopp
vgl. gramm. §. 194 und 353 ohne weitere begründnng tot-
muthet. Es mufs aber auch ein diesem tja ganz analog
gebildetes interrogativthema kja bestanden haben, indem
kaja-8, gen, kaja-sja im Rigveda I, 27« 8 (ed. Rosen p. 44)
das grieehiaelM relativ. 4I3
aus kja-8 ganirt ist und solches kja-s als gemeingat fbr
die verwandten sprachen vorausgesetzt werden muls; denn
griecb* riog {riq)^ xioiatv Sappho, Ahrens d. Aeol. p. 127)9
lat piaoi in quispiam und das althochdeutsche thema hnia
(Bopp vgl. gramm. §.288) führen alle auf kvia*), also mit
beseitigung des hysterogenen, blois nachtönenden v auf
skr. kia oder kja als auf ihr gemeinsames prototyp zurück.
Wir geben also der erklärung von Max Schmidt einen be*
stimmten! ausdruck, wenn wir ja-s mittelst abwerfens des
primitiven consonanten nicht sowohl aus ki oder ci**) mit
neuem suffix a, als vielmehr aus dem schon hiermit ver-
sehenen kja entstehen lassen, da dieser Vorgang noch dazu
mit der entstehung des griech. ^6g aus xfog formell die
vollkommenste fthnlicbkeit hat und hier wie dort doppelte
selbständige pronomina mit gleich geschiedener bedeutung
kja-s — ja-8, xfO'Q — ^o-q zu wege brachte. Im latei-
nischen scheint solcher unterschied in keinerlei formen ver-
sucht worden zu sein, da sich kein selbständiges relativ
gebildet hat (jam gehört nicht dazu, wie Bopp vgl. gramm.
§. 361 , obwohl die demonstrative bedeutung einräumend,
dennoch aufstellt, soudern ist aus djam verstümmelt, s. Le-
gerlotz in d. zeitschr. VII, 30 1 ). Im gothiscben leitet Bopp
das enklitische ei (f&r sich allein s. v. a. die conj. quod
dafs, aber meist angehängt vgl. gramm. §. 366j und einige
andere reste (§. 383 — 386) vom skr. ja-s her; übrigens ver-
einigt das alte interrogativ im deutschen, wie noch jetzt
wer und welcher, in denselben formen interrogative und
* ♦) Fttr t/o? und piam ergibt sich dies aus der für ttq und osk. pis
oben erschlossenen urform uflq,
**) Max Schmidt fthrt p. 80 nach anfUhrung von kas, ka, kirn fort:
Denique in relativo jas, ja, jad littera primigenia plane excidit £& kann
nnr k weggefallen sein; aber er hält fUr noch ursprünglicher als k das pa-
latale tsch (c) und geht in herleitung unserer pronomina von den partikoln
tschid und tschana aus, indem er im palatalen tsch das demonstrative de-
ment t und das interrogative k vereinigt finden will. Diefs ist unhaltbar,
da die dem sanskrit eigenthttmlichen palatalen laute c und j . (wie ital. c in
cinque und g in gente) aus den gutturalen k und g hervorgegangen und de-
ren erweichnngen sind (Bopp vergl. gramm. §. 14), übrigens au den dentalen
t und d in keiner beziehnng stehen.
414 Savelsberg
relative bedcutung. Wir finden demnach im lateinischen
und deutschen die cinbeit des pronomens wieder, die wir
im Sanskrit und griechischen als ausgangspunkt annehmen
müssen, ehe sich noch die kategorien des interrogativs, in-
detinits und relativs aus jener herausgeschieden hatten. Es
mufs daher in zusammenhängende übersieht gebracht wer-
den, was jetzt bei Benfey getrennt ist, und namentlich das
relativ (dort I, 400 ff.) als letzte entwickelung des interro-
gativs (II, 145) behandelt werden, wie wir das verbältniTs
in den hauptzOgen dargestellt haben.
Allen ableitungen des interrogativs stehen entsprechende
relativa gegenüber, nur kein orsgog dem Tiovegoe (Jon. xo-
TSQog)^ das wie lat. uter sowohl relativ als interrogativ ist,
obwol daneben im relativen sinne ein daraus gebildetes
compositum oTiotsgog besteht. Wir heben hier besonders
nur TToaog nebst uaog hervor, weil Benfey II, 146 sich durch
die composita zweifelhafter deutung alloxotog und vboxo^
Tog verleiten liefe, früheres norog vorauszusetzen und mit
lat. quotus zu vergleichen (wie dies auch schon M* Schmidt
8. 71. 72 verglich), ohne die formen mit doppeltem o zu
beachten. Von diesen sogenannten äolischen formen ^d<r-
öog* in onoaaog^ oaaog^ xoöaog mufs man ausgehen, da sie
ursprünglicher sind*) und ohne zweifei in der Zusammen-
stellung mit skr. kati, jati, tati, lat. quoti und toti in quo-
ti-die und töti-dem (verstümmelt quot, tot, woraus denn
erst quotus, totus) ihre erklärung erhalten müssen, nämlich
aus 7t6-Ti'og, o-rt-og^ ro-ti-og^ welche zunächst n6a(fag%
oaaog, tocfaog und dann erst noaog^ oGog^ roaog worden,
ähnlich wie wir wegen skr. madhja-s, lat. media-s, gpth.
midji-s (aus midja-s) ein griech. fii&jo-g* OXr f^iacog und
fiiaog voraussetzen müssen. (VergL Ahrens d. dial. Aeol.
*) Dafür zengt neben ihrem frühen vorkommen bei Homtr aaefa ihre
lange erhaltung in den dialekten z. b. in den dorischen Ubb. HeracL (BoecUi.
C. Inscr. gr. tom. lU, 698 sqq.) I y. 110 hOZZQI, ib. ▼. 188 hOZZAKIZ
und in einer bootisch-Kolischen inschrift C. I. n. 1664 t. 14 'ODOTTA Ar
onoaaa (cf. Ahrens d. d. Aeol. p. 177), welche beide inschriftan frOhMtant
aus Alexanders d. gr. seit stammen.
das gritdiiMh« relatiy. 415
p. 66). Das sufBx ti, dessen declination im sanskrit man-
gelhaft ist, indem weder geschlechter noch zahlen unter*
schieden werden (nom. acc. voc. kati, instr. katibhis, dat.
abl. katibhjas, gen. katinam, loc. katishu), im lateinischen
aber ganz fehlt, ist im griechischen durch das neue sufSx
-0 erweitert, welches die vollständigste declination durch
alle geschlechter annahm.
Unter den hier berührten correlativen pronominalbil-
dnngen, die wir beispiels halber von einem adjectiv- und
einem adverbialpronomen vorführen:
Interrog. : Indef. : Relat : Abhang, interrog. : Demonstr. :
xoisoc; Jon., noaog att. — noaog oaog onoaog rooog
x6t6 Jon., nove att. — nori ots onore tot«
vermögen wir nach dem ergebnifs von der cntstehung des
relativs nur zwei primitiv unabhängige stamme zu erken-
nen, nämlich
den interrogativen: skr. ka griech. xo-no
und den demonstrativen: skr. ta griech. ro.
Dafs unter diesen beiden weiter hinauf auch ersterer hin-
weisende bedeutung noch vor der fragenden gehabt habe
(G. Curtius in d. zeitschr. VI, 93) und mit {^)xel, xel-ß-ev^
xBivog und lat. ci-tra, sowie mit dem sufBx der zeitadver-
bia xa que in no-xa, rijW-xa, quom-que (cun-que), deni-
que im Zusammenhang stehe, kann unbedenklich zugestan-
den werden; unsere gegenwärtige Untersuchung aber be-
schränkt sich darauf, die correlativen pronominaletämme in
ihrer bestimmten sonderung und weitern entwickelung fest-
zustellen und es genögt ihr das ergebnifs, dals das relativ
keinen primitiv unabhängigen stamm besitzt und nicht aus
einem demonstrativ*), sondern aus dem bestimmt formir-
ten interrogativ, nämlich der stamm ^o aus x^o hervorge-
gangen ist.
*) Es bedarf kaam der bemerknng, dafs die Vertretung des relativs
durch das demonstrativ 6, tjf fo (bei Homer und sonst) ebenso wenig wie
im deutschen der ftlr welcher irgend ein präjadiz fUr die verwandtschail
der zwei pronomina sein kann.
Aachen, den 15. Mai 1859. J. Savelsberg.
416 Legerlots
Griechische etymologien.
I. Hita, ;^a(yiog xiaaog aya&oq^ g\i\.
Das skr. hi-ta ist bekanntlich das partic. perf. pass. von
dbä, setzen (vgl. tU&fj'fii u. s. w.): das d ist vor dem h,
wie auch sonst nicht selten, abgefallen und das a zu i ge-
schwächt worden wie z. b. in sthi-ta-s = ara-ro-g von
sthä. Die bedeutung von hi-ta ist zunächst ,,gesetzt^, dann
aber auch „gut**, eigentlich „festgesetzt, gesetzlich**. In
I, 145 seines gr. wurzellex. hat Benfey mit diesem hita das
gleichbedeutende a-ya&o-g zusammengestellt, II, 64 aber
diese Zusammenstellung wieder aufgegeben — ich glaube
mit unrecht; die am letztem orte gegebene deutung von
aya&og hat wenigstens weit gröfsere bedenklichkeiten als
die frühere. Einem skr. ha-ta-s, der Vorstufe von hi-ta-s,
würde griechisch ;^a-ro-g entsprechen; und als eine ablei-
tung hiervon betracht' ich nun ;^a-(y-to-g (vgl. (pihog von
cpikog, kkevd-iQiog von iksv&egog^ vardtiog von vararog
u. dgl.), worin das r durch die bekannte einwirkung des
$ (j) in a verwandelt worden (vgl. kviavTog kputvaiog^ äu^
flgoTog ctfißgoisiaf dor. kiyovti, att. liyovffi). In x^'^S ^st
das o, wie so häufig im griechischen zwischen vocalen, eli-
dirt worden und in x^^^S darauf contraction eingetreten;
in x^^S ist auch noch das in / verwandelte i ausgeworfen
worden. In ä-yaäo-g und dem von Hesychius überliefer-
ten a-xad-o-g hat eine metathesis der aspiration stattge-
funden, allerdings in einer richtung, die im griechischen
bei weitem nicht so häufig als die entgegengesetzte, aber
doch immer erweislich ist: x'^^9^ ^^°' '^v-^'^Q^ von wurzel
XV , GakTt'Ovaa Telrp-ovaa von wurzel &a?.7t^ TV(p-a) von
wurzel &v7t = skr. dhüp (s. Benfey gr. wurzeil. II, 275).
Gewöhnlich tritt bei dieser hauchversetzung an der ur-
sprünglichen stelle der aspirata die entsprechende tenuis
auf, wie wir dies denn auch in a-xaiho-g sehn, indefs auch
die in a-ya&o-g erscheinende media hat ihre analogien:
TQiyxog ä^Qtyxog und &giyy6g, rdipog &ci7tog und &ijßogf
reAjf/v und ^ilym^ skr. duhitr, griech. &vyävriQ (s. Kuhn ia
griechische etTmologien. 417
d. zeitschr. I, 183 ff.)* ^^ anlautende a in a-ya&oq ist
wohl rest einer präposition, etwa des athroistischen sa;
sonst könnte man das a auch als jenen Vorschlag betrach-
ten, der besonders vor anlautender doppelconsonanz häufig
ist {ä-acpif a'öTtjQ, o^vofAa aus o-yvofda u. s. w«), aber auch
vor einfachen consonanten gefunden wird: i-ka^vg neben
kcc^vg (in la^v-cfkoia) = skr. laghu-s, Hesych. a-yä/j^alov
xäfitjXov u. dgl. (s. Pott etym. forsch. II, 166 ff.)*
Als eine dritte dem skr. hita-s oder vielmehr einem
hit-ya-8 (vgl. ;|fa(T-«>-g) entsprechende form, mit ihm sogar
in der Schwächung des a zu i übereinstimmend, betracht'
ich das lakon. xirrog: Hesych. xittov xaXov yidxottvtg und
xiTXfp xaAo), XQ^i^'^^y aya&<p. Kirrog ist entweder aus ;^ir-
jog, mit der tenuis fttr die aspirata (s. VII, 319), oder aber
aus xiaaog xi&jog (vgl. a^xa&og) entstanden wie furtog (He-
sych. fxeTav?.ov fAiaavXov) aus fiiaaog fiedjog = skr. ma-
dhya-s, wie ßvöaa aus ßvOja von ßv&og u. dgl.
Dem skr. *hata-s, griech. *xctTog entspricht ganz regel-
recht das goth. guj?, unser gut.
Der abfall des d vor dem h in *dha-ta mit der be-
deutung ^gut" mufs übrigens — das läfst sich doch wohl
aus der Übereinstimmung der drei sprachen in seinem man-
gel folgern — vor der Sprachtrennung stattgefunden haben,
während ich die Übereinstimmung von hita-s und xitto-g
in dem i fQr rein zufallig halte.
2) nanraivu).
Benfey im gr. wurzeil. I, 232 betrachtet nanxalvia als
„ein denominativ von einem zu gründe liegenden thema
nanrav = skr. <5ax-u, äuge". Ilanr soll also die wurzel
sein und dem skr. cax entsprechen. Dies wäre allerdings
ganz wohl möglich. Dafs aber dem in Wirklichkeit doch
nicht so sei, scheint mir aus folgenden glossen des Hesy-
chius hervorzugehen; lundtaov eußleipov Ildcfiov — ivx«-
nutaov hyxardßXBxfßov*) — civ^Ttdralev ^| vTUfou.ctvißXt-
♦) So i8t jedenfalls zu schreiben für das ivxaianaov nnsrer ausgabeij.
Diese form konnte wegen des erklärenden iyxaraßXnpoy dem abschireiber,
vm. 6. 27
418 Legerlots
ipBv. Durch diese werden wir auf eine wurzel nav „se-
hen" geführt, von der ich zwar in den verwandten spra-
chen keine spuren habe finden können, die mir aber schon
durch jene griechischen bildungen hinreichend gesichert za
sein scheint. Ilantctiviü wäre ein denominativum von ei-
nem na-Ttr-av und dies, wie ich durch die Schreibung schon
angedeutet habe, eine reduplicirte form. Das fehlen des
wurzelvocals kann nach der reduplication nicht wunder
nehmen: ni-nr-iOj yi-yv-o-ftat^ i'-^;^-w (aus ai-ax^ai) u.dgl.
^lundrexov und iVAandvctov sind zwei imperative aor. I act,
von lunardoj^ ip-AaTiarda)^ die ebenso wie nanvaivb} deno-
minal iven sind. Bemerkenswerth ist die clision des ö der
endung aov^ womit sich das fehlen des a in den aoristen
%cnr, €xj;a, eaaevcx, dXiuot^at, öareaaO-at vergleichen läfst
ylvEndra^Ev gehört als aor. I zu einem präsens dvanctrd^to^
das, gleichfalls denominativ, aus dvanardjvti entstanden ist
Dafs im dorismus alle verben auf ^u) das fut. auf |a) und
den aor. I auf |a bilden, auch wenn ihr ^ blofs aus j und
nicht aus j mit vorhergehender gutturalis hervorgegangen
ist, ist bekannt; ausführlich darüber Ahrens diall. graec
U. §. U.
3) /JoavTeg.
(Zu Kuhns „SaTa^y\i-'E^,^^'vvq* I, 489—470).
Kuhn hat die identität von 'Eoivvvg 'Eoivvg 'Eozivvg
(aus *EoBvjvg) mit skr. Saranyü nachgewiesen. Dieses ist
das fcmininam des adjectivs saranyu, eilend, stürmend, das
von dem denominativen saran-ya-ti, eilen (wnrzel sr, gehn,
eilen, strömen) abgeleitet ist (s. I, 444). Griechisch würde
diesem saran-ya-ti mit übertritt des j als i in die vorbei^
gehende silbe aagctivco und mit Verlust des anlautenden c
aoalvta entsprechen (vergl. ilxalv(», &afißalv(a, xegdahea,
d?Miv(Oy xkayyaivü), kaxaivco, lt<s%aiv(Oj iUraiVca, cijjf^a/jfi»,
der den letzten theil unseres compositums wohl schwerlich kannte, leicht io
die feder Icommen. üeber die dorische form xa der prftposition xaza (xa-
nttnr s: xatd-niffoy xai-inrtrov, xa-flatTi =3 Mnxo^ßti&i^ «a-^Xmca sa
uata^ßXiffia u. dgl.) s. Ahrens di«U. gr. II, 856.
griechische etjmologien. 419
Xaltnaivu)^ auf -fiaivu} Ssi^aheo, xv^lviOy (plsyualvWj Sv»
piaivu), Xifxaivta u. dgl.). Daraus ist nun aufser 'EoBivvg
'EotvvvQ noch ein name für dieselbe gottheit entsprossen,
den uns wieder Hesychius aufbewahrt hat und den er als
makedonisch bezeichnet: 'JgdpviaiP *£oivv(Si MaxsSopeg.
*AoaV'Ti'g, obwohl im vocalismus altertbümlicher als ^Eou^
vvg 'Eoivvvg, geht doch wohl nicht, wie dieses, in die zeit
vor der sprach trennung hinauf, sondern ist speciell grie-
chisches sprachgut.
4. ElXrilov&a.
Diese epische form ist von Herrn. Ebcl IV, 161 — 172,
wo er von den scheinbaren unregelmäfsigkeiten des grie-
chischen augraentes gehandelt hat, übergangen worden.
Dafs von einem andern eine befriedigende erklilrung der-
selben gegeben wäre, ist mir nicht bekannt; die annähme
„epischer Verlängerung'^, zu der auch Buttmann griech.
sprachl. II, 182 seine Zuflucht genommen, der ober das ov
der dritten silbe dagegen richtig urtheilt, verdient keine
beröcksichtigung. Um zur erkenntnifs der in rede stehen-
den form zu gelangen, ist es vor allen dingen nöthig die
Wurzel, der das verbum entsprossen, zu ermitteln. Benfey
hat im griech. wurzeil. I, 64 liXd- {Jil&ov) oder kXvd- {ijlv
i9ov) für eine lautliche modification von iQ^ {loyo^ai) er-
klärt: Q sei in A, ;^ in i9- übergegangen, ^Xv aus «A« ent-
standen, indem das l eine gewisse Zuneigung zum v zeige,
und dies Bit neben bX entspreche dem r in skr. rch gehen,
erlangen, wie ja öfter ein q oder dafQr X mit einem vocal
zugleich vor und hinter sich einem skr. r gegenüberstehe.
Cregen diese ansieht von dem v erregt denn doch eine for-
mation wie k?.evaojnaiy üXi'ßov&a wohlberechtigte bedenken.
Benfey selber hat das gefiihlt; denn II, 319 desselben bu-
ches bemerkt er: „Hierher nun auch jrsXvd-^ welches I, 64
falsch**. Das „hierher** soll heifsen: zu dem unmittelbar
vorher besprochenen xiXev&'O-g. Benfey nimmt nämlich
an, dafs /tXv& aus yfB?,v&f xsXvd' auf die weise entstanden
sei, von welcher ich VIII, 117— 122 ausführlich gesprochen
27 •
420 Legerlotz
habe. Als warzel von xUev&og betrachtet er xeX, das er
im lit. kelas, weg, und lat. callis, pfad, wiederfindet. In wel-
chem verhältnifs hat sich Benfey nun unser verb zu xiXsv-
&og gedacht? Soll es von ihm abgeleitet sein? Das leidet
schon der starke aorist nicht. Soll das präsens {x)eXv&(o
gelautet haben und dies von einem primitivum xik-io so
gebildet sein wie (p&ivv&co von cpd-iva)? Auch hiergegen
wird durch die gunirten formen ikevaofiai^ eikijXovß'a ein-
spruch erhoben. Und dennoch halt' ich die Zusammenstel-
lung von kXv&f gunirt kksvd-^ mit xeksvd^og für richtig.
Dies kann sie aber nur dann sein, wenn verb und Substan-
tiv in geschwisterlichem verhältnifs zu einander stehen,
wenn beide aus 'der wurzel gebildet sind. Als wurzel von
xi?<.evd-'0'g nun setz' ich nicht xsl sondern xsXvß- mit der
bedeutung „gehn'' an. Ich weifs recht wohl, dafs zweisil-
bige wurzeln dem genius der indogermanischen sprachen
zuwider sind, ich weifs aber auch dafs viele wurzeln nur
durch euphonische einfugung eines vocals zwischen zwei
consonanten, namentlich zwischen gutturalis und liquida,
das ansehn von zweisilbigen erhalten haben. Ich will nur
XQvnnu) und xaXimxidy xO>,tv(a (befehlen, eigentlich schreien)
und xXavf4a, KeXvSvog (flufs in Epirus) und xXvdcov nen-
nen und im übrigen auf Pott etymol. forsch. U, 225 f. ver-
weisen.* Kskvß- können wir also als aus xXvd- erweitert
betrachten. Aus den mit dem griechischen verwandten
sprachen weifs ich nun zwar wieder nichts beizubringen,
was einer dem xXvt^ entsprechenden wurzel entsprossen sein
könnte, indessen dürfte diese wurzel an den blofsen grie-
chischen bildungen xiXavd-'O-g gang, weg, a-xoXovd-'O'g (a-
aus cra- = skr. sa-) der mitgänger, begleiter, ^Xav-aofiM
ijXv&'O'V kX'f]Xv&'a, kommen, hinreichende gewähr haben,
'EXsvaofiai nun könnte allerdings, wie Benfey annimmt, aus
jrsXsvaofiai xj:€?,evaof4ai xeXsvaofiai verstümmelt sein; ana^-
loges gilt von i^Xv&ov und hXtiXvd'a^ denn dafs ein ehedem
mit j: anlautendes verb die attische reduplication angenom-
men, ist nicht beispiellos: kfiio) (= skr. vam, lat. vomo)
ifiijfiexa^ ai^iiü (Hom. äjtoaiQsla&ai) agaiQtjxa (Herodot).
griechische etymologien. 421
Aber sUi^lov&ct würde bei dieser annähme unerkl&rt blei-
beu. Wir haben offenbar nach einer den griechischen laot-
gesetzen angemessenen modification der wurzel xAi/iV- zu
suchen, aus der zu gleicher zeit einerseits kkevaofiai Iktj"
kv&a ijXv&oVy andrerseits elXtjXov&a ihre deutung finden.
Auf den zum ziele f&hrenden pfad leitet uns am sichersten
ed/^küv&a. Dies ist offeubar ein auf die sogenannte atti<^
sehe weise reduplicirtes perfectum zu einem präsens bIXbv&ü»
oder auch üXevd-ofiai. Die genauste analogie bietet das
zu oixofAM gehörige perf. oix-(oX'a (aus oe^-w;^-a, wie avp^
o;^-ft/x-or-€ Hom. J?, 218 aus avP'OX'ioX'OV'S: vgl. Buttmann
I, 330 f.)- Ich glaube, dafs ühjXovO^a und oix(»ixa für cUj/-
?yOvOa, oix(p'^cc stehen. Wie konnte nun ein präsens ellevitat
oder 'Ofiai und ein präsens kkBv&u) oder -ouai (wozu ^lev-
Oü^ai ij?.vd'ov kXi^lvd-a) aus wurzel xXvß' herrorgehen ? Nur
indem vor das anlautende xX ein prosthetisches b trat. Pott
sagt etyra. forsch. II, 170: 9, Am unzweifelhaftesten ist die
äufscrst natürliche prosthese eines vocals vor doppelcon-
sonanten; durch diese art von musikalischem vorschlage
nämlich fällt der erste jener beiden consouanten lautlich
einer silbe und der zweite einer andern zu, wodurch na-
türlich die härte ihres zusammenstofsens auf eine ganz ähn-
liche weise gemildert wird, als wenn einschub eines voca-
les zwischen beide erfolgt** (wie in xiXev&og, ä-xoXovd-og).
Pott führt hierauf beispiele solcher prosthese aus den ver-
schiedensten sprachen an. Ich will hier nur o-XQVOBig =
xovoeig und u-voua ov-voua w-vofia nennen, die alle drei
aus o-yPüfue entstanden sind, das dem lat. nomen entspricht,
welches, wie co-gnomen, i-gnominia, gnarus und anderes
(Pott etym. forsch. I, 182) beweist, aus gnomen verstüm-
melt ist. Benfey II, 144 nimmt an, dafs in ovoua das o
vielmehr aus dem y hervorgegangen sei. Ich gestehe, den
Übergang eines / in nicht begreifen zu können; und wie
will Benfey die dialektformen ovvofin und divoua erklären?
Soll in ihnen das / etwa auch in 01; und (o übergegangen
sein? Nein, in o-vo^a ist das y rein ausgestofsen , in ov-
vofAa und üvouct dagegen durch Verlängerung des vorher-
422 Legeriota
gebenden kurzen vocals nach verschiedenen principien er-
setzt worden. Hiermit haben wir zugleich die erklärung
von e'devd'a) -Ofiai nebst ü^eväcD -ofiai gewonnen: sie ver-
halten sich zu k-xlevL^cD -ofjiai^ xkeväcD -o^tiat gerade so wie
ovpouct und üvojna zu 6-yvofia yv6f.m. Noch ein anderes
beispiel läfst sich anführen, in welchem eine gutturalis vor
einer liquida hier rein elidirt, dort durch vocalverlängerung
ersetzt worden ist: 'ilaßüv^ eUi^cfce. Dafs diese aus c-^'A«-
fi'O'Vj 6'y?.7](p'a seien, lehrt die vergleichung des ved. grabh
und slav. grab-i-ti capere, rapere. Nun ist klar, warum
das perf. von Xaußdvia nicht reduplicirt sondern nur aug-
mentirt ist und warum das augment als et erscheint, sowie
auch, warum Homer das X im aor. U tllaße verdoppelt
hat. Vgl. Herrn. Ebel IV, 170-
Die geburtsgöttin fuhrt folgende namen: 'Ekev&d, 'E)^ev^
&VCC (kret. inschr. no. 3058), 'tlei&vcc^ Eiltid-via^ Eilvd-via^
wie Is. Vofs, Albrecht und Küster bei Hesychius nach der
forderung der alphabetischen Ordnung für Ellrid-via ge-
schrieben haben. Pott äufsert sich in d. zeitschr. VI, 339
also: „Auch liefert meiner innersten Überzeugung nach
^Elevd^ci (gleichsam praesens numen, quod succurrit partu-
rientibus) bei Ahrens Dor. p. 187 ein beispiel der umdeu-
tung von EDMdvia^ dor. Eludvia, in welcher achteren
form man die gräcisirung hinten (vergl. 'i2ofi*i9^i;m, ElSuia,
'!Aq7ivi(x) und vorn (als ob zu H^üq mitleiden, was sogar
nach der neutralform bei den LXX und im N. T. einen
dativ iliu^ aus mitleid, ergäbe) zum trotz dennnoch, wie
ich glaube, eine semitische form (etwa 'Jhlat von hebr,
jalad, peperit) zu suchen hat''. S. auch Pott in den bei-
tragen V.Kuhn und Schleicher 1,291. — Ich halte „kom-
mend, nahend, beispringend, ßoijO-ug^ succurrens sc. partu-
rientibus'* für eine nicht unpassende bezeichnung der ge-
burtsgöttin; und was jene verschiedenen namensformen an-
betrifft, so glaub' ich, dafs sie sich alle auf die wurzel
7C?.vO-^ l'xXvO' zurückführen lassen. Von 'E?.sv&w^ 'Eltv&va
und Eilv&vict ist dies ohne weiteres klar. Das anlautende
< in dem ersten wird wie in Uai/cro/iat prosthese sein;
gilseliitch« atymologitn. 423
*Eltv&va und Ellv&via aber könnte man als partio. perfl
fassen und demnach das ti des letzteren wie in tiXtitpa er»
klären wollen; dagegen spricht aber, von der bedeutung
und dem accente des wertes ganz abgesehn, die analogia
von 'EUvö-d sowie der umstand, dafs die mit xX anlanteo*
den verba im perfectum ohne ausnähme die volle redupli*
catioQ annehmen und sich nicht mit blofsem augment be-
gnügen. Ich betrachte 'E?,ev&va^ Eilvdvia daher als fem«
zu einem masc. *EIbv&-V'Q und Ellvd-'V-Q = /3oi]&6g, der
helfcr, und vergleiche sie mit 'Id^n-via. Es bleiben noch
'EXüüvict und EOM&via übrig. In ihnen kann allerdings
das IhO- für IevO- im ersten augenblicke stutzig machen«
Allein es finden sich noch einige andre beispiele von der
Verwandlung des diphthongen au in ei : tv&v^ und nd^ag*)^
rix^S «v;^05 und tsixog^ Zavg und Zeig (auf einer syrakus«
münze), ^Ekeioiviag = 'Ekevatviag und JSduiiog^ JSiinofi'-
Ttog u. dgl. = ^evTiuog ^evnounog in lakonischen insohrif*
ten, beispiele, die Ahrens diall. gr. II, 187. 218, zum theil
wenigstens, wohl mit unrecht anzweifelt. Man kann an
unser „ereignen*^ erinnern, das, wie ahd. araugjan (d. i. ante
oculos sive in conspectum venire) lehrt, für „eräugnen^
steht, sowie an den dialekt der niederen magdeburger be-
Völker ung, die eu und äu durchaus wie ei spricht (leute
wie leite, läuten wie leiten).
Ist meine ansieht über die namen der geburtsgöttin
richtig, so gewinnen wir durch die formen E^dvd-via und
EiXdävicc eine bestätigung des für das epische perfectum
t\h']Xov&a von mir vorausgesetzten präs. üX^vd-ta oder tU
XhvdofAau
5) Wurzel vix.
Der Benfey verborgen gebliebene Ursprung des X in
Xi'A'VO'V XlX'VO'V Xüy.'Vo-v und XiX'fiO-g aus v hat ihn gr.
wurzell. II, 316 die richtige deutung dieser Wörter verfeh-
*) In *l0^vq ist das Z aus «* entstanden, wie z. b. in ifiaxinv^ iJn?, Tpi;^,
j(fXtot, iQti'g:; und besonders im böot. dialekt (s. oben 8.48.52.68.65).
Hesychins hat sogar noch die form il&vq : ilO-v i/t tv&ita<i.
424 Legerlotz, griechische etymologien.
len lassen. Hesychius hat die glossen vlxlov t6 hxov (lies
?Jxvov mit Guyet, Salmasius, Is. Vofs) — veixXov x6 A/x-
vov — vsijxla keixvä (lies velxXa Xsixva oder auch veixla
Xixf4^. Man könnte annehmen wollen, dafs vixlov, VBixXov
aus Xixvov^ keixvov durch eine metathesis entstanden sei,
die allerdings nicht unerhört wäre (wovon in einem folgenden
artikel). Dafs aber vielmehr vixkov, vbIxXov die ältere form
der Wurzel bewahrt haben, lehrt ebenfalls Hesychius: vi-
xuv hxfiav^ xQareiv — vix^ x(jttT8i, Xixfi^ — vetMijrijQ
XixfitjTT^Q MeyaQ87g — evvixfirtvov (wie die alphabetische
Ordnung für eijxfi7]Tov verlangt) evlixui^^rov.
Was nun das verhältnifs von hxvov zu vlxXov betrifil,
so möeht^ ich nicht sowohl annehmen, dafs Xixvov aus vi-
xXov umgestellt sei, sondern vielmehr als grundform für
beide vix-vo-v ansetzen: streben nach dissimilation (s. Pott
et. forsch. II, 88 ff.) hat hier das v der wurzel, dort das v
des Suffixes in X übergehen lassen. In XiX'/io-g hat dieser
Wandel ohne diese bestimmte veranlassung stattgefunden.
Was ist nun die bedeutung dieser wurzel gewesen?
Ich glaube, sie läfst sich auch ohne die verwandten spra-
chen, aus denen ich wenigstens nichts beizubringen ver-
mag, ermitteln. Nix-uv hat nach Hesychius die bedeutun-
gen „worfeln und siegen''. Wie schön läfst sich das sie-
gen als ein werfen, zu boden strecken (prosternere, profun-
dere, xaraßccXXeiv) fassen! Natürlich führ' ich auch v/x-i;,
der sieg, auf unsere wurzel zurück; Ebels deutung dieses
Wortes (in d. zeitschr. IV, 206 f.) ist unhaltbar, wie auch
G. Curtius grundz. I, 105 ausgesprochen hat. iVix-jy, resp.
veix-t]y wird aufser sieg auch noch worfschaufel und pflog
(qui glebas vertit) bedeutet haben; denn das davon abge-
leitete vtxdco erklärt Hesychius aufser durch x^arico auch
durch Xix/Äcia) und agow {vecx^aai ccQoaai).
Magdeburg, im märz 1859. Gust. Legerlotz.
[Pott, mTtho-etymologica. 42&
Mytho-etymologica.
1. Namen von Amazonen, und eigennaraen mit Sdiog,
Öfj'iog^ Sat^,
Sicherlich würde kein Grieche, ernstlieh darüber be-
fragt, zugegeben haben, dafs man von den Amazonen,
oder diesen skythenmüttern, ^xv&oiJijTQsg bei Tzetzes,
glaube, sie sprächen griechisch. Gleichwohl dichtet die-
sem weibervolke, nach Her. IV, 110 bei den skythen OIoq-
Ttcttai „männertödter^ geheifsen, welches in seinem, bei den
Griechen gebrauchten, allein vielleicht doch ungriechischen
namen y/^ia^ovsg „die brustloseu'' heifsen soll, mindestens
die spätere zeit rein griechische eigennamen, namentlich
bei Quintus Smyrnäus und Tzetzes, in menge an. Also
mit gleicher Unbefangenheit, als^wenn unter den söhnen
des Aigyptos, welche mit den Danaiden*) vermählt wer-
den, beim ApoUodor sich kein einziger findet mit ägyp-
tischem namen, den Busiris ausgenommen; s. d. zeitschr.
*) Ihre zahl 60 habe ich früher als runde zalil von regentagen ge-
nommen für das juhr in Griechenhind. Es wäre indcfs auch möglich, man
habe auf die 50 wochen des mondjahres (wie denn das solare 52 zählt)
je eine Danaide gerechnet. Vgl. Osterwald, Hennes-Odyseus s. 92. 97,
wo er in der runden zahl 60 mehrfach andeutung von wochen vermu-
thet. Derselbe bespricht auch s. 133 die heerden des Odysseus Od. XIV,
13—17. 100 ff. und sucht in den zahlen, worein sie zerfallen, eine Symbolik
ftir die Zeitabschnitte des Jahres. 6 wintermonate seien gemeint in den 6
grofsen hcerdencomplexen. Die 12 einzelnen heerden in jedem gölten gleich
= den 12 monaten; durch die 50 säue werde die runde wochen- und
durch die 360 eher die runde zahl des Jahres vertreten. — Die vermä-
lung der Danaiden aber mit eben so vielen söhnen des Aigyptos, sei es
nun als sUdlandes, woher die hauptregenwinde kamen, oder als Niles — des
gröfsten unter den strömen, welche das ältere Griechenland kannte — und
die ausdUnstungen aller Wasseransammlungen auf der erde wurden selbst als
wolkenbildend gedacht, — sowie ihr blutiges ende, welches in dem tode der
freier besteht, findet Sfine erklärung wohl in dem umstände, dafs die wöl-
ken, sobald sie ihr befrucliteudcs nafs (gleichsam das semen virile) entlas-
sen haben, eben an dem regen, und durch ihn (das sind aber ihre braute,
die Danaiden), umkommen. Ja auch: Pereunt imbreis, ubi eos pa-
ter Aether [Jupiter, Zfifq i'ft] In gremium Terrai" praecipitavit: At nitidao
öurgunt fruges cct. Lucr. I, 251. Das durchlöcherte fafs der Danaiden (ich
übersetze diesen ausdruck aber fast noch lieber durchströmerinuen, als
Starkströmerinnen, da- statt i)ia mit »rtcu, äol. la»'«, »kr. snu), ist die
durstige erde. Vgl. III. supplemcntbd. der jahrb. f. class. phil. s. 330.
426 Pott
VII, 110. Dafs sich unter den götter- und sonstigen my-
thischen namen vergleichsweise nur eine geringe ausbeute
von vollkommen sicher ausländischem gepräge finden will,
giebt einen wichtigen grund ab gegen Creuzer, wenn er
die griechischen götter und sonstige mythische personen
zu einem groisen theile vom auslande eingeführt betrach-
tet! Es ist nur eine schlechte ausrede, wenn er dies argu-
ment II, 288 damit zu entkräften sucht, dafs der Grieche
solche namen, wo nicht übersetzt, doch in griechische um-
gesetzt habe. — So heifst von ihrer die männer beschä-
menden tapferkeit eine der Amazonen: UvtiavHoa (die
manngleiche). Andere: !AvtdvdQri; 'AvSgta (die mannhafte);
LüdvÖoi] (so tüchtig wie ein mann), was begreiflicher weise
ja nicht poss. (einen guten mann besitzend) zu verstehen
ist. — Ferner als reiterinnen: 'Innd, !Al'Ain7ttj (mit star-
ken rossen versehen) ; sof st auch — aus sehr erklärlichem
gründe — tochter des (rosse für sein handwerk gebrau-
chenden) Ares und der Agraulos (draufsen auf dem felde
— der rofshütung wegen — zubringend). 'l7i7to?.tTtj^ auch
tochter des kriegsgottes Ares (dies sich selbst erklärend)
und königin der Amazonen, unstreitig mit, wo nicht allein,
aus dem gründe so geheifsen, weil eine andere Amazone
LävTioTtvi (öfters, wie es scheint, ein auf die mondgöttin sich
beziehender name s. d. zeitschr. VI, 268), gemalin des
Theseus und mutter des Hippolytus gewesen sein soll.
Plut. Thes. 26. Ov. Her. IV, 2. Etwa: „die rosse ab-
(weil zuvor an-) schirrend^, oder der abend, als parallele
zu ßovXvTo^^ siehe d. zeitschr. VIII, 111; Preller II, 59;
vergl. 162. 199, wonach diese kriegerischen frauen als Um-
gebung der mondgöttin auf wilden rossen einherstürmen.
— Sodann von der waffenführung: To^o(f6v)] (mit dem
bogen erlegend, d. h. zum liegen bringend), To^ocivctcaa
(bogenfürstin). 0aQhQj] (köcher). FwQVTosaGa (reich an
bogenbehältern). *lo^6ia die pfeilscharfe. OIötqo^i] etwa
statt olavoaTQ., und daher: pfeillenkend? Vgl. diarocpogog,
o'iötovxog, XccXxdcoQ mit dem erzschwerte. Omqtjxj] (lori-
cata), wie die mannsnamen ©copal, OcDQaxidj^g y Fwqvtoq.
mytho-etTinologicA. 427
Kvi}uig beinschiene. ^Aamdoxotguri mit dem Schilde in die
Schlacht (xccQfitj) gehend, gleich den mannsnamen Evgvcd*
x}]gj Mayaloaadxi^g (mit breitem, grofsem Schilde), 'Eoiaöni^
öag^ ahd. Wilhelm (mit weitem helme). £v()vl6(pi] mit
breitem helmbusch. — 'ürQtjoij köriigin der Amazonen. Ap,
lih. II, 387, von oTOijoog schnell, flink, ruhrig. — IIolS'
ftoidce die streiterin. Klovii} die sich im Schlachtgewühl
tummelnde. lAvdQoSdl^ct (mannerdurchbohrend). Die bil-
dung ähnlich wie \on Aduct^ig^ Lesbierin, Agath. 84 (Anth.
VII, 614), welches letztere, da die weiber von Lesbos in
betreff der zuchtigkeit (vgl. ?.e6ßiciL,Biv) nicht in bestem rufe
standen, leicht einen sinn haben könnte, der besser ver-
hüllt bleibt. Eigentlich wohl hinten mit einem nom. abstr.
(vergl. dnofia^tg und ftäaaw) — wie 'Enivev^ig (das errei-
chen, gelingen ; schwerlieh im sinne von : Unterredung, wie
Aaldyi]^ Lalage „geschwätzt, nämlich verliebtes; liebes-
gekose als das umgekehrte von einer anderen Hetäre ^iyn)^
'Einig U.S.W. Also wahrscheinlich: tüchtige knetung be-
wirkend, vielleicht aber mit scherzhaftem anklänge an ^a-
fiaxog (sehr streitbar). Jt]oifidxeia, Ji]oi6vi^y in der Schlacht,
STjotg^ kämpfend.
Ji}'CXvy,}]^ vulg. Julvxt] Schol. Ap. Rh. II, 778; d. i.
wohl weniger eine „furchtbare" — als „gegen feinde —
(hjiog — eine wölfin** (lupa, obschon diese sonst Iv/Miva)^
indem man sich das ganze wort als motion eines manns-
namen auf ^Iv'Aog dachte. Vergl. ÜMvy.ij Amazone, von
Oi6?.vxog (ganz, nur wolf?). Auch ^i;i7.^wy, was, wo nicht
= ^i/i'oAfiftii/, ovTog^ allenfalls, wogegen indefs die kürze
des ersten vokals von Satg streitet: „in der Schlacht, iv
dai, ein löwe**. Sonst nach analogie von roQyo?Aa)v, Spar-
taner (furchtbarer löwe), einen „feindlichen (furchtbaren)
löwcn" bezeichnend. Deilcon, Argonaut hat nebst y/tTü"
hjy.og „ganz wolf^ den vorn anklingenden ^lifiuayog Ap.
Rh. II, 935 zum vater, wovon Jcduayog, im fall dessen a
lang, nur mundartlich verschieden sein kann. Es scheint
so, als könne in einigen derartig beginnender composita
Sdiog [ä) und di]Cog (feindlich), dessen ri freilich nicht blofs
428 Pott
Moschus IV, 109, den Schneider anführt, sondern schon
Homer IL c, 347 am schlufs des hexameters: Srjiov nvg
kurz gebraucht, auch unter ergänzung von avdfjsg (vergl.
das gegenstück (fiko^^ ^^vog)^ sahst, für feinde genommen
werden. Also Jt/lua^og: mit feinden — wo nicht, v/ie Jei-
voiictyog^ furchtbar — kämpfend. Ji^kpovog^ furchtbar mor-
dend oder feindemordend, wie Jr^Cifowrig entweder Kar-
madharaya: furchtbarer mörder, oder als abhängigkeits-
comp. und das erste glied genitivisch: hostium occisor.
Jrfiffoßog feinden furcht, rpoßog^ einflöfsend, oder: ingen-
tem terrorem injiciens. Jrj'iöd^Ha feinde bezwingend. Jiyi-
xociTi]g^ doch wohl, wie Juvoxfjdrrig von furchtbarer ge-
walt, macht, x^drog. J)]iv6ut]^ feinden (oder: in furchtba-
rer weise) gesetze vorschreibend? Jalkoyog, Ji]tloxog rich-
tiger wohl: furchtbare schaaren befehligend, als wer einen
furchtbaren (oder: feinden? einen) hinterhalt legt. Vgl. Jai-
voloxog^ 0(jc(Gvloxog; aber QBOöiXoxog^ confisus turmis suis,
kaum insidiis, quas struxerat. Jf^toxog^ die feinde (im zäum)
haltend, cohibens (auch von habeo). Dagegen J'ijixog^ meine
ich, nicht contrahirt, wie von Mfjnxog behauptet wird et.
forsch. I, 234 , sondern mit deminutivendung, ähnlich wie
Jata-Aog von /1/fiog. Auch z. b. Jeivi^u Paus. IH, 10. 3.
Hingegen Jaduvxog fackelhalter. — Ji/iwv doch wohl wie
Jetvojv. — J)/i7ivlogy ?; wahrscheinlich „den feinden (schüt-
zende) thore entgegenstellend". Vgl. EvQvnvlri (auch Ei-
QVTivlog) breitthorig, wie 'Yxfjinvh} (hochpfortig), EimvXi-
öctg^ und althochdeutsch ziemlich entsprechend Widpurc
f., wie der Deutsche eine menge, nunmehr freilich meist
verschollene weibliche personennamen hinten mit bürg (arx)
besafs, unstreitig weil für frauen sich ganz vorzüglich das
ruhigere walten daheim in der bürg und deren trauter ge-
borgenheit (daher ja das wort) geziemt. Jj^tnvgog IL IX,
83 und öfter, mit kurzem v, wie rä nvQot u. 8. w. es erhei-
schen. Also wahrscheinlich ungefähr s. v. a. über die feinde
verzehrendes feuer {dfji'ov nvg)'^) bringend. Wahrschein-
*) Etwa Jijiai'fina in d. zeitächr. VI, 345 daher, weU sie darch das
mytho-etymologica. 429
lieh bezeichnet Sdiog (von Saico^ Savco) etymologisch in
Wahrheit eigentlich und bildlich (vgl. deutsch Hildebrand,
in der schlacht das gleichsam die menschen hinweg-b ren-
nende Schwert fahrend) : sengend und brennend. Da-
her auch daig brand, brennende fackel, und sodann als
kriegsfackel auch poetisch: „krieg, schlacht, was Homer
sonst u(i%J] xavoTBwcc nennt^ (Schneider wtb.). JatcpgcüV^
söhn des Aegyptus könnte leicht möglich ebenso gut: krie-
gerisch gesinnt (oder etwa, wenn der dativ iv Sat stren-
ger zu nehmen: in der schlacht seine besonnenheit
nicht verlierend) bedeuten, als, gleich dem daicpQcov 'OSvO"
<rsvg, von anderem etymon: einsichtsvoll. Jcux).rjg über
feinde (oder in der schlacht? vgl. Meveöaiog sp.) rühm er-
werbend. JaCfiivriq^ söhn des Tisamenos (sich zu rächen
pflegend) Paus. VH, 6. 2 vielleicht wirklich „feindlichen
Sinnes", vgl. Jeivo^hnjg^ und nicht: „in der schlacht kräf-
tiges ausharren, fiivog, zeigend". — Jcttipavxog erklärte sich
gut: „im kämpfe (oder: gegen feinde) sich (ruhmvoll) zei-
gend, bemerklich machend" und Ja'dfdvj^g (Pape wohl aus
versehen Jaicfdvrijg) Paus, X, 18 nach dem muster von
'JoiöTOffdvrjg (vgl. dya&ocpavijg gut erscheinend) u. s. w. —
Ji]r/.6(x)V^ d. i. hostem (ab hoste) cavens, also z. b. vor
feindlichem Überfall sich hütend, in acht nehmend. Dage-
gen K6(av Antenors söhn, wie nach einigen auch udaoxowv^
fem. y/aoxoütaa (gemäfs dem, im gen. jlaoxom'Tog gegebe-
nen thema, indem das in Aaoxooviog vielmehr ^ovaa ver-
langt hätte), Jrifxoxoiüv^ d. i. populo cavens, consulens.
Vgl. Ebel in d. zeitschr. IV, 185 mit mir V, 191 und G.
Curtius gr. etym. L no. 64. Etwa so nach seinem amte
geheifsen, in sofern ihm die priesterliche sorge für das volk
oblag. Vgl. in diesem betracht Ovocxoog^ nvQXoog, Tivgi-
xooi (im feuer schauend und daraus wahrsagend, von
den Delphiern gebraucht, also ähnlichen sinnes als der
schlufs in baruspex), was man nicht mit nvgixaog (mit feuer,
nessuagewand über ihren mann die brennendste quäl (etwa auf den son-
nenhelden bezüglich, ttbermiLfsigc sonnen gl uth auch ttber die menschen,
avdi^iq'i) brachte?
430 Pott
TTvoi als dativ, brennend) aus ganz anderer Wurzel ver-
mengen darf. ' iTtTto'/.üiov (-xwj/), (avrog^ rosse fürsorglich
pflegend. Evqvxoojv gleichsam late (weithin) providens, wie
late rex = Evovdvai,, Evovuidcüv, ahd. Widald, d. i.
weithin waltend.
Es giebt noch eine reihe von namen auf -Salog im
griechischen, welche, irre ich nicht, bis jetzt vergeblich
auf eine sichere erklärung warteten. !ASaloq (mehrere aus
Makedonien) und 'AdÖdioq ist mir unklar, da sie kaum mit
dem athroistischen «- versehen sein möchten. Auch wohl
nicht zu a!^Si]v et. forsch. I, 220 ausg. 2. Hingegen i/(>£-
öaloq Makedonier; Evöaiog Suid.; OgacvSaloq^ ion. öott-
avSij'iog, worin mich freilich das ?; wunder nimmt, Thes-
salier; Thebaner; Eleer; KuoÖcuog s. Hevne Obss. Apoll,
p. 205 sq.; Meveöalog (Mss. Mevedarog) Spartaner Thuc
III, 100. 109 erklären sich leicht, wenn man darin Satg
Schlacht, mit adjectivendung von der kürzeren form äp Suf,
suchen darf. Sie worden der reihe nach bedeuten: tüch-
tig in der schlacht (vgl. ylgl^iayogy Evuayog und etwa z/af-
pic(xog)\ muthig, QQaavuc(xog\ rühm aus dem kämpfe davon
tragend, Kksoua^og, Kl60JtT6?^efiog; endlich: ausharrend im
kämpfe,. Meviuayog^ MsveTtTolsuog. QQaavdifiog würde
sich vielleicht als Zusammensetzung zweier adj. &Qaavg und
dtji'og (vgl. o^vitcooog) rechtfertigen lassen; und MsPiSalog
widerstrebte nicht gerade dem sinne von: erwartend (ma-
thig) die feinde. Defshalb wage ich noch nicht deutung
auch der übrigen aus Sdiog durch contr. mit entschieden-
heit auszuschliefsen. Möglich übrigens, dafs Chirons toch-
ter und des Peleus mutter 'Evdritg, dor. 'Evdätg gleichsam
prophetisch auf ihres enkels Achilleus, eines Schülers vom
Chiron, ruhmvolles gebahren in hostibus (kaum — wenig-
stens der Quantität zuwider — „im feuer der schlachte
iv öat) hinweisen soll. Was aber *E9oSataj tochter der
Niobe, Apollod. III, 5. 6? schlachtengewohnt, wie etwa an«
ser Hedwig, d. i. in schlachten kämpfend?
Anderer Art sind noXsfiaQyiSaiogf EuxXB[iS](t7og, KXt^
[ci)]v[id]alogy *4[q oder t?]viaSaiogf ['H]oaxlBiöaioQ Keil
mytho-etymologlea. 431
Inscr. Thessal. p. 13 sq. Sie haben nämlich vielmehr pa-
tronyme geltung, indem sich darin das gewöhnliche pa*
tron. 'iSagy 'idrjg (thcma ida) mit dem bei den Böotern
üblichen suffixe -log von gleicher geltung durch contraction
vereint hat.
Aufscrdem noch folgende namen von Amazonen:
Gsnmodooaa als motion [-ocaa aus ovr-iu) vom flusse 0£p-
f^ujäwv, ovTog^ mit der daran in Pontus gelegenen Stadt
QsuiöxvQa als sitz der Amazonen. Also dieser flufs ge-
ivissermarsen zu einem weibe verpersönlicht. — Tleväiai^
?.ea, tochter (wie fiufserst natürlich) des Ares und einer
andern Amazonenkönigin ^Otqtjo)] (s. oben). Entweder vorn
mit einem dat. plur. von nkvdog, wie BevO^eor/.viii] (in den
tiefen, ßiv&og^ wogend; vergl. auch Curtius in d. zeitschr.
II, 156) tochter des Poseidon und der Amphitrite, Apoll.
III, 15. 4 vgl. Schneider v. zXvSojv nach Strabo I, 142; —
oder mit einem nora. abstr. im sinne von nüaig (ndO-og)
von TiBv&iia mit 6 statt ?; vor -ai etym. forsch. I, 239 (2).
Mit dem zweiten gliede sind wir meines erachtens noch
ftbler daran. Soll es heifsen: betrübend (die besiegten)
durch A«/«, beute (vergl. Curtius gr. etym. no. 536) d. h.
wegnähme der spolien? Oder: betrübend (wo nicht: mit
betrübnifs erfüllend) die Völker (männer)? Sprachlich, so
scheint es, ist beides möglich, wenn auch vielleicht letzte-
res der Sprachgewohnheit angemessener. Vergl. ähnliche
Schwierigkeit bei yliavSQog, poet. ABiavdgog^ ^edvetga (ca-
ptans vires?) in d. zeitschr. VII, 329. Im zweiten falle von
?.ewg, laog, und zwar (mindestens liegt solche vermuthung
nahe) mit der form ^£- in namen, deren zweites glied mit
a beginnt, um einer unangenehmen Wiederholung desselben
breiten vokales zu entgehen. Der diphthong ei entweder
derartig, dafs jota dem ableitungssuffixe (-^o) zufällt, vgl.
Aaiog wie Publ-ius (populus), oder an stelle des ur-
sprünglichen diphthongen av in ).a6g (vergl. z. b. die var.
jiavdaxov Apoll. Vol. I, 362 ed. Heyne statt AdßSa-Aov^
sowie Leodacus statt Leodocus, vater des Oileus Hyg.
f. 14) getreten, yieiddfjg statt keciSrjg (vgl. auch vulgaris:
432 Pott
vulgus); ^eciSfjg wie Jr]f,iccSr]g^ söhn des Jrnfiiag; Adiov
und yleiaviSag^ ion. ^evoviStjg (nicht etwa, so geneigt wir
sein möchten dies aus der geschichte zu schliefsen Patron,
von AiuiVy ovTog^ löwe, im welchen falle darin ovr, vergl.
AsovTiaxog^ y/Eovnxog u. s. w. enthalten sein müfste). ^i-
avÖQog^ AeavSQiag = ahd. Fol cm an (Volkmann) Förstern.
namenb. I, 443. AiaQ^og wie Jccfian^ogy Jrjuagxogy 'Aq^
XÜ^aog^ im volke der erste (princeps). Uebrigens waren
öriiAaQxoi Verwalter in den verschiedenen Demen. Aua-
yoQYi in d. zeitschr. VII, 329 deute ich jetzt lieber: Volks-
versammlung und gleichsam musterung über die zahl-
reiche bevölkerung des meeres abhaltend. AsioixQirog ne-
ben AsiiixQiTogi Aecjicudrjg^ Ji]^oxvdr}g; Aeiagxxvijgy Jtj^o*
qjävrjg (im volke erlesen, rühm erlangend, sich auszeich-
nend) u. s. w. Also mit ähnlichen lautveränderungen als
in xQSLoSoxog, XQSt]S6xog; xgeiocpayog, xgetjcpccyog ion. statt
XQEcocfccyog, XQSOffäyog. — Aiaygog scheint doch wirklich
fast: auf beute jagd machend, wie ich MBXiaygog auch:
dem die jagd {ayQct) am herzen liegt (juiAe*) erkläre. Fer-
ner müfste das cc in Aeaui]Si]g auf einer tyrrhenischen
münze Mion. II, 39 etwa dorisch ft&r (o stehen. Dann könnte
man bei einem, der sorge {firjdog) um das volk (Acwg) trägt,
vgl. Avägo/Liiidiig^ stehen bleiben, während man sonst auch
hier zur beute (um beutemachen besorgt) seine Zuflucht
nehmen müfste. — Auch wäre in betreff des Aiagxoe, bru-
der des Melikertes, den sein vater Athamas an die Mauer
schleudert und dadurch tödtet (s. d. zeitschr. VII, 107), noch
die frage offen zu halten, ob der name nicht im gegensatz
der handeltreibenden Phöniken (vertreten durch Melikertes)
etwa einen, im seeraub {lata) sich auszeichnenden (a^
XBiv) piraten vorstellen solle, welcher von rechtswegen sein
böses geschick verdiente. Oder wäre unter dem namen
„Volksherrscher ^ gleichsam nur das ungesohickte volk der
„landratten'^ gemeint gegenüber dem seekundigsten volke
der alten weit? — Aarcogsia eine Amazone, nach welcher
angeblich ein flecken bei Ephesus benannt war, Ath. I, Sl^ e;
mithin wohl eigentlich erst aus dem Ortsnamen.
mytho-etjmologica. 4^
Beim Justin 11, 4 finden sich noch einige oamen mdur^
wie z. b. QdkfiatQig (von &aki(a oder &tjXib}j und etwa die
blöhende oder von krafl strotzende, als nom. ag.?). Auch
er kramt das geschichtchen vom abschneiden der rechten
brüst (jia^og) aus, was nur durch falsche etymologie dom
namen ausgeprefst scheint vgl. et. forsch. II, 261. Berg-
mann, Les Amazones dans THistoire et dans la Fable
(Colmar) p. 7 setzt die Amazonen, welche er ursprüng-
lich für priesterinnen der jungfräulichen Artemis (vgl.
Preller II, 199) und anderer göttinnen von ähnlichem my-
thischen werthe von Asien aus über Europa und Afrika
verbreitet und erst nachmals in ein besonderes Weiber-
volk umgedeutet hält, auch mit der indischen „göttin der
fruchtbarkeit Bhavänt^ (eig.gemalin des Qiwa als Bhava,
vgl. Indräni) in sofern in Verbindung, als diese Maitresse
de la 'Cache ou Boueiäre ätait aussi elle-m£me figuröe avec
des mamelles rebondies et turgescentes d'oü jaillissaient
avec abondance deux rayons de lait. (Voy. les planches de
Touvrage de M. Guigniaut: Les Religions de VAntiq,).
Das ist entweder von der erde als skr. vi^vambharä (alles
ernährend) oder nafA^rjTBi{)a H. H. in Tellurem erklärlich,
wie anderseits aber auch vom himmel, wenn er die erde
mit befruchtendem regen tränkt s. d. zeitschr. IV, 425. In-
dem skr. pay-as n. als trinkbares (gleicher würzet mit
no-Tov^ was getrunken wird) sowohl milch als wasser be-
zeichnet: darf man sich auch nicht wundern, wenn payo-
dhara (als behälter davon, aus dhar, halten) gleichmä-
fsig ein ausdruck ist fQr die weibliche brüst und
wölke (überdem fbr Zuckerrohr, kokosnuTs und andere
pflanzen). Auch heifst die wölke unter anderem nabho-
duh von nabhas (vecpog) himmel u. s.w., und duh mel-
ken. Eigentlich wohl: zur regenzeit, was auch nabhas,
gleichsam gemolken. Sonst denkt man sich die regen-
ströme auch als von einem himmlischen Ganges (nabho-
sarit, nabhonadi himmelsstrom) ausgehend. Dies giebt aber
herrn Bergmann kein recht, fia^og, dor. fiaaSog^ auch ^a-
arog, fiaa&og, s. et. forsch. I, 763, ja unser warze (brüst*
vm. 6. 28
434 Pott
warze), holl. wrat u.s. w., indem in ihm r als aus s entstan-
den angenommen wird, auf eine comp, von payas mit
dhä (vi&tjfAi) — vgl. payo-dlii Ocean — zurückzufüh-
ren. Ich sehe davon ab, dafs sich im sanskrit das neu-
trjJsuffix -as vor dh, auch d (z. b. payo-da, wölke, ei-
gentlich wassergebend), zu 6 verwandeln muTs. Aber un-
möglich hätte sich payas zu griech: fjiag umgesetzt. Also
fi statt 7t ^ eine Veränderung, die stets mit grofsem mifs-
trauen zu betrachten ist und nicht leichtfertig gutgeheifsen
werden darf. Ohnedies mufs ich auf die ächte sippschafl des
griech. Wortes verweisen, welche von mir in d. zeitschr.VI, 103
zusammengestellt ist. Damit fällt nun aber auch die weitere
fiction als seien die IJfia^oveg: mamelues, aus skr. sa-
(mit), payas (milch) und dhana (schätz), wenigstens von
Seiten der anknüpfung an das sanskrit, als unanwendbar
zusammen. Höchstens liefse sich hören, es bezeichne: mit
brüsten versehen, statt, wie man sonst wollte, ohne brü-
ste a. a. o. s. 25. D. h. lediglich innerhalb der griechi-
schen Sprache und nicht, wie Bergmann will, als devadäsi,
d. h. tempeldienerinnen der indischen Kali (Bhaväni Kalt,
von ihm mit Artemis gleichgestellt), welche als göttin des
todes und aus hafs gegen alle erzeugung das männliche
geschlecht aus ihrem dienste entfernt halte. Ich übergehe
die weitem folgerungen, wonach z. b. Amatae als name
der vestalinnen (weil geliebte — der Vesta, wie die nennen
auch „braute Christi"?), und defshalb auch eine Amata
als gattin des Latinus durch umdeutung gleichfalls aus
Amazones entstanden sein sollen. Auch wollen wir uns
einer ausführlichen beurtheilung der deutungen des sonst
mancherlei interessanten Stoff bietenden schriftchens ent-
halten, wodurch der sinn mehrerer einschlägiger namen
sollte enträthselt werden. Sie erweisen sich gar kühn und
mit der spräche fast immer zu wenig in einklang, um von
vielen auf beistimmung rechnen zu dürfen. Es mögen ein
paar zur probe genügen. Olognarai erklärt Bergmann aus
indogermanischen mittein. Nämlich skr. vira (heros), lett.
wihrs, goth. vair (vir) u. s. w. (s. etymol. forsch. 1, 120
mjtlio-etytaologica. 4M
ausg. 1) und zwar dem sinne, allein den lauten nicht Aehr
zusagend, skr. bädha (A killer, a slaughter). Lettisch
baddiht stolscn, stechen, woher z. b» baddulis, pohi.
badliwy, stöfsig, was er auch hinzubringt s= lith. ba-
dy ti, poln. bod^ stechen, z. b. mit den sporen, mit den
hörnern stofsen, pafst, als dem lat. federe entsprechend,
augenscheinlich gar nicht, sondern dann viel eher noch lat.
batuere, woher franz. battre u. s.w. Es mufs aber vor
der band auch noch tatar. er, z. b. türk. ^\, sowie armen,
aer (mann) im äuge behalten werden. Thalestris Just.
XLII, 3; Curt. VI, 19 wird p. 27 aller Unverträglichkeit der
lautverhältnisse zum trotz (goth. th und ahd. f z. b. in
thliuhan, fliehen, liegt schon ganz anders) als eine frau
der naXaiöTQcc erklärt, und Minithyia, auch Amazonen-
köuigin, soll petite-tempfete bedeuten, wie p.9Eileithyia:
orage des entrailles, douleur de Tenfantement, unter vergl.
von lat. ilia, griech. eUeog, was ja aber das miserere, Ileus
volvulus (von ülioi)). Die bildung (s. beitr. I, 291) einer
form wie 'ilQBiO^via höchstens äufserlich angepafst, nicht
entfernt aber dieselbe. Ihr name: „bergstürmerin" (vergl.
OQBiuapfjg die berge durchrasend; daher JcioQTjg^ ovg^ söhn
des Aeolus, von Siä und 6()og Parthen. 2.) erklärt sich von
dieser tochter des Erechtheus (vom wogenschlag? s. sp.)
leicht, weil sie vom nordsturm Boreas entführt ward.
Allein auch von der Nereide IL XVIII, 48 (und danach
als name eines athenischen Schiffes) gebraucht hat er
nichts unnatürliches, sei es nun, weil man sich das meer
als von winden, die in bergen entstanden, aufgeregt,
oder als selbst zu wogenbergen erhoben, dabei zum
benennungsgrunde machen will. Z. b. Quanti montes vol-
vuntur aquarum! Ov. Trist. I, 1. 2. 19. Oder M. XV, 509:
Cumulus aquarum, in montis speciem curvari (vgl. xtJ-
f^ara xvQtd) visus. Die vokalverlängerung, wie Ttwlvnog und
sogar TtüJXvip. Ka?M&via (pulchritudine superbiens). Ovmg
(Artemis), wenn zu 6mg (räche), natürlich von der lat. Ops
(überflufs) nach etymon und begriff grundverschieden. JIsq-
aefpovf] und negcicfavta (blofs attisch statt IIsQoiffaaaa'j
28*
436 Potti mytho etymologica.
ist gcwifs nicht stiertödterin aus skr. vrsha mit -han oder
-badh, todten.
Bergmann läugnet, dafs die Amazonen skythischer
abkunft gewesen. Ihre namen, welche doch nach der gang-
baren meinung skythisch sein sollten, haben freilich, sahen
wir, wenig oder nichts barbarisches an sich.
Pott.
Gnuids^ dergiiecliiaolieii etymologie yob 6. Cartiui. EntetMl^
Upng, dniek imd yerbg toh B. 6. Tenbaer. 1868.
Sollen wir ein «Ugemeinee ordieO an die i^itie vnserar be-
^[»rechang dieses Werkes stellen, so kann das nnr ein im hödi*
Sien grade anerkennendes srin« Wer sidi mit dem stoAb, wel-
cher im vorliegenden boehe behandelt Ist, bekannt gemacht^ moft
zugeben, dafo es eine fracht ernsten fldfJMS, wiederiiolten naelh
denkens nnd allseitiger dorcharbeitang ist, und dab das gefbn-
dene im gansen klar nnd mit der einfachheit dargestellt wird,
wie sie die reife der forsehnng bekondet — Gnrtins nimmt die
steliaog, die er schon in seiner hfibschen erstlingssohrift de no»
minum graecorom formatione, Berol. 1842, anstrebte und seitiier
in allen seinen grofsem und kleinem arbeiten mitentschiedenem
erfolge und yidiacber aneiiLennung behauptete, auch in diesem
werke, und in diesem klarer als in iigend einem andern, ein.
Er gehört als lehrer und Schriftsteller den pflegem der dassl-
sehen philologie und sun&chst der griedusdien an; aber er iriä
die classischen sprachen nicht vereinzelt betrachten, sondern strebt
danach ihre bildungsgesetze und ihre entwickelung dadurch schiiv
fer nachzuweisen und ihren gehalt dadurch sch&rfer und voller
herauszustellen, dafs er dieselben wieder in Zusammenhang setzt
mit den längst abgetrennten und mit den historisch noch nfiher
stehenden verwandten, d. h. mit andern Worten dadurch, dafo er
die vergleichende ^[»rachforschnng auf diesem gebiete verwendet
Im vorliegenden werke bezweckt der verf. den sichern gewinn
der vergleichenden Sprachwissenschaft für griechische Wortfor-
schung zu verzeichnen, also fSr die griechische lexicographie un-
gefähr dasselbe zu tbnn, was er auf dem felde der grammatik
zum theile schon gethan. Es liegt ihm daran, ^e er die eina^
ergebnisse Inetet, mindestens über einige wichtige prineipien, die
sich ihm f&r die elymologie nnd insbesondere för die griechische
etymologie ergeben, mit dem leser sich zu verständigen, und sei-
ner oben bezeichneten Stellung angemessen unterzieht er dabei
namentlich die grundsätze und die methoden der vergleichenden
etjmoiogie an sieb und vorzfiglich in ihrer anwendnng aufs grie-
chische einer einläfslichen prüfenden erGrterung. Dem allgemei*
neu, aber immer möglichst concret gehaltenen nnd mit treffen-
den beispielen erläuterten abschnitte sollen sich zwei spedelle an-
schlielsen, von denen in diesem bände der erste vorli^^ In
438 Sdiwei'zer-Sidler
diesen beiden abschnitten sollen in einer organischen Ordnung
diejenigen griechischen Wörter und Wortfamilien, für welche sich
in den verwandten sprachen mit Sicherheit angehörige ermit-
teln lassen, sammt diesen übersichtlich aufgeführt werden; aber
im erstem theile solche, in denen die lautvertretung die regel-
rechte, im zweiten solche, wo sie eine unregelmäfsige, blofs spo-
radisch erscheinende ist. Behutsamkeit und Sparsamkeit sind hier
mit bewufstsein und mit erfolg angestrebt, überall ist das we-
sentliche aus dem reichen materiale ausgehoben, durchgehends
fast, was nicht mit gewifsheit als zusammengehörig erwiesen wer-
den kann, lieber getrennt als äufserlich vereinigt Das ist natura
lieh, dafs mit fortschreitender Sichtung und mit schärferer er-
kenntnifs der sämmtlichen indogermanischen spradien sich hier
noch manches ändern, manches fester bestimmt werden, manches
mit in den zu vergleichenden stoif aufgenommen werden mufs.
Beiläufig bezeichnet der verf. als besonders förderlich zur aofün-
dung der würter, die innerhalb des griechischen selbst zusam-
mengehören, das etymologische Wörterbuch von Nix. Neben
und nach diesem durften auch andere und namentlich dasjenige
von Siebeiis aufgeführt werden. Jeder einzelnen gruppe fugt
H. Curtius einen kritischen commentar bei und verzeichnet in
bester treue die litteratur der etymologie, ein nicht unwesentliches
moment für deren geschichte und für die geschichte dieser wis-
senschaftlichen richtung überhaupt. Auch diese parüe wird sich
übrigens allmählich noch vervollständigen.
In der einleitung spricht der verf. zuerst von dem begriffe
und von der grenze der etymologie und von der etymologie im
alterthume. In beziehung auf erstere meint C, dafs wir zufrie-
den sein sollen, wenn wir das griechische und gräcoitalische in
einer gewissen Stellung im kreise der indogermanischen spracheo
wissen, und wenn es uns möglich geworden die gemeiDsamkeit
mancher Wörter und die geschichte derselben in der eioselnen,
hier also in der griechischen spräche zu verfolgen* Wir wGnach-
ten wohl, dafs sich C. in den einleitenden Worten schärfer über
die heutige Sprachwissenschaft oder Sprachphilosophie und ihr
verhältnifs zur historischen oder vergleichenden spracbforschong
ausgesprochen hätte, Dafs dieses nicht etwa directe gegen-
sätze sind, dafs sie sich auch nicht gegenseitig ersetzen, das
zeigt uns schon die entstehung der heutigen Sprachwissenschaft
auf dem umfassenden gründe historischer kenntnisse, das die
classificalioa der «pracben, die nkht blob histoctebj-
auch p^ehologiacli begrandel worden, das beweist mm fkto-i
atand, dafs die aogealreble metbode in der irerfolgnng der h»
deataogBentwickelQDg ii.8.f. weeentlieb durdi psfcbologtacbe kimde
befracbtet and geregelt lat, Adcb die physiologischen gosetos dür
laatentfaltang nnd der laatfibergfinge siimI doch im innigstai Vi«^
eine mit den psychologischen r^aogen; oder sollte maü die-sia»
nige deatong J. Grimms von der germanischen laotvwaohislMuqp
umstofsen wollen? Im aweiteo theile dieses abscfanittes wefstQ
einige grondirrthSmer der etymologie, wie dieselbe die alten Phi-
losophen nnd grammatiker fibten^ nach: Unter den Yericehrtsii
principien der philosophen fuhrt er aoch die iwxnimaig oder dp^
ii<pQaaig auf, wobei er bemerkt, dafs dieselbe trots dem spotte
fiber den lucas a non lucendo selbst in neuester zeit und bei
sonst anerkannten fmvchem nicht immer aus dem spiele bleibe. Mit
solchen fIKllen dSrfen ja dicjenigua nioht verwechselt werden, wo
aus einer allgemeinen anschanöng aidi besondere erst enlwiekel^
ten, wie aus der io pat verkörperten ansehasong der lassksii
beweguDg diejenige des fliegens und des faUens, was in der gct^
manischen wursel ris wiederkehrt, Grimm gesch. d. d. s^waclis
s. 664. Schon viel schwieriger ist der eben daselbst berohrts
fall von gotb. lükan dandere, ags. lükan claudere und vollere,
nieders. lüken vellere, mhd. liecben claudere und vellere, in
schweizerischer mundart li neben vellere a. b. hon linchen
^mit dem hdnliacher aus einer dichten messe hen heransropto,
so viel als man gerade fOr die futterung braucht^ Graff — nnd
wie es scheint auch Weigand W. B. unter dem W. Loch sehen
hier verschiedene wurzeln, J. Grimm will sie nicht trennen, son-
dern nimmt an, dafs in liecben eine angegebene prftposition ar«^
er- nachgewirkt Die Schwierigkeit der entscheidong wfichst nir
wenn wir noch die laotlich stimmenden skr. rnj «brechen^ gr.
hfjy lat log-, lit. ioso «iMreehen*^ heranziehen. Und doch liegt
hier wohl die anschaoong des „abtrennens^ an gronde*
Sehr instructiv sind die kritisch gehaltenen notizen, die G.
im zweiten capitel: die etymologie der neoern zeit (anfser-
halb nnd neben der vergleichenden Sprachforschung) gibt. Er
hat sich dadurch ein entschiedenes verdienst erworben, da(a er
die einzelnen verirmi^n aof ihre quelle znruckfiihrt Wenn bei-
l&ofig auch einer hiebe bekommt, der selbst in neoester seit noch
eine Verwandtschaft der dritten pers. plor. aet aof -nti mit den
440 Schweizer-Sidler
participialstämmen aaf -nt angenommen, so scheint es ans un-
gerecht, während wir sonst den hohen gerechtigkeitssinn des verf.
zu ehren wissen, dafs ein bewährter, freilich oft etwas kühn,
aber nie ohne Scharfsinn und ohne innere gründe verfahrender
forscher mit den repräsent^nten der gedankenlosigkeit aof dem
gebiete der etymologie zusammengestellt wird. Wenn wir aoch
selbst diese hypothese nicht anbedenklich finden, so ist ihre
moglichkeit doch von dem arheber formell and inhaltlich wohl
begründet worden. Mit recht wird dem feinen and tactvoUen
Battmann ein besonderer kleiner abschnitt gewidmet and nar
bedaaert, dafs er seine richtigen gedanken nicht zn voller klar-
heit und fruchtbarkeit bringen konnte, weil er die forschungen
von Bopp und Grimm nicht beachtete. Das vierte capitel fuhrt
ans cur periode der vergleichenden Sprachforschung and stellt
zanfichst in sehr ansprechender weise den wissenschaftlichen cha-
racter der arbeiter auf dem neuen gebiete und den einflnb Ihrer
arbeiten auf die forschungen in den einzelnen sprachen, beson-
ders im griechischen dar. Wir erlauben uns besonders darüber
unsere freude zu äufsern, dafs C. die glänzenden eigenschaften
Benfejs anerkennt, wenn er auch heute noch in vielen pancten
nicht mit ihm übereinzustimmen vermag. Erst die vergleichende
Sprachforschung lehrte ans die lautgestaltung würdigen, sie erst
führte auf eine richtige and wissenschaftlicher begründong fähige
anschauung der Wurzel and ihrer geschichte, sie zeigte den weg,
wie wir wurzeln von stammen, stamme von endungen zn tren-
nen haben, sie deckte uns die weise und die unterschiede der
flexion auf, sie bietet uns hundertmal gleiches in worzein aod
Wörtern, und darin liegt ein reiches hilfsmittel auch die bedea-
tung zu verfolgen. Und etwas, worauf C. selbst in frohem Schrif-
ten oft aufmerksam machte, erst wo das stammgut vorliegt» sind
wir eigentlich im stände die kraft zu messen, mit welcher der
Volksgeist der einzelnen abgetrennten glieder weitergeschaffen.
Was diese Sprachwissenschaft der geschichtswissenschaft, was der
Psychologie, was der mythologie a. s. f. geleistet, kommt sanfichst
hier nicht in betracht Aber gerade weil die vergleiphende Sprach-
forschung mit allem Innern rechte den mächtigsten einflofs aof
das etymologische verfahren übt, so bedarf es am so mehr ern-
ster, genauer and allseitiger prüfung ihrer einzelnen wege and
ihrer einzelnen ergebnisse, and zu solcher profang mnfs sich ge-
rade derjenige besonders angeregt finden, welcher eine einzelne
«ueigm. 441
der indogermanischen sprachen in allen richtangen dnrehforsdit
nnd gesetse oder analogieen gefanden hat, nach denen diese sieh
entwickelt, seitdem sie ihr abgesondertes leben gefuhrt. Volle
Unbefangenheit ist freilich hier schwer and nar allmählich zu ge-
winnen mit der immer schfirfer werdenden kenntnifs des ein-
schlagenden materiales and mit der wachsenden einsieht in das
allen diesen sprachen einst gemeinsame stammgat Im fünften
abschnitt der einleitang geht der verf. an die prGfong der me-
thode der vergleichenden sprachforschang, namentlich in bezie-
hnng aaf die Lautlehre. Er hebt hervor, dafs man in der ersten
freude über den fand des sinnlich schwellenden sanskrit bei den
bcstimmungen allzu sehr von diesem ausgegangen. Es ist rich-
tig, dafs heute noch bei manchem forscher, der das verhältnifs
der indogermanischen sprachen zu einander ganz durchschaut,
aus leicht begreiflichen gründen, die zum theile gleich berührt
werden sollen, das sanskrit den ausgangspunct bildet Zwar deu-
tet C. selbst an, dafs die vergleichende Sprachforschung längst
darüber hinaus sei jenen reichthum nicht nar an lauten, sondern
auch an zeichen dafür als etwas primitives anzuerkennen, obgleich
diese gestaltung verhältnifsmäfsig sehr alt ist; und besonders
Benfej hat die reduction recht durchgreifend vorgenommen. Aber
in anderer richtung, meint C, sehe man immer noch zu sehr im
sanskrit eine reine quelle, und dieses treffe besonders Benfey. —
Ist nun auch dieser gelehrte, wie er das theils in seinen abband-
lungen zeigt, theils mündlich gegen uns äufserte, selbst von vie-
lem zurückgekommen, was er in seinem vor zwanzig jähren
ausgearbeiteten griechischen wurzelwörterbuche in jugendlichem
eifer überall durchzudringen aufgestellt, so ist er doch wohl der-
jenige forscher, welcher bei der darstellung des Organismus auch
der klassischen sprachen am bestimmtesten von der spräche der
Inder — wir sagen absichtlich nicht „von der sanskritsprache'^ —
ausgeht, welche er in einem umfange und mit einer bestimmtheit
kennt, wie nur wenige unserer zeit Und neben einer aus voller
kenntnifs entspringenden natürlichen neigung liegt sicher ßenfeys
verfahren eine innere berechtigung zu gründe, steht doch so
manches, namentlich so manches grammatische in der spräche
jener Arier noch in voller blüthe, wovon selbst in dem reichen
griechischen nur geringe trümmer sich finden, und doch trümmer,
die klar genug auf die alte gemeinsame regel weisen: wir nen-
nen hier nur die intonsivformen verschiedener art, die causalfor-
442 Schweizer-Sidler
men auf p u. fi. Dafs nun aber Benfey auf diesem gebiete oft
gar kühn ausschreitet, das ist wohl anzaerkennen, nur dafs er
dabei nicht in dem mafse der gesetze des lautuberganges spottet,
wie von denen vermuthet wird, die seiner darstellung oder sei-
nen darstellungen nicht genau folgen. Es ist bekannt, dafe Ben-
fey mit seiner übrigens sehr scharfsinnigen erklärong der iocho»-
dvformen auf -sco und der diminutivform auf -iffxog zienalich
allein steht; aber auch er nimmt wohl nicht oder nicht mehr
unmittelbaren Übergang von ^ksh in äksh und iksh an, son-
dern sieht in iksh die mit reduplicierendem i gebildete desidera-
tivform von a9, und auch die griechische lautlehre wird den
Übergang von ia in i nicht läugnen. Am ende dieses abschnit-
tes weist C. darauf hin, dafs das sanskrit, namentlich racksich^
lieh der Wortbedeutung keineswegs die erste stelle einnehme,
und dafs hier die lebenden sprachen oft viel richtigere auf-
schlusse liefern, besonders diejenigen lebenden sprachen, die nodi
nicht durchaus alteriert seien. Da, scheint uns, sind die Perio-
den der indischen spräche zu unterscheiden. Die spräche der
veda d. h. die spräche der zeit, in welcher das arische volk noch
ungehemmt und ungestört durch klima und durch das brahma-
nenregiment dahin lebte, bietet uns nicht nur eine menge der
lebendigsten anschauungen, wie keine andere Schwester, sondern
weist uns auch bald weiter bald weniger weit gehende volks-
thumliche entwickeln ng auf; die eigentlich sogenannte sanskrita
dagegen gestaltet sich auf einigen puncten so eigenthumlich, da£s
sie allerdings für eine vergleichung minder fruchtbar ist, welche
gleichartiges zusammenstellen will und Seiten rieh tungen, die psy-
chologisch und historisch sehr bedeutsam sein können, anbeachtet
läfst. Den character der sanskrita, wie er bedingt ist durch die
geschichtliche Stellung des sanskritsprechenden geschlechtes, hat
trefflich und klar gezeichnet Regnier in seiner etude sor Tidiome
des Yedas. Im sechsten kapitel rügt der verf. eine andere seite
der vergleichenden sprachforschang, die von sehr bedeutenden
gelehrten, wie Pott und Benfey, kultiviert wurde and von Pott
noch in seinem neuesten buche über die prfipositionen als be-
rechtigt aufgestellt wird, das ist die annähme von nnkenntüch
gewordenen Zusammensetzungen mit präpositionen» die Biet vei^
schiedenartig verstümmelten, mit dem pronominalstamme ka,
kuy um fülle, Verachtung a.s. f.. auszudrücken > mit sa and dgl.
Wir sind hier auf einen sehr schwierigen punkt gekommen, and
anzeigen. 443
es ist gar nicht zu l&ogneo, dafs Cortius treffende beobaobtoiigen
für seine meinang aufzuführen weife, die, sind sie auch nicfat
stark genug das verfahren ganz abzuweisen, uns mindestens
grofse Vorsicht und Sparsamkeit in dessen anwendnng gebieten.
Uns scheint das verfahren überhaupt durch diese beobachtangen
noch nicht widerlegt. Eben so leicht, als casusendung^n fast spniv
los untergehen konnten, konnte sich auch eine reihe von orts-
bestimmenden Partikeln in der indogermanischen Ursprache fin-
den, die im gesonderten gebrauche der einzelnen spräche weg-
fielen. Ferner weist uns vieles, und darunter ja auch sichere
spuren innerhalb des griechischen selbst darauf hin, dafs in der
fülle alter zeit verstümmelte formen neben volleren bestanden,
und dafs diese Verstümmelungen nicht nur eine kleine schwäche
des Sanskrit waren: nicht blofs im sanskrit findet sich ein siche-
res pi neben api, auch im germanischen ein bi für abhi, nicht
nur dort ein ni für ani, auch im deutschen ein nidar, auch im
deutschen ein fona für afana a.a. Auch im griechischen er-
scheint (ta neben a^a, naQa von einem stamme apa, die nega-
tionspartikel bald hinten, bald vorn verkürzt u. &. Das specifisch
griechische kann die einzige geltung der vollen, mindestens, wie
in iv und vnfQy nur hinten gekürzten form wieder hergestellt
haben; denn Wiederherstellungen in dem umfange sind nicht nur
nicht unerhört, sie sind im sanskrit^ im oskischen, im lateinischen
vielfach bezeugt Aber, sagt man, die Zusammensetzungen mit
Präpositionen sind und bleiben nur lose Zusammensetzungen. Wie
sehr allmählich die comgosition überhaupt sich entwickelt, das
kann uns am besten die geschieh te der spräche der arischen In-
der zeigen, in deren späterer zeit wahre ungeheuer von compo-
sita sich aufthun, während die urzeit darin sehr nüchtern ist.
Nur schliefst das nicht alle Zusammensetzung für die relativ äl-
teste zeit aus, und das lose derselben hört natürlich auf, sobald
eine bestimmte anschanung erst in der Zusammensetzung liegt
In ausdrucken, wie qieidoihov und (pQidixMy scheint uns die deq
tung von Pott unantastbar. Was C. gegen lateinische und
griechische composita mit dem ausrufenden oder fragenden
ka sagt, mag richtig sein, so einleuchtend dieselben auch bewie
sen zu werden scheinen durch das skr. karava, lat corvus,
griech. x6^a|, wozu Pictet les origines indoeuropeennes p. 472
bemerkt: Ce mot (karava), compose de Tinterrogatif ka et de
rava, ou ärava cri (rac. ru) est un des exemples les plus iq-
444 Schweizer-Sidler
teressants de ce genre de formations parce qa'il s'est consenr^
dans plasieurs langues ariennes qai d'aillears ne connaisaeDt plus
ces termes exclamatifs qae le sanscrit seul a herites de l'idiome
primitif — Qael cril signifie ici qaelle voix forte, rauqae, extra-
ordinairel comme le corbeau est aussi appele krdraravin, qai
a le cri raaque. Noch weniger sicher sind die einwendoDgen,
die C. gegen die Zusammensetzung mit eka macht » wenn auch
diese nicht überall richtig sein sollte, wo sie Bopp statuiert hat
Bekanntlich existiert der stamm eko, wenn nicht im lateinischen,
doch in den übrigen italischen dialecten, wenn nicht als Zahl-
wort, so doch als pronomen: cocles und coelebs scheinen mit
demselben componiert, ebensowohl als skr. kevalas davon ab-
geleitet ist. Im folgenden abschnitte, den der verf. mit den von
ihm oft wiederholten Worten, dafs die nüchterne etjmologie die
sicherste und darum fruchtbarste sei, einleitet, behandelt er die
Wurzel — ihre gestaltung im indogermanischen stamme überhaupt
und im griechischen insbesondere — und die von Pott sogenannte
wnrzelvariation. Zieht er auch überall vor zu scheiden als un-
sicher zu einigen, so sieht er sich doch gezwungen die wurzeln
als die gleiche ursprungliche Wurzel anzusehen, in denen sich
die Variation der anschaunng nicht mehr einer bestimmten laut-
variation anschliefst. Als beispiel ist in instructiver weise die
würz, tak, tik, tuk behandelt Das achte kapitel enthält Cur-
tius ansichten über die Umgestaltung, resp. kräftigung und Ver-
mehrung des Wurzel aus lautes, die schon zu mancher erorte-
rung führte, ohne bis jetzt in ihrem. wesen völlig erkannt za
sein. C. nimmt gewifs mit vollem rechte an, dafs, wo zwei wur«
zelformen, wie ^, rvg), div, djut u.a. neben einander existie-
ren, die vollere die nacherzeugte, die einfachere die ursprüng-
lichere sei, verzichtet dagegen dem nüchternen character seiner
forschung gemäfs darauf in das innerste wesen dieser zusatze
einzudringen und bezeichnet sie nur im allgemeinen als indivi-
dualisierende, was dann einzelne derselben geeignet machte auch
in der Wortbildung und in der flexion eine rolle zu spielen. Auch
auf diesem felde war besonders Benfey wieder thätig und ver-
suchte theils in seiner lesenswertheu skizze des Organismus der
griechischen spräche, theils in seiner kürzern sanskritgram matik,
theils in einzelnen abhandlangen in der zeitschr. f. Sprachverglei-
chung mit gewifs anerkennen swerthem Scharfsinne, wenn auch
oft in etwas allzu kühner weise, die noch vorhandenen räthsel
445
zu losen, so dafs wenigstens einer unternommen hat xa wdMo,
aus welchem ,,¥erhalstamm die znsfitze p, k, y entstanden seien*^.
Aber ^zu jenem übermäfsigen zerlegen nnd zersetzen der wur-
zeln^, sagt C. im nennten abschnitte seiner einleitang, „steht in
geradem gegensatze ein anderes bestreben der vergleichenden
etymologie, nämlich das, vollständige Wörter von unverkennbarer
Verwandtschaft wo möglich als völlig gleich za erweisen^. Von
diesem streben seien die älteren etjmologen, namentlich Pott
und Benfey, ziemlich frei, während sich Kuhn und Ebel da-
von fortreifsen lassen. Statt Benfej hätte wohl Curtius eher
Bopp genannt, wenn er des erstem sanskritgrammatik in kür-
zerer fassnng oder dessen einläfsliche recension über Kuhns ar-
tikel über s in den Göttinger anzeigen oder die neuesten disser-
tationen seiner schüler beachtet hätte. Er greiffc dann besonders
Kuhns gleichstellung der Wörter auf at, -as, -ar- ant, -an
mit allerdings beachtenswerthen , aber unsere bedünkens nicht
entscheidenden gründen an. Der wichtigste gmnd, wie uns vop-
kommt, liegt in dem nicht strenge zu beweisenden übergange
von t in r, sei es nun unmittelbar oder durch eine media oder
durch s hindurch, letzteres eine erweichnng, wie sie im umbri-
schen, lateinischen, althochdeutschen unzählige male sich einstellt
Ebel zweifelt, ob nicht vielmehr n in r übergegangen, Benfey
sieht in dem betreffenden r, das nicht nur im griechischen (nieiga
loxmiqa u. s. f.), sondern auch im sanskrit in der feminalbildung
erscheint, ein s der würz, as, es, und weist die möglichkeit ei-
nes solchen Überganges für die älteste zeit der spräche der ari-
schen Inder schlagend nach in den verbalformen auf -rate, -re,
-rata*). Wie wir uns über diesen punkt entscheiden mögen,
der fund Kuhns wird bei der Zuziehung sämmtlicher hier ein-
schlagender formen ein fund für alle zeiten sein: die wucht der
analogen fälle, wie sie Kuhn und Benfey zusammenstellten, ist
eine überwältigende. Wenn nun C. einwendet, der character der
alten spräche sei die füUe, und hier werde sie zur armen, so
müssen wir dagegen bemerken, dafs einmal die bezeichneten Suf-
fixe ja doch nicht die einzigen nominalbildungen sind, obgleich
sie, je weiter wir hinaufsteigen, in um so gröfserer fülle vorkom-
men, und dafs man übrigens die mannigfaltigkeit der anschauun-
*) In neuerer zeit hat B. seine ansieht dahin gelindert, dal^ auch er
Übergang von n in r annimmt
446 Schweizer-Sidler
gen in den verbalwurzeln doch wohl unterscheiden mufs von dem
Verhältnisse der wortableitung und der flexion. Aus vollem her-
zen dagegen pflichten wir dem verf. bei, wenn er im zehnten
capitel vor dem sinne der gleichbedeutung bei dem heftigsten
widerstände der lautregel warnt. Wer sollte an der richtigkeit
seines Satzes zweifeln wollen, dafs die spräche zu demselben be-
griffe durch die verschiedensten Vorstellungen, zu denselben Vor-
stellungen durch die verschiedensten merkmale gelange? Nach-
dem C. im elften abschnitte die bemerkung vorausgeschickt, dafs
und warum er wesentlich wörtervergleichung, nicht wurzelver-
gleichung bieten wolle, stellt er als grundsatz auf, dafs solche
Wörter zusammengehören, die in laut und bedeutung zusammen*
stimmen. Von der lautlichen Seite mufs naturlich ausgegangen
werden; daher folgt nun eine sehr hübsche gedrängte auseinan-
dersetzung der von C. für die indogermanische Ursprache ange-
nommenen laute, ferner ein wort über die wesentlichen oder
durchgreifenden und unwesentlichen oder sporadi-
schen Veränderungen der laute in den einzelsprachen, nament-
lich mit bezug auf das griechische, endlich eine besprechong der
griechischen lautweit im verhältnifs zu der indogermanischen Ur-
sprache und eine vergleichung der italischen sprachen mit dem
griechischen auf diesem gebiete, wodurch sie sich gegenüber dem
gothischen u. s. f. als näher unter sich verwandt herausstellen.
Im zwölften abschnitte wird auf die nothwendigkeit einer bedea-
tungslehre, d. h. der erkenntnifs, nach welchen gesetzen sich im
allgemeinen und im speciellen die bedeutungen entwickeln, hin-
gewiesen und dann im dreizehnten einiges dahin gehörende aus-
geführt. Der Satz, dafs die einfachen begriffe später, die Vor-
stellungen und anschauungen älter seien, wird an den begriffen
des Sehens und gehens trefflich nachgewiesen. Da wird mit
vollem rechte darauf aufmerksam gemacht, dafs J. Grimm, wie
kein anderer, die poesie der spräche zu verstehen verm^^, and
auch Döderleins geschick anerkannt, den seine achtsamkeit auf
versteckte wortgebilde und die Verschiedenheit der gebranchswel-
sen nicht selten zu gelungenen combinationen geführt habe. Aber
anderseits giebt es, meint Curtius, auch wurzele, die mindestens
schon vor der Sprachtrennung geistige bedeutung haben, so man
„denken**, smar „sich erinnern**, jnä „erkennen**, und für sie
könne sogar eine ruckläufige bewegung stattfinden, wie griecb.
fisvoD „bleiben**, lat. mora, morari zeigen. Es ist freilich
447
sehr wahrscheinlich, dafs selbst hier einst concretere aoscluHiQii-
gen zu gründe lagen, vne man z. b. wohl ursprunglich „:
bedeutete. Wir können solche gebilde mit denen des religiösen
geistes vergleichen, der auch in yoUen naturrreligionen bald ver-
einzelte ausdrücke für das innere geistige leben schafft Im vier-
zehnten capitel wird es als sehr wichtig für die auffindung der
grün d Vorstellung in einer worterfamilie bezeichnet, wenn man
diese an einem verbum prüfen könne, denn einmal hange der
unterschied der zeitarten mit der grundvorstellung eines ver-
bnms aufs engste zusammen, indem gewisse wurzeln ihrer grund-
vorstellung nach nur als dauernd, andere nur als eintretend ge-
fafst werden konnten; zweitens liege ein hilfsmittel in der beob-
achtung der genera verbi, dann gewähren die Zusammensetzun-
gen vielen aufschlufs und nicht selten auch die rection. Die no-
mina gewinnen in dieser richtung erst dann rechten werth, wenn
sie möglichst vollständig aufgeführt werden können. Dafs es
sehr wichtig ist, den ältesten sprachgehrauch sorgf<ig zu beob-
achten, versteht sich von selbst, nur darf man im griechischen
in der spräche so wenig als in der mythologie alles auf Homer
allein setzen, kann uns doch oft eine einfältige glosse oder ein
Sprichwort reichen aufschlufs gewähren. Dieses stellt aber C.
nicht nur in der trockenen form von allgemeinen lehrsätzen hin,
sondern überall veranschaulicht er seine trefflichen und feinen
gedanken mit sinnig gewählten beispielen, von denen freilich,
wie wir weiter sehen werden, nicht alle gleich stichhaltig sind.
Im fünfzehnten abschnitte führt uns der verf. als ferneres hilfs-
mittel, um die grundvorstellung und die bedeutungsentwickelung
zu finden, die analogie auf, und im letzten spricht er über die
etjmologie der eigennamen. Eine am ende dieser gehaltvollen
einleituDg stehende tabelle stellt uns einmal die Umschreibung
des Sanskrit- und des cjrrillischen alfabets, ferner einiges aus dem
litauischen alfabete, anderseits die regelmäfsige lautvertretung
im Sanskrit, griechischen, italischen, deutschen, kirchenslawischen
und litauischen dar.
Im zweiten hauptabschnitte ist die Ordnung eingehalten, dafs
alfabetisch 1) die Wörter mit einer gutturalis, 2) diejenigen mit
einer dentalis, 3) diejenigen mit einer labialis, 4) die mit einer
liquida, 5) diejenigen mit einer Spirans und endlich die mit vo-
kal anlautenden vergleichbaren aufgeführt werden. Bei der schon
mehrfach berührten besonnenheit, mit der der Verfasser verfährt,
448 Schweizer-Sidler
ist der weit aus gröfste theil der hier als sicher gebotenen ver-
gleichangen anch in der that vollkommen sicher, bei manchen
äofsert and begrondet er selbst seine zweifei and fordert zu wei-
terer ontersuchang aaf. Schon in diesem abschnitte wird bei-
Ifiafig sporadischer laatwandel berührt, wie die erweichnng der
tenais nach n, affection der tenais durch einen sich entwickeln-
den hauch, trennung von consonantengrnppen durch vokale und
dergl. erscheinungen, die der verf. wohl selbst an einer stelle
seines Werkes zu einem ganzen zusammenstellen wird. Im ein-
zelnen zu- und gegenbemerkungen zu machen, dazu ist selbst-
verständlich besonders bei einem buche dieser art und von die-
sem stofflichen reichthume viele veranlassung, wir beschränken
uns auf weniges. Das elenthier heifst im althochdeutschen nicht
alaho, sondern elaho, gothisch aber kommt unsers Wissens
alhs in dem sinne nicht vor. Neben elaho = lat alces worde
von Kirchhoff in dieser Zeitschrift auch ahd. alah neben goth.
alhs als beispiel für den vokaleinschub aufgeführt, und das
scheint C. irre gefuhrt zu haben. Für skr. rksha, griech. o^x-
tog u. s.w. haben Roth und Böhtlingk in ihrem trefflichen the-
saurus eine einfachere elymologie aufgefunden, indem sie es auf
würz. 1*9, d. h. arQ laedere zurückfahren. Aehnlich, wie C, nur
noch etwas umfangreicher, vergleicht Ebel in d. zeitschr. V, 188
die worter ddxrvlog u. s. f. Uebrigens hätte da unser verf. nach
seiner behutsamkeit scheiden sollen: das griech. de^iog, goth.
taihsvo last sich nicht vom skr. daksha „gewandt, stark *',
dakshas „kraft^ trennen und diesem liegt die Wurzel daksh
„behend sein*' zu gründe. Vgl. nun Grimms gesch. d. d. spräche
s. 986 ff., wo nachgewiesen wird, dafe die rechte seite und band
oft als die „behendere, stärkere*' bezeichnet werden. Dafs dexa
„zehn^ zu digitus u. s. f. gehöre, ist auch durchaus nicht aus-
gemacht, und es läfst sich nicht läugnen, dafs nach der weise
der zahlwortbildnngen hier ein 2x5 vorliegen könne. Zu no. 38
wissen auch wir nichts durchschlagendes zu geben, und mit mög-
lichkeiten ist nicht viel geholfen. Dagegen hätte C. die griechi-
schen formen noch um einige merkwürdige und, wie es uns
scheint, ganz klare vermehren können. Benfey hat in den Göt-
tinger gelehrten anzeigen 1852 s. 551 wohl zur evidenz nach-
gewiesen, dafs icgaiga für xaqri^aQia stehe und avtixQV aus dp-
rixagri^a- für dviixoQrj^at abgestumpft sei. Auch wir können
uns noch nicht entschliefsen, xQamvog aaf Yfarz.xoQn zurückzu«
uzeigen. 449
fuhren. Frühere etjmologen haben es mit skr. kshipra ,|iiii
warfe, schnell^ verglichen, und Leo Meyer bestimmte dieses
dahin, dafs kshipra fSr kshripra stehe. Wenigstens scheint
uns aijfJi^ keine sichere analogie für den diphthongen ai an der
stelle eines alten a za bieten, und die Zusammenstellung von
aiyXri mit agni ist wohl ganz verfehlt Allerdings wird lat cn-
bare mit skr. 91, griech, aeTfjiai, qui-es u. s. f. verwandt sein,
nur dürfen wir dabei kaum an ein entstehen des b ans v den-
ken, da lat. b nicht so weich ist als indisches und griech. b; viel-
mehr liegt hier eine wurzelvermehmng vor. Im sanskr. karna
(unter nfgag) ist die grundvorstellung nicht ganz deutlich, näm-
lich ob es eigentlich, wie Benfej meint, spalt, ohrritse be-
zeichne, oder ob das hervorstehende, da schon im Rigv^a
karna ähnlich dem griech. oig und dem mhd. ore auch hand-
habe, henkel bezeichnet. Uebrigens ist das skr. karna ein
masculinum, nicht ein neutrom. Zu goth. haira stellt sich der
bedeutung nach am nächsten skr. ^iri, a sword, mit dem auch
formell das sabinische qniris, curis übereinstimmt Zu xoiU»-
vog gehört wohl auch lat Collum, deutsch hals. Das lat cu-
ria bringt C. nach Langes Vorgang unter xvgog^ Mommsen
wollte sich mit der coviria auch nicht begnügen und übersetzte
Pflegschaft; uns scheint eine deatung Corssens sehr viel für
sich zu haben, dafs curia aas covisia entstanden und zunächst
die zusammen wohnenden bezeichne, de Volscorum lingua
p. 23. Ist diese deutung sprachlich möglich — und uns scheint
sie es — so wird am allerwenigsten die geschichte etwas dage-
gen einzuwenden haben. Kvmv u. s. f. haben wohl ursprunglich
viel allgemeinere bedeutung d. h. sie bezeichneten „thier, wild%
und auch die zu gründe liegende anschauung scheint eine andere,
wenn wir Weber und Kuhn folgen, die 9 van von der vedischen
Wurzel 9u „kräftig, behend, rasch sein** herleiten. In no. 93
wollte G* wohl n&9ajämi schreiben. Dafs derselben wurzel
nocere und voffog angehören, scheint uns mehr als nur wahr-
scheinlich, und roffog wird hier für voxpog stehen, wie dqoaog für
dQoxpog. Sehr sinnig ist C.'s deutung von niger als „todtenblafs,
todtenfarbig"; sollte dieselbe nicht einige bestätigung erhalten
durch negritu in auguriis significat aegritudo? Dafs
goth. fijan u. s. f. nicht zur wrz. nix gehören , scheint uns aus-
gemacht Kuhn dachte einst an skr. ci; aber Aufrecht hat in d.
zeitschr. ÜI, 200 £F. die richtige quelle in der würz, piy gefun-
VIII. 6. 29
4511 .S'.bweiztr-S:'J;-r
d'Tj. liei arilafB von no. 101 bemerken wir, daTs die dort von
C. gemacijte bemerkung, dafs das einritzen der scbrift dem
malen desselben vorausgegangen, sich aoch sonst bestätigt, nicht
nur im griech. yQUffO}^ im iat. scribo, auch im skr. likh neben
lipi ^Schrift % eigentlich ^bcstreichung*^, im altpers. nipish, im
gernian. vritan neben meljan u. s. f. Vgl. Wackernagels treff-
liche L. 6. s. 12, anm. G. In no. lOG ist die interessante erschei-
nung berührt, dafs vorzüglich nach s k und p häufig in t über-
gehen, und merkwürdig ist es, dafs besonders das lateinische
hier nicht selten das dünnste t bietet, und dieses, wie in talpa,
torus, taurus auch allein statt st. Auch studeo fuhrt nicht
nur auf griech. antvöo), sondern zuletzt auf cud für 9c ud zu-
rück. Die meinung, dafs sich die würz, spa^ nur auf das pra-
sens beschränke, indem die grundbedeutung „spähen^ sei, ist
nur Imlb richtig, d. h. sie gilt nur für die verstümmelte form
pa^ und für das sanskrit. nicht für das volle spa9 in der sprä-
che der vedcn, wit^ uns Roth zu Yaska s. 138 ff. belehrt. Das
deutHcIie cliuniber, kunimer durfte Döderlein und nach ihm
C. nicht zu yhfjKo stellen. Das wort ist aus dem romanischen
entlehnt, aus encombrc u. s. w., Iat. cumulus, vergl. Weigand
d. W. s. 048. In no. 128 sind Wörter vereint, die kaum alle so-
samniengehörcn. Andere and auch wir haben längst dieselbe
ansieht über yafAtco^ gemini u. s. f. gcüufsert, die L. Meyer in d.
seitschr. VII, 17 vertreten hat. Was jampati anbetrifft, so ha-
ben wir ebonfalls schon anderwärts bemerkt, dafs auch hier eine
lautliche entwickelung aus dampati „herr und lierrin oder herr-
schafton des hausos"^ vorliege. Zu derselben würz, dam, jam,
jani zieht Bonfey wohl mit recht auch skr. jamatar und jämi
^verschwisterl**, pl. „geschwistcr**. Dem Iat. gemini sieht skr.
yania „zwiiiing" sehr ahnlich, yama, das die Zwischenstufe
zwischen dam, djam und gaui bildet. Warum das Iat: gener
solcher doutung entgegenstehen sollte, sehen wir in der tbat
nicht ein, da wir überzeugt sind, dafs auch im griech. ßaiwm und
im Iat. veiiio das n ein altes m vertritt, d. h. daraus geschwächt
ist, 80 ahnlich das skr. gIA> ma dem griech. j'JlccvxoV sieht, so
ist OS vioHoioht doch daii. - »iP'lf «ta es nach Bäitlingk
und Koth u. d, w. oigor-iSn. rn<^« bedeutet, wie
indu ^in^ptVn, ku^* • '-gliche wunel Ton
; AftrxO): wird donii— - . . , . ,_. n no, 159
besonders noch v«»«^»^ . ^ 1.- ..* .--' wtt
anxeigen. 45I
dra's donnerkeü und v&Jay&mi %a vei^leichen. In ncK 168
durfte G. auch der reihe mit r gedenken« In den veden findm
wir raiih in der bedentang ^springen ^, und davon raghn ^schnell,
leicbt^9 dem das deutsche ringe entspricht, das ja auch die be»
deotung des kleinen und unbedeutenden, wie anderseits des hei-
tern und leichtfertigen angenommen. Unser St aide r in seinem
schweizerischen idiotikon u. d. w. bietet eine menge der treffend-
sten aualogien, die vielleicht den verf. geneigt machen können
auch kXtyxog u. s.f. hieherzuziehen. Ueber TQtx^ und tajivg^ die
wir für nicht weit auseinander liegend halten können, wollen
wir hier keine weitem hypothesen aufstellen und bemerken nur,
dafs uns dagh schon durch die stelle im Rigveda M.II, 2. 5 in
der bedeutung „gehen, laufen'^ erwiesen scheint Ob die etymo-
logie von /a/VcD auch für den indischen haiisa gut passe, ist
uns sehr fraglich; Weber V« S. S. spec II, 157 kommt auf wrz.
has, und ebenso Pictet in seinen origines. Den k-laut von
tii'A(o (231) finden wir auch noch im deutschen in d&he ,lehm%
teglich „kothig^, d&he „schmelzen des Schnees*', vielleicht auch
in daht „docht^. Unter ti^nto hat sich C. über die deutschen
Wörter geirrt. Grimm gcs. d. spr. 350 zeigt, dafs mit goth.
thrafstjan, ags. frefrian, alts« frnobrian, ahd. iluobiran
zusammengehören, während unser trösten einer sippe sei mit
goth. trausti und trauan. Unter jvn wird im lateinischen re-
cuperare wieder cup als wurzelhaft aufgeführt; uns hat es
Fleckeisen sattsam erwiesen, dafs hier einmal durch eine tSu-
schung des Sprachsinnes die form mit n die entstellte ist und
ihr reciperare, d. h. re-ci(s)-parare vorausgeht. Anders als
C, und, wie es uns vorkommt, richtiger fafst Kuhn in d. zeitschr.
I,«356; VIT, 320 und beitrage I, 355 fif. das verh<nifs von dram,
drä, dru auf. Da ergibt sich denn auch, dafs es fBr die laut-
liche gestaltung der spräche keine eitle frage ist, die Bopp auf-
geworfen. Ueber osk. meddix (unter fced) hat £bel in d. zeitschr.
YII, 271 eine andere meinung geäufsert, die vieles für sich hat, dafs
es ein gleich zusammengesetztes wort sei wie iudex, aus med-
dix, 80 dafs also nur sein erster theil mit medicus stimmte.
Das skr. budhna (unter nvüfiijv) bezeichnet eigentlich „Wurzel**;
ßaüvg u. s. f. gehen doch sicher auf skr. gab, älter gadh zurück«
Unter tgnco mufsten auch die deutschen s liefen und sluht ih-
ren platz finden. Eine nicht unwichtige sanskritreihe ist unter
29 •
45*2 Strliweizcr-Sidler, anzeigen.
naio) übergangen, nämlich pavi, nach Roth zu Yaska 8.57 „der
umkreis, vorzugsweise wohl die metallenen beschlfige des rades,
das am wagen Indra's, der A^vin, der Marut häufig die wölken
zerschneidend, den donner hervorlockend, die feinde zermalmend
gedacht wird, pavira „scharfe pflugschar, waflfe, paviravi, die
speertragende **, Roth zu Yaska s. 165. Die erklärang von opi-
mus s. 241 ist lautlich durchaus gerechtfertigt; denn nicht nur
in operio, auch in oculte finden wir die erste silbe nicht
selten kurz, und so ist also, nehmen wir C.'s erklärung an,
von einem unbedeutsamen vorschlage eines o (Corssen in dies,
zeitschr. III, 245) keine rede; aber eine möglichkeit opimas ans
ops abzuleiten ist allerdings durch patrimus und matrimas
geboten. In dem langen i scheint nns der rest eines casas be-
wahrt. Unter niaXog versucht C. eine erklämng von noUco aus
pa „zeugen^; Benfey in seiner kurzen sanskritgr. s. 58 leitete
noiim auf ein skr. apasjami, operare zurück. Das goth.
brahv darf gewifs nicht zu ocpQvg^ bhru gestellt werden. Das
wort ist trefflich erörtert von Grimm myth. II, 751. Der vocal
c in fetus, fenus (faenus), s. 269, ist wohl sicher aus einem di-
phthongen entstanden und da bietet sich als analogie obedire
neben oboedire dar, das für obovidire stehen dürfte, also
wird fenus, faenus gleich fovinus und fetus gleich fovitus
sein. Es ist uns nicht ganz klar, wie C. die bedeutung gegen
Benfeys erklärung des Wortes dvriQ geltend machen kann, da er
selbst nachher anderseits ar{>Q(ü7iog als „mannsgesicht** deutet
und sicher zugibt, dafs im lat. mas und im deutschen mann
gerade derselbe fall vorliegt Kaum hat die s. 288 angenommene
Steigerung (?) von ü in oe irgend sichere gewähr, und wir ha-
ben wohl Ritschis Warnung zu beachten in seinem sommerpro-
gramm 1856. Mit recht trennt C. vomer von ifiaoi, vomo.
Das wort ist gebildet wie femur und gehört wohl, wie Benfey
sagt, zu einer würz, vag, griech. /-ay „der aufbrecfaer% Bteht
also für vagmer. Trefflich erklärt sich durch die litauische
Wurzel sveru „wäge^ das goth. svers (vgl. „die wägsten and
besten männer" und „gewichtig**), ahd. snäri „schwer*. "Wir
schliefsen diese kleinen bemerknngen mit einer solchen über gr.
(TOüifca, das C. unter aaog „heil*' bringt Nach dem vedischen
psu = rupa, arunapsa u. ä. fragt es sich denn doch sehr,
ob afafia nicht für xp^ina stehe.
Wir nehmen von dem verf. mit. innigem danke fSr seine
Kulm, miscelle. 453
vielen schönen gaben abschied. Aach seine würdig geführte po-
iemik kann nar heilsam sein.
Zürich, in den osterferien 1859.
H. Schweizer-Sidler.
Queif.
Das bremisch-niedersächsische Wörterbuch giebt als im han-
noverschen gebräuchlich queie sanft, gelinde, mürbe, queif
vorwand, entschuldigung, qu ei mein wankend, unschlüssig sein,
die auch mit ausnähme des letzteren in Schambach's Wörterbuch
sich finden, wo namentlich der gebrauch von queie, dem sich
noch queiig anschliefst, reiche beläge erhält. Läfst sich schon
aus solchen ausdrücken wie „en queie boden** die grundbedeu-
tung dieser Wörter als die des ausweichens, nachgebens erschlie-
fsen und vermuthen, dafs das adjectivum der spirans verlustig
gegangen sei, so findet dies weiteren anhält durch die sinnliche
bedeutung, welche queif n. auf der lüneburger beide hat, wo
es einen durch pflanzenwuchs auf dem wasser gebildeten boden
bezeichnet, der beim betreten bebt und nachgiebt und in der
Mark fenn genannt wird. Dasselbe wort findet sich auch mit
etwas modificirter bedeutung im altmärkischen quebb' bei Danneil,
wo es einen boden, der durch versteckte quellen aufgeweicht ist,
in den man beim betreten unerwartet hineinsinkt, bezeichnet; zu
ihm gehört das adjectivum quebbig, welches sich dem gleichfalls
vom boden gebrauchten queiig anschliefst. Wie queie für queiwe,
so wird queimeln für älteres queiweln stehn, mit Übergang von
w in m, wie er sich in dem gleichfalls lüneb. megoller für wach-
holder, quekholter zeigt. Das ags. cwiferlice, anxiously e.
quiver, ndd. bibbern lassen die Zusammenstellung obiger Wör-
ter mit ahd. biben als gerechtfertigt erscheinen.
A. Kuhn.
I. Sachregister
Assimilation.
Lat. gr. 11 aus In 2.
XJi aus la 61.
Xk aus AjC 48.
^^ aus Qfi 54.
vv aus rj^ 48.
lat. gr. nn aus m 2. 4. 54.
präkr. n^ aus rn 7.
lat. rr aus m 2.
lat. griech. rr aus rs 51.
Wegfallen des einen zweier gleicher
aus assimilation entstandenen laute
im sanskrit 4.
Casnsendungen.
Nom. sg. msc. im umbrischen mit
vereinzelter bewahrung des o
(u) 86.
Dat. 8g. der osk. stamme auf i 230.
Acc. 8g. auf tjf von Wörtern wie
SwHQfkTijq 229.
Endung des abl. sg. in den indo-
germ. sprachen 231.
Endung des gen. sg. ebendaselbst
232 sqq.
Loc. sg. 288.
Nom. pl. 285.
Dualendung v. 50.
Claudianische buchstaben 160.
Composita mit na im sanskrit und
lateinischen 49. 50.
Consonanten (nach der rcihenfolgc
des lat. alphabets. Siehe griech. q
unter f , griech. ^ unter ks, skr. x
unter ksh, skr. 9 unter s). Vgl.
auch unter: digamma, gutturale,
liquidae, Zischlaute.
f. Gr. (pO- = skr. sk 897.
h nicht ursprünglich in den indogerm.
sprachen 192 sqq.; es geht leicht
ganz verloren 9. 10; es ist im
sanskrit aus gh, dh, bh entstan-
den 8.
k. k = skr. sk 897.
ks. £ = skr. 9c 88.
ksh. skr. x, im lateinischen nnd grie-
chischen wie vertreten? 71. 76.
skr. X r=: lat. gr. er, mq 59 ; seine
entstehung aus kt im sanskrit 72.
m. Abfall eines anlautenden fi 840.
n. Inneres v aus fi entstanden 186;
dentales statt verbalen 9 im sana-
krit 16.
p. Es schwächt sich im sanskrit zu
b oder v 11.
r. E inschieb ung eines i zwischen r
i und einem folgenden consonanten
im sanskrit 4. Neigung des saiuh
krit, neben r den vocal n zu ent-
wickeln 8.
Q&t ^T, wechselnd mit &Qf tq 45.
s, 9. Skr. 9 aus x oder ik entBtui-
den 60.
skr. 9c wird zu c 81. 82. 90. Ab-
fall eines anlautenden <r im grie-
chischen 186. Ausstofa eines c
im griech. nach liquiden 46. Ab-
fall eines s vor nasal im lat. SIS.
lat. gr. B aus kt, ks entstanden 7S.
sk im sanskrit wird zu c, ch 81. 82.
90; wird in verwandten sprachen
zu k 81.
skr im gothischen 69.
SV ab goth. anlaut 68.
Vgl. Zischlaute.
Saehngifter.
455
t statt kt im anlaut 73.
V geht im sanskrit in y über 198.
lat. V aus kv 60 ist im sanskrit nach
consonantcn eingebUfst 8. 17.
VgL Digamma.
Denorainativa auf nvut 93. 94.
Digamma des griechischen. Geht in
/; über 48. 52; in i62; in ft 121.
128; in o 407; ist aus skr. g, bh
eiitstandeu 50; bewirkt den Über-
gang eines vorhergeh. ft in v 88 ;
über digamma überhaupt 321 sqq.
digamma vor dem gr. relativ 401 sqq.
n vor fikfta 407.
» vor ^ifoq 407.
n vor h{j6^ 407.
Englisch. Geschichte der engl, sprä-
che 78. 79.
Enklitische pronominalformen in deut-
schen mundartcn 159.
Femininzeichen ! im sanskrit 228.
Futur. Seine bildung im umbrischen
und oskischen 35.
Gutturale. Ihr Übergang in dentale
erläutert 410. Sic gehen im grie-
chischen und lateinischen zwischen
1 und t verloren 181.
Hauchversetzung im griechischen 416.
Imperativendungen in den indogerm.
sprachen 295 sqq.; imp. niedii im
lat. 1 7 anm. : imp. pass. 28 miq.
Lautbrechung. Siehe svarabakti.
Liijuidae begünstigen die cntstehung
eines u im gothischen 132.
Mundarten. Deutsche dialekte 156
sqq., 236 sqq., 385 sqq.
Perfectum des altnordischen und la-
teinischen 208—270.
Perfectstamm des latein. 399—400.
Perf. conj. Sein gebrauch im sam-
nit. (osk.) 39.
Plural. Seine bildung in den Indog.
sprachen 222.
Pracsensverstärkung im lat. 159. 160 ;
praes. cj. im osk. 38 ; praesensthe-
men auf a; ihr streben, sich im
sanskrit über die ganze spräche
auszudehnen G sqq. Uebcrtreten
der verba aus cl. 9 in andere das
scn im skr. 6. 7. Entstehen neuer
verbalthcmcn auf n aus der 9. cl.
im sanskrit 6 — 10.
Proklitische pronominalformen in deut-
schen mnndarten 159.
Redaplicationssilbe. Ihr voesl «liif*-
bafst 2.
R-TocaL Seine entstehung dareh ein-
flufs des accents und lautbrechung
2-6. Neben ihm besteht in ei-
nigen formen im skr. ar 8. 5. Wie
ist er im latein. vertreten? 6. 7.
Sphritus asper. Der sogenannte un-
organische im griechischen 172.
Suflixe: dioq 155.
griech. äxoq^ ä; 48. 899.
griech. «j-, «i», ovn ero?. eriy 47.
Ja>; ßaq 195. 196. i}ff»o? 156.
«Ucsaj^icAAn^eUoi; 140. 141.896.
^o^, ^riq für toc, t^« 149. 160.
&fio^ mhd. dem 256.
1/(0.; 54.
ifio^^ a^fioq 397; »r, ar, «^, a^
154. 155; iioq 108.
xi(?), xct, 1«, Ti?, T( 333.
xtq 380 sqq.
/(CO 180.
Ti|?i TfiQj Tmq, T«^, %(fiSt /t^c,
ä«y?, ^T«y«, iri^Cy ivfl':* ®»^»
vriiq 158. 154.
VQ
127.
(fo 52. 53.
Latein, suffixe:
äri, äli, osk. ari 40.
arus, orus, erus 89.
culum 249.
ejus, ins 80.
ensi 85.
etus, etum 287.
ia 291.
incius 292.
Tli, griech. alo 132.
itis, is, itor 153.
Deutsche sufExe:
mhd. dem 256.
goth. na anpronominalst&mmen 1 88.
ahd. ont 833.
altn. var, ags. va 881.
Sanskritsuffixe :
ant, griech. orr. Geschichte dieses
Suffixes 98. 95.
asnu, ishnu 94.
tar, tra. Seine Vertretung im deut-
schen 253.
va. Seine behandlung im griechi-
schen 45. 88. 118.
van, var, griech. ^ai*, >'a^ 899.
vant, vas, van 96.
vas, griech. /"oq 196« 196- 8*1«
456
Wortregister.
Svarabhakti, wodurch der r-vocal
entstellt 5. 18 sqq.
Tennes gehen im sanskrit leicht in
mcdiae über 11.
Vocale. Im sanskrit (vgl. auch r-vocal)
a zu i geschwächt 5. 91. 92. 94.
& zu i geschwächt 9. 92.
wurzclhaftes a bei nominalbildun-
gen auf a zu ä gedehnt 88. 95
(auch ähnliche erscheinungen im
griechischen).
Verlängerung von i und u vor r 8.
In deutschen sprachen:
goth. o aus auzusammengez.GS.
abfall eines anlaut. a im deutschen
durch einflufs des accents 80.
In italischen sprachen:
abfall eines anlaut. a im lateinischen
durch einflufs des accents 80.
lat. d aus & umgelautet 69.
osk. if einem lat. 6 entsprechend
41 fin. sqq.
Im griechischen:
e protheticum bei digammirten Wör-
tern 405.
u fiir (q 54.
n aus c gedehnt 49.
e* als ersatz f^r consonantenver-
stUmmclung oder verlorene Po-
sition aus f gedehnt 53. 128.
iiQ aus (qJ-^ UV aus f v^, e^X aus
(kf 48.
i filr fi 48. 53.
ov als ersatz für weggefallene Po-
sition oder fUr consonantenver-
stUmmelung aus o gedehnt 46.
50. 52.
Wnrzelerweitemng durch tt 897.
Wurzelformen. Deutsche wnrzelfor-
men auf ä 245—286.
(FUr das sanskrit vgl. unter praesens
(praesensthemen).
Zahlwörter^ Ihre Stellung im umbri-
schen 84.
Zischlaute. Ihre entwickelang vor i
und j im umbrischen 37.
Wirken aspirirend auf den folgenden
consonauten im griech. 90. 149.
Vgl. unter s bei „consonanten*'.
ET, Wortregister.
A. Deutsche sprachen.
1) Gothisch.
afsvairban 59.
aistan 172.
aiv 833.
Amalhsvinpa 58.
anavairj^s 21.
andbahtä 263.
andvairps 21.
augo 242.
♦baian 262.
*bal)?8 58.
baurgu 241.
bi 80.
bisvairban 59.
'^hlaian 256.
*bl6jan 271.
bldman 271.
brahv 452.
braids 243.
*brivan 273.
*bröjan 272.
*deds 277.
♦didan 276.
dömjan 280.
döms 280.
faia 253.
fal])an 130.
fraiv 248.
iVauja 292.
ga- 161.
gagavair}>nan 21.
gaggan 288.
gamidns 836 sqq.
gatvd 285.
gavi 119.
, gards 148. 151.
, gilj>a 151.
i ♦glojan 278.
♦grojan 266.
gumakan|>s 142.
gu]>8 417.
haims 241.
haim 449.
haubi]? 242.
♦hlÄjan 266.
*hnöjan 275.
*hr6m8 68.
♦Hrdl>(a)vln)>a 67.
hrd]>eig8 62.
*hr6|?8 60. 61. 6S.
hulistr 258.
hnrd 148. 149.
hvaitel 118.
woTtngittcr.
457
hvan 138..
hvas 836.'
hveitsllS.
is 140.
ita 140.
ja 357.
jah 357.
jai 357.
♦knaian 253.
kuods 255.
*kraian 257.
kuui 118.
kunnan 255.
laian 251.
lapön 267.
♦maian 261.
mai|7ipa 256.
mi]> 138.
mirdö 148.
*m6jaii 272.
*naian 260. 276.
nepla 260.
♦nojan 276.
praizbytcrei 148.
qvainö 118.
qvaimus 117.
qvens 118.
qvino 118.
r|vi|>aii 59.
razda 148.
*röjan 267.
8aian 247.
samaleiks 136.
8ama]> 187.
8ilba 137.
simle 132.
siiitcinö 132.
8kilan 398.
*8kraian 263. 264.
slahan 396.
slauhts 396.
♦spojan 270.
♦spraian 264.
♦sprojan 274.
standan 288.
sta|?s 283.
störnan 283.
suma 133.
8üms 182. 134.
svaggrseo.
'''svaUjan 60.
sveiban 59.
8v6r8 462.
♦svillan 60.
*8vindan 59.
*8Tin)?ei 68.
svinbjan 68.
svin >Dan 58.
svin^ 68. 69 f.
taihsvo 448.
tveihnoä 884. 887.
ban 133.
paurp 241.
♦[>raian 259.
ufblesan 256.
vaian 245.
vaila 358.
vair|>an 21.
j varmjan 118.
; vaurstv 263.
viuds 247.
I 2) Althochdeatsch.
i ahtdn 76.
I augi 243.
! bäunga 262.
|bi 80.
blätara 256.
bluomo(a) 271.
bluot 271.
blUete27l.
bruotan 278.
Chamo 89.
chnuot 255.
chraa 258.
chranoh 258.
chumu 118.
cn&ha 255.
cnösl 255.
cnuot 255.
cräa 258.
cräe 267.
cr&he 267.
craia 268.
cr&wa 258.
cränu 257.
de (part.) 335.
di (part.) 335.
dihein 335. 337.
dorf 241.
drahsil 259.
dr&t 259.
dr&a 269.
ein 836.
eines 832.
einest 882.
Folcman 482.
framspnot 270.
g&n 284.
£^ngan 284.
gaspaatön 270.
g^n 284.
I ginuoti 276.
I glojan 278.
jgluot 278.
i grifan 120.
j graoti 265.
I habuh 60.
halön 123.
hanakrät 267.
hankr&t 267.
hano 120.
baren 123.
Hedwig 430.
♦hein (statt ein) 335.
höUan 123.
hin 335.
hlöhtmga 266.
hnoe 275.
holdn 128.
hraban 128.
Ilrotsvitha nnd nebenfor-
! men 56 sqq.
I llruod- 62 (61).
, Ilniodbert 62.
hruom 62.
; hundert 142.
j idis 47.
lio 333.
{ itis 47.
joh 367.
lahit 252.
lahstar 253.
lastar 258.
lüunga 266.
jmadari 261.
i magad 47.
I mittunt 838.
muor 387.
nädal 260.
nädala 260.
nftt 260.
nihein 335. 337.
uouth 275.
nud 276.
uuan 276.
nuhil
nao
nucha (
nuoil
275.
458
Wortregister.
275.
nuol
nuot
nüot
plät 256.
Roswitha 56 s«|«i.
Rud 02 (61).
.Kcgrau 337. 3Ü8.
simbles 132.
simblnm 132.
simblun 132.
8kultra 399.
snara 399.
siiuor 399.
ppuat 270.
spuaton 271.
spuen 270.
spuon 270.
spuot 270.
stän 281.
steil 281.
suClan 209.
sum 132.
snmalih \
sumelih > 135.
sumilih ;
svintan 59.
tä tumcs 278.
t€ta 278.
thi (part.) 335.
tuom 280.
-tuom281.
tuon 277.
urchnät 255.
urdrasil 259.
wäet (= weht) 247.
w&het (= weht) 246.
weinön 118.
wewet (t= weht) 246.
Widald 430.
Widpurc 428.
wilont 333.
Withelm 427.
zebar 397.
zuivönt 332.
3) Hittelhochdeatsch.
ämät 261.
baen 262.
bäht 262.
blädem 256.
blagen 256. 257.
bl^ren257.
bluome 271.
•bluot 271.
iblüete 271.
ibruot 273.
jbrüeje272.
brüejeu 272.
draejen 259.
draen 259.
draete 259.
dran 259.
gluot 273.
glüejen 273.
grumait 261.
gruo 265.
gruomät 261.
gruonmät 261.
gruot 265.
grUeten 265.
hiurent 333.
hört 149.
iezunt 338.
krä 258.
kreg 258.
kreie 258.
laster 253.
luci 266.
lUejen 266.
lUen 266.
m&daere 261.
maeder 261.
maejen 262.
maen 262.
maien 262.
mät 261.
meder 261.
meien 262.
meigen 262.
mewen 262.
nadele 260.
naegen
naehen
naejen
naen ]
nälde 261.
nät
nätaere
260.
260.
negen
neben
neigen
nen
nuhil 275.
nuogil 275.
nuoil 276.
nuol 275.
nuot 274. 275.
' nuowcl 276
nilejen 274.
lömet 261.
jrüejen 268.
; schraejen 263,
i sliefen 451.
sluht 451.
spraejen 263.
1 sprät 264.
I sprUejen 274.
I spuot 270.
Itet
itete
I umbi 80.
luomät 261.
Iuemet261.
j waejen 247
i zwirent
275.
264.
278.
I zwlrunt
332.
4) Neaho€hdeat8Ch.
! achten 75.
I allesammt 137.
amt 263.
backen 262.
bähen 262.
bald 58.
bei 80.
bellen 257.
bequem 118.
blähen 266.
blasen 256.
blatter 256.
blöken 257.
blühen 271.
blume 271.
blUthe 271.
braten 273.
brauen 273.
brauen 273.
brennen 273.
breuen ]
brühe
brühen
brüten )
bug 241.
bürg 241.
dämmer ung 136.
docht 451.
drath 259.
drechseln 259.
dreck 863.
ehre 172.
278.
WortngUier.
459
273.
einfach 180.
einladen 267.
-fach (in einfach) 130
falten 130.
gasse 285.
gau 1 19.
gehu 281. 284.
gertt' 151.
j^eschwind 58.
glauben 280.
glühen
gluth
gras 265.
greifen 120.
grummet 262.
grün 265.
gut 417.
hahn 120.
halH 449.
HUdebrand 429.
hold 280.
holen 123.
hört 149.
huld 280.
hundert 142.
kommen 118.
können 255.
krähe 258.
kranich 258.
kummcr 450.
laden 267.
laster 253.
mähen 261.
mit 138.
müde 272.
mUhen 272.
nadel 260.
nähen 260. 275.
nath \
näther | 260.
nätherin )
-quem (in bequem ) 18.
quime 117.
Robert 61. 62.
Roderich 61.
Rodewald 61.
Roland 61.
rüder 267.
Rüdiger 61.
Rudolf 51.
mhm 62.
Ruprecht 61.
sammeln 137.
-sammen (in zusammen)
187.
187.
309.
I sammt
! sämmtlich
»'^I;'"'"' |898.
scharren )
'. scheeren 337. 398.
I schlagen )
! Schlacht ) ^***'-
\ schnür )
' Schulter )
i schwanger 60.
I schwelen 209.
I schwellen 60.
j -schwenden (in verschwen-
den) 59.
' «chwer 452.
I schwinden 59.
jselb 137.
1 spriefsen 264.
I springen 264.
sprossen 264.
spöt
, unspuod
270.
274.
118.
Sprudel )
sprühen )
sputen 271.
stchn 281.
Strudel 274.
that (sbst.) 277.
that (er) 278.
thaten (wir) 278.
-thum 281.
thun 27G sqq.
verschwenden 59.
Währwolf 110.
walzen 118.
warm 274.
wärmen 118.
weinen ,
weifs [^
werden 21.
wetter 217.
zusammen 137.
5) Lebende deutsche
millldftrteil s. im Sach-
register.
6) Altsachsiflcb.
cumu 118.
dc'da 278.
dädun
d<!dun
hunderod 142.
lahan 251.
simbla
simblon
278.
132.
{ 7) Holländisch.
Inaald 261.
I
I
I 8) Angelsächsisch.
blaed 256.
blaedre 256.
bl&ve 256.
,bled 271.
i blustma 271.
jblovan 271.
• breövan 273.
; cild 399.
cn&ve 254.
craed 257.
: cran 258.
; cr&vc (subst.) 258.
i (verb.) 257.
I cvanian 118.
i daed 277.
I dide 278.
I eage 243.
I gebloven 271.
igchlov 266.
I würz, gelp 60.
gelpan 50.
gilp 50.
gled 273.
gldvan 273.
grove 264.
hancraed 257.
hlöv 266.
!!k''' 1 266.
j hlovung )
hre^an 61.
lirdSig 61.
HreSric 61.
hrt^fSjan 61.
liroggär 61.
Urö5mnnd61,
HrdSvulf 61.
hrö^or 61.
hvit 118.
I hvön 118.
' leAn 252.
|lcahan 252.
I leahtor 253.
i macd 261.
m&ve 261,
imeÖe 272.
'roöer 267.
460
Wortregister.
roöra 267.
röve 267.
rovet 267.
rövncss 267.
säve 248.
simblc 132.
sinile 132.
sped 270.
spcdan 270.
spöve 270.
svin 126 f.
tviva 33.
briva 83.
^räve 259.
unspcd 270.
vave 246.
vanian 118.
vel 358.
verevulf 110.
9) Englisch.
blow 256.
child 399.
did 279.
dregs 363.
grow 265.
know 254.
j mon 261.
. same 137.
' some 132.
; throw 259.
J tum 21.
j with 359.
j 10) Altnordisch.
auga 243.
|bögr 241.
I glda 273.
! glöö 278.
I gr6a 265.
heimr 241.
'hot 118.
ihröÖ 61.
■ hroöigr 61.
! hroßmögr 61.
Ihr6«r 61.
I hroöugr 61.
I hros 61.
I lirosa 6 1 .
• hundrad 142.
I Iduna 47.
|kDä 255.
I kona 118.
,mä 262.
näl 261.
qväna 118.
qvt'ina 118.
röa 268.
skä 74.
skae 74.
skald 899.
I Skuld 21 sqq.
sveiti 48.
■tafn «97.
\ tvisvar 881.
]>ri8var 831.
; ürör 21 sqq.
I veina 118.
i VertSandi 21 sqq.
I 11) AltfHe8is€h.
\ ige 248.
' hundred 142.
hundrid 142.
[ inea 262.
i 12) Schwedisch. Di-
I nisch.
I dän. roes 61.
schwed. dän. ros 61.
sehwed. rosa 61.
dän. rose 61.
B. Griechische spräche.
1) Altgriechisch.
o- (= skr. sa) 185.
dyaO-oq 416.
dyufjialov 417.
dyyaXü) 2.
dytfQia 119.
ceytti; 120. 141.
dyv(fiq 120.
dyvQXfiq 120.
'Mdioq 430.
'MSdio<: 430.
ddft^T 139.
dfUfi 396.
uftQta 75.
deXXa 140.
diQ 75.
dlf^aa 51.
•yfC«i5s 105.
dfifii 247.
dfjQ 76.
d&f\)i^ 47.
'^&ijrtl 47.
nhi 119.
Aiaxoq 182.
AlyfQta 96.
utyXrj 397.
aliv 146.
J2i>()a 111.
Al^gaCa 118.
uixXoq 897.
/ilviaSaioq 430.
«r; 76.
Atrtfwk 102.
alnoXot; 96.
AUv 102.
^haaq 97.
Aiüt'iqa 97.
Afffägoq 97.
aia$ftog 54.
dioxQoq 46.
alxfiri 897.
uxa(h6i 416.
'MaXavaiq 106.
"Axaaxoq 188 sq.
184.
nnuxftivoq 397.
dxiq 897.
dxfifiT 189.
axoXoq 98.
dnolovB^oq 420.
dxorfi 47.
dnort 74.
dxqodo^ai, 142.
AnxmQ 105. 182.
dum* 897.
dl.6al9m 120.
dXia 209.
dXta 209.
dXtlava 407.
dXivqa 407.
dXivoop 840.
dXim 407. 840.
aX&aivu 120.
aXiyxioq 185.
a;»rMV 122. 335.
dUaxur&ni 120.
aX((faTa 407.
"^XxiTinij 426.
ciXifiTa 407.
'^/««Cbi*? 433. 484.
«^axK 130.131.329.332.
a/<«xis 130. 329. 332.
ufta^a 372.
afia^nö^ 114.
a/*ai/? 329. 832.
dfiaT^q 130. 181.
a^aoi 262.
dfitfßat 253.
«^^ 184.
d^Tjr^iß 262.
dftrjioq 262.
fCfirjTi}(q 262.
dfio&iv 134.
a/40>l;'0^' 362.
dfiOf)ßos 362.
aiio? 134. 135.
a/<6; 135. 338 siiq.
a^or^ 134.
dftniXoq 141.
dfi(pfigfi<; 267.
d^(fdaq.^<i 50.
d^q^inoXnq 95.
"^fiqjtov 103 f. vgl. 102.
a/U(ü; 134.
arac^of 897.
ai'oxo^ 830.
ai'ax«^ 48.
a^axot 48.
ara:vara«M 417. 418.
arJ^axa; 330.
ai'J^ä/Aij 207.
drS^nyiuff} 110.
j4»d{)odailoL 427.
'ytrÖQn&Za HO.
^j4vd{in^t\dri<; 432.
*^irf^>w 426.
»{•cxa? 380.
ay^() 234,
ar^^^)i^ 47.
äfi^o^ 47.
ay^(>aS 207.
*j4t"i€irdgfj 426.
*jiriittyi%Qa 426.
^Ariionti 426.
aS/ri/ 397. 878.
«Sio« 76. 870 sqq.
Wortregister.
aSwi» 372.
dna% 130 (bis).
d-nrivrj 122.
a;ro^(r«ii' 51.
'^:ioXAöJii>^o? 112.
"Agaßta 113.
a^axo? 47. 48. 124.
'Aijavxiq 419.
dofvoßöaxo:; 53.
ctoi^v 53.
ft(tT}i'oßoay.n:; 53.
'Aütdyirj 410.
'Ai^inötfi 410.
'y#^t<^aiO$ 430.
'Aqif.taxoq 430.
a^t/a 64.
*A(ixtqjü)v 27.
a^xro? 448.
^^i'ia^ato? 430.
'^^jfWao« 432.
a^Ff? 53.
l4o>'oxX^5 54.
aQQTiv 53.
dqariv 53.
a^«''(rT«/o? 65.
dffxaXaßotrjq 104.
a<rxoiila|9furi7? 104.
arrxccAa^o? 104
'A<TxdXaq)nq 104 8q(i.
^Aaxavta 97.
A(Ty.unoi 97.
'AffTTidnxdQftti 427.
AcifQta 108.
AoTigUiq 103.
'^(rr/^to? 102. 103.
*AaieQlütv 103.
AffifQodiia 103.
'Affivödfitta 183. 184.
'^<rri;ö;^i/ 104. 105.
aiaAaiTo; 135.
ara^TiftToc 114.
ocTa^ino? 114.
'A%Xav^Uri 113.
"^ri-? 99.
ai^^e? 332.
aiVf 332.
aiTK 382.
laroi 172.
at (tf 172.
a;^9a? 122.
dxvgov 897.
. ai/^ 332.
|,9a^r? 451.
!,^a6w 88. 119. 136.
461
,9al(XMur47« 828.
,9faiw 95.
♦wrz. |9a/i 88.
,^ara 118. 119.
j'^frcia 54.
ßdfvtfia 54.
wrz. /9ap 117. 122.
ßä^a 51.
j^a^axo; 47. 48. 117.
123. 124.
ßaqßaxCtiM 117. 123.
ßäqßaxoq 117 anm. 124.
ßdqßa^, 47. 48. 124.
*ßa^ßavoq 124.
ßdi}ßaQOQ 116 sqq. 124.
ßaglop 61.
ßaQtxot 54.
/?(X^xa^<M 117. 123.
BniQxaro' 117.
*ßaoxoq 124.
/9a^i; 8.
ßoMtXtvq 184 sqq.
i^cecr«? 284.
/?a(rxa 896.
ßeigaxtq 124.
ßf^QÖxfj 49. 124.
/9f/^aS 47. 48. 124.
,^f/(>*S 65.
i^a« 208.
ßtXXdaonai 208.
ßiXxfQoq 358.
BivO-Kyixi<f<fj 431.
/?ir^09 397.
ß^QXioq 65.
^^^o 284.
^9/^,y^a 284.
/9aA^ 55.
<9i'Uo? 55.
/7/o<; 119.
/91a(rro^- 40.
ßXw&iinq 45. 46.
i9o«a 120.
Bn{j&ayö{i€tq 45.
ßo^aov 46.
ßogxaxoq 46.
,9oi'xoAo<j 92.
ßovXofiai 2.
ßovXvioq 111.
ßl^iijnvnq 99.
ßgfvria 54.
j ßgiJOftftgpiq 127.
u^^iTi^? 127.
' ßgoroq 5.
>po^,} 119.
462
Wortregister.
ßvoaa 417. j
yaia 119.
yäXa 224.
yaiaS/a<j 106.
raXavak 106. i
yaXfO)Tr]q 104. i
;'«A;/ 106. I
-.«,.« 118. 119.
vnr?.. yaQ 120.
-'«o;'oe(>*toi' 120.
yaJQoq 50. I
;'^;iaf 208. I
yfXfU 208.
;'f;.0(ii'r/« 208.
yf'i( ft ara 49.
y/ii^A»; 260.
yf'rio 119.
yiQavoq 126. 268.
;'f«aoo; 45.
yiQoi'T 74.
j-tor; 45.
yumv 45.
j-rop? 126. 258.
ytjQvoi 258.
yAoiyos 224.
-'Aarxo? 450.
yArx*po(; 45. !
yXvxxo^ 46. j
yXvxv^ 46.
-'oia^ 119. :
rnoyoXi(üv 427.
;'i'rt 119.
;'iYa 119.
yvvfi 118. 119. ,
J^ft>«i»TO*(y<ra 426. ,
röiovTO<; 426.
^dyyi'fti 50. i
wrz. Aa^ 122.
yrrz,/ct(^ 49.
^äßf€? 53. I
^a{tvQ}v 54. I
^tUaxi 349
^/S 71.
J^iTfoq 400.
^Qtiyvvfu 50.
^^)»;i' 64.
J(/idovxoq 428.
//«Ixif/? 429.
AodXoxot; 428.
yiai/taxoq 427. 428.
/laifUiti!; 429.
Jfdffxoi 428.
430.
Jfiüpai'fjq 429.
Jat(fai'2o; 429.
Ja'OfQüiv 429.
(Täxii'Aoi; 398.
Jä^ia(txoq 432.
/taraidtq 425 nnra.
(^^ 354 sqq. 144 sqq. 146
sub f.
0>ira 344.
Jfiv(ya 428.
JftvnxQajfjq 428.
/IfnoXo/oq 428.
/tfivofta/oi 428,
Jfivoftifrjq 429.
Afdoiv 428.
d*t;rvor 397.
()fxa 448.
()e£iOi; 448.
d'fafiornjq 107.
cV,; 145. 854 sqq. 357.
/1t}'iäifi(in 115. 428.
/Itjliiidfjtfia 428.
/Irj'ixöo)!' 429.
/tri'ixftdirjq 428.
/f//a^wi' 427.
^»^ao/oc 428.
/fj/lAi^xi? 427.
Jrfiftaxoq 427. 428.
Jrj'ifOftfi 428.
^»j;o5 428.
//ilto;^oq 428,
JfjinvXoq 428.
^Vim.^m,' 428.
//i?iVo^9o^ll4. 115. 428.
J Ij'iq Ol' oq 428.
Jtj'Cifoi'iijq 428.
//^i/oi; 428.
Jrfttav 428.
(J^Ao? 357.
Jriuäörjq 431.
J/f(a()xoq 432.
/ffl(iiox6o)v 429.
Jtiftoxi'dfiq 482.
/iriftnqdrfjq 432.
Jflfiifiuxfia 427.
Jijmöiffj 427.
jHixo(r»nt 141. 846. 847.
J<^$ 330.
JuXvxri 427.
wrz. ^(x 896.
(JixfAAa 140. 141. 858.
854. 895. 896.
wrz. <jMtT 896.
dlxxvov 396.
; wrz. <^^(rx 396.
Sitrxoq 396.
Jmvvaoq 72.
JitoQijq 486.
()/(4T(ft^a 189.
d^dxovT 74.
I (^i''axoAoc 98.
i laro; 64.
rae (VW) Ö4. 123.
fa^, (sanguis) 61.
^ao) 249.
^|9ow 249.
fyygrrjq 860.
ry/oq 397.
J«? 129.
i/(><r»? 61.
'E&oöaU 480.
ficero? 64.
f*a^ (ver) 64.
ftmo (sangni») 54.
«^«() 423.
«rxoo-i 849.
EiX(l»via 422. 428.
fiXiiXov&a 419.
f?Aij7.a 60.
EiXv&vM 422. 428.
J;,« 48. 49.
c^ 146.
f^ 344.
(UaxfQfq 88.
f^/ 208.
I Ei\ta(pitaTr]-i 58.
iiQ(a{a 267.
«?(>i;»' 53.
#/(>»/»• 58.
J? 129 — 147.
178.
*»Ta 146.
«r«!» 146.
^'xacrro? 166 iqq.
821 — 828. 409.
fxaTf^^<(r) 170 sqq.
821.
jxarf^oc 821—828. 409
jxaTÖr 141. 846 iqq.
/xcifo; 142.
^xin: 74.
-♦i«Tiyc 89.
n» 208.
ndvfi 208.
^AäTOft 208.
fXatpoq 52.
fAc/jlfOC 263.
^Afy/tf 258.
161 -
171.
Wortngifter.
463
nda 208.
'EXfi&iua 422. 428.
ntiy 120.
'EXimi 47.
'EXivoq 47.
'EXiv&va 422. 423.
'iFAn.^üi 422. 423.
ilivffoftoh 420.
VAij 208.
n&€Tw<; 297.
aioq 51.
m6? 51.
'£i;i^S 427.
wrz. iXva- 420.
rttJii?? 360.
fftqtgriq 360.
fftifvXnq 360.
/f 146.
Vi' 129— 147. 161 — 178.
/yail//x(0(; 135.
'EröriU 430.
fVfxa 146.
ti'gxfv 146.
/»öacTf 365.
M 146.
/i'»axK 134.
^Ftai'io^ 136.
^wa/^ 184.
iyta/ou 134.
fi'frot 134.
fvCovf 134.
fVo^ 136.
ivvQrja^q 121.
Vi 71. 828.
^5a»<^ri}q 397.
JiaxoiTto» 846.
infayoq 47.
'J^jififrtt? 427.
?9#,9o? 104. 862.
fi^iMq 64.
^^fff^a 267.
if)iaaia 267.
iqiitiq 267.
iQfTfioq 268.
'Ei^taajriäaq 427.
iQKfoq 52.
'E(tuf.oq 53.
fpxai'i} 47.
'EiJ/itivot 128.
iTj^^iao; 56.
^^^»i»' 68.
if^iffivoßoaxoq 58.
fiftfoiffo 29.
f^up 61.
J'^criy 61.
?^(ri; 51.
/(»(Tiyv 63.
/^/o//ai- 8.
^()aiJ(6? 102. 108.
/(y^^5 149.
*Vra^ 49.
^ffWa 241.
^ffTiäia 241.
^T«6s 400.
*ri7<o? 400.
^ Evayi)()ti 426.
• £:i^Jaio<; 480.
I ^uxAct^aroQ 480.
! Erfia/oq 480.
• EvTtvXCiaq 428.
^/'(H'araS 430.
Evftvxöotv 430.
rvQvxQtlo»^ 59.
Eu()vX6<pfj 427.
Evgvfddmv 480.
I Ei>{tvnvlfj 428.
! Ei'()i(j«xi;<; 427.
Ev{iinlwv 182.
:Er'(iiToc; 182.
«rw 172.
I «uoJ 172.
: //«rAf; 260.
Ifw? 172.
' wrz. ♦Ca« 89.
; -Zf r? 423.
. Lij/(/a 89.
•C7.M0 89.
; Zöft'vloq 72.
; t] 367.
; 17 (= qrti) 407.
V/Atxioii '/? 402.
! ilXtxno, 135.
: ^;iu 323.
^Ato? 172. 225.
, i//<afr 172.
i7^«S 172. 178.
, *'^ftixTrjq 89.
*r}fto-q 89.
lyv^a 136.
17711' la 99.
'Hnvitötiq 99.
'Hario? 99.
'HgaxXftdaToq 430.
! ^;fi 404.
i GäXiiinQtq 433.
j />äA:TW 274. 898.
i wrz. Oav 8.
j &dnoq 416.
d-eavÖQixoq 110.
^fi/xoAo? 03.
dcÄnopifa 416.
&i/ia 280.
^f^iC» 281.
^i^t« 281.
Sf^tq 176. 177.
O^fftiaxtvta 281.
^f^/iö; 274.
QBQfitäöoffaa 4SI.
0fi)ffiXoxoq 428.
j ö^ftTK 279.
; />f(r^6? 280.
©eri? 175. 176.
^«t6 5.
^^^.^o? 416.
; &fjxfi 280.
.9^;.v,- 399.
Qv,(Tfiiq 176 anm.
; ^»/ifs 176.
j^iyro 139.
j 8^a(n^<)a«o<; 480.
i SQütavdfßoq 480.
I S^fnaxfXoxoq 428.
; Sfjaavftaxoq 480.
i0^^t;'yo? 416.
iö"(,Hyxo? 416.
^i'a;« 140.
&vXaxfi 48.
^lUaxo? 48.
&vXal 48.
&VfifXij 141.
QtugaxCöfjq 426.
' ©w^ia? 426.
Qtiiitrjv.fi 426.
r, i'348.
ra 139—140. 340.
/«aAo) 105.
'IdXfifroq 105.
j^ariT« 105.
: /cc^jal 48.
■ iagäi 49.
/ot^««or 62.
Jdgw 47.
"Ißvxaq 99.
j t«Jo; 48.
Moi'; 29.
U(iaS 47 sqq.
*^<«/S 47 sqq.
ifg6q 47. 172.407.
;';/^a 249.
'iXoq 98.
i/MaTioi(i) 49.
' i'utgoq 172.
464
lanmaia 417. 418.
r'i- 344.
Tm 411.
IrxaiifxtaM 417. 418.
hpvo/iai 121.
ivvoftai 121.
hvQOftai l-l.
7o:*ta 426.
;o; 139.
7oia«K 98.
'lovlioq 98.
(Oi'Ao«; 98.
"/oi'Aos 98.
'Innoxömv 430.
'/tt^toXi'ii/ 111. 183.184.
426.
'/rrnoAiTo^' 109 sqq. bes.
110 siib f.
inTzoq 172.
7;i;fti 426.
iV»«| 47 s<|i|.
y^ava; 53.
/<)^f? r)3.
r^jjt 47 SM(i. 124.
r^ior 52.
tff^ft 121.
rcrxicct 122.
f(TÖi;Aoc 209.
IffzCrj 121.
79K 26 f.
"IffiToq 26 f. 114.
,>'Ai; 122.
r/A« 122.
/« 49.
ioi 843. 845.
7«Ax»r«s 109.
h'^f 49.
ion~ya 49.
>j«<J«o5 207.
xa&co? 208.
xalrvfAai 207.
wrz. xaA 117. 266.
xaXaßQoq 116. 128.
xaAt<tf 123.
xaAtfi^io^m» 122.
xahrdim 835.
xaUaooc 116. 128. 124
KaXXia^vift 485.
xa;Jli)v» 127.
KdlTtaq 102.
XaArrtTO? 102.
KaXnoq 102.
wrz. xa/e 89.
122.
123.
"Wortrcgwter.
ixai'rtjtii ^20. 121.
! 9idrdaQoq 207.
I xandra 122.
I JCam'i; 100. 101.
KnnvXoq 100.
ijf«;rir? 100. 101.
I wrz. xaQ 117. 12
Ixa^ 398.
I r-dga 398.
I ^xa^axo^ 124.
' xa^avo^ 898.
xaQavd 398.
xa^^at(w 117.
xoQßälta 123.
xa{)ßaXtL,ui 117.
xa(»/9av 116. 123. 124.
xaQßarCC,to 117. 123.
xtk{ißaroi 116. 124.
xdqßaroq 116. 123.
xa^xaroii' 117
, xaQßiva^ 117.
'*x«p,9os 124.
' xo^ixoti^w 117.
xa^xarto» 117.
xcipro; 398.
xagoq 898.
xagnäXiftn^ 397.
KaffiaA/a 184.
Xa<rra}9 208.
xaj|f/xTi}Q 89.
wrz. x^aQ 122.
x^ 146.
xiivoq 118.
xfAaoi'^o) 123.
KiXfv&tia 103.
x^A«i'^os 420.
xfAAo; 2.
xüoftai 123.
I wrz. x^Ai'ö- 420.
! x^w^»^ 123.
{ xtv 146.
i xfi'fo? 60. 118.
; xgvvoq 118.
\xfr6q 60. 118.
xc^t/w 161.
xfQaßaiu 117. 124.
xfQdfrvfii 264.
K^^as' 107.
i Xf()ä<rri},' 107.
I KtQaffilaq 107 sqq.
j Ktftamfq 107.
; Ä/^ar« 107.
xt(jda 264.
it^ßtgoq 124 (bis).
xfirTo; 151. 864.
xtiftoq 89.
KriQvxldtiq 99.
K^i"! 184.
x(xAi|^0'xiD 267.
xCxvq 60.
xftf'i'^oc 120.
xfox^arof 142.
x%ov6xQätO¥ 142.
xft^a 58.
xtqoufoq 53.
xCgxoq 123.
xigvtift^ 264.
xirTO? 417.
x»jri}Aa 122.
xi/Ai, 122.
xfjlf^aw 98.
xZ/ipij^* 93.
xXdatq 266.
xAa« 93.
KXioda^oq 430.
KXtOfiaxoq 430.
JQfOTTTOAf/IOC 4.^0.
xAioc 62. 63.
wrz. xAi; 266.
xXf](nq 266.
xii^rij^ 206.
KXiOivtialnq 480.
IQoiVij 427.
wrz. xAi'^ 420.
Klvfttroq 105.
xXvToq 62. 68.
xi'diu 275.
Ixfi}^üi 275.
Kv^^is 427.
xöyx^'V ^22*
xoii'o; 88. 886.
wrz. xoA 92.
xoAoy 98.
X0A0C9 or 98.
-xoAoc 90 sqq,
sqq.
wrz. xoft 88.
Ko^axa? 108.
Ko/ifixfiq 108 (bw)
xoraßoq 120. 126.
xorettt» 126.
; Kong^vq 180.
hr<(^ 123. 124.
^xog^rvfti 98. 94.
' ♦xo^f« 98. 94.
I xogtctoq 94.
I xoggq 898.
xo^oc 90 sqq. 08.
bM.9i
Wortregister.
465
74.
noQiuvfi 128.
XdwK 429.
TiQamvo^ 60. 397. 448,
xQftTtqoii 45.
Kgar^jQ 264.
x^droq 60.
-KQfltav 59.
wrz. x^f^ 89.
Kqri&iav 174.
xQfifivoq 89.
x^öxi/ 119.
x^oro? 60.
wrz. KT/ZiV 71
xrCwvfn 72.
xTu^roq 72.
wrz. XII&- 14f>.
XV&QT} 4J6.
xia*vJ/w 122. 3,35.
♦x„y (= Jir) 88.
xvTrtX/.ot' 140.
xia&oq 149 sq«!-
xi'<7()S 150.
xrcrcrö? 150.
xvaxfi 150.
xvaxtq 150.
xi'(^fAAov 140.
x(w/fO<j 81 sqq. 88.
Xaßtü' 50. 120.
Aaßu'na; 99.
Aa/j^cti'Oi 309.
Adioq 431.
AaXdytj 427.
AdfiaUq 427.
Anfictxoq 427.
Aaoxöwr 429.
Aänvioq 99.
Aa^xot; 399.
Aa^fttS 390.
^aTii'o? 99.
AaxitiQfta 432.
Aavdaxov 431.
A«w 368.
^«wp 432.
Affcygoq 432.
Afdöf]q 432.
AfafiTiSrjq 432.
AinvS()(aq 432.
^/ai'()^Os' 431. 432
^«ayfft^a 431,
AiaQxoq 432.
AuayoQi] 432.
AfCarSqoq 431.
IfTvvn« 423 snn
Aflxi-oy 423 sqq.
VIII. 6.
Atlwdijq 431.
uieiiix^tTog 232.
Aforriffxoq 432.
Atorckxoq 432.
AfOi'Ta^CJC^JElfriii; II '2.
AcoTia^f^ 142.
./iewx^iToc 482.
JtvnvSfjq 482.
Aifovtdaq 432.
Ae(a<fdvt]q 432.
-^lytTo? 114.
A*ya^V(U 123.
Ai/i'^o? 45. 123.
Acyi]»? 45.
iltx^o? 428 sqq.
Xlxvov 423 sqq.
AZxi'Of 423 sqq.
A^r^oi' 399.
Ao^iy 398.
Ai'xay^^oiTro; 110.
Avalnufi 111.
Avam-noq 111.
^a 359.
fidyiq 374.
ftdyfia 374.
ftnyxnvtw 374.
^ä?« 374.
^a^otw 374.
/ia^cu 374.
/(ai()a 127.
wrz. ^(«x 390.
/laxtA?/ 141. 396.
/taxa;.a 140. 141. 353.
354. 396. 396.
^cexfAAoy 396.
fidxfXov 141. 396.
/idxiXoq 141. 396.
ftaxQoq 45.
/eaAa 358.
fidXfVQov 340.
^fU^ 374.
^ar 859.
fiaQfiai^)(ü 127.
fiaQjuagC^f/) 127.
ftdgfjaQoq 127.
ftaQftagvaffo) 128.
uaQvaq 127.
fidQvafi ai> 2.
-^taQTiq 127.
naaxrj 396.
ariaffO) 374.
' /laff/aXt} 374.
] ftf'txftiQct 141. 31)0.
' Maxailitq 108.
I /Uttj^iy 396.
judxt'/iioq 54.
ftdxoufti 39 o.
MtyaXoaanxrtq 427.
fittqal 55.
/i/Aaa 55.
fieXar&Tiq 106.
MeXav&ta 106.
M^ac 106.
M<ilfa/^o$ 432.
/r^aS 55.
/f/i' 144 sqq. 146. 364
sqq.
wrz. ^fif 19.
McvcJaio? 430.
Mei'ifiaxoq 430.
MivtTtroXtfioq 480.
/tiro; 19.
wrz. ^f^> 360.
^«Toc 138.
/««TaAAacu 365 sqq.
fifvaXXti'oi 366.
^iiTo? 417.
^riji' 146. 364 sqq. 85^.
Mz/Ttj^o? 428.
fiijXctvri 374.
^«'«129-147. bes. 138.
161—173.
3/i;'(oi*o*' 108.
JMiywvtTi'^ 108.
//^av 55.
ftiuviiaxfo 19.
/i*fi>^6t; 120.
wrz. ^ya 19.
wrz. ^|»;y 19.
ftolga 127.
MoftjLtü) 54.
(Jiovoq 143. 352 sqq.
fioaxoq 374.
^ot'Fal 380.
^oi/fo? 143.
fiOxXoq 374.
^wia 71.
^lUiy 840.
va^(>a^ 45.
va^xtoi' 399.
i'«^»ai 399.
ra^ioi' 399.
j vototaAo^ 399.
I i'fjJxAa 424.
i »«ftxAoi' 424.
i'fx^o^ 45.
rt'xi'q 45.
wrz. ff|tt 89.
30
466
rfVQOP 399.
rtqiiXti 141.
v^^w 261.
r^f*a 261.
Nfiqtvq 180.
NflQfftq 180.
v^jt? 261.
rriTQOV 261.
wrz. nx 428 sqq.
vCxfi 226. 424.
y^xAoi' 424.
vItqop 899.
votTTifioq 64.
yi;xT 71.
viOftdu) 89.
*yo)fto 89,
laf^o? 88.
|«ii'o? 48.
^i'v^oq 81.
i^i»©? 81 sqq.
5^905 72.
Ivftßtvoi 127.
Ji;v 88. 72.
fi/yo; 837 anm.
^vqÖv 61.
^ly^oi' 887.
6- (= skr. sa) 185.
o (lokr. =0) 850 anm.
oyx^fl 122.
oSe 865.
o^cAo^ 410.
oövQOfia^ 3.
o^6v 403.
o^t 403. 404.
oO^gii 136.
o^^i/^ 46.
oXpfi (ass) 148. 385. 336.
OloXvxfj 427.
OtöAi/xo? 427.
Olognata^ 434.
0*0$ 139.
olo? 406.
OiaTQoqiti 426.
ox^w 2. 142.
Oxpoq 185.
oAt^'orAo^ 209.
öha&oq 149.
oilo^ 143.
öijfo? 46.
Oftakoq 131. 187.
o/iijiLcl 406.
o/tfxtt 2.
6^6i;;.«t 406.
6/ioloq 187.
Wortregister.
0^0? 137.
ofiov 187.
OfAOvXoq 209.
ovofta 50.
ovo^ (ass) 148.
oi'v^/(ojefa* 121.
o|i)$ 397.
00t/ 406 anm.
OTxargoq 186.
oriccTitt^ 186.
onur&a 866.
omff&tv 866.
OTTocrcro? 414.
OTrnoTC 409.
o;i7ro«(>05 409.
onmaq 409.
'Ontdivkv 108.
o;ra)? 405.
o^foeff? 64.
OQ^yofia^ 121.
OQftavtq 54.
OQf'ynfiai 121.
o^fiai'f? 64.
o^e^oi'f? 64.
d^fu; 64.
'O(i^ayd^o? 45.
'Og&laq 45.
d^^o? 45. 108.
oQO-vq 46.
ogfyrafiat 121.
o^rt'/r» 8. 19. 268.
0^0? 46.
d^^o; 51.
oQffoC 51.
oora>Li;fn? 56.
fjQtprrj 104.
'O^yri/ 104.
6? (*;, o) 401 sqq., bes.
403. 404. 406. 408.
Offioq 400.
oaoq 404. 405. 414.
oaffoq 414.
ooT«? 404.
oTf 402. 408. 405.
'Org^gri 427.
OT^I^^Ö^ 2.
'Offcra 178.
OTTl 410.
ovdafiri 134.
ovdafio&tv 184.
ovSafioq 184.
ovdaftov 184.
ovda^üq 184.
oiUa^840.
ovla^ ij^o^clr 52.
orAat^oc 62.
ot'yo/ia60.
OiVt? 108. 485.
ovQtvq 64.
or^of 46.
'09)^oa^tTf« 108.
d^^a 404 (bis) 405.
dj^Ao« 46. 872.
ox^n 122.
djifo? 372.
nd&oq 46.
;ra(7i«JUo) 96.
TEaATxaAdfi? 95.
TlaXfiXia 99.
;iaU(» 96.
-nal 180.
wrz. TrajfT 417.
nanTairta 417.
i7oc^avTKAia 99.
7ia^/S 380.
nagO-ivoq 46.
Ilaff^rfdfi 114.
wrz. ;raT 418.
naT^AcJri;; 875.
Txaxvq 46.
TTfd« 859.
TlHgl&ooq 208.
7rfila(o^a* 121.
7r^.fx^a 45.
TtiXtxxtq 46.
nma 102.
UfAXaia 102.
naXr^ 102.
[JiXXrivfi 102.
HÄAi;« 102.
naio? 108.
n^Xofitu 90 sqq. 94 f.
nifitim 96.
ntv&tffiXta 481.
Ä^i'Ä^oq 197.
Ticnoufdaioft 14t« 846.
jr«rT^«ona 848.
wrz. ntg 1.
ne^ii;^fxxi» 89.
7r/9»| 880.
ir^wa (th.) 1.
]i/i^r^« 1 — 20.
ilf^l^TT« 486.
UfQCftporti 485.
»«rcrdc 875.
TTfrci 859.
IJiTayihttoi 85 9.
nttdrpvfti 121.
IlriXivq 174 sqq. 177 tqq.
bes. 179.
niiliop 178.
nfixvq 46. 241.
nlifaficu 121.
nCftnXfjfii 19.
TUJiQoaxw 19.
nltvtim 121.
nUvfiOv (th.) 257.
wrz. «liy 19.
nviVfiov (th.) 257.
wy^cw 267.
wrz. nvv 267.
no^cy 146.
wn. 9ioX 1. 19.
iloiU^a^/iJato? 480.
JJoXf/iovaa 427.
TToiUd? 46.
TEoilioc 96.
TToAi; 19. 45.
noXvxeaioq 151.
woAjjfO? 46.
wrz. noQ 1.
noqivoftai 29.
9io^fi;a> 29.
no^i'i; 10.
7r6(ro9 414.
wrz. nqä 1. 19.
wiz. nqay 20.
Tr^acrcroi 20.
JJgiaßotv 106.
wrz. 71^» 1.
ngCaftai 17.
TToö^oc 292.
«v^o« 241.
WIZ. nwX 1.
-nw^o^ 95.
(JiJ. 64.
^o<^^a 87.
•PotJiy 118.
'PoÄoJlo^lH.
^oni/ 119.
^viyif 64.
Qvoficu 54.
(raAffi^S 126. 898.
adyraq 126.
(rapya? 126.
irdvrogoq 127.
j^aryr^^cü 127.
^«ailKO« 128.
ae(fi 208.
(TCA^i/F 126.
Setgriv 128.
(TC^ftO« 208.
Wwtregltter.
aüaq 208.
(TcAiJn; 208.
<r/^xo$ 126.
aiQTfiq 126.
.SffTrm; 178.
Siytl 427.
£iXy^¥o$ 128.
.SJp'Sro* 128.
<r^*5 72. 74.
ttxatqm 90.
<rxceXa/?irn79 104.
(rxoAAo) 398.
SxantfiavXfi 209.
wn. (Txoc^ 90.
«rxfna«! 71.
(Txia 82.
(tnUfoq 72.
(rxo;TfiLo$ 141.
(Txo^Tiio? 898.
mtOToq 82.
(r^£li7 262.
(rncio 64.
antlqfa 274.
amv&ili} 274.
<r;ii/^0a| 45.
«rraro 6.
StimwQ 99.
JSTlQO/tfJ 188.
fff^fiutf 283.
avßadtq 407.
(n'/9a5 407.
crifv 72. 408 anm.
crv^fr/S 126-
(Tt/^eoc 407.
iftpayij 896.
atptvdovfi 90.
aifodqoq 90.
<r/^w 149.
oiäfia 452.
Talo^TEW^o? 96.
Tflc^oc 416.
T«/vc461.
re^^o? 280.
T€l/os 423.
Tix'ffav 71.
Tf>l(^ou(ra 416.
t£A;jf^i'416.
wrz. T*^ 40.
T^CT^oy 269.
Ttgifo 269.
TCT^axoVi'O* 141.
TCT^wxOKTa 349.
Tij^v? 175.
TriXfßoaq 99.
487
TffX/xoc 186.
T^XT«|121.
wrz. Tfiii 20.
ffi'iyt» 20.
Toxa 838.
To^Hsvacrcra 426.
TdIo^oi^ 426.
t6(fwoq 269.
Toaocdt 866.
T«avoc 414.
TOTf 888.
TOVTcbeif?) 882.
T^i|;^M461.
TQMxoyra 348.
T^MÜrocrio* 141. 846.
vQtyx^^ 416.
T^c^^f 268.
Tgiönaq 28.
%q6(pkfl0q 54.
Ti^jrTO) 72.
Tv^w 398.
^Ydgoft^Sowra 178.
•FfT^ 175.
^Ai; 208 sq.
VTpdq 126.
vrf^ij 126.
vnil 880.
'rnf^cUrux; 102.
'Yntqrialfi 102.
'r;i«^i}<TMi? 102.
i;;ci7^irij9 268.
vnvoq 118.
v^al 118. 126. 209.
'Y^ptvq 180.
'Fy/i/ts 180.
'Y^iftnvXfi 428.
ya/905 197.
<Pa/<^^a 111. 112. 114.
<Paurro$ 114.
tftuüroq 114.
^axeiUo? 140.
^axcAof 141.
(puoq 197.
^a^iiQti 426.
^avo9 197.
<pii 401. 406.
9^«^ 398.
9^^!^» 59.
9»f^6? 407.
ifXooq 272.
tpoCpkoq 208.
9^v7'ai 263. 273.
9i;loMcoc 48.
(pvXXov 471.
30*
468
tfVT).f] 260.
tpwyo) 203.
(fuvfi 9. 127.
wrz. *ya 187.
Xottwfu 189.
;if«ro(; 416.
jfatd? 4 IG.
XaUog 103.
j^aAcio) 190.
XakxaiOQ 420.
XaXxiTiq 109.
;^ao(; 416,
Xaoc 187-206.
196. 190.
/«ö"»05 416.
;^aiUio? lOG. m7.
XavXoq 1J)0. 11)7.
;^rtrros 196. 197.
/««Atacf r*v 48.
/«aw* 48.
Xidtoffxvfq 48.
jjffiAo? 48.
WortiogUter.
iXt^Xuif 48.
\ Xfi^fictivo) 123.
!/f^/iaios 123.
Xtifi^Qioq 128.
/«/p 398.
' /«U»ot 49.
';fmoq 48.
XiUtüv 48.
XiXftiöv 48.
/«Ai'i'iy 48.
wrz. ;f€^ 93.
i/^a^oilö; 131.
bes. ;;^^or 136.
/a*ot 48.
! ;^to;i/.»;io^- 112.
: /löi' 136.
j /AaXi'a 130.
I x^otftvö 136.
./io«^o? 266.
I/Aoi? 266.
' X^ooq 265.
/Am^oc; 214. 266.
xav 93.
, ;^^6fo? 60.
I £Qvaa(i}Q 183.
I jififi^ia 416.
! Wafta&ri 182.
I WXVTtTfQOq 101.
üifioq 88.
VZtiiS 108.
'J2(>«^^i'(a 435.
a;()05 46.
dJ? 401 sqq., bes. 402.
403.
wq 404. 405.
2) Neagriechlsch.
■ acnqov 377.
' iläXroq 876.
I Xtßddiop 877.
C. Italische sprachen.
1) Lateinisch.
abdo 280.
accalabus (mlat.) 104.
accipitcr IUI.
acetum 287.
acies 373.
addo 280.
aedituus 186.
Aegyptus 99.
aestimo 172.
Aglauros 27.
agiiicn 373.
Agranlos 27.
Ahenobarbns 98.
Aisern im 43.
&lu 372.
Alba 99.
alienus 338.
amärus 88.
amo 68.
Anaxarete 26.
anniversanus 25.
Antcvorta 22.
arbustum 288.
ardea 102. 103.
Ardea 102. 103.
arduus 103.
Arkeophon 27.
^VrsinoC 27.
ascalaphus 104.
AHcanius 97.
ascia 373.
as.^^or 373.
assir 54.
Assis 373.
asteriaa 103.
Atys 99.
audio 311.
ausim 40.
nvarus 89.
Aventinus 99.
axlcia373.
axics 878.
axilla 372.
axis 372.
axitiosi 373.
balbus 116.
jb&lo 257.
I barbarus 116.
-Barbatas 08.
I benignus 76.
'bivira 109.
! Caelios 25.
caena 212.
cälendac 266.
calo 123. 266.
Calpurnia 102.
cambio 24.
candeo 88.
cano 120.
can6rus89.
Capctus 100. 101. 102.
capidud 101.
capis 101.
cuppua 101.
Capua 100. 101.
capns 101.
Capys 100. 101. 102.
♦care 74 anm.
caraufex 812.
cascii8 208.
catus 74 anm.
cello 2.
cena 212.
Cinciiuiatiu 108.
cl&mor 63. 266.
ClaudioB 87.
clement(8) 74.
coena 212.
Collum 449.
Wortregister.
469
colona8 92.
coinmunU 886 sqq.
comperco, compesco 67.
CODCUtlO ll8.
condo 280.
cornix 123.
corvus 123.
cos 74 anm.
credo 280.
cripusculum 60.
cubo 449.
culU-r 337.
cum 337.
curia 449.
daps 397.
dator 68.
datus 68.
de 80.
dent(s) 74.
ditio 303.
dos 74 anm.
duplex 130.
Egeria 96.
cgcries 96.
egomet 146.
elicius 96.
Epitos 99.
exscroo 263.
♦fäceo 288.
facetns 287 — 289.
faveo 263. 289.
faviUa 289.
fax 289.
faxim 40.
fenus 452.
ferveo 274.
fetus 452.
tilia 228.
filius 228.
fixus 72.
flägro 68.
ü&vus 214.
flo 256.
flüs 272.
focus 289.
foedu8 2U.
folium 271.
folu8 214.
fönt (fons) 71.
fostia 214.
fostis 214.
foveo 262. 263.
firequent(rt) 74. 214.
frigo 273.
folvos 214.
Galanthias 106.
Galantbis 106.
gannio 4.
garrio 2. 126. 258.
garrulus 258.
gilvus 214.
-gno, -gnus 75 fin. 76.
gramen 265.
groccio 258.
I gnmnio 258.
! gryllo 258.
iheluo 213.
IhelvcUa 213.
Ihelvus 214.
Illerse 27.
hio 189.
llippolytus 109 sqq., bes.
110%ub f.
hir (alüat.) 398.
hoedus 214.
holitor 218.
iholus 213.
homicida 142.
hostia214.
hostis 214.
humilis 131.
Ilia 98.
invito 303.
invitus 303.
1 Iphis 26 fm.
is (ea, idj 140.
ita 139.
jacio 288.
janitos 186.
janitrix 88.
lacio 288.
lämentor 207.
Latinus 99.
lätro 267.
lavo 68.
l^pidus 288.
l^pos, ISpos 288.
libs 44.
losna 302.
j lubs 44.
ludo 304.
luna 302.
I machina 374.
■ mala 374.
. malignuH 76.
, mallcus 874.
malus 374.
Mantua 185.
Mantus 185.
massa 374.
masso 874.
maxilla 374.
mc- 859.
meddix 451.
melior 858.
messis 262.
-met 146.
mSto 262.
mistus 72.
mixtus 72.
mox 71.
munera 337.
munia 337.
municas 836.
municeps 887.
musca 71. 72.
muto 253.
ueo 261.
ncrvus 398.
nescio 80.
nescins 80.
nimis 79.
nimius 79.
nitor 804.
noct 71.
nosmet 146.
novicius 292.
■ noxa 72.
; Nuina 176 anm.
j nuncius 292.
I oboedio 311.
I oenus 143.
I üinns 143.
• olus 213.
, Opbiusia 107.
! opiscor 68.
|opufex812.
orior 18. 67.
Ipacuficor 312.
jPalatua 186.
iPalilia 98.
palus 179. 376.
Pandrose 27.
Parilia 98.
patcra 68.
paxilluH 375.
pectufl 375.
pellos 108.
I perdo 280.
peHHulus 875.
peHHUs 375.
-pico, plex 130.
470
Wortregister.
polk'ii 95.
Poinona 26.
Kub fin. und bes. 26 »qq.
puples 95.
posco 68.
PostverU 22.
Postvorta 22.
precor 68.
Priapus 25 fin.
procus 68.
prodigium 304.
proficiscor 29.
Propoetides 107 sqq., bes.
108 med.
Prosa 22.
Proteus 28.
prövincia 289 sqq.
♦prövius 292.
pulcer 68.
pulmo 257.
pulvis 95.
«luandö 133,
quietu.s 287.
quinquii-s 332.
quis 336.
ratum esto 64 sqq., bes.
67 sqq.
recupero 451.
remus 268.
reor 68 snb f.
repagulum 875.
rex 69.
rogo 68.
rosa 37.
salictum 288.
scindo 149.
screo 268.
sficulum 249.
semel 131.
sdmen 249.
sSmi 70.
semper 132.
sgro 249.
Sestius 72.
setius 303.
severus 89.
sex 71.
Sextius 72.
sillcemium 211.
Silva 208 sqq.
Silvius 99.
similLs 181.
Simplex 180. 181.
flimul 181.
singulus 131. 888.
smo 249.
solli- 138.
solliferreus 188.
soudrus 89.
sous 71, bes. 73 sqq.
sonticus 73.
sorex 126.
spatior 29.
st&men 288.
statim288.
statio 288.
Stellio 104.
stellio 104.
stcrcus 368.
stemo 2.
studeo 450.
tilio 375.
t&lus 375.
taxillus 375.
taxo 375.
tenebrae 136.
tßiebra 259.
teres 259.
tcro 259.
texo 71.
Tiberinus 99.
tomus 21. 260.
torqueo 259.
tribus241.
turbo 259.
ÜDus 143. 335. 386.
utensilia 36.
valde 358.
valeo 358.
vänus 60.
vel 358.
wrz. "S'em 88.
venio 88.
ventus 247.
vcr 25.
verStrum 60.
verres 60.
versus 21.
verticillus 21.
vertigo 21.
vertor 21.
Yertumnus 21 sqq.
Vesto 241.
vicesimus 86.
Villa 241.
Virbius 109 sqq., bes.
110.
vireo 266.
virga 47.
virgo 47.
viridis 214. 266.
vis 60.
vito 808.
vomer 462.
voro 120.
vulgus 46.
vultur 60.
Xanthiaa 72.
3) ümbrlsclL
abrunu 88.
e-est 85.
enu 88.
£0 82. 88.
£R0 81 sqq.
£RU 82.
felio 228.
Fise 87.
fratreca 219.
frosetom 87. 248.
Uurtentius 85.
Uurtutiu 85.
I 31 sqq.
ier 84.
mani 31.
manuve 81.
uesve 84.
nosve 34.
parsest 218.
pcpurkurent 219.
sarsite 216.
seh(e)meiiiar 41.
sepse 217.
si 88.
sorsali 41.
staflari 41.
sveso 219.
Tefrali 41.
nnn 88.
upeta 86.
3)
208.
deicana 88.
dekkviax6ii 40.
BISO 82.
fefkdd 88. 40.
Wortregister.
741
faid d8.
fuflid 40.
horz 35.
i 82.
lamatir 89.
ligatu 41 fin.
Ukftud 42.
H 40 bes. 41. sab f. sqq.
Hm 41 fin.
sakahfter 89.
Santia 72.
stafet 89.
»taft 89.
zicel 42.
{ 4) ABden «laMElt.
sab. Clauflitis 87.
sab. curis 449.
; Aab. flasare 41.
I Hab. qniris 449.
, unbest diaL sefei , seffi
! 42. 48.
D. Sanskritsprachen.
1) Sanskrit Prakrit
aknhm 151.
axa8 872.
anc 75.
ith& 189.
adh 47.
adhi 47.
adhünä 183.
apara 20.
abhf 80.
am 88.
ama 88.
amiva 89.
amü 184.
amla 89.
ar 268.
ari 268.
aratf 258.
aratnf 268.
arAla 268.
aritor 267.
aritra 267.
ar^dmi 8. 19.
avaskara 264.
asan 54.
A^carya 81. 90.
ämä 88.
itthdm 189.
itthlt 189.
itthät 139.
idltnim 183.
iro^th& 139.
iahira 47.
utphulla 271.
umxaya 59.
ürdhva 45.
ardhvithA 189.
r 8. 67.
pca 448.
fch 8.
pf6mi 3.
rttith& 189.
rbbu 95.
rbhva 95.
fbhvan 95.
rbhvas 95.
kankant 120.
kathdm 189.
kathlt 189.
kan 120.
kam 146.
kar 263. 267.
karömi 3.
kan.ia 448.
kala 98. 122.
kärd 267.
karava 122. 267.
käravaiia 122.
kani 267.
kirämi 2.
kirf 267.
kirtf 267.
ka? 122.
*knh 151.
kuhaka 151.
k{*9&mi 2.
krand 267.
kram 89.
kland 267.
kvan 122.
xaiji 71.
xaya 60.
xap 71.
xdpns 60.
xamli 186.
-xaya 69,
xar 90. 268.
xal 90.
xi 71.
xiprd 60.
xiir 59.
xmi 189.
kha 193. 195.
:gav 10.
gar 258.
i j^drishtha 4.
I gdriya? 5^.
I gnni 3.
galbh 50.
gir 258.
gn 91.
^ gtird 8. 4.
Igah 149. 151.
' gr^ämi 2.
gfhn^mi 5.
gocara 91.
gojmga 91.
' güshtba 91.
'gna 117. 139.
gva 91.
gvin 91.
ghana 8.
ghar 266. 278.
gharmd 274.
ghäta 8.
ghu^ 9.
pr. gha^n 8.
ghürv 7.
gfara^s 278.
gbrapsa 278.
gh^a 274.
ghr'vi 266. 274.
rancur 8.
cam 81, bes. 82 sqq. 88.
camatkära 82.
' camasd 82.
oamüi 82 fin. sqq.
camp 82.
car 81. 90. 91.
carishnii 94.
cam 92.
carkfti 267.
i